Titel: Neue Telephon-, Telegraphen- und Signaleinrichtungen.
Autor: Conr. Hesse
Fundstelle: Band 304, Jahrgang 1897, S. 62
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Neue Telephon-, Telegraphen- und Signaleinrichtungen. Von Conr. Hesse, Ingenieur in Berlin. (Fortsetzung des Berichtes S. 34 d. Bd.) Mit Abbildungen. Neue Telephon-, Telegraphen- und Signaleinrichtungen. Fernsprechumschalter (Vielfachumschalter). Zunächst sei zu dem in D. p. J. 1896 301 76 beschriebenen Naglo'schen Umschalter (System Hess-Raverot-West) eine selbsthätige Schaltvorrichtung zum Ein- und Ausschalten der auf dem Fernsprechvermittelungsamte befindlichen Sprech- und Rufapparate nachgetragen. Durch diese in Fig. 11 schematisch dargestellte Einrichtung wird bezweckt, däss mehrere von den sonst mit der Hand ausgeführten, bei jeder Herstellung einer Verbindung sich wiederholenden Arbeitsverrichtungen von einem selbsthätigen Werke ausgeführt werden, welches Werk bei einem bestimmten Handgriff in Wirksamkeit tritt und dann in der bestimmten Reihen- und Zeitfolge die vorgeschriebenen und in Frage kommenden Verbindungen herstellt. Textabbildung Bd. 304, S. 63 Fig. 11.Selbsthätige Schaltvorrichtung West-Naglo. An die Leitungen TM ist der Fernsprecher und die Inductionsspule mit dem Mikrophonstromkreis in bekannter Weise angeschlossen. Die Leitungen B führen zur Weckbatterie; in diese Leitungen ist ein Pol Wechsler einzuschalten, wenn der Gleichstrom der Batterie, bei Verwendung von polarisirten Weckern in den Theilnehmerstationen (Inductoranruf), in Wechselstrom umgewandelt werden muss. S1 und S2 bedeuten die Verbindungsstöpsel des Zweischnursystems, zwischen die eine Schlussklappe SK eingeschaltet ist. Das Schaltwerk wird gebildet aus zwei Scheiben s1s2, die auf einer dauernd sich drehenden Achse a sitzen und beim Hochheben des Stöpsels S2 mit letzterer gekuppelt werden. Beim Umlaufen der Scheiben bewirken diese mittels ihrer Einschnitte und Federn h1h2 die Einschaltung der Weckbatterie, während über die Federn und Contacte i3 i4 und c1 ÷ c4 der Sprechapparat des Beamten mit den Stöpseln bezieh. den Theilnehmerleitungen für eine gewisse Zeit verbunden wird. Beim Anruf eines Theilnehmers und Niederfallen des Klappendeckels auf dem Amte wird ein Localstromkreis mit einer seiner Leitung zugehörigen Glühlampe eingeschaltet. Der Beamte stöpselt die rufende Leitung hierauf mit dem Stöpsel S1. Beim Einführen in die Klinke werden zwei gegenüberliegende Klinkenfedern über den isolirten Messingring r leitend verbunden und dadurch ein zweiter Glühlampenstromkreis eingeschaltet, deren Lampe weiter leuchtet, wenn der Beamte die gefallene Klappe nun wieder hochlegt und damit die erste Lampe erlöscht. Der Sprechapparat des Vielfachumschalters ist nunmehr über S_1\left<{{s\,i_1\,H_4\,c_2}\atop{k\,i_2\,H_3\,c_4}} eingeschaltet. Nachdem der Beamte den Wunsch des rufenden Theilnehmers entgegengenommen, sieht er nach der Glühlampentafel, ob die gewünschte Leitung frei ist. Zur Herstellung der Verbindung bei freier Leitung steckt er den Stöpsel S2 in die betreffende Theilnehmerklinke, wobei, ebenso wie vorhin gesagt, eine Glühlampe eingeschaltet wird. Beim Abheben des Stöpsels S2 wird ein um die Achse d drehbarer Hebel H1 frei. Auf der Achse d ist nun ferner noch ein Hebel H2 drehbar angeordnet; der letztere trägt isolirt die beiden Hebel H3 und H4 mit den Federn i3i4. Durch die Federkraft der Spiralfedern i1i2 drehen sich die Hebel H2 und H1 im Sinne des Uhrzeigers, sobald der Beamte den Stöpsel S2 hochhebt. Bei dieser Drehung des Hebels H2 heben sich die Contactfedern i3i4 von c4c2 ab und bewirken, ohne c3c1 schon zu berühren, die Ausschaltung des Sprechapparates des Beamten; die Drehung von H2 hört auf, wenn der Zapfen Z gegen die Stirnfläche der Scheibe s1 stösst. Gleichzeitig fangen nun – beim Abheben des Stöpsels S2 – die Scheiben s1s2 an sich zu drehen und pressen dabei die Federn h1h2 nach rechts und gegen die Contacte c5c6. Hierdurch wird die Batterie B mit dem Stöpsel S2 verbunden und ein Weckstrom zu dem zu rufenden Theilnehmer gesandt. Haben sich nun die Scheiben ziemlich einmal herumgedreht, so fällt das Isolationsstück der Feder h2 wieder in den Einschnitt der Scheibe s2, wodurch die Weckbatterie ausgeschaltet wird. Der Zapfen Z arretirt nun auch durch Einfallen in den Einschnitt der Scheibe s1 diese und die Scheibe s2. Die Federn i3i4 legen sich hierauf gegen die Contacte c1c3 und verbinden damit die beiden Stöpsel S1S2 über die betreffende Schlussklappe SK. Zwischen i1 und c1i2 und c3 sind Widerstände w1w2 eingeschaltet; diese sollen den Betrieb dadurch sichern, dass ein Theil des nach S2 geschickten Rufstromes zum rufenden Theilnehmer gelangt, so dass dieser durch ein Knacken in seinem Telephon den erfolgten Anruf hört. Läuten nach beendetem Gespräch die Theilnehmer ab, so fällt die Schlussklappe SK. Beim darauf erfolgenden Herausziehen der Stöpsel erlöschen die Glühlampen und beim Aufsetzen des Stöpsels S1 auf den Stöpselsitz wird die Schlussklappe wieder gehoben. Durch das Zurückbringen des Stöpsels S2 auf den Hebel H1 wird H2 und mit ihm Hebel H3H4 in die dargestellte Ruhelage zurückgebracht. Sein System und diese seine Schalt Vorrichtung hat Jul. H. West in der Elektrotechnischen Zeitschrift, Heft 31 vom 30. Juli 1896, eingehend beschrieben und in Heft 48 sodann eine neue Construction dieser Schaltvorrichtung angegeben. Hiernach setzt sich die Thätigkeit der Beamten (Abfragebeamten – Verbindungsbeamten) bei Herstellung einer Verbindung durch die Gruppenschaltung und bei Verwendung der Schaltvorrichtung aus folgenden Verrichtungen zusammen: A. Wenn die verlangte Leitung besetzt ist. Im Abfrageschrank: 1) Stöpselung der Klinke des rufenden Theilnehmers (12), 2) Meldung: „Hier Amt“ – Entgegennahme der verlangten Anschlussnummer (b 15) – Prüfung durch Ansehen der Glühlampentafel, ob die Leitung (b 15) frei ist – und Rückmeldung: die Leitung (b 15) ist besetzt, 3) Entstöpselung der Klinke des rufenden Theilnehmers (12). B. Wenn die verlangte Leitung frei ist. Im Abfrageschrank: 1) Stöpselung der Klinke des rufenden Theilnehmers (12), 2) Meldung – Entgegennahme – Prüfung (vgl. unter A 2), 3) Niederdrücken der Sprechtaste und Meldung an den Verbindungsbeamten, 4) Entstöpselung der Klinke des rufenden Theilnehmers (12). Im Verbindungsschrank (a b): 5) Stöpselung der verlangten Klinke (b 15), 6)         „          „   Klinke des Rufenden (a 12), 7) Entstöpselung der Klinke a 12, 8)            „            „       „    b 15. Bei starkem Verkehr und auf einander folgenden Anrufen setzen sich dann vier Handgriffe des Abfragebeamten (A3 A1 und B4B1) zu zwei Handgriffen zusammen. Eine Schaltung für Vielfachumschalter mit Schleifenleitungen betrifft das D. R. P. Nr. 88807 der Firma R. Stock und Co. in Berlin. Die Anordnung bezweckt die Ersparniss von Leitungsmaterial bei Schleifenleitungsanlagen, indem die beiden Leitungsdrähte direct zu einer Anrufklappe führen und von hier in Abzweigung hinter einander zu den Klinken. Es fällt demnach wie bei dem von mir früher angegebenen System (D. R. P. Nr. 80783) „Vielfachumschalter für Fernsprechvermittelungsämter mit Schleifenleitung unter Fortfall der besonderen Prüfungsleitung“ der dritte Draht in den Vielfachumschaltern fort, und die Schleifensprechleitung im Amt wird gleichzeitig als Prüfleitung verwendet. Bei einem Vermittelungsamt mit 6000 Theilnehmern und senkrechten Vielfachumschaltern wird die Ersparniss an Leitungsmaterial etwa 40000 m 20 aderiger Stanniolkabel betragen; ferner wird an jeder der etwa 190000 Klinken je eine Feder erspart. Die Gesammtersparniss beläuft sich bei einem derartigen Amte gegenüber den vordem bekannt gewordenen Systemen demnach auf etwa 70000 M. Ausserdem wurde bei dieser in Fig. 12 gezeigten Schaltungsweise in Betracht gezogen, dass ein bestehendes Vermittelungsamt mit Einzelleitungsbetrieb und besonderer Prüfungsleitung, wie sie gegenwärtig bei der Reichspostverwaltung im Gebrauch sind, ohne neue bezieh. andere Klinken und Kabel zu benöthigen, direct in ein Amt mit Schleifenbetrieb verwandelt werden könne, indem nur die Kabelabzweigungen und -verbindungen an den Klinken umgelöthet werden. Textabbildung Bd. 304, S. 64 Fig. 12.Schleifenleitung ohne besondere Prüfleitung. Zu diesem Zwecke tritt, entsprechend der Klinkenconstruction der Einzelleitungssysteme, an Stelle der Federn a in Fig. 12 die Klinkenhülse k, d.h. Feder a und Hülse k sind einfach vertauscht und liegen anstatt k und b die Federn a und b abhebbar auf einander. Die Leitungen l1l2 führen in Fig. 12 links weiter über die entsprechenden Klinken der übrigen Umschalter zur Theilnehmerstation; die Leitungen s1s2 gehen zu einem, dem Stöpsel S2 ganz gleichen Stöpsel S1 der Zweischnuranordnung; über die Leitungen 13, 14 sind ebenso, wie die Leitungen 11, 12 und die Federn m1m2 der Abfrageklinke K, die Federn m1m2 mit der Klappenwickelung A der übrigen Theilnehmer mit der gemeinsamen Batterie AB verbunden. Die Abfrageklinke K weicht von den allgemeinen Klinken insofern ab, als sie noch mit zwei besonderen Federn m1m2 ausgestattet ist, welche, gegen die den Federn b entsprechende Feder n um 90° verdreht, an der Klinke befestigt sind. Die Schneiden der Federn m1m2 liegen einander gegenüber. Beim Einführen des Stöpsels stellt die leitende Spitze desselben vorübergehend eine Verbindung zwischen m1m2 her und schliesst dadurch einen Localstromkreis über die Aufrichtwickelung A der Anruf klappe und die Batterie AB. Die beim Anruf gefallene Klappe wird somit völlig selbsthätig beim Abfragen wieder gehoben. Ist der Stöpsel in die Klinke ganz eingesteckt, so ruhen die Schneiden der Federn m1m2 auf dem Isolationsring i des Stöpsels auf. Textabbildung Bd. 304, S. 64 Fig. 13.Schleifenleitung ohne besondere Prüfleitung. Denkt man sich den Stöpsel S2 aus der Klinke K2 entfernt, so gestaltet sich der Betrieb wie folgt: 1) Anruf des Theilnehmers über l1, k, b, k, n, F, l2 – Abfragen durch Einstecken des Stöpsels S1 in die Abfrageklinke K – selbsthätiges Zurückstellen der Klappe über AB, 12, m2, S1, s, m1, A, 11, AB. 2) Prüfen des Theilnehmers durch Anhalten der Spitze s des Stöpsels S2 an die gewünschte Theilnehmerklinke. Ist in einem anderen Schranke die Leitung besetzt, so steht der Zinkpol Z der für das ganze Amt gemeinschaftlichen Prüfungsbatterie PB über 6 und s4 (bezieh. s2) mit der Leitung l1 des gestöpselten Theilnehmers in Verbindung. Wenn beispielsweise die Klinke K1 gestöpselt ist und bei K2 geprüft wird, so entsteht – und zwar nur für die Dauer der Prüfung – folgender Stromkreis: PB, Z, AE (Amts-Erde) zum gestöpselten Vielfachumschalter, hier über 6, s4, S2, K1, k, l1 zum prüfenden Beamten K2 und daselbst über b, k, S2, s, s3 (U1 umgestellt), g, 4, D, 9, Is, H (Knacken im Telephon), 10 (T gedrückt) und c nach PB zurück. Ist eine Klinke links von der geprüften besetzt, so geht der Prüfstrom beim Anhalten des Stöpsels an K2 von der Prüfbatterie PB über l1 nach links und über l2, die Wickelung F der Anrufklappe über n, k, b, k, l1 zur Klinke K2 und über die Stöpselspitze und das Telephon zur Prüfbatterie zurück. 3) Anrufen des Theilnehmers erfolgt durch Niederdrücken der Taste D von der Weckbatterie WB aus. 4) Zum Abfragen und Mithören des Beamten steht der Hörschlüssel U1 auf eg, in Gesprächsstellung der Theilnehmer auf fh. Zwischen die Contacte fh kann auch eine Schlussklappe eingeschaltet werden. Es ist jedoch angenommen, der Einfachheit halber die Anrufklappe zum Schlusszeichen zu verwenden, und daher zugleich dafür gesorgt, dass nur die Anrufklappe des rufenden Theilnehmers im Stromkreis der verbundenen Theilnehmer liegt, während die Anrufklappe des anderen Theilnehmers und Vielfachumschalters todtgelegt wird. Die auf das Schlusszeichen gefallene Anrufklappe wird beim Ausziehen des Stöpsels, wie vordem beschrieben, wieder selbsthätig aufgerichtet. Die vorgenannte Schaltung von Stock und Co. ist in Fig. 13 veranschaulicht. Die Stöpsel und Sprechapparate sind hier, als im Wesentlichen bekannt, fortgelassen. Die Leitungsdrähte ab der Schleifenleitung L führen über die Spulen n und o der Anrufklappe hinter einander zu den Klinkenhülsen c und den abhebbaren Federn df der Klinken K zu einer Controlbatterie CB, welche an Erde liegt. Die Abfrageklinke AK und die Spule m sind von den Drähten ab in Abzweigung eingeschaltet. Bei einem Anruf wird der Anker g angezogen und der Klappendeckel k ausgelöst. Zwecks Abfragens wird in bekannter Weise die Abfrageklinke AK gestöpselt und zum Prüfen die Spitze des zweiten Stöpsels an die betreffende Klinke K angehalten. Wenn die Leitung frei ist, so geht bei der Prüfung ein Strom von CB über die Federn df sämmtlicher Klinken K über die Wickelungen nmo der Anrufklappe zu den Klinkenhülsen c zur Stöpselspitze und über den Stöpsel, Hörschlüssel, Fernsprecher zur Erde und Controlbatterie CB zurück. Es erfolgt somit ein Knacken im Telephon. Ist die Leitung gestöpselt, so ist die nach CB liegende Feder d offen und die Controlbatterie somit von der betreffenden Leitung abgeschlossen. Bei einer Schaltung der Firma Groos und GrafD. R. P. Nr. 89755. in Berlin sind die Klinkenfedern gänzlich fortgefallen. Die Theilnehmerleitung wird über die Klinkenbuchsen geführt und ist im eigenen Schrank zu den Sprechapparaten abgezweigt. Sie läuft dann über eine Anruf klappe und einen hohen Widerstand zur Erde. Zwischen der Anrufklappe und dem Widerstand ist wiederum in Abzweigung zur Erde der Hörschlüssel mit der Stöpselschnur und dem Stöpsel, die Anruftaste und der Fernhörer eingeschaltet. Telegraphenapparate. Abweichend von den bekannteren Constructionen ist ein Typendrucktelegraph von A. Merrel und A. Duffek in Prag. Nach der Patent-Nr. 88179 sind die Drucktypen auf dem Umfang einer rotirenden Scheibe angebracht, mit welcher bei gleicher Umfangsgeschwindigkeit eine elektrisch bewegte Druckwalze, welche beim Herunterdrücken des Typentasters das Papier zwischen sich und der betreffenden Type mitnimmt, in Verbindung steht. Zu beiden Seiten der Scheibe befinden sich, in einer vom Umfang zur Mitte sich erstreckenden Spiralcurve vertheilt, 2 × 13 Stromschlusstücke. Die 52 hervorstehenden Buchstabennummern und sonstige Zeichen der Scheibe sind mit 104 ganz am Umfang der Scheibe kreisförmig vertheilten Stromschlusstücken verbunden; zu beiden Seiten des Druckapparates bezieh. der Scheibe sind Ständer mit Stromschlusskästen angeschraubt. Der Stromkreis ist beim Herunterdrücken der Taste erst dann geschlossen, wenn das entsprechende Stromschlusstück der Spiralcurve, welches um 90° vor dem Buchstaben oder Zeichen verschoben ist, mit dem in dem Stromschlusskasten befindlichen Stift zusammentrifft. Es soll hierdurch erreicht werden, dass mehrere in der Reihenfolge der Typen nach einander folgende Zeichen auf einmal auf den Tastern angedrückt bezieh. auf einmal telegraphirt werden können. Grösseres Interesse dürfte ein von Antoine Damaskinos in ParisPatent-Nr. 90621. construirter Doppelschreiber beanspruchen. Dieser nach Art der Heberschreiber (Siphonrecorder) gebaute und für die Unterseetelegraphie bestimmte Apparat ermöglicht durch Anwendung von Doppelschriftzeichen ein weitaus schnelleres Arbeiten. Auf einer Grundplatte ist eine mit einer eigenthümlich geformten Papierführungsrinne versehene Metallschiene befestigt. Die Rinne gibt dem Papierstreifen des Apparates eine ⊔-Gestalt. Der Streifen läuft in seiner gewöhnlichen und bekannten Form in die Rinne ein, wird in dieser durch einen Steg  ⊔-gefalzt und verlässt am anderen Ende die Rinne unter Zuhilfenahme eines zweiten Steges wieder in der ursprünglichen glatten Form. In dem mittleren engeren Theil dieser Papierrinne schwingt nun ein doppelseitiger Schreibstift des Farbschreibers. An dem Farbschreiber bezieh. Farbbehälter befindet sich eine in zwei senkrechten Platindrähten aufzuhängende Stange, die durch einen Faden mit einer Spule verbunden ist. Diese Spule besteht wie bei dem Heberschreibapparat aus einem kleinen mit dünnem isolirtem Kupferdraht bewickelten Rahmen, der, an einem Seidenfaden aufgehängt, in einem kräftigen magnetischen Felde schwebt. Der Faden ist so gespannt, dass in der Ruhelage des Rahmens bezieh. der Spule der Farbschreiber genau in der Mitte der Papierrinne hängt, die beiden Stifte des Schreibers das Papier zu beiden Seiten der ⊔-förmigen Rinne also nicht berühren. Es wird nun ohne weiteres verständlich sein, dass beim Durchsenden eines Telegraphirstromes durch die Spule je nach der Stromrichtung eine Ablenkung bezieh. Drehung erfolgt, die dem Faden und dem Farbbehälter durch Anziehen oder Nachlassen des ersteren mitgetheilt wird. In Folge dessen berührt der eine oder andere der beiden Stifte den hochgebogenen Rand des Papieres in der Rinne und zeichnet hier ähnlich der Morse-Schrift die Zeichen auf das immer weiter laufende Papier auf. Die ganze seitliche Schwingung des Farbbehälters in der Rinne beträgt etwa 2 mm. Durch Stellschrauben kann eine genaue Regulirung des Hubes der Farbbehälterstange, des Farbbehälters, der Papierrinne u.s.w. bewirkt werden. Die Vorrichtung arbeitet wie Thomson's Heberschreibapparat mit Strömen von zweierlei Richtung. Der aus der Rinne hervorgehende Papierstreifen ist nahe an den beiden Rändern mit Zeichen bedeckt, welche leicht zu lesen sind. Für Copirtelegraphen zur elektrischen Uebertragung von Zeichnungen, Bildern, Handschriften u. dgl. hat R. Greville-Williams in Heywood eine VorrichtungPatent-Nr. 89559. angegeben, durch welche der Stichel des Empfängers ausser seiner radial gegen die Empfängertrommel gerichteten Bewegung in seinen Führungen noch eine drehende Bewegung erhält. Die Vorrichtung, welche sich übrigens an die Apparate von Bakewell, Bonelli und Caselli anlehnt, besteht in der Hauptsache darin, dass auf einer Zwischenwelle der Stichelachse eine Riemenscheibe angeordnet ist, die an der seitlichen Verschiebung des Stichels theilnimmt. Von einer besonderen Welle aus, die in geeigneten, auf das Gestell des Telegraphen aufgesetzten Armen gelagert ist, erhält durch eine Riemenscheibe der Stichel ausser der Längenverschiebung die drehende Bewegung. Die Welle ihrerseits erhält die Drehung durch ein Zahngetriebe. Die axiale Verschiebung des Stichels erfolgt durch in die Fernleitung eingeschaltete Elektromagnetpaare, zwischen denen ein Anker schwingt, welcher die Stichelstange umfasst und je nach dem Ausschlag des Ankers den Stichel gegen die Trommel führt oder von dieser entfernt. Der vorgenannte Constructeur gibt ferner eine Isolirtinte in der Patentschrift Nr. 91357 an, die aus einer wässerigen Lösung von Gelatine oder Leim und Eiweiss mit oder ohne Zusatz von zweifach chromsaurem Ammonium, Kalium oder Natrium bestehen soll. Bei den bisher bekannten Isolirtinten soll sich vielfach der Uebelstand gezeigt haben, dass sie leicht abbröckeln, wenn die Contactstifte über sie hinweggleiten, wodurch die Wiedergabe des Bildes natürlich eine unklare werden würde. Die Herstellung der Tinte erfolgt auf folgende Weise: 150 Th. Gelatine oder Leim werden mit 150 Th. Eiweiss in 300 Th. Wasser aufgelöst. Der Mischung werden dann 13 Th. zweifach chromsaures Ammonium, Kalium oder Natrium, die vorher in etwa 150 Th. Wasser aufzulösen sind, hinzugefügt. Die so erhaltene Mischung, welche vor Einwirkung des Lichtes möglichst zu schützen ist, kann dann mit einem Färbmittel, z.B. mit reinem löslichem Blau, gefärbt werden. Commandotelegraphen, Befehlsübertrager. Für Schiffsmaschinentelegraphen, die bekanntlich den Zweck haben, von der Commandobrücke eines Schiffes aus dem Maschinisten im Maschinenraum die gewünschten Gangarten der Maschine zu übermitteln, hat Ferdinand Fritsch in Hamburg eine Registrirvorrichtung construirt, welche dazu bestimmt ist, die befohlenen Maschinengangarten selbsthätig aufzuzeichnen. Die VorrichtungD. R. P. Nr. 90168. ist auf den von der deutschen und englischen Flotte vielfach benutzten Gisborne-Maschinenraumtelegraphen angewendet und in Fig. 14 in Vorderansicht dargestellt. Auf einer Platte a des Gehäuses sind so viele Schubstempel angeordnet, als Maschinengangarten vorkommen. Diese Stempel sind in zwei Gruppen zerlegt. Die Stempel b1 sind so gelagert, dass jedesmal ein Stempel durch den Handhebel, mit welchem die Gangarten eingestellt werden, verschoben wird, wenn der Hebel auf ein Manöverzeichen der Signalscheibe eingestellt und das Signal mittels der Losscheibe übertragen bezieh. zurückgegeben wird. Die Stempel b2 der anderen Gruppe liegen je mit ihrem einen Ende im Wege eines Stempels b1 der ersten Gruppe und werden, wenn die Stempel b1 entgegen einer Feder g durch den Handhebel vorgeschoben werden, ebenfalls vorgerückt. Hierbei wird ein an dem Stempel b2 mittels eines federnden Drahtes c befestigter Stift d gegen ein um die Trommel t geführtes Papierblatt e geschoben. Die Trommel t wird durch ein Uhrwerk u gleichmässig weiter gedreht. Die Stifte d liegen von vorn (Zeichnung) gesehen hinter einander; das Blatt e ist durch Quertheilungen zu einem Diagrammnetz ausgebildet, wobei jede Längsreihe einem der verschiedenen Manövercommandos und jede Querreihe einer Zeitdauer (Minute) entspricht. Je nachdem der eine oder andere Stift d gegen das sich umdrehende Blatt e gedrückt  wird und hier entsprechend der Commandostellung stehen bleibt, macht der Stift in der dem Commando entsprechenden Längsreihe des Blattes einen Strich über so viele Querfelder, wie der Zeit, während welcher das Commando einzuhalten ist, entsprechen. Textabbildung Bd. 304, S. 66 Fig. 14.Registrirvorrichtung für Schiffsmaschinentelegraphen. Erfolgt nun ein anderes Commando, so wird das vorgeschobene Stempelpaar von der Feder c wieder zurückbewegt und sofort ein anderes Stempelpaar b1b2 mit dem zugehörigen Stift d gegen das Blatt vorgeschoben. Der von diesem anderen Stift gemachte Strich beginnt demnach in derselben Querreihe (Zeit), in welcher der erste Strich aufgehört hat, jedoch in einer anderen Längsreihe (Manövercommando). Das Aufzeichnen der befohlenen und ausgeführten Maschinenmanöver dürfte deshalb besonders wichtig sein, damit nachträglich festgestellt werden kann, welche Gangarten der Maschine in kritischen Lagen befohlen wurden. Einen Signalgeber gibt die Patentschrift Nr. 90454 an, welcher für die im Patent Nr. 81144 beschriebene Signalisirungseinrichtung bestimmt ist. Der Geber besteht aus einem aufklappbaren Gehäuse, dessen Grundplatte die Contactvorrichtung trägt. Letztere wird aus zwölf gemeinsam verdrehbaren Ringen gebildet, an welchen Contactbürsten schleifen. Eine Signaltafel bildet den Deckel des Gehäuses und besitzt dieselbe drei concentrische Reihen von Löchern, welche verglast sind. Die Löcher der äusseren Reihe geben die Signalbezeichnungen, z.B. die Ziffern und Buchstaben nach dem Signalbuch, und die beiden anderen Reihen die Signalelemente für die obere und untere Laterne an. Damit in der Sender- und Empfangsstation die Lichtsignale am Signalgeber leicht abgelesen und dadurch die Wiederholung sofort eingeleitet werden kann, sind die Signale in der Signaltafel möglichst naturgetreu und zwar in der Weise zur Darstellung gebracht, dass sie mit den durch die Signallaterne angegebenen Lichtsignalen in der Farbe (Roth, Weiss) übereinstimmen und ausserdem die bei intermittirenden Signalen eintretenden Verfinsterungen und bei Signalen mit abwechselnden Lichtfarben der Wechsel der letzteren kenntlich gemacht wird. Es haben daher die den weissen Lichtsignalen entsprechenden Löcher mattweisses Glas, die den rothen Signalen entsprechenden Löcher rothes Glas, und die den intermittirenden Lichtsignalen entsprechenden Löcher der Signaltafel schwarz gestreifte weisse oder rothe Gläser und die Oeffnungen für abwechselnde Lichtsignale abwechselnd roth und weiss gestreifte Gläser erhalten. Feuermelder, Signaleinrichtungen. Zu der bereits bekannten ausserordentlich grossen Zahl Feuermeldeeinrichtungen, bei welchen durch Ausdehnung einer Flüssigkeit oder eines Körpers oder durch Zerstörung des letzteren ein Stromkreis geschlossen wird, tritt durch die Patentschrift Nr. 91105 (Engelhardt in Dresden) noch eine weitere Einrichtung hinzu. Auf der Hauptachse eines Uhrwerks beliebiger Construction sitzt eine Scheibe, die gleichzeitig als Zahnkranz einer Ankerpendelhemmung ausgebildet ist. Die Achse des Uhrwerks, die in den Gehäuseplatten gelagert ist, trägt vorn einen zweiarmigen Hebel, welcher durch eine Schnur oder einen leicht schmelzbaren Draht mit dem Anker eines Elektromagneten verbunden ist. Bei einem ausbrechenden Feuer soll der Faden zerstört und dadurch das Uhrwerk ausgelöst werden. Die Scheibe gelangt hierbei in Umdrehung und schliesst einen Stromkreis zur Warnglocke. Die ganze Einrichtung dürfte, wie aus diesen kurzen Angaben schon hervorgeht, unnöthig complicirt sein und theuer werden. Als besonders stark tönendes Läutewerk für Feuerwehren, Eisenbahnen, Schiffe u. dgl. baut die Firma Friedr. Heller in Nürnberg neuerdings ein Elektromotorläutewerk. Das Läutewerk besitzt einen kleinen Elektromotor unterhalb einer Tyroler Glockenschale. An einer senkrechten Welle des Motors hängt an zwei Kettchen je eine Klöppelkugel, die bei Ingangsetzung des Elektromotors in Folge der Centrifugalkraft gegen den inneren Rand der Glockenschale geschleudert werden. Die genannte senkrechte Welle liegt nun nicht in derselben Achse mit der Glockenschale, sondern ist aus der Mitte versetzt. Daher werden bei dem einseitigen Anschlagen der Kugeln auch nur einzelne, kräftige Schläge hervorgerufen. Die Elektromotoren werden mittels Batterien oder Accumulatoren betrieben und in zwei Typen angefertigt. Eine einfache Signal Vorrichtung zum Anzeigen des Entstehens schlagender Wetter von Leo Cohn in Breslau besteht in Folgendem: Ein kegelförmiger Trichter aus Blech besitzt oben einen cylindrischen Ansatz, der durch eine möglichst dünne Aluminiumplatte luftdicht abgeschlossen ist. Die Aluminiumplatte ist durch ein Scharnier beweglich mit dem Trichter bezieh. dessen oberem Ansatz verbunden und durch ein verschiebbares Gegengewicht ausbalancirt, damit der geringste Druck aus dem Inneren des Trichters heraus genügt, die Platte zu heben. Dem Scharnier gegenüber trägt die Platte einen Platincontact, welcher in der Ruhestellung auf einem Stift aufruht. Der Stift ist an dem Trichteransatz isolirt angebracht und mit der Leitung verbunden. Die von dem Relais einer Alarmvorrichtung zurückkehrende Leitung ist an den Trichter selbst angeschlossen. Es besteht demnach ein Ruhestromkreis von einer Batterie über ein Relais, den vorgenannten Stift, die Platinarmatur und die Aluminiumplatte, den Trichter zur Batterie zurück. Die Vorrichtung soll in dem Stollen auf die dort lagernden Kohlen gestellt werden. Bilden sich unter dem Trichter nun Gase, so heben diese vor dem Entweichen in die Luft die Aluminiumplatte in die Höhe, welche sich um ihr Scharnier dreht und den um 180° versetzten Platincontact frei gibt. Durch diese Unterbrechung des Ruhestromkreises wird der Relaisanker frei und schliesst die Fernleitung mit einer Alarmglocke.