Titel: Die Entwicklung der Glasblasemaschine.
Autor: Wendler
Fundstelle: Band 318, Jahrgang 1903, S. 105
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Die Entwicklung der Glasblasemaschine. Von Dr. Wendler, Charlottenburg. Die Entwicklung der Glasblasemaschine. In den letzten Jahren hat die Frage des maschinellen Glasblasens auch in Deutschland praktische Bedeutung gewonnen. Die Zahl der im Gebrauch befindlichen Maschinen vermehrt sich beständig und ebenso das Interesse, welches die Technik, insbesondere die Glastechnik, dieser Maschine zuwendet. Nicht gering ist die Zahl derer, welche von der Einführung der vorhandenen Maschinen in der Praxis berührt werden, sowie derer, welche die Bemühungen um die Verbesserung des maschinellen Glasblasens fortsetzen. Beiden mag es vielleicht erwünscht sein, an dieser Stelle einen Ueberblick über das bisher auf diesem Gebiete Geleistete zu erhalten. Ein solcher Ueberblick ist unseres Wissens in einigermassen vollständiger Form bisher nicht gegeben worden, und auch durch Zurückgreifen auf die Quelle, d.h. die Patentlitteratur, bei deren ganz beträchtlichem Umfange, nicht leicht zu gewinnen. Wie gross die auf diesem Gebiete geleistete, erfinderische Arbeit ist, mag daraus entnommen werden, dass die ersten Versuche das Problem des Glasblasens zu lösen, mindestens 30 Jahre zurückliegen. Wie gross die zu überwindenden Schwierigkeiten sind, davon redet ferner die Thatsache, dass selbst in Amerika, das in der Ausbildung der neuen Technik die Führung ergriffen, die industrielle Ausbeutung des neuen Arbeitsverfahrens noch nicht ein Jahrzehnt alt sein dürfte, dass vielmehr das Handwerk des Glasblasens bis in die letzte Zeit der Mechanisierung, die fast alle Gebiete der Technik ergriffen, im Grossen Ganzen Widerstand geleistet hat. Die nachstehende Uebersicht soll eine Art Entwickelungsgeschichte, natürlich nur in grossen Zügen, zu geben versuchen, indem die augenblicklich im Gebrauch oder in der Einführung befindlichen verschiedenartigen Maschinen möglichst bis in ihre Anfänge zurück verfolgt werden sollen. Da für die ältere Litteratur eine übersichtliche Registrierung nicht vorliegt, so mag vielleicht ein hier als erster bezeichneter Versuch nicht der wirklich allererste sein. Wohl aber dürfte die dargestellte Entwickelung der Wirklichkeit entsprechen. Vergegenwärtigen wir uns in aller Kürze die Herstellung eines Glashohlkörpers durch den Glasbläser. Durch wiederholtes Eintauchen der Pfeife in das geschmolzene Glas wird eine zur Herstellung des zu erzeugenden Glaskörpers ausreichende Menge Glases aufgenommen (das Aufnehmen). Darauf wird durch kurzes Einblasen von Luft in den „Glasposten“ die innere Höhlung vorgebildet; die Glasblase wird an der Pfeife in eine flache schalen artige Form, die Motz, eingelegt, und ihr durch Drücken, Drehen, Stauchen und Ausziehen und ähnliche Handgriffe, unter immer wiederholtem kurzen Einblasen, eine vorläufige Gestalt gegeben, welche als „Külbel“ bezeichnet wird (die Motzarbeit). Soll ein Körper von langestreckter, z.B. Flaschenform, erhalten werden, so lässt man das Külbel unter seinem eigen Gewicht, unterstützt durch Schwingen der Pfeife, sich strecken. Ausser der vorläufigen Formgebung hat diese Zwischenarbeit den sehr wichtigen Zweck, die Wandstärke und die von der Temperatur abhängige Dehnbarkeit des glühenden Glases auf der ganzen Umfläche des Külbels so auszugleichen, dass bei der dritten Arbeitsstufe, dem Fertigblasen, ein Glaskörper von möglichst gleichmässiger Wandstärke und ohne innere, aus ungleicher Abkühlung entspringende Spannungen erhalten wird. Diese dritte Arbeitsstufe besteht nun einfach darin, dass das Külbel in eine Form mit den endgiltigen Abmessungen eingehängt und darin bis zur Ausfüllung der Form aufgeblasen wird. Unter den Maschinen, welche die Nachbildung des eben beschriebenen, grosse Handfertigkeit und körperliche Ausdauer voraussetzenden Arbeitsvorganges bezwecken, kannman drei Hauptgruppen unterscheiden: 1. die Fertigblasemaschinen, 2. die Press- und Blasemaschinen und 3. die Giess- und Blasemaschinen oder Flaschenblasemaschinen. Die Maschinen der ersten Gruppe führen nur die dritte der oben unterschiedenen Arbeitsstufen, das Fertigblasen, aus. Ihre Entwickelung sei zunächst verfolgt. Die ältesten Versuche, Glas mit mechanischen Mitteln fertig zu blasen, beschränken sich darauf, das Fertigblasen mit der Kraft der Lungen zu ersetzen durch Blasen mittels Pressluft. Sie sind wahrscheinlich noch erheblich älter als die amerikanische Patentschrift 89 127 aus dem Jahre 1869, in welcher vorgeschlagen wird, eine Pressluftleitung um den Ofen zu legen und an jedem Arbeitsplatz ein mit Ventil versehenes Mundstück von solcher Einrichtung abzuzweigen, dass beim Einsetzen der Pfeife (an welcher das fertig bearbeitete Külbel hängt) in das Mundstück das Oeffnen des Ventils und das Fertigblasen durch die eindringende Pressluft bewirkt wird. Etwas weiter geht ein recht unbeholfen aussehender Versuch des englischen Glastechnikers Armstrong (Britische Patentschrift 16268 von 1886), der mehrere Glasbläserpfeifen an einem durch den Glasbläser zu handhabenden (also z.B. auch in den Ofen einzuführenden!) Gestell in solcher Weise vereinigt, dass sie mit einer Kurbelscheibe gemeinschaftlich von Hand gedreht und aus einer Luftkammer des Gestells, welche durch einen Schlauch mit der Pressluftleitung verbunden wird, gemeinschaftlich mit Luft gespeist werden können. Wenn derselbe Erfinder, um dem Glasbläser das schwerfällige Gestell wenigstens während des Blasens aus der Hand zu nehmen, in der deutschen Patentschrift 46704, ein besonderes Gerüst vorsieht, in welches das mit Glas beschickte Pfeifengestell so eingesetzt werden kann, dass jede Pfeife sich oben an eine Pressluftdüse und unten an eine Form anschliesst, so stellt auch diese Fertigblasemaschine mit mehrfacher Wirkung kaum mehr als ein Kuriosum vor. Textabbildung Bd. 318, S. 105 Fig. 1. Textabbildung Bd. 318, S. 105 Fig. 2. Die erste, klar gedachte Fertigblasemaschine, mit einfacher Wirkung und in der einfachsten Gestaltung, dürfte die von Rylands und Stoner (brit. Patentschrift 1431 von 1887) sein. Wenn das Külbel an der Pfeife 2 (vgl. Fig. 1) zum Fertigblasen bereit ist, wird die zweiteilige Form T mit dem Handhebel 6 aufgeklappt, das Külbel in dieselbe eingehängt und mittels des Tritthebels 3 die Ventildüse S mit dem Gummimundstück S1 auf das obere Ende der Pfeife aufgesetzt. Das ödere Ende der Pfeife stosst das Ventil S6 auf, sodass die durch P1 zugeführte Pressluft in die Pfeife und den Glaskörper eintritt. Die Feder x hebt nach vollendeter Blasarbeit die Düse S wieder an. Dass die Zeitersparnis mit dieser Vorrichtung nicht erheblich sein kann, leuchtet ohne weiteres ein, da letztere im Grunde nichts weiter ist, als das vorher längst bekannte Formtretwerk, vereinigt mit der Pressluftzuführung. Man kann daher wohl sagen, dass diese Maschinenart erst praktisch brauchbar wurde, als der Amerikaner Owens 1894 sie für mehrfache Wirkung einrichtete (am. Pat. 534840). Wir übergehen die erste etwas primitive, aber schon alle wesentlichen Merkmale des Typus aufweisende Erscheinungsform dieser Maschine, da sie bald durch eine besser durchdachte desselben Erfinders ersetzt wurde, die auch in Deutschland Owens und Libbey geschützt wurde. (D. R.-P. 91512, am. Pat. 548588.) P (Fig. 2) sind die Glasbläserpfeifen, welche mit Glas beschickt in die Presluftdüsen Q3 eingesteckt werden, sodass das Külbel am unteren Pfeifenende von der zugehörigen Form J umschlossen werden kann. Dabei wird die Pfeife am Knauf 26 von einer Gabel am Arm N gehalten. Die Pressluft wird durch die Leitung t, den oberen hohlen Teil der Welle B und den Arm Q zur Düse Q3 geführt, Mehrere Sätze der bisher beschriebenen Teile, hier z.B. vier, sind an der sich drehenden Welle B so angeordnet, dass sie im Kreise umlaufen und dass die Arbeitsbewegungen der Blasevorrichtungen während des Kreislaufs selbstthätig erfolgen. Links wird die mit Glas beschickte Pfeife eingehängt, worauf eine exzentrische Anlaufschiene b2 das Schliessen der Form G veranlasst und eine Anlaufschiene T das Ventil U1 öffnet, welches den Durchgang der Pressluft von dem Arm Q nach Q3 beherrscht. Hierdurch erfolgt das Aufblasen des Glaskörpers, während die Form Vorrichtung den hinteren Halbkreis durchläuft, Gleichzeitig erfährt die Düse Q3, welche drehbar in der Muffe Q2 steckt, durch Abwälzen des Zahnrades oder der Reibungsrolle R an der Fläche S Umdrehung, sodass auch Pfeife und Glaskörper in der Form J gedreht werden. Rechts angekommen, wird die Form durch die Anlaufschiene n geöffnet. Der Formträger H, welcher bei d an der Achse B angelenkt ist und mit einer Rolle k auf der Bahn m läuft, gleitet nun auf einer Senkung von m so nieder, dass die Form J in den Wassertrog A eingetaucht und abgekühlt wird. Während dessen ist in den drei anderen Blasevorrichtungen der Reihe nach je ein Werkstück in Arbeit genommen. Die Fertigblasemaschinen sind im späteren vielfach abgeändert und verbessert worden, und zwar in erster Linie durch die schon genannten Erfinder, denen sich neuerdings noch der Amerikaner Colburn mit einer Reihe neuer Konstruktionen angeschlossen hat. Die Verbesserungen beziehen sich einmal auf die Luftzuführung, welche man der Art des Blasens durch den Glasbläser feiner anzupassen sucht, indem man die Pressluft nicht in gleichmässigem Strom, sondern in abgestufter Weise zuführt, Ferner hat man die Vielzahl der Sätze von Blasevorrichtungen in verschiedener Weise zu einer mehrfachen Maschine zusammen geordnet, Originell ist eine neuere Konstruktion von Colburn (amerik. Patent 620642 von 1899, D. R.-P. 120423 von 1901), bei welcher alle einzelnen Arbeitsvorgänge aufs Genaueste der besonderen Art des herzustellenden Glasgegenstandes angepasst werden können. Die Maschine (Fig. 3) ist auf einem fahrbaren Gestell aufgebaut, welches vom Motor a fortbewegt und dabei mit dem Handrad b gesteuert werden kann. Infolge der oblongen Gestalt des Gestells können mehrere Maschinen, ohne sich zu hindern, vor nebeneinanderliegenden Ofenplätzen aufgestellt werden. Das Ende, an welchem die Pfeife mit dem fertig bearbeiteten Külbel c eingehängt wird, ist dem Ofen zugekehrt, am äusseren Ende wird die fertige Flasche d entnommen. Ihre Fertigstellung vollzieht sich während der Fortbewegung der Blase- und Formmechanismen von c nach d. Es laufen nämlich auf endlosen Geleisen der Plattformen e und f Wagen g um, welche durch Stangen h paarweise verbunden und vom Motor a durch Seil triebe i, k in Umlauf versetzt werden. Die unteren Wagen g tragen rasch kreisende Schablonen v, welche zusammen mit dem Formboden w die Form des sich ausdehnenden Glaskörpers begrenzen; unter dem Einfluss einer den unteren Geleisen parallelen Anlaufschiene weichen sie auf der Fahrt von c nach d und während desKreisens vor dem sich allmählich aufblasenden Glaskörper zurück. Von der sich drehenden Welle x aus. wird den oberen Wagen durch Schläuche l Pressluft und durch mit l verbundene Leiter elektrische Energie zugeführt. Die Pressluft wird den Muffen m zugeführt, welche das obere Ende der Pfeifen y aufnehmen; der Pressluftstrom wird durch ein bei c und d mittels Anschlags selbstthätig geöffnetes und geschlossenes Ventil beherrscht. Die elektrische Energie wird dem Motor n zugeführt, welcher die Pfeifenmuffe m unmittelbar und die Schablonen auf dem unteren Wagen durch die Achse o dreht. Längs des oberen Geleises laufen drei Anlaufschienen, von denen die eine p den Rheostaten q steuert und dadurch die Umdrehungsgeschwindigkeit des Motors, also auch des Glaskörpers und der Schablonen (gegensinnig zum Glaskörper kreisend) in geeigneter Weise während eines Blas Vorganges ändert. Die zweite Anlaufschiene hebt die Muffe m nebst Pfeife allmählich an, da der Glaskörper während des Blasens auch in der Länge wächst. Die dritte Anlaufschiene endlich steuert ein Entlastungsventil, welches einen bemessenen Teil der Pressluft aus der Muffe m zu entlassen gestattet, sodass der Druck der dem Glaskörper zuströmenden Pressluft geändert werden kann, in gleicher Weise, wie der mit dem Munde blasende Glasmacher in gewissen Fällen stossweise oder mit sonst abgestufter Kraft bläst. Alle Anlaufschienen sind leicht auszuwechseln, falls ein anderer Gegenstand geblasen werden soll, welcher abweichende Steuerungen erfordert. Die leeren Wagen durchlaufen einen Tunnel r, in welchem sie durch einen Wasserregen gekühlt weiden. Der Kühlwasserbehälter s wird durch eine Pumpe t fortlaufend aus dem Sumpf u gespeist. Textabbildung Bd. 318, S. 106 Fig. 3. Von Colburn rühren auch neuere Konstruktionen von Maschinen mit einfacher Wirkung her, sowie solche, bei denen mehrere Einzelmaschinen mit gemeinschaftlichem Antrieb, aber besonderer Ausrückung in Reihe zu einer mehrfachen Maschine zusammen geordnet sind, die also von je einem vor und hinter der Keine hin- und hergehenden Arbeiter beschickt bezw. entleert werden. Fig. 4 zeigt nach der Zeitschrift Scientific American (Jahrg. 1902) eine im Betriebe befindliche Maschine der in der Patentschrift 91512 beschriebenen Art. Aus dem Umstände, dass die englischen (und deutschen) Patente für die neueren Colburnschen Maschinen von einer englischen Gesellschaft, Automatic Glass Blowing Patents Syndicate in West Bromwich, genommen wurden, scheint hervorzugehen, dass auch in England die Einführung dieser Maschinen in die Praxis ins Werk gesetzt ist oder werden soll. In Deutschland scheint ein mehr als versuchsweiser Gebrauch nicht stattgefunden zu haben. Wegen der niederen Arbeitslöhne dürfte der in Deutschland bestenfalls mögliche Gewinn kein so beträchtlicher werden wie in Amerika. Dies hängt mit dem Wesen der Fertigblasemaschinen eng zusammen, dass sie eben nur den letzten und kürzeren Teil der Blasearbeit übernehmen können. Textabbildung Bd. 318, S. 107 Fig. 4. Anders bei der zweiten Gruppe von Maschinen, den Press- und Blasemaschinen, welche den Glaskörper aus der geschmolzenen, noch formlosen Glasmasse unmittelbar herstellen, allerdings in einer von der Mundbläserei weit abweichenden Weise. Die gesamte Handarbeit bis zur Gewinnung des zum Aufblasen fertigen Külbels wird durch einen Pressvorgang ersetzt; das gepresste Külbel, wenn man diese Bezeichnung auf den Zwischenkörper anwenden darf, wird an der Mündung durch einen Deckel, Stempel oder dergl. mit Pressluftzuführung abgeschlossen und nun das gepresste Külbel in die durch eine Fertigform vorgestellte vollendete Gestalt aufgeblasen. Dies der G rundgedanke aller Press- und Blasemaschinen, welcher sich, wie man sieht, aus einer älteren Arbeitsweise, dem Glaspressen entwickelt hat. Einer der frühes ten, wenn nicht der erste in der Litteratur niedergelegte Versuch einer solchen Maschine ist die in der amerikanischen Patentschrift 139993 von 1873 beschriebene Maschine der Amerikaner James S. und Thomas B. Atterbury in Pittsburg, der man die Abstammung von der Glaspresse noch anzusehen vermeint. Fig. 5 zeigt die Anordnung für Herstellung eines Kruges mit Henkel. In die Fertigform A wird ein falscher Boden B von unten eingeschoben, welcher den Halsteil der Form unten abschliesst. In den so gebildeten Raum wird geschmolzenes Glas x eingebracht, der übliche Pressring C aufgesetzt und durch dessen Oeffnung der Pressstempel D niedergeführt, sodass Hals und Henkel des Kruges gebildet und das überschüssige Glas an dem Zwischenkörper einen dicken Boden bildet. Darauf wird der Boden B entfernt und jener Glasboden in der Form A zum Bauch des Kruges ausgeblasen, was aber, wie noch später begreiflich werden wird, praktisch nur schwierig auszuführen ist. Textabbildung Bd. 318, S. 107 Fig. 5. Textabbildung Bd. 318, S. 107 Fig. 6. Einen Schritt weiter thut Arbogast, ebenfalls in Pittsburg 1881 (amerik. Patent 260819), indem er das Pressen in derForm A vornimmt (vergl. Fig. 6), danach diese Form und den Pressstempel C entfernt und den nunmehr frei in der Halsform B hängenden Zwischenkörper mit einer besonderen Fertigform umschliesst, auf die obere Mündung einen Blasestempel aufsetzt und mit der durch letzteren zugeführten Pressluft den Zwischenkörper aufbläst. Der Fortschritt liegt darin, dass der Glaskörper durch den Press Vorgang bereits seiner ganzen endgiltigen Erstreckung nach so weit vorgebildet wird, dass die durch Blasen zu bewirkende Volumenzunahme eine möglichst geringe und nach allen drei Richtungen möglichst gleiche ist oder sich in der Hauptsache auf die ausladenden Teile des fertigen Glasgefässes beschränken kann. Da die Pressluft auf alle Teile der durch Pressen hergestellten Külbel w a n d mit gleicher Kraft wirkt, wird die an jeder Stelle erzielte Ausdehnung von dem Zähigkeits- bezw. Temperaturgrade der Glaswandung abhängen. Es ist klar, dass eine gleichmässige Wärmeverteilung um so leichter eintreten wird, je geringer und je gleichmässiger die durch Pressen hergestellte Dicke der Glaswandung ist und dass eine ungleichmässige Ausdehnung umsoweniger zur Entstehung dünner Wandstellen in dem die Fertigform ausfüllenden Glaskörper führen kann, je geringer der Betrag der Ausdehnung beim Blasen überhaupt ist. Zu beachten ist bei dem Arbogastschen Vorschlag noch die Trennung von Kopf- und Körperform, welche für eine grosse Anzahl späterer Konstruktionen typisch geworden ist. An der Kopfform wird der Zwischenkörper während des Austausches der Körperformen gehalten. Diese Anordnung einer besonderen Kopfform führt immerhin zu Mehrarbeit bei der Bedienung, und bei rasch arbeitenden Maschinen mit mehrfacher Wirkung zu einer Verwickelung des Baues, indem ausser der Press- und Blaseform noch eine dritte, nötigenfalls in vielfacher Anzahl an einer Maschine anzuordnen, fortzubewegen, zu öffnen und zu schliessen ist u.s.f. Eine Unzahl von Varianten beziehen sich auf die möglichst zweckmässige und handliche Zusammenordnung dieser drei Formen mit Press- und Blasewerkzeugen. Aber gerade die verbreitetsten Systeme weisen eine andere, von dem Engländer Windmill (brit. Patentschrift 8526 v. J. 1886) vorgeschlagene Einrichtung auf (Fig. 7). Die Pressform a ist von unten in die Fertigform b eingeschoben, deren oberer Rand in einer Nut l2 den Kopf des entstehenden Glaskörpers aufnimmt. Nachdem die Pressform von oben mit geschmolzenem Glase beschickt, durch Niederdrücken des Stempels k die Pressung vollzogen und der Stempel wieder entfernt ist, wird die Pressform durch den Handhebel d nach unten aus der Fertigform herausbewegt, in welcher nun der gepresste Glassack frei hängt, gehalten durch den in der Nut l2 sitzenden Rand. Es ist nur noch nötig, den Boden s so zu verschieben, dass er die Fertigform b unten abschliesst und oben einen Deckel mit Pressluftzuführung aufzusetzen, um den Glaskörper durch Blasen zu vollenden. Textabbildung Bd. 318, S. 108 Fig. 7. Textabbildung Bd. 318, S. 108 Fig. 8. In der eben geschilderten, von Windmill angegebenen Weise ist auch die in Deutschland bereits ziemlich verbreitete Press- und Blasemaschine des Amerikaners BlueAnm. Ein näheres Eingehen auf die Bluesche Maschine unterbleibt, weil diese Maschine demnächst in einem besonderen Aufsatze behandelt wird. eingerichtet (Deutsche Patentschrift 102845, erschienen 1899). Nach dem Windmillschen Gedanken ist auch eine beträchtliche Anzahl von Maschinen mit mehrfacher Wirkung konstruiert worden. Vielfach findet sich die Einrichtung, eine Mehrzahl von Pressformen und von Blaseformen auf je einem sich drehenden Tische kreisen zu lassen. Die Tische stehen so, dass ihre Umfange sich berühren. An dieser Berührungsstelle wird je eine Press- und eine Blaseform zur Zusammenarbeit in der oben geschilderten Weise gebracht. Es sind auch völlig selbstthätig arbeitende Maschinen dieser Art konstruiert worden. Die Fig. 8 und 8a zeigen eine von dem Amerikaner Pyle herrührende, selbstthätig arbeitende Maschine (Oesterreichische Patentschrift 4812). Fig. 8 Textabbildung Bd. 318, S. 108 Fig. 8a. Textabbildung Bd. 318, S. 108 Fig. 9. ist eine Draufsicht. Fig. 8a ein Schnitt nach xx der Fig. 8. a ist der die Bläseformen, b der die Pressformen, tragende Tisch; jener dreht sich im Uhrzeiger-Sinne, dieser entgegengesetzt, c (c1, c2) sind die 6 Blaseformen, d (d1) die 6 Pressformen, welche mit Ohren e auf je zwei senkrechten Führungsstangen auf und ab verschiebbar sind. Wenn bei f eine mit Glas beschickte Pressform unter einer Blaseform steht, befindet sich die Pressform über einem Druckluftzylinder g (Fig. 8a), welcher in diesem Augenblicke angehoben wird und die Pressform in die in Fig. 8a gezeichnete Stellung im Innern der Blaseform c emporhebt. Der Pressvorgang erfolgt also bei dem von Windmill (s. o.) angegebenen Zusammenspiel der Press- und Blaseform, aber in andrer eigenartiger Weise. Zunächst senkt sich nämlich von oben eine der Kernformen h in die Pressform ein, wird in dieser Stellung verriegelt und nun erfolgt die Pressung, indem in den Zylinder g (Fig. 8a) Druckluft eingeführt wird, sodass durch den Kolben h ein beweglicher Einsatz i, welcher bis dahin auf dem Grunde einer zylindrischen Vertiefung k des Pressformunterteils aufsass, empor gestossen und durch diesen Einsatz das Glas um den Formkern h herumgepresst wird. Die Arbeit mit der Maschine verläuft in der Weise, dass die bei d1 stehende Pressform mit Glas beschickt wird, welches von der Pfeife durch die scheerenartige Vorrichtung l abgeschnitten wird. l wird durch einen Tritthebel bewegt, welcher gleichzeitig die Riemenscheibe m mit der Welle n kuppelt und dadurch die Maschine einrückt. Die Tische a und b machen jeder eine ⅙ Umdrehung, bleiben stehen; die Pressform d steigt auf, der Kern h geht nieder, die Pressung wird durch den Einsatz i bewirkt. Darauf hebt sich h während g, niedersinkend, den gepressten Zwischenkörper mit dem Randwulst in einer Nut o der Blaseform aufgehängt zurück lässt. Die Maschine rückt sich nun selbst aus, wird aber durch Einschneiden von Glas in die nächste Pressform bei d1 wieder eingerückt, sodass der Zwischenkörper in der Blaseform um einen weiteren ⅙ Kreis nach c1 wandert, dort durch die deckeiförmige Mündung p der Pressluftleitung q oben abgeschlossen undaufgeblasen wird, nachdem eine Bodenform r die Blasform unten abgeschlossen hat. Beim dritten Einrücken wandert die Form mit dem fertigen Glasgefäss nach c2, wobei sie während der Ueberführung geöffnet wird. In der Stellung a2 wird das Glasgefäss von einem Greifer (nicht dargestellt) erfasst, aus der Form herausgeschwenkt und so dem Einträger dargeboten. Bei jedem Einrücken der Maschine beginnt ein Glasgegenstand seine Laufbahn, schreitet die Bildung der angefangenen um eine Stufe fort. Ausser dem Aufnehmen des geschmolzenen Glases, dem Abtragen des fertigen Glases und dem Einrücken nebst Einschneiden bedarf die Maschine keines weiteren Eingriffes von Hand. Die Vereinfachung der Press- und Blasemaschinen, besonders solcher für Handbetrieb, ist noch weiter in der Weise I angestrebt worden, dass man den Presstempel mit einem Kanal I versah, der während des Pressens verschlossen bleibt, nachher aber einem Pressluftstrom Durchgang in das Innere des eben gepressten Külbels gewährt, der also Press- und Blasestempel zugleich ist. Fig. 9 zeigt eine neuere Konstruktion dieser Art (britische Patentschrift 13818 v. J. 1900). Nachdem die Pressform a mit Glas beschickt, wird die Fertigform b darumgelegt und der Pressstempel c mit dem Handhebel d nieder geführt. Hierbei wird der Zwischenkörper e geformt und die Feder f gespannt, welche durch den Hebel g die rohrförmige Pressform a auf der Führung h niederschnellt, nachdem das Gestänge i eine Verriegelung k zurückgezogen, sodass der Zwischenkörper auf dem Kopf der Führung h aufsteht und seine Wandungen frei in dem Hohlraum der Fertigform liegen. Gleichzeitig ist das Pressluftventil l geöffnet worden. Wird nun der Stempel c wieder angehoben, so vermag die durch m zuströmende Pressluft den Knopf n abwärts zu drücken und den Zwischenkörper auszublasen. (Fortsetzung folgt.)