Titel: Neuere Dampfkessel.
Fundstelle: Band 300, Jahrgang 1896, S. 294
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Neuere Dampfkessel. (Schluss des Berichtes S. 279 d. Bd.) Mit Abbildungen. Neuere Dampfkessel. Montupet's Kessel mit raschem Umlauf. Textabbildung Bd. 300, S. 294 Fig. 7.Montupet's Kessel. A. Montupet ist beim Entwurf seines Kesselsystems bestrebt gewesen, einen raschen Wasserumlauf zu erzielen, sowie auch allen Kesseltheilen die Möglichkeit freier Ausdehnung zu sichern. Die Anordnung des ganzen Kessels ist aus Fig. 7 zu ersehen, die der Röhren aus Fig. 8. Der als Beispiel vorgeführte Kessel hat einen verhältnissmässig geringen Wasserraum, obwohl Montupet auch Kessel mit grossem Wasserraum anfertigt, falls die besonderen Betriebsverhältnisse einen unregelmässigen Dampfverbrauch bedingen. Der Kessel ist mit Ueberhitzer versehen, der an der Decke des Mauerwerkes angeordnet ist. Eine der Röhren ist in Fig. 8 dargestellt. Der Wasserkasten ist durch die Wand C in zwei Theile getrennt, von denen der vordere D zum Einführen des Wassers dient. Letzteres macht in der Richtung des Pfeiles seinen Weg durch das innere offene Rohr, streicht dann durch das äussere Rohr T und entlässt den Dampf in den Theil E. Das äussere Rohr ist durch den Deckel R abgeschlossen. Die Verbindungsweise mit der Wand des Wasserkastens ist aus der Fig. 8 leicht zu ersehen. Der Verschluss B hat eine Grösse, die zum Auswechseln und Reinigen des Rohrsystems ausreichend gross ist. Nach Versuchen von Hirsch kann der Kessel stündlich 80 bis 250 k Dampf auf eine Heizfläche von 1 qm entwickeln. Textabbildung Bd. 300, S. 294 Fig. 8.Montupet's Kessel. Die Röhren sind nach der vorstehenden Beschreibung an zwei einander nahe liegenden Punkten im Wasserkasten befestigt, am geschlossenen Ende liegen sie frei auf und können sich in der Längsrichtung ungehindert ausdehnen. Ist ein grösserer Wasserraum erforderlich, so wird der Oberkessel zweckmässig in der Richtung der Siederöhren angebracht. Ein in der Ausstellung von Angers in Betrieb gewesener Kessel hat 8,75 k Wasser mit einem Aufwände von 1 k Steinkohle verdampft. Sicherheitsröhrenkessel von West. Dieser Kessel ist in erster Reihe zum Dienst auf Schiffen bestimmt, findet aber auch anderwärts Verwendung. Fig. 9 und 10 zeigen denselben, nachdem die äussere Bekleidung entfernt ist. D sind die Siederöhren, welche mit den senkrechten Stahlgussröhren A verbunden sind. Letztere werden von dem Verbindungsrohre C aus gespeist und liefern ihren Dampf in das Verbindungsrohr B. Der Dampfsammler liegt oberhalb der Siederöhren und dient nebst den schlangenförmig um ihn gelegten Röhren als Ueberhitzer. Sämmtliche Röhren D haben gleiches Maass und können unter einander ausgewechselt werden; sie liegen unter 5° geneigt und sind an beiden Enden mit Gewinde versehen. Zum Einschrauben derselben dient ein Specialwerkzeug (Fig. 11), welches mittels konischer Flächen nachstellbar ist und mit Hilfe von Kurbel und Handrad die Gewinde der Röhren in die Mutterfläche presst. Die einzelnen Röhren A werden mit 1000 Pfund auf den Quadratzoll, der zusammengesetzte Kessel mit 500 Pfund abgepresst. Kleinkessel von Johnston. Ein stehender Kleinkessel (Fig. 12 und 13) ist von G. Johnston in Springburn, Lanark, angegeben und demselben unter dem 14. August 1895 patentirt (Englisches Patent Nr. 15263). Der obere Theil des Kessels besteht aus den cylindrischen Wänden A und G, die den Wasserraum bilden. Der Boden des Kessels ist mit dem Wasserraume durch acht Röhren B verbunden und bildet einen ringförmigen Wasserraum C, von dem aus die Heizröhren DEF ausgehen, die in den oberen Theil des Kessels münden und dort an dem Cylinder G befestigt sind. An der Mündung der Röhren ist ein Mantel angebracht zur Abscheidung des mitgerissenen Wassers. I ist der Verbrennungsraum, in welchem ein lebhafter Umlauf des Wassers stattfindet. Der Kessel ist für flüssiges Brennmaterial bestimmt, für welches der Raum K bestimmt ist; L ist eine Brennscheibe, die der Flamme die Richtung um die Röhren herum anweist; der Block M von feuerfestem Material befördert diese Richtung. Die Befestigung des Deckels ist in der Figur nur angedeutet. Textabbildung Bd. 300, S. 295 Sicherheitsröhrenkessel von West. Lindemann's Kessel mit Sparfeuerung. Die Sparfeuerung der Osnabrücker Maschinenfabrik von E. Lindemann besteht in ihren Haupttheilen aus: 1) einem gesetzlich geschützten Plattenrost, 2) einem hermetisch geschlossenen Aschefall, 3) einem Dampfstrahlunterwindgebläse. Textabbildung Bd. 300, S. 295 Kleinkessel von Johnston. Der Plattenrost wird aus mehreren dicht neben einander liegenden gusseisernen Rostplatten hergestellt, deren Längen und Auflageflächen gleich denen der bisher verwendeten Roste aus Roststäben und deren Breite ein Vielfaches der Roststabbreite, in der Regel nicht über 250 bis 260 mm ist. Diese Platten sind mit hexagonal angeordneten Luftlöchern versehen, sie sind nach der dem Aschefall zugekehrten Seite glockenförmig gestaltet und münden nach der Feuerfläche zu in kleinen gebohrten Löchern aus. Durch diese Anordnung wird erreicht, dass die Rostplatte fast überall gleichmässige Wandstärke hat; sie wird durch die sie umgebende Luft äusserst wirksam gekühlt, weshalb diese Rostplatten auch von dem Feuer fast nicht angegriffen werden, und das Festbrennen der Schlacken ausgeschlossen ist. Dass bei dieser Rostanordnung nur mit Unterwind gearbeitet werden kann, liegt wohl auf der Hand, es muss deshalb der Aschefall dicht geschlossen sein. Die Art des Verschlusses richtet sich nach der Kesselconstruction; derselbe wird dementsprechend aus guss- oder schmiedeeisernen Platten oder aus Mauerwerk hergestellt, in welchem Luftzuführung angeordnet werden muss. Die Luftzufuhr wird in der Regel durch ein Dampfstrahlunterwindgebläse bewirkt; da diese günstig arbeiten und nur ein geringes Dampfquantum erfordern, um die erforderliche Luftmenge zu erzeugen. Durch Drehen eines Handrädchens kann die Luftzufuhr geregelt werden. Auch werden durch diese Einrichtung die Kessel sehr geschont, da beim Betriebe der Feuer kalte Luft nicht durch die Feuerthüren treten kann, denn durch die künstliche Luftzuführung ist im Feuerraum immer ein kleiner Ueberdruck, welcher den Zutritt kalter Luft nicht gestattet. Der Luftstrom von 25 bis 30 mm Wassersäule hält das Brennmaterial auf der Platte immerwährend in tänzelnder Bewegung. Die feinkörnigen und solche Brennstoffe, welche auf gewöhnlichen Rosten mit Vortheil nicht mehr verwendet werden können, welche sich aber für die Sparfeuerung sehr gut eignen, sind in der Regel sehr billig zu haben, weshalb bei Anwendung der Sparfeuerung die Ausgaben für Brennmaterialien ganz wesentlich geringer werden. Es sollte deshalb jeder Besitzer von Dampfkesseln oder anderen Feuerungsanlagen, dem solches minderwerthige Brennmaterial, wie Koksabfälle, Schröbeln u. dgl. zu Gebote steht, eine Verbesserung, welche ihm Nutzen und Ersparnisse einbringt, in seinem Betriebe unbedingt aufnehmen, denn die Anlagekosten einer solchen Sparfeuerung machen sich in den meisten Fällen schon nach ganz kurzer Zeit bezahlt. Der Erfinder empfiehlt diese Sparfeuerung den Dampfkesselbesitzern und bittet bei Anfragen anzugeben: 1) die Bauart des Kessels und Grösse der Heizfläche, 2) die Länge und Breite bezieh. den Durchmesser der Roste, 3) die bisher verbrauchte Kohlenmenge in der Stunde und die Qualität derselben. Die, vom Erfinder auch eingeräumten, Nachtheile dieser Feuerungseinrichtung bestehen darin, dass aus den vorgenannten Gründen auch keine Asche durch die Löcher in den Aschefall gelangen kann, diese also sich als ganz feine Flugasche in den Zügen wiederfindet und von hier je nach dem Gange des Feuerns alle paar Monate entfernt werden muss. Ferner dauert das Anheizen des Kessels, wenn derselbe mit frischem Wasser gefüllt ist, etwa 1 Stunde länger als beim Planroste, und endlich wird durch das Unterwindgebläse ein etwas störendes, zischendes Geräusch verursacht. Diese Uebelstände sind aber gegenüber den vielen Vorzügen, welche diese Feuerung hat, so geringfügig, dass dieselben kaum in Betracht zu ziehen sind. Das Feuer kann, wie erwähnt, mittels eines Handrädchens beliebig geregelt werden. Wird zu wenig Luft zugeführt, so ist das Feuer klein, wird aber überflüssig viel Luft zugeführt, so erlischt das Feuer durch die Abkühlung, da es dann einfach ausgeblasen wird. Der Heizer ist also gezwungen, stets die richtige Luftmenge zuzuführen, dadurch wird aber die Verbrennung eine fast vollkommene und die Rauchbildung auf das geringste Maass zurückgeführt.