Titel: Schiffsgeschwindigkeitsmesser nach Art der Pitot'schen Röhre.
Autor: Rr.
Fundstelle: Band 303, Jahrgang 1897, S. 67
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Schiffsgeschwindigkeitsmesser nach Art der Pitot'schen Röhre. Mit Abbildungen. Schiffsgeschwindigkeitsmesser nach Art der Pitot'schen Röhre. Dieses Instrument (D. R. P. Nr. 86839) ist der Pitot'schen Röhre nachgebildet, jedoch sind wesentliche Uebelstände der Pirschen und auch der Darcy'schen Röhre beseitigt. Die Ablesung an der Scala geschieht in bequemer Höhe, und zwar nicht nur für einen Augenblick, sondern auch in fortdauernder Beobachtung; auch ist eine Zeichengebung in die Ferne ermöglicht. In Fig. 1 ist dieses Instrument dargestellt zum dauernden Ablesen und in Fig. 2 zum Zeichengeben in die Ferne. bb1 sind die beiden senkrechten Schenkel des U-Rohres, die in ihrem oberen Theil aus Glas bestehen und an dieser Stelle mit einer durch Versuch ermittelten Scala versehen sind. An ihren unteren Enden aa1 sind die Schenkel rechtwinkelig umgebogen, aber nicht wie bei Darcy nach derselben, sondern nach entgegengesetzten Seiten. Oben, wo die Schenkel an einander stossen, ist ein Hahn f angesetzt, darüber eine Hohlkugel k nebst Hahn p; ausser dem seitlich an der Kugel ein Hahn l, der in Verbindung mit einer nicht gezeichneten Saugluftpumpe steht. Textabbildung Bd. 303, S. 68 Schiffsgeschwindigkeitsmesser. Der Theil des U-Rohres, welcher die Scala enthält, wird in beliebiger Höhe über Deck senkrecht aufgestellt und die unteren, umgebogenen Enden aa1 längsschiff ins Wasser gebracht, so dass die relative Bewegung des Wassers die Richtung der Pfeile hat. Wird Hahn p geschlossen und l geöffnet, so entsteht Luftverdünnung in der Kugel und dem ganzen Rohrsystem. In Folge dessen steigt das Wasser in beiden Schenkeln, alle Luft aus dem Rohre verdrängend, bis in die Kugel. Jetzt werden die Hähne f und l geschlossen. Durch p lässt man von einer auf Wasser schwimmenden Flüssigkeit die Kugel etwa halb voll laufen. Diese Flüssigkeit muss leichter als Wasser sein, darf sich aber nicht mit demselben mischen oder darin auflösen; geeignet würde z.B. Erdöl sein, das man zur Erleichterung des Ablesens roth gefärbt hat. Alsdann wird durch vorsichtiges Oeffnen des Hahnes f von dem Erdöl eine gewisse Menge in die Schenkel bb1 gelassen. Es kommt nicht auf die Menge an, es darf nur nicht zu viel sein, weil man beide Endpunkte des Erdöls gleichzeitig auf der Scala sehen können muss, und nicht zu wenig, weil es sonst mitgerissen wird. Der Unterschied gegen das Pitot'sche Rohr ist nun der, dass man an vorliegender Röhre in bequemer Höhe, sei es 3, 4, 6 und mehr Meter hoch über Wasser ablesen kann, wobei die Hebungen und Senkungen des Schiffes ohne Einfluss sind, und dass die Scalentheile erheblich vergrössert sind, weil man als Gegendruck gegen die Geschwindigkeitshöhe nicht eine Luftsäule, sondern eine Erdölsäule hat. Wenn z.B. das Wasser in dem rechten Schenkel um 1 cm steigt, so zeigt das nicht etwa an, dass bei a1 ein um 2 cm grösserer Druck herrscht als bei a; denn es ist für a1 sowohl wie für a noch die linke bezieh. rechte Erdölsäule in Betracht zu ziehen, welche sich offenbar ebenfalls um 2 cm von einander unterscheiden, so jedoch, dass der vom Erdöl ausgeübte Druck links grösser ist als rechts. Wir haben also rechts 2 cm Wasser mehr und 2 cm Erdöl weniger als links. Der auf der rechten Seite vorhandene Ueberdruck entspricht also der Differenz dieser beiden Drucke, ist mithin nur so gross, wie es 2 cm einer Flüssigkeit von 1 – 0,9 = 0,1 spec. Gewicht entspricht. Es wird also ein Ausschlag von 2 cm eintreten, wenn bei einer Füllung mit Luft an Stelle von Erdöl nur 2 mm Ausschlag eintreten würden. Die Scalentheile sind also bei dem Instrumente von zehnfacher Grösse. Fig. 2 stellt das Instrument dar, eingerichtet, um bei bestimmten Geschwindigkeiten elektrische Zeichen zu geben. Die schwarz dargestellte Flüssigkeit bedeutet Quecksilber. Es sind Drähte in das Glas eingeschmolzen, die durch das Quecksilber leitend verbunden werden, wenn die Geschwindigkeit eine bestimmte Grösse erreicht hat. Solcher Drähte können so viele Paare angebracht werden, als man verschiedene Geschwindigkeiten anzeigen will. Ausserdem kann man auf bekannte Weise auf einem durch ein Uhrwerk getriebenen Papierstreifen die jeweilig geschlossenen Stromkreise dauernde Zeichen machen lassen und so einen Apparat herstellen, der die Geschwindigkeit selbsthätig registrirt. Rr.