Titel: Die neue Klöppelmaschine von August Matitsch.
Autor: Max Kraft
Fundstelle: Band 304, Jahrgang 1897, S. 205
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Die neue Klöppelmaschine von August Matitsch. Mit Abbildungen. Die neue Klöppelmaschine von August Matitsch. Seit mehreren Jahrzehnten bemühen sich die auf dem Gebiete der mechanischen Spitzenerzeugung arbeitenden Constructeure, eine Maschine zu erfinden, die die Herstellung echter Klöppelspitzen ermöglichen würde, ohne bisher einen vollen Erfolg nachweisen zu können. Bekanntlich bestehen solche Klöppelmaschinen schon und sind namentlich zwei derselben, nämlich die von Hedtmann und HenkelsBeschrieben in Karmarsch-Heeren; Technisches Wörterbuch, 3. Aufl. Bd. VIII S. 372, und in Handbuch der mechanischen Technologie von Karmarsch-Fischer-Müller, Bd. III S. 901. in Lengerfeld und die von Eugen MalhèreBeschrieben in D. p. J. 1881 240 274. in Paris, also eine deutsche und eine französische Construction, besser bekannt geworden. Beide jedoch entsprechen den an sie gestellten Anforderungen nicht vollkommen; die erste, weil sie nur die ganz einfachen Fadenverschlingungen, also die einfachsten Spitzengattungen herstellen kann und ihr Verwendungsgebiet demnach ein sehr beschränktes ist; die zweite, sehr sinnreich erdachte Maschine wahrscheinlich deshalb, weil sie nicht ökonomisch zu arbeiten vermag, d.h. weil die Kostspieligkeit ihrer Herstellung zu ihrer Leistungsfähigkeit in einem ungünstigen Verhältnisse steht, da dieselbe gleichzeitig nur einen Spitzenstreifen herzustellen vermag. Die Spitzen wurden bis jetzt in echte oder Handspitzen und in unechte, imitirte oder Maschinenspitzen getheilt und obwohl die letzteren oft so täuschend nachgemacht sind, dass sie Jedermann für echte erklären würde, ist die Unechtheit derselben für den Fachmann nicht allzuschwer zu erkennen. Eines der wichtigsten Merkmale der Maschinenspitzen besteht darin, dass sämmtliche Fadenverschlingungen, welche in einer auf die Längenrichtung des Spitzenstreifens senkrechten Linie liegen, von der Maschine gleichzeitig hergestellt werden müssen, weil sämmtliche Mechanismen der Maschine gleichzeitig in Thätigkeit sind und es bisher nicht gelungen war, einzelne derselben in dem Maasse periodisch ausser Thätigkeit zu setzen, als dies erforderlich war und der Arbeit des Klöppelns entsprechen würde; bei welcher es meist der Geschicklichkeit oder Uebung der Arbeiterin überlassen ist, welche Fadenverschlingungen sie früher, welche sie später herstellen will; dieselbe kann oft an einer Kante des Spitzenstreifens weit voraus arbeiten und diese Arbeit dann erst mit den neben liegenden Theilen verbinden, wobei sie einzelne Fäden auch in weiter zurück liegende Gebiete der Spitzenfläche zu führen und dort entsprechend zu verschlingen, zu befestigen vermag. Auch der Umstand ist hier maassgebend, dass die Maschine die fertige Waare ununterbrochen auf den Waarenbaum aufwickelt und dieselbe der Arbeit daher reihenweise entzogen wird, während beim Klöppeln die Waare am Klöppelkissen so lange liegen bleiben kann, als dies der Arbeiterin als nothwendig erscheint. Man sieht, die Handarbeit der Klöpplerin ist freier, ungebundener, demzufolge auch der Fadenlauf ein schwungvollerer, weniger gezwungener. Stellt in Fig. 1 ab einen schmalen Spitzenstreifen vor, so muss die Maschine alle in der Linie 111 liegenden Fadengebilde gleichzeitig herstellen, während die Klöpplerin auch auf den schrägen Linien 221 331 vorgehen kann und es in ihrem Belieben bleibt, zuerst alle in der Fläche I liegenden Faden Verbindungen und dann erst die in der Fläche II befindlichen herzustellen, also beliebig über die wagerechte Linie nach oben oder unten hinauszugreifen, was – wie schon erwähnt – namentlich auch dadurch erreicht ist, dass die fertige Waare nicht gleich auf eine Walze aufgewickelt, sondern eine beliebig lange Zeit auf den Klöppelkissen liegen bleibt und die hergestellten Fadenverschlingungen durch in das Kissen eingestochene Nadeln festgemacht und beliebig lange festgehalten werden. Soll daher die Maschine die Handarbeit der Klöpplerin vollkommen nachzuahmen vermögen, d.h. echte Klöppelspitzen erzeugen, dann muss sie neben anderen folgende zwei wichtigste Bedingungen erfüllen. Ihre Construction muss es ermöglichen, dass 1) eine beliebige Anzahl der zur Herstellung der Spitzen verwendeten Fäden beliebig lange der Fadenverschlingung entzogen und 2) das zuletzt erzeugte Spitzenstreifenstück, ohne aufgewickelt zu werden, beliebig lange Zeit so festgehalten werde, dass die hergestellten Fadenverschlingungen in der ihnen zukommenden Lage erhalten bleiben, bis die um sie herum liegenden Verbindungen erzeugt sind. Bei der Hedtmann'schen Maschine, die in ihrer Construction den Flechtmaschinen angehört, wird die erste Bedingung durch die Anwendung von Nebentellern erfüllt, auf welche diejenigen Klöppel zeitweilig geleitet werden, deren Fäden der Verbindung periodisch entzogen werden sollen; Malhère ging in seiner Maschine, die ebenfalls auf einer Erweiterung des Constructionsprincips der Flechtmaschinen beruht, darüber hinaus, indem er die Bewegung der Klöppel überhaupt von zwei Jacquardapparaten abhängig macht und dadurch in die Lage kommt, jeden Klöppel beliebig lange aus der Arbeit zu ziehen. Der zweiten Bedingung aber entspricht keine dieser beiden Maschinen; bei beiden wird die Aufwickelung der hergestellten Waare ohne Unterbrechung durchgeführt; während aber die Hedtmann'sche Maschine gar keine Nadelvorrichtung besitzt, ist eine solche bei der Malhère'schen Maschine vorhanden, ja sogar jede Nadel durch eine Jacquardplatine selbständig, d.h. in jedem beliebigen Momente, wenn es die Fadenverschlingung erfordert, beweglich, die Grösse des Weges aber, den die Nadel zurücklegt, immer die gleiche und daher die obige Bedingung nicht ganz erfüllt, das Feststecken am Klöppelkissen nicht nachgeahmt, obwohl ein verhältnissmässig complicirter, aus zwei über einander gleitenden Schlitten bestehender Apparat aufgeboten ist. Textabbildung Bd. 304, S. 205 Klöppelmaschine von Matitsch. Der zweiten Bedingung kann nur dann voll entsprochen werden, wenn hauptsächlich das Herausziehen der Nadeln in einem beliebigen Zeitpunkt eingeleitet und ausserdem auch die Grösse des von den Nadeln zurück zu legenden Weges beliebig veränderlich gestaltet wird. Es sind dies wohl sehr weit gehende Forderungen, wie jeder eingeweihte Fachmann zugeben wird, aber sie müssen gestellt werden, wenn wirklich eine echte Klöppelspitze auf der Maschine hergestellt werden soll, und zudem ist diese Forderung als gelöst zu betrachten; beide Bedingungen sind erfüllt durch die von Matitsch construirte Maschine. Ausser den oben aufgestellten, mehr das Constructionsdetail betreffenden Anforderungen muss aber eine solche Maschine, die ein durch die Mode beeinflusstes Product zu erzeugen hat, auch noch im hohen Grade dem ökonomischen Moment Rechnung tragen. Die durch Handarbeit hergestellten Klöppelspitzen erzielen am Markt zwar verhältnissmässig gute Preise, werden aber den Klöpplerinnen um wahrhaft klägliche Preise abgenommen, die hauptsächlich dadurch ermöglicht sind, dass diese fleissigen Geschöpfe das Klöppeln nur als Mussestunden ausfüllende Nebenarbeit betreiben, deren Ertrag als angenehme Ergänzung des Haupterwerbes betrachtet und daher ganz unverhältnissmässig niedrig bewerthet wird. Hier liegt einmal ein Fall vor, wo es der Maschine nicht leicht wird, die Concurrenz mit der Handarbeit aufzunehmen und zwar um so weniger leicht, als durch eine Laune der Mode die ökonomische Situation noch mehr verschärft werden kann. Die Malhère'sche Maschine scheint an diesen Klippen Schiffbruch gelitten zu haben, da sie gleichzeitig nur einen Spitzenstreifen herzustellen vermag. Auch nach dieser Richtung hin ist die neue Maschine von Matitsch der ersteren weit überlegen, da dieselbe eine beliebige, nur durch die Länge der Maschine praktisch begrenzte Anzahl von Spitzenstreifen gleichzeitig ohne irgend welche Complication zu arbeiten vermag. Der volle Erfolg der Matitsch'schen Construction nach dieser letztbetonten Richtung beruht darauf, dass dieselbe, statt auf dem Princip der Flechtmaschine, auf dem der Heathcoat'schen Bobbinetmaschine aufgebaut ist, welches dem Erfinder, als dem einstigen Director und Mitbesitzer der grossen L. Damböck'schen Bobbinet- und Spitzenfabrik in Wien, selbstverständlich nahe liegen musste und das nach genauerer Einsicht als das ökonomisch für diesen Zweck einzig verwerthbare Princip erscheinen muss. Bei der Herstellung der Handklöppelspitzen findet namentlich ein sogen. Zwirnen, d.h. ein Drehen zweier Fäden um einander und dann ein Kreuzen und Flechten solcher statt; was durch die Klöpplerin in einfacher Weise durch das paarweise Drehen der Klöppel und durch ein Uebereinanderlegen der Fäden erreicht wird. Sollen diese Arbeiten durch eine Maschine nachgemacht werden, dann ist es namentlich das Zwirnen, das, wenn es nach dem Princip der Flechtmaschinen ausgeführt wird, einen sehr grossen Raum für je zwei Fäden beansprucht, indem die beiden Klöppel um einen runden Teller herumlaufen oder, wie bei der Malhère'schen Maschine, mit einem solchen gedreht werden müssen. Da die Klöppel in ihren Dimensionen nicht unter ein gewisses Maass herabgehen können, muss auch der Teller einen verhältnissmässig grossen Durchmesser erhalten; besteht nun die Spitze aus einer grösseren Anzahl von Fäden, so verlangt schon ein Spitzenstreifen einen so grossen Raum in der Maschine – bei Malhère entfällt auf jeden Faden ein Teller –, dass zwei Streifen gar nicht mehr unmittelbar neben einander angeordnet werden können. Der hergestellte Spitzen streifen ist schmäler, als der Durchmesser auch nur eines Tellers lang ist, und die zu demselben zusammen laufenden verschlungenen Fäden müssen entweder einen radialen oder einen Weg in der Mantelfläche eines Konus einschlagen, wodurch auch die Anwendung einer entsprechend construirten Nadelvorrichtung zum Festhalten der schon erzeugten Fadengebilde ausserordentlich erschwert wird. Ganz anders liegen die Verhältnisse im Princip der Bobbinetmaschine; hier sind die Fäden nicht auf Klöppel, sondern in ganz dünne Spulen gewickelt, die ihrerseits wieder in pappendicke Schiffchen gesetzt sind, deren eine grosse Anzahl, neben einander gestellt, noch immer einen verhältnissmässig schmalen Raum einnehmen. Dieser Raum kann noch dadurch vermindert werden, dass man zwei Schiffchen hinter einander, also zwei Fäden in dieselbe Verticalebene bringt. In diesem Fall nehmen die in zwei Reihen angeordneten Schiffchen keinen breiteren Raum ein, als die Breite des Spitzenstreifens erfordert; die zu demselben nöthigen Fäden liegen sämmtlich paarweise in parallelen Verticalebenen; es lässt sich demzufolge eine Schiffchengruppe an die andere dicht anschliessen, d.h. also ein Spitzenstreifen neben dem anderen, also eine beliebig grosse Anzahl solcher Streifen gleichzeitig herstellen, wobei diese Zahl nur durch die praktische Länge der Maschine begrenzt wird. Hierin liegt die ökonomische Ueberlegenheit dieses Constructionsprincips über dem der Flechtmaschine, die ökonomische Ueberlegenheit der Matitsch'schen gegenüber der Malhère'schen Maschine. Ausser diesem bringt aber das Anordnen der Fäden in dicht neben einander liegende Verticalebenen auch noch den Vortheil mit sich, dass die zum Festhalten der Fadengebilde verwendeten Nadeln ebenfalls in solchen parallel gelegten Ebenen bewegt werden können, wodurch eine bedeutende Vereinfachung der kinematischen Verhältnisse der Maschine ermöglicht wird. Und so dürfte denn die auf dem Princip der Bobbinetmaschinen basirende Matitsch'sche Maschine einen vollen Sieg erringen, wobei noch der eigenthümliche Fall eintritt, dass die Ausführung einer bestimmten Bewegung durch den einfachsten Bewegungsprocess die Arbeitsökonomie der Maschine ungünstig, die Ausführung derselben Bewegung durch einen complicirteren Process günstig beeinflusst. Es wird wohl zugegeben werden müssen, dass das Drehen zweier Fäden um eine gemeinschaftliche Achse, also um sich selbst durch eine Kreisbewegung (Flechtmaschinenprincip) einfacher ausführbar ist, als durch die Auflösung in vier geradlinige Bewegungen (Bobbinetmaschinenprincip), wie nebenstehende kleine Figur zeigt, und doch ist die constructive Lösung der ersteren, wenigstens in diesem Fall, nicht so ökonomisch zu gestalten, wie bei der letzteren. Textabbildung Bd. 304, S. 206 Bevor ich nun zur Beschreibung der neuen Matitsch'schen Klöppelmaschine übergehe, sei nochmals erwähnt, dass dieselbe auf dem Princip der englischen (Nottinghamer) BobbinetmaschinenArtikel über Bobbinet in Prechtl's 'Technologischer Encyclopädie, II. Bd. 497. Derselbe Artikel im ersten Supplementband zu oben genannter Encyclopädie, S. 515.Kceman, Métier à tulle. Publication industrielle des Machines outils et appareils p. Arrmengaud ainé 1853, S. 351.Müller E., Ueber Bobbinetmaschinen mit Jacquard. Civilingenieur, Bd. XXX Heft 8.Karmarsch, Handbuch der mechanischen Technologie, 6. Auflage, von Fischer-Müller, III. Bd. S. 860.Kraft M., Studien über mechanische Bobbinet- und Spitzenherstellung, Springer in Berlin 1892. beruht, die ich jedoch als bekannt voraussetzen muss, da für ihre Behandlung hier kein Raum zur Verfügung steht; nur so viel sei gesagt, dass der eigentliche Arbeitsapparat dieser Maschinen aus senkrecht angeordneten kreisbogenförmigen Furchen besteht, die durch dünne, parallel zu einander gestellte Lamellen gebildet bezieh. von beiden Seiten begrenzt werden, so dass ein kammerartiger Constructionstheil entsteht, der auch Kamm genannt wird. Dieser Kamm ist in der Mitte des Bogens unterbrochen, so dass er eigentlich in einen hinteren und vorderen Kamm zerfällt. In den Furchen dieser Kämme nun gleiten die die Spulen (bobbins) tragenden Schiffchen (carriages) so, dass dieselben in kreisbogenförmiger Bahn um eine gemeinschaftliche geometrische Achse gleiten, in deren Achsenlinie die Fadenverschlingung entsteht. Zwischen den beiden Kämmen sind die in senkrechter Ebene gespannten Kettenfäden angeordnet, zwischen welchen die Schiffchen hindurchschlüpfen, um sich mit den ersteren zu verbinden. Es müssen so viel Schiffchen als Kettenfäden in Anwendung stehen und da von diesen oft mehrere Tausend nothwendig sind, bilden die Schiffchen eine über die ganze Länge der Maschine hinweg reichende, gleichmässig in den Furchen hin und her bewegte Reihe, während die Kettenfäden ähnlich wie beim Webstuhl hin und her gerückt werden, um die Schiffchen bald rechts, bald links vorüber streichen zu lassen und dadurch die gewünschte Fadenverbindung zu erreichen, welche nun von einer stählernen Nadel erfasst, nach aufwärts gehoben und so lange festgehalten wird, bis sie durch die nachfolgende Fadenverschlingung gesichert ist. Diese Nadeln, in der gleichen Anzahl wie die Schiffchen, sind sämmtlich an einer Stange befestigt, die parallel zur Längenrichtung der Maschine angeordnet ist und in solche Schwingungen versetzt wird, dass die Nadeln alle gleichzeitig zwischen die Fäden einstechen und die Fadenverbindung bis zu der schon erwähnten Achsenlinie emporheben, an welcher das Gewebe entsteht, und ununterbrochen auf einem Waarenbaum aufgewickelt wird. Dies wird genügen, um das Verständniss für die Maschine von Matitsch, welche in Fig. 2 schematisch dargestellt ist, zu ermöglichen und zu erleichtern. Die Maschine muss selbstverständlich den beiden oben aufgestellten Forderungen voll genügen, und um dies bezüglich Punkt 1 zu ermöglichen, d.h. also, um jeden Faden, jedes Schiffchen, das hier an die Stelle der Klöppel tritt, beliebig lange aus der Arbeit ziehen zu können, hat der Erfinder den Kammapparat der Bobbinetmaschine erweitert und zwischen Vorder- und Hinter- noch einen Mittelkamm hinzugefügt. Der Kammapparat der neuen Maschine besteht daher aus dem Vorderkamm C1, dem Mittelkamm C2 und dem Hinterkamm C3, von welchen der letztere ganz fest gemacht, C2 parallel zur Länge der Maschine verschiebbar, C1 aber nach vorn, also nach links um einen Punkt drehbar ist. Dieses letztere bloss deshalb, um die zwischen dem Vorder- und Mittelkamm angeordneten, zur Fadenverbindung nothwendigen Fäden bequem in die betreffenden Bewegungsmechanismen einziehen zu können. Die balkenartigen Constructionstheile zur Befestigung der Kammlamellen sind durch Schraffirung gekennzeichnet. In den drei, in eine senkrechte Ebene fallenden Furchen dieser um den Punkt m im Kreise gebogenen Kämme bewegen sich je zwei hinter einander gesetzte Schiffchen (Wägen) A1 und A2, in die die scheibenförmigen Fadenspulen eingesetzt sind und die sich von den in der Bob binetmaschine benutzten Schiffchen nur dadurch unterscheiden, dass sie zu einem vollen Dreieck ausgestaltet, während die letzteren abgestumpft sind. Schiffchen und Spulen bestehen meist aus Messing und sind mit einer kreisbogenförmigen Nuth versehen, mittels welcher dieselben an den Kammlamellen geführt werden. Behufs Durchführung der hin und her gehenden Bewegung dieser Schiffchen sind dieselben an ihrer unteren Kante mit einem Zahnbogen versehen, in welchen die gezahnten Walzen (Roller) R1R2 eingreifen, die keine ununterbrochen drehende, sondern eine absetzend schwingende Bewegung um ihre Achse ausführen und die Bezeichnung der Maschine als Bollermaschine begründen. Mit Hilfe dieser Walzen können jedoch die Schiffchen nur aus dem vorderen in den mittleren oder hinteren Kamm und umgekehrt bewegt, also die eigentliche Arbeits-, die nutzbare Bewegung vollführt werden; zum Ausscheiden einzelner beliebiger Schiffchen aus der Arbeit, behufs Erfüllung der ersten Bedingung, sind die Roller nicht verwendbar. Um diese Ausscheidung zu bewirken, müssen die der vorderen Schiffchenreihe A1 angehörenden Schiffchen im vorderen Kamm weiter nach links hinauf, die der hinteren Reihe A2 in den hinteren Kamm, also nach rechts so verschoben werden, dass sie den Zähnen der Roller entrückt sind. Diese Entrückung muss jederzeit mit jedem beliebigen Schiffchen möglich sein. Zu diesem Zweck verwendet Matitsch die schon bei der Herstellung der sogen. Entoilagen zum Zurückhalten der Bindefadenschiffchen in Anwendung gebrachten sogen. Stecher P1 und P2, allerdings mit wesentlichen Modificationen. Während nämlich dort nur eine Stecherreihe und diese mit einer gemeinschaftlichen Stange fest verbunden angeordnet ist, theilt Matitsch jedem Schiffchen einen Stecher zu und individualisirt dieselben gewissermaassen, indem jeder um die Stange d1 oder d2 frei beweglich ist und durch die Platine eines Jacquardapparates in Thätigkeit gesetzt wird. Da auf der Maschine eine grössere Anzahl von Spitzenstreifen gleichzeitig hergestellt wird, müssen wir uns die Schiffchen in Gruppen getheilt denken, von welchen je eine einem Spitzenstreifen zugehört. In jeder dieser Gruppen werden die correspondirenden Fäden, d.h. Schiffchen, gleichzeitig die gleiche Bewegung vollführen, also auch, wenn nöthig, ausgeschaltet, aus der Arbeit gezogen werden müssen; es werden daher die diesen Schiffchen zugehörigen Stecher gleichzeitig die gleiche Bewegung machen müssen, und da wäre es selbstverständlich sehr unökonomisch, wenn jedem Stecher eine besondere Jacquardplatine zugeordnet würde; es muss vielmehr dafür gesorgt werden, dass für alle gleichmässig bewegten Stecher nur eine Platine in Verwendung komme, und dies ist hier dadurch erreicht, dass diese gleichbewegten Stecher der vorderen Reihe sämmtlich durch je einen Stahlbandstreifen b1 mit einer wagerecht angeordneten Schiene s1 verbunden sind, welch letztere Schiene dann durch die wagerecht geführte Stange h1, den um a1 drehbaren Hebel H1 und die Zugstange B1 mit einer Jacquardplatine in Verbindung steht. In ganz ähnlicher Weise sind die gleichbewegten Stecher der hinteren Reihe mit der Schiene s2 und diese durch ähnliche Vorrichtungen ebenfalls mit einer Platine verbunden. Es werden daher mehrere Schienen s1 und s2 nothwendig sein, die jedoch in der Zeichnung weggelassen sind, um diese zu vereinfachen. Die Stecher der vorderen Reihe sind doppelarmig, die der hinteren Reihe einarmig gestaltet und mit ihrer wirksamen Spitze so zwischen den Kammlamellen geführt, dass sie nur auf die ihnen zugehörigen und nicht etwa auf benachbarte Schiffchen einwirken können, was sonst bei der engen Stellung der letzteren zu befürchten wäre. Da diese Stecher nach ihrer Wirkung nicht von selbst in ihre frühere Lage zurückkehren würden, werden sie durch eine entsprechende Bewegung der der Längenrichtung der Maschine parallel angeordneten Schienen M1 und M2 in die Anfangsstellung zurückgebracht. Für das Ausschalten der Schiffchen der vorderen Reihe in dem während des Arbeitsprocesses feststehenden Vorderkamm genügen die Stecher der vorderen Reihe; anders ist dies bei den Stechern der hinteren Reihe, weil die Schiffchen dieser Reihe, die in ihrer Normalstellung zum Theil im mittleren, zum Theil im hinteren Kamm stehen, um die Verschiebung des ersteren zu ermöglichen, ganz in den hinteren Kamm geschoben werden müssen, dies aber nur bei einem Heraustreten der betreffenden hinteren Stecher aus ihrer Führung zwischen den Lamellen möglich wäre. Es wird daher hier die Verschiebung der Schiffchen durch die Schiene L (Locker) vollendet, die gleichzeitig in alle auszuschaltenden Schiffchen aller Gruppen der hinteren Reihe eingreift und durch eine Drehung des Winkelhebels L1L2 um den Punkt D die entsprechende Bewegung erhält. Dieselbe ist durch einen Jacquardapparat selbstverständlich nicht beeinflusst, sondern bewegt sich in bestimmten Zeitintervallen. Da die hinteren Stecher P2 zwischen den Kammlamellen des mittleren Kammes geführt, dieser Kamm aber parallel zu sich selbst, d.h. in seiner Längenrichtung verschoben werden muss, ist die Stange d2, um welche sich diese Stecher frei zu drehen vermögen, in Armen gelagert, die an dem Tragbalken c2 dieses Kammes befestigt sind. Das Verschieben dieses Balkens wird wie das Verschieben des vorderen Kammes bei den Bobbinetmaschinen durch eine unrunde Scheibe bewirkt. Die Bewegung der Schiffchen von einem Kamm in den andern geht nun wie bei den Rollermaschinen in der Weise vor sich, dass dieselben, in Folge ihres Gewichtes aus dem Kamm herabgleitend, sich mit ihrem vordersten Zahn an den obersten Zahn der Rollerwalze anlegen und bei einer nun folgenden entsprechenden Drehung der letzteren so weit nach rechts oder links verschoben werden, bis sie von der zweiten Roller erfasst und weiter bewegt werden können. Der Eintritt der auf beliebig lange Zeit ausgeschalteten Schiffchen in den Arbeitsprocess wird daher, nach dem Rückgang der betreffenden Stecher und der Locker durch selbsthätiges Herabgleiten im Kamm bewirkt. Sämmtliche gleichzeitig hergestellten Spitzen streifen müssen, wie die Entoilagestreifen, durch Bindefäden an einander gebunden werden. Diese Fäden liessen sich in derselben Weise wie dort in Schiffchen unterbringen; dadurch würde aber eine gewisse Anzahl Schiffchen, gleich der Zahl der Spitzenstreifen, der Nutzarbeit entzogen werden, und um dies im Interesse der Oekonomie zu verhüten, zieht Matitsch diese Fäden durch eine gemeinschaftliche, im Spielraum zwischen dem vorderen und mittleren Kamm liegende Leiter B, so dass dieselben, wie die Kettenfäden in den Bobbinetmaschinen, in senkrechter Ebene zwischen den genannten Kämmen ausgespannt erscheinen und durch eine rechtzeitige Verschiebung dieser Leiter in entsprechender Weise mit den Spitzen streifen gebunden werden können. In ähnlicher Weise werden auch die dicken Fäden zum Einfassen der Musterflächen oder Herstellung markirterer Linien, die Fäden zum Festhalten der sogen. Picots u.s.w. in besondere Leitern eingezogen und in senkrechter Ebene angeordnet. Die in die Spulen gewickelten Fäden treten nun an der Spitze der Schiffchen aus und verschlingen sich unmittelbar darauf durch die entsprechende Verschiebung der Schiffchen in den Kämmen und durch die Verschiebung des mittleren Kammes zu der gewünschten Fadenverbindung, dadurch die Waare, die Spitze bildend, die aber nun nicht so, wie bei allen anderen Spitzenmaschinen, sofort und ununterbrochen aufgewickelt, sondern, dem Handklöppeln entsprechend, so lange zwischen den Schiffchen und der unteren Kante der Schiene G in senkrechter Ebene ausgespannt erhalten wird, bis der sogen. Rapport erreicht, bis ein vollkommenes Mustergebilde hergestellt ist. Es ist dies unbedingt nöthig, wenn die Fadenverschlingungen nicht reihenweise, sondern so wie beim Klöppeln in beliebiger Aufeinanderfolge gemacht, wenn der oben aufgestellten zweiten Bedingung entsprochen werden soll. Die von Matitsch hier angewendete Vorrichtung ersetzt den Klöppelbrief und dessen Nadeln in ganz vollkommener Weise; sie ist die wichtigste und einschneidendste Aenderung, die derselbe am Constructionsprincip der Bobbinetmaschinen vorgenommen hat. Während bei diesen die Nadeln sämmtlich an einer Stange angeordnet sind, individualisirt Matitsch hier jede einzelne Nadel, macht jede selbständig beweglich, und zwar sowohl bezüglich der Zeit ihrer Function, als auch was die Grösse des von ihr zu durchlaufenden Weges anbelangt. Es kann daher jede Nadel die ihr zugewiesene Fadenverschlingung auf diejenige Höhe in der ausgespannt bleibenden Spitzenfläche heben, als dies durch die Construction der Spitze vorgeschrieben ist, und kann diese Verschlingung so lange festhalten, bis dieselbe in ihrem Bestand durch die darunter und neben ihr hergestellten Fadenverschlingungen gesichert wird, genau so wie beim Handklöppeln. Zu diesem Behufe besteht jede Nadel N1N2N3 aus einem um den Bolzen x1x2x3 drehbaren Winkelhebel, dessen in den Führungen E und E1 senkrecht geführter wagerechter, an seinem Ende zugespitzter Arm die eigentliche Nadel bildet, während der senkrechte Arm zum Heben der Nadel dient. Da nun die Grösse der Hebung, der Weg, den die Nadelspitze beim Heben durchlaufen soll, beliebig veränderlich sein muss, sind diese senkrechten Arme derjenigen Nadeln, welche (bei gleichzeitiger Anfertigung einer grösseren Anzahl gleicher Spitzenstreifen) die gleiche Bewegung zu machen haben, durch je einen Stahlbandstreifen b4 bezieh. b5 und b6 mit je einer gemeinschaftlichen Schiene, also die Streifen b4 der gleichbewegten Nadeln N1 mit der Schiene s4, die Streifen b5 mit s5 u.s.w. verbunden und diese Schiene mit einer Jacquardplatine in Verbindung gebracht. Da es sich aber hier nicht um eine Bewegung überhaupt, sondern um eine ganz bestimmte Grösse der Bewegung handelt, wird hier ein sogen. Dropperjacquard in Anwendung gebracht, wie er bei den Spitzenmaschinen zur Verschiebung der Leitern in Anwendung kommt. Bei einem solchen liegt zwischen dem Messer und dem Platinenhaken ein Abstand gleich der Bewegungsgrösse des Messers, so dass eigentlich für gewöhnlich keine Platine verschoben wird; erst wenn zwischen Messer und Haken ein prismatischer Körper, ein Dropper, eingeschoben wurde, findet eine Bewegung der Platine statt, welche in ihrer Grösse durch die Dicke dieses Körpers bestimmt wird. Durch das Einschieben eines beliebig dicken Körpers kann daher der Nadelhub beliebig verändert werden. Die Verbindung der Schiene s4 mit dem Jacquard ist in ähnlicher Weise durchgeführt, wie bei den schon besprochenen Stechern. Da das Herausziehen der Nadeln in. einem beliebigen Momente geschehen soll, ist der Drehbolzen x1x2x3 der Nadeln verschiebbar angeordnet. Derselbe ist nämlich am Ende einer in den wagerechten Führungen e und e1 geführten Stange T1T2T3 gelagert, und alle diese den gleichzeitig bewegten Nadeln angehörigen Stangen sind wieder durch Stahlblechstreifen b3 mit einer gemeinschaftlichen Schiene s3, diese aber in bekannter Weise durch Stange h3, Hebel H3 und Zugstange B3 mit einer Jacquardplatine verbunden, so dass also jede Nadel bezieh. alle gleich bewegten Nadeln durch die Jacquardkartenwirkung beliebig aus dem Gewebe gezogen werden können. Bei dem Zurückziehen der Nadeln stossen die senkrechten Arme derselben an die feststehende Schiene M3 und werden dadurch selbsthätig in ihre tiefste Stellung zurückgebracht. Die so zurückgezogenen und in ihre Tiefstellung gebrachten Nadeln werden gleich darauf durch eine Verschiebung der Schiene M4 nach rechts wieder zum Einstich nach vorwärts geschoben. Die Nadelbewegung ist daher, wie aus dem Gesagten hervorgeht, durch zwei Jacquardapparate beeinflusst, von welchen der eine das Herausziehen der Nadeln, der zweite die Grösse der Nadelbewegung bestimmt. Es handelt sich nun noch um das Aufwickeln der fertig hergestellten Waare, und zwar in jedem beliebigen Momente, auf den Waarenbaum W. Zu diesem Zwecke ruht dieser auf einer im Gestelle gelagerten Walze H, auf deren Achse ein Schaltrad r aufgekeilt ist, in welches der an dem Zahnrade r1 befestigte Schaltkegel k1 eingreift, so dass durch eine Drehung dieses frei drehbaren Rades im Sinne des Pfeiles eine Drehung der Walze bewirkt wird, während bei der entgegengesetzten Drehung des Rades die durch den Schaltkegel k festgehaltene Walze im Stillstand verbleibt. Die Bewegung des Zahnrades nun erfolgt durch die in Führungen fgg gleitende Zahnstange r2, die wieder unter dem Einflüsse eines Jacquardapparates steht und daher das Aufwickeln in einem beliebigen Momente zu vollführen vermag. Aus dem Vorstehenden ist zu ersehen, dass den an die Herstellung echter Klöppelspitzen auf Maschinen gestellten Anforderungen durch einschneidende Aenderungen an den Bobbinetmaschinen vollkommen entsprochen, und dass es einem deutschen Techniker gelungen ist, eine ökonomisch arbeitende Klöppelmaschine zu construiren und dadurch auf einem bisher ausschliesslich von Engländern beherrschten Gebiet einen vollen Erfolg zu erringen. Matitsch hat schon vor mehreren Jahren auf einer Versuchsmaschine, der noch viele durch die jetzige Construction überwundene Mängel anhafteten, alle von Professor Hugo Fischer in Dresden in seinen Technologischen Studien im sächsischen Erzgebirge dargestellten Klöppelspitzengründe hergestellt, welche Proben dem Berichterstatter vorliegen und deren Fadenlauf nichts zu wünschen übrig lässt, und es ist daher nicht zu bezweifeln, dass die neue Maschine vollkommen Entsprechendes zu leisten im Stande sein wird. Fischer's citirtes Buch hat überhaupt sehr anregend auf den Erfinder gewirkt und es ist dies wieder ein Fall, der zeigt, welche erfreuliche Folgen ein richtiges Zusammenwirken von Theorie und Praxis zu zeitigen vermag. Um nun noch klarzulegen, wie die Maschine arbeitet, sei die Herstellung einer einfacheren Fadenverflechtung kurz vorgeführt und durch schematische Skizzen erläutert. Das herzustellende achtfädige Geflecht ist aus Fig. 3 ersichtlich. In den schematischen Skizzen sind die Lamellen (Blätter) der drei Kämme als einfache schwarze Linien, die in Wirkung tretenden Stecher durch viereckige Punkte, die oben beschriebene Ausschaltschiene – Locker – durch einen die ausgeschalteten Schiffchen durchziehenden Strich, die einstechenden Nadeln durch einen Keil, die Schiffchen selbst durch Nummern bezeichnet, wobei diejenigen Schiffchen, die aus der Arbeit – um zu zeigen, dass dies durchführbar ist – dauernd ausgeschaltet bleiben sollen, mit römischen Zahlen bezeichnet sind. Der gezeichneten Fadenverflechtung entsprechend, müssen sich zuerst die Fäden 1 mit 2, 3 mit 4, 5 mit 6 und 7 mit 8, darauf die Fäden 1 mit 4 und 5 mit 8 kreuzen; weiter soll die Verflechtung hier nicht verfolgt werden, da sie sonst einen zu grossen Raum beanspruchen würde. Wie schon aus der Darstellung der Mechanismen Fig. 2 zu ersehen, sind die Schiffchen in zwei Reihen hinter einander und zwar so angeordnet, wie dies Fig. 4 zeigt. Der Arbeitsprocess geht nun in drei auf einander folgenden Perioden vor sich; in der ersten derselben werden die Schiffchen der hinteren Reihe 3 4 7 8; in der zweiten die der vorderen Reihe 1 2 5 6; in der dritten die der hinteren mit denen der vorderen Reihe, also 1 mit 4 und 5 mit 8 gekreuzt. Die römisch bezeichneten Schiffchen sollen ganz ausser Arbeit und in ihren Kammfurchen unverändert stehen bleiben. Erste Periode. In dieser sollen die Schiffchen 3 mit 4 und 7 mit 8 ihre Plätze tauschen und zwar so, dass der Faden 4 vor den Faden 3 und 8 vor 7 zu liegen kommt, wie dies der Verflechtung Fig. 3 entspricht. Ein solcher Tausch lässt sich dadurch bewirken, dass diejenigen Schiffchen, deren Fäden vorn liegen sollen, also 4 und 8, in den mittleren Kamm gebracht und mit diesem nach links verschoben werden. Da die übrigen Schiffchen II 3 7 IV diese Bewegung nicht mitmachen dürfen, müssen sie aus ihrer Anfangsstellung, in welcher sie zur Hälfte im mittleren, zur anderen Hälfte im hinteren Kamm stehen, ganz in den Hinterkamm geschoben werden. Zu diesem Behufe greifen nun die den Schiffchen II 3 7 IV entsprechenden Stecher, durch die Jacquardvorrichtung veranlasst, in den Zahnbogen dieser Schiffchen, wie Fig. 4 zeigt, und schieben dieselben so weit in den hinteren Kamm (Fig. 5), dass sie von der Locker erfasst und ganz zurückgeschoben werden können, während die hintere Roller die Schiffchen 4 und 8 erfasst und ganz in den mittleren Kamm schiebt (Fig. 6). Hierauf wird dieser Kamm um zwei Furchen nach links verschoben (Fig. 7), wodurch sich Faden 4 vor 3 und Faden 8 vor 7 legt. Nun kommt die hintere Roller wieder in Bewegung und schiebt 4 und 8 gegen den Hinterkamm (Fig. 8), während gleichzeitig die Locker aus den Zähnen der von ihr bisher gehaltenen Schiffchen austritt und diese nun nach abwärts gleiten und ausser II mit 4 und 8 in eine Reihe treten (Fig. 9). Die Kreuzung der Fäden ist vollzogen und die Schiffchen müssen nun nur noch an ihren richtigen Platz gebracht werden. Zu diesem Zwecke greift der betreffende Stecher in das Schiffchen IV und schiebt dieses so lange zurück, bis die Locker in die Schiffchen II und IV eintreten und diese ganz in den hinteren Kamm zurückschieben kann, während gleichzeitig die hintere Roller die Schiffchenreihe 4 3 8 7 in den mittleren Kamm bringt (Fig. 10), worauf dieser um eine Furche nach rechts verschoben wird und die beiden Nadeln zwischen die Fäden 4 und 3, sowie 8 und 7 stechen, die hergestellte Kreuzung erfassen und in die Höhe heben (Fig. 11 und 12). Durch das Zurückdrehen der hinteren Roller und das Auslassen der Locker kommen sämmtliche Schiffchen in eine Reihe, nur dass 4 mit 3, 8 mit 7 getauscht haben und die Schiffchen II und IV in ihrer Ursprungsfurche geblieben sind (Fig. 13). Die erste Aufgabe ist daher gelöst, die erste Periode zu Ende. Während dieser ganzen Periode bleiben sämmtliche Schiffchen der vorderen Reihe im Stillstand, ebenso die vordere Roller in Ruhe. Textabbildung Bd. 304, S. 210 Klöppelmaschine von Matitsch. Zweite Periode. In dieser sollen nun 1 und 2, sowie 5 und 6 ihre Plätze tauschen, deren Fäden sich kreuzen, und zwar so, dass 2 und 6 vor 1 bezieh. 5 zu liegen kommen. Da in dieser ganzen Periode die Schiffchen der hinteren Reihe keine Arbeit zu. leisten haben, werden sie durch das Einstechen sämmtlicher Stecher und das darauf folgende Eingreifen der Locker ganz in den Hinterkamm zurückgeschoben und in dieser Lage erhalten. Um die geplante Fadenkreuzung zu vollführen, müssen vor allem die Schiffchen 1 und 5 durch die vordere Roller nach rückwärts geführt und demzufolge die anderen Schiffchen 1 2 6 III, um sie der Wirkung der Roller zu entziehen, durch die vorderen Stecher weiter nach vorn geschoben werden (Fig. 14). Nach dieser Wirkung der Stecher ergreift die vordere Roller die Schiffchen 1 und 5 und schiebt dieselben gegen den Mittelkamm, in welchen sie, durch die hintere Roller erfasst, ganz hineingezogen werden (Fig. 15); gleich darauf wird der Mittelkamm um zwei Kammfurchen nach rechts verschoben, wodurch die oben erwähnte Kreuzung in der bedungenen Weise vor sich geht (Fig. 16). Es handelt sich wieder nur mehr darum, die Schiffchen sämmtlich in der geänderten Ordnung in eine Reihe zu bringen, was dadurch erschwert wird, dass der vordere Kamm nicht so lange gehalten sein darf, wie der hintere Kamm, weil der erstere, um das Einziehen in die zwischen Vorder- und Mittelkamm befindlichen Leitern zu ermöglichen, nach aufwärts gedreht werden muss. Textabbildung Bd. 304, S. 211 Klöppelmaschine von Matitsch. Durch diese praktische Rücksicht wird der Process etwas complicirter. Die beiden Schiffchen 1 und 5 werden nun nach der Kammverschiebung durch die beiden Roller gegen den Vorderkamm geschoben, während gleichzeitig die vorderen Stecher alle anderen Schiffchen 1 2 6 III frei lassen, diese daher durch ihr eigenes Gewicht so weit herabgleiten, bis sie mit ihrem ersten Zahn die vordere Roller berühren (Fig. 17). Da die zwei in derselben Furche befindlichen Schiffchen 5 und III nicht beide Platz im vorderen Kamm haben, muss die Bewegung in folgender Weise vollführt werden: Es greifen nun bloss die Stecher für I und III in ihre Schiffchen und bringen dieselben aus der Wirkungssphäre der vorderen Roller; dieselbe erfasst daher nur die Schiffchen 2 1 6 5 und bewegt dieselben der hinteren Roller zu, wobei sie aber noch nicht in einer Reihe, sondern in zwei Gruppen hinter einander stehen (Fig. 17). Erst durch die weitere Verschiebung mittels der hinteren Roller durch den Mittelkamm hindurch, gegen den Hinterkamin, kommen diese Schiffchen in eine Reihe, nämlich sobald sie sämmtlich mit ihrem letzten Zahn die Roller noch berühren. Die Schiffchen 1 und 5 kommen zuerst in diese Stellung und kurz darauf 2 und 6 (Fig. 18). Sobald die Einordnung in eine Reihe erreicht ist, befördert die hintere Roller alle vier Schiffchen in den Mittelkamm (Fig. 19), worauf dieser um eine Furche nach links geht und gleich darauf die Nadeln zwischen den Fäden 2 und 1, sowie 6 und 5 einstechen (Fig. 20) und die Fadenverschlingung nach aufwärts heben. Den Schluss dieser Periode bildet die Verschiebung der Schiffchenreihe 2 1 6 5 durch Hinter- und Vorderroller in den Vorderkamm, worauf durch Zurückgehen der Stecher auch die Schiffchen I und III in die Reihe gleiten und die gestellte Aufgabe gelöst erscheint (Fig. 21). Durch das Herabgehen der Locker sind auch die Schiffchen der hinteren Reihe in ihre Anfangsstellung herabgeglitten. Dritte Periode. In dieser Arbeitsperiode müssen nun die Fäden 1 mit 4 und 5 mit 8 gekreuzt werden und zwar in der Weise, dass der Faden 1 vor 4 und 5 vor 8 zu liegen kommt. Da nun nur die vier Schiffchen 1 4 5 8 zu arbeiten haben, werden alle übrigen Schiffchen durch den Eingriff der Stecher ausser Thätigkeit gebracht und daher die Schiffchen II 3 7 IV in den hinteren, 1 2 6 III in den vorderen Kamm so weit verschoben, dass sie ausser der Wirkungssphäre der Roller kommen (Fig. 22). Während nun die Schiffchen der hinteren Reihe durch die Locker erfasst und ganz in den hinteren Kamm geschoben werden, greift die hintere Roller in die Schiffchen 4 und 8 und schiebt dieselben in den mittleren Kamm, worauf dieser sofort um eine Kammfurche nach links rückt (Fig. 23), wodurch die eigentliche Kreuzung der Fäden 1 mit 4 und 5 mit 8 in der vorgeschriebenen Weise vollzogen wird. Nun handelt es sich vor allem darum, diese vier Schiffchen in eine Reihe zu bringen, um sie an einander vorüber, die Schiffchen 1 und 5 in die hintere, die anderen zwei in die vordere Schiffchenreihe zu stellen. Zu diesem Zwecke werden 4 und 8 durch die hintere Roller etwas nach vorwärts, 1 und 5 durch die vordere Roller so weit nach rückwärts geschoben, dass die hintere Roller in sie einzugreifen vermag. Am Ende dieser Arbeitsbewegung stehen die vier Schiffchen, wie Fig. 24 zeigt, einander ziemlich nahe, aber noch nicht in einer Reihe, und werden alle in dieser Stellung, also in zwei Gruppen, durch die hintere Roller durch den Mittelkamm gegen den Hinterkamm geschoben. Da nun 4 und 8 zuerst die Roller verlassen und dann von dieser nicht mehr weiter bewegt werden, folgen ihnen 1 und 5 nach, bis sie ebenfalls aus der Roller heraus und mit den anderen in eine Reihe getreten sind; gleich darauf lässt die Locker die bis jetzt im Hinterkamm gehaltenen Schiffchen II 3 7 IV aus und die zwei letzteren gleiten in die Schiffchenreihe herab, während dies bei II und 3 nicht möglich ist, da denselben die Schiffchen 4 bezieh. 8 in derselben Kammfurche vorstehen (Fig. 25). Nun greifen die entsprechenden Stecher der hinteren Stecherreihe in die Schiffchen 1 5 7 IV ein und entrücken dieselben der Wirkungssphäre der hinteren Roller, so dass die Locker in dieselben, sowie in die Schiffchen II und 3 einstechen und alle diese Schiffchen, also III 3 5 7 IV, ganz in den Hinterkamm rücken kann, während gleichzeitig die hintere Roller die Schiffchen 4 und 8 erfasst und in den Mittelkamm schiebt (Fig. 26). Gleich darauf wird der Mittelkamm um eine Kammfurche nach rechts verschoben, wodurch 4 und 8 in die ihnen zugehörigen Furchen gelangen und nun durch Hinter- und Vorderroller in den vorderen Kamm in die vordere Schiffchenreihe geschoben werden können. Die Locker lässt nun die Schiffchen der hinteren Reihe, die Stecher lassen die der vorderen Reihe frei und beide Reihen gleiten nun in ihre Normalstellungen herab (Fig. 27), aus welchen zu ersehen, dass der Platztausch zwischen 1 und 4, sowie 5 und 8 in der gewünschten Weise stattgefunden hat. Zwischen den einzelnen Bewegungsmomenten müssten nun selbstverständlich die Leiter mit den Binde- und Dickfäden in entsprechender Weise verschoben worden sein. Durch die bisher dargestellten Bewegungen ist die Fadenverflechtung erst bis zur Linie aa (Fig. 3) gediehen, aber die Art und Weise der Durchführung wohl genügend klar gelegt. Dass diese Schiffchenbewegung bei der Bildung von Mustergeflechten und Verschlingungen noch complicirter wird, ist natürlich; bei dem Umstände aber, als den beiden an die Maschine gestellten Anforderungen von dieser vollkommen entsprochen wird, kann dieselbe keinen Schwierigkeiten unterliegen. Eine eingehende Darstellung einer solchen Verflechtung ist in Folge des grossen Raumbedarfes hier nicht thunlich und auch überflüssig, da das bisher Gesagte wohl genügen dürfte, um aus demselben auf die mechanische und ökonomische Leistungsfähigkeit der Maschine schliessen zu können, die ohne Zweifel alle bisher erfundenen Klöppelmaschinen in den Schatten zu stellen geeignet ist. Ein bisher noch nicht erwähnter ökonomischer Vortheil der Maschine besteht auch noch darin, dass das so zeitraubende, oft Wochen in Anspruch nehmende Einziehen der Ketten- und Walzenfäden, wie dies bei den jetzt bestehenden Spitzenmaschinen ausgeführt werden muss, hier wegfällt, da die ganze Fadenverschlingung durch die in den Schiffchen aufgespeicherten Spulenfäden zur Ausführung kommt, die hier vollkommen die Stelle der Klöppel vertreten. In welcher Weise diese Maschine auf die Erwerbsverhältnisse der deutschen und österreichischen Klöpplergebiete einwirken wird, wird zum Theil von der Mode, zum Theil vom Unternehmungsgeist unserer heimischen Unternehmer abhängen. Sind diese geneigt, die Maschine in den Dienst der österreichischen und deutschen Industrie zu stellen, dann könnten unsere heimischen Klöpplerinnen an Stelle ihrer bisherigen Handarbeit genügende und vielleicht selbst besser entlohnte Verwendung bei den neuen Maschinen finden, etwa in ähnlicher Weise, wie dies bei der Einführung der Heilmann'schen Stickmaschine eintrat. Es wäre daher von grosser volkswirthschaftlicher und socialer Wichtigkeit, wenn diese von einem der bedeutendsten Praktiker in seinem Fache construirte Maschine, die schon aus diesem Grunde vollstes Vertrauen in ihre ökonomische Leistungsfähigkeit verdient, nicht erst ins Ausland wandern müsste, um erst nach der Bildung einer ausländischen Concurrenz von dorther eingeführt und in den Dienst unserer Industrie gestellt zu werden. Die Thatsache, dass sich deutscher Erfindungsgeist jetzt auch schon auf Gebieten regt, auf welchen bisher die Engländer und Franzosen ausschliesslich unsere Meister waren, ist gewiss eine erfreuliche und entspricht auch sonst dem jetzigen Aufschwünge deutscher Industrie, möge nur auch der materielle Vortheil dieser Erfindung der deutschen Bevölkerung zu Gute kommen. Prof. Max Kraft.