Titel: Neuerungen auf dem Gebiete der elektrischen Beleuchtung.
Autor: Adolf Prasch
Fundstelle: Band 317, Jahrgang 1902, S. 822
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Neuerungen auf dem Gebiete der elektrischen Beleuchtung. Von Ingenieur Adolf Prasch, Wien. (Schluss von S. 814 d. Bd.) Neuerungen auf dem Gebiete der elektrischen Beleuchtung. Die Quecksilberdampf-Lampe von Cooper Hewitt. Ueber diese neue elektrische Glühlampe, bei welcher Quecksilber dämpfe in evakuierten Glasröhren, mittels Durchleitung elektrischer Gleichströme, zum Leuchten gebracht werden, liegt eine Reihe neuer Beobachtungsergebnisse vor, die das Wirken dieser Lampe näher beleuchten, und deren Vorführung daher in Ergänzung der in Heft 41 vom Jahre 1901 gebrachten Mitteilungen, hier jedenfalls von Wert sein dürfte und zwar dies umsomehr, als der Nutzeffekt dieser Lampe als ausserordentlich gross angegeben wird. Nach Cooper Hewitt wird diese Lampe z. Z. für die in Amerika übliche Spannung von 118 Volts gebaut, die Stromstärke schwankt zwischen 1–6 Ampère. Der Gesamtenergie-Verbrauch beträgt für die sphärische Kerze, wie dies auch durch Messungen von Dr. Max von Recklinghausen bestätigt wurde, ungefähr 0,5 Watt. Der Verbrauch kann jedoch unter günstigen Bedingungen auf 0,4 Watt und darunter herabgedrückt werden. In einzelnen Fällen sind sogar 0,33 Wattkerzen ohne Ballastwiderstand erreicht worden. Die Lampen können für jede beliebige Lichtstärke gebaut werden und lässt sich auch die von der cm Glasröhrenlänge ausgestrahlte Lichtmenge innerhalb weiter Grenzen regeln, die von dem Widerstände der Glasmasse gegen Erweichen bei allzu hoher Temperatur abhängig sind. Thatsächlich sind von den in No. 41 vom Jahre 1901 dargestellten Lampentypen, solche von 0,3 cm bis 7,5 cm Durchmesser und 7,5 cm bis 3 m Länge gebaut worden, welche Lichtmengen von 10 bis 3000 HK ausstrahlen. Wiewohl die Lampe mit ausserordentlich starkem, scheinbar weissem Licht brennt, so ist die Farbe des Lichtes dennoch ein bleiches Blaugrün, was der fast gänzlichen Abwesenheit von roten Lichtstrahlen zugeschrieben wird. Diese Farbe erweist sich unter Umständen von Nachteil, kann aber für viele Zwecke unmittelbar als ein Vorteil bezeichnet werden, indem das blaugrüne Licht in allen jenen Fällen, wo das Auge dauernd und intensiv in Anspruch genommen ist, wie in Werkstätten, Zeichen- und Lesesälen, weniger ermüdend wirkt, wie ein Licht, dem viele rote Strahlen beigemengt sind. Auch für Strassenbeleuchtung eignet sich dieses Licht vorzüglich, indem es eine grosse raumdurchdringende Kraft besitzt, was ebenfalls der Abwesenheit von roten Strahlen zugeschrieben wird. In jenen Fällen, wo die Abwesenheit von rot einen Nachteil bildet, lässt sich vorzügliche Abgleichung erreichen durch Zwischenschaltung von gewöhnlichen Glühlampen. Rote Gläser oder Reflektoren können diesen Zweck selbstverständlich nicht erfüllen, wohl aber kann man ganz gute Erfolge erzielen mit Reflektoren und Geweben, die mit Farbstoffen gefärbt sind, welche unter dem Einflusse des Quecksilberlichtes rot fluoreszieren. Hervorzuheben ist ferner noch die ausserordentliche chemische Wirksamkeit des Quecksilberlichtes. Dasselbe soll bei gleicher Expositionsdauer für photographische Zwecke die ganz gleiche Wirksamkeit ergeben, wie eine Bogenlampe mit 30facher Wattzahl. Für die Beziehung von Spannung und Strom, der die Lampe unterworfen ist, oder für die Charakteristik der Lampe gilt die Regel, dass die Lampenspannung der Länge der stromführenden Gassäule direkt und dem Durchmesser (nicht Querschnitt) derselben umgekehrt proportional ist. Dies bezieht sich unter sonst gleichen Bedingungen nur auf jenen Teil der Spannungskurve, bei welcher die beste Oekonomie erreicht wird. Innerhalb des Gebietes des guten Nutzeffektes ändert sich die Lampenspannung, wie sich dies aus der in Fig. 26 dargestellten Charakteristik einer derartigen Lampe ergiebt, mit Aenderungen der Stromstärke nur wenig; der Strom kann innerhalb dieses Gebietes um 50 bis 100 % variieren, ohne dass sich die Lampenspannung um mehr als ein paar Prozente ändert. Bei Beginn dieser Kurve, welche jenen niedrigsten Strom von ungefähr 3 Ampère darstellt, bei welchem die Lampe unter normalen Umständen brennen bleibt, ergiebt sich etwa ein Nutzeffekt von 0,5 Watt für die Kerze. Textabbildung Bd. 317, S. 821 Fig. 26. Bei zunehmender Stromstärke sinkt die Spannung nur wenig und die Oekonomie der Lampe wird eine sehr gute. Zwischen 4,5 und 5 Ampère beginnt die Spannung zu steigen und steigt bei über 5 Ampère sehr rasch an, wobei sich die Oekonomie, wie aus den beigegebenen Ziffern zu ersehen ist, stark vermindert. Die geeignetste Stromstärke liegt an dem flachen Teile der Kurve zwischen 4 bis 4,5 Ampère, man wählt daher die Länge der Lampe der herrschenden Leitungsspannung entsprechend und schaltet einen passenden Ballastwiderstand vor, der 5 bis 20 % der Leitungsspannung vernichtet. Dieser Widerstand lässt sich bei guter Konstruktion der Lampe so weit herabmindern, dass er nur ½ % der Leitungsspannung aufnimmt. Von grösster Wichtigkeit für diese Dampflampe ist die Beziehung zwischen der Dichte des Gases zu dessen Leitungsfähigkeit. Jede stromführende Gassäule hat eine bestimmte Gasdichte, bei welcher die Leitungsfähigkeit der Gassäule am grössten wird. Da nun die Gasdichte von der Temperatur abhängig ist, kann man auch sagen, dass jede Lampe eine bestimmte Temperatur hat, bei welcher die grösste Leitungsfähigkeit eintritt. Die Temperatur hängt nun von der Wärmemenge ab, welche die Lampe nach aussen abgiebt, und ist die Grösse dieser Wärmeabgabe wieder von der Aussentemperatur abhängig. Da nun mit dem Eintreten der grössten Leitungsfähigkeit der Gassäule anscheinend auch die günstigsten Bedingungen für die Lichterzeugung gegeben sind, so handelt es sich darum, diese Temperatur auch für die Dauer aufrecht zu erhalten. Diesem Zwecke dient die Kühlkammer K, eine in die Röhre ausgeschmolzene Ausbuchtung (s. Fig. 27), welche vom Strome nicht oder wenigstens nicht sichtbar durchflössen ist. Diese Kühlkammer erhält nebenbei den Gasdruck im Inneren der Lampe auf jener Höhe, bei welcher die Lampe die gewünschte Stromstärke einhält. Die Grösse der Kühlkammer darf, da mit der Vergrösserung der Oberfläche sich der Gasdruck im Inneren erniedrigt, nicht beliebig gewählt werden, sondern muss in einem genau bestimmten Verhältnisse zur Grösse der Gasstrecke stehen. Dieses Verhältnis hängt nun auch von der Aussentemperatur ab, so dass auch die Bauart der Lampe der Aussentemperatur angepasst werden muss. Die Lampe wird nun im allgemeinen so gebaut, dass sie bei Zimmertemperatur am ökonomischsten brennt. Eine derartige Lampe im Winter im Freien gebrannt, nimmt, da sich der Widerstand durch Abkühlung verringert, sehr viel Strom bis zu 11, gegen normal 5 Ampère auf, ohne entsprechend mehr Licht zu erzeugen. Für geringe Aussentemperatur wird die Lampe daher mit einem zylindrischen Glasmantel umgeben, welcher die von der Lampe abgegebene Wärme zusammenhält. Textabbildung Bd. 317, S. 822 Fig. 27. Die Faktoren, von welchen der Widerstand der Lampe abhängt, sind: 1. Länge und Durchmesser der leuchtenden Gassäule, 2. Grösse der die Gasdichte bestimmenden Kühlkammer, 3. Aussentemperatur und 4. Widerstand der Elektroden. Es lässt sich sonach an der Hand von wenig Konstanten die Charakteristik der Lampe ebensogut vorausbestimmen, wie die einer gewöhnlichen Glühlampe. Der Widerstand des leuchtenden Mediums lässt sich hierbei innerhalb weit grösserer Grenzen verändern, wie bei der Glühlampe, bei welcher der spezifische Widerstand des Kohlefadens nur innerhalb sehr enger Grenzen abgeändert werden kann. Normal geht die Hewittlampe, wenn man sie mit der Stromquelle in Verbindung bringt, nicht an. Dieses Widerstreben gegen das Angehen, welches man als Initialwiderstand der Lampe bezeichnen kann, ist im kalten Zustande der Lampe viel grösser, als wenn sie heiss ist. Er vergrössert sich, wenn die Lampe gebrannt hat und sich sodann wieder bis auf die normale Temperatur abkühlt. Hierauf folgendes stundenlanges Ausruhen der Lampe, verringert jedoch den Initialwiderstand wesentlich. Dieser Initialwiderstand lässt sich nun in einfacher Weise durch einen Stoss eines hohen elektrischen Potentiales überwinden, dessen Wirkung durch die mit dem positiven Pole verbundene äussere Metallbelegung wesentlich erhöht wird. Ist der Initialwiderstand durch diesen Potentialstoss überwunden, so sendet die an die Lampe angelegte Leitungsspannung den starken Strom durch die Gassäule und bringt sie zur Lichtausstrahlung. In vielen Fällen sind mehrere derartiger Potentialstösse erforderlich, um die Lampe zum Angehen zu bringen. Nach Hewitt scheint der Initialwiderstand nur in der negativen Elektrode gelegen zu sein und findet die Ueberwindung dieses Widerstandes nur dann statt, wenn man es mit einer Elektrode zu thun hat, die durch den Potentialstoss physikalisch verändert, d.h. verdampft oder zerstäubt wird. Um nun diesen hohen Potentialstoss zu erzeugen, bedient man sich der in Fig. 27 dargestellten Einrichtung. Die Magnetisierungsspirale M ist normal in den Stromkreis der Lampe eingeschaltet. In einer Abzweigung befindet sich der Ausschalter oder Taster T und ein kleiner Wiederstand R, über welchen, wenn der Taster niedergedrückt wird, die Magnetisierungsspirale in Kurzschluss kommt. Sobald nun der Taster losgelassen wird, entsteht in der Spirale ein Induktionsstrom, der durch die Lampe hindurchgehen muss und von so hohem Potential ist, dass er den Initialwiderstand zu überwinden vermag. Bei Anwendung von Wechselstrom müsste dieser Initialwiderstand bei jedem Wechsel von neuem überwunden werden, und würde dies bedingen, dass die Lampe fortwährend mit dem hohen Zündungspotentiale beschickt wird. Diesbezügliche Versuche an einer 100 Volt 2 Ampère Gleichstromlampe haben ergeben, dass dieselbe dauernd von einem Wechselstrom von 5000 Volt durchflossen werden müsste, um sie im Brennen zu erhalten. Es ergiebt sich hieraus, dass die Cooper-Hewitt-Lampe nur für Gleichstrom verwendet werden kann. Die Ausgestaltung der Lampe kann verschiedenartig erfolgen; so lässt sich die Röhre spiralförmig formen etc. etc. und demnach auch den jeweiligen Beleuchtungsverhältnissen anpassen. Die Wirkungsdauer einer derartigen Lampe wird als gleichwertig mit der einer guten Glühlampe angegeben. Der Gasdruck der Lampe beträgt bei normalem Brennen derselben etwa 2 mm Quecksilber. Die Erwärmung der Lampe geht hierbei nicht höher, als dass man sie noch eben mit der Hand berühren kann. In neuester Zeit hat sich Hewitt eine neue Type von Gaslampen patentieren lassen, welche sich in ihren Einzelheiten wesentlich von den im Vorhergehenden behandelten Lampen unterscheiden und eigentlich eine Kombination von Gasglüh- und Glühlampe der Nernsttype darstellte. Diese neuen Lampen, die in den Fig. 28 bis 30 dargestellt sind, haben annähernd die Grösse von gewöhnlichen Glühlampen. Das wesentliche Charakteristikon dieser Lampe beruht auf der Anwendung einer Kathode aus einem Material, welches unter dem Einfluss der Wärme Licht ausstrahlt. Als solches wird eine der seltenen Erden oder eine Mischung derselben genommen. In Fig. 28 stellt A die Anode und K die Kathode dar. Die Anode ist auf die Glassäule g aufgesetzt, welche den Einführungsdraht d umgiebt, und mit letzterem verbunden, p ist eine Porzellanröhre, in welche die Kathode eingesetzt ist. Diese Porzellanröhre ist ausserdem noch von einer Glasröhre umgeben, in welche der Einführungsdraht eingeschmolzen ist. Die Verbindung der Kathode mit der Porzellanröhre ist eine derartige, dass der Strom nicht direkt, sondern nur über die Kathode zu dem. Metallleiter gelangen kann. Textabbildung Bd. 317, S. 822 Fig. 28. Da die Kathode aus einer oder mehreren seltenen Erden hergestellt wird und daher einen hohen Widerstand besitzt, erfolgt das Angehen der Lampe dadurch, dass der Strom trotz der guten Isolierung des Leiters dennoch genügend Weg über das in der Lampe befindliche Gas findet, um eine Erwärmung der Kathode bis zur Leitungsfähigkeit herbeizuführen, worauf der Strom die Kathode durchfliesst und sie auf jenen Wärmegrad bringt, bei welchem sie Licht ausstrahlt. Da die Glasbirne mit Gas von entsprechender Dichtigkeit angefüllt ist, so wird beim Durchgange des Stromes durch die Lampe ein bedeutender Hitzegrad an der Kathode erzeugt, welcher in Berücksichtigung der Thatsache, dass das Gas ein schlechter Wärmeleiter ist, vollkommen genügt, um die Kathode dauernd Licht ausstrahlen zu lassen. Der Erfinder stellt fest, dass die Lampe bei Anwendung von verdünntem Stickstoff in der Glasbirne und mit Elektroden, die ca. 28 cm von einander abstehen, mit einem Strom von 750 Volt angeht und dass der Widerstand, welchen das Gas dem Durchgänge des Stromes entgegenstellt, sowie der Widerstand zwischen Gas und Elektroden die Lampe selbst regulierend macht. Demgemäss geht nur eine ganz bestimmte Menge elektrischer Energie durch die Lampe, welche sich in Licht und Wärme umsetzt, wobei die entstehende Wärme ausreichend ist, um die Kathode im Glühen bezw. Leuchten zu erhalten. Der Widerstand von Gasen ändert sich umgekehrt mit dem Strome. Bei dieser Lampe ist jedoch jedes Ansteigen des Stromes, welches eine Verringerung des Widerstandes des Gasweges hervorruft, von einer Erhöhung des Widerstandes an der Kathode begleitet und umgekehrt, sodass stets eine gegenseitige Kompensation eintritt, welche den Widerstand der Lampe nahezu stets gleich erhält. Diese besondere Art des Widerstandsausgleiches ist ein Phänomen, welches bei genauer Adjustierung der Lampe unter der Voraussetzung immer eintritt, dass weder eine physikalische noch eine chemische Wirkung an der negativen Elektrode platzgreifen kann. Diese Eigenschaft der Selbstregulierung ist von grosser Wichtigkeit, gleichgiltig ob die Lampe für Abgabe von Licht einzig durch die Wirkung des Gases, oder nur durch die Inkandescenz der negativen Elektrode, oder durch Beide konstruiert wird. Eine derartige Lampe wird, da sie den Widerstand selbstthätig reguliert, auch bei grossen Schwankungen der elektromotorischen Kraft verwendbar sein. Sie soll bei jenem Strome angehen, mit welchem sie normal betrieben wird, und sich auch für Wechselstrom eignen. In den beiden Fig. 29 und 30 ist eine modifizierte Form dieser Lampe dargestellt, bei welcher die Kathode von einer in Form eines Ringes ausgebildeten Anode umgeben ist. Textabbildung Bd. 317, S. 823 Fig. 29. Textabbildung Bd. 317, S. 823 Fig. 30. Praktische Erfahrungen über diese Lampengattung liegen zur Zeit noch nicht vor, so dass sich jedes Urteiles enthalten werden muss. Dagegen ist Quecksilberdampflampe desselben Erfinders, wenn sich die Angaben über Stromverbrauch auch im Dauerbetrieb als richtig erweisen, trotz vieler Schattenseiten, wie grünliches Licht, Erfordernis einer bestimmten Aussentemperatur und Gefahr der Vergiftung durch Quecksilberdämpfe, beim Bersten einer Lampe etc. dennoch ein weites Anwendungsgebiet sicher, weil sie eine der billigsten, bekannten Lichtquellen darstellt. Das Glimmlicht von Dr. Mc. Farlan Moore. Die allseits bekannten Versuche von Nicola Tesla, nach welchen mit verdünnten Gasen angefüllte Glasröhren durch Wechselströme von ungeheuer hoher Periodenzahl und hoher Spannung zum hellen Leuchten gebracht werden können, ohne dass eine doppelte Leitungsverbindung erforderlich wäre, brachten Mc. Farlan Moore auf den Gedanken, dieses Ziel auch auf anderem Wege unter Anwendung von Strömen normaler Spannung anzustreben. Bei seinen diesbezüglichen Studien kam er zu dem Ergebnis, das nicht die Zahl der Wechsel allein, sondern auch die scharfe, exakte Unterbrechung des Stromes zur Hervorrufung der Wechsel eine wichtige Bedingung für die Erzeugung von Glimmlichterscheinungen sei, und dass die Zahl der Wechsel ebenso auch die Spannung wesentlich herabgedrückt werden kann, wenn scharfe Stromunterbrechung stattfindet. Dies führte ihm zu der Konstruktion seines Vakuumunterbrechers, bei welchem der Anker samt Kontakt eines gewöhnlichen Unterbrechers, in einer dem gewöhnlichen Zimmerläutewerk-Unterbrecher ganz ähnlichen aber viel subtileren Ausführung in eine evakuierte Glasröhre eingeschlossen ist (Fig. 31). Die abgehenden Wechselströme werden zu dem eigentlichen Leuchtkörper einer besonders geformten Elektrode geleitet. Da eine direkte Stromleitung innerhalb der Glasbirne nicht stattfindet, so ist das Erglühen der verdünnten Gasschicht nur auf statische Wirkungen zurückzuführen. Im Jahre 1896 wurden die Glasbirnen durch Röhren ersetzt und an letzteren wurde gezeigt, dass eine Beleuchtung mit dieser Art von Licht, welche als „kaltes Licht“ bezeichnet wird, durchführbar sei und in bezug auf Lichtemission allen Anforderungen zu entsprechen vermöge. Die diesbezügliche Anordnung, ist aus Fig. 32 zu ersehen. Textabbildung Bd. 317, S. 823 Fig. 31. Textabbildung Bd. 317, S. 823 Fig. 32. Während der elektrischen Ausstellung im Madison Square Garden zu New-York (1898) wurde eine Kapelle mit solchen Röhren beleuchtet, welche sich der architektonischen Form des Gebäudes anpassten. Hierbei gelangte statt des Selbstunterbrechers ein rotierender Unterbrecher, der gleichfalls in eine evakuierte Glashülle eingeschlossen war, zur Anwendung. (Fig. 33.) Der Vakuumunterbrecher erwies sich jedoch für grössere Anlagen nicht als praktisch, weil mechanische Schwierigkeiten die Herstellung grösserer Unterbrecher unmöglich machten und daher für derartige Anlagen zu viele derartige Unterbrecher zur Anwendung hätten kommen müssen. Textabbildung Bd. 317, S. 823 Fig. 33. Um diesen Nachteil zu beseitigen, konstruierte Moore zunächst eine Dynamomaschine, welche solche elektrische Wellen erzeugte, dass die Röhren direkt durch dieselben zum Leuchten gebracht werden konnten. Hierzu müssen die elektrischen Wellen nach Moore sehr stark zugespitzte Form haben, wie solche im Vergleiche zu einer gewöhnlichen Sinus welle in Fig. 34 dargestellt ist. Durch Moores Dynamomaschine, über deren Konstruktion jegliche Mitteilung fehlt, war diese Schwierigkeit beseitigt, indem eine beliebige Anzahl von Röhren (Fig. 35) an die Leitung angeschlossen werden konnten. Textabbildung Bd. 317, S. 823 Fig. 34. Aber diese Verbesserung war nur für neue Anlagen verwendbar, weil die bestehenden elektrischen Zentralen nur mehr oder weniger sinoidal verlaufende Wechselströme liefern und daher ihr Anschluss an die betreffenden Leitungsnetze ausgeschlossen war. In Moores letztem Patent gelangt ein System zur Beschreibung, nach welchem der Anschluss an jedes Beleuchtungsnetz möglich ist, und welches in bezug auf Sicherheit, Wirksamkeit und die Möglichkeit, die Intensität des Lichtes auf jeden gewünschten Punkt zu bringen, allen Anforderungen entsprechen soll. Textabbildung Bd. 317, S. 823 Fig. 35. Der Hauptgegenstand dieser Erfindung liegt in der Vermeidung elektrischer Leiter zum Zwecke der Lichtverteilung. Moore verwendet zu diesem Zwecke lange durchsichtige Röhren, welche den ganzen zu beleuchtenden Raum in der Weise durchlaufen, dass die mit den Leitungen zu verbindenden Elektroden ausserhalb dieses Raumes zu liegen kommen. Die Verbindung der Elektroden mit der Leitung erfolgt in einem feuersicheren Schaltkasten und ist hierdurch jede Feuersgefahr ausgeschlossen. Die Röhren selbst enthalten ein Gas, welches bis zu jenem Grade verdünnt wird dass es bei der Einleitung eines elektrischen Stromes in die Elektroden leuchtend wird. Es kann für einen Raum entweder nur eine Röhre von hinreichender Länge oder eine Anzahl solcher Röhren zweckentsprechend angebracht werden, wobei nur immer vor gesorgt werden muss, dass die an den Enden der Röhre befestigten Elektroden ausserhalb des Raumes mit den Zuführungsleitungen verbunden werden. Die Anordnung nur einer Röhre und deren Verbindung mit der Elektrizitätsquelle ist in Fig. 36 dargestellt. Die Herstellung derartiger Röhren, welche bereits bis zu einer Länge von 30 m erzeugt werden, soll gar keine besonderen Schwierigkeiten bilden und ist es auch möglich, derartige Röhren, wenn sie durch irgend einen Zufall brechen, auszubessern. Textabbildung Bd. 317, S. 824 Fig. 36. Moore zieht es vor, in die Rohre keine Elektroden einzuführen, sondern dieselben bloss mit einer Metallkappe oder einer Kohlenpaste an ihren beiden Enden zu überdecken, wodurch die Einwirkung auf das verdünnte Gas nur auf elektrostatischem Wege erfolgen kann. Selbstredend ist die Länge der Röhre von Einfluss auf die anzuwendende Spannung. Um nun die entsprechende Spannung zu erreichen, gelangen Transformatoren zur Anwendung, deren primäre Wickelung der im Leitungsnetze herrschenden Spannung und deren sekundäre Wickelung der für die Leuchtröhren erforderlichen Spannung angepasst ist. Für den Fall, dass diese Art der Beleuchtung an ein Gleichstromnetz angeschlossen werden soll, gelangt ein den Verhältnissen entsprechend konstruierter Gleichstrom-Wechselstromtransformator zur Anwendung. Nach durchgeführten Untersuchungen soll die Länge der leuchtenden Gassäule mit dem zu erzielenden Nutzeffekte in direktem Verhältnisse stehen, d.h. je länger die Gassäule, desto grösser der Wirkungsgrad. So sollen bei einer Gassäule von 45 cm für die Erzeugung der Lichtkraft einer Normalkerze 15 Watt erfordert werden. Wird diese Säulenlänge verdoppelt, so sind nur mehr 11 Watt und wird sie verachtfacht, nur mehr 4 Watt für die NK erforderlich. Das von diesen Röhren ausgesendete Licht soll vollkommen gleichmässig und milde sein, und jeder gewünschten Intensität angepasst werden können. Die Farbe des Lichtes soll rein weiss sein und dem Tageslichte so vollkommen gleichen, dass es von Moore als „künstliches Tageslicht“ bezeichnet wird. Hierdurch wird die Farbenwirkung dem Tageslicht gegenüber in keiner Weise geändert, was die vorteilhafte Anwendbarkeit dieser Beleuchtungsweise für Bildergallerieen, Kaufhäuser und dekorativ ausgestattete Räumlichkeiten sichert. Die durch die Anbringung an der Decke, sowie durch die räumliche Ausdehnung der leuchtenden Röhre bedingte Lichtverteilung bewirkt, dass alle störenden Schatten und Reflexlichter verschwinden, was gleichfalls als Vorzug dieser Lichtart zu bezeichnen ist. Es soll fernerhin auch möglich sein, durch eine einfache Aenderung der Art des Gases dem Lichte jede gewünschte Färbung zu erteilen. Als besonders wichtiger Punkt wird hervorgehoben, dass dieses Licht als „kaltes Licht“ bezeichnet werden kann, indem die Wärmeausstrahlung eine ausserordentlich geringe ist. Das Licht soll sich auch für die Strassenbeleuchtung vorzüglich eignen, weil die Röhren eine ununterbrochene Lichtquelle bilden und somit die Strassenflächen durchaus gleichmässig erhellen. Da die Röhren nicht gradlinig verlaufen müssen, sondern beliebig abgebogen werden können, so eignet sich dieses Licht auch für Signalisierungs- und Reklamezwecke und kann hierfür ohne Schwierigkeiten in passender Weise ausgenutzt werden. Als Nachteile dieser Art der Beleuchtung wären die Zerbrechlichkeit der verwendeten durchsichtigen Glasröhren und der z. Z. noch immer grosse Energieaufwand 4 Watt für die Kerze zu bezeichnen. Als Vorteile werden ausser der besonderen Qualität des Lichtes die geringen Installationskosten, die günstige Licht Verteilung und die trotz Anwendung sehr hoher Spannungen absolute Ungefährlichkeit der Einrichtung hervorgehoben.