Titel: Maschinen zur Ortsveränderung (Neuere Transport- und Hebewerke).
Fundstelle: Band 311, Jahrgang 1899, S. 181
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Maschinen zur Ortsveränderung (Neuere Transport- und Hebewerke). (Schluss des Berichtes S. 151 d. Bd.) Maschinen zur Ortsveränderung (Neuere Transport- und Hebewerke). Baggermaschinen. Wird mit dem Fortschaffen, mit dem Aus- oder Abheben des Materials, zugleich eine besondere, geometrisch begrenzte Raumleistung verbunden, so werden diese Transportwerke zu eigentlichen Arbeitsmaschinen, welche Bagger genannt werden. Je nachdem diese zur Vertiefung bestehender Schiffahrtswege oder zur Herstellung von Erdarbeiten zu ähnlichen Zwecken dienen, heissen sie Nass- oder Trockenbagger. Nach Art der in Verwendung gelangenden Werkzeuge unterscheidet man Eimer-, Schaufel- oder Saugbagger. Bohrschiffe, welche Felsgrund zum Ausheben mittels Sprengung vorbereiten, sind besondere Werke, welche gleichen Zwecken dienen, bei welchen die Hauptarbeit aber vom Sprengmittel geleistet wird. Lübecker Eimerkettenbagger. Die von C. und H. Vering verbesserten (D. R. P. Nr. 28420) Conoreux'schen Eimerkettenbagger haben durch Vollhering und Bernhardt in der Type B der Lübecker Maschinenbaugesellschuft noch weitere Verbesserungen erfahren, indem sie in der Hauptsache die Geleise für die Abfuhrwagen unter das Baggerwagengerüst durchgeführt haben. In Fig. 114 ist nach Engineering, II Bd. 60 * S. 138, ein Trockenbagger vorgeführt, wie solche beim Bau des Nordostsee-Kanals, des Manchester Schiffahrtskanalsund an anderen Orten, in neuerer Zeit auch beim Bau der grossen Bahnhofsanlagen in Hilbersdorf bei Chemnitz mehrfache Anwendung finden. Dadurch, dass der Dampfkessel auf der dem Becherwerk entgegengesetzten Seite angeordnet ist, erhält das ganze Werk eine bedeutende Standfestigkeit. Das Gerüst a läuft auf drei Geleisen, von denen das vordere b 914 mm Spurweite besitzt. Acht und vier Gussstahlräder tragen das Gerüst, mit angeschlossenem Kessel c für die Zwillingsdampfmaschine d, mit Cylinder von 203 mm Durchmesser und 304 mm Kolbenhub, welche bei 240 minutlichen Umdrehungen 45 entwickelt. Mittels Kegelräderwendetriebwerke f und Winkelwellen g wird das Baggergerüst schaltungsweise fortgerückt, während Stirnrader h mit Reibungskuppelung i den Betrieb der Becherkette k besorgen. Die Eimerleiter l, aus zwei 300 mm hohen -Eisen gebildet, wird von einem Kranausleger m getragen, welcher durch ein besonderes Windwerk eingestellt wird: Die 0,22 cbm grossen Stahlblecheimer n, die mit 178 mm leiten Messern bewehrt sind, werden durch 40 mm starke Stahlbolzen an die Eimerkette mittels Büchsen angeschlossen. Um harte Stösse zu mildern, ist sowohl am Hängewerk des Kranauslegers ein Federnsystem o, als auch Stellwerk für das Rollenlager p vorgesehen. Die nach aufwärts arbeitende Eimerkette stürzt das Baggergut durch Umkippen der einzelnen Eimer in die Fallrinne s, welche auf die Erdwagen t leitet. Am Manchester-Kanal ist eine Stundenleistung von 210 cbm beobachtet worden. Bucyrus' Dampfschaufelmaschine. (Excavator) Löffelbagger. Textabbildung Bd. 311, S. 181 Fig. 114. Lübecker Eimerkettenbagger. Beim Bau des Entwässerungskanals in Chicago sind nach Engineering, 1897 I Bd. 63 * S. 165, Erdgraber oder Excavatoren in Verwendung, die mittels Zwillingsdampfmaschinen mit Cylinder von 152 mm und 203 mm Durchmesser und Kolbenhub bezw. bei den grösseren Werken 254 und 356 mm Cylinderabmessung bethätigt werden. Einrichtung und Wirkungsweise dieser Grabwerke sind aus Fig. 115 und 116 leicht zu erkennen. Auf zwei vierräderigen Drehgestellen ist der Wagenrahmen a aufgebaut, welcher durch Seitenkrampen c mittels Stellschrauben eine Erhöhung der Standfestigkeit erhält. Am Wagenrahmen ist ferner mittels zwei Streben d und zwei Zugstangen f ein Zapfenstück g gehalten, an dem durch ein Halseisen die Zugbänder für den Auslader i Anschluss haben, während der kugelige Strebenfuss in einer Pfanne der Drehscheibe k eine entsprechende Stütze findet. Diese Drehscheibe k wird von zwei Kettenstücken umfasst, welche mittels Leitrollen l nach der Windentrommel m geführt sind, wobei sich das eine Kettentrum aufwindet, während sich das andere abwickelt. In gleicher Weise wird von derselben Trommel m mittels zwischenliegender Doppelkette eine Kettenrolle n getrieben, von welcher der Vorschub des Wagens abgeleitet wird, wobei Gliederketten o die Uebertragung auf die Drehgestelle besorgen, sobald von der vorderen Trommelwelle p aus bei eingerücktem Räderwerk q der eigentliche Fahrbetrieb des ganzen Wagens a eingeleitet wird. Bei abgestelltem Fährbetrieb wird bei eingerückter Trommel p von der durch den Hohlzapfen der Drehscheibe geführten Kette r aus das Schaufelwerk s mittels Rollenzug gehoben, wobei der Schaufelstiel an einer Zapfenrolle t des Auslegers seinen Stützpunkt erhält, während zwei Zahnstangengetriebe t das Hochheben des Schaufelstiels ermöglichen, was durch ein Gliederkettenwerk von der Kettenrolle u während des Hebebetriebes vermittelt wird. Dagegen wird mittels Bandbremswerk v das Niederlassen der Schaufelschale s erhalten. Zum Arbeitsbetrieb sind zwei Mann erforderlich. Der Maschinenführer besorgt den Hebebetrieb der Schaufel s und die Drehbewegung des Auslegers i, dagegen regelt der auf der Plattform w stehende Kranführer die Eingriffstiefe der Schaufel durch Ingangsetzung des Zahnstangengetriebes t am Schaufelstiel und die Entleerung der hochstehenden Schaufelschale s durch Eröffnung des Deckelbodens x mittels des Hebelschlosses y. Zur Erleichterung der Uebersicht sind die Ausrückhebel z für den Maschinenführer in der Nähe der Drehscheibe angeordnet. Textabbildung Bd. 311, S. 182 Bucyrus' Dampfschaufelmaschine. J. C. McGeorge's Nassbagger mit Goldausscheidevorrichtung. Die Anschwemmungen im Molyneux-Fluss (Clutha river) in Neu-Seeland werden mittels Eimerbagger gehoben, das Baggergut durch Separationstrommeln geführt, der Schlamm auf Kokosmatten geleitet und das Gold abgefangen. Das aus der Separationstrommel gehende Schottermaterial wird mittels eines zweiten Becherwerkes gehoben und an das Ufergelände ausgeworfen. Nach Engineering and Mining Journal, 1898 * S. 637, ist in Fig. 117 das Baggerschiff ist mit gehobener Eimerkette b, Separationstrommel c, Filtertücher d, Dampfmaschine f, Steuerwinden g, Ankerwinde h. Eimerkettentriebwerk i, Kreiselpumpe k, sowie Hebebecherwerk l dargestellt. Ein Goldgehalt von 0,12 g auf 1 cbm Baggergut gewährt bereits ein gutes Erträgnis. Saugbagger. Die durch Hochfluten der Nebenflüsse veranlassten Sand- und Schlammrückenablagerungen, welche den Hauptstrom durchqueren, bilden grosse Hindernisse für eine regelrechte Schifffahrt auf demselben. Da diese Sandrücken durch eine grosse Zahl Wasseradern durchzogen werden, welche für sich den Schiffen nur unzureichende Durchgänge gewähren, so ist die Beseitigung dieser Barren eine alljährlich wiederkehrende Aufgabe der Stromregulierung. Oft genügt bereits eine massige Vertiefung der Fahrrinne, um der spülenden Gewalt des Stromes die übrige Arbeit zu überlassen. Noch öfter aber wird die Arbeit des Ausbaggerns durch die sofort darauf erfolgende neue Anschwemmung bezw. Niederlage von Baggergut ganz zwecklos. In solchen Fällen aber mit Eimerbaggern vorzugehen, ist schon mit Rücksicht auf die Langsamkeit der Arbeit ein Erfolg kaum zu erwarten. Seit 50 Jahren ist die Vereinigte Staaten-Regierung bemüht, die Strom Verhältnisse ihres Hauptstromes, des Mississippi, zu verbessern. So waren im Jahre 1897 unterhalb der Stadt Cairo annähernd 1,5 Millionen Kubikmeter Schlammbänke in kürzester Frist zu entfernen, um eine Kanalbreite von 75 m auf rund 600 m Gesamtlänge bei 1,2 m Hindernishöhe der 25 Sandbänke freizumachen. Textabbildung Bd. 311, S. 182 Fig. 117. Mc George's Nassbagger mit Goldausscheidevorrichtung. Saugbagger „Beta“. Der von der Maryland Steel Co. zu Baltimore mit Maschinen ausgerüstete Saugbagger, dessen von Riter und Conley in Pittsburg gebauter Schiffskörper 52 m Länge, 12 m Breite und 2,4 m Bordseitenhöhe hat, besitzt einen 610 mm hohen Doppelboden mit wasserdichten Abteilungen und 1,5 m grösstem Tiefgang. Der in Fig. 118 und 119 nach Bulletin de la Société d'Encouragement, 1896 Bd. 95 * S. 283, abgebildete Vorderteil des Baggerschiffes zeigt die Saugrohre a (860 mm Durchmesser), in welche je drei Stück 510 mm weite Gabelrohre h einlaufen, die an ihrem Rüssel eine senkrechte Messertrommel c von 1,5 m Durchmesser und 1,83 m Höhe mit je 12 Messern tragen, welche mittels Winkelwellen von einer besonderen 400--Verbundmaschine d ohne Kondensation mit 30 Minutenumläufen bethätigt werden. Textabbildung Bd. 311, S. 183 Saugbagger „Beta“. Jede dieser Saugröhrengruppen wird von einem Schwimmer f von 28 cbm Inhalt getragen und durch einen Kranausleger g in der Höhenlage gesichert. Jedes dieser Saugrohrsysteme wird ferner von einer Kreiselpumpe bedient, die den Schlamm durch eine Druckrohrleitung am Ufergelände zur Ablage bringt. Bei 300 m Länge haben diese Druckröhren 840 mm Durchmesser und 6,5 mm starke Stahlblechmäntel und werden von Pontons getragen. Die 254 mm starken Wellen der Kreiselpumpen werden unmittelbar durch eine Viercylinder-Verbundmaschine mit 8facher Expansion und Einspritzkondensation bethätigt, über deren zwei Niederdruckcylinder von 965 mm Durchmesser je der Mitteldruckcylinder von 838 mm und der Hochdruckcylinder mit 521 mm Durchmesser angeordnet sind. Vier Wasserröhrenkessel liefern Dampf von 12 at Spannung. Die in Fig. 120 und 121 nach Industries and Iron, 1898 II * S. 243, dargestellte Kreiselpumpe hat gegabelte, zentral einlaufende Saugrohrstutzen a, welche an die 660 mm lange Flügelradnabe b mit 305 mm Achsenbohrung anlaufen. Das 2134 mm grosse Flügelrad b hat 774 mm untere und 381 mm obere Flügelbreite und acht nach vorwärts gegen den 838 mm grossen Auslaufstutzen c gekrümmte Flügel. Textabbildung Bd. 311, S. 183 Kreiselpumpe. Mit einer aus der Fördermenge ermittelten Arbeitsleistung von 1365 bei 55 % Nutzeffekt wurde bei einer Wasserförderung von 286 cbm/Min. eine Sandmasse von 63 cbm/Min. (63 : 286 = 0,23) fortgeschafft, was einer Stundenleistung von 3290 cbm/Stunde Sand bezw. 1,52 cbm Sand für 1 /Stunde entspricht. Das Gewicht beträgt annähernd Schiffsrumpf 287,3 t Kreiselpumpen mit Dampfmaschine 83,3 t Maschinen für Messerköpfe 12,5 t Saug- und Druckrohre im Schiff 194,0 t Gesamtgewicht einschliesslich äusserer   Leitungen 1066,0 t Anschaffungskosten 900000 M.