Titel: Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete der Photographie und der photochemischen Reproduktionsverfahren.
Autor: J. M. Eder, E. Valenta
Fundstelle: Band 315, Jahrgang 1900, S. 523
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Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete der Photographie und der photochemischen Reproduktionsverfahren. Von J. M. Eder und E. Valenta. Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete der Photographie und der photochemischen Reproduktionsverfahren. Seit unserem letzten Referate über diesen GegenstandD. p. J.308 1898. sind etwa 2 Jahre verflossen und es liegt ein bedeutendes Material an Neuerungen und Erfindungen auf diesem Gebiete vor, was durch den Umstand erklärt erscheint, dass die Photographie in ihrer Anwendung auf die verschiedensten Industrien und Gewerbe immer mehr Ausbreitung findetund von Jahr zu Jahr eine immer grösser werdende Zahl von Menschen direkt und indirekt in ihre Dienste stellt. Mit der Herstellung photographischer Objektive und Apparate beschäftigen sich heute zahlreiche fabriksmässig eingerichtete Etablissements, und die Patente, welche auf Objektivkonstruktionen, Cameras, Kinematographen, Mutoskope u.s.w. genommen wurden, sprechen am besten für die bedeutenden Fortschritte auf diesem Gebiete. Die Anwendung der Photographie zu Zwecken der Vermessung: die Photogrammetrie, sowie jene für rein wissenschaftliche Zwecke (Astronomie, Spektralanalyse u.s.w.) hat ebenfalls wesentliche Fortschritte zu verzeichnen, desgleichen die indirekte Farbenphotographie. Die bedeutende Ausbreitung der Photographie in den letzten 10 Jahren brachte es mit sich, dass viele grosse chemische Produktenfabriken spezielle Abteilungen für photographische Präparate errichteten und dass die Zahl der Entwicklersubstanzen der Präparate zur Verstärkung und Abschwächung von Silberbildern, zur Tonung von photographischen Kopien u.s.w., welche Eingang in die Praxis finden, rasch wächst. Die Fabrikation von Trockenplatten und photographischen Papieren hat ebenfalls an Ausdehnung gewonnen und sind auf diesem Gebiete zahlreiche Neuerungen und Erfindungen zu erwähnen, wie auch auf demjenigen der mechanischen Reproduktionsverfahren, bei denen die Photographie die Grundlage bildet. Photographische Objektive und Cameras. Unter dem Titel Beitrag zur geschichtlichen Entwickelung des photographischen Objektives veröffentlichte Dr. Rohr in Jena eine grössere AbhandlungZeitschrift für Instrumentenkunde, 1898 (Januarheft).. Die optische Anstalt von Voigtländer in Braunschweig bringt die „Triple-Anastigmate“ in den Handel, welche aus drei einzelnen nicht verkitteten Linsen bestehen, deren mittlere negativ ist, während die beiden äusseren positiv sind. Diese Objektive, welche auf dem Systeme der sogen. Cooke-Linse beruhenVgl. unser Referat in D. p. J. 1898 308 89., zeichnen sich durch Billigkeit bei grosser Lichtstärke und korrekter Zeichnung aus. Die relativ grösste Oeffnung bis zu 15 ccm Brennweite beträgt f/6.8, über dieser Grenze f/7.7. Das unter dem Namen „Porträtlinse“ von Voigtländer in den Handel gebrachte lichtstarke Objektiv obiger Konstruktion besteht aus zwei bikonvexen, aus schwerem Baryum-Crown hergestellten Aussenlinsen, welche zwischen sich (näher der Hinterlinse) eine bikonkave, aus ganz leichtem Flintglas hergestellte Linse einschliessen. Im Gegensatz zu den gewöhnlichen Triple-Anastigmaten stehen also nicht die Vorderlinsen, sondern die Hinterlinsen nahe, wenn auch lange nicht so nahe, wie beim gewöhnlichen Triple-Anastigmat die Vorderlinsen. Hierzu kommt die für den praktischen Ateliergebrauch wichtige Eigenschaft der Porträt-Anastigmate, dass sie kleine Distanzänderungen der Einzellinsen gegeneinander gut vertragen, bezw. dass die Möglichkeit gegeben ist, die Instrumente sorgfältig zu reinigen, ohne dass befürchtet werden muss, dass die Justierung bei einem etwas lässigen Zusammenschrauben später leide. Die neuesten lichtstarken Objektive bringt die Firma Voigtländer in Magnaliumfassungen in den Handel. Das Magnalium ist eine Legierung von Magnesium mit Aluminium, welche sich vor dem reinen Aluminium durch grössere Leichtigkeit, Zähigkeit und Glanz auszeichnet. Auch zur Herstellung von sehr leichten Hohlspiegeln für Fernrohre eignen sich Magnaliumlegierungen vorzüglich. Dallmeyer in London bringt seit Ende 1898 seine „Stigmaticlinse“ in mehreren Serien von verschiedener Helligkeit in den Handel. Sie haben nunmehr alle dieselbe Grundform, d.h. eine verkittete achromatische Vorderlinse (welche auch in umgekehrter Stellung als einfache Landschaftslinse verwendbar ist) und eine dreifache Hinterlinse. Die Porträt-Stigmaticlinsen haben die Helligkeit f/4, die Universal-Stigmaticlinsen (Serie II) die Helligkeit f/6, sie geben ein flaches Bildfeld, frei von Astigmatismus. Sowohl Vorder- als Hinterlinse können als „einfache Linsen“ benutzt werden, so dass mehrere Brennweiten zur Verfügung sind. LeitzAnmerkungszeichen zu dieser Fußnote fehlt im Text.Eder's Jahrbuch für Photographie für 1899 S. 407. in Wetzlar erzeugt ein neues Universalobjektiv, das er „Periplan“ nennt. Dasselbe ist ein asymmetrisch gebautes Objektiv, zu dessen Herstellung nur Gläser von geringer Dispersion verwendet werden. Der Astigmatismusist korrigiert, die Zeichnung korrekt. Die Helligkeit ist = f/10Eder's Jahrbuch für Photographie für 1899 S. 409.. C. P. Görz nahm ein D. R. P. Nr. 104779 auf Zentrierungsmittel für aus fünf Linsen zusammengesetzte verkittete Objektive, bei denen je eine bikonkave Linse von zwei negativen Linsen eingeschlossen ist. Zu diesem Zwecke werden die positiven Linsen scharfrandig und von kleinerem Durchmesser als die negative gemacht und diese wird längs der über die positiven Linsen hervorragenden Teile flach abgeschliffen. Zeiss in Jena erzeugt unter dem Namen „Anamorphot“ ein neues Objektiv, das den Zweck hat, in beliebiger Richtung verzerrte Bilder herzustellen, welcher Zweck durch Cylinderlinsen erreicht wird. Das Instrument ist von Wert, wenn es sich darum handelt, Zeichnungen von Mustern in beliebiger Richtung zu variierenPhotogr. Mitteilungen, 1899 S. 103.. J. Carpentier in Paris erhielt ein D. R. P. Nr. 102004 auf eine Reproduktionscamera mit zwangsläufiger Führung des Objekt- und des Bildträgers zwecks automatischer Einstellung. BühlerAnmerkungszeichen zu dieser Fußnote fehlt im Text.Photogr. Chronik, 1899 S. 420. in Schriesheim liess sich eine Vorrichtung zum Verschliessen der Belichtungsöffnungen bei seinem Kopierautomaten patentieren (D. R. P. Nr. 98798). Diese Vorrichtung besteht aus einer Schraubenbahn, welche eine Kugel durchlaufen muss. Diese Kugel fällt in einen Beutel und bewirkt hierdurch die mechanische Schliessung der Klappe. Nach dem neuen Patente haben diese Schrauben Windungen keine gleichmässige Neigung, sondern die Bahn ist eine periodisch sich wiederholende auf- und absteigende, wodurch bewirkt wird, dass die Kugel nach Zurücklegung jeder Windung nahezn wieder die Geschwindigkeit Null erreicht, zum Zurücklegen der einzelnen Windung also unabhängig von der Einwurfhöhe ganz gleiche Zeiten brauchtPhotogr. Chronik, 1899 S. 164.. Eine sehr sinnreiche Konstruktion, welche zum Zweck hat, jede gewöhnliche Camera, ohne ein zweites Objektiv zu Hilfe nehmen zu müssen, zu Stereoskopaufnahmen verwenden zu können, ist das Stereo-Photo-Duplicon von Fallowfield. Dieser Apparat besteht in einer sehr sinnreichen Anwendung von Spiegeln vor dem Objektive einer photographischen Camera, welche eine Trennung der auf das Objektiv fallenden Strahlen bedingen und daher das Entstehen zweier Bilder möglich machenEder's Jahrbuch für Photographie für 1900, S. 403.. Serienapparate. Manche interessante Neuerungen sind auf dem Gebiete der Serienapparate, Kinematographen u.s.w. zu verzeichnen. Mit den Namen „Kinora“, „Mutoskop“ bezeichnet man Schnellseher, welche so eingerichtet sind, dass sie die kleinen Serienbilder auf einer Walze senkrecht zur Achse angeordnet enthalten. Wenn die Walze sich dreht, stossen die Bilder mit der obersten Kante gegen einen Vorsprung, wodurch sie einen Augenblick flach gebogen und dadurch sichtbar werden. Man betrachtet die Bilder durch ein entsprechend angebrachtes VergrösserungsglasBull Soc. Franc. Photogr., 1899 S. 73.. Bei den gebräuchlichen Kinematographen wird das Bildband ruckweise bewegt, was gewisse Uebelstände, wie z.B. das Zittern und Flimmern des Bildes, mit sich bringt. Neuerer Zeit sind eine Anzahl Patente auf Apparate mit stetig bewegten Bildbändern genommen worden„Alethorama“ von Mortier in Paris, Bull. Soc. Franc. Photogr., 1898 S. 470. Apparat von J. Kraus in Darmstadt (D. R. P. Nr. 104,441). J. Nevil Moskelly in Piccadilly, England (D. R. P. Nr. 100559), die Gebr. Lumière in Lyon (D. R. P. Nr. 103114).. Den Gebrauch von Flüssigkeiten enthaltenden Prismen bei der Projektion mittels des Kinematographen haben sich zu diesem Zwecke die Gebrüder Lumière patentieren lassen. Die Chronophotographie findet auch in Kreisen der Amateurphotographen allmählich Anwendung. In Frankreich wird Gaumont-Demeny's Serienapparat hierfür gern benutzt. Bei den grossen Manövern in Algier (in Anwesenheit des Präsidenten Felix Faure) machte 1898 Paul Gers Chronophotographien auf Films von 12 bis 100 m Länge. Gaumont kittete mehrere Films zusammen und erzielte Längen von 200 m (Annuaire Général de la Phot., 1899 S. 43). Watkins' Mikroautoskop. Watkins hat einen Apparat konstruiert, welcher eine Kombination von Mikroskop und Kinematograph in sich vereinigt. Er hatte grosse Schwierigkeiten, besonders mit der Lichtquelle, zu überwinden, da elektrische Lampen bei Beleuchtung der aufzunehmenden Objekte so grosse Hitze entwickeln, dass die Mikroorganismen zerstört werden. Der Apparat Watkins' wird mittels einer Kurbel gedreht und gestattet 1600 Aufnahmen in der Minute, welche Anzahl sich bis auf 2500 steigern lässt. Zur Beleuchtung dient eine kleine Bogenlampe. Watkins hat mit Hilfe seines Apparates die Bewegung des Blutes in dem Gewebe eines Froschfusses, die Bewegungserscheinungen von Bakterien (2500 Aufnahmen in der Minute) u.s.w. aufgenommen (Phot. News, 1897 S. 534. Phot. Corresp., 1898 S. 306). Die Anwendung des Kinematographen in der Medizin illustrierte Dr. Paschen in London durch Vorführung von Photographien von nervösen Bewegungserscheinungen (The Amateur Photogr., Juni 1898 S. 470). Der Kinematograph in der Astronomie. Der französische Astronom Camille Flammarion verwendet den Kinematographen als Lehrbehelf beim Studium der Wissenschaft von den Himmelskörpern, und zwar macht er mit dem Apparat Aufnahmen der Sterne, die er dann in Projektionsbildern wieder vor den Augen der Zuschauer vorüberziehen lässt. Natürlich ist es unmöglich, eine einzige, die ganze Nacht umfassende Aufnahme zu machen. Es werden vielmehr nachts bei klarem Wetter 2000 bis 3000 Einzelphotographien des Himmelsgewölbes zu verschiedenen Zeiten angefertigt, die dann zusammengestellt und in wenigen Minuten hintereinander vorgeführt, doch ein hinreichend deutliches Bild von der Bewegung der Gestirne geben (Zentral-Zeitung für Optik). Der Kinematograph in der Botanik. Durch die photographische Fachpresse macht eine Notiz die Runde, des Inhalts, dass in Amerika gegenwärtig Versuche angestellt werden, wachsende Pflanzen kinematographisch derart aufzunehmen, dass man jede Stunde eine Aufnahme macht. Die auf diese Weise gewonnenen Bilder sollen dann mit dem Kinematograph im gewöhnlichen Tempo vorgeführt werden, und es ist dann möglich, die vorgeführte Pflanze keimen, die Vegetationsorgane sich entfalten, die Blüten entwickeln und die Früchte reifen zu sehen. E. Rieck erwähnt (Lechner's Mitteilungen), dass derartige Versuche schon von Dr. Ludwig Mach in Wien vor 7 Jahren gemacht wurden, die in seiner Abhandlung (Phot. Rundschau, 1893) „Ueber das Prinzip der Zeitverkürzung in der Serienphotographie“ beschrieben sind. Künstliches Licht. H. Kessler stellte an der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien vergleichende Versuche mit Aluminium- und Magnesiumblitzlicht an (Phot. Corresp., 1898 S. 483). Ein Gemisch von 1 Teil Aluminium mit 2 Teilen Kaliumhypermanganat gab nur halb so viel Licht als 1 Teil Magnesium mit ¾ Teil Hypermanganat. Dagegen gab 1 Teil Aluminium mit 2 ½ Teilen Kaliumchlorat und ¼ Teil Zucker dieselbe Helligkeit wie letzteres und brannte rasch ab (ist aber explosiv). Magnesium mit doppelten Mengen Kalium- oder Ammoniumpersulfat brennt rasch ab und gibt ebenso viel Licht wie Hypermanganat. – Das von anderer Seite empfohlene Gemisch von 1 Teil Magnesium mit 5 Teilen Baryumsuperoxyd ist wenig befriedigend. R. Hitchcock empfiehlt als ungefährliche und schnell verbrennende Blitzlichtmischung 10 Teile einer Mischung von 2 Teilen feinstem Aluminiumpulver mit 1 Teil Magnesiumpulver mit 5 Teilen Kaliumchlorat und 1 Teil Kaliumhypermanganat (Anthony's Phot. Ann., 1898. Photogr. Chronik, 1898 S. 103). Gewisse Legierungen von Aluminium und Magnesium, welche viel Magnesium und wenig Aluminium enthalten, dürften auch zur Herstellung von Blitzpulver für photographische Beleuchtungszwecke sehr gut geeignet sein. Die gebräuchlichen Magnesiumblitzpulver haben den Nachteil starker Rauchentwickelung. – Diesen Uebelstand will York-Schwarte und Wilhelm KnauerPhotogr. Chron., 1899 S. 196. (D. R. P. Nr. 101528) durch Zusätze von Substanzen, welche in der Hitze zusammensintern und dadurch die Rauchbildung verhindern, dass sie das Magnesiumoxyd einschliessen und zu Boden ziehen, beseitigen. Er verwendet Gemenge von Magnesium mit Kieselsäure bezw. Borsäure. Das „Argentorat“ ist ein Alummiumblitzpulver, welches aus entfettetem Aluminiumpulver und Kaliumperchlorat besteht. Der Gehalt an Perchlorat schwankt zwischen 40 und 85 %. Es zeichnet sich durch gute aktinische Wirkung bei wenig Rauchentwickelung aus (D. R. P. Nr. 101735, A. Weiss)D. Photogr. Ztg., 1899 S. 265.. Le Chatelier empfiehlt die Verwendung eines aus Magnesium und 5 % Kaliumchlorat haltigen Ammoniumnitrat bestehenden BlitzpulversBrit. Journ. Photogr., 1899 S. 517.. Anwendung der Photographie zu wissenschaftlichen und technischen Zwecken. Ueber magnetische Kraftlinienbilder schrieb W. Leick in Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgen-Strahlen, 1899 Bd. 2 Nr. 4. Es wurden die mit Feilspänen auf schwarzem Papier, unter dem eine photographische Platte lag, erzeugten Kraftlinienbilder durch Röntgen-Strahlen auf die Platte projiziert. Die in photographischer Wiedergabe beigelegten Ergebnisse zeigen die Kraftlinien in schöner Entwickelung und mit bemerkenswerter Schärfe (Zeitschrift für phys. Chem., Bd. 32 Heft 1 S. 173). Die Konstitution des elektrischen Funkens untersuchten Arthur Schuster und G. Hemsalech. Die Methode Dixon's zur Photographie von Explosivwellen auf die Untersuchung des elektrischen Funkens anwendend, photographierten sie das Spektrum desselben auf einer ruhenden Platte und auf einem Filmstreifen, der sich auf der Peripherie eines sich schnell drehenden Rades befand. Die Vergleichung beider Funkenbilder führt die Verfasser zu folgenden Ansichten: Der erste überspringende Funken verflüchtigt das Metall, das dann von Pol zu Pol zu diffundieren beginnt; die folgenden elektrischen Entladungen gehen durch die Metalldämpfe, nicht durch die Luft. Die Luft bleibt ungefähr 5 × 10–7 Sekunden leuchtend, dann beginnen die Metalldämpfe nach dem Zentrum des Funkens zu wandern, das sie, wenn der Funken zwischen Kadmiumpolen übersprang, in etwa 6 × 10–7 Sekunden erreichen. Die Periode der Schwingungen bei Anwendung von sechs Leydener Flaschen mit möglichst wenig Selbstinduktion im Schliessungskreis mochte 2 × 10–6 Sekunden betragen. Die metallischen Dämpfe bleiben länger leuchtend im Zentrum des Funkens als nahe dem Konduktor (Chem. News, 1899 Bd. 79 S. 62). Ueber die Photographie von Funkenspektren der Metalle mit oscillierender Entladung stellte Hemsalech (Journ. Phys., Dezember 1899) Versuche an. Die von Eder und Valenta an der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien seit einer Reihe von Jahren begonnenen spektral-photographischen Untersuchungen wurden während der Jahre 1898 bis 1900 fortgesetzt. Eine Revision des „Linienspektrums des Siliciums“ wurde der kaiserl. Akademie der Wissenschaften am 13. Januar 1898 vorgelegt (vgl. Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien, Math.-naturw. Kl., Bd. 107 Abt. IIA Januar 1898), wobei namentlich die ultravioletten Liniengruppen in Betracht kamen. Eine sehr umfangreiche Abhandlung über die „Spektren des Schwefels“ wurde von Eder und Valenta der Akademie der Wissenschaften am 3. März 1898 vorgelegt. Die Genannten untersuchten ferner das Funkenspektrum des Calciums und des Lithiums. Von Eder und Valenta erschienen weiters folgende Abhandlungen über Spektralanalyse, sowohl im sichtbaren Spektrum (mittels orthochromatischer Platten aufgenommen), als im äussersten Ultraviolett: „Spektralanalyse der Leuchtgasflamme“ „Das Spektrum des Chlors„Das Spektrum des Broms“„Normalspektren einiger Elemente und Wellenlängenbestimmung im äussersten Ultraviolett“ (Denkschriften der k. k. Akad. d. Wissensch. in Wien, 1898 und 1899). Den Abhandlungen sind genaue Wellenlängenmessungen und heliographische Abbildungen charakteristischer Spektren beigegeben, welche grosse Präzision der spektralanalytischen Arbeit bekunden. Exner und Haschek setzten ihre Untersuchungen über ultraviolette Funkenspektren der Elemente fort (Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, 1899). Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete der Photogrammetrie finden sich ausführliche Referate in Eder's Jahrbuch für Photographie für 1899, S. 161 bis 183, und dasselbe Jahrbuch für 1900, S. 370 bis 395, von Prof. Dolezal. Desgleichen über Mikrophotographie im Band für 1899, S. 275 bis 288, und für 1900, S. 322 bis 338, von Marktanner-Turneretscher. Interessant ist ein von Zeiss in Jena gebauter epidioskopischer Projektionsapparat, welcher in sehr einfacher Weise gestattet, undurchsichtige Objekte mit auffallendem Lichte zu beleuchten und ihr Bild zu projicieren und erwünschtenfalls mittels einer einfachen Vorrichtung sofort zur Diapositivprojektion überzugehenPrometheus, X. Jahrg. Nr. 505.. Die Anwendung der Photographie für Weberei (Einwirken von Bildern in Gewebe) durch Sczepanik und Kleinberg machte 1898 viel von sich reden. Es handelt sich hierbei darum, dass die für das automatische Arbeiten des Jacquard'schen Webstuhles nötigen Kartons nicht mittels der Hand, sondern mit Hilfe photographischer Methoden hergestellt werden. Das Verzerren (in die Länge ziehen) des Musters, welches bisher nur mühsam durch Zeichnen bewirkt wurde, erfolgt durch photographische Aufnahmen mittels CylinderlinsenVgl. Näheres über diesen Gegenstand in Eder's Jahrbuch für Photographie für 1900, S. 257 u. f.. Farbenempfindliche Platten, optische Sensibilisatoren, Lichtfilter. Von Cadett in England kommen unter dem Namen „Spektrumplatten“ Trockenplatten vor, welche mit einem „Rotsensibilisator“ für die roten und gelben Strahlen empfindlich gemacht sind. Aehnlich (aber besser) sind Lumière's „Panchromatische Platten“, welche für Dreifarbendrucknegative viel verwendet werden. (Badeplatten mit Nigrosin oder anderen der von E. Valenta und von Eberhardt publizierten Sensibilisatoren, z.B. Diaminschwarz, Oxaminschwarz, Wollschwarz etc. wirken mindestens ebenso gut. E.) Dunkelkammerbeleuchtung für orthochromatische Platten liefert nach Abney: Methylviolett (welches das äusserste Rot, sowie Blauviolett durchlässt) kombiniert mit Orangeglas (welches Blauviolett absorbiert), z.B. Tränken einer fixierten und gewaschenen Bromsilbergelatineplatte mit Methylviolett, Trocknen und Kombinieren mit Orangeglas (Photography, 1898 S. 697; Phot. Wochenbl., 1898 S. 371). Voigtländer und Sohn liessen sich ein Farbenfilter für photographische Aufnahmen mit linsenförmiger Wölbung der die Filterflüssigkeit einschliessenden Glasplatten als Gebrauchsmuster in Deutschland eintragen (Nr. 101435). P. Ruh untersuchte die Farbstoffe der Fluoresceinreihe im Vergleiche zum Nigrosin, Acridingelb, Chrysanilin, Chinolinrot auf relative Empfindlichkeit und ermittelte die günstigsten Verhältnisse zur Herstellung von Sensibilisierungsbädern mit den bekanntesten dieser FarbstoffeEder's Jahrbuch für Photographie für 1900, S. 482.. E. Valenta veröffentlicht eine Reibe von Untersuchungen über optische Sensibilisatoren für Bromsilbergelatinetrockenplatten; unter den untersuchten Farbstoffen sind einige Oxaminfarbstoffe der Friedrichsfelder Farbwerke (Oxaminschwarz BR mit zwei Bändern bei C ⅔ D und D ⅓ E, Oxaminviolett GR, Band von D – E, Oxaminblau BB, Band von C – D ½ E), ferner einige Farben derElberfelder Werke (Diazoschwarz BHN, Band von B – D ¼ E, Benzonitrolbraun, Band von C ½ D – E, Plutoschwarz G, Band von B – D ¾ E), endlich Farben von Meister, Lucius und Brünig in Höchst a. M. (Dianilschwarz G, Band von C ¼ D – D ¾ E) besonders hervorzuhebenPhot. Corresp., 1898 und 1899.. Ueber die Sensibilisierung von Trockenplatten mit verschiedenen Farbstoffgemischen schreibt EberhardEder's Jahrbuch für Photographie für 1900, S. 287.. Als Farbenfilter für die Farbenauslese bei Aufnahmen für die Zwecke des Dreifarbendruckes empfiehlt Penrose in LondonProcess Work, 1900 S. 3. Flüssigkeitsfilter und zwar Hübl's Lichtfilter. Es sind dies folgende Lösungen, für Rot: Biebericher Scharlach (1 : 500), für Grün: Säuregrün (1 : 10000) 4 ccm, Kaliumbichromat (1 : 150) 16 ccm und Wasser 5 ccm, und für Blauviolett: eine Lösung von Pyoktanin (1 : 20000). Blaues Glas für Dreifarbendrucklichtfilter stellt André DuboinAnnuaire Général de la Photogr. von Roux, 1899 S. 50. durch Schmelzen einer Chrommischung (Kieselsäure, Borsäure, Baryumkarbonat, Aluminium und Kaliumbichromat) her; es soll nur blaues Licht (zum Unterschied von Kobaltglas) durchlassen. Photographie in Farben. Das einzige Verfahren der Photographie in natürlichen Farben, welches die Farben ohne Anwendung von Filtern u.s.w. direkt wieder zu geben vermag, das Verfahren von Lippmann, hat bis zum heutigen Tage noch immer nicht jene Vollkommenheit erreicht, dass es möglich wäre, dasselbe praktisch zu verwerten. Dr. Neuhaus veröffentlichte eine Broschüre: Ueber Farbenphotographie nach Lippmann's VerfahrenVerlag von W. Knapp, Halle a. S., 1898., in welcher er seine auf diesem Gebiete gesammelten Erfahrungen niederlegte. Lippmann selbst macht über die Herstellung der Emulsion zur Präparation der Trockenplatten und deren weitere Behandlung folgende Mitteilung: Zur Herstellung der Emulsion schmilzt man 4 g Gelatine in 100 ccm Wasser und setzt der Lösung 0,53 g Bromkalium zu, darauf 6 ccm einer alkoholischen Cyaninlösung 1 : 500 und 3 ccm einer alkoholischen Chinolinrotlösung 1 : 500. Nachdem das ganze gut gemischt ist, lässt man bis auf eine Temperatur unterhalb 40° C. abkühlen, versetzt die Lösung dann mit 0,75 g trockenem, gepulvertem Silbernitrat und rührt mit einem Glasstabe etwa 1 bis 2 Minuten zur Lösung um. Die fertige Emulsion filtriert man durch Glaswolle und giesst auf vorher angewärmte Glasplatten gerade wie Collodion. Das Erkaltenlassen geschieht am besten auf einer horizontalen, sehr kalten Marmorplatte. Vor dem Waschen wird jede Platte mit Alkohol befeuchtet und dann eine halbe Stunde gewaschen. Nach dem Abtropfenlassen stellt man zum Trocknen auf. Die auf diese Weise präparierten Platten halten sich lange Zeit. Vor dem Gebrauch befeuchtet man die Schichtseite mit einer Lösung von Absolutem Alkohol 100 g Silbernitrat 0,5 Eisessig 0,5 lässt abtropfen und trocknet. Die in solcher Weise behandelte Platte besitzt eine grössere Empfindlichkeit, muss aber am Tage der Herstellung verbraucht werden. Man exponiert etwa 2 Minuten im Sonnenschein mit Zeiss-Objektiv 6,3. Entwickelung. Hierzu lässt sich jeder beliebige Entwickler verwenden; ausgezeichnete Resultate sollen sich mit dem folgenden von Lumière angegebenen Entwickler erzielen lassen: I. Wasser 100 g Pyrogallol 1 II. Wasser 100 Bromkalium 10 III. Salmiakgeist Zum Entwickeln mischt man: Lösung I 10 g II 15 III 5 Wasser 70 Vorteilhaft ist es, nur schwach zu entwickeln und mit Quecksilberchlorid und Amidol zu verstärken. Zum Fixieren dient eine Lösung von Cyankalium (Bullet. de la Société Franchise, 1899 Nr. 4; Der Photograph, 1899 S. 84). Wie man aus diesen Vorschriften ersieht, empfiehlt auch dieser Autor ebenso wie Neuhaus die Verwendung von Chinolinfarbstoffen. Da man statt des Cyanins als Rotsensibilisator heute bereits eine Anzahl weit besser wirkender Farbstoffe kennt, lag der Gedanke nahe, dieselben hier an Stelle dieses Farbstoffes anzuwenden. Geeignet ist z.B. nach Valenta's Versuchen das Glycinrol, welches von Kinzelberger in Prag in den Handel gebracht wird. Dieser Farbstoff gibt in Grün ein fast ebenso starkes Sensibilisierungsband als in Blau. Dasselbe reicht von B ½ C bis über b, und die Empfindlichkeit der damit sensibilisierten Platte ist eine ziemlich grosse. Das Glycinrot, in der Menge von 12 bis 14 ccm (1 : 500) auf je 100 ccm der in dem Buche von E. Valenta: Die Photographie in natürlichen Farben beschriebenen Emulsion zugesetzt, lieferte sehr gute Resultate, indem bei solchen Bildern, wenn dieselben im diffusen Tageslichte ohne oder mit Benutzung einer lichten Gelbscheibe (blassgelbes Kohleglas) aufgenommen wurden, sowohl die Hauptfarben, als auch sehr zarte Nuancen klar wiedergegeben werden. Eine neue interessante Methode der Farbenphotographie rührt von R. W. Wood herPhotogr. Korresp., 1899 S. 423. Brit. Journ. of Photogr., 1899 S. 229 u. 232, ferner vgl. Vidal, Bull. Soc. Franç. Photogr., 1899 S. 267.. Wenn ein Diffraktionsgitter gebräuchlicher Dispersion und eine Linse in das von einer linienförmigen Lichtquelle ausgehende Strahlenbündel gestellt werden und man das Auge an die Stelle eines der entworfenen Spektren bringt, so sieht man das Gitter in einer Farbe erleuchtet, die der Region des Spektrums entspricht, in der sich das Auge befindet. Haben nun die Linien in dem einen Teile des Gitters anderen Abstand als in dem anderen, so werden gemeinhin die beiden von den verschieden liniierten Teilen entworfenen Spektren teilweise übereinander fallen; und, sieht man nun von einer Stelle der sich deckenden Spektren nach dem Gitter, so erscheinen die entsprechenden Teile des Gitters verschieden gefärbt. Von dieser Erscheinung machte Wood Gebrauch bei der Ausarbeitung einer neuen Methode der Photographie in natürlichen Farben und vermied dabei im fertigen Bilde den Gebrauch von Farbstoffen und gefärbten Medien ganz, da nach dieser Methode die fertige Photographie nicht mehr und nicht weniger ist, als Diffraktionsgitter mit verschiedener Lineatur. Die Abstände der Linien in den verschiedenen Teilen des Bildes sind dann derart, dass sie in der natürlichen Färbung erscheinen, wenn sie vom richtigen Orte aus gesehen werden. Die von Wood zuerst befolgte Methode ist im wesentlichen folgende: drei Negative wurden in der gewöhnlichen Weise durch rote, grüne und blaue Lichtfilter aufgenommen und nach diesen drei gewöhnliche Diapositive hergestellt (für welche Herstellung aus einem später ersichtlichen Grunde das Albuminverfahren gewählt wurde). Diese Positive werden nach dem Trocknen mit Bichromatgelatine übergossen und unter Lichtabschluss wieder getrocknet. Dann werden sie mit den drei entsprechenden Diffraktionsgittern (die in Glas geritzt oder photographiert sein können) bedeckt und 30 Sekunden lang dem Sonnen- oder elektrischen Lichte exponiert. Durch Waschen mit warmem Wasser entwickeln sich nun auf den Positiven Diffraktionsgitter von hoher Brillanz. (Man sieht jetzt auch, weshalb Albuminplatten für die Diapositve erforderlich sind. – Gelatineschichten würden in warmem Wasser weich werden und sich sogar auflösen.) Diese drei Positive werden nacheinander auf eine Bichromatgelatineschichte kopiert. Das genaue Registerhalten wird hierbei in einfachster Weise durch Anlegemarken erreicht. Wäscht man die so kopierte Platte in warmem Wasser, so erhält man eine Photographie in natürlichen Farben. Denn da, wo im Original Rot ist, ist ja das erste Gitter kopiert, da wo das Original Gelbgrün zeigt, hat die Kopie ja das zweite Gitter, und an den blauen Stellen des Originals entsprechenden Stellen der Kopie ist das dritte Gitter erschienen; dieweissen Teile hingegen zeigen alle drei Gitter übereinander. Betrachtet wird nun das Photogramm vor einer durch eine passende Flamme (Gaslicht) erleuchteten Bikonvexlinse durch einen mit Löchern für beide Augen versehenen Schirm, welcher in der Entfernung, in welcher die verschiedenen Diffraktionsspektren zusammenfallen, aufgestellt wird, wobei das Photogramm in Farben erscheint. A. Hoffmann in Köln-Nippes bringt für die Zwecke der indirekten Farbenphotographie Cameras mit dreierlei Films (rot, grün und blau empfindlich) samt Lichtfiltern zur Farbenauslese und Herstellung von drei Negativen, welche den drei Grundfarben entsprechen, in den Handel. Die genannte Firma erzeugt Pigmentpapiere in den drei Grundfarben Gelb, Rot und Blau, welche unter den mittels der Negative erhaltenen Diapositiven kopiert, auf Glas übertragen und sodann auf Papier übereinander gebracht werden. Zur Abstimmung der Farbe hat A. Hoffmann eine Vorrichtung „Photochromometer“ konstruiert, welche es gestattet, die drei auf Glas befindlichen Pigmentbilder provisorisch in der richtigen Lage übereinander zu bringen, um die Wirkung jederzeit beurteilen zu können und die Entwickelung entweder weiter fortzusetzen oder einzustellen, worauf die Bilder erst definitiv auf Papier übertragen werdenPrometheus, 1899 S. 49. A. Hoffmann. Die Praxis der Farbenphotographie nach dem Dreifarbenprozess. Wiesbaden 1900.. Trockenplatten, Folien, Negativpapier. Bromsilbergelatinetrockenplatten für die Zwecke der photomechanischen Reproduktionsverfahren werden heute bereits von mehreren Firmen in den Handel gebracht. Bei solchen Platten kommt es nicht so sehr auf grosse Empfindlichkeit als vielmehr auf feines Korn und glasklares Arbeiten an. Nach Grebe eignen sich hierzu besonders Platten mit dünnem Guss und transparenten Emulsionen. Die Berliner Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation erzeugt zu dem obigen Zwecke Chlorbromsilbergelatineplatten und bringt selbe als „Isolarplatten“ in den Handel. Versuche über das „Reifen der Bromsilbergelatineemulsionen“ durch Elektrizitätswirkung veröffentlichte A. VollenbruchDeutsche Photographenzeitung, 1899 S. 83.. Das Reifen soll nach diesen Versuchen ohne bedeutende Kornvergrösserung vor sich gehen und es sollen sehr klare hochempfindliche Emulsionen erzielt werden. (Im photochemischen Laboratorium der k. k. graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien nach Angaben Vollenbruch's angestellte Versuche ergaben negative Resultate. – Die Ref.) Ueber die Herstellung von Chlorbromsilbergelatineemulsionen für Diapositivplatten veröffentlichte E. Valenta eine grössere ArbeitPhotogr. Korresp., 1899.. Derselbe fand die Empfindlichkeit von Chlorbromsilberemulsion nach dem Chlorsilbergehalte schwankend zwischen 12° bis 1° W. und darunter, und zwar ergaben Emulsion mit einem Gehalte an Chlorsilber 0, 10, 25, 36, 43, 75 % Grade Warnerke 12°, 9°, 5°, 4°, 1°, entsprechend der Empfindlichkeit 21, 9, 3, 2 ⅓, 1, Valenta empfiehlt folgende Emulsionen, und zwar für normale Negative: A. B. Wasser      400 Wasser 400 g Bromammonium 15,2 Silbernitrat 30 g Chlorammonium 1,5 Salpetersäure.      6 Tropf. Gelatine 50 g Für flaue Negative sowie zur Herstellung von normalen Bildern nach flauen, schleierigen Negativen (durch ein- oder mehrmaliges Umkopieren) eignet sich folgende Emulsion: A. B. Wasser 400 Wasser 400 g Bromammonium    1,7 Silbernitrat 30 g Chlorammonium   9 g Salpetersäure          6 Tropf. Gelatine 50 g Man lässt die Gelatine in obiger Wassermenge quellen, schmilzt am Wasserbade (50 bis 60° C.) und fügt das Brom- und Chlorsalz sowie die Salpetersäure zu, dann erwärmt man die Lösung B ebenfalls auf 60° C. und giesst sie unter Umschütteln (in der Dunkelkammer) portionenweise in A. Die Emulsion bleibt in der Wärme etwa 1 Stunde stehen, wird dann in eine Porzellantasse gegossen, erstarren gelassen, zerkleinert gewaschen, geschmolzen und vergossen. Hierzu sei bemerkt, dass die Wellington'sche Chlorbromemulsion bezüglich des Verhältnisses von Brom- zu Chlorsilber zwischen diesen beiden Emulsionen steht. Als Entwickler diente für die bromreiche Emulsion ein Metol-Sodaentwickler folgender Zusammensetzung: A. Metol 10, Wasser 1000, Natriumsulfit 100 g. B. Soda (krystallisiert) 100, Wasser 1000 g. 1 Teil A mit 1 Teil B gemischt. Für die chlorreichen Platten eignet sich der folgende Hydrochinonentwickler besser: Wasser 1000, Hydrochinon 3, Sulfit 100, Soda 200, Pottasche 100, Bromkalium 3 g. Derselbe gibt warme, schwarzbraune Töne. Als Tonbad für chlorreiche Emulsionen ist ein Bad zu empfehlen, bestehend aus 0,5 g Chlorgold, 8 bis 10 g Rhodanammonium und 1000 cm3 Wasser, mit welchem Photographietöne erzielt werden können. Ein Negativpapier, welches bei zwar nicht allzu einfacher Handhabung sehr gute Resultate liefert, daher in der That unter Umständen gut geeignet ist, Trockenplatten und Folien zu ersetzen und dabei den Vorzug der Billigkeit hat, stellen die sogen. Seccofolien der Firma A. Hesckiel-Berlin dar. Die dem dieser Firma erteilten Patente zu Grunde liegende Patentbeschreibung lautet der Hauptsache nach: „Das neue Verfahren zur Herstellung von Folien ist folgendes: Das Papierblatt, welches als Träger dienen soll, erhält zunächst eine Kautschukschicht, dann wird diese Schicht mit einer Schicht Kollodium bedeckt und schliesslich die als Träger für das Silbersalz dienende Gelatineschicht aufgebracht. Die lichtempfindliche Schicht der Papierfolien wird also ihrerseits durch die folgenden drei Schichten gebildet: 1: „die direckt auf dem Papier ruhende Kautschukschicht; 2: „eine mit dieser Kautschukschicht innig verbundene Kollodiumschicht und 3: „eine obere Gelatineschicht als Träger für das Silbersalz. „Für das Abziehen der vollendeten Folie ist es von grösster Wichtigkeit, dass im Gegensatz zu früheren Anordnungen die Kautschukschicht unmittelbar auf dem Papier ruht. Ist nämlich die nach dem vorbeschriebenen Verfahren hergestellte Negativfolie belichtet, entwickelt, fixiert und gewässert, so zeigt sie nach der Trocknung die vorzügliche Eigenschaft, dass sich die Folie leicht und sicher von dem Papier abziehen lässt. Die Kautschukschicht haftet an der Papierfaser zwar genügend fest, um die verschiedenen Vorgänge, wie Entwickeln, Wässern u.s.w. ohne Ablösen zu ermöglichen, jedoch nicht so fest, um dem Abziehen der trockenen Folie erheblichen Widerstand entgegenzusetzen. Es wird daher ein glattes Abziehen der Folie erreicht.“ „Die so erhaltene Negativfolie ist etwas dünn und wirft leicht Falten, welche beim Kopieren hinderlich sind. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, wird die Folie verstärkt. Zu diesem Zwecke wird im vorliegenden Falle ein Gelatinepapier benutzt, welches die gleichen Schichten besitzt wie die lichtempfindliche Folie, nur mit dem Unterschiede, dass die Gelatineschicht dabei kein Silbersalz enthält. Dies Papier wird in Wasser eingeweicht und mit dem Originalnegativ, welches noch auf dem Papier sitzt, zusammengepresst, so dass die beiden Gelatineschichten aufeinander haften. Durch Walzen oder andere geeignete Vorrichtungen wird ein inniges Anpressen der beiden Negativpapierblätter bewirkt und darauf das so erhaltene Produkt zum Trocknen aufgehängt. Nach dem Trocknen können die die Negativfolie einschliessenden beiden Papierblätter ohne weiteres leicht abgezogen werden, worauf man eine stärkere glatte Folie erhält, welche von beiden Seiten gleich scharf kopiert werden kann.“ A. Hoffmann in Köln nahm ein Patent (D. R. P. Nr. 105,867) auf die Herstellung von abziehbarem Negativpapier mit einer die Bildschichte vom Papier trennenden Zwischenschichte von Harzlack, gekennzeichnet durch die geschmeidig machenden Zusätze wie Oele, Pflanzenleim, Kleberproteïne u.s.w. zur Harzschichte. Diese Folien werden unter dem Namen „Kardinalfolien“ in den Handel gebracht. Die eigentliche Emulsionsschichte befindet sich auf einer Gelatineschichte und wird nach dem Entwickeln, Fixieren, Waschen und Härten mit Formaldehyd von dem Papiere abgezogen, auf Glas übertragen und trocknen gelassen. Das fertige Negativ präsentiert sich als Haut von der Stärke der Eastman-Rollfolien und lässt sich zwischen Papier gepresst gut aufbewahrenEder's Jahrb. f. Photogr., 1900 S. 431.. (Fortsetzung folgt.)