Titel: Kraftmaschinen.Neuer Friedrich-Dampfmotor.
Fundstelle: Band 309, Jahrgang 1898, S. 225
Download: XML
Kraftmaschinen.Neuer Friedrich-Dampfmotor.Vgl. D. p. J. 1890 280 111. D. R. P. Nr. 99201. Mit Abbildungen. Neuer Friedrich-Dampfmotor. Dieser von E. Friedrich, Motorenfabrik in Feuerbach bei Stuttgart, hergestellte Motor besteht aus einem einkammerigen, mit verhältnissmässig kurzen aber weiten Röhren versehenen Wasserrohrkessel, welcher für eine mässige Dampfüberhitzung und starke Vorwärmung des Speisewassers eingerichtet ist, und aus einer einseitig wirkenden Dampfmaschine, die mit offenem Arbeitscylinder, freiliegendem, patentirtem Kolbensystem und mit besonderen Specialconstructionen ausgestattet ist. Um die Bedienung möglichst zu erleichtern, ist der Kessel mit Schüttvorrichtung, continuirlicher Kesselspeisung und selbsthätigem Feuerregulator versehen. Die Schüttvorrichtung und der schrägliegende Rost gestattet auch die Verwendung von Torf, Gerberlohe, Holzabfälle u. dgl. Zur Kesselspeisung dient eine an der Maschine montirte Speisepumpe, welche vom Abdampf vorgewärmtes Wasser empfängt und dasselbe in den im Rauchzug desKessels gelegenen Economiser und von da in den Kessel drückt; mithin gelangt das Wasser schon stark vorgewärmt in denselben. Der Feuerraum ist vollständig von Wasserröhren umgeben, die äusseren Wände des Kessels bestehen aus, in Eisengestellen ruhenden, Chamotteplatten, die mit Blechverschalungen verkleidet sind. Der Kessel ist in allen Theilen zerlegbar, und sind Nietverbindungen vermieden; das Reinigen von Kesselstein und Russ ist schnell und gründlich auszuführen, da der Kessel von innen und aussen überall zugängig gemacht ist. Wie Fig. 1 bis 3 zeigen, besteht derselbe aus schmiedeeisernen, am hinteren Ende geschlossenen Röhren AA, die durch die Kammer B unter einander in Verbindung stehen. Diese Röhren liegen etwas geneigt, um die Wasser- und Dampfbewegung zu erleichtern. Ueber der Kammer B befindet sich ein Dampfsammler C. Derselbe trägt ausser dem gewöhnlichen Sicherheitsventil noch ein zweites geschlossenes Ventil, aus dem bei erreichtem Maximaldruck der Dampf durch das Rohr b in den Schornstein D strömt und hier durch das nach unten gelegene Rohrende gegen die Rauchgase strömend den Zug, mithin die Heizkraft der Gase herabsetzt. Textabbildung Bd. 309, S. 225 Kessel zum Friedrich-Dampfmotor. Die obere Rohrpartie A1 dient zur Ueberhitzung des Dampfes, ehe er in den Dampfsammler gelangt; um den Dampf durch die Ueberhitzerröhren in geeigneter Weise strömen zu lassen, ist in den Wasserraum ein Blechkasten E eingesetzt, in welchen der aus den Kesselröhren kommende Dampf aufgefangen und mittels der in dem Blechkasten montirten Kernröhren FF durch die Ueberhitzerröhren geleitet wird. Unter dem Schornsteinrohr D befindet sich der Economiser; er besteht aus einem gusseisernen mit Heizrippen versehenen starken Cylinder G, der in einem Kupferblechmantel H steckt. In den Zwischenraum der beiden Cylinder G und H gelangt das bereits durch den Abdampf vorgewärmte Speisewasser durch das Rohr i in den Hohlraum und steigt, sich an den Rippenkörpern stark erhitzend, in die Höhe, um bei dem Rohr k auszuströmen, von wo es dann durch den Speisekopf in den Kessel gelangt; der Economiser ist mithin in die Druckleitung der Kesselspeisepumpe eingeschaltet. Die Maschine ist mit einer einfachen Kolbensteuerung, Drosselregulator, Speisepumpe und Speisewasservorwärmer versehen; letzterer besteht aus einem mit Abdampf umgebenen Rippenrohr, das in dem Gusstück des Dampfcylinders eingebaut ist. Arbeits- und Steuerungscylinder und das Abdampfgehäuse für den Vorwärmer bilden ein derart geformtes Gusstück, dass dasselbe, mit einem blanken Stahlmantel verkleidet, einen einzigen Cylinder bildet, wodurch eine zweckmässige und gefällige Form und Schutz gegen Wärmeausstrahlung erreicht wird. Bei den bisher gebauten, einfach wirkenden Maschinen mit an einer Seite offenem Cylinder, ist die Einkapselung des Kurbelsystems erforderlich, weil der Kolben namentlichbei hoher Dampfspannung nicht genügend dicht ist. Bei der vorliegenden Construction ist sowohl an dem Arbeits- als an dem Steuerungskolben je ein zweiter, sogen. Hilfskolben vorhanden, wodurch dieser Uebelstand beseitigt ist. Die Räume zwischen Arbeits- und Hilfskolben sind mit Abdampf gefüllt; die Hilfskolben bewirken ausser der Geradeführung die Abdichtung nach aussen, und da der Druck des Abdampfes ein ganz minimaler ist, so wird dieselbe vollkommen und auf leichte Weise erreicht. Ausserdem bezweckt diese Einrichtung, den Cylinder gegen Abkühlung zu schützen, die bei den einfachen Kolben durch die unter denselben hinzutretende Luft entstehen müsste. Textabbildung Bd. 309, S. 226 Friedrich-Dampfmotor. Die Uebertragung der Kolbenbewegung auf die Kurbel erfolgt nicht wie bisher durch einen im Kolben gelagerten Scharnierbolzen, sondern durch ein fast ohne Reibung und Schmierung arbeitendes, prismatisches Gelenk. Der Kolben wirkt auf die Kurbelstange in Folge der nur einseitigen Beanspruchung an der fast scharfen Schneide des Prismas immer nur abwärts drückend und ist nur zur Sicherung an der Kurbelstange ein Halbkugelgelenk vorgesehen, durch welches die Verbindung der Theile erhalten bleibt, wenn zufällig der Kolben sich abheben sollte. Auch der Steuerkolben beansprucht das Excenter, die Schieberstange und das Kugelgelenk nur einseitig, da oben auf dem Kolben stets Dampfdruck lastet. Die Schmierung der Kolben und der Steuerungstheile geschieht mit consistentem Fett oder dickflüssigem Cylinderöl und zwar mittels einer automatischen Schmierpresse. Der Arbeitskolben C ist mit dem Hilfskolben C1 an jener Stelle, wo sich das Prismagelenk für die Kurbelstange f befindet, zusammengeschraubt, wodurch das Gelenk auch nachziehbar gemacht ist. An dem Arbeitscylinder D ist der Steuerungscylinder E und das Gehäuse F. für den Vorwärmer angegossen. Der Steuerkolben G, welcher ebenfalls einen Hilfskolben G1 besitzt, bewegt sich in der mit einer Anzahl von Löchern versehenen Büchse H und steuert die Dampf-Ein- und Ausströmung. Die Zwischenräume der Kolbenpaare füllen sich mit Abdampf, der aus dem Steuercylinder durch den Kanal i in den Arbeitscylinder und durch k (Fig. 6) in das Vorwärmergehäuse strömt, von dort aus gelangt der Abdampf durch das auf dem Cylinderdeckel befindliche Rohr L ins Freie. Auf dem Cylinderdeckel befindet sich noch der Regulator mit Absperrventil und ein Sicherheitsventil gegen eventuell vorkommende Wasserschläge. Aus Fig. 5 und 6 ist der Vorwärmer ersichtlich; derselbe besteht aus einem gusseisernen mit Abdampf umgebenen Rippenrohr M, welches oben geschlossen und unten mit Rohrstutzen für Zuleitung des kalten und Ableitung des heissen Wassers eingerichtet ist. Das Zuleitungsrohr n wird entweder mit einem höher stehenden Wassergefässe oder mit einer Wasserleitung verbunden; das erwärmte Wasser gelangt durch das Regulirventil o in das an der Speisepumpe qu befindliche Wassergefäss P, von wo es von der Pumpe aufgenommen wird.