Titel: Faserstoffe.Ueber Maschinen zum Weichmachen, Strecken, Entwirren und Glätten von Garnen.
Autor: H. Glafey
Fundstelle: Band 308, Jahrgang 1898, S. 65
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Faserstoffe.Ueber Maschinen zum Weichmachen, Strecken, Entwirren und Glätten von Garnen. Von H. Glafey, Regierungsrath, in Berlin. (Fortsetzung des Berichtes S. 36 d. Bd.) Mit Abbildungen. Ueber Maschinen zum Weichmachen, Strecken, Entwirren und Glätten von Garnen. Henry Wren und Co. in Manchester haben zum Strecken und Lüstriren von Seidengarnsträhnen eine Maschine auf den Markt gebracht, welche die aus Fig. 25 ersichtliche Einrichtung besitzt, die nach dem Centralblatt für Textilindustrie die folgende ist. Die zu behandelnden Garnsträhne werden um Messingwalzen herumgelegt, die so gelagert und durch Führungen geleitet sind, dass sie einander genähert oder von einander entfernt werden können. Diese Walzen sind in dem senkrecht stehenden, viereckigen Dämpfkasten eingeschlossen, der seinerseits auf einem Dampfcylinder ruht. Innerhalb dieses Cylinders befindet sich ein gewöhnlicher Kolben, dessen Stange durch die Stopfbüchse unter dem Cylinder und durch eine ähnliche Stopfbüchse auf der oberen Seite geht. Textabbildung Bd. 308, S. 65 Fig. 25.Maschine zum Strecken und Lüstriren von Wren und Co. Das obere Ende der Kolbenstange ist in fester Verbindung mit der unteren Coulisse, worin die untere Messingwalze gelagert ist. Die obere Messingwalze wird dagegen durch eine Coulisse getragen, die mit Hilfe einer Schraube und daran sitzenden, durch Hand zu drehenden Schwungrades gehoben oder gesenkt werden kann. Das Schwungrad steht in fester Verbindung mit der darüber erscheinenden konischen Hülse, in welcher sich die Schraube bewegt, und welche dazu dient, den dampfdichten oberen Verschluss des Dämpfkastens trotz der durchpassirenden Schraube herzustellen. Unterhalb des Schwungrades sind Stangen angebracht, an welche man die Garnsträhne vor oder nach dem Arbeitsprocesse aufhängen kann. Die untere Messing walze wird von einer (an der linken Seite der Zeichnung erkennbaren) kurzen Welle aus in Drehung versetzt, welche Fest- und Losscheibe trägt. Die Einrichtung ist dabei so getroffen, dass die Lage der unteren Walze entsprechend der Kolbenbewegung im Cylinder verändert, die Walze jedoch fortwährend in Drehung erhalten werden kann. Beim Arbeiten mit der Maschine werden zunächst die Garnsträhne um die Walzen gelegt und mittels des Schwungrades und der Schraube werden die Walzen gegen einander so eingestellt, dass die Strähne die gewünschte Spannung erhalten. Die (in der Zeichnung weggelassene) sich in Angeln bewegende Seitenthür des Dämpfkastens wird hierauf dampfdicht verschlossen und verschraubt. Nun gibt man Dampf sowohl in den Dämpf kästen als in den Cylinder. Der Dampfzutritt zu letzterem wird durch ein Ventil regulirt, das sich innerhalb des rechts nach unten auf der Abbildung sichtbaren Ventilkastens befindet und durch Handhebel regulirt wird. Es ist klar, dass der Kolben im Cylinder allmählich durch den Dampf nach unten gedrückt wird. Da die untere Messingwalze an seiner Bewegung theilnimmt, so werden die Garnsträhne, während sie auf die oben beschriebene Art rotiren, allmählich ausgedehnt und gestreckt. Die Kolbenbewegung abwärts beträgt etwa 4 Zoll. Das Condensationswasser wird durch geeignet angebrachte Hähne abgeleitet. Die Maschine kann Strähne bis zu 60 Zoll Länge und von jedem Material aufnehmen. Für das Klopfen und Bürsten von Garnsträhnen hat Carl Friedrich Weissig in Marklissa (Schlesien) eine Maschine in Vorschlag gebracht, welche die in den Fig. 26 und 27 ersichtliche Einrichtung besitzt. In den Gestellwandungen a und b ist die mit Schwungrad und Handkurbel ausgestattete Antriebwelle c gelagert, welche an ihrem über das Lager b1 vorspringenden Ende die Garnrolle d trägt, über welche der zu bearbeitende Garnsträhn gehängt wird. Die untere Garnrolle d1, mittels welcher der Garnsträhn geklopft wird, ist in einem senkrecht beweglichen und in den Führungen g geführten Schieber f aus hartem Holze gelagert, bezieh. auf den in demselben verstellbar angeordneten, der Welle c parallelen Stift c1 aufgesteckt. Auf seiner Rückseite und am oberen Ende ist der Schieber f mit dem Anschlag h versehen, während auf der auf der Welle c sitzenden Schnurrolle m zwei Zapfen i angebracht sind, welche bei Umdrehung der Welle c abwechselnd an den Anschlag h hingleiten bezieh. diesen und den Schieber f heben oder fallen lassen. Auf der Hochkante des Schiebers f ist die Nase k befestigt, mit welcher zum Zwecke der Festhaltung des Schiebers in seiner höchsten Stellung die Klinke t in Eingriff gebracht werden kann. In der Nabe n der Schnurscheibe m befindet sich eine Nuth, in welche die Ausrückgabel o eingreift. Die Schnurscheibe m mit Nabe n ist mittels einer Nuth und Feder auf Welle c seitlich verschiebbar, so dass durch Umlegen des Griffes mit Gegengewicht die Zapfen i derselben in oder ausser Eingriff mit dem Anschlag h des Schiebers f gebracht werden können. Um die Welle c schwingend ist durch die unter einander verbundenen Arme p die Welle q aufgehängt, welche auf ihrem vorstehenden Ende die rotirende vier- oder mehrtheilige Bürste s fest aufgesteckt trägt, und welch letztere mittels der Schnurrolle r von der Schnurscheibe in schnelle Drehbewegung versetzt wird. Jede einzelne Bürste ist zugleich mit einem Messer s1 versehen, welches, hobeleisenartig gestellt, die etwa wirren und vorstehenden Fasern der Strähne abschneidet. Die Wirkungsweise der Maschine ist die folgende: Nachdem der Garnsträhn um die Garnrollen dd1 gelegt ist, wird, um die überflüssige Schlichte zu entfernen, der Schieber f in auf und ab gehende Bewegung versetzt, so dass derselbe jedesmal beim Herabfallen den Garnsträhn einer heftigen Erschütterung aussetzt. Ist diese Arbeit vollendet, so wird der Schieber f festgestellt und die Bürste in Wirkung gesetzt, welche nun von dem um die Rollen d und d1 laufenden Strähn Stärketheile und überflüssige Fasern entfernt, sowie die Fäden von einander entfernt und glättet. Durch einen Vorstecker kann die Bürste, wenn dieselbe nicht zur Thätigkeit gelangen soll, von dem Strähne entfernt gehalten werden, auch kann, um den Schlag des Schiebers mit der unteren Rolle zu mildern, irgend eine der bekannten Buffervorrichtungen unter dem Schieber f angebracht werden; ebenso kann die Maschine zweiseitig ausgeführt werden. Textabbildung Bd. 308, S. 66 Maschine für das Klopfen und Bürsten von Garnsträhnen von Weissig. Die in Fig. 28 veranschaulichte Garnbürstmaschine wird von der schon mehrfach genannten Zittauer Maschinenfabrik und Eisengiesserei ausgeführt. Diese Maschine ist mit einem rotirenden Haspel mit vier Bürsthölzern ausgestattet, zu dessen beiden Seiten die Garnsträhne über zwei Garnrollen gespannt sind, deren oberer von dem Haspel aus eine Drehbewegung empfängt, während die untere durch belastete Gewichtshebel nach unten gezogen wird, die mit Hilfe von nach unten offenen Haken die Endzapfen der Garnrolle umgreifen. Mit Hilfe eines Fusstrittes können die Gewichtshebel angehoben und arretirt, die Streckvorrichtungen also zum Zwecke des Beschickens der Maschine ausgerückt werden. Textabbildung Bd. 308, S. 66 Fig. 28.Garnbürstmaschine von der Zittauer Maschinenfabrik und Eisengiesserei. Ist die Maschine zur Behandlung von Baumwoll- und Leinengarn bestimmt, so wird sie noch mit einer Vorrichtung zum Glanzgeben ausgestattet. Diese besteht aus zwei, die oberen Garnrollen ersetzenden, rotirenden heizbaren kupfernen Tambours, welche zum bequemen Aufstecken und Abnehmen der Garne eingerichtet sind. An Stelle eines Bürstenhaspels sind deren zwei vorgesehen und jeder ist mit drei stellbaren Bürsten versehen, welche ermöglichen, den Garnen einen mehr oder weniger starken Anstrich zu geben. Jede Seite der Maschine ist mit einer leicht zu handhabenden Streckvorrichtung ausgestattet und besitzt besonderen Antrieb. Man ist in Folge dessen im Stande, auf jeder Seite allein oder auch auf beiden Seiten gleichzeitig zu arbeiten. Für die Aufstellung ist ein Raum von 1750 × 1500 × 1300 cm erforderlich. Textabbildung Bd. 308, S. 67 Fig. 29.Maschine zum Bürsten von Strähngarn von Gehrenbeck. Aehnliche Garnbürstmaschinen, wie die vorstehend erläuterten, bauen Gebrüder Franke in Chemnitz und C. G. Haubold ebendaselbst.Gebauer, Maschinen zum Bleichen, Färben u.s.w. der Garne. Bei der Maschine der erstgenannten Firma erfolgt das Anspannen der Garnsträhne durch Parallelverschiebung der oberen Garnrolle mittels Zahnstangengetriebes. Um den Bürsten eine mehr oder weniger starke Einwirkung auf die Garne zu geben, ist die untere Garnrolle derart in schwingenden Hebeln gelagert, dass durch Drehung derselben die Garnrolle, also auch der Strähn der Bürstentrommel genähert oder von derselben entfernt werden kann. Haubold ertheilt zum gleichen Zwecke dem Strähne eine Parallelverschiebung zu sich selbst dadurch, dass er die beiden oberen Garnrollen in einem Bock lagert, der mittels Handhebels in Schwalbenschwanzführungen verschoben werden kann. Es geschieht dies mittels Handhebels und Zugstange. Ebenso sind die unteren Garnrollen zwecks Streckung des Garnes in einem Schlitzlager geführt und dieses kann durch einen Winkelhebel ebenfalls mit der Hand verstellt werden. Die Maschine ist zweimal doppelseitig, es können also gleichzeitig vier Strähne gebürstet werden. Eine Maschine zum Bürsten von Strähngarn, welche die Behandlung des letzteren auf seinen Trockenstäben ermöglicht, ist in den Fig. 29 und 30 wiedergegeben. Die Maschine ist eine Erfindung von Oscar Gehrenbeck in Reichenberg (Böhmen) und besitzt folgende Einrichtung. Nachdem die Strähne in bekannter Weise gestärkt sind, werden dieselben einzeln auf zwei Trockenstäbe aa1 gereiht; der obere Trockenstab a wird in ein oben offenes Lagerstück b eingelegt, welches an dem Hebel g befestigt ist, der sich um einen Zapfen k im Maschinengestelle drehen kann. Der untere Stab a1 wird unter den Haken c geschoben, welcher zu diesem Zwecke mittels eines Druckes auf den Fusstritt d hochgehoben werden kann. Der Haken c umfasst dann die Trockenstange a1 und beim Loslassen des Trittes d zieht ein verstellbares Gewicht e die Trockenstange und damit auch die Garnsträhne straff an. Wird nun der Hebel g durch Stange f, welche die beiden auf jeder Seite der Maschine befindlichen Hebel g verbindet, aus der in Vollinien dargestellten Lage in die punktirte Lage gebracht, so treten die Strähne in den Bereich des von den Bürsten i beschriebenen Kreises (Fig. 30). Diese Bürsten i, in der Regel drei oder mehr, sind an Armen o befestigt, die auf der Hauptwelle p sitzen. Durch die Antriebscheibe s wird die Welle p in Drehung versetzt. Gleichzeitig mit der Hauptwelle p wird die mit ihr durch Riemen verbundene Scheibe r angetrieben. Eine gleiche Scheibe r1 auf derselben Welle mit r versetzt durch Riemenübertragung die beiden mit einander in Eingriff stehenden Zahnräder t und u und mit letzteren den Trockenstab a in Umdrehung. Textabbildung Bd. 308, S. 67 Fig. 30.Maschine zum Bürsten von Strähngarn von Gehrenbeck. Wie die in Fig. 30 dargestellten Pfeile zeigen, drehen sich die Bürsten in derselben Richtung, wie die sich etwas langsamer bewegenden Garnsträhne. Das Bürsten der gestärkten Garnsträhne wird nun entsprechend der angewendeten Stärkemenge kürzere oder längere Zeit fortgesetzt. Sind die Strähne genügend gebürstet, so wird die Stange f mit den Spannhebeln g aus der dargestellten punktirten Lage in die in Vollinien gezeichnete zurückgebracht. Durch einen Tritt auf das Pedal d wird der Haken c hochgehoben und die Trockenstange a1 gleitet aus dem Haken c, worauf man die Stäbe aa1 mit den darauf befindlichen Garnsträhnen abheben und zur Weiterbehandlung abführen kann. Die Maschine ist zweiseitig gebaut, d.h. ein Arbeiter kann, während auf der einen Hälfte der Maschine die Strähne gebürstet werden, die zu bürstenden Strähne der anderen Hälfte vorrichten. Textabbildung Bd. 308, S. 68 Fig. 31.Cylindrische, mit Borsten besetzte Bürste von Büschgens. Eugen Büschgens in Rheydt wendet an Stelle einer umlaufenden, mit Armen versehenen Bürste eine cylindrische, auf ihrem ganzen Umfange mit Borsten besetzte Bürste an und sucht eine vollkommene Trennung der einzelnen Fäden von einander und ein vollkommenes Glätten derselben dadurch zu erreichen, dass er das Garn über zwei mit Höckern versehene rotirende Walzen (Fig. 31 und 32) führt, von denen die eine mit einer rotirenden Bürste d zusammenarbeitet, die das Garn auf den Höckern zertheilt, in dieselben hineinstreicht und glättet. Die Walzen a und b lassen sich einander näher bringen oder von einander entfernen und ebenso lässt sich die Bürste d der Walze a nähern bezieh. von derselben entfernen. Beides ermöglicht das Hebelwerk fik mit dem Fusstritte h, sowie das dem letzteren entgegen wirkende Gegengewicht g. Textabbildung Bd. 308, S. 68 Fig. 32.Cylindrische, mit Borsten besetzte Bürste von Büschgens. Jose Riera in Barcelona, Spanien, wendet an Stelle einer Bürstenwalze deren zwei an und lässt das Garn zwischen beiden hindurchgehen. Der Cylinder a wird zu diesem Zwecke vom Riemenvorgelege aus durch die Zahnräder l und k (Fig. 33 und 34) gedreht, wovon das erstere auf der gleichen Achse mit der Antriebscheibe sitzt. Von den beiden Bürsten d und e kann die erstere mittels der Hebel v und x eine kreisförmige Bewegung um die Achse m des Rades k machen. Der Hebel v wird dabei durch Handrad u, konischen Trieb t und Schraube p bethätigt. Mittels des Stirnrades n wird der Bürste e rotirende Bewegung mitgetheilt. Der Cylinder b bewegt sich in wagerechter Richtung in den Coulissen ff, die durch die Schrauben gg verschoben werden, wobei diese mittels Handrades j, Stange i und konischer Räder bethätigt werden. Wenn die Bürste d sich in der Stellung Fig. 33 befindet, wird durch Umdrehung des Handrades j die Walze b nach links gegen die Bürste e bewegt. Hierauf wird der Garnsträhn so auf die Walzen a und b gelegt, dass die Bürste e von demselben eingeschlossen ist, und sodann wird die Walze b wieder zurückgeschraubt, so dass die Garnsträhne c1c1 scharf auf der Bürste e aufliegen und die Borsten derselben zwischen die einzelnen Fäden eintreten. Textabbildung Bd. 308, S. 68 Bürstenwalzen von Riera. Hierauf wird mittels des Handrades u, der Spindel r, der Schraube p der Arm v derart bewegt, dass Bürste d an die Garnsträhne kommt und deren Borsten auf letztere einwirken. Die Walze a, die ihre Bewegung durch das Rad k erhält, theilt durch die darüber laufenden Strähne der Walze b die rotirende Bewegung mit. Der Trieb der Bürste e erhält seine Umdrehung durch Rad n, während die bewegliche Bürste d ihre Drehung durch Trieb o empfängt, der mit dem Rade k in Eingriff steht, sich somit auf dem Rade k wälzt. Der Garnsträhn läuft über die Bürste e, deren Borsten zwischen die einzelnen Fäden eindringen, während die Bürste d von aussen auf das Garn einwirkt und dasselbe von allen anhaftenden Unreinheiten reinigt, sowie die zusammenklebenden Fäden von einander trennt. Bei Erweiterung der Strähne durch tieferes Eindringen in die Bürste wird die Walze b weiter nach rechts geführt. (Fortsetzung folgt.)