Titel: Pressluftwerkzeuge.
Autor: Th. Pregél
Fundstelle: Band 317, Jahrgang 1902, S. 37
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Pressluftwerkzeuge. Von Prof. Th. Pregél in Chemnitz. Pressluftwerkzeuge. Zum Betriebe ortsbeweglicher Werkzeugmaschinen hat sich Pressluft als Kraftmittel immer mehr bewährt, so dass neben der elektrischen Energie die druckgespannte Luft auf Schiffswerften, in Brückenbauanstalten, Kesselschmieden, Giessereien, Maschinenfabriken, als Betriebskraft stetig an Bedeutung gewinnt. Nur da, wo bereits Presswasseranlagen vorhanden sind, oder dort, wo bedeutende Kraftstärken in kurzer Arbeitsfolge geleistet werden müssen, wird der Druckwasserbetrieb auch weiterhin das Feld behaupten. In England war seit dem Jahre 1860 namentlich durch die Werke von Armstrong, Tweddell, Smith, Arrol u.a., der Presswasserbetrieb zu grosser Vollendung gebracht worden, so dass diese bewährten und erprobten Maschinen auch in Deutschland geschätzt und an verschiedenen Orten angewendet worden sind. Dagegen hat sich seit Einführung elektrischer Kraftübertragung in Frankreich ein gemischter Betrieb entwickelt, der darin besteht, dass vermöge eines an der tragbaren Maschine befindlichen Elektromotors eine hydraulische Presse durch Vermittelung zweckentsprechender Uebersetzungen bethätigt wird, welche die Pressflüssigkeit für den Arbeitskolben der Nietmaschine erst liefert. Da es bisher noch nicht gelungen ist, Elektromotoren nebst Beiwerk in einer der erforderlichen Kraftstärke entsprechenden und der Werkzeugmaschine angemessenen Kleinheit auszuführen, so wird das Raumbedürfnis der tragbaren Maschine in unverhältnismässiger Weise gesteigert und dadurch das ganze tragbare Werk trotz der ausserordentlichen Beweglichkeit des Ganzen schwerfällig und unhandlich gemacht. Erst in neuerer Zeit scheint durch sinngemässe Anwendung der amerikanischen Kniehebelübertragungsmittel für die Anwendung des elektrischen Stromes ein neues Arbeitsgebiet erschlossen zu werden. So lange es aber nicht gelingt, den elektrischen Strom durch entsprechende Uebersetzungen in einfacherer Weise, als es bisher möglich war, auf hubartig und langsam wirkende Arbeitsmaschinen zu übertragen, wird Pressluft von 5 bis 6 at Arbeitsspannung schon wegen der ausserordentlich bequemen Zuleitung ein Kraftmittel von hervorragender Bedeutung bleiben. Die Pressluft ist als Betriebsmittel schon seit dem Bau des Mont-Cenis-Tunnel bekannt und wird nunmehr auch im Bergwerksbetrieb voll gewürdigt. Dagegen kommt Pressluft, ausser der Gebläseluft, in Hüttenwerken nur dort zur ausgedehnten Anwendung, wo bedeutende Wasserkräfte zur Verfügung stehen, dagegen Mangel an Kohlen zur Sparsamkeit im Ofenbetriebe zwingt, wie dies im Stahlwerk Terni in Italien der Fall ist, wo der grosse 1000 Zentnerhammer durch Pressluft bethätigt wird, welche Kompressoren liefern, die durch mächtige Turbinen getrieben werden. So wie nun dieser grosse Schmiedehammer in Terni das gewaltigste Beispiel für den Pressluftbetrieb vorstellt, ebenso könnte der alte Dampfhammer von James Nasmyth aus dem Jahre 1843 als das Urbild für die späteren kleinen Pressluftwerkzeuge angesprochen werden, obwohl diese ihr eigentliches besseres Vorbild in der Gesteinsbohrmaschine von Sommellier und Grattoni finden dürften. Da bei den Stosswerkzeugen mit Pressluftbetrieb schon wegen der ausserordentlich hohen Hubzahl eine zwangläufige Steuerung so gut wie ausgeschlossen ist, so ist man auf die Selbstgangsteuerung gewiesen, welche in zwei Grundformen zur Erscheinung kommt. In der ersten wird der Hammerkolben mit seiner Stange unmittelbar zum Steuerorgan ausgebildet. In der zweiten Art wird ein Kolbenschieber benutzt, der mittels Pressluft seitens des Arbeitskolbens bezw. dessen Stange gesteuert wird. In der ersten Ausführung von Mac Coy vom Jahre 1887 ist dieser Steuerkolben im Hammerkolben und zwar in der Querrichtung beweglich untergebracht (vgl. D. p. J. 1890 275 * 208). Bei den späteren Konstruktionen von Boyer u.a. ist der Steuerkolben im Cylinder angeordnet (vgl. D. p. J. 1897 305 * 11). Als die ureigentlichsten Vorgänger für die jetzigen Pressluftstosswerkzeuge müssen aber die von Amerikanern in der zahnärztlichen Technik gebrauchten und daselbst ausgebildeten feinen Instrumente gelten, mit welchen die Blattgoldfüllungen in Zähnen gemacht werden, und die in der Reihenfolge lauten: Bannister und Green, 1867 Nr. 71950, Hyde, 1869 Nr. 91849, Green, 1869 Nr. 88290, Nichols, 1875 Nr. 158863, Dennis, 1877 Nr. 195102, Stebbins, 1878 Nr. 203667, Dennis, 1878 Nr. 205619, Moreau und Dennis, 1878 Nr. 205289, Dibbles, 1879 Nr. 211652 des U. S. P. u.a. (vgl. Journal Franklin Institute, 1889 Bd. 78 Nr. 1). David Joy's Dampfhammer ohne Steuerkolben. Dieser Schmiedehammer (Fig. 1 und 2) vom Jahre 1868 dürfte nach dem U. S. P. Nr. 80550 als Grundform für die Pressluftwerkzeuge ohne Steuerkolben anzusehen sein. In der Hochstellung des Hammerkolbens a tritt Dampf durch b und den Kanal c über den Kolben d ein, während der unter dem Kolben befindliche Dampf durch f und g ins Freie entweicht. Hierdurch wird der Hammerkolben da niedergeschlagen, wobei c die Einströmöffnung b überschreitet. Textabbildung Bd. 317, S. 37 Joy's Dampfhammer ohne Steuerkolben. Vor dieser Stellung wirkt der Oberdampf direkt auf den Kolben d ein, nach Ueberschreitung der oberen Kante des unteren Kanalwinkels von c an der unteren Kante von b findet Abschluss statt, während dessen der Oberdampf durch Expansion wirksam ist, bis c nach dem unteren Ausströmkanal h gelangt. In dieser Tieflage kommt der untere Winkel des zweiten Kanals f gleichzeitig in den Bereich der Einströmung b, so dass Oberdampf aus-, Unterdampf dafür aber einströmt. Hiernach findet Aufhub des Hammerkolbens und selbstthätige Wiederholung des Hubspieles statt. Ross' Presslufthammer. Unter den Pressluftwerkzeugen mit Selbststeuerung durch den Hammerkolben ist jener von J. Mac Evan Ross vom Jahre 1890 bezw. 1892 einer der bemerkenswertesten (vgl. D. p. J. 1892 286 * 248 bezw. 1895 297 * 299; vgl. auch E. Freund, 1892 286 * 249). Am hohlen Griffbügel a (Fig. 3) ist der Cylinder b eingeschraubt, in welchem abständig die Cylinderbüchse c eingesetzt ist. In diesem spielt der Hammerkolben d, welcher auf den Stiel f des Meisselwerkzeuges schlägt, der in der Führungsbüchse g läuft. Textabbildung Bd. 317, S. 38 Fig. 3. Ross' Presslufthammer. An dem Griffbügel a ist der Zuleitungsschlauch h angesetzt, während der federgespannte Kolben i die Luftableitung schliesst. Soll nun der Betrieb eingeleitet und erhalten werden, so muss dieser Kolbenschieber i durch den Hebeldrücker k zurückgestellt sein. Um ferner den Betrieb im Rücklauf des Hammerkolbens d möglichst stossfrei zu gestalten, dient der Scheibenkolben l, hinter dem beständig Pressluft steht, wozu der freie Verbindungskanal m vorgesehen ist. Der Hammerkolben d ist am Stangenende und in der Mitte schwächer abgedreht, so dass erstens eine wirkende Ringfläche für den Rücklauf des Kolbens entsteht, während zweitens durch die mittlere Einschnürung des Hammerkolbens eine wechselnde Verbindung des Einströmkanals 1 mit den Steuerkanälen 2, 3, 4 und 5, welche durch eine ringförmige Scheidewand derart abgeteilt werden, dass 2 mit 3 und 4 mit 5 beständig in Verbindung stehen. Dagegen stehen durch einen seitlich abgeschlossenen Längskanal die Oeffnungen 6 und 7 mit der Abströmung i im Zusammenhange. Es bilden daher die vordere, die beiden inneren (links und rechts) und die hinteren Kolbenkanten Steuerungselemente. Steht der Hammerkolben d in der Rücklage (Fig. 3), so tritt Pressluft durch I, 4 und 5 hinter den Kolben, so dass dieser den Arbeitshub nach links laufend ausführt. Schliesst die innere rechte Kolbenkante den Kanal 4, so wirkt die Pressluft mittels Expansion. Schliesst die vordere Kolbenkante den Kanal 6, so entsteht Kompression vor dem Kolben. Wenn sich diese Wirkungen gleichen, so bleibt trotzdem ein Kraftüberschuss vorhanden, welcher durch die Trägheit des nach links fliegenden Hammerkolbens gegeben ist. Ueberschreitet die linke innere Kolbenkante den Kanal 3, so tritt Pressluft vor dem Kolben d ein, und wenn gleichzeitig die hintere Kolbenkante den Ausströmkanal 7 geöffnet hat, so wird der Hammerkolben im Rücklauf nach rechts zu getrieben, worauf eine Wiederholung des Kolbenspiels ermöglicht wird. Johnson's Presslufthammer. Dieser Presslufthammer besteht nach dem U. S. P. Nr. 666757 vom Jahre 1901 aus dem Griffstück a (Fig. 4), in welchem der Cylinder b mit Führungshals c glatt eingeschoben ist, während derselbe durch das eingeschraubte Deckelstück d festgehalten wird. Durch den Drückerhebel f wird der federgespannte Ventilkolben g zurückgedrückt, so dass die durch h eingeleitete Pressluft in den Kanal i gelangt. Nun ist der Hammerkolben k einfach abgesetzt und im schwächeren Teil mit Querkanälen l versehen, die in einer Aushöhlung in der Rückseite des Kolbens münden. Steht nun der Hammerkolben k in der äussersten Vorlage (rechts), so münden diese Querkanäle durch Vermittelung der Oeffnung m ins Freie, so dass die Pressluft hinter dem Kolben entweichen kann. In dieser Lage steht aber der Kolbenabsatz gerade über der Einströmöffnung n, so dass die auf die Ringfläche der vorderen Kolbenseite wirkende Pressluft den Hammerkolben k zurücktreibt, sofern durch Abströmung der Arbeitsluft durch l und m die Kraftausgleichung erfolgt ist. Textabbildung Bd. 317, S. 38 Fig. 4. Johnson's Presslufthammer. Im weiteren Rücklaufe treten die Kanäle l über den vorderen Schutzrand o des Cylinders, so dass Pressluft nunmehr auch hinter den Kolben einfliessen kann. Nach erreichter Rücklage des Hammerkolbens k wirkt nun die eingeströmte Pressluft treibend auf den Kolben ein, so dass eine stetige Wiederholung des Hubspiels erreicht wird. Mit diesem von der Parfitt Tool Co. in Springfield, Illinois, erzeugten und auch mit anderen Pressluftwerkzeugen ohne Steuerkolben sind 10000 bis 20000 minutliche Hubzahlen zu ermöglichen, was bei den anderen mit Steuerventilen ausgerüsteten Werkzeugen nicht thunlich ist, soll die Steuerungseinrichtung geschont werden. W. Richman's Pressluftwerkzeug mit Steuerkolben. Dieses aus dem Jahre 1879 stammende Werkzeug (Fig. 5) kann nach dem U. S. P. Nr. 213134 als Typus für die gesteuerten Pressluftwerkzeuge gelten. Am Cylinder a ist das Deckelstück b mit Führungshals für das Werkzeug c angesetzt. Im Cylinder bewegt sich frei der Hammerkolben d, in welchem der Steuerkolben f schwebt. Die Pressluft tritt durch den Winkelkanal g ein, die Arbeitsluft aber durch den Seitenkanal i ins Freie aus. Vermöge feiner Winkelkanäle im Hammerkolben wird mittels Pressluft der innere Steuerkolben f bewegt, welcher Querkanäle deckt und öffnet, durch welche Pressluft ober- und unterhalb des Hammerkolbens tritt und diesen im Arbeitshube und im Rücklaufe treibt. T. Torp hat im Jahre 1889 ein ähnliches Pressluftwerkzeug hergestellt, den Ringschieber aber ausserhalb des Hammerkolbens angeordnet (vgl. D. p. J. 1892 286 * 248). J. S. Mac Coy hat den Steuerkolben im Hammerkolben quer zur Hauptbewegung untergebracht (U. S. P. Nr. 373746 vom Jahre 1887; vgl. D. p. J. 1890 275 * 268). Die Presslufthämmer vom Jahre 1890 der National Pneumatic Tool Company besitzen ebenfalls einen Steuerkolben, welcher im Hammerkolben quer zu dessen Hubrichtung angeordnet ist (vgl. D. p. J. 1892 286 * 249). Textabbildung Bd. 317, S. 38 Fig. 5. Richman's Pressluftwerkzeug mit Steuerkolben. Es ist leicht begreiflich, dass die im Steuerkolben. Hammerkolben untergebrachten Steuerschieber allen Stössen des Hammers ausgesetzt sind und durch die durch die Trägheit der Massen bedingten Seitendrücke in der ungünstigsten Weise beeinflusst werden. Deshalb ist eine Trennung des Steuerschiebers vom Hammerkolben als ein Fortschritt zu bezeichnen. Boyer's Presslufthammer mit Kolbenschieber. Wie bereits erwähnt, ist bei Boyer's Presslufthammer der Steuerkolben im Cylinderkörper untergebracht, während der volle Hammerkolben nur mit seinen Randkanten zur Steuerung herangezogen wird (vgl. D. p. J. 1897 305 * 11). Bei Rinsche's Presslufthammer ist eine ähnliche Anordnung des Steuerkolbens vorhanden, auch hier bewegt sich der im Cylinder liegende Kolbenschieber quer zur Hammerrichtung, doch ist bei diesem Werkzeuge der abgesetzte Hammerkörper mit Winkelkanälen ausgerüstet, so dass dieser gleichsam als doppelter Muschelschieber funktioniert (vgl. D. p. J. 1897 305 * 124). Textabbildung Bd. 317, S. 39 Boyer's Presslufthammer mit Kolbenschieber. Etwas abweichend in der Steuerung ist der neuere (unter dem Namen „kleiner Riese“ bekannte) Presslufthammer ausgeführt, der nach Engineering, 1900 I. S. 304 bezw. 425, in Fig. 6 bis 9 dargestellt ist. Dadurch, dass der Hammerkolben a in der Mitte zwar eingedreht, beide Kolbenteile aber von gleichem Durchmesser sind, der Kolben also nicht, wie bei der älteren Bauart, abgesetzt ist, muss die Rückschlagwirkung auf die vordere, volle Stirnfläche des Hammers verlegt werden, während früher eine Ringfläche des Kolbens zur Verfügung stand. Der Hammerkolben a führt sich im Cylinder b, welcher vermöge der Ueberwerfmutter c an das Griffstück d angeschlossen ist. In diesem ist das selbstschliessende Einlassventil f eingesetzt, welches die durch g einlaufende Pressluft nach dem Steuerkolben leitet, während durch die Oeffnung k die verbrauchte Arbeitsluft ins Freie entweicht. Dieser entsprechend abgesetzte hohle Steuerkolben spielt in einer Büchse i (Fig. 8 und 9), die durch einen eingeschraubten Deckel in fester Lage erhalten wird, und deren eingedrehte Ringnuten durch Löcher mit Kanälen in Verbindung stehen, die sowohl im Cylinder b als auch im Griffstück d vorgesehen sind. Befindet sich der Steuerkolben in der Hochlage (Fig. 6), so strömt Pressluft durch 1 in den Raum hinter dem Hammerkolben a und treibt diesen in die Schlagstellung (Fig. 7) nach rechts an das Meisselwerkzeug. Weil aber, wie bereits erwähnt, die vordere Hammerfläche nach einem geschlossenen Raum treibt, so muss die darin befindliche Luftmenge, die Vorluft, einen Ausweg finden. Dies erfolgt in zwei Arten, und zwar direkt durch das Loch 2 ins Freie, und ferner durch den Längskanal 3, welcher in der Hochlage des Kolbenschiebers in dessen Abströmraum mündet. Nun ist der innere Hohlraum des Kolbenschiebers zur Ausströmung bestimmt, so dass Löcher im unteren Ringraum desselben die Abströmung der Vorluft durch zwei Parallelkanäle 3 vermitteln (auch Fig. 9). Hiernach ist eine Kompression der Vorluft vermieden und eine möglichst ungeschmälerte Schlagwirkung des Hammers gesichert. Nach beendetem Hammerschlag muss nun eine Umsteuerung des Kolbenschiebers erfolgen, welche dadurch ermöglicht wird, dass Pressluft über den Steuerkolben fliesst, und diesen nach abwärts in die Stellung Fig. 7 treibt. Durch einen Längskanal 4 (auch Fig. 8), welcher unabhängig von der Steuerung beständig Pressluft nach dem inneren Ringraum des Hammerkolbens a führt, tritt in der Stellung Fig. 7 durch den Längskanal 5 Druckluft über den Steuerkolben ein. Nach durchgeführter Umsteuerung wird aus dem hinteren Cylinderraum durch den unteren Winkelkanal 6 die Arbeitsluft ins Freie abströmen, in dieser unteren Lage des Steuerkolbens wird aber auch Pressluft durch die beiden Parallelkanäle 3 in den Vorraum einfliessen und den Hammerkolben in die Rücklage (Fig. 6) treiben. Damit ist aber eine Umsteuerung verbunden, durch welche der Kolbenschieber in die Hochlage gebracht wird. Dies kann aber nur dann erfolgen, sobald die oberhalb des Kolbenschiebers eingeschlossene Druckluft in die freie Atmosphäre entweicht. Hierzu dient ein Querloch 7, welches aus dem Cylinderringraum ins Freie führt, so dass der oben angedeutete Vorgang nur dann möglich ist, wenn das Loch 8 vom Hammer a frei gelegt wird. Dieses Loch 8 stellt eine zweite Verbindung des Längskanals 5 mit dem Ringraum von a her und dient ausschliesslich der Ausströmung der Steuerluft, während das Loch 9 nur für die Einströmung der Steuerluft in Frage kommt. Die Regelmässigkeit dieser Steuerung setzt aber eine gewisse Abständigkeit von 8 zu 9 voraus, durch welche eines dieser Löcher stets durch den Vollkolben a verdeckt sein muss, so dass nur immer eines davon mit dem Ringraum des Hammerkolbens in Verbindung steht. Nun ist in Fig. 7 dieser Ringraum durch Längskanal 4 mit Pressluft erfüllt, während in Stellung Fig. 6 aus diesem Ringraum durch das Querloch 7 die Steuerluft ins Freie gelangt. Textabbildung Bd. 317, S. 39 Boyer's Presslufthammer mit Kolbenschieber. Ist die oberhalb des Steuerkolbens befindliche Druckluft entwichen, so gelangt die an der unteren Ringfläche des Steuerkolbens befindliche Pressluft zur Wirkung und bringt denselben in die Hochstellung Fig. 6 zurück. Damit aber die ins Freie ausmündenden Querlöcher 2 und 7 nicht durch die Hand des Arbeiters in unbeabsichtigter Weise verdeckt werden, wodurch der Hammer betrieb sofort zum Stillstand gebracht würde, sind diese Oeffnungen 2 und 7 durch Längskanäle in das Griffstück d geführt und nach der Abströmöffnung k abgezweigt. Zum besseren Verständnisse sind diese winkelrechten Abzweigungen in Fig. 8 und 9 ersichtlich gemacht und durch 2 und 7 bezeichnet. Boyer's Presslufthammer mit Ventilsteuerung. Bemerkenswert ist bei diesem neueren Presslufthammer die Steuerung durch einen ausserordentlich leichten rohrförmigen Kolbenschieber, dessen Schwingungsrichtung mit derjenigen der Hammerbewegung übereinstimmt, wodurch die schädlichen Querdrücke auf das zarte Steuerorgan vermieden werden sollen. Ueberdies wird diese Steuerung von den Trägheitskräften der Schiebermasse unabhängig gemacht und nur durch die Luftdrücke auf die einzelnen Wirkungsflächen bedingt. Das in Fig. 10 bis 16 nach Engineering, 1900 I. S. 306, vorgeführte Werkzeug besteht aus dem Hammerkolben, welcher auf den geführten Stiel des Meisselwerkzeuges schlägt. Der Cylinder ist vermöge einer Randleiste durch eine Büchse mit Aussengewinde an das Griffstück angeschlossen, in welchem das durch einen Drücker zu öffnende Einlassorgan untergebracht ist. An dieses Griffstück wird der Luftzuführungsschlauch in bekannter Weise angesetzt. Zwischen Cylinderstirnfläche und Griffteil ist ein zweiteiliges Schiebergehäuse (Fig. 12 bis 14) eingeschlossen, in welchem das Kolbenventil (Fig. 15 und 16) spielt. Der Schlagstellung (Fig. 10) entspricht die Ventillage (Fig. 12) für den beginnenden Hammerrücklauf. Dagegen kommt der Rücklage des Hammers (Fig. 11) die Ventilstellung (Fig. 13) für den Beginn des Arbeitsganges bezw. für den Hammervorlauf zu. Wie bereits früher geschehen, möge der Kürze des Ausdruckes wegen es gestattet sein, diejenige Pressluft, welche zur Umsteuerung des Ventils gebraucht wird, Steuerluft, im Gegensatz zur Treibluft für den Hubbetrieb des Hammerkolbens zu nennen. Demgemäss sind im Hauptcylinder die Winkelkanäle 1 und 2, sowie die Längskanäle 3, 4 und 5 bezw. h, o und i für die Treibluft und die feinen Kanäle 6 und r im Schiebergehäuse für die Steuerluft vorgesehen. Die Steuerluft wird zum Teil von der einströmenden Pressluft direkt geliefert, zum anderen Teil der Treibluft aus dem Arbeitscylinder entnommen, was naturgemäss die Abhängigkeit der Ventilbewegung von der Hammerstellung bedingt. Vorerwähnt muss aber werden, dass der Hammerkolben in seiner Rücklage (Fig. 11) zwar in das Rohrventil frei einsetzt, dass aber diese Stellung durchaus nicht die Steuerung beeinflusst, sondern diese Bauweise nur der Raumersparnis bezw. der Abkürzung des ganzen Werkes wegen gewählt worden ist. Textabbildung Bd. 317, S. 40 Boyer's Presslufthammer mit Ventilsteuerung. Im Deckel des Ventilgehäuses (Fig. 12 bis 14) sind eine Anzahl Löcher angebracht, die in einer Ringnut des Griffstückes münden, in welchem die Pressluft eingeleitet wird. In der Linksstellung des Ventils (Fig. 13) tritt Pressluft durch den von der Ventilkante g und der Deckelkante frei gelassenen schmalen Randschlitz p (Fig. 13) in den Cylinderraum hinter dem Kolben ein, wodurch derselbe nach vorwärts in die Schlagstellung getrieben wird. Die Vorluft entweicht hierbei durch den Längskanal 2 und die Ringkanäle m und n durch o und i nach k ins Freie. Es mündet daher der Längskanal 2 in den Ringkanal m, welcher mit n durch die Ringmuschel a des Kolbenventils in Verbindung gebracht ist. In diese Ringmuschel a mündet aber beständig der Längskanal 4 ein, so dass Ausströmung durch 4 von der Hammerstellung bedingt wird, und diese aufhört, sobald der Hammerkolben das Loch 4 verdeckt. Gelangt der Hammer in die äusserste Schlagstellung links, so stellt der schwächere ringförmige Kolbenhals, die sogen. Hammermuschel, eine Verbindung des Kanals 5 mit 1 her. Von 5 (Fig. 14) durch den Längskanal 5 (Fig. 10) strömt Pressluft nach 1 und durch den feinen Längskanal 6 nach dem Ringraum e (Fig. 12). Da nun der Inhalt dieser Ringfläche bedeutend grösser ist als jener der Ventilringfläche d (Fig. 15), auf welcher beständig Pressluft lastet, so wird unter der Wirkung dieses Ueberdruckes das Ventil nach rechts gesteuert. Kurz nach eingeleiteter Umsteuerung gibt der grosse Kolbenrand c den Winkelkanal r frei, durch welchen direkte Pressluft in den Ringraum e strömt. Hierdurch wird die Umsteuerungsbewegung des Kolbenventils kräftig unterstützt und das Ventil in die Rechtslage (Fig. 12) gebracht. In dieser Lage fallen die Ringschlitze l der Ventilwand mit dem Ringkanal h zusammen, so dass eine direkte Ausströmung der Treibluft hinter dem Kolben durch i und k ins Freie erfolgen kann. Nachdem die Treibluft entwichen ist, muss vor dem Kolben Pressluft eingeführt werden, damit der Hammerkolben seinen Rücklauf beginne. Hierzu dient der Winkelkanal r, der Ringraum e, sowie ein kleiner Verbindungskanal 7, der e mit 2 vereinigt, sobald der Ventilkolben seine Rechtslage beibehält, der aber wie h geschlossen wird, sofern die Linksbewegung des Ventilrohrkolbens eingeleitet ist. Die durch Längskanal 2 einfallende Pressluft treibt den Hammerkolben in die Rücklage (Fig. 11). Sowie der Hammerkolben die beiden Längskanäle 3 und 4 frei gibt, tritt die Treibluft durch 4 ins Freie, während die im Ringraum e befindliche Steuerluft durch 1 nach dem vorderen Cylinderraum expandiert. Dadurch erfolgt zuerst ein Kraftausgleich in den Ringflächen e und d des Rohrventils, sodann später ein nach links thätiger Ueberdruck an d, so dass schliesslich die Linksstellung des Ventilkolbens (Fig. 13) eintritt, in welcher der Randspalt p für die Einströmung hinter dem Hammerkolben frei wird, während f gegen die Ausströmung abdichtet. Aus dieser Steuerungsanordnung ist zu erkennen, dass für die Rücklage des Hammerkolbens die Pressluft nur in verhältnismässig geringer Menge gebraucht wird, und dass für den Rücklauf des Kolbens auf die Wirkung des Rückstosses gerechnet wird, was bei dieser verstärkten Schlagwirkung auch angenommen werden kann. Boyer's Presslufthammer für grossen Hammerhub. Dieser in Fig. 17 bis 20 dargestellte Presslufthammer dient in der Hauptsache für Nietarbeiten und ist aus fünf Hauptteilen zusammengebaut, mittels zwei Ringmuttern verschraubt und mit drei Rohrschiebern ausgerüstet. Der vollkommen glatte cylindrische Hammerkolben geht durch eine Ringbüchse, bevor er an den Schlagbolzen anschlägt, in welchem die Niet-, Stemm- oder Meisselwerkzeuge eingesetzt werden. Zur Hubbegrenzung dieses Schlagbolzens dient eine stählerne Fangbüchse, die mit einer Art Zahnverschluss an das vordere Führungsstück angelegt wird. Die Rückenfläche dieses Schlagbolzens stemmt sich an den Rand der vorerwähnten Ringbüchse, welche den Rückschlag auffängt und diesen vermöge zweier Längsstäbe an das hintere federgespannte Rohrventil überträgt, dieses zurückschlägt und dadurch die Einströmung der Pressluft in den Cylinderraum hinter den Hammerkolben vermittelt (Fig. 17). Ist der Hammer in die Schlagstellung (Fig. 18) angekommen, so wird die Vorluft durch Vermittelung eines vorderen Rohrschiebers durch Querlöcher ins Freie getrieben, alsdann wird diese verdichtet, so zwar, dass die Ringbüchse damit vorrückt, bis der Anschluss an den Schlagbolzen noch knapp vor dem Schlag erreicht wird. Nun sind in der inneren Bohrung dieser Ringbüchse Längsnuten eingefräst, durch welche die komprimierte Luft zurück- und zwar indden freibleibenden Ringraum strömt. Dadurch wird der vordere Rohrschieber nach links gesteuert, die Ausströmung geschlossen und die Einströmung geöffnet (Fig. 18). Textabbildung Bd. 317, S. 41 Boyer's Presslufthammer für grossen Hammerhub. Nun steht der vordere Rohrschieber durch Längsstäbchen mit dem hinteren Rohrschieber in fester Verbindung, so dass bei einer Linksstellung dieses Schiebersystems hinter dem Hammerkolben die Einströmung geschlossen, dafür aber die Ausströmung geöffnet ist. Nachzuholen wäre die Bemerkung, dass diese Verbindungsstäbchen für die Schieber in den für die Zuströmung der Pressluft dienenden Längskanälen frei liegend durchgeführt sind, und genau so liegen, wie die beiden Stossstäbe von der Ringbüchse zum hinteren Abschlussrohrventil (Fig. 19). Durch die am hinteren Einsatzrohr gestützte Windungsfeder wird nun das Rohrventil nach rechts verlegt, die hintere Einströmung überdeckt, so dass hinter dem Hammerkolben die Arbeitsluft ins Freie entweichen kann, sowie der Schlag erfolgt ist. Nun tritt Pressluft durch die erwähnten Längsrillen der Führungsbüchse vor den Hammerkolben, treibt diesen nach dem hinteren Cylinderboden. Sobald der rückläufige Hammerkolben die Ausströmung am hinteren Rohrschieber überlaufen hat, tritt eine entsprechende Verdichtung der Vorluft ein, welche auf die hintere Ringfläche des Rohrschiebers derartig einwirkt, dass dieses Schieberpaar umgesteuert, d. i. nach vorn zu verlegt wird. Hiernach wird hinten Einströmung, vorn aber Ausströmung durch die Schieber frei. Wie bereits vorerwähnt, wird aber durch den Rückprall des Büchsenringes das federgespannte Rohrventil zurückgeschlagen und erst jetzt der Einströmspalt für den Eintritt der Pressluft vollständig wirksam. Zur Erklärung dieser sinnreichen Einrichtung möge die folgende knapp gehaltene Beschreibung dienen. In das Griffstück a ist das Mantelrohr b eingeschraubt, an dieses das vordere Führungsteil c mit Gewinde und Ueberwurfmutter angeschlossen. In diesem ist der Schlagbolzen f geführt, der durch den Hammerkolben d bethätigt wird, während die Fangbüchse g auch (Fig. 20) den Vorlauf des Schlagbolzens begrenzt. Der Hammerkolben ei spielt ferner im inneren Cylinderrohr h, welches an den Stirnenden zwei Rohrschieber i und k enthält, die in entsprechenden Erweiterungen liegen und Ringnuten überdecken, die nach den Ausströmlöchern m und n leiten. Während diese Ausströmnuten nach dem inneren Rohrmittel zu liegen, enthalten die Schieber i und k erweiterte Aussenborde, durch welche ringförmige Druckflächen entstehen, die unter dem Einflüsse der direkten Pressluft eine Schieberbewegung von rechts nach links, dagegen aber unter der Einwirkung der komprimierten Vorluft eine rückläufige Schieberbewegung hervorrufen. Weil nun die beiden Einzelschieber i und k vermöge Längsstäbchen, welche durch die der Einströmung der Pressluft vor dem Kolben dienenden Längskanäle gelegt sind, zu einem Schieberpaar verbunden werden, so ist damit eine Doppelwirkung verknüpft, die darin besteht, dass, sobald Einströmung vor dem Kolben erfolgt, hinter dem Kolben Ausströmung herrscht. Ausserdem ist noch ein dritter federgespannter Rohrschieber bezw. Rohrventil l vorhanden, welcher den frei bleibenden Ringschlitz zwischen Schieber i und dem Kammerstück o überdeckt (Fig. 19). Dieses Rohrventil l steht durch zwei andere eingelegte Längsstäbchen p (Fig. 19) mit der Ringbüchse q in loser Verbindung, derart, dass ein Federverschluss von l nur dann möglich wird, wenn diese Ringbüchse q an der vorderen Schulter des Führungsteiles c angelangt ist. Dies kann aber nur während der Schlagperiode stattfinden, weil nach erfolgtem Schlag durch den Rückstoss des Schlagbolzens f die Ringbüchse q nach links geworfen wird, wobei durch Vermittelung der Stäbchen p das Federventil l geöffnet wird. Wie bereits beschrieben, sind in der Bohrung dieser Ringbüchse q Längsnuten vorhanden, durch welche die durch den einlaufenden Hammerkolben d entstandene Kompressionsluft rückläufig in den Ringraum r strömt, wodurch der Schieber k und damit Schieber i umgesteuert wird. Pickles' Pressluftwerkzeug. Textabbildung Bd. 317, S. 41 Pickles' Pressluftwerkzeug. Nach dem U. S. P. Nr. 630818 vom Jahre 1899 wird dieser Presslufthammer durch einen Ringschieber gesteuert, welcher einen äusseren Ansatz des Hauptcylinders übergreift und durch ein Kammerstück überdeckt wird, welches durch das Griffstück und einer zentralen Deckelschraube Anschluss findet. Nach den Fig. 21 bis 24 ist der Hammerkolben a mit einer mittleren Ringmuschel und einem schwächeren Ansatzzapfen versehen, welcher in die Deckelkammer b einsetzt. Diese bildet den Cylinderboden und ist zugleich Verschlussschraube für das Griffstück und die Schieberkammer. Im Cylinder c sind nun die Fenster 1 für die Ein- und Ausströmung hinter dem Hammerkolben a durchgeführt, ferner stellt der Längskanal 2 die Verbindung her zwischen Cylindervorraum und Schiebermuschel, und während der gegabelte Längskanal 3 die Hammermuschel mit dem vorderen Schieberraum verbindet, leiten die beiden Seitenkanäle 4 beständig Pressluft in die Hammermuschel, sobald diese in den Bereich der Winkelkanäle 4 gelangt, was in der Schlagstellung eintritt. Dafür wird aber die vordere Oeffnung 5 vom Kanal 3 in der Rücklage des Hammerkolbens a (Fig. 22) den vorderen Schieberraum durch den Cylindervorraum mit dem Kanal 2 bezw. mit der Ausströmung 6 in Zusammenhang bringen. In dieser Stellung wird aber der vordere Schieberraum druckfrei, so dass der Schieber d (Fig. 23) nach links gesteuert werden kann, was durch die an seiner Rückenseite beständig wirkende Druckluft geschieht. Alsdann kann die im vorderen Cylinderraum befindliche Arbeitsluft durch die Fenster 7 im Schieber d nach dem oberen Ringraum und von da durch 6 ins Freie abströmen. Damit aber der Hammerkolben von der Schlagstellung in die Rücklage gelangen kann, muss aber in der Schieberstellung rechts (Fig. 21) die hinter dem Hammerkolben a stehende Druckluft durch 1 und 7 ins Freie gelangen. In dieser Schieberstellang rechts tritt aber Pressluft durch Kanal 4 und durch feine Löcher 8 in den Raum vor dem Schieber d, so dass die Rücklage von d gesichert ist und Pressluft durch Loch 9 und Kanal 2 in den Cylinderraum vor dem Hammerkolben einfliessen kann. Dagegen werden in der Schieberstellung links (Fig. 22) sowohl 9 als aucl 8 abgeschlossen sein. Dafür tritt aber Pressluft durch 1 in den hinteren Cylinderraum ein, welche den Hammerkolben nach links treibt.