Titel: Neuerungen auf dem Gebiete der Schwachstromtechnik.
Autor: Karl T. Fischer
Fundstelle: Band 317, Jahrgang 1902, S. 133
Download: XML
Neuerungen auf dem Gebiete der Schwachstromtechnik. Von Dr. Karl T. Fischer, Privatdozent an der kgl. Technischen Hochschule in München. (Fortsetzung von S. 69 d. Bd.) Neuerungen auf dem Gebiete der Schwachstromtechnik. IV. Schnelltelegraphen. Die letzten Jahre haben auf dem Gebiete der Schnelltelegraphie sehr erhebliche Verbesserungen und prinzipielle Neuerungen gebracht. Der Grund dafür ist natürlich darin zu suchen, dass auf den wichtigen Verkehrsstrecken während der Hauptgeschäftsstunden der alte Morse-Apparat mit 15 Worten pro Minute oder der einfache Hughes-Apparat mit 25 Worten nicht mehr ausreichen; durch Vermehrung der Leitungen könnte dem Bedürfnis zunächst abgeholfen werden, allein da damit auch die Anzahl der Beamten und die Kosten der Leitungen sowie der Apparate beständig erhöht werden müssten und zudem allmählich der für die Leitungen und Apparate nötige Platz zu fehlen anfing, so entstand ein eifriger Wettbewerb um die Erfindung neuer Systeme und die Folge ist die geworden, dass wir heute beinahe schon bessere Systeme haben als wir brauchen, d.h. dass Systeme erfunden und erprobt wurden, welche eine viel grössere Leistungsfähigkeit aufweisen, als die Praxis sie zur Zeit erfordert und welche die Praxis zur Zeit deswegen nicht ökonomisch verwerten könnte, weil die neuen Systeme meist nur um äusserst hohe Summen erworben werden können und die Ausserdienststellung der früheren Apparate und der Mangel an geschultem Personal für die neuen Apparate gleichfalls hohen Ausgaben gleich kommt. Man kann es als ein Erfahrungsresultat bezeichnen, dass nur solche Telegraphenapparate sich auf wichtigen Linien, und nur auf diese kommt es an, einführen lassen, die in der Empfangsstation direkt versandfähige Telegramme liefern und nicht erst an der Empfangsstelle eine Uebersetzung der telegraphischen Zeichen, wie z.B. der Morse-Zeichen, in Kurrentschrift erfordern. Der Wheatstone'sche Maschinentelegraph, der nicht weniger als 400 bis 600 Worte in der Minute zu übertragen vermag, leidet an dem Mangel, dass er die Uebertragung nur in Morse-Zeichen liefert und erst eine mühsame und zeitraubende Uebersetzung notwendig macht. Alle anderen Schnelltelegraphen liefern direkt vom Laien ablesbare Telegramme, indem sie an der Empfangsstelle, wie beim Hughes'schen Telegraphen, das Telegramm sofort in Typenschrift oder lateinischer Kurrentschrift, wie beim Pollák-Virág'schen Telegraphen, aufzeichnen. Die Leistungsfähigkeit eines Telegraphensystems kann entweder dadurch gesteigert werden, dass man mit einem und demselben Apparat sehr viele Zeichen pro Zeiteinheit in einer Richtung absenden kann oder dadurch, dass man auf ein und derselben Linie bei Verwendung von mehreren, wenn auch langsameren Apparaten, gleichzeitig mehrere Telegramme befördern kann; der Hughes'sche Apparat erlaubt gleichzeitig zwei Telegramme, der namentlich in Frankreich vielfach eingeführte Baudot'sche Telegraph bis zu sechs Telegrammen zu übertragen. Der erst vor zwei Jahren erfundene Rowland'sche Typendrucktelegraph gestattet sogar einen achtfachen Betrieb und wird dadurch zweimal so leistungsfähig als der Baudot'sche; seiner Konstruktion nach besteht der Rowland'sche Typendrucker in einer Reihe von sinnreichen Verbesserungen der früheren Schnelltelegraphen ; er ist nicht nur in Amerika auf einigen Linien bereits eingeführt, sondern wird zur Zeit auch am Haupttelegraphenamt in Berlin genauerer Prüfung unterzogen. Ganz neue Gesichtspunkte sind beim Pollák-Virág'schen Schnelltelegraphen verwendet, und es bedeutet der Pollák-Virág'sche Apparat in der That nicht nur bezüglich seiner genialen Konstruktion, sondern auch in Bezug auf seine Leistungsfähigkeit einen Markstein in der Geschichte der Telegraphie. Im folgenden soll als Vertreter der einen Gruppe von Telegraphen der Rowland'sche für Mehrfachbetrieb besprochen werden, als Vertreter der anderen Gruppe will ich den Pollák-Virág'schen genauer auseinandersetzen. A. Der H. A. Rowland'sche TypendrucktelegraphNach einer Beschreibung von Robichon im Journal Telegraphique, 1901.. 1. Prinzip. Ebenso wie bei der Morse-Telegraphie die Zeichenübertragung dadurch erfolgt, dass ein Gleichstrom in verschiedenen Intervallen und verschieden lang unterbrochen wird, werden von Rowland Wechselstromunterbrechungen verwendet, um telegraphische Zeichen zu übertragen; ein besonderer Vorzug des Wechselstromes besteht aber darin, dass man die Unterbrechungen sehr mannigfaltig kombinieren kann, wenn man dafür sorgt, dass die Unterbrechungen je eine halbe Periode lang dauern und bis zur nächsten Unterbrechung eine verschieden grosse Anzahl von Halbwellen verläuft. Textabbildung Bd. 317, S. 133 Fig. 9. Textabbildung Bd. 317, S. 133 Fig. 10. Die Stromstärke eines Wechselstromes wird bekanntlich durch eine Kurve von der Form der Fig. 9 dargestellt; die Abschnitte, in welchen die Stromstärke positiv ist, wie 1, 3, 5, 7 u.s.w., wollen wir positive Halbwellen nennen, die Abschnitte 2, 4, 6 u.s.w. negative Halbwellen. Die Rowland'schen telegraphischen Zeichen bestehen nun darin, dass von elf aufeinanderfolgenden Halbwellen je zwei unterdrückt werden, so dass z.B. für ein bestimmtes Zeichen die Stromkurve durch Fig. 10 dargestellt ist, wo die dritte und fünfte Halbwelle unterdrückt ist. Aus später ersichtlichen Gründen ist nur notwendig, dass diese zwei Halbwellen nicht unmittelbar aufeinander folgen. Es bedeutet also die Unterdrückung der 1. u. 3. od. 1. u. 4. od. 1. u. 5., 1. u. 6... bis 1. u. 11. Halbwelle oder 2. u. 4., 2. u. 5.......... bis 2. u. 11. 3. u. 5., 3. u. 6.... bis 3. u. 11. u.s.w. bis schliesslich       9. u. 11. je ein Zeichen; im ganzen sind dies 45 Kombinationen; von diesen verwendet Rowland nur 41, nämlich 26 für die Buchstaben, 8 für die Ziffern von 2 bis 9; die Ziffern 1 und 0 werden mit denselben Zeichen wie die Buchstaben I und O ausgedrückt, 3 für die Interpunktionszeichen . , – „ 1 für das Dollarzeichen, 3 für die Papierverschiebungen an der Empfangsstelle. Würde man in der Empfangsstation auf irgend eine Weise die Stromkurven dauernd aufzeichnen, so würde man ohne weiteres das Telegramm ablesen können; durch höchst sinnreiche Vorrichtungen aber gelingt es Rowland an der Empfangsstelle die einfachen Zeichenübertragungen zur automatischen Herstellung eines Telegrammes in Typendruck zu verwenden, indem zunächst durch jede unterdrückte Halbwelle ein ihr zugeordnetes Ankerrelais der Empfangsstation in Thätigkeit tritt und hierdurch ein weiterer Apparat, der Kombinator und Drucker in Gang versetzt werden, mittels deren das Papier des Telegrammes in geeigneten Momenten gegen ein rotierendes Typenrad gedrückt wird. Das Telegramm wird dabei nicht auf einem langen Streifen aufgeschrieben, sondern in Zeilen abgesetzt, also ähnlich wie ein mit der Schreibmaschine hergestelltes Schriftstück, das sofort abgetrennt und ausgetragen werden kann. Die einzelnen Teile des Rowland'schen Typendrucktelegraphen sind folgende: 2. Der Geber der Sendestation. Von den nach Fig. 11 angeordneten elf um O' drehbaren Hebeln L'L' können mittels 40 in vier Reihen angeordneten Tasten (TYG), die um eine Achse O drehbar sind, je zwei gleichzeitig so gedreht werden, dass sie mit ihren Endpunkten b die Kontaktfedern r (Fig. 12) berühren. Textabbildung Bd. 317, S. 134 Fig. 11. Textabbildung Bd. 317, S. 134 Fig. 12. Eine Leertaste ist ausserhalb der vier Reihen angeordnet. Jeder der elf Hebel steht einer isolierten Kontaktfeder r gegenüber, und die Kontaktfedern r1 bis r11 stehen mit elf Kontakten in leitender Verbindung, die auf einer Scheibe, der „Geberscheibe“ (Fig. 13), isoliert angebracht sind, und auf denen die Bürste f eines drehbaren Armes B, des „Geberarmes“, schleift. So oft der Geberarm einen Kontakt der Geberscheibe berührt, wird der Stromkreis einer Ortsbatterie p über ein Relais B geschlossen und dadurch, so lange B erregt ist, durch Oeffnung des Kontaktes b der Strom der Wechselstrommaschine G, welcher durch die Erde und eine Drahtleitung L in die Empfangsstation geleitet wird, geöffnet. Die Achse A des Geberarmes ist derartig mit der Wechselstrommaschine gekuppelt, dass gerade eine halbe Welle verläuft, während der Geberarm von dem einen Kontaktstück zum nächsten gelangt, so dass also das Niederdrücken eines Hebels i, welches zwei Kontaktfedern r und damit zwei Kontakte der Kontaktscheibe an die Achse der Hebel L' anschliesst, bewirkt, dass der Linienstrom während zweier Halbwellen unterbrochen wird. Textabbildung Bd. 317, S. 134 Fig. 13. Die Unterbrechung erfolgt nur dann richtig, wenn die Hebel L', die ein bestimmtes Zeichen entsenden, bereits niedergedrückt und mit den entsprechenden Federn r in Verbindung gebracht sind, ehe die Geberarmbürste an die Kontaktstücke gelangt ist; ferner müssen die Hebelenden von L' niedergedrückt bleiben, bis der Geberarm an allen Kontaktstücken vorbeigeglitten ist. Es sind zu diesem Zweck an den Hebeln Nasen c angebracht (Fig. 12), die dem Anker a eines Elektromagneten E gegenüberstehen. Ist der Anker a nicht angezogen, so schlägt c an c' an und die Kontakte r können nicht hergestellt werden; nun wird aber bei jeder Umdrehung des Geberarmes einmal auf kurze Zeit mittels eines besonderen Kontaktes ein Lokalstrom geschlossen, der den Magneten E erregt und erlaubt die Tasten niederzudrücken, und nach dessen Oeffnung c in c' eingehakt bleibt, bis nach vollendeter Umdrehung wiederum der Anker angezogen wird und die Hebel herabfallen. Das Ein- und Aushaken der Nasen soll sehr glatt und rasch von statten gehen; das kleine Geräusch, welches von dem Anker a des Elektromagneten E bei jeder Umdrehung hervorgerufen wird, gibt gleichzeitig für den Telegraphierenden das Tempo, in welchem die Tasten gedrückt werden müssen. Ein zwölfter in der Figur nicht gezeichneter Hebel hebt sich bei jedem Tastendruck und schliesst den Stromkreis eines Elektromagneten, dessen Anker ein kleines Zählwerk in Bewegung setzt; durch dieses wird dem Telegraphierenden angezeigt, wann in der Empfangsstation eine Zeile zu Ende geschrieben ist; wie bei der Schreibmaschine ertönt auch hier eine Glocke, kurz bevor eine Zeile zu Ende geführt ist. 3. Die Empfängerscheibe. In der Empfangsstation durchfliesst der Leitungsstrom die Windungen eines polarisierten Relais R', „Empfangsrelais“ (Fig. 14), welches zwei Anker s1 und s2 in Bewegung setzt; s1 hat den Zweck, die den einzelnen unterdrückten Wellen entsprechenden, ebenfalls polarisierten „Zeichenrelais“ (R1 bis R11) auszulösen, s2 hat dafür zu sorgen, dass der sogleich zu besprechende Empfängerarm B synchron mit dem Geberarm auf der Sendestation läuft. Anker s 1 schaltet abwechslungsweise die Batterie p1 bezw. p1 an den rotierenden Empfängerarm B an, der durch eine Kontaktrolle eine Weiterleitung über die Kontakte 1 bis 11 der Empfängerscheibe D' zu den Zeichenrelais R1 bis R11 vermittelt. Die Kontaktstücke auf D' sind ebenso angeordnet, wie die der Geberscheibe, nur sind sie etwas kürzer und durch grössere Isolationsschichten voneinander getrennt; die Zeit, welche die Kontaktrolle braucht, um von einem Kontaktstück zum nächsten zu gleiten, muss auch hier wieder genau der Dauer einer halben Welle entsprechen. Da die Ströme, welche die Batterien p1 p2 entsenden, verschieden gerichtet sind, wenn die Kontaktrolle auf 1, 3, 5 bis 11 bezw. 2 4, 6 ... 10 schleift, so sind die Zeichenrelais R2 R4 etc. entgegengesetzt eingeschaltet wie R1 ... R3 etc., damit sie immer gleichartig magnetisiert werden. Die Zeichenrelais sind so eingestellt, dass bei ununterbrochenem Wechselstrom die Anker an den Ruhekontakten anliegen, sowie dass immer jener Kontakt eingestellt bleibt, welchen ein Stromstoss gerade hervorgerufen hat. Wird nun aber z.B. die erste positive Halb welle des Wechselstroms unterdrückt, so bleibt der Anker des Empfangsrelais R', der sich sonst unter der Einwirkung einer nicht unterdrückten Halbwelle etwa vom linken nach dem rechten Anschlag bewegte, am linken liegen; jenes Zeichenrelais, welches mit dem Kontaktstück der Empfängerscheibe verbunden ist, über welches gerade der Kontaktarm B sich bewegt, erhält dadurch einen Stromstoss, dessen Richtung dem normalen Strom entgegengesetzt ist, und sein Anker, der bisher unbeweglich am Ruhekontakt lag, wird jetzt gegen den Arbeitskontakt umgelegt. Wenn eine weitere auf 1 folgende Halbwelle unterdrückt wird, so wird entsprechend dem gerade dann vom Kontaktarm bestrichenen Kontaktstück noch ein zweiter Anker, z.B. R5, eines Zeichenrelais umgelegt, und damit ist dann das Zeichen, welches durch die Unterdrückung der betreffenden beiden Halbwellen ausgedrückt ist, dazu benutzt, die beiden entsprechenden Anker (etwa R1 und R5) an die Arbeitskontakte zu legen. Die Anker kehren aus der Arbeitslage in die Rqhelage zurück, wenn wieder der Empfängerarm das zugehörige Kontaktstück passiert, ausser es würde gerade dasselbe Zeichen noch einmal zu übertragen sein. Es wird also auf der Empfangsstation jedes Zeichen zunächst dadurch dargestellt, dass während eines Umlaufes des Empfänger armes B die Anker zweier nicht benachbarter Zeichenrelais an die Arbeitskontakte gelegt werden. Textabbildung Bd. 317, S. 135 Fig. 14. Der Synchronismus des Empfänger arm es mit dem Geberarm wird durch den Anker s2 des Empfangsrelais B' vermittelt, B ist durch einen Gleichstrommotor angetrieben; auf seiner Achse ist jedoch noch ein kleiner synchroner Wechselstrommotor unangebracht, welcher aus der Batterie p3 bald in einem, bald im entgegengesetzten Sinne Stromimpulse erteilt erhält; C1 und C2 sind Kondensatoren, welche aus p3 geladen bezw. entladen werden, je nach der Stellung von s2; Entladestrom des einen Kondensators und Ladestrom des anderen fliessen jeweils im gleichen Sinne, verstärken sich also gegenseitig in ihrer Wirkung auf den Wechselstrommotor M; bei Umlegung von s2 wird der Kondensator, der erst geladen worden war, entladen und es kommt ein Stromimpuls in entgegengesetzter Richtung in den Motor. Die Zugkräfte, welche dadurch im Wechselstrommotor hervorgerufen werden, sind hinreichend stark, um den Gang des Empfängerarmes B zu verlangsamen, wenn der Gleichstrommotor etwas zu rasch läuft oder im entgegengesetzten Falle, um ihn zu beschleunigen; um B selbständig zu treiben, wäre der Wechselstrommotor zu schwach. Das eingeschaltete Telephon t lässt sehr genau erkennen, ob der Empfängerarm B mit dem Geberarm der Sendestation synchron läuft; das Telephon gibt in diesem Falle einen reinen hohen Ton; im anderen Falle hört man ein starkes unregelmässiges Knacken. Textabbildung Bd. 317, S. 135 Fig. 15. 4. Der Kombinator (Fig. 15) hat den Zweck, die 45 möglichen verschiedenen Kombinationen zweier Halbwellen bezw. zweier ausgelöster Zeichenrelais R1 bis R11 herzustellen und den Druck der diesen 45 Kombinationen entsprechenden Zeichen zu vermitteln. Er besteht aus drei Reihen von Metallkontakten, die so auf einer rotierenden Scheibe angeordnet sind, dass je zwei untereinander stehende Kontakte immer eine bestimmte Kombination der elf Zeichen abc ... ijk geben, also ac, ad, ae, af, ag, ah, ai, aj, ak, bdbc ist, wie anfangs bemerkt, unzulässig – be, bf u.s.w. Ueber die Kontakte hinweg schleifen drei Bürsten n1 n2 n3, die an einem mit der Geschwindigkeit des Empfänger armes B rotierenden Arm, „Kombinatorarm“, befestigt sind. Alle Kontaktstücke und die Arbeitskontakte der Zeichenrelais, die mit gleichen Buchstaben bezeichnet sind, sind untereinander leitend verbunden, wie die Figur zeigt; es wird daher durch die beiden Bürsten n1 n2 dann der Strom einer Ortsbatterie p geschlossen, wenn sie gerade auf zwei solchen einander gegenüberstehenden Kontakten aufliegen, welche den beiden umgelegten anderen der Zeichenrelais entsprechen. Es entspricht somit jeder Richtung des Armes n1 n2 ein bestimmtes Zeichen; sorgt man daher dafür, dass sich mit ihm ein Typenrad W synchron dreht, und dass ein Papierstreifen in demselben Moment einen Augenblick gegen das Typenrad angedrückt wird, in welchem das der Stellung des Armes entsprechende Zeichen sich dem Papier gegenüber befindet, so ist das Zeichen direkt als Type druckbar. Es wird diese Forderung erfüllt, indem der Elektromagnet E1 bei Schluss des Stromkreises der Batterie p den Anker a1 anzieht und dadurch dem Hammer m, auf dem das Papier aufliegt, nach oben gegen das Typenrad wirft (vgl. auch Fig. 16). 5. Die Papierverschiebung zum Absetzen der Zeilen im Telegramm wird durch die Elektromagnete E2 E3 E4 besorgt. Diese in Gang zu setzen, ist die Aufgabe der vier polarisierten Relais X 1 bis X4 und der Kontakte der dritten Kontaktreihe. Die Wickelungen b1 und b2 der vier Relais X1 ... X4 liegen in getrennten Stromkreisen. Die Wickelungen b2 haben die Aufgabe, bei Stromdurchgang die Anker von X1 ... X4 in die Ruhelage zurückzubringen. Der Hammer m am Anker von E1 presst das Papier gegen das Typenrad W (Fig. 16) und bewirkt so den Abdruck des Zeichens. Elektromagnet E2 führt die Blankverschiebung des Papiers von links nach rechts herbei, indem sein Anker a2 mittels einer Sperrklinke c und eines Sperrrades r die Welle t1 dreht; auf der Welle t1 ist eine kleine Kette c1 für den Papierwagen befestigt, der auf der anderen Seite mit einer Kette c2 an die Welle t2 angeschlossen ist, welche im Inneren eine mit dem Abrollen der Kette sich spannende Uhrfeder enthält. Ist eine Zeile zu Ende gedruckt, so tritt E3 in Thätigkeit und gibt durch Anziehen seines Ankers das Sperrrad r und damit die Welle t1 frei, so dass sich der Papierwagen, der sich abspannenden Feder in t folgend, um die ganze Papierbreite von rechts nach links bewegt. E4 verschiebt mittels eines Gesperres das Papier um eine Zeilenbreite. Durch die Kontakte v1 ... v4, welche geschlossen werden, wenn die Elektromagnete E1 ... E4 erregt sind, ist dafür gesorgt, dass die Wickelungen b4 der vier Relais X1 ... X4 vom Strom durchflössen werden und dadurch die Anker dieser Relais auf den Ruhekontakt zurückkehren. Textabbildung Bd. 317, S. 136 Fig. 16. 6. Die Drucklegung eines Zeichens vollzieht sich somit in folgender Weise: Es mögen etwa die Anker der Zeichenrelais R3 und R7 an ihren Ruhekontakten liegen, so dass also die dritte und siebente Halbwelle unterdrückt worden ist. Gleiten nun die Rollen n1 n2 gleichzeitig über die mit diesen Arbeitskontakten verbundenen Kontaktstücke von C1 und C2, so wird die Ortsbatterie p über n1, Kontaktstück g von C1, Kontakt g von R7, über dessen Anker zum Anker R3 der mit allen übrigen in Verbindung steht, über Kontakt c von R3, Kontaktstück c auf C2, n2, n3, Kontaktstück 1 von C3 und Wickelung b1 des Relais X1 geschlossen; und zwar wird der Strom gerade in dem Augenblick entsendet, wo n1 das zwanzigste Kontaktstück von C1 berührt. Da die Wickelung b1 von einem Strome durchflössen wird, so legt sich der Anker von X1 gegen den Arbeitskontakt und E1 spricht an, so dass der Hammer m den Buchstaben abdruckt, welcher der Kombination R3 B7 entspricht. Mittels des Federnansatzes r1 schliesst der Druckanker aber auch sofort den Kontakt v1; dadurch wird aus p ein zweiter Stromimpuls durch die Wickelungen b2 von X1 und b1 von X2 gesandt. Der Anker von X1 geht infolgedessen wieder in seine Ruhelage zurück und der Druckanker wird frei; andererseits wird aber, da der Anker von X2 gegen seinen Arbeitskontakt anschlägt, E2 bethätigt und das Papier um Buchstabenbreite verschoben. Aehnlich wie vorher schliesst jetzt Kontakt v2 einen Strom durch die Wickelung b2 von X2 und bewirkt die Rückkehr des Ankers von X2 in seine Ruhelage und Freigabe des Ankers a2. Es könnte nun ein zweites Zeichen gedruckt werden. Soll aber z.B. ein Spatium zwischen zwei Worte eingefügt werden, so wird die Ankerkombination R5 R10, welche die Worttrennung herbeiführt, auf der Geberstation entsandt worden sein; sie bewirkt, dass gerade dann ein Strom durch die Wickelung b1 von X1 entsandt wird, wenn n1 das 34. Kontaktstück von C1 passiert. Die Elektromagnete E3 E4 werden in Gang gesetzt, wenn die Kombinationen R5 R11 bezw. R6 R8 eingeschaltet werden. Während des Druckes einer Type mittels Elektromagnet E1 muss das Typenrad einen Augenblick stille stehen, damit sich der Buchstabe klar abdruckt, wenn auch der Druck sehr rasch erfolgt; das Typenrad ist deswegen mit seiner Rotationsachse durch eine Feder verkuppelt. 7. Synchronismus der Apparate der Empfangsstation. Wie zwischen dem Geber der Sendestation und dem Kontaktarm der Empfängerscheibe der Empfangsstation, so muss auch unter den Apparaten der Empfangsstation selbst Synchronismus bestehen, d.h. der Kontaktarm der Empfängerscheibe, der Träger der Kombinatorbürsten und das Typenrad müssen gleiche Umdrehungszahl haben. Deswegen sind Kombinatorbürsten und Typenrad fest miteinander verkuppelt; ihre Rotationsachse A1 ist in der Verlängerung der Achse A des Empfängerkontaktarmes angeordnet, aber mit ihr nicht mechanisch verbunden (Fig. 17 und 18), sondern wird durch einen eigenen Gleichstrommotor M angetrieben und mit Hilfe einer Kontaktreguliervorrichtung (Fig. 18) synchron mit A gehalten. Es trägt nämlich die Achse A des Empfängerarmes an ihrem Ende eine Scheibe aus Isoliermaterial, auf welcher drei Kontaktsegmente 1, 2, 3 angebracht sind. Textabbildung Bd. 317, S. 136 Fig. 17. Die Achse A1 wird durch einen Motor angetrieben, in dessen Stromkreis die Widerstände Rh1 und Rh2, sowie ferner ein Elektromagnet F eingeschaltet sind; V stellt eine Kupferscheibe vor, welche auf der Achse des Gleichstrommotors M sitzt und infolge von Induktion gebremst wird, wenn Elektromagnet F erregt ist. Anfangs sind die Widerstände Rh1 und Rh2 so reguliert, dass die Achsen A und A1 möglichst synchron laufen. Das mit A1 fest verbundene Kontakträdchen g möge dabei auf Segment 2 aufliegen. Dreht sich nun Achse A1 langsamer als A, so verschiebt sich der Kontakt g und trifft auf das Segment 3 der Scheibe d; infolgedessen wird der Widerstand Rh1 kurz geschlossen und damit die Geschwindigkeit des Motors M und der Achse A1 erhöht. Rotiert andererseits A1 rascher als A, so bewegt sich g nach Segment 1 zur Scheibe d; infolgedessen wird ein Zweigstrom des Motorstromes um den Elektromagneten E geleitet und die Kupferscheibe V erfährt eine Dämpfung, so dass die Achse A1 sich wieder langsamer drehen muss. Es wird somit in jedem Falle die Geschwindigkeit von A1 mit jener von A gleichgehalten. Textabbildung Bd. 317, S. 136 Fig. 18. 8. Die Einstellung des Empfängerarmes D' hFig. 14), der zu jeder Zeit genau über jenen Kontakt der Empfängerscheibe gleiten muss, welcher dem in demselben Moment von dem Geberarm D passierten entspricht, erfolgt auf folgende Weise: Der Kontaktarm der Empfängerscheibe wird erst durch den Anker eines mit ihm sich bewegenden Korraktionsmagneten mit A verkuppelt. Die Achse A trägt nämlich eine mit Einkerbungen versehene Scheibe, in welche der Anker des Korrektionsmagneten eingreift, wenn der Magnet nicht erregt ist; und zwar sind die Einkerbungen um je zwei Kontaktabstände, entsprechend ganzen Wellen des Wechselstromes, voneinander entfernt. Wird der am Empfängerarm befestigte Korrektionsmagnet erregt, so tritt sein Anker aus der Einkerbung heraus, und es kann sich der Empfängerarm gegen die Achse A verdrehen. Bethätigt wird dieser Korrektionsmagnet durch ein Korrektionsrelais, welches ebenso wie die Kombinatorrelais (Fig. 14) durch den Anker s1 des Empfangsrelais und durch einen eigenen Kontakt der Geberscheibe D und der Empfängerscheibe D' in Wirksamkeit gesetzt werden. Nur spricht das Korrektionsrelais dann nicht an, wenn eine Unterdrückung einer Welle im Empfangsapparat auftritt und schaltet nur dann auf Arbeitskontakt, wenn der umgeänderte periodische Strom das Empfangsrelais durchfliesst. Nun wird bei jeder Umdrehung des Geberarmes automatisch eine Welle des Wechselstromes unterdrückt. Wenn nun Geberarm wie Empfängerarm im gleichen Moment entsprechende Kontakte passieren, so wird auch der Kontakt für das Korrektionsrelais in demselben Moment passiert, wodurch die Geberscheibe eine Welle automatisch unterdrückt wird, und es wird dann das Korrektionsrelais nicht in Thätigkeit treten und daher der Anker des Korrektionsmagneten durch die Einkerbung die Kuppelung mit der Achse A aufrecht erhalten. Befindet sich dagegen der Kontakt des Empfängerarmes in dem Moment, wo die Unterdrückung der Welle erfolgt, nicht auf dem Korrektionskontakt, so wird dieser bestrichen, während regulärer Wechselstrom fliesst und es wird dann das Korrektionsrelais erregt, dadurch der Korrektionsmagnetanker angezogen und auf kurze Zeit der Empfängerarm von der Achse A losgekuppelt; der Anker gleitet dann auf der Scheibe bis zur nächsten Einkerbung. Bei der nächsten Umdrehung wiederholt sich dasselbe Spiel, bis schliesslich Empfängerarm und Geberarm nicht nur synchron, sondern isochron laufen. Die Einstellung auf Isochronismus zeigt, indem bei jeder Umdrehung des Geberarmes noch eine zweite Welle unterdrückt und dadurch ein weiteres Relais ausgelöst wird, ein Glockensignal an. 9. Benutzung für Vielfachbetrieb. Mit der geschilderten Einrichtung sind bereits bis zu vier Telegrammen auf demselben Draht in gleichen Zeiträumen in einer Richtung und vier in der entgegengesetzten Richtung übertragen worden. Es ist dazu nur nötig, auf der Geberscheibe statt elf Kontakte gleich 4 . 11 Kontakte anzubringen; jeder dieser vier Kontaktquadranten wird dann durch eine eigene Geberklaviatur bedient; sind auf der Empfangsstation entsprechend auch 4 . 11 Kontaktsegmente angebracht, welche mit vier Typenrädern in Verbindung stehen, so werden vier in der Sendestation aufgegebene Telegramme zeitlich nebeneinander in der Empfangsstation abgedruckt. Dabei wird aber auf der Linie in einem bestimmten Momente nur ein Zeichen übertragen, während einer Umdrehung des Geberarmes aber vier. Zwischen den Kontaktquadranten, welche diese Vierfachtelegraphie nötig macht, ist je ein Trennungskontakt notwendig, damit nicht zwei aufeinanderfolgende Halbwellen unterdrückt werden können. Für die vier Geber sind also 4 . 11 + 4 = 48 Kontakte erforderlich. Durch das Korrektionsrelais und die Signalvorrichtung für den Vollzug der Einstellung sind noch weitere vier Kontakte nötig, so dass Geber- und Empfängerscheibe 52 Kontakte tragen. 10. Leistungsfähigkeit. Die Frequenz des von Rowland benutzten Wechselstromes beträgt demnach 26 Perioden pro Umdrehung des Geberarmes, so dass 91 Vollperioden pro Sekunde verlaufen, wenn die Umdrehungszahl 210 Touren pro Minute beträgt. Rechnet man auf jede Umdrehung ein Zeichen, in besonderen Fällen kann man sogar zwei Zeichen pro Umdrehung vermitteln, so würden sich theoretisch maximal 2300 Worte pro Stünde übertragen lassen; praktisch sind indessen pro Geber nur 1800 Worte in der Stunde übertragbar; mit Anwendung von vier Gebern, d.h. bei Vierfachbetrieb, vermittelt also der Rowland'sche Typendrucktelegraph 7200 Worte und mit Gegensprechen 14400. Sein Wert kommt besonders bei Mehrfachtelegraphie zur Geltung; im übrigen soll er trotz des nicht einfachen Mechanismus der einzelnen Teile sich durch grosse Betriebssicherheit auszeichnen; an Einfachheit der Handhabung übertrifft er jedenfalls alle bisherigen Typendrucker; denn es braucht der Absender des Telegrammes nur die Fertigkeit des Maschinenschreibens zu besitzen, und in der Empfangsstation erscheint das Telegramm sofort in Buchstaben und in Zeichen abgesetzt. (Fortsetzung folgt.)