Titel: Die Bergwerks- und Hüttenmaschinen auf der Düsseldorfer Ausstellung.
Fundstelle: Band 317, Jahrgang 1902, S. 438
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Die Bergwerks- und Hüttenmaschinen auf der Düsseldorfer Ausstellung. (Fortsetzung von S. 376 d. Bd.) Die Bergwerks- und Hüttenmaschinen auf der Düsseldorfer Ausstellung. Bevor wir die Fördermaschinen verlassen, sei noch erwähnt, dass die Maschinenbauanstalt Humboldt in Kalk bei Köln in der Sonderhalle für die Bergbaulichen Interessen gleich hinter der grossen Eintrittshalle die Zeichnungen einer für die Société des Houillères de Ronchamp in Ronchamp (Frankreich) ausgeführten Fövderanlage ausstellt, welche für 1000 m Teufe gebaut ist. Die Maschine ist eine Zwillingstandemverbundmaschine mit Ventilsteuerung nach dem Patent Radovanovič, sie besitzt zwei kegelförmige Seiltrommeln, von welchen die erste auf der Kurbelwelle, die zweite auf einer im gleichen Richtungssinne gelagerten Achse angeordnet ist. Der Antrieb der zweiten Trommel erfolgt mittels Zwischenwelle und Treibstangen. Hier finden wir also auch eine Anordnung für die Verteilung der Last auf zwei Achsen. Ferner ist noch nachzutragen, dass die auf 8. 382 d. Bd. besprochene Fördermaschine mit elektrischem Antrieb von Soest und Co. in Reisholz für Lasten- und Belegschaftsförderung sowie für Seilfahrt – nicht wie irrtümlich gedruckt Seilförderung – eingerichtet ist, auch besitzt die Maschine keinen Teufenanzeiger mit Baumann'scher Sicherheitsvorrichtung, sondern diese Sicherheitsvorrichtung ist in einer diesem Werke eigentümlichen Bauart ausgeführt. Der Motor dieser Maschine ist von der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. W. Lahmeyer und Co. in Frankfurt a. M. in einer eigens den gedachten Zwecken der Förderung angepassten Ausführung geliefert. Das letztere Werk lieferte ebenfalls den Bewegungserreger für den elektrisch betriebenen Seilantrieb, welchen C. W. Hasenclever Söhne in Gruppe I vorführen und dessen wir auf S. 384 d. Bd. erwähnten. Walzenzugmaschine. Wie im Bergwerk die Fördermaschine, so ist in der Verhüttung die Walzenzugmaschine von vornehmster Bedeutung und sollen die auf der Ausstellung vorhandenen vier Maschinen dieser Gattung im folgenden besprochen werden. Die Einführung höherer Dampfspannungen, sowie die Dampfniederschlagungen an einer Sammelstelle im Hüttenwesen gehört erst der neueren Zeit an und wurde bedingt durch die allgemeine Erkenntnis, dass auch hier dem Fortschritt im Maschmnenbau endlich Rechnung zu tragen sei, und dass namentlich die Heizkraft der Kohle in der möglichst wirtschaftlichsten Weise ausgenutzt werden müsse. Was nun die ausgestellten Maschinen selbst anlangt, so sind alle vier – der neueren Richtung Rechnung tragend – in der liegenden Tandem-Verbundbauart mit bajonettförmigen Lagerbalken in der bei dieser Maschinengattung notwendigen kräftigen und massigen Form des letzteren ausgeführt. Die Duisburger Maschinenbau-Aktiengesellschaft vorm. Bechem und Kectmann in Duisburg a. Rh. stellt ihre Walzenzugmaschine im Zusammenhang mit einem Universalwalzwerk aus. Letzteres bestehend in dem Arbeitsgerüst mit Hebetischen, dem Kammwalzgerüst samt verbindenden Zwischengliedern und Hauptkuppelung u.s.w. Das Trio-Arbeitsgerüst besitzt zwei wagerechte Walzen von 700 mm Durchmesser und 1200 mm Ballenlänge, sowie eine Mittelwalze von 560 mm Durchmesser. Die Senkrechtwalzen sind nur an einem Ende und zwar hinter der Einsteckseite angeordnet und haben 500 mm Durchmesser. Die Walzbreite ist veränderlich zwischen den Grenzen von 150 bis 1000 mm. Die grösste Maulbreite der Wagerechtwalze beträgt 350 mm. Von dem 660er Kammwalzengerüst aus werden sowohl die Wagerecht- wie Senkrechtwalzen angetrieben, letztere mittels Zwischenrad, Ritzel und zweier Kegelräderpaare – je ein Rad dieser Paare auf einer äusserst kräftigen Vierkantwelle angeordnet. Zwecks Aufnahme des Abwärtsdruckes, welcher in den Achsen der Senkrechtwalzen durch den Zahndruck der Kegelräder entsteht, sind die Spurlager sehr reichlich bemessen; ferner sind dieselben so ausgebildet, dass ein im Laufe der Zeit entstandener Verschleiss in einfachster Weise durch Nachstellen auszugleichen ist. Die Senkrechtwalzen können bei einseitiger Abnutzung umgedreht und weiter benutzt werden. Das Wandern in der Längsrichtung der Achse ist bei ihnen durch entsprechende Vorrichtung unmöglich gemacht. Die Anstellung für die senkrechten sowie für die wagerechten Druckschrauben wird gesondart ausgeführt und kommen dafür je eine Zwillingsumkehrmaschine von 160 mm Durchmesser und 240 mm Hub zur Verwendung, die Geschwindigkeiten für Vor- und Rückgang der Schrauben werden durch zwischengeschaltetes Vorgelege in zweierlei Geschwindigkeiten bewerkstelligt. Durch einfaches Lösen einer Kuppelung kann jede Schraube unabhängig von der anderen zwecks genauer Einstellung für sich gedreht werden, was als grosser Vorzug erwähnt zu werden verdient. Die Grösse der Anstellung sowie die jedesmal vorhandene Maulbreite werden dem Maschinenführer sowie dem Arbeiter mittels Zeiger Vorrichtungen, sowohl für die Wagerechtwalzen als auch für die Senkrechtwalzen kenntlich gemacht. Das Heben der Mittelwalze, sowie die Gewichtsausgleichung der Oberwalze erfolgt durch Druckwasser, die Zwischenspindeln jedoch sind durch Gewichte ausgeglichen. Kräftig gebaute Hebetische von 7000 mm Länge und 1200 mm Breite sind vor und hinter der Walze angeordnet und werden teils durch Dampfkraft, teils durch Druckwasser gehoben. Für die Gesamtwalzlänge werden die Tische auf 50 m Länge ausgebaut. Sämtliche Räder sind aus Stahlguss, alle schweren Achsen aus Siemens-Martin-Stahl erster Güte, nur die Nebenkuppelungsmuffen bei Kraftübertragungsgliedern sind zur Vermeidung von Brüchen an wertvolleren Teilen aus Gusseisen. Die für den Betrieb dieses Walzwerks – eines Universaltrios – ausgestellte Maschine hat im Hochdruckcylinder 750 mm, im Niederdruckcylinder 1060 mm Bohrung, während der gemeinsame Hub 1100 mm beträgt und die zulässige Eintrittsspannung 11 kg/qcm absolut, die minutlichen Umdrehungen sind zwischen den Grenzen 70 bis 100 veränderlich, die Kolbengeschwindigkeit dementsprechend zwischen 2,63 bis 3,67 m/Sek. Im wirtschaftlich günstigsten Betriebe, d.h. mit 100 minutlichen Umdrehungen bezw. 3,67 m/Sek. Kolbengeschwindigkeit und bei einer Eintrittsspannung von 11 kg/qcm absolut leistet die Maschine 1100 PS, doch kann diese Leistung auf das Doppelte gesteigert werden. Der Maschinenrahmen lagert hier seiner ganzen Länge nach auf dem Grundgemäuer auf, ferner ist der Hochdruckcylinder durch je eine seitliche Auflagerung, und zwar auf etwa ⅔ seiner Länge von vorn, der Niederdruckcylinder durch je zwei seitliche Auflagerungen – je ⅓ seiner Länge von den Enden – in der Längenrichtung verschiebbar abgestützt, zu welchem Ende starke Sohlplattenlager – eine für den Hochdruckcylinder, eine für den Niederdruckcylinder – auf dem Grundgemäuer verankert sind. Das Zwischenstück hängt, trotzdem es sehr lang gehalten ist, ohne Unterstützung zwischen den Cylindern. Dasselbe ist in diesem Fall in eine obere und untere Hälfte geteilt und kann die obere Hälfte zwecks leichter Zugänglichkeit zu den Cylinderdeckeln abgenommen werden. Beide Cylinder haben Mantel- und Deckelheizung. Die Rohrleitungen hierfür sind von der hinteren Seite des Schieberkastens am Hochdruckcylinder abgezweigt. Die gusseisernen Kolben sind Hohlkörper und zwecks Erreichung einer grossen Tragfläche sehr breit gehalten, die gusseisernen Spannringe sind geteilt und werden durch Federn angedrückt. Die Kolbenstange führt nicht einheitlich durch beide Cylinder hindurch, sondern ist im Zwischenstück gekuppelt. Die Stangenenden sind mit Links- und Rechtsgewinde in die Kuppelung verschraubt und letztere selbst ist gesprengt und dann mittels Schrauben nachspannbar; zugleich ist dieselbe als Glitsch er ausgebildet und unterstützt die Kolbenstange. Letztere ist bei dieser Maschine durch den hinteren Deckel des Niederdruckcylinders hindurchgeführt, jedoch nicht mit weiterer Führung versehen, sie ist vielmehr nur mit einem durch einen leichten Fuss unterstützten Schutzrohr übergezogen, welches im Falle von Indizierungen abgenommen wird, um an der Kolbenführungsstange die Mitnehmer für die Indikatorbewegung anzubringen. Die Durchmesser der Kolbenstange betragen im Hochdruckcylinder 150 mm, im Niederdruckcylinder 130 mm und in der hinteren Führung 110 mm. Für die Dichtung der Stopfbüchsen kommen abwechselnd Asbest- und Gussringe zur Verwendung, die sich sehr gut bewährt haben sollen. Der Kreuzkopf ist aus Stahlguss hergestellt, während die Gleitschuhe aus Gusseisen bestehen. Mit der Kolbenstange ist der Kreuzkopf in eigenartiger Weise verbunden, indem er nämlich zuerst mit einer Büchse verschraubt ist, welche innen mit Rechts-, aussen mit Linksgewinde versehen ist, letzteres dient als Verbindung mit dem Kreuzkopf; durch diese Anordnung entsteht eine sehr feste Verbindung, welche, wenn sie auch nicht einfach, so doch sehr wirksam ist und jede weitere Sicherung überflüssig macht. Der Kreuzkopf umfasst den entsprechenden Kurbelstangenkopf, welcher mit durch Keil nachstellbaren Lagerschalen aus Bronze versehen ist, deren Länge 300 mm und deren Bohrung 200 mm beträgt. Die Kurbel ist hier gleichfalls aus Stahlguss mit angegossenem Gegengewicht erstellt, welch letzteres dem teilweisen Ausgleich der hin und her gehenden Massen dienstbar gemacht ist. Der Kurbelzapfen hat bei einer Länge von 330 mm einen Durchmesser von 275 mm und läuft in Bronzelagerschalen, welche ebenfalls mittels Keils nachstellbar sind. Die Kurbelwelle hat in dem Kurbel-, sowie in dem Aussenlager 500 mm, in der Schwungradnabe 610 mm Durchmesser. Beide Lager sind vierteilig ausgeführt, die Lagerschalen sind mit Weissmetall ausgegossen und nachstellbar. Die Entfernung von Mitte zu Mitte Lager beträgt 2800 mm. Die Steuerung der Maschine erfolgt am Hochdruckcylinder durch eine von einem Hartung'schen Federregler beeinflusste Meyer'sche Schiebersteuerung mit Doppelkolben und zwar wirkt der Regler auf einen dreiarmigen Hebel, welcher an seinem Ständer schwingend gelagert ist, ausserdem ist derselbe mit einem verschiebbaren Laufgewicht versehen, welches – unter Flur angeordnet – die Umlaufzahl der Maschine auch während des Ganges veränderlich macht. Seine Aufstellung fand der Regler auf einem besonderen Säulenfuss am vorderen Ende der Rundführung. Sowohl für den Grund- wie auch für die Verteilungsschieber sind besondere Laufbüchsen eingebaut. Die Duisburger Maschinenbau-Aktiengesellschaft hat ihre Schieberkästen nicht an derselben Seite angeordnet, die Hochdrucksteuerung liegt links und wird die Bewegung durch eine Hilfskurbel auf die mit der Hauptwelle in derselben Achse liegende Steuerwelle übertragen und von der letzteren durch die beiden entsprechenden Exzenter auf die Kolbenschieber. Von der Steuerwelle aus empfängt auch der Regler seinen Antrieb durch Riemenscheiben und Riemen. Die Steuerung des Niederdruckcylinders liegt rechtsseitig und wird durch einen einfachen Kolbenschieber mit Trick-Kanal und innerer Dampfeinströmung bewirkt; auch dieser Schieber läuft in besonders eingesetzter Lauf büchse. Die Schieberstangenmitte liegt hier gegen die Exzenterstangenmitte um etwa 300 mm versetzt und erfolgt die Verbindung der beiden Gestänge durch ein Querstück. Kolbenstangen, Kurbelstangen und Kurbelwelle, ebenso die Exzenterstangen sind aus bestem Siemens-Martin-Stahl hergestellt. Cylinder und Schieberkästen sind aufs sorgfältigste mit Wärmeschutzmasse umhüllt und mit polierten Stahlblechen bekleidet. Das Schwungrad hat 7800 mm Durchmesser und besitzt ein Gesamtgewicht von 53000 kg, von welchen allein 9000 kg auf die gusseiserne Nabe kommen. Der Kranz ist vierteilig und mit den beidseitigen Armen aus Flacheisen, sowie mit der Nabe aufs sorgfältigste zusammengebaut. Das übrige Gewicht der sehr kräftig und zuverlässig gebauten und dabei doch ausserordentlich leicht zu handhabenden Walzenzugmaschine beträgt 82000 kg. Hierzu kommt noch das Gewicht des eigentlichen Walzwerks. Für die Bewegung der Schwungmasse, sowie der übrigen beweglichen Teile durch ein Schaltwerk waren anfangs an einem 5000 mm langen Hebel fünf Mann kaum genügend, auch ein Versuch mit einer selbstthätig steuerbaren Dampfdrehmaschine führte zu keinem befriedigenden Ergebnis; jetzt ist ein Dampfschaltwerk vorgesehen, welches von einem zuverlässigen und eingeschulten Maschinenführer mit grosser Genauigkeit und von Hand gesteuert wird. Bei dieser Vorrichtung befinden sich an jedem Ende des Dampfcylinders zwei Kanäle, der äussere für den Eintritt, der innere für den Austritt. Der innere Kanal wird gegen Ende der Bewegung durch den Kolben geschlossen und der Maschinenführer hat es durch den von Hand verstellbaren Muschelschieber in seiner Macht, die Verdichtung des Dampfes so hoch zu treiben, dass die Vorrichtung zum Stillstand kommt. Für die Schmierung der Cylinder sind zwei Schmierpumpen an die Schieberstange des Niederdruckcylinders angehängt, während für alle übrigen beweglichen Teile die Tropfölschmierung zur Verwendung kommt, die Ueberleitung zum Kreuzkopf erfolgt hier durch eine in der Mitte des Weges ziemlich hoch an einem besonderen Ständer aufgehängte Schwinge, die oben mit einer metallenen Auffangschale versehen ist. Auf die Entwässerung der einzelnen Maschinenteile ist die entsprechende Sorgfalt verwendet. Zwecks leichter Bedienung ist für den Maschinenführer hinter dem Eintrittsventil eine kleine Standbühne vorgesehen, von wo aus er sowohl das Ventil, das Laufgewicht des Regulators, sowie die Hahnenzüge bethätigen kann. Mit der ausgestellten Anlage kann bei Verwendung von nicht zu leichten Blöcken während einer 10stündigen Schicht mit Leichtigkeit 100000 kg fertiger Ware hergestellt werden. Die Gesamtanlage wird täglich von 5 bis 6 Uhr nachmittags im Leerlaufbetrieb vorgeführt. Es sei hier noch erwähnt, dass das Walzwerk selbst in seiner 56. Ausführung ausgestellt ist, während drei weitere Ausführungen – Nr. 57, 58, 59 – sich noch in Arbeit befinden. Die Dampfmaschine ist in 16. Ausführung ausgestellt. Die Gründung des Werkes erfolgte im Jahre 1862 durch August Bechem und Theodor Keetmann, welch letzterer noch jetzt Vorstand der Gesellschaft ist. Als August Bechem 1872 starb, wurde die seitherige Handelsgesellschaft in ein Aktienunternehmen umgewandelt und umfangreiche Erweiterungen vorgenommen. Zur Zeit umfassen die Werke in Deutschland 72600 qm, von denen 40000 qm mit Arbeitsräumen überbaut sind, ausserdem sind noch eine Anzahl von 20 Wohngebäuden mit 48 Wohnungen für Beamte und Arbeiter Eigentum des Werkes. Im Jahre 1897 beteiligte sich das Werk an der Gründung der Jekaterinoslawer Maschinenbau-Aktiengesellschaft in Jekaterinoslaw – Amur (Süd-Russland) –, eingerichtet für dieselbe Erzeugung wie das Werk in Deutschland. Das Aktienvermögen beträgt einschliesslich des Anteils an letzterer Gründung 3000000 M. Das deutsche Werk gliedert sich in zwei Abteilungen, Duisburg und Hochfeld, und beschäftigt 103 Beamte und 1000 Arbeiter. Für den Betrieb des Duisburger Werkes kommen drei Verbundmaschinen stehender Anordnung mit einer Eintrittsspannung von 9 kg/qcm absolut und einer Temperatur von 300° C., entsprechend einer Ueberhitzung von 33° C., welche sämtlich mit Einspritzniederschlagung arbeiten, zur Verwendung. Dieselben dienen zum Antrieb dreier Dynamomaschinen mit einer Gesamtleistung in ordnungsmässigem Betrieb von 579 Kilo-Watt bei 220 Volt Spannung, welche bei Bedarf noch um ⅓ gesteigert werden kann. Ausserdem ist eine Akkumulatorenbatterie von 120 Zellen vorhanden. Von dieser Hauptanlage aus werden sämtliche Maschinen im Werke betrieben. In der Abteilung Hochfeld ist ebenfalls der elektrische Betrieb durchgeführt und liefert eine Hauptanlage von 350 PS die benötigte Dampfkraft. Eine liegende Verbunddampfmaschine ist unmittelbar mit einer Gleichstromdynamo gekuppelt und leistet 156 Kilo-Watt bei 120 Volt Spannung, während zum Ersatz bezw. zur Ergänzung zwei weitere liegende Dampfmaschinen bereit sind, welche je ein! Dynamomaschine mittels Riemenantrieb bethätigen. Die Erzeugung umfasste anfänglich Flaschenzüge und Ketten, sowie Kabel und Hilfsmaschinen für Walzwerke, später wurde der Bau vollständiger Walz Werksanlagen, Walzenstrassen und Krane aufgenommen, und nicht zum wenigsten die letzteren Erzeugnisse haben den Namen des Duisburger Werkes aller Welt bekannt gemacht. Das von der Duisburger Maschinenbau-Aktiengesellschaft ausgestellte und vorher kurz beschriebene Universalwalzwerk ist für den Luxemburger Bergwerks- und Saarbrücker Eisenhütten-Aktienverein in Burbach an der Saar auf Bestellung gebaut und wird dort später von der für dasselbe Werk gebauten und hier ausgestellten Walzenzugmaschine von Ehrhardt und Sehmer betrieben werden. Die von Ehrhardt und Sehmer in Schleifmühle bei Saarbrücken ausgestellte Walzenzugmaschine (Fig. 34 bis 36) ist eine Tandemverbundmaschine mit Schiebersteuerung und zum Betrieb des oben besprochenen Universalwalzwerks von 700 mm Walzendurchmesser, 900 mm Walzenbreite und 50 m Walzenlänge gebaut. Der Hochdruckcylinder hat 700 mm, der Niederdruckcylinder 1400 mm Bohrung, der gemeinsame Hub beträgt 1300 mm bei 8 kg/cm absoluter Eintrittsspannung und 75 minutlichen Umdrehungen oder einer Kolbengeschwindigkeit von \frac{75\,\times\,1,3}{30}=3,25 m/Sek. Die Maschine leistet im ordnungsmässigen Betrieb mit entsprechender Füllung im Hochdruckcylinder – und zwar, wenn mit Dampfniederschlagung gearbeitet wird – 1200 PSi. Wie die Umdrehungszahl bezw. die Kolbengeschwindigkeit als mittlere, so ist auch die obige Leistung als die wirtschaftlich günstigste und vorteilhafteste anzusehen. Die Ausführung zeigt die bei dieser Maschinengattung notwendigen, besonders starken Verhältnisse. Der Maschinenrahmen hat eine sehr starke Fussflansch im Kurbellagerbock, sowie eine nur die beiden Enden freilassende Auflagerung unter der Rundführung, welche namentlich der leichten Zugänglichkeit zu den Schraubenflanschen der Cylinderseite zu Gute kommt. Ferner hat der vorn liegende Hochdruckcylinder je einen seitlichen hinteren Fuss sowie der Niederdruckcylinder je zwei seitliche Füsse und zwar vorne und hinten. Alle Füsse sind auf einer gemeinsamen Grundplatte mit angegossenen Lagerböcken verschiebbar gelagert, so dass sie der Ausdehnung durch die Wärme folgen können, während das Zwischenstück ohne Unterstützung zwischen den Cylindern hängt. Der Hochdruckcylinder hat sehr wirksame Heizung und zwar nicht nur im Mantel, sondern auch in den Deckeln. Der Niederdruckcylinder ist unbeheizt. Die Kolben sind gusseiserne Hohlkörper und mit selbstspannenden Dichtungsringen versehen. Die Kolbenstange ist in einer Länge durchgeführt; im Zwischenstück ist dieselbe durch eine offene Auflagerung gestützt und hat ferner eine sichere Führung hinter dem Niederdruckcylinder. Der starke Führungsrahmen ist wie für zweiseitige Rundführung ausgebaut und hat an seinem hinteren Ende eine feste Unterstützung durch eine kräftige Fusssäule. Der gussstählerne Kreuzkopf ist mit der Kolbenstange verschraubt und umfasst die Kurbelstange, mit welcher er in sehr zuverlässiger Weise verbunden ist. Die Bohrung für die Schuhe hat 780 mm lichte Weite. Die aus Stahl geschmiedete Kurbel ist warm aufgezogen und hat die Kurbelwelle im Kurbellager 485 mm, in der Schwungradnabe 580 mm Durchmesser. Das vierteilige Kurbellager hat eine Lauflänge von 470 mm und ist mit Weissmetall ausgegossen; das Aussenlager hat bei 475 mm Durchmesser eine Lauflänge von 740 mm und ist mit Ringschmierung versehen. Der Abstand von Mitte Kurbellager bis Mitte Aussenlager beträgt 3460 mm. Die Steuerung der Maschine erfolgt am Hochdruckcylinder durch vollständig entlastete Kolbenschieber mit ringförmigen, gleichfalls ganz entlasteten einfachen Ausdehnungsschiebern, welche ihrerseits wiederum unmittelbare. Durchgänge in ringförmigen Kanälen besitzen. Der Niederdruckcylinder wird mit Penn-Schiebern gesteuert, die mit besonders zuverlässiger, von aussen beeinflussbarer Entlastung versehen sind. Diese Anordnung mit entlastetem Flachschieber ist sehr einfach, betriebssicher und kleinere schädliche Räume im Niederdruckcylinder zulassend, als bei anderer Anordnung möglich wäre. Der Hauptschieber des Hochdruckcylinders und der Penn-Schieber des Niederdruckcylinders haben unmittelbar gekuppelte Kolbenstange und werden durch ein und dasselbe Exzenter bewegt, während der Schieber für die Dampfausdehnung durch den von der Kurbelwelle aus durch Riemen angetriebenen Gewichtsregler selbstthätig beeinflusst wird. Der Regler fand seine Aufstellung an einer vorgekragten Flansch, etwa in Mitte der Rundführung. Cylinder und Schieberkästen sind in sorgfältigster Weise mit Wärmeschutzmasse umhüllt und mit polierten Stahlblechen bekleidet. Das Schwungrad hat 8000 mm Durchmesser und etwa 60000 kg Gewicht, gusseiserne Nabe und zweiteiligen gusseisernen Kranz, sehr starke doppelte schmiedeeiserne Arme und ist sehr sorgfältig zusammengebaut. Kolbenstange, Kurbelstange und Kurbelwelle, ebenso die Exzenterstange sind aus bestem Siemens-Martin-Stahl erstellt. Bei dieser Maschine kann nicht nur der Hochdruckkolben samt Kolbenstange und Niederdruckkolben hinten ausgezogen werden, sondern auch das Zwischenstück, was für allenfallsiges Arbeiten am hinteren Ende des Hochdruckcylinders bezw. am vorderen des Niederdruckcylinders von Nutzen sein dürfte. Die Schmierung ist sorgfältig durchgebildet und sorgen zwei von der Schwinge am Regler betriebene Schmierpressen für die Schmierung des Dampfes in den Schieberkästen, bei allen übrigen Teilen kommt Tropfölschmierung mit plötzlicher Abstellung zur Verwendung Textabbildung Bd. 317, S. 440 Tandemwalzenzugmaschine von Ehrhardt und Sehmer. Die Kurbel ist mit besonderem Schutzkasten aus Stahlblech und Winkel umbaut und leitet ein muldenartiges Spritzblech von der Rundführung in diesen Kasten, welcher ausserdem das in dem Kurbellager verbrauchte Oel auffängt; an seinem tiefsten Teil ist der Schutzkasten ins Grundgemäuer eingelassen. Mit der gleichen Sorgfalt ist die Entwässerung aller Maschinenteile durchgebildet. Textabbildung Bd. 317, S. 441 Fig. 36. Tandemwalzenzugmaschine von Ehrhardt und Sehmer. Die umkehrbare Walzenzugmaschine (Reversiermaschine), welche es ermöglicht, die Aufgabe der Umsteuerung der Walzenbewegung in die Hauptmaschine zu verlegen, liess sich bislang der besseren Verwertung der Dampfkraft, wie sie bei den gewöhnlichen Walzenzugmaschinen durchgebildet war, nur ungenügend anpassen, weil es an einer Steuerung fehlte, die hohes Ausbringen gestattete und andererseits den Betriebsverhältnissen Rechnung getragen hätte. Es blieb nichts weiter übrig, als die Maschine – unter Inkaufnahme bedeutender Verluste für mittlere und besonders für kleinere Kraftentfaltungen – durch das Einlass- oder Fahrventil mittels Drosselung zu beeinflussen, d.h. auf den Vorteil, den die Ausdehnung des Dampfes bietet, ganz oder zum Teil zu verzichten. Die Maschinenbauanstalt von Ehrhardt und Sehmer hat nun eine neue Steuerung – die Rottmann-Steuerung – eingeführt – und bereits zum Patent angemeldet –, die diesem Uebelstande in hervorragender Weise abhelfen soll, und führt eine Versuchsmaschine nach der Zwillings-Tandem-Verbundbauart im Betriebe vor (Fig. 37 und 38). Die nach den – durch die Maschine belegten – erfolgreichen Versuchen im Bau befindliche Walzenzugmaschine wird 10000 PS leisten. Als Vorzüge dieser Steuerung werden angeführt: 1. Geringster Dampfverbrauch. 2. Höchste Lenkbarkeit. 3. Plötzliches Stillsetzen. 4. Grösstes Anpassungsvermögen an den jeweiligen Kraftbedarf. Da es sich hier ja vor allem um die Steuerung handelt, und die ganze Anlage einen ersten Versuch bezw. eine Beweisführung für die Richtigkeit der behaupteten Vorteile darstellt, so sei nur erwähnt, dass die Maschinen mit Gabelbalken ausgeführt sind. Die Wirkungsweise der neuen Steuerung ist folgende: Mit dem Fahrventil am Hochdruckcylinder ist eine besondere und eigenartige Steuerung für die Dampfausdehnung im Niederdruckcylinder derart verbunden, dass die Bewegungen desselben in einem bestimmten Abhängigkeitsgrad zu einander stehen. Bei der gewöhnlichen Arbeitsverrichtung wird die Ausdehnung im Niederdruckcylinder auf die richtige Füllung – also annähernd gleich dem Raumverhältnis – ohne Benutzung der Kulisse eingestellt. Bei wachsender Arbeit vergrössert sich die Füllung im Niederdruckcylinder bis zu der vom Grundschieber zugelassenen Grenze, was zur Folge hat, dass sich die Dampfarbeit auf Hoch- und Niederdruckcylinder gleichförmiger verteilt, während anderenfalls die Hauptarbeit vom Niederdruckcylinder allein zu leisten wäre. Sehr lehrreich sind die Schaulinien für die Dampfdrucke (Fig. 39 bis 41) bei leichter Arbeit der Maschine. Diese lassen die Verringerung der Füllung im Niederdruckcylinder, wie sie bei weiterem Schliessen des Fahrventils am Hochdruckcylinder eintritt, ganz deutlich erkennen. Die Folge ist, dass der Niederdruckcylinder nicht mehr die ganze vom Hochdruckcylinder her verfügbar gewordene Dampfmenge aufnimmt; Spannungsabfall und Abdrosselung treten nicht ein; der Druck im Aufnehmer steigt den Verhältnissen entsprechend, wie die reine Linie im Verlauf der Ausdehnung in den Schaulinien bezeugt. Wird nun plötzlich eine grössere Arbeit von der Maschine verlangt, so ist bereits auch für den Niederdruckcylinder ein höherer Dampfdruck vorhanden und das Einlassen von Frischdampf in den Aufnehmer und somit auch der damit verbundene Dampfverlust kommen in Wegfall. Wird andererseits das Fahrventil am Hochdruckcylinder ganz geschlossen, so steht die Steuerung auf geringerer oder Nullfüllung, folglich kann der zwischen Hochdruckkolben, Aufnehmer und Steuerung des Niederdruckcylinders eingeschlossene Dampf nicht weiter arbeiten. Die Maschine steht sofort und der eingeschlossene Dampf steht f¼r die neue Fahrt zur Verfügung. Selbst durch unbeabsichtigte Leerläufe geht weiter kein Dampf verloren. Mit der Vereinigung des Fahrventils am Hochdruckcylinder, sowie einer Steuerung für Dampfausdehnung im Niederdruckcylinder an einem Griff ist der Maschinenführer in der Lage, eine plötzliche Kraftentfaltung, ebenso wie einen fast plötzlichen Stillstand der Maschine, gleichfalls aber auch jede mittlere Leistung in wirtschaftlichster Weise – gleichgültig ob die Maschine in derselben Richtung weiter arbeitet oder umgesteuert wird – zu erzielen. Ehrhardt und Sehmer führen an, dass eine gewöhnliche Umkehrmaschine der Zwillingsbauart ohne Niederschlagung, z.B. eine solche für eine Blockstrasse, jährlich etwa 10000 t Kohlen verbraucht, während mit der neuen Steuerung durch die bessere Ausnutzung der in der Dampfausdehnung sich entfaltenden Kraft unter Anwendung des Verbundbaus und der Dampfniederschlagung nur 40 bis 50 v. H. der seitherigen Heizkraft benötigt wird. Dies ergibt eine Ersparnis von 4000 bis 5000 t Kohlen im Werte von etwa 48000 bis 60000 M. jährlich. Diesen unmittelbaren Ersparnissen gesellen sich als gewiss nicht zu unterschätzende Nebenvorteile hinzu, die Ersparnis an Kesselheizfläche, sowie in der Anstrengung der Heizer, sodann auch in den Kosten für die Bewegung der Kohlen und Schlacken. Allen diesen Ersparnissen, für welche weder der Betriebsleiter noch der Maschinenführer eine Mehrleistung oder grössere Aufmerksamkeit aufzuwenden hat, steht nur die geringe Verzinsung des Mehraufwandes für die Beschaffung der verbesserten Anlage gegenüber, die selbstverständlich im Vergleich mit den fortlaufenden Ersparnissen kaum in Betracht kommen kann. Die Eschweiler Maschinenbau-Aktiengesellschaft in Eschweiler-Aue führt ihre Walzenzugmaschine in längerem Leerlauf vor. Dieselbe soll später ein Feineisenwalzwerk betreiben, und zwar wird die Vorstrasse unmittelbar mit der Kurbelwelle verkuppelt, die Fertigstrasse dagegen wird vom Riemenscheibenschwungrad aus angetrieben und läuft die letztere mit etwa 300 Umdrehungen. Der Hochdruckcylinder hat 500 mm, der Niederdruckcylinder 750 mm Bohrung, der gemeinsame Hub beträgt 900 mm, gebaut ist die Maschine für eine Eintrittsspannung von 9 kg/qcm absolut und leistet in ordnungsmässigem Betrieb und mit Dampfniederschlagung arbeitend, bei 120 minutlichen Umdrehungen, entsprechend einer Kolbengeschwindigkeit von \frac{120\,\times\,0,9}{30}=3,6 m/Sek. bei entsprechender Füllung im Hochdruckcylinder 350 PSi, welche Leistung sich bis zur Höchstleistung von 725 PSi steigern lässt. An dem Orte ihrer späteren Bestimmung wird die Maschine an eine Sammelniederschlagung angeschlossen, während sie auf der Ausstellung mit Auspuff arbeitet. Der Maschinenrahmen liegt unter dem eigentlichen Lagerbalken sowie unter der Rundführung der ganzen Länge nach auf. Ebenso sind die beiden Cylinder durch je zwei seitliche breite Füsse getragen; diese letzteren sind auf einer gemeinsamen Grundplatte, auf welcher auch schon der hintere Fussflansch der Rundführung ruht, in der Längsrichtung verschiebbar gelagert. Das Zwischenstück hängt ohne Unterstützung zwischen den beiden Cylindern. Letztere werden beide mit Frischdampf geheizt und sind die äusseren Mäntel über die eigentlichen gusseisernen Cylinderbüchsen übergeschrumpft. Auch die Deckel beider Cylinder werden ebenso wie diese selbst beheizt. Ein besonderer Aufnehmer fehlt dieser Maschine, die ziemlich grossen Ueberströmräume müssen denselben ersetzen. Die Kolben sind als gusseiserne Hohlkörper ausgebildet, mit selbstspannenden Dichtungsringen versehen und zwecks gut tragender Auflageflächen sehr breit gehalten. Die Kolbenstange hat in den Cylindern 145 mm Durchmesser und geht durch den hinteren Cylinderdeckel als Führungsstange mit einem Durchmesser von 100 mm hindurch, sie ist zwar nicht im Zwischenstück getragen, läuft jedoch hinter den Cylindern mit entsprechendem Gleitschuh in einem kräftigen Schlitten, der seinerseits durch einen Säulenfuss mittels breiter Sohlplatte auf den Maschinenhausfussboden abgestützt ist. Mit dem Kreuzkopf ist die Stange durch einen starken Stahlkeil verbunden. Der gussstählerne Kreuzkopf läuft mittels gusseiserner Schuhe in der auf 600 mm ausgebohrten Rundführung, der Kopf der Kurbelstange wird vom Kreuzkopf umfasst; der Kreuzkopfzapfen hat eine Länge von 200 mm bei 130 mm Durchmesser. Die Kurbelstange hat bei üblicher Länge an ihren Enden 108 bezw. 145 mm, in der Mitte 142 mm Durchmesser. Die Lagerschalen sind in Bronze hergestellt und nachstellbar. Der Kurbelzapfen hat bei 220 mm Länge 160 mm Durchmesser. Die aus Stahl geschmiedete Kurbel ist warm aufgeschrumpft und zwecks teilweisem Ausgleich der hin und her gehenden Massen mit einem Gegengewicht versehen. Die vorderen Cylinderdeckel, welche durch den Flansch der Rundführung bezw. des Zwischenstücks befestigt werden, sind durch Einstemmung von Kupferdraht gedichtet. Die Kurbelwelle hat in dem Kurbellager sowie in dem Aussenlager 300 mm Durchmesser und in der Schwungradnabe selbst 420 mm. Die Schalen des Kurbellagers ebenso wie diejenigen des Aussenlagers haben eine Lauflänge von 490 mm, sind vierteilig und mit Weissmetall ausgegossen. Die Lager sind mit Ringschmierung versehen und die Schmierringe zweiteilig ausgeführt. Der Abstand von Mitte zu Mitte Lager beträgt 2850 mm. Die Steuerung geschieht bei dieser Maschine für beide Cylinder durch Doppelkolbenschieber. Am Hochdruckcylinder wird der Rider-Kolben-Schieber für die Ausdehnung in folgender Weise von dem Hartung'schen Federregulator beeinflusst. Auf der Schieberstange befindet sich ein Paar aufgekeilter Hebel, zwischen welchen am anderen Ende ein kräftiger Bolzen gelagert ist, der sich in einem Augenlager der Reglerstange längsseitig verschiebt, während letztere selbst von der durch Gegengewicht ausgeglichenen doppelarmigen Hebelschwinge des Reglers bethätigt, den Schieber verdreht. Die Verbindung zwischen der Stange und der um die Reglerachse drehbaren Hebelschwinge geschieht durch ein Kugelgelenk. Der Regler selbst ist in Mitte der Rundführung auf einem an der letzten vorgekragten Kastenträger aufgestellt und wird von der Kurbelwelle aus durch ein Schraubenräderpaar und Zwischenwelle, welche durch Kegelräder die wagerechte Bewegung auf die senkrechte Reglerachse überträgt, bethätigt. Textabbildung Bd. 317, S. 442 Fig. 37. Textabbildung Bd. 317, S. 443 Fig. 38. Kleine Versuchsmaschine von Ehrhardt und Sehmer für eine umkehrbare Walzenzugmaschine nach der Zwillingstandemverbundbauart mit Rottmann-Steuerung. Am Niederdruckcylinder ist die Kolbenschiebersteuerung verwendet, welche bereits bei dem Hochdruckcylinder der von der Duisburger Maschinenbau-Aktiengesellschaft ausgestellten Walzenzugmaschine besprochen wurde. Sämtliche Schieber laufen auch hier in besonders eingesetzten Büchsen, deren Kanäle sich nicht in radialer, sondern achsialer Richtung erweitern. Die Schieberkästen liegen hier auf derselben Seite und kommen für die Schieberbewegung zwei Exzenter zur Verwendung. Cylinder sowohl wie Schieberkasten sind auf das sorgfältigste mit Wärmeschutzmasse umhüllt und mit polierten Stahlblechen umkleidet. Textabbildung Bd. 317, S. 444 Fig. 39. Schaulinien, genommen an einer Zwillingstandemverbundumkehrmaschine von Ehrhardt und Sehmer. Kolbenstange, Kurbelstange und Kurbelwelle sowie Exzenterstange sind aus bestem Siemens-Martin-Stahl. Das Riemenscheibenschwungrad hat 4500 mm Durchmesser bei 850 mm Breite, der zweiteilige Kranz ist mit der Nabe und den sechs beidseitigen Armen aus Flacheisen aufs sorgfältigste und gewissenhafteste zusammengebaut. Als Drehvorrichtung ist ein Handschaltwerk mit innerer Verzahnung am Radkranz vorgesehen. Das Gewicht des Rades beträgt 22000 kg. Die drei Druckanzeiger sind in der Mitte dew Zwischenstückes angeordnet. Die Schmierung der Cylinder bezw. des Dampfes im Schieberkasten besorgen zwei Schmierpumpen, die von der Schieberstange aus bethätigt werden; alle übrigen Schmierungen erfolgen durch Tropföler. Für die Kurbel- und Kurbellagerschmierung ist eine Sammelschale unter der Kurbel eingebaut, an welche zwei seitliche gusseiserne Wangenstücke für das Schutzblech befestigt sind, welches in diesem Fall nur ganz vorne entsprechend hoch geführt ist, um das Spritzen des Oeles in den Maschinenraum zu verhindern; seitlich sind zwischen der gusseisernen Seitenwange des Spritzblechs und der Rundführung zwei Schutzstangen vorgezogen. In der Kurbelmulde wird das meiste verbrauchte Oel zu neuer Verwertung zusammengeführt. Textabbildung Bd. 317, S. 444 Fig. 40. Schaulinien, genommen an einer kleinen Versuchsmaschine. Die Entwässerung der einzelnen Maschinenteile entspricht den zu stellenden Erwartungen. Die Eschweiler Maschinenbau-Aktiengesellschaft wurde 1835 begründet und baut Förder- und Wasserhaltungsmaschinen, Walzenzugmaschinen, sowie vollständige Walzwerkseinrichtungen, Hochofengichtaufzüge, hydraulische Krane, Pumpen u.s.w. Für ihren Betrieb kommt Dampf und Elektrizität in Höhe von etwa 200 PS zur Verwendung. Im Jahre 1900 waren 190 Arbeiter beschäftigt und hatte die Erzeugung der Maschinenbauanstalt ein Erträgnis von 1000000 M., dabei ist die Erzeugung der Giesserei mit 3000000 kg nicht voll in Rechnung gestellt. Das Absatzgebiet erstreckt sich über ganz Europa. Die Märkische Maschinenbauanstalt vorm. Kamp und Comp. in Wetter a. d. Ruhr stellt eine Walzenzugmaschine mit Trappen'scher Ventilsteuerung aus, die sich im Aeusseren nur durch die massigeren Abmessungen des Lagerbalkens von der gewöhnlichen Betriebsmaschine unterscheidet, dieselbe soll ein Trio-Walzwerk von 500 bis 600 Walzendurchmesser betreiben. Bei der Wahl der Ventile als Steuerungsvermittler ging das Werk von der Erwägung aus, dass es in Bezug auf Wirtschaftlichkeit der Verbundmaschinen – wie sich solche in der Völligkeit der zusammengesetzten Schaulinien des Indikators zum Ausdruck bringt – ganz besonders vorteilhaft ins Gewicht fallen dürfte, dass gerade die Ventilsteuerung auch beim Arbeiten mit Dampfniederschlagung eine so grosse Verdichtung ermöglicht, dass in den schädlichen Räumen des Niederdruckcylinders die Dampfspannung des Aufnehmers mit Leichtigkeit erreicht wird. Hierzu kommt noch der gewiss sehr wichtige Umstand, dass bei etwa nötig werdendem Nachsehen eines Ventils der Zugang zu letzteren jederzeit frei liegt und die Arbeit in kürzester Zeit beendet ist, während das Aus- und Einsetzen der Kolbenschieber gewöhnlich mehrere Tage beansprucht, also sehr häufig zu recht unangenehmer, oft kaum zulässiger Betriebsstörung Veranlassung gibt, die deshalb schon mehrfach länger hinausgeschoben wurde, wie für den wirtschaftlichen Betrieb eines Werkes ratsam war. Textabbildung Bd. 317, S. 444 Fig. 41. a Schaulinie eines Niederdruckcylinders mit Drosselung; b Schaulinie eines Niederdruckcylinders mit Steuerung für Dampfausdehnung; c Dampfverbrauch zu a; d Dampfverbrauch zu b. Nach der Erfahrung des ausstellenden Werkes haben sich daher Walzenzugmaschinen mit Ventilsteuerung dort, wo man ihre Vorteile im Betriebe bei richtiger Behandlung genügend kennen und zu würdigen gelernt hatte, derart beliebt gemacht, dass sie den Maschinen mit den ebenfalls vielfach angewandten Kolbenschiebersteuerungen bei weitem vorgezogen werden. Als Nachteil für die Wahl der Ventilsteuerung muss hier aber auch der meistens in den Arbeitsräumen der Walzenzugmaschinen vorhandene Staub angeführt werden. Die ausgestellte Maschine hat im Hochdruckcylinder 650 mm, im Niederdruckcylinder 1000 mm Bohrung, der gemeinsame Hub beträgt 1200 mm, die Maschine ist für eine Eintrittsspannung von 11 kg/qcm absolut und für 90 bis 110 minutlichen Umdrehungen – entsprechend einer Kolbengeschwindigkeit von 3,6 bis 4,4 m/Sek. – gebaut. Bei 100 minutlichen Umdrehungen, entsprechend einer Kolbengeschwindigkeit von 4,0 m/Sek. und 0,25 Füllung im Hochdruckcylinder leistet die Maschine – wenn mit Dampfniederschlagung gearbeitet wird – reichlich 1300 PSi. Der Maschinenrahmen mit dem Lagerbalken ruht hier der ganzen Länge nach auf dem Grundgemäuer auf, lässt jedoch die Flansch zur Befestigung gegen den Hochdruckcylinder unten frei; ebenso sind sowohl das Zwischenstück sowie der sich anschliessende Niederdruckcylinder durch je einen seitlichen Fuss auf seitliche Kastenträger derart gelagert, dass sie, der Wärmeausdehnung folgend, in ihrer Längsrichtung verschiebbar sind. Die sehr starken gusseisernen Kastenträger sind auf ihrer ganzen Höhe und Breite in das Grundgemäuer – seitlich der Maschinengrube – eingelassen und mit demselben stark verankert, dieselben erstrecken sich von der Vorderkante des Fusses am Zwischenstück bis zur Hinterkante des Fusses am Niederdruckcylinder – fast genau mit den Füssen abschneidend. Der Hochdruckcylinder hängt frei zwischen Rundführung und Zwischenstück. Letzteres ist in eine obere und in eine untere Hälfte geteilt. Die obere Hälfte ist zwecks leichten Zukommens zum Hochdruckcylinder bezw. dessen Kolben zum Abheben eingerichtet, zu welchem Ende die Befestigung in den Flanschen durch Kopfschrauben erfolgt. Beide Cylinder liegen in den Dampfkammern ihres Arbeitsdampfes und werden von letzterem beheizt, ebenso ist der Aufnehmer mit Dampfmantel versehen und wird mit Frischdampf geheizt, welcher von dem Absperrventil aus abgezweigt wird. Die Durchmesser der Stange betragen 170 bezw. 150 bezw. 120 mm. Die Cylinder sind in der sorgfältigen, hier überall hervortretenden Weise mit Wärmeschutzmasse umhüllt und mit poliertem Stahlblech umkleidet. Die Kolben sind gusseiserne Hohlkörper und breit gehalten, um eine grosse Tragfläche zu erreichen. Die Kolbenringe sind zweiteilig und werden durch Spannfedern angedrückt. Die Kolbenstange geht der ganzen Länge nach durch und ist hinter dem Niederdruckcylinder durch einen Gleitschuh in einer starken gusseisernen Geradführung geführt, welch letztere durch eine kräftige gusseiserne Säule samt Sohlplatte auf das Endgemäuer der Maschinengrube abgestützt wird. Im Zwischenstück, welches hier von gewöhnlicher Länge ist, findet keine Führung statt. Mit dem Kreuzkopf ist die Kolbenstange durch Schraubengewinde und Gegenmutter verbunden. Der Kreuzkopf selbst ist aus Stahlguss und mit gusseisernen Gleitschuhen versehen, er umfasst das Lager des Kreuzkopfzapfens in der Kurbelstange, welches hier 170 mm Bohrung und 210 mm Lauflänge hat. Die Kurbelstangenlänge verhält sich zum Kurbelhalbmesser wie 5 : 1. Der Kurbelzapfen hat 275 mm Durchmesser bei 330 mm Länge. Das Kurbelstangenlager am Kreuzkopfzapfen hat Schalen aus Bronze, während am Kurbelzapfen gusseiserne mit Weissmetall ausgegossene Lagerschalen verwendet sind. Die gussstählerne Kurbel ist auch hier mit Gegengewicht zum teilweisen Ausgleich der beweglichen Massen ausgeführt und warm auf die Kurbelwelle aufgezogen. Die Kurbelwelle selbst hat in den beiden Aussenlagern 380 mm, in der Schwungradnabe 520 mm Durchmesser und ist auf ihrer ganzen Länge durchbohrt. Kolbenstange, Kurbelstange und Kurbelwelle sind aus Siemens-Martin-Stahl von besonderer Güte erstellt. Die auslösende Ventilsteuerung Trappen'scher Bauart wird von der Steuerwelle aus mittels Exzenter und Gestänge auf die Ventilspindeln bezw. diese selbst übertragen. Die Auslösung für den Einlass liegt unten. Der Exzenterring ist durch einen Lenker, der am Steuerbock aufgehängt ist, geführt, hat eine Nase, welche mit gehärteter Stahlplatte belegt ist, wirkt durch diese auf die Ventilzugstange, die oben mit dem doppelarmigen Winkelhebel der Ventilspindel verbunden, unten aber ihrerseits gegabelt ist und mit der Gabel das mit gehärtetem Stahl belegte Querstück umspannt, auf welchem die Nase des Exzenterringes wirkt, letztere beschreibt in ihrem Laufe unabänderlich die Bahn der Ellipse. Die Stange selbst ist, durch einen Hebel und einen nachstellbaren Lenker an einer zweiten Welle aufgehängt, welche für den Hochdruckcylinder durch das Reglergestänge und einen weiteren Hebel bethätigt, d.h. gehoben oder gesenkt wird. Dadurch wird das Querstück längere bezw. kürzere Zeit der Bahn der Ellipse ausgesetzt und damit die Füllung beeinflusst. Für den Niederdruckcylinder muss diese Beeinflussung durch Hebel und Handrad mit Spannfeder, wie solche Vorrichtung am Ende der Welle angeordnet ist, vorgenommen werden. Diese Aufhängewellen sind für jeden Cylinder gesondert angebracht. Um die Umdrehungszahl der Maschine auch während des Ganges derselben beeinflussen zu können, ist ganz am Ende der Reglerwelle des Hochdruckcylinders ein weiterer einarmiger Hebel mit abgedrehter Stange aufgekeilt, um welchen ein mit einem Laufgewicht versehener Hebel wagerecht drehbar ist. Dieses Laufgewicht verdreht je nach seiner Lage die Reglerwelle und hebt und senkt dadurch das Querstück in der Ventilzugstange. Um das Gewicht in jeder Lage feststellen zu können, ist ein Sperrrad vorgesehen, in welches die Spindel des Gewichts mit einer Feder eingreift. Die Einlassventile sind mit den Trappen'schen Ueberdeckungsringen versehen. In Verbindung mit genügend gross und sorgfältig gebauten Luftbuffern sichern dieselben erfahrungsgemäss auch bei grösseren Maschinen einen ruhigen Gang, so dass eine hohe Kolbengeschwindigkeit durchführbar ist. Der Abschluss der Einlassventile soll schon gesichert sein, wenn die Sitzflächen noch etwa 10 mm voneinander entfernt sind, der vollständige Endschluss kann demnach sehr langsam und ohne Stoss erfolgen. Der Regler wird von der Steuerwelle aus durch Zwischenwelle mit zwei Stirnrädern und Kegelrädern angetrieben, alle Zähne der Räder – auch die für Antrieb der Steuerwelle – sind mit Maschine gefräst und laufen im Oelbade. – Verschleiss und Geräusch wird also fast vollständig vermieden. Das Schwungrad hat 7500 mm Durchmesser und ist in sorgfältigster Weise zusammengebaut. Der gusseiserne Kranz ist vierteilig, die Nabe – ebenfalls aus Gusseisen – einteilig. Die acht Doppelarme sind aus starkem Flacheisen hergestellt. Eine kräftige Handdrehvorrichtung, welche in Mitte der Kranzfläche angreift, ist vorgesehen. Das Gewicht des Schwungrades beträgt 43700 kg. Alle Laufflächen der Lager sind reichlich bemessen. Das Kurbellager hat bei 380 mm Bohrung 570 mm Lauflänge. Die Lagerschalen sind vierteilig und mit Weissmetall ausgegossen. Die zwei seitlichen Lagerschalen sind durch Keile nachstellbar. Das Schwungradlager ist zweiteilig und ebenfalls mit Weissmetall ausgegossen, es hat bei 380 mm Bohrung 630 mm Lauflänge und ist mit Ringschmierung versehen. Ebenso besitzen auch sämtliche Steuerwellenlager Ringschmierung. Die Schmierung des Hochdruckcylinders geschieht mit einer Heylandt'schen Graphitschmiervorrichtung, bei welcher Flockengraphit und Oel in der Pumpe selbst gemischt und von hier in den Cylinder gepresst wird. Auch die weiteren Vorrichtungen sind derart, dass die Maschine während des Betriebes jederzeit geschmiert werden kann. Das gesamte Schmieröl wird wieder aufgefangen. Für die Entwässerung aller Teile ist in jeder Hinsicht gesorgt. Die Druckanzeiger befinden sich auf dem jedesmaligen Cylinder angebracht. Das Gewicht der Gesamtanlage ohne Schwungrad und ohne Anker samt Ankerplatten beläuft sich auf 63800 kg. Die Märkische Maschinenbauanstalt vorm. Kamp und Comp. wurde bereits 1819 begründet und arbeitet in seinem Betriebe heute mit fünf Dampfmaschinen von zusammen 200 PS. Im Jahre 1900 wurden 450 Arbeiter beschäftigt und betrug der Wert der Erzeugnisse 2200000 M., die namentlich in Deutschland, Russland, Frankreich und Spanien abgesetzt wurden. (Fortsetzung folgt.)