Titel: Neuere Bohrmaschinen und Hilfswerkzeuge zum Bohren.
Autor: Th. Pregél
Fundstelle: Band 315, Jahrgang 1900, S. 31
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Neuere Bohrmaschinen und Hilfswerkzeuge zum Bohren. Von Prof. Th. Pregél in Chemnitz. Neuere Bohrmaschinen und Hilfswerkzeuge zum Bohren. Bemerkenswerte Neuerungen sind in der Universalbeweglichkeit der Bohrspindel bei standfesten Maschinen, namentlich bei Flügelbohrmaschinen durchgeführt, bei welchen der elektrische Antrieb auch erfolgreiche Anwendung findet. Eine ungewöhnliche, früher nur dem Handbohrwerke eigentümliche Universalbeweglichkeit ist aber den mit Druckluft bethätigten tragbaren Bohrwerken eigen, welchen deshalb ein gewaltiges Arbeitsfeld erschlossen wird und eine massenweise Verwendung erwarten lässt, sofern die Pressluftanlagen in Maschinenwerkstätten mehr zur Einführung gelangen. Deshalb dürfte zu bezweifeln sein, dass Bohrwerke mit Antrieb durch biegsame Wellen mit den leichter tragbaren Druckluftbohrmaschinen noch in Wettbewerb treten können. Auch das Arbeiten mit mehrfachen Spindeln führt sich im Grossmaschinenbau immer mehr ein, abgesehen von Sondermaschinen mit ihren Vorzügen und Nachteilen. Durch die allgemeine Einführung der Spiralbohrer, namentlich durch, das dabei bedingte genaue Schleifen der Schneidkanten sind gegenüber den letzten Jahrzehnten im Lochbohrbetrieb bedeutende Fortschritte gemacht worden, welche sich naturgemäss auch auf andere Werkzeuge des Bohrbetriebes übertragen haben. H. Michaelis' Universalbohrmaschine. Textabbildung Bd. 315, S. 30 Michaelis' Universalbohrmaschine. Bequeme Einstellung des Bohrers nach allen Richtungen eines durch die Grössenverhältnisse der Maschine begrenzten Raumes ist Zweck und Aufgabe dieses Bohrwerkes. Nach dem D. R. P. Nr. 85646 besteht diese von J. G. Hermann Michaelis, Maschinenfabrik in Chemnitz, gebaute Universalbohrmaschine (Fig. 1 bis 3) aus einem Bettkasten a mit wagerecht drehbarer kreisförmiger Kopfplatte b, in deren exzentrisch gestellter Nabe die stehende Bohrsäule c mittels Zahnstangengetriebes hochstellbar ist. Der Kopf dieser Säule ist durch ein einseitig winkelrecht abstehendes Rohrstück d gebildet, in dessen Ausbohrung ein cylindrischer Kolben f sowohl längsseits verschiebbar, als auch um seine Längsachse verdrehbar gemacht ist. Da nun am Kopfende dieses Kolbenrohres f das Bohrwerk g angebracht ist, so kann die Bohrspindel vorerst jede Winkellage in senkrechter Ebene um die wagerechte Drehungsachse von f einnehmen, es kann ferner dem Zweiachsenschnittpunkt gf jeder Radialabstand vom Säulenmittel c, also jede durch f bedingte Ausladung bis zur kleinsten im Abstande e gegeben werden. Sofern nun der Abstand der senkrechten Säulenachse w von der senkrechten Drehungsachse k der Kopfplatte b ebenfalls den Wert e bekommt, so ist es nunmehr möglich, auch die stehende Säule c um ihre vertikale Achse w derart zu drehen, dass der Zweiachsenschnittpunkt fg in die verlängerte Kopfplattenachse k hineinfällt, so dass in diesem Fall ein Dreiachsenschnittpunkt fgb (Fig. 2 und 3) entsteht. Wird nun die Kopfplatte b auf dem Bettkasten a im Winkel verstellt, so erhält das Bohrermittel Radialeinstellungen um die Kopfplattenachse, also in wagerechter Ebene. Findet hierbei eine Winkeldrehung des Bohrwerkes um die wagerechte Kolbenachse f statt, so erfolgt Radialeinstellung im Kugelraum aus dem Mittelpunkt, welcher der Dreiachsenschnittpunkt ist. Wäre diese Einrichtung der drehbaren Säule c in der drehbaren Kopfplatte b nicht vorhanden, so könnten wohl Tangentialeinstellungen des Bohrers, nicht aber die vorerwähnten Radialeinstellungen ermöglicht werden. Ausserdem kann der Dreiachsenschnittpunkt durch Vertikalverstellung der Säule c jede Hochlage einnehmen, sowie nebstdem der Tischwinkel h Hochstellbarkeit, die Aufspannschlitten i Kreuzverstellung bezw. die Tischplatte l Kreisdrehung erhalten kann. Um diese Verlegung der Bohrwerkelemente zu erleichtern, ist ein Zahnkranztrieb m für die Drehung der Kopfplatte b, ein Zahnstangentrieb n für das Heben der Säule c, eine achsiale Schraubenspindel o zur Verschiebung des Bohrwerkkolbens f im Winkelrohr d und ein Schneckenradtriebwerk p zur Verdrehung von f in d vorgesehen. Durch diese Lagenänderungen der Gestellteile des Bohrwerkes ist der Antrieb der Bohrspindel durch ein einziges Winkelradpaar, welches im Zweiachsenschnittpunkt fg liegt, vermittelt, sonst aber nur selbstspannender Schnurtrieb in Anwendung gebracht, dessen Rollen qrs auf Gabelarmen tu bezw. die Schnurrollen vx an einer Rohrbüchse y sitzen, in welcher auch die Fernrohrkeilnutwelle z die erforderliche Lagerung erhält. G. Richards' Flügelbohrmaschine. Eine eigenartige Flügelbohrmaschine mit Winkeltisch, welcher die Arbeiten gewöhnlicher Ständerbohrmaschinen zugewiesen werden, die aber diese Arbeiten exakter ausführen soll, ist von der Richards Machine Tool Company, Suffolk House E. C., London, gebaut. Diese in Fig. 4 bis 8 nach American Machinist, 1898 Bd. 21 Nr. 35 * S. 657, dargestellte Maschine trägt an der vorderen Seitenbahn des Hohlgussständers a einen Winkeltisch b, welcher vermöge Schraubenspindel c durch Winkelwelle d Hochstellungen erhalten kann, in denen derselbe von langen durchgehenden Spannkopf schrauben f festgestellt wird. Am angegossenen Arm g ist das Vorgelege mit Festlosscheibe h, am oberen Arm i das Stufen Scheiben trieb werk k mit Rädervorgelegeuntergebracht. Der Betrieb ist vermöge eines um den festen Zapfen lose gehenden Winkelrades l auf die Flügelwelle m weitergeleitet. Der Winkelflügel p ist entgegen den bisherigen Anordnungen zwischen Kegelspitzen oo gehalten und trägt den Bohrspindelschlitten q, dessen 50 mm starke Spindel r bei 230 mm Schaltung einen grössten Arbeitskreis von 762 mm Halbmesser bei 460 mm Radialverschiebung beherrscht, während der vorgenannte Winkeltisch b 600 zu 356 lang und breit bezw. mit 350 mm Höhen Verstellung eingerichtet ist. Die mittels Schraubenräder s bethätigte Bohrspindel r wird durch einen Gewichtshebel t entlastet, wobei die Schaltung durch ein Zahnstangengetriebe u durch doppelte Schneckentriebwerke vw von Stufenscheiben x nach gewöhnlicher Art von der Flügelwelle m abgeleitet ist. Zur Abstellung des Selbstganges ist endlich ein Ausrückhebel y, sowie zur Handeinstellung des Bohrers der Stellhebel z vorgesehen. Das Gewicht der ganzen Maschine beträgt 1,25 t. Textabbildung Bd. 315, S. 31 Richards' Flügelbohrmaschine. Dreses-Mueller's Flügelbohrmaschine. Dreses, Mueller und Co. in Cincinnati, Ohio, bauen Flügelbohrmaschinen, die nach American Machinist, 1898 Bd. 21 Nr. 3 * S. 52, die in Fig. 9 bis 11 dargestellten bemerkenswerten Einrichtungen besitzen. Um die Standsäule a dreht sich, auf Kegelrollen b gelagert, die Rohrsäule c, auf welcher der Flügelschlitten d an einer Prismabahn f gleitet, während durch einen Längsschlitz g der Rohrsäule c der Antrieb durchgeführt ist. Eine vierläufige Stufenscheibe treibt die Bodenwelle h, welche die mittelachsig gestellte Standwelle i treibt. Im Flügelschlitten d lagert die Winkelwelle k, auf der die Schwesterräder lm mittels Längskeil verschiebbar sind, so zwar, dass entweder bloss m in n einsetzt, oder das Schwesterpaar lm gleichzeitig mit n und o im Eingriff sich befinden. Nun ist zwischen den Rädern n und o eine Reibungskuppelung p eingeschaltet, welche vermöge eines achsialen Stabes durch den Gleitmuff q und durch den Handhebel rs entweder frei in die Mittelstellung oder in eines der beiden Räder n oder o eingerückt werden kann. Steht das Rad l ausser Eingriff, so kann das auf den Exzenterzapfen lose laufende Schwesterpaar tu, und zwar t mit l und n mit o eingerückt werden, wodurch eine Uebersetzung bei gleichzeitiger Umkehrung des Drehsinns der Flügelwelle v erhalten wird. In diesem Fall ergibt der Rädereingriff mn Rechtsgang der Flügelwelle v in langsamer Gangart, und lt mit uv Linksgang mit schneller Gangweise je nach Einstellung der Zwischenkuppelung p. Hiernach kann im ersten Fall Gewinde geschnitten und nach erfolgter Umkehrung der Schneidbohrer ausgehoben werden. Stehen aber bei ausgerücktem Rädervorgelege tu die Schwesterräder lm im gleichzeitigen Eingriff, so wird die Zwischenkuppelung zwar gleiche Gangart des Bohrwerkzeuges, aber stark abweichende Geschwindigkeit bezw. Umlaufszahl ergeben. Ergänzend ist noch auf das Rollenlager b zu verweisen. Sind alle Kegelrollen von gleicher Grösse (Fig. 11) und berühren sich diese, so findet eine gleitende Reibung der belasteten Rollen untersich statt. Wenn aber jede zweite, d. i. jede Zwischenrolle z, etwas kleiner ist, so bleibt diese unbelastet und wirkt als Leitrolle zwischen den beiden belasteten Rollen b, wodurch die gleitende Zwischenreibung in eine rollende verwandelt wird. Textabbildung Bd. 315, S. 32 Dreses-Mueller's Flügelbohrmaschine. (Fortsetzung folgt.)