Titel: Neuere Pumpen.
Autor: Fr. Freytag
Fundstelle: Band 317, Jahrgang 1902, S. 779
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Neuere Pumpen. Von Fr. Freytag, Chemnitz. Neuere Pumpen. Die hauptsächlichsten Verbesserungen, welche die Pumpmaschinen im Laufe der letzten Jahre erfahren haben, beziehen sich auf Erhöhung der Leistungsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit und augenblickliche Bereitschaft des Betriebes, auf Geräuschlosigkeit des Ganges bei Vermeidung jeglicher Stosswirkungen u.a. Die mittels Elektromotoren betriebenen Pumpen haben sich, besonders als schnell laufende Dreizylinderpumpen mit und ohne Räderübersetzung, immer weiteren Eingang verschafft. Behufs Erzielung eines möglichst wirtschaftlichen Betriebes mit zwei- auch dreifacher Expansion des Kesseldampfes arbeitende Dampfpumpen werden in der Regel als Zwillingsmaschinen für hohe Umdrehungszahlen in liegender und stehender Anordnung ausgeführt. Sie dienen zur Versorgung städtischer Wasserwerksanlagen, zur Erzeugung von Kraftwasser u. dergl. Eigenartige Gestalt und Wirkungsweise zeigen die Steuerungsorgane einiger, direkt wirkender Duplex-Dampfpumpen, die vielfach als Kesselspeisepumpen Verwendung finden. Direkt wirkende, sog. Simplex-Pumpen mit und ohne Verbundwirkung des Arbeitsdampfes zeichnen sich durch eine geringe Anzahl der Einzelteile aus. In dem nachstehenden Bericht sind neuere Pumpmaschinen verschiedener Grösse und Bauart und für verschiedene Verwendungszwecke, insbesondere bemerkenswerte Pumpen der internationalen Ausstellung in Glasgow 1901 und der Pariser Weltausstellung 1900, ferner zumeist von englischen Firmen erbaute Wasserwerkspumpen englischer und amerikanischer Städte aufgenommen. Textabbildung Bd. 317, S. 779 Vierfach wirkende Pumpe von Mather & Platt. a Saugrohr; b Sicherheitsventil; c Entwässerungsventil; d Absperrventil; e Luftventil; f Abflussrohr; g selbstthätiger Regulator; h Dampfaustritt; i Dampfeintritt; j Ablassventil; k Schmiergefäss; l Ableiter für Kondenswasser; m m m Ablasshähne. Eine vierfach wirkende, liegende Dampfpumpe kräftiger Bauart, die sich schnell in Gang bringen lässt und ihre sofortige Höchstleistung bei Vermeidung jeglicher Wasserschläge in den Rohrleitungen pp. liefert – infolge dessen für Feuerlöschzwecke besonders geeignet erscheint – bringt die Firma Mather & Platt in den Handel (Revue industrielle No. 43 vom 26. Oktober 1901, S. 421). Die doppelwirkenden Kolben der in einem Stück gegossenen beiden Pumpenzylinder (Fig. 1 u. 2) werden von je einem Dampfkolben bethätigt, deren zugehörige Zylinder in Anbetracht der grossen Geschwindigkeit, mit der die Pumpe arbeiten soll, reichliche Ein- und Ausströmquerschnitte für den Dampf aufweisen. Der Kolben A (Fig. 3) jedes Pumpenzylinders ist röhrenförmig gestaltet und mit einer mittleren Zwischenwand versehen; eine einzige, aus mit Talg eingefetteten Hanfflechten bestehende Packung B trennt die beiden Kammern, in denen der Kolben arbeitet. Zum Anziehen der Packung mittels der Schraube D – auch während des Ganges der Pumpe – dient das am inneren Ende ringförmig gestaltete Druckstück C. Die Flüssigkeit wird durch die untere, zur Vermeidung des Abreissens pp. der gehobenen Wassersäule, mit einem Windkessel versehene Kammer des Pumpengehäuses angesaugt. Auf jeder Kolbenseite liegen zwei federbelastete Saug- und zwei desgleichen Druckventile, die nach Entfernung von Deckeln leicht zugänglich sind. Auch in die Druckleitung ist ein Windkessel eingeschaltet. Fig. 1 und 2 zeigen die Gesamtanordnung einer auf horizontalem Fundament festgelegten, zur Lieferung von Wasser für die Luftanfeuchtung in Spinnereien, Webereien pp. dienenden Pumpe. Sie unterscheidet sich von der beschriebenen Konstruktion (Fig. 3) durch Anbringung eines selbstthätigen Regulators g und selbstthätiger Reinigungsvorrichtungen für die Rohrleitungen und die Dampfzylinder. Der Regulator regelt die Zuströmung des Frischdampfes nach der Pumpe derart, dass er mit grösserer oder kleinerer Spannung in die Arbeitszylinder derselben gelangt. Hierzu dient ein Ventil mit beweglichem Diaphragma, welches der direkten Einwirkung der Druckwassersäule ausgesetzt ist. Textabbildung Bd. 317, S. 779 Fig. 3. Detail zur Pumpe von Mather & Platt. Die Abführung des Kondenswassers aus den Dampfzylindern geschieht durch Rohrleitungen, Ablasshähne pp. mittels des selbstthätigen Ableiters l, diejenige des an den tiefsten Punkten der Rohrleitungen angesammelten Wassers durch besondere Ablasshähne. Eine stehende, einfach wirkende Duplex-Verbunddampfpumpe, welche F. Pearn & Co. zum Zwecke erhöhter Nutzleistung derartiger Pumpen konstruierten, beschreibt Revue industrielle vom 9. November 1901, S. 441. Wie aus Fig. 4 ersichtlich, sind die zur Pumpe gehörigen beiden Dampfzylinder mit je zwei verschiedenen Bohrungen auf einer von vier hohlen Säulen getragenen Plattform befestigt, die darunter liegenden Pumpenzylinder zwischen den Säulen angeordnet. In den Dampfzylindern bewegen sich Differentialkolben b, d (Fig. 5 und 6) für den Hochdruck- bezw. Niederdruckdampf. Die Verteilung des letzteren geschieht durch zwei auf gemeinschaftlicher Stange sitzende Schieber i1 und k. Von diesen steht der Kolbenschieber i1 durch einen Kanal i mit dem oberen, den einfach wirkenden Hochdruckzylinder bildenden Teil a, der Flachschieber k mit dem unteren, den doppelt wirkenden Niederdruckzylinder bildenden Teil c des Zylindergehäuses in Verbindung. Der Schieberkasten h bildet den Zwischenbehälter. Die Stange f jedes Kolbens d ist mit dem im oberen Teil als Kurbelschleife ausgebildeten Pumpenplunger g direkt verbunden; die Bewegungen der letzteren werden durch angreifende Lenkstangen auf Kurbeln der Schwungradwelle übertragen. Fig. 5 und 6 zeigen die mittlere Stellung der Schieber und Kolben während des Druck- bezw. Saughubes der letzteren. Im ersteren Falle (Fig. 5) umströmt der Frischdampf den Kolbenschieber i und tritt durch den Kanal i in den Hochdruckzylinder a, um den Kolben b nach abwärts zu bewegen; gleichzeitig strömt Dampf aus dem Zwischenbehälter h durch den vom Flachschieber k freigelegten Kanal l in den oberen ringförmigen Raum c des Niederdruckzylinders, während der Abdampf aus dem unteren Raume e desselben in die Atmosphäre entweicht. Textabbildung Bd. 317, S. 780 Fig. 4. Duplex-Verbunddampfpumpe von Pearn & Co. Die motorischen Kräfte setzen sich aus der Summe der bei den bezüglichen Spannungen während des ganzen Kolbenhubes beinahe gleichförmig wirkenden Kräfte – des Frischdampfes in a auf den Kolben b und des Receiverdampfes in c auf die Ringfläche des Kolbens d – zusammen. Diese Kolbenflächen betragen bei dem Modell einer derartigen Pumpe 322,5 bezw. 232,25 qcm. Textabbildung Bd. 317, S. 780 Zylinder zur Pumpe von Pearn & Co. In dem Diagramm (Fig. 7) entsprechen die Flächen A, C und E den gleichnamigen Zylindern. Es ist zum Zwecke der Arbeitsbestimmung in den beiden ersten Zylindern während des Abwärtshubes der Kolben stets darauf zu achten, dass das in c genommene Arbeitsdiagramm über das in a genommene zu liegen kommt! Der mittlere Druck beim Abwärtshube der Kolben ergiebt sich aus dem Diagramm A zu 4,65, derjenige aus dem Diagramm C zu 0,85 kg/qcm. Die motorische Kraft beim Abwärtshube beträgt sonach im Mittel: 322,5 . 4,65 = 1500 kg 232,25 . 0,85 =   197   „ –––––––––––––––– insgesamt 1697 kg Während des Aufwärtshubes der Kolben (Fig. 6) steht der Hochdruckzylinder durch den Kanal i und Oeffnungen des Schiebers i mit dem Zwischenbehälter h, andererseits letzterer mit dem Raume e des Niederdruckzylinders in Verbindung, während die andere Seite c desselben mit der Atmosphäre kommuniziert. Es wirkt sonach der Receiverdampf mit gleicher Spannung sowohl über dem kleinen wie auch unter dem grossen Kolben; die resultierende Kraft ist gleich dem Produkte aus dem Unterschiede beider Kolbenflächen und der Receiverspannung. Wenn letztere nach dem Diagramm E 1,55 kg/qcm beträgt, so ergiebt sich die motorische Kraft beim Aufwärtshube im Mittel zu 232,25 . 1,55 = 360 kg/qcm d.h. sie beträgt nur etwa 21 % derjenigen beim Druckhube der Kolben. Die vorstehende Rechnung zeigt, dass infolge der zweifachen Expansion des Arbeitsdampfes beinahe die gesamte Arbeit des Dampfkolbens auf den Pumpenplunger unmittelbar übertragen wird. Nur ein geringer Teil der entwickelten Arbeit wird durch Lenkstange und Kurbel auf die Schwungradwelle übertragen; diese Teile können demnach verhältnismässig leicht ausgeführt werden! Textabbildung Bd. 317, S. 780 Fig. 7. Arbeitsdiagramm. Unter Hinweis auf Fig. 4 ist noch nachzutragen, dass die das Pumpengestell bildenden, auf gemeinsamer Grundplatte befestigten 4 hohlen Säulen in ihren unteren Teilen die Saug- und Druckventile aufnehmen. Textabbildung Bd. 317, S. 780 Direkt wirkende Verbund-Duplexpumpe von Carruthers and Co. Unter den auf der internationalen Ausstellung in Glasgow 1901 vertretenen Gegenständen, erregten die von J. H. Carruthers and Co., Polmadie Ironworks, Glasgow, vorgeführten, direkt wirkenden Verbund-Duplexpumpen das Interesse der Fachleute. Zwei im Kesselhaus der Ausstellung untergebrachte derartige Pumpen dienten zum Speisen von Dampfkesseln. Sie bestehen, wie die Engineering vom 8. Novbr. 1901, S. 640 entnommenen Abbildungen (Fig. 8 und 9) erkennen lassen, aus je einem in Nähe der Pumpe liegenden Niederdruckzylinder von 229 mm und dem darüber gestellten Hochdruckzylinder von 127 mm Durchmesser. Der Pumpenzylinder hat ebenfalls 127 mm Durchmesser für 254 mm Hub. Jede Pumpe liefert bei mässiger Geschwindigkeit etwa 27,25 cbm in der Stunde. Die Hochdruckzylinder haben Kolbenschieber, während gewöhnliche Flachschieber die Dampfverteilung der Niederdruckzylinder regeln. Die übrigen Konstruktionseinzelheiten der Pumpe sind aus den Abbildungen deutlich zu erkennen. Eine auf derselben Ausstellung von Glenfield and Kennedy, Limited, in Kilmarnock vorgeführte, elektrisch betriebene Druckwasseranlage – aus einer stehenden Drillingspumpe und zugehörigem Akkumulator für das geförderte Druckwasser bestehend – zeigt die Engineering vom 25. Oktober 1901, S. 591 entnommene Abbildung (Fig. 10). Textabbildung Bd. 317, S. 781 Fig. 10. Elektrisch betriebene Druckwasseranlage von Glenfield and Kennedy. Die Pumpenplunger haben 44,5 mm Durchmesser und 152 mm Hub. Der Arbeitsdruck beträgt etwa 95 kg/qcm Zum Betreiben der Pumpe mittels Zahnräder dient ein von der Firma R. E. Crompton and Co., Limited, in Chelmsford gelieferter Elektromotor von 15 PS, der mit Strom von 200 Volt Spannung arbeitet. Der Akkumulator zeigt die gewöhnliche Bauart derartiger Behälter; er hat einen Plunger von 114 mm Durchmesser und 1270 mm Hub. Die Abstellung der Pumpe erfolgt selbstthätig, sobald der Plunger des Akkumulators seine obere Endstellung erreicht; hat derselbe die Hälfte seines Abwärtshubes zurückgelegt, so fördert die Pumpe von neuem. Dieses Abstellen und Anlassen der Pumpe wird auf elektrischem Wege durch einen hydraulischen Umschalter bewirkt, dessen Wasserzufuhr vom Akkumulator aus mittels eines Dreiweghahnes geregelt wird. Erreicht der Plunger seine obere Endstellung, so erteilt ein Anschlag des Akkumulatorgehäuses einem auf der Hahnspindel befestigten Hebel eine solche Drehbewegung, dass Druckwasser am Ende eines kleinen hydraulischen Zylinders E durch die in Fig. 10 ersichtliche Leitung austreten kann; dadurch wird der Strom nach dem Motor abgeschnitten. Fällt dagegen der Plunger, so bringt ein zweiter Anschlag am Akkumulatorgehäuse den Hahnhebel in seine frühere Stellung zurück. Das Ende des Zylinders steht wieder mit dem Druckwasserbehälter in Verbindung und der entsprechend besegte Kolben ermöglicht mittels eingeschalteter Widerstände die Stromzufuhr nach dem Motor. Ein Wasserkatarakt verhütet das für den Motor bezw. die Armatur desselben nachteilige, zu schnelle Ausschalten der Widerstände. Die Einzelteile des hydraulischen Umschalters sowie des Stromstellers sind Fig. 11 und 12 in grösserem Massstabe dargestellt. Bewegt sich der Plunger des Umschalters E nach rechts, so wird der Hebel A des Stromstellers durch daumenartige Anschläge der für die Kolben der Zylinder D und E gemeinsamen Stange verstellt. Bei der Bewegung des Kataraktkolbens im Zylinder D von rechts nach links, entweicht das vor ihm stehende Wasser durch die mittels Schraube einstellbare Oeffnung C; beim Rückwärtshube dieses Kolbens durchströmt das Wasser das Kolbenventil. Tangyes Limited in Birmingham hatten in Glasgow eine grosse, mit einer Verbund-Dampfmaschine direkt gekuppelte Zentrifugalpumpe ausgestellt, die nach Engineer 1901 für die Hebburn Graving Dockcompany bestimmt ist. Ihre Leistung soll 708000 cbm in 3 Stunden auf 11,50 m Höhe betragen. Wie die dem praktischen Maschinenkonstrukteur entnommenen Abbildungen (Fig. 1315) erkennen lassen, haben Dampfmaschine und Pumpe eine aus zwei Teilen zusammengeschraubte Sohlplatte. Die von Heizmänteln umgebenen Zylinder der Dampfmaschine haben 342 bezw. 698 mm Durchmesser und 508 Kolbenhub. Der Kesseldruck beträgt 10,5 kg/qcm, die Umdrehungszahl 123 bis 166 in der Minute. Die Dampfverteilung des Hochdruckzylinders geschieht durch einen Kolbenschieber, diejenige des Niederdruckzylinders wird durch einen Flachschieber geregelt, der durch einen kleinen Hilfskolben ausbalanziert wird. Die aus Stahl gefertigten Kolbenstangen von je 76 mm Durchmesser sind mit dem zugehörigen Kreuzkopf aus einem Stück geschmiedet. Die Gleitbacken des Kreuzkopfes sind aus Kanonenmetall; die Ständer der Zylinder, welche die Führungen tragen, sind mit den Böden der Zylinder aus einem Stück gegossen. Die in drei breiten, mit Weissmetall gefütterten Metalllager geführte Kurbelwelle hat 165 mm Durchmesser; zwei andere Lager zur Aufnahme dieser Welle sind in den Kasten der Zentrifugalpumpe eingebaut. Das Schwungrad der Dampfmaschine hat 1640 mm Durchmesser und 203 mm Kranzbreite. Textabbildung Bd. 317, S. 781 Umschalter. Das auf der gemeinsamen Welle aufgekeilte Flügelrad der Centrifugalpumpe hat 1968 mm Durchmesser. Saug- und Druckrohre haben 1143 mm lichte Weite. Zur Entfernung der Luft aus der Centrifugalpumpe und der Rohrleitung dient ein Dampfejektor d1; ein Wasserstandglas lässt die Höhe des Wasserspiegels erkennen. Bei den neueren direkt wirkenden „Simplex“-Pumpen der Blake Pumpen-Kompagnie ist die Anzahl der inneren Steuerorgane auf zwei beschränkt und der Hilfszylinder, dessen Kolben bekanntlich die Schwierigkeit der Totlage zu überwinden hat, mit Rücksicht auf Vereinfachung des Antriebes und auf den Einfluss der Gewichte auf die Schieberbewegung, insbesondere bei vertikalen Pumpen, quer zur Zylinderachse der Pumpe angeordnet worden. Wie Fig. 16 bis 18 erkennen lassen, befinden sich im Schieberspiegel ausser dem Auspuffkanal C und den beiden Haupt-Dampfkanälen AA zwei quer zur Pumpenachse angeordnete Hilfskanäle BB, über denen der mit kleinen seitlichen Gruben EE versehene Flachschieber D arbeitet. Die Kanäle B kommunizieren mit den äusseren Enden des Zylinders, während die Kanäle A in einem gewissen Abstande von jedem Ende in den Zylinder einmünden, sodass sie am Ende des Hubes von dem Kolben vollständig gedeckt werden. Der Auspuff ist dann geschlossen und der Kolben wird durch die Kompression des nachbleibenden Dampfes aufgefangen. Um diese Kompression regeln und damit den Hub ganz ausnützen zu können, sind kleine Zwischenkanäle F angebracht, welche durch die Kompressionsventile geöffnet werden können; diese Ventile verbinden die Hauptkanäle A mit den Hilfskanälen B. Textabbildung Bd. 317, S. 782 Zentrifugalpumpe von Tangyes Limited. Wenn der Hauptkolben im Beginn seines Hubes steht, kann Dampf nur solange durch den Hilfskanal in den Zylinder eintreten, bis bei der Weiterbewegung des Kolbens der Hauptdampfkanal geöffnet ist. Die Pumpen arbeiten infolgedessen bei allen Geschwindigkeiten und unter jedem Druck sanft und ruhig. Wegen des allmäligen Eintritts von Dampf beginnt die Kolbenbewegung ohne Stoss. Andererseits bringt die Kompression die bewegten Teile allmälig zur Ruhe und verhindert das Anschlagen des Kolbens gegen die Zylinderenden. An den äusseren Enden des aufgeschraubten Gehäuses für den mit dem Hauptschieber D in geeigneter Weise verbundenen doppelendigen Hilfskolbens H befinden sich je zwei kleine Kanäle J, K, von denen der erstere (J) mit dem Hauptdampfraum, der letztere (K) mit dem Auspuffraum kommuniziert. Der Hilfskolben bildet seinen eigenen Schieber; er hat einen Kanal L an jedem Ende, der, je nachdem er sich über J oder K befindet, die Räume MM mit dem Dampfraum oder mit dem Auspuffraum in Verbindung bringt. Zu dem Zwecke wird der Kolben durch den mit der Schieberstange O verbundenen Hebel N um seine Achse gedreht. Die Schieberstange O erhält ihre Bewegung durch Hebelübersetzung von der Kolbenstange aus; dieselbe kann durch zwei (in den Abbildungen nicht ersichtliche) Stellringe justiert werden. Gegen das Ende des Hubes der Pumpe trifft der Stellringhebel mit den Stellringen zusammen und der Hilfskolben wird um ein geringes gedreht, so dass Dampf in den Raum K an der einen Seite des Hilfszylinders treten kann, während gleichzeitig die andere Seite des letzteren mit dem Auspuffraum verbunden wird. Der Hilfskolben erhält eine achsiale Längsbewegung und nimmt hierbei den Hauptschieber D mit, wodurch die Bewegung des Hauptkolbens eingeleitet wird. Die Kanäle L in den Hilfskolben sind derart geformt, dass der Dampf während des ganzen Hubes Zutritt hat; dagegen wird der Auspuff vor Beendigung des Hubes geschlossen und damit der Hilfskolben durch Kompression in seiner Bewegung aufgefangen, so dass er nicht gegen die Deckel des Hilfszylinders schlagen kann. Durch Regulieren der Stellringe an der Schieberstange und der Kompressionsventile kann man die Pumpe je nach ihrer Grösse mit Geschwindigkeiten von einem bis zu 150 Hüben in der Minute laufen lassen. Bei der immer grösser werdenden Verbreitung elektrischer Zentralen für Städte, Industriebezirke, Fabrikanlagen, Bergwerke, landwirtschaftliche Betriebe pp. tritt das Bedürfnis nach elektrischem Antrieb für Pumpen mehr und mehr in den Vordergrund. Auf der Pariser Weltausstellung 1900 führten die Maschinenfabrik Ehrhardt & Sehmer in Schleifmühle bei Saarbrücken, ferner Ganz & Co. in Budapest mit Elektromotoren betriebene Dreizylinderpumpen vor. Fig. 19 zeigte die Konstruktion der schnelllaufenden Pumpe von Ehrhardt & Sehmer. Die Pumpe wird von einem Drehstrommotor der Elektrizitäts-A.-G. vorm. W. Lahmeyer & Co. in Frankfurt a./M. direkt angetrieben. (La Mécanique a l'exposition de 1900; 6. Lieferung „Les Pompes.“) Sie hat 3 einfachwirkende von einer gekröpften Welle mit unter 120° versetzten, ausgewichteten Kurbeln betriebene Tauchkolben mit zylindrischen Kreuzköpfen, die sich in geschlossenen Führungen bewegen. Zum Schutze gegen äussere Einflüsse und damit kein Schmieröl herausgeschleudert werden kann, ist der Kurbelbetrieb durch eine Blechverschalung des Gussrahmens vollständig eingekapselt. Im Gegensatz zu der bekannten Riedler-Expresspumpe sind die nach Entfernung kugelförmig gestalteter Windkessel leicht zugänglichen Saug- und Druckventile als normale, selbstthätig arbeitende Hartgummi-Ringventile von grossem Durchgangsquerschnitt und demzufolge geringem Hub ausgebildet. Textabbildung Bd. 317, S. 782 „Simplex“-Pumpe der Blake-Pumpen-Kompagnie. Zur Erneuerung der Druckluft in den Windkesseln dient eine Luftpumpe, die wie noch eine Oelumlaufpumpe und eine Schmierpumpe, Bauart Mollerup, für die Kolbenstopfbüchsen von der Kurbelwelle angetrieben wird. Da diese Pumpenart hauptsächlich in Bergwerken Aufstellung findet, ist der durch eine elastische Kupplung mit der Kurbelwelle verbundene Elektromotor ebenfalls durch ein Blechgehäuse gegen äussere Einflüsse geschützt. Textabbildung Bd. 317, S. 783 Fig. 19. Pumpe von Ehrhardt & Sehmer. Die Abmessungen der Pumpe sind nachstehend gegeben: Durchmessen der Plunger 105 mm Hub 200   „     Normale Geschwindigkeit in der Minute 200 bis 250 Umdrehungen Kolbengeschwindigkeit            80 bis 100 m in der Minute Geschwindigkeit auf der Ausstellung    210 Umdrehungen Theoretische Fördermenge bei dieser Geschwindigkeit 1090 l Wirkliche Fördermenge bei dieser Geschwindigkeit 1000 l Lieferungsgrad ∾ 0,92 Druckhöhe 250 bis 300 m Spannung des elektrischen Stromes 500 Volt Stromstärke 45 Amp. Anzahl der Perioden 200 Leistung in PS 75 bis 80 Textabbildung Bd. 317, S. 783 Fig. 20 u. 21. Dreizylinderpumpe von Ganz & Co. Die von Ganz & Co. ausgestellte Dreizylinderpumpe für elektrischen Antrieb (Fig. 20 und 21) besitzt Räderübersetzung, um die niedrige Umlaufzahl der ganz normal konstruierten einzylindrigen Pumpe aufrecht zu erhalten. Ein auf der Achse des von einem Blechmantel umkleideten Motors befestigtes, aus Leder-Rohhaut gefertigtes Getriebe steht mit dem gusseisernen Zahnrad einer Vorgelegewelle in Eingriff, welche letztere die Bewegungen mittels gewöhnlicher Stirnräder auf die mit um 120° gegenseitig versetzten Kurbeln versehene Antriebwelle der Pumpen überträgt. Die Hauptabmessungen der Pumpe sind folgende: Minutliche Fördermenge 1000 l Durchmesser der Tauchkolben   175 mm Hub                 „            „   220    „ Minutliche Umdrehungszahl     72    „ Leistung des Elektromotors     12 PS Minutliche Umdrehungszahl des Elektromotors   800 Zur Erleichterung des Anlassens sind, wie auch bei der Pumpe von Ehrhardt & Sehmer, Saug- und Druckräume derselben miteinander verbindende Kupferrohre angeordnet. „The Engineering and Mining Journal“ bringt die Beschreibung einer elektrisch betriebenen Dreizylinderpumpe zum Speisen der Dampfkessel in der neuen Zentrale der Brooklyn Edison-Electric Light and Illuminating Company in Brooklyn. Die von Henry R. Wortington in Brooklyn erbaute Pumpe wird mittels einfacher Räderübersetzung von einem Elektromotor angetrieben. Die Thatsache, dass zwei derartige Pumpen, ferner auch die Luft- und Zirkulationspumpen dieser neuen Zentrale elektrischen Antrieb erhalten haben, obwohl gespannter Dampf zur Verfügung steht, spricht von der wachsenden Beliebtheit, deren sich die elektrischen Pumpen in der Neuzeit erfreuen. Die Zeitschrift Mines and Minerals bringt eine vertikale Senkpumpe mit elektrischem Antrieb der General Electric Company. Es ist eine Duplexpumpe mit doppeltwirkenden Plungern von je 127 mm Durchmesser für 152 mm Hub; sie läuft mit 75 minutlichen Umdrehungen und fördert 680 l auf etwa 92 m Höhe. Der von einem wasserdichten Stahlgehäuse umkleidete Motor entwickelt eine Leistung von 15 PS. Die mittels doppeltem Zahnrädervorgelege von dem Motor betriebene Kurbelwelle und der Anlasshebel werden in äusseren Stopfbüchsen geführt. Sämtliche der Abnutzung unterworfenen Einzelteile haben reichlich grosse Abmessungen. Die aus bestem Schweisseisen gefertigte Kurbelwelle läuft in Messinglagern. Die Kurbelstangen sind ebenfalls geschmiedet; ihre oberen Enden entsprechen dem bei Schiffsmaschinen üblichen Typus. Die Führungen für die Kreuzköpfe sind gebohrt, so dass letztere in Linie mit den Pumpenzylindern liegen. Die Ventile sind nach Entfernung einer einzigen platte bequem zugänglich. Textabbildung Bd. 317, S. 783 Fig. 22. Senkpumpe der Blake-Pumpen-Komp. Fig. 22 veranschaulicht eine ebenfalls elektrisch angetriebene vertikale Senkpumpe der Blake-Pumpen-Kompagnie. Es ist eine Triplexpumpe mit einfachwirkenden Plungern von je 75 mm Durchmesser und 100 mm Hub, die in der Minute 60 l auf 70 m Höhe fördert. Die Pumpe hat doppeltes Zahnrädervorgelege und der Motor von 3 PS befindet sich oben; er ist von einem gusseisernen Gehäuse ganz umkleidet und auch die äusseren beweglichen Teile der Pumpe, wie Kurbelwelle, Pleuelstangen etc. sind ganz im gusseisernen Gehäuse eingeschlossen. Die Zahnräder werden mit Schutzmänteln umgeben. Grössere derartige Pumpen – für Leistungen von 150 bis 370 l/Min. auf 60 m Höhe werden von der Firma als Duplexpumpen mit doppeltwirkenden Plungern ausgeführt. Bemerkenswerte Angaben betreffs des Kohlenverbrauches der von Fraser & Chalmers in Chikago für die Chapin Mine in Iron Mountains, Michigan, erbauten unterirdischen Drillings-Wasserhaltungsmaschine mit gesteuerten Ventilen, Bauart Riedler, bringt „Mines and Minerals“ vom März 1898. Textabbildung Bd. 317, S. 784 Fig. 23. Maschine von Merryweather and Sons. Die Differenzialplunger haben je 175 bezw. 245 mm Durchmesser für 762 mm Hub; sie werden von einer Drillings-Tandem-Verbundmaschine mit Kondensation, Bauart Corliss, mit je 559 bezw. 914 mm Zylinderdurchmesser für 762 mm Hub angetrieben. Die Maschine soll nach den Lieferungsbedingungen mit 74 minutlichen Umdrehungen etwa 10 cbm Wasser auf eine gesamte Höhe von 520 m fördern und hierbei unter Rücksichtnahme auf höchste Wirtschaftlichkeit des Betriebes mit Dampf von 7,75 kg/qcm oder mit Druckluft von 4,2 kg/qcm Spannung gespeist werden. Augenblicklich fördert die Maschine erst 9,1 cbm Wasser in der Minute auf etwa 400 m Höhe, doch soll ihr Brennmaterialverbrauch gegenüber der vorderen in dem Chapin Mine aufgestellt gewesenen Pumpmaschine bereits von 30 auf 8 t in 24 Stunden zurückgegangen sein! Eine Maschine, die je nach den örtlichen Verhältnissen entweder als Dampfpumpe oder als Motor zum Betreiben kleinerer Hilfsmaschinen etc. Verwendung finden kann, beschreibt „The Engineer“ vom 13. Mai 1898, S. 448. Die in Fig. 23 ersichtliche, von Merryweather and Sons in London insbesondere für Bergwerksarbeiten erbaute Maschine hat eine Dampfpumpe, die sich augenblicklich ausrücken lässt, falls mittels eines über das Schwungrad der Maschine gelegten Riemens leichtere Arbeitsmaschinen betrieben werden sollen. Die kleineren Modelle der Maschine wiegen nur etwa 7100 kg einschliesslich Kessel, Maschine und Pumpe; sie lassen sich auf Rädern verschieben oder es ist ein Transport derselben mittels Schulterstangen möglich, die durch Ringe am oberen Ende des Wasserrohrkessels gesteckt werden. Die Maschine kann etwa 6 PS entwickeln, während die ganz aus Kanonenmetall gefertigte Pumpe etwa 160 l Wasser in der Minute auf 65 m Höhe fördert. Zur Maschine gehören noch Speisepumpe, Injektor, Sicherheitsventil, Dampfbläser und eine Vorrichtung, die das Speisen des Kessels auch mittels der Hauptpumpe ermöglicht. (Fortsetzung folgt.)