Titel: Ueber Flechtmaschinen.
Autor: H. Glafey
Fundstelle: Band 304, Jahrgang 1897, S. 254
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Ueber Flechtmaschinen. Von H. Glafey, Regierungsrath in Berlin. (Schluss des Berichtes S. 229 d. Bd.) Mit Abbildungen. Ueber Flechtmaschinen. Zur Herstellung von Besatzborden hat H. W. Struss in New York in den amerikanischen Patentschriften Nr. 450684 und Nr. 450685 eine Flechtmaschine in zwei Ausführungsformen in Vorschlag gebracht, welche in der Weise arbeitet, dass sie zwei parallel neben einander laufende Seelen umflechtet, gleichzeitig aber auch die zur Verwendung derselben vorgesehenen Flechtfäden eine Bindung eingehen. Die Producte erhalten auf diese Weise die in Fig. 22 bis 25 zur Darstellung gebrachte Gestaltung, während die Einrichtung der Flechtmaschine die aus Fig. 26 und 27 ersichtliche ist. Nach Fig. 26 besteht die Maschine aus zwei Rundflechtmaschinen, deren eine aus den sich kreuzenden Gangcurven eb, deren andere aus den in gleicher Weise angeordneten Gangcurven ad besteht. Die Gangcurven e und d besitzen an den einander zugekehrten Seiten der beiden Rundflechtmaschinen Ausbauchungen und diese kreuzen sich selbst wieder in der aus der Fig. 26 ersichtlichen Weise. Beim Betrieb der Maschine werden die vier Klöppelsysteme sich in Richtung der eingezeichneten Pfeile bewegen, also werden die Klöppel auf den Bahnen a und b stets auf diesen laufen, ohne eine Bindung einzugehen; dagegen werden die Fäden der auf den Bahnen d und e sich bewegenden Klöppel zwecks Herstellung der beiden Rundgeflechte sich mit den Fäden der erstgenannten Klöppel verflechten, gleichzeitig aber unter sich eine Zwirnung bilden, so dass das aus Fig. 23 ersichtliche Product entsteht. Textabbildung Bd. 304, S. 255 Herstellung von Besateborden von Struss. Um neben den letztbezeichneten Geflechten auch solche herstellen zu können, wie sie Fig. 22, 24 und 25 zur Darstellung bringen, hat die Flechtmaschine die aus Fig. 27 ersichtliche Gestaltung erfahren. Dieselbe bildet gewissermaassen ein System von drei Rundflechtmaschinen, von denen die an den Seiten liegenden je zwei sich kreuzende Gangcurven ab bezieh. cd aufweisen, während die mittlere nur eine Gangcurve e hat, auf die die Klöppel beider Gangcurven einer jeden der erstgenannten Maschinen übertreten können. Die Klöppel bewegen sich in der durch Pfeile kenntlich gemachten Richtung und es entstehen somit durch die Klöppelkreuzungen ab und cd zwei Rundgeflechte. Treten dabei Klöppel der Bahn a über e1 nach c über und ebenso Klöppel der Bahn c über e2 nach a über, so entsteht das aus Fig. 22 ersichtliche Geflecht. Die beiden um die Seelen de gebildeten Rundgeflechte ab werden durch die Fäden c gebunden. Laufen dagegen die Klöppel von a über e1e4e2 zurück und ebenso diejenigen von c über e2e3e1 zurück, so entsteht das gleiche Geflecht, wie es die Maschine Fig. 26 arbeitet. Die beiden um die Seelen de gebildeten Rundgeflechte a und b werden durch die sich umschlingenden Fäden c zusammengehalten (Fig. 23). Laufen drittens die Fadenträger von a über e1e4 nach d und die Klöppel von c über e2e3 nach b, so entsteht ein Geflecht, wie es Fig. 25 wiedergibt. Durch Anwendung dreier Mittelendfäden deg (Fig. 24) und Führung der Fäden c in der Weise, wie es für Fig. 22 dargelegt ist, entsteht ein Geflecht, wie es Fig. 24 zeigt. Textabbildung Bd. 304, S. 255 Fig. 28.Abzugsscheibe mit Innenverzahnung der New England Butt Company. Zum Umflechten schwerer biegsamer Drähte und Kabel gelangen besonders stark gebaute Maschinen zur Anwendung und diese haben besondere Transportwerke. Bei der von der mehrfach genannten Firma Rittershaus und Blecher in Barmen gebauten, in Fig. 28 dargestellten Maschine besteht dieses Transportwerk im Wesentlichen aus einer grossen Scheibe, welche sich oberhalb der Maschine befindet. Diese ist entweder wie ein Seilrad mit eingedrehter Rille versehen, in welche sich das Flechtproduct scharf einklemmt, oder der Rand der Scheibe ist flach ausgedreht; in letzterem Falle legt man den umflochtenen Draht oder das Kabel einige Male um diese Scheibe. In jedem Fall empfängt letztere durch ein Rädervorgelege den erforderlichen Antrieb. Von der Abzugsscheibe gelangt das fertige Product auf einen Haspel, dessen Umlaufgeschwindigkeit etwas grösser ist als die der Abzugsscheibe, so dass sich das Flechtproduct fest um die letztere legt und sicher mitgenommen wird. Textabbildung Bd. 304, S. 255 Maschine zum Umflechten elektrischer Leitungsdrähte von Phillips. Anstatt die Abzugsscheibe in der Weise in Umlauf zu setzen, wie es Fig. 28 erkennen lässt, also von aussen, hat die New England Butt Company vorgeschlagen, die genannte Scheibe mit Innenverzahnung zu versehen und ihr dementsprechend von innen Antrieb zu ertheilen. Die Fachzeitschrift Electrical Review, New York, bringt in Nr. 7, Jahrgang 1894, zwei derartig ausgeführte Flechtmaschinen zur Darstellung, auf dieselbe sei deshalb verwiesen. Textabbildung Bd. 304, S. 256 Fig. 31.Flechtmaschine für Packungsschnure von Bolze. Die Fig. 29 und 30 veranschaulichen in zwei Ausführungsformen eine Maschine zum Umflechten elektrischer Leitungsdrähte. Die Maschine ist eine Erfindung von Herbert O. Phillips, Waterbury, Conn., und besitzt nach den amerikanischen Patentbeschreibungen Nr. 285672 und Nr. 285673 folgende Einrichtung: Nach Fig. 29 empfängt der von unten nach oben fortschreitende Draht a durch die Fäden der Klöppel b eine erste Umflechtung und hierauf unter gleichzeitiger Aufbringung einer aus Kautschuk bestehenden Isolirschicht eine.zweite Umflechtung durch die Fäden der Klöppel c. Die Isolirmasse befindet sich in flüssiger Form in dem Trichter d, durch welchen der mit einer Umflechtung versehene Draht axial hindurchgeleitet wird, bevor er zum zweiten Mal umflochten wird. Das Ausfliessen der Isolirmasse wird durch in den Boden des dieselbe enthaltenden Trichters eingesetzte elastische Druckstücke e verhindert. Textabbildung Bd. 304, S. 256 Flechtmaschine für vierkantige Packungsschnure mit Seele von Reinhold. Die in Fig. 30 dargestellte Ausführungsform der Maschine unterscheidet sich von der vorstehend erläuterten dadurch, dass der Draht während des Aufbringens der ersten Umflechtung und während des Einschliessens dieser durch eine zweite Umflechtung mit Isolirmasse versehen wird. Die Flechtfäden werden in Folge dessen vor ihrer Umflechtung selbst imprägnirt. Die Maschine besitzt zu diesem Zweck zwei, Isolirmasse in flüssigem Zustand enthaltende, Trichter c und d und durch diese wird das Flechtproduct von oben nach unten hindurchgeführt. Die von den Klöppeln b und e kommenden Flechtfäden laufen über den Rand des jeweils von ihnen eingeschlossenen Trichters und legen sich innerhalb der Isolirmasse auf den Draht bezieh. den bereits einmal umflochtenen Grundkörper auf. Die Umflechtmaschinen zur Herstellung von Packungsschnuren zerfallen in zwei Klassen und zwar solche, bei welchen von den Flechtfäden keine Seele eingeschlossen wird, und solche, bei denen diese vorhanden ist. Die Seele kann bei den letzteren durch parallel laufende Fäden, eine gedrehte oder eine geflochtene Schnur gebildet werden, und letztere können wieder als solche vorliegen oder erst gebildet werden. Textabbildung Bd. 304, S. 256 Führungshülse für Flechtmaschinen zur Herstellung viereckiger Packungsschnure von Wolff. Fig. 31 zeigt eine Flechtmaschine für Packungsschnure, bei denen das Hohlgeflecht lediglich das Dichtungsmaterial (Talkum, Kieselguhr o. dgl.) einschliesst. Das letztere befindet sich bei der durch amerikanisches Patent Nr. 325490 geschützten Maschine von H. Bolze, Braunschweig, in einem Trichter a, welcher innerhalb des Flechtschöllchens b hängt und mit einer Förderschnecke c ausgestattet ist, die in Folge ihrer ihr durch die Antriebvorrichtung def ertheilten Drehung das Dichtungsmaterial in den auf dem Auslaufrohr g des Trichters mittels der Flechtfäden h gebildeten Schlauch drückt, der so gefüllt nach unten abgeführt wird. Eine Flechtmaschine für vierkantige Packungsschnure mit Seele, welche als solche fertig vorliegt, ist in den Fig. 32 bis 36 wiedergegeben. Diese Maschine ist eine Erfindung von Wilhelm Reinhold, Berlin, und Gegenstand des D. R. P. Nr. 63266. Textabbildung Bd. 304, S. 256 Fig. 39.32spulige Flechtmaschine von Rittershaus und Blecher. Von den Stehbolzen aa, welche die Gangplatten bb für die 16 hängenden Spulen s zusammenhalten und den Leiträdern rr1 als Achszapfen dienen, sind vier Stück a1a1 aus gewählt, die in den Ecken eines Vierecks stehen. Diese vier Stehbolzen a1 sind, wie das bekannt ist, durchbohrt und zwischen den Spulen s mit Mittlingsfedern c versehen, von welchen vier durch a1 geführte Einlaufschnure d zur Klöppelstelle geleitet werden. Mitten durch die Maschine wird in bekannter Weise eine runde Schnur oder ein rundes Seil g als Kern von oben nach unten in die Klöppelstelle hineingeleitet. Dass die Klöppelmaschine auf dem Kopfe steht, hat den Zweck, mittels eines conaxialen Trichters t Talkum oder ein Entsprechend anderes gepulvertes Material zum Mithineinflechten in die Klöppelstelle fallen zu lassen. An das runde Kernseil g, das in irgend einer bekannten Art und Weise hergestellt sein kann, legen sich die vier Einlaufschnure d entsprechend ihrer Einführung in den Ecken eines Vierecks an, wie dies der Querschnitt der fertigen Schnur (Fig. 34) deutlich erkennen lässt. Mitsammt dem Kern werden die Einlaufschnure von der durch die Maschine geklöppelten Hülle eingeschlossen und so erhält das die Maschine verlassende Schnurseil g1 genau viereckigen Querschnitt. Die Räume zwischen dem Hüllmantel m und dem Kernseil g, die dadurch entstehen, dass die Einlaufschnure d jenen von diesem fernhalten, füllt während der Klöppelung der Hülle die Maschine mit dem Pulver aus, das in dem Trichter t eingegeben ist. Textabbildung Bd. 304, S. 257 Fig. 40.Einrichtung zum Zusammendrehen der Füllfäden von Rittershaus und Blecher. In dem Trichterrohr t1 steckt con axial ein zweites Rohr t2, das dem Kernseil den Durchgang in der Achse erlaubt. Das letztere Rohr hört nur ein wenig entfernt von der Klöppelstelle auf, während das äussere Rohr t1 bis dicht auf diese hinabreicht. So wird dag Kernseil dicht oberhalb der Klöppelstelle von dem durch das äussere Rohr herabfallenden Pulver umhüllt, und die Klöppelung presst dies dicht an das Kernseil an. Die äussere Ansicht (Fig. 35) der fertigen Packungsschnur g1 zeigt deutlich zwei schräg gemusterte Eckflechtlagen n und dazwischen eine Seitenflechtlage m1. Eine derartige äussere Erscheinung weist jede Schnur auf, die auf einer Maschine mit 16 Spulen hergestellt ist. Eine Maschine mit 24 Spulen gibt eine Schnur, die auf jeder Seite zwischen den zwei Eckflechtlagen zwei Seitenflechtlagen m1 erkennen lässt (Fig. 36). Bei 32 Spulen werden drei solcher Mittellagen auf jeder Schnurseite zu sehen sein. Fig. 37 und 38 veranschaulichen eine Führungshülse für Flechtmaschinen zur Herstellung viereckiger Packungsschnure, welche von Wilhelm Wolff sen., Berlin, herrührt und Gegenstand des D. R. G. M. Nr. 31096 ist. Die Führungsflächen a dieser mit Flansch c ausgestatteten Hülse b sind nach innen gekrümmt und der Führungskanal verengt sich nach oben. Hierdurch soll erreicht werden, Packungsschnure mit vollständig geraden Aussenflächen zu erzielen und die Schnur gleichzeitig zu verdichten. Nach Angabe des Erfinders war dies mit den bisher verwendeten Führungsbüchsen nicht möglich. Die Flächen der mit denselben erhaltenen Packungsschnure waren gewöhnlich etwas gekrümmt und liessen sich in Folge dessen schwer in die Dichtungsfugen einlegen. Fig. 39 veranschaulicht eine einfache 32 spulige Flechtmaschine der Firma Rittershaus und Blecher, Barmen, bei der der Kern aus parallel neben einander laufenden Fäden gebildet wird. Diese Fäden laufen von Spulen ab, welche auf einem den Fülltrichter umgebenden Kranz sitzen, und gelangen über den Rand des Trichters durch diesen in das Flechteisen, wo sie mit dem von ihnen eingeschlossenen Dichtungsmaterial von den Fäden der um sie kreisenden Klöppel eingeflochten werden. Sollen die Füllfäden vor ihrer Umflechtung zusammengedreht werden, so empfangt die Maschine die aus Fig. 40 ersichtliche Einrichtung, welche ebenfalls von der Firma Rittershaus und Blecher, sowie in ähnlicher Gestaltung von Joh. Fries in Barmen ausgeführt wird. Der Fülltrichter, welcher mit einem Rührwerk ausgestattet ist, empfängt mit dem auf ihm sitzenden Spulenkorb eine langsame Drehbewegung durch ein Schneckenradgetriebe o. dgl. und diese hat zur Folge, dass die Füllfäden, bevor sie zum Flechteisen gelangen, zusammengedreht sind, und so das Dichtungsmaterial fest zwischen sich einschliessen. Zwecks Gewinnung von Packungsschnuren mit geflochtener Seele werden Flechtmaschinen verwendet, wie sie Fig. 41 darstellt. Die hier wiedergegebene Ausführungsform liefert z.B. die oben genannte Firma Fries in Barmen. Textabbildung Bd. 304, S. 257 Fig. 41.Flechtmaschine zur Gewinnung von Packungsschnuren mit geflochtener Seele von Fries. Die den Kern flechtende Obermaschine ist mit 12 oder 18 schweren hängenden Klöppeln ausgestattet. Der Flechtpunkt für die von denselben ablaufenden Fäden liegt in dem zwischen Ober- und Untermaschine vorgesehenen Auffangtrichter, welcher das Füllmaterial aufnimmt, das oberhalb der Obermaschine in einem Trichter mit Rührwerk zugeleitet wird. Das mit Talkum o. dgl. durchsetzte, aus dem Auffangtrichter austretende Seil wird dicht unter diesem Trichter von 36 bis 60 Flechtfäden der mit stehenden Klöppeln ausgestatteten Untermaschine mit einer äusseren Umflechtung versehen.