Titel: Magnetelektrische Zündapparate für Explosionsmotoren.
Fundstelle: Band 317, Jahrgang 1902, S. 30
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Magnetelektrische Zündapparate für Explosionsmotoren. Magnetelektrische Zündapparate für Explosionsmotoren. Die Versuche, für die Zündung des Gasgemisches bei Explosionsmotoren den elektrischen Funken zu benutzen, sind beinahe ebenso alt, als diese Motoren selbst. Anfangs entnahm man den zur Zündung erforderlichen Strom Elementen, doch konnte dieser wegen zu geringer Spannung nicht direkt zur Bildung eines Funkens für die Zündung verwendet werden. Man half sich deshalb damit, dass man die Spannung durch Induktionswirkung entsprechend steigerte, indem man den Strom durch geeignete Vorrichtungen unterbrechen liess und diese Stromstösse in die Primärwickelung einer grossen Induktionsspule schickte. Die dadurch an den Klemmen der Sekundärspule auftretende Spannung genügt, um zwischen zwei isoliert in das Cylinderinnere eingeführte Spitzen, die sich in geringem Abstand gegenüberstehen, kleine Induktionsfunken überspringen zu lassen, welche dann die Explosion des Gasgemisches einleiten. Auf diese Art der Zündung soll jedoch hier nicht näher eingegangen werden, weil ihr verschiedene Mängel anhaften, die ihr Verwendungsgebiet mehr und mehr einschränken. Dagegen soll die zweite Art der elektrischen Zündung, bei welcher der erforderliche Strom auf mechanischem Wege erzeugt wird, eingehender behandelt werden, denn es hat sich diese Art der Zündung sehr gut bewährt, sie kann seit ihrer Einführung wesentliche Fortschritte aufweisen, was von der Batteriezündung nicht gerade behauptet werden kann. Zunächst möge auf den prinzipiellen Unterschied, der zwischen beiden Zündungsarten besteht, hingewiesen sein. Bei beiden wird der Zündfunke durch das Unterbrechen des Stroms erzeugt, und zwar wird jedesmal der Oeffnungsfunke benutzt. Wie schon oben bemerkt, konnte aber bei der Batteriezündung der Strom nicht direkt benutzt werden, sondern es musste durch die Induktionsspule die Spannung so gesteigert werden, dass beim Oeffnen des Primärstromkreises kleine Funken an den Enden der Sekundärwickelung auftraten. Anders, wenn man die Erzeugung des Stroms durch maschinelle Einrichtungen bewirkt. Hier hat man es durch die Konstruktion des Stromerzeugers in der Hand, Spannung und Stromstärke so zu bemessen, dass durch die direkte Unterbrechung ein sehr kräftiger Funke entsteht. Während also im einen Falle die hohe Spannung nur kleine Induktionsfunken mit verhältnismassig geringer Wärmeentwickelung hervorbringt, entstehen im anderen Falle bei der direkten Unterbrechung durch die hohe Stromstärke sehr intensive Funken, mit bedeutender Licht- und Wärmeentwickelung, so dass dadurch auch noch Gemische mit Leichtigkeit entzündet werden, welche an explosiven Gasen verhältnismassig arm sind. Aus der Verschiedenheit der Funken bei den beiden elektrischen Zündsystemen erklärt sich auch der Umstand, dass ein Motor mit magnetelektrischer Zündung eine höhere Leistung gibt, als wenn er mit Batteriezündung versehen ist, denn es treten durch die kräftigen Funken des ersteren Systems viel schärfere Explosionen ein als durch die Induktionsfunken der Batteriezündung. Was nun die Stromerzeuger selbst anbetrifft, so waren für deren Konstruktion entsprechend dem eigenartigen Zweck verschiedene Gesichtspunkte massgebend, die vielleicht auf den ersten Blick nicht recht verständlich erscheinen. Es sei aber hier gleich darauf hingewiesen, dass an einen solchen Stromerzeuger auch wesentlich andere Anforderungen gestellt werden als an eine Dynamomaschine für Licht- oder Kraftabgabe. Vor allem kommt hier der grosse Unterschied in der Umdrehungszahl beim Ingangsetzen und während des Betriebs des Motors in Betracht. Dieser Umstand führt auch zu der eigentümlichen Konstruktion des Antriebs des Zündapparates bei stationären Motoren, bei welchen diese Apparate schon seit langer Zeit Anwendung finden. Dann aber mussten die Apparate möglichst einfach sein, insbesondere mussten solche Teile vermieden werden, welche sich sehr rasch abnutzen und sehr empfindlich gegen Staub, Oel u. dgl. sind. Deshalb war von vornherein die Verwendung von Kollektoren und Bürsten ausgeschlossen und damit gleichzeitig die Erzeugung von Gleichstrom. Dies hatte ohne weiteres zur Folge, dass auch von der elektrischen Erzeugung des magnetischen Feldes der Stromerzeuger abgesehen werden musste. Der Verwendung von Elektromagneten für die Erregung stand auch der Umstand entgegen, dass der Ankerstromkreis das eine Mal vollständig kurz geschlossen ist, während er das andere Mal ganz offen ist. Es wäre also weder Hauptstrom noch Nebenschlusswickelung angängig gewesen. Als einzige Möglichkeit blieb die Verwendung von Stahlmagneten übrig und diese sind es, welche bis heute ausschliesslich zu den Zündapparaten mit mechanischem Antrieb verwendet werden. Um die Herstellung des Apparates möglichst einfach zu gestalten, wählte man die Form der Siemens'schen magnetelektrischen Maschine mit dem -Anker und man ist bis heute nicht von diesem Modell abgegangen. Das Magnetsystem des Zündapparates besteht aus zwei bis vier kräftigen Stahlmagneten (Fig. 1) in Hufeisenform c, deren Pole mit seitlichen Polschuhen b versehen sind. Zwischen diesen ist der Anker a mit seiner Wickelung angeordnet. Bei der Drehung des Ankers in dem starken magnetischen Feld werden in seiner Wickelung d elektrische Ströme induziert, und zwar sind diese Ströme proportional der sekundlichen Aenderung der das Ankereisen durchfliessenden magnetischen Kraftlinien. Man wird also um so stärkere Ströme erhalten, je schneller man den Anker dreht bezw. je stärkere Magnete man verwendet. Die im Anker induzierte elektromotorische Kraft, welche diese Ströme hervorruft, ist am grössten, wenn die den Anker durchsetzenden Kraftlinien ihre Richtung wechseln, d.h. wenn durch den Anker überhaupt keine Kraftlinien gehen. Dies ist der Fall in der gezeichneten Stellung des Ankers. Je mehr er sich aus dieser Lage herausdreht, desto kleiner wird die elektromotorische Kraft, die Ströme nehmen entsprechend ab, um in der wagerechten Lage des Ankers, d.h. wenn alle Kraftlinien durch denselben gehen, überhaupt Null zu werden. Von da ab nehmen sie wieder zu, sie durchfliessen aber die Wickelung in umgekehrter Richtung und erreichen ein zweites Maximum, wenn der Anker senkrecht steht, also wenn er sich um 180° gedreht hat. Bei einer vollen Umdrehung des Ankers erreicht der induzierte Strom also zweimal sein Maximum und zweimal wird er gleich Null. Diese Eigenschaft der magnetelektrischen Zündapparate, dass sie Wechselstrom erzeugen, muss besonders bei der Unterbrechung beachtet werden, denn man erhält natürlich keine Funken, wenn man den Strom unterbricht, während er seine Richtung wechselt, d.h. während er gleich Null ist. Textabbildung Bd. 317, S. 31 Fig. 1. Der durch die Unterbrechung des Stroms entstehende Funken bezw. Lichtbogen ist um so grösser, je grösser die Stromstärke ist und je schneller die Unterbrechung erfolgt. Besonders ist die letztere Bedmngung sehr zu beachten. Damit nun die Zündung im richtigen Augenblick erfolgt, muss der Zündapparat sowohl als auch die Unterbrecher Vorrichtung in entsprechender Weise mit dem Motor verbunden werden. Da die im Anker induzierten Ströme, wie oben angeführt, von seiner Geschwindigkeit abhängen, so liegt es im Interesse einer gleichmässigen und zuverlässigen Funkengebung, dass diese Geschwindigkeit eine möglichst konstante ist. Diese Forderung kann bei normalem Betrieb des Motors leicht erfüllt werden, dagegen gestalten sich die Verhältnisse beim Inbetriebsetzen desselben recht ungünstig. Die stationären Motoren müssen am Schwungrad angetrieben werden. Die dadurch erreichte Geschwindigkeit beträgt kaum ein Zehntel der normalen Betriebsgeschwindigkeit; es müsste also der Zündapparat, wenn er direkt vom Motor angetrieben würde, schon bei ein Zehntel seiner normalen Geschwindigkeit zündkräftige Funken geben. Diese Forderung ist aber bei allen mechanischen Stromerzeugern ohne eine besondere Regulierung nicht erfüllbar. Textabbildung Bd. 317, S. 31 Fig. 2. Aus diesem Grunde sah man bei stationären Motoren von dem direkten rotierenden Antrieb der Zündapparate ab, man erteilte dem Anker die zur Erzeugung eines genügenden Stromes erforderliche Geschwindigkeit durch eine gespannte Feder, so dass diese Bewegung vollständig unabhängig von der Umdrehungszahl des Motors ist und der Motor nur das Spannen der Feder zu bewerkstelligen hat. Die Einrichtung einer solchen Zündungsanordnung zeigt Fig. 2. Auf der Steuerwelle a des Motors befindet sich ein Daumen o. dgl. b, der den auf der Achse des -Ankers sitzenden Winkelhebel c mitnimmt und ihn nach ungefähr 30° Ablenkung freigibt; während des Mitnehmens ist die am zweiten Schenkel des Winkelhebels befestigte Federbüchse d gespannt worden, diese reisst nun den freigegebenen Winkelhebel und mit diesem den Anker des Apparates lebhaft zurück und erzeugt dadurch in der Wickelung desselben einen Stromstoss, der vollständig unabhängig ist von der Geschwindigkeit, mit welcher der Daumen b den Winkelhebel c ablenkte. Damit nun die Unterbrechung des Stromes im Augenblick der grössten Intensität des Stromstosses erfolgt, ist die Einrichtung so getroffen, dass die Unterbrechung von dem Winkelhebel c aus bethätigt wird. Die Unterbrechungsvorrichtung selbst, der sogen. Zündflansch (Fig. 3), hat folgende Einrichtung. Textabbildung Bd. 317, S. 31 Fig. 3. Durch den Flanschkörper ist der bewegliche Doppelhebel f geführt, dessen innerer Schenkel h durch Federkraft gegen den Stift i gezogen wird. Die Dichtung dieses Hebels nach aussen erfolgt durch den eingeschliffenen konischen Kopf desselben. Der Stift i ist durch Email, Speckstein, Porzellan, Glimmer o. dgl. gegen den Flansch isoliert und steht durch eine isolierte Leitung mit dem einen Pol des Zündapparates in Verbindung. Der andere Pol liegt an dem Apparatkörper selbst, so dass er durch den Motorkörper mit dem Zündhebel f in Verbindung steht. Der durch die Unterbrechung des Stromes entstehende Funken ist, wie wir vorn sahen, um so kräftiger, je schneller diese erfolgt; man reisst deshalb den Zündhebel h durch einen Schlag auf den äusseren Hebel g vom isolierten Zündstift ab und benutzt hierzu die Kraft des durch die Federbüchse zurückgerissenen Winkelhebels, indem man (Fig. 2) das Abschlagstängchen c mit dem Winkelhebel verbindet. Sobald nun der Anker des Apparates mit grösster Geschwindigkeit durch die vertikale (Zünd-) Stellung eilt, trifft das Stängchen e auf den Hebel g und reisst dadurch den Zündhebel h mit grösser Geschwindigkeit von dem Zündstift i ab, so dass die Unterbrechung im Augenblick grösster Induktion und (durch den vorherigen Kurzschluss bedingt) grösster Stromstärke erfolgt. Dieses System der Zündung ist schon seit langer Zeit bei den stationären Motoren im Gebrauch und wird auch heute noch fast durchweg verwendet. Trotzdem treten bei einer derartigen Anordnung manche Uebelstände zu Tage, die grösstenteils in der Konstruktion des Apparates selbst liegen. Die Beanspruchung der Federn ist zumal bei höheren Tourenzahlen eine sehr grosse, so dass Brüche derselben nicht selten vorkommen. Insbesondere kommen diese bei der Feder leicht vor, welche den Stoss der mit grösser Geschwindigkeit zurückschwingenden Massen des Ankers, Winkelhebels u.s.w. auszuhalten hat. Eine weitere Schwierigkeit bietet die Stromabnahme vom oscillierenden Anker. Wie schon oben bemerkt, liegt das eine Ende der Ankerwickelung am Ankerkörper selbst, während das andere Ende an einem isoliert durch die hintere Achse geführten Bolzen liegt, gegen welchen durch Federdruck ein kleiner Bolzen des auf den Apparat isoliert aufgesetzten Stromabnehmers gepresst wird. Während diese letzte Stromüberleitung vom beweglichen Anker zum festen Stromabnehmer selten zu Störungen Veranlassung gibt, kommen solche verhältnismässig häufig bei der Ueberleitung des Stromes von der Achse des Ankers zu den Lagern des Apparates vor. Da die letzteren natürlich geschmiert werden müssen, so bildet sich leicht, besonders bei Verwendung eines dickflüssigen Oeles eine vollständig isolierende Oelschicht zwischen der Ankerachse und den Lagern, welche zu Versagern Veranlassung gibt. Als ein ganz wesentlicher Fortschritt war es deshalb zu bezeichnen, als die Firma Robert Bosch in Stuttgart ihre patentierte Bosch-Zündung auf den Markt brachte. Bei dieser ist der Anker a (Fig. 4) mit seiner Wickelung im Apparat fest angeordnet, während die Aenderung der den Anker durchsetzenden Kraftlinien durch eine pendelnde Hülse erfolgt, die aus zwei radial angeordneten eisernen Cylindersegmenten bb besteht. In der wagerechten Stellung der Hülse ist die Anzahl der durch den Anker gehenden Kraftlinienzahl gleich Null, weil dieselben in dem Augenblick ihre Richtung wechseln, es ist also in dieser Stellung die in der Ankerwickelung induzierte elektromotorische Kraft ein Maximum, so dass die Unterbrechung in diesem Augenblick zu erfolgen hat. Diese Angabe ist allerdings nur theoretisch richtig, in Wirklichkeit dauert es eine Weile, bis die in neuer Richtung verlaufenden Kraftlinien die durch die Remanenz des Ankereisens bedingten entgegengesetzt gerichteten Kraftlinien überwunden haben. Die induzierte elektromotorische Kraft erreicht infolgedessen ihr Maximum später, so dass der intensivste Funke dann erhalten wird, wenn die Hülse schon einige Grade über die Mittelstellung hinausgeeilt ist (vgl. Fig. 4). Bei dieser Zündung ist das Gewicht der im Apparat selbst schwingenden Teile etwa auf ein Fünftel reduziert, so dass die Federn, welche das Zurückreissen des beweglichen Systems bewirken, bedeutend geringer beansprucht werden, als bei den Apparaten mit schwingendem Anker. Auch genügt schon eine Ablenkung der Hülse um etwa 20°, um einen genügenden Stromstoss zu erhalten. Textabbildung Bd. 317, S. 32 Fig. 4. Ausserdem ist die Stromableitung eine vollständig sichere, weil kein Stromübergang von beweglichen Teilen zu festen Klemmen u.s.w. mehr stattfindet. Das eine Ende der Wickelung führt an eine auf den Anker isoliert aufgesetzte Klemme c, während das am Ankerkörper liegende andere Ende durch die feste Verbindung zwischen Anker und Apparat mit diesem direkt in Verbindung steht. Es sind also bei der Bosch-Zündung die geschilderten Mängel teilweise vollständig beseitigt, teilweise doch sehr reduziert. Trotzdem bei den stationären Motoren der rotierende Antrieb der Zündapparate aus den schon angeführten Gründen nicht anwendbar war, so fehlte es doch nicht an Versuchen, rotierende Zündapparate zu bauen. Doch kamen diese Apparate nicht über die Versuchsperiode hinaus, da es an Erfahrungen über den Bau solcher Apparate fehlte, und die bisher verwandten Apparate sich für rotierenden Antrieb nicht bewährten. Auch das Magnetmaterial war für die rotierenden Apparate weniger brauchbar als für oscillierende. Bisher war nur von der Zündung stationärer Motoren die Rede; das Verlangen nach einer zuverlässigen und einfachen Zündung machte sich aber erst recht geltend, als man zum Bau der schnelllaufenden Automobilmotoren überging. Bei diesen waren die Anforderungen wesentlich andere als bei stationären Motoren, man war also gezwungen, auch andere Konstruktionen für die Zündungsanordnung zu schaffen. Da die Automobilmotoren mit sehr hohen Umdrehungszahlen arbeiten, so müssen sie sich auch entsprechend leicht andrehen lassen. Man kann also beim Andrehen eine höhere Geschwindigkeit erreichen, so dass man schon bei direktem zwangsläufigem Antrieb der Zündapparate zündkräftige Funken erhält. Der einfachste Antrieb dieser Art wäre natürlich der rotierende gewesen. Da aber diese Apparate nach dem oben Gesagten nicht über das Versuchsstadium hinaus waren, so blieb es zunächst bei der Verwendung des oscillierenden Antriebs (Fig. 5). Dieser erfolgt meist von einer auf der Steuerwelle des Motors sitzenden Kurbel aus, diese steht durch eine Kurbelstange mit einem auf der Achse des Apparates sitzenden Hebel in Verbindung und erteilt hierdurch der Hülse eine schwingende Bewegung. Bei diesem Antrieb machte sich die Ueberlegenheit der Bosch-Zündung recht geltend, denn es würde sich das Gewicht des Ankers mit Wickelung bei 1000 Schwingungen in der Minute recht unliebsam bemerkbar machen, während die Hülse ohne Anstand durch ein schwaches Gestänge bethätigt werden kann. Durch Verwendung der zwangsläufig pendelnden Apparate war dann auch die Schwierigkeit behoben, welche den Apparaten mit Schnappvorrichtung eigen ist, dass der Apparat mit dem Zündflansch mechanisch verbunden werden musste. Die Unterbrechung konnte vom Apparatantrieb getrennt werden (Fig. 5). Textabbildung Bd. 317, S. 32 Fig. 5. Man konnte nun den Apparat ohne Rücksicht auf die Lage des Zündflansches aufstellen. Die Unterbrechung selbst erfolgte meist von der Steuerwelle aus durch eine Nockenscheibe a, welche einen Hebel b ablenkt und abschnappen lässt, worauf dieser gegen den äusseren Hebel des Zündhebels c schlägt und dadurch die Unterbrechung bewirkt. Selbstverständlich muss der Antrieb so eingestellt sein, dass der Hebel b in dem Augenblick den Zündhebel abreisst, wo der im Anker induzierte Strom sein Maximum erreicht hat. Es hat sich diese Zündungsanordnung bei Automobilmotoren recht gut bewährt, insbesondere eignet sie sich sehr gut für solche Motoren, bei denen die Geschwindigkeitsregulierung durch Veränderung des Zündzeitpunktes erfolgt. Es tritt nämlich nicht nur bei der Unterbrechung des Stromes während des Durchganges der Hülse durch die Zündstellung ein kräftiger Funken auf, sondern auch vor und nach dieser Stellung ist die induzierte elektromotorische Kraft so gross, dass man ungefähr während eines Drehwinkels von etwa 30°, an der Antriebswelle des Apparates gemessen, genügende Funken erhält. Da der Verwendung des rotierenden Antriebes bei den schnelllaufenden Automobilmotoren nur praktische Schwierigkeiten in der Ausführung der Apparate entgegenstanden, so wurde von Seiten der Konstrukteure derartiger Zündapparate alles aufgeboten, um diese Schwierigkeiten zu beheben. Nachdem man genügende Erfahrungen gesammelt und das Material in entsprechender Weise verbessert hatte, gelang es auch, rotierende Zündapparate in befriedigender Weise herzustellen. Da diese Apparate sich aus denen mit oscillierendem Antrieb entwickelten, so sind sie auch in der Ausführung ganz gleich wie diese: zwischen den Polschuhen (Fig. 1) rotiert der die Wickelung tragende Anker, bei jeder Umdrehung erreicht die in der Wickelung erzeugte elektromotorische Kraft zweimal ein Maximum, zweimal wird sie Null. Die Stromabnahme erfolgt in gleicher Weise wie bei den gewöhnlichen oscillierenden Apparaten, nur ist hier die Stromweiterleitung vom Anker zu den Lagern noch leichter Störungen ausgesetzt, weil durch die Drehung des Ankers eine stärkere Schmierung der Lager erforderlich wurde. Ferner erwärmt sich der rotierende Anker infolge der Ummagnetisierungsarbeit ziemlich mehr als der schwingende, so dass die für die Isolation der Wickelung verwendeten Materialien, wie Paraffin u.s.w., weich und herausgeschleudert werden. Dadurch wird die Wickelung lose und es kommt öfters vor, dass einzelne Drähte ihre Lage ändern und so zu Kurzschlüssen u.s.w. innerhalb der Wickelung Veranlassung geben. An der Unterbrechung wurde durch den rotierenden Antrieb des Ankers nichts geändert, die Verstellung des Zündzeitpunktes kann während eines Winkels von etwa 45°, an der Apparatachse gemessen, erfolgen. Textabbildung Bd. 317, S. 33 Fig. 6. Nachdem die Zündapparate mit rotierendem Anker nunmehr schon seit einigen Jahren Verwendung gefunden haben, kann man heute im grossen und ganzen sagen, dass dieser Antrieb die auf ihn gesetzten Hoffnungen nicht ganz erfüllt hat. Wenigstens geht die Einführung dieser Apparate nur sehr langsam vor sich und es haben diejenigen Pinnen, welche rotierende Apparate verwandten, die unangenehme Erfahrung machen müssen, dass namentlich ein ungewöhnlich frühzeitiges Auslaufen der Lager auftrat. Dieses ist aber hervorgerufen durch den Umstand, dass der Strom von der Ankerachse in die Lager geht, wobei die entstehenden Funken die Lager ausbrennen. Aus diesem Umstände und der bei Verwendung solcher rotierender Apparate notwendigen Anwendung von Stromabnehmern ist es erklärlich, dass die oscillierenden Apparate von vielen Firmen beibehalten wurden, trotzdem es für jeden Konstrukteur etwas Bestechendes hat, anstatt der oscillierenden eine rotierende Bewegung verwenden zu können. Besonders ins Gewicht fallend war dabei noch der Umstand, dass sich die Lager der oscillierenden Apparate ganz ausgezeichnet hielten. Inwieweit die in neuester Zeit herausgekommene „rotierende“ Bosch-Zündung diese Uebelstände beseitigt, bleibt abzuwarten, doch steht heute schon so viel fest, dass dieser' neue Apparat mit rotierender Hülse manche Vorzüge aufweist, die seine Verwendung sehr vorteilhaft erscheinen lassen. Wir werden nachher bei der Beschreibung der Wirkungsweise des Apparates auf die Sache zurückkommen und wollen hier nur bemerken, dass ein Ausbrennen der Lager bei diesen Apparaten konstruktionsgemäss von vornherein ausgeschlossen ist. Die rotierende Bosch-Zündung (Fig. 6) besitzt ebenso wie die Zündung mit pendelnder Hülse einen feststehenden Anker, der die Wickelung trägt. In dieser Wickelung wird durch eine aus zwei radial angeordneten Cylindersegmenten bestehende eiserne Hülse, welche zwischen Anker und Polschuhen rotiert, die für die Erzeugung der Funken nötige elektromotorische Kraft induziert. Während beim Apparat mit schwingender Hülse der Anker durch seitliche Lappen direkt an den Seitenplatten des Apparates befestigt werden kann, weil die Hülse sich nur 50° maximal dreht, erforderte die Befestigung des Ankers beim neuen Apparat besondere Vorkehrungen. Anker und Hülse bilden ein zusammenhängendes System, so dass der Anker erst nach dem Abnehmen eines Hülsendeckels herausgenommen werden kann. Der Anker besitzt ähnlich wie die Anker der Apparate ohne Hülse zwei seitliche Deckel mit Achsen; von diesen letzteren ist die eine kürzere in einer Ausbohrung der Achse des vorderen Hülsendeckels (Antriebsseite) gelagert, während die andere durch die vollständig durchbohrte Achse des hinteren Hülsendeckels hindurch geführt ist. Das vorragende Ende dieser Achse wird durch den Hebel h umfasst und festgehalten, dieser Hebel dient zur Fixierung der Lage des Ankers. Es ist schon oben darauf hingewiesen worden, dass die Schmierung der rotierenden Zündapparate eine reichlichere sein muss als die der oscillierenden; bei der neuen Bosch-Zündung ist deshalb auch besondere Sorgfalt auf die Schmierung der Lager verwendet worden, es werden die Lager entweder mit Ring- oder mit Dochtschmierung versehen. Da ausserdem das Gewicht der rotierenden Hülse nur etwa ein Viertel von dem des rotierenden Ankers beträgt und ein Stromdurchgang von der Achse zum Lager nicht stattfindet, so dürften sich bei diesem Apparat auch bei den höchsten Geschwindigkeiten kaum Anstände mit der Schmierung ergeben. Die Stromabnahme von der Wickelung des Ankers erfolgt durch feste Verbindungen. Durch die hintere Achse des Ankers, welche zentral durchbohrt ist, führt ein mit Hartgummi isolierter Stift, welcher das eine Ende der Wickelung mit der Klemme k verbindet. Das andere Ende liegt wie bei den anderen Apparaten am Ankerkörper selbst und steht durch den Hebel h in leitender Verbindung mit dem Apparatkörper. Man hat also hier, wie bei der pendelnden Bosch-Zündung, den grossen Vorteil, dass keine Stromabnehmer gebraucht werden. Damit die Magnetisierung eine möglichst intensive ist, sind statt der einfachen Magnete genau aufeinander passende Doppelmagnete verwandt worden, wie sie neuerdings auch für die oscillierende Bosch-Zündung benutzt werden. Die Entstehung der durch die Bewegung der Hülse im feststehenden Anker erzeugten elektrischen Ströme sei an den nachstehenden Figuren erläutert (Fig. 7). Wie schon eingangs bemerkt, ist die induzierte elektromotorische Kraft proportional der sekundlichen Aenderung der Anzahl der Kraftlinien, welche den Anker durchmessen. Ihre Richtung hängt ab von der Richtung der Kraftlinien, sowie von der Art der Aenderung, d.h. von der Zu- oder Abnahme derselben. Abbildung 1 zeigt die Stellung der Hülse, bei welcher die Kraftlinien vom Nordpol links ausgehend von oben nach unten durch den Anker verlaufen, und zwar geht in dieser Stellung der Hülse ein Maximum von Kraftlinien durch den Anker. Die Aenderung der Kraftlinienzahl in der Zeiteinheit ist in diesem Augenblick gleich Null, mithin wird auch in der Wickelung des Ankers kein Strom induziert. Bei Abbildung 2 hat sich die Hülse um 45° aus dieser Stellung nach links gedreht; die beiden Hülsensegmente schliessen die Seitenteile des Ankers magnetisch kurz, so dass durch das Joch des Ankers keine Kraftlinien verlaufen, von Stellung I zu Stellung II hat also eine Abnahme der Kraftlinien zahl von einem Maximum auf Null stattgefunden, es wurde also auch im Anker ein Strom in einer bestimmten Richtung induziert. Da die Kraftlinien im Anker im Augenblick der Stellung II ihre Richtung wechseln, so ist die Induktion in diesem Augenblick eine maximale. Stellung III entspricht der Stellung I mit dem Unterschied, dass nunmehr die Kraftlinien in maximaler Anzahl von unten nach oben durch den Anker verlaufen, die Induktion bei dieser Stellung ist wieder gleich Null. Textabbildung Bd. 317, S. 33 Fig. 7. Stellung I. Stellung II. Stellung III. Stellung IV. Bei Stellung IV hat sich die Hülse um 135° aus ihrer Anfangsstellung I herausgedreht. Da jeder der beiden Seitenteile des Ankers durch die Hülse mit jedem Polschuh magnetische Verbindung hat, so fliessen durch das Joch des Ankers keine Kraftlinien. Es ist also von Stellung III bis IV eine Abnahme der Kraftlinienzahl von einem Maximum bis Null eingetreten und dadurch im Anker ein Strom induziert worden. Die Richtung dieses Stromes ist umgekehrt wie bei Stellung II, weil die Richtung der Kraftlinien eine andere war. Wie bei Stellung II wechselt auch hier die Richtung der Kraftlinien, die Induktion ist eine maximale. Bei einer weiteren Drehung der Hülse um 45° ist wieder Stellung I erreicht, so dass in diesem Augenblick die Induktion im Anker wieder Null geworden ist. Aus vorstellendem ergibt sich, dass bei der rotierenden Bosch-Zündung der im Anker induzierte Strom während einer vollen Umdrehung der Hülse viermal sein Maximum erreicht, und zwar tritt das Maximum je nach einer Viertelumdrehung auf. Man erhält also bei jeder Umdrehung der Hülse vier Funken und diese Eigenschaft macht die neue Bosch-Zündung für Viercylindermotoren und solche Zweicylindermotoren, die mit um 180° versetzten Kurbeln arbeiten, sehr wertvoll. Man war bei diesen Motoren bisher darauf angewiesen, den Zündapparat (ob rotierend oder oscillierend) von der Hauptwelle aus anzutreiben, weil bei jedem Takt des Motors bezw. beim ersten und zweiten eine Zündung notwendig war. Erhält aber der Zündapparat von der Hauptwelle seinen Antrieb, so ist die Verstellbarkeit des Zündzeitpunktes in Beziehung auf die Kolben- bezw. Kurbelstellungen nur halb so gross, als wenn der Apparat von der Steuerwelle aus angetrieben wird, vorausgesetzt, dass nur die Unterbrechung verstellt wird. Diese Verstellung ist aber in vielen Fällen nicht ausreichend, ganz abgesehen davon, dass die hohen Geschwindigkeiten beim Antrieb des Apparates von der Hauptwelle aus manche Nachteile mit sich bringen. Die rotierende Bosch-Zündung dagegen kann ohne weiteres auch bei diesen Motoren von der Steuerwelle aus angetrieben werden, weil sie pro Umdrehung vier Funken gibt. Dabei kann die Verstellung des Zündzeitpunktes innerhalb 35° an der Antriebswelle, in diesem Fall Steuerwelle, oder 70° an der Hauptwelle erfolgen. Für die bezeichneten Motoren wird sich also die rotierende Bosch-Zündung in ganz hervorragender Weise eignen, zumal sie auch sonst speziell gegenüber dem Apparate mit rotierendem Anker wesentliche Vorteile bietet. Wenn im vorstehenden die für die Zündung von Explosionsmotoren gebräuchlichen magnetelektrischen Apparate ziemlich eingehend behandelt wurden, so ist damit das Kapitel der magnetelektrischen Zündung noch lange nicht erschöpft. Es würde zu weit führen, auf die Einzelheiten der verschiedenen Zündungsanordnungen näher einzugehen, denn es gibt eine ganze Anzahl von Konstruktionen der einzelnen Teile, z.B. des Zündflansches und der Unterbrechervorrichtung mit und ohne Verstellung. Zum Schlusse sei noch bemerkt, dass uns die erforderlichen Unterlagen und Zeichnungen von der Firma Robert Bosch in Stuttgart in der liebenswürdigsten Weise zur Verfügung gestellt wurden.