Titel: Die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Ausstellung.
Autor: Georg v. Hanffstengel
Fundstelle: Band 318, Jahrgang 1903, S. 209
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Die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Ausstellung. Von Georg v. Hanffstengel, Ingenieur in Stuttgart. (Schluss von S. 204 d. Bd.) Die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Ausstellung. Ausstellung von Adolf Schlesinger, Werdohler Stanz- und Dampf Hammerwerk, Werdohl in Westfalen. Textabbildung Bd. 318, S. 209 Lokomotivhebeböcke vom Werdohler Stanz- und Dampfhammerwerk. Den Hauptgegenstand der reichhaltigen Ausstellung von Adolf Schlesinger bildeten zwei Lokomotivhebeböcke, wie man siein Eisenbahnwerkstätten benutzt, um behufs Auswechselung der Achsen die ganze Lokomotive anzuheben. Die in Fig. 152 und 153 gezeichnete Ausführung weist mehrere beachtenswerte Neuerungen gegenüber der normalen Bauart auf. Das Gestell ist, statt aus Blech und Winkeleisen, aus starken ITrägern hergestellt und gewinnt dadurch an Steifigkeit. Erhöht wird dieselbe noch dadurch, dass das Stirnrad Vorgelege für den Antrieb der Hubspindel, das bisher an deren oberem Ende untergebracht war, an den Fuss der Spindel verlegt und damit ein Hauptgrund zu Ausbiegungen beseitigt ist. Die Zusammendrängung des ganzen Windwerks auf den unteren Teil des Gestelles vermehrt gleichzeitig die Standfestigkeit. Auch wird dadurch die Vorderseite des Gestelles im oberen Teile von vorspringenden Teilen vollständig befreit, und so eine Kollision zwischen Lokomotive und Hebeböcken unmöglich gemacht. Zur Abstützung der Spindel dient ausser dem sonst üblichen Spurzapfen ein Kammlager, das Ueberlastung und Fressen des Zapfens verhindern soll. Die Hubmutter ist mit einer kugeligen Fläche versehen, auf welche sich der Träger stützt, sodass auch bei ungleichmässigem Heben exzentrische Belastung der Spindel vermieden wird. Da die Mutter infolge des untergebauten Stirnrades nicht so weit gesenkt werden kann, wie bei der normalen Ausführung, so musste der Träger gekröpft werden. Textabbildung Bd. 318, S. 210 Fig. 154. Lokomotivhebeböcke mit elektrischen Antrieb vom Werdohler Stanz- und Dampfhammerwerk. Bisher war es allgemein üblich, die Hebeböcke mit Handkurbeln anzutreiben. Um an Zeit und Bedienungsmannschaft zu sparen, hat man zuerst in der Königlichen Eisenwerkstatt in Nippes einen fahrbaren Elektromotor zum Antrieb verwandt, wobei die Hebeböcke unter sich durch (ratsche Gelenkketten verbunden und die Kurbelwellen durch Stirnräder angetrieben wurden. Dabei war nur ganz gleichmässiges Heben an allen vier Böcken möglich. Da es aber zuweilen nötig ist, die Lokomotive schief zu stellen, oder aber sehr langsam und vorsichtig anzuheben, wenn sich die Achsbuchsen in den Gleitbacken festgeklemmt haben, so trennt Schlesinger um nicht in solchen Fällen den elektrischen Antrieb demontieren zu müssen, die beiden Triebwerke von einander und rückt durch eine eigens für diesen Zweck konstruierte MomentumschaltungD. R.-P No. 177834. nach Belieben eines von beiden ein. In der Zeichnung ist angenommen, dass die Kurbelwelle mit Kegelrädern, der Elektromotor dagegen mit Schneckengetriebe auf die senkrechte Welle arbeitet. Die Schnecke ist lediglich des ruhigen Ganges wegen angewandt. Mit Rücksicht auf den Wirkungsgrad ist sie viergängig ausgeführt und mit Kugellagern versehen. Aus dem Schnitt (Fig. 153) ist die Umschaltung erkennbar, di mit Klauenkupplungenausgeführt wird. Das Patent bezieht sich auf eine nicht eingezeichnete Sperr Vorrichtung, die ein unbeabsichtigtes Zurückgehen des Schalthebels verhindert. Fig. 154 gibt ein Bild der Arbeitsweise. Die Gallschen Ketten, die häufig von den Rädern absprangen, sind durch ausziehbare Wellen mit Hookschen Gelenken und Kegelrädern ersetzt, sodass die Entfernung der Hebeböcke von einander beliebig geändert werden kann und die Aufstellung wenig Zeit in Anspruch nimmt. Die Hookschen Gelenke sind so eingerichtet, dass sie sich leicht lösen lassen, sodass die vordere Querwelle schnell entfernt werden kann, wenn die Achsen herausgerollt werden. Heben und Senken soll je 12 Minuten in Anspruch nehmen. Bei Beurteilung der Wirtschaftlichkeit wird natürlich in Rücksicht zu ziehen sein, ob die Arbeitskräfte nicht so wie so verfügbar sind, wieviel Zeit ferner durch die Aufstellung verloren geht u.s.w. Sehr gute Dienste dürfte die neue Hebevorrichtung z.B. in solchen Fällen leisten, wo heissgelaufene Achsen in kürzester Zeit ausgewechselt werden sollen. Ausserdem umfasst die Ausstellung eine grössere Reihe Winden verschiedenster Art, Zahnstangen- und Schraubenwinden für Wagen und Lokomotiven, Schlittenwinden, hydraulische Hebeböcke u.s.w. Beachtung verdienen u.a. die Winden für Motorwagen. Fig. 155 gibt die Abbildung einer dafür bestimmten Zahnstangenwinde mit doppeltem Eingriff, die für 750 und 1500 kg Tragkraft angefertigt wird, und 7 bezw. 9 kg wiegt. Die „Duplex-Schraubenwinde“ (Fig. 156) zeichnet sich vor allem durch ihren grossen Hub bei geringer Bauhöhe aus, da bei Drehung der Mutter diese selbst sich hebt, und gleichzeitig die Tragspindel sich der Mutter gegenüber verschiebt, während in der tiefsten Stellung beide Spindeln vollständig in die Mutter eintreten. Natürlich ist die Uebersetzung geringer als bei der einfachen Schraubenwinde. Die untere Spindel erhält flaches Gewinde, um Rückdrehung der Mutter zu verhindern. Die Tragspindel dagegen ist steilgängig und durch einen vierkantigen Federkeil mit der unteren festen Spindel verbunden, sodass sie sich nicht drehen kann. Die Hauptwerte gibt folgende Tabelle: Tragkraft 1000 1500 3000 5000 7500 kg Niedrigster Stand   230   180   180   240   320 mm Hub   320   215   215   290   380 mm Gewicht    2,5       2       6       9     14 kg Beide Winden sind zum Musterschutz angemeldet. Textabbildung Bd. 318, S. 211 Fig. 155. Duplex-Zahnstangenwinde vom Werdohler Stanz- u. Dampfhammerwerk. Textabbildung Bd. 318, S. 211 Fig. 156. Duplex-Schraubenwinde vom Wertloser Stanz- und Dampfhammerwerk. An den gewöhnlichen Zahnstangenwinden bringt Schlesinger als Ersatz für die sonst üblichen Sperräder, die bei unvorsichtigem Einwerfen oder Ausheben der Sperrklinke sehr leicht zu Unglücksfällen Veranlassung geben, eine gedrängt gebaute Bremsvorrichtung nach dem bekannten Prinzip der Westonschen Klemmbremse an. In Fig. 157 ist mit L ein Lager und mit R das Antriebsritzel bezeichnet, das mit der Kurbelwelle aus einem Stück besteht. Zwischen der mit Gewinde versehenen Kurbelnabe und dem Bund derKurbelwelle sitzt lose drehbar ein Zahnrad Z1, in Eingriff mit dem Zahnrad Z2, das sich auf einem in die Gehäusewand geschraubten Bolzen dreht und mit Sperrzähnen versehen ist. Die Büchse A wird durch eine Feder gegen das Zahnrad gedrückt und verhindert dessen Rechtsdrehung, während sie die Linksdrehung freigibt. Textabbildung Bd. 318, S. 211 Fig. 157. Brennvorrichtung von Schlesinger. Beim Aufwinden sucht sich nun die rechts gedrehte Kurbel auf die Welle zu schrauben und presst dabei das Zahnrad zwischen ihre Nabe und den Wellenbund, sodass die Zahnräder mitgenommen werden. Bei losgelassener Kurbel tritt die Sperrung in Tätigkeit und verhindert Zurückfallen der Last. Wird die Kurbel rückwärts gedreht, so sucht sie sich von dem Zahnrad abzuschrauben und gibt, da jetzt der Reibungsschluss aufhört, die Last frei, die aber nur soweit sinken kann, bis durch Drehung der Welle, die sich ihrerseits in die Nabe hineinschraubt, die Kupplung wiederhergestellt ist. Somit ist der Niedergang der Last zwangläufig abhängig von der Rückdrehung der Kurbel. Wird diese losgelassen, so zieht sich die Kupplung selbsttätig fest und die Last bleibt stehen. Nach den guten Erfahrungen, die mit ähnlichen Konstruktionen bei niedrigen Umdrehungszahlen gemacht sind, ist anzunehmen, dass die Bremse volle Sicherheit bietet. Die Gefahr, dass die unvorsichtig losgelassene Kurbel infolge von Reibung im Gewinde oder an der Widerlagsscheibe bei Rückdrehung der Welle mitgenommen werden könnte, anstatt sich festzuziehen, ist bei dem grossen einseitigen Uebergewicht der Kurbel wohl als ausgeschlossen anzusehen, zumal bei der langsamen Bewegung die Last immer rasch genug nachsinken wird, um völliges Losschrauben der Nabe vom Zahnrad zu verhindern. Kleinere Hebezeuge von der Düsseldorfer Maschinenbau-Aktiengesellschaft vorm. J. Losenhausen, Düsseldorf-GravenbergDie grösseren Hebezeuge sind in D. p. J. Bd. 317. Heft 31, 35 und 39 beschrieben.. Textabbildung Bd. 318, S. 211 Fig. 158. Lastdruckbremse von Losenhausen. Von den Hebezeugen, die in und vor dem Pavillon der Firma J. Losenhausen ausgestellt waren, ist zunächst noch ein elektrisch betriebener Kohlenladekran von 1000 kg Tragkraft, 3 m Ausladung und 4 m Rollenhöhe zu erwähnen. Das Windwerk bildet zusammen mit dem 2 pferdigen Motor, dessen Anker auf die Schneckenwelle fliegend aufgesetzt ist, ein geschlossenes Ganze und ist so durchgebildet, dass es an vorhandene Handkrane ohne weiteres angebracht werden kann. Das Polgehäuse des Motors ist mit dem Schneckenradgehäuse verschraubtVergl. Fig. 119 und 121, S. 623, Bd. 317, Aufzugwinde von Losenhausen.. Die Schnecke läuft in Oel. Fig. 158 giebt die Lagerung der Schnecken welle sowie die auf derselben angebrachte Lastdruckbremse wieder. Der Achsialdruck wird auf die stählerne Spurplatte übertragen durch zwei Hülsen M und N, die aus Schmiedeeisen hergestellt und durch Einsetzen gehärtet sind. Sie nehmen ein Sperrad S mit aufgelegten Vulkanfiberscheiben V zwischen sich und sind durch Federn mit der Welle verbunden. Dreht sich die Welle im Sinne des Hebens, so gleitet die Sperrklinke über die Zähne weg, hört der Antrieb auf, so wird das Sperrad festgehalten und die Welle durch das doppelte Reibungsmoment auf beiden Seiten des Rades an der Rückdrehung verhindert. Erst durch den rückwärts umlaufenden Motor wird der Ueberschuss des Reibungswiderstandes vernichtet und die Last abhängig von der Motorgeschwindigkeit gesenkt. Im Prinzip entspricht diese Ausführung der Bremse der Benrather Maschinenfabrik, welche diese insbesondere bei Laufkranen anwendet. Werden solche Winden häufig benutzt, so muss durch regelmässige Erneuerung des Oeles Warmlaufen verhindert werden. Die Hubgeschwindigkeit beträgt 5,8 m/Min. Soll der Kran von Hand bedient werden, so wird durch einen Hebel das Ritzel auf der Schneckenradachse ausgeschaltet und die Kurbelwelle eingerückt. Die Ausstellung im Pavillon umfasst ferner eine Anzahl Schnecken- und Räderlaufwinden, teils für elektrischen, teils für Handbetrieb, eine davon mit in Zapfen aufgehängtem, pendelndem Hubwerk, weiter Aufzugsmaschinen, Kabelwinden, Flaschenzüge verschiedener Systeme sowie kleine Winden aller Art. Die Zahnstangenwinden werden in bester Qualität als sogenannte Sicherheitswinden ausgeführt, bei denen das Sperrad durch eine Bremseinrichtung an der Kurbel ersetzt ist. Endlich ist noch ein Satz Lokomotivhebebocke von 60000 kg Tragkraft zu erwähnen. Schraubenflaschenzug „Patent Mork“ von H. Wilhelmi, Mülheim a. d. Ruhr. D. R.-P. 102733 und 108452. Der Flaschenzug von H. Wilhelmi weist eine sehr beachtenswerte Neuerung auf. Während bei den gebräuchlichen Systemen die Bewegung des leeren Hakens genau so wie die der schwersten Last vor sich geht und daher unverhältnismässig viel Zeit erfordert, rückt Wilhelmi beim Auf- und Niederholen des leeren Hakens oder sehr leichter Lasten die Schnecke aus, sodass jetzt der Arbeiter direkt an der Lastkette anfassen, also mit einfacher loser Rolle arbeiten kann. Die Wirkungsweise der Vorrichtung lässt sich nach den Abbildungen Fig. 159 und 160 im Prinzip verfolgen. Die Schneckenwelle ist in einem Rahmen a gelagert, der durch Zug an dem am Hebel f befestigten Seil um Punkt b gedreht werden kann. Dadurch kommt die Schnecke in die gezeichnete, ausgerückte Lage. Der Rahmen wird am Zurückfallen durch eine federnde Platte c verhindert, und der Haken kann nun durch Zug an der Lastkette mit grösster Geschwindigkeit gehoben und gesenkt werden. Um die Schnecke wieder einzurücken, hat man durch Ziehen an der Handkette die Schneckenwelle in beliebiger Richtung zu drehen, wobei eine auf derselben angebrachte Warze gegen den Winkelhebel d stösst, der sich heben muss und dabei die Stützplatte c herausdrückt. Der Rahmen fällt jetzt in seine frühere Lage zurück. Dass die Schnecke etwa unvorsichtiger Weise ausgerückt wird, während eine schwere Last am Haken hängt, wird mit Sicherheit dadurch verhindert, dass das eine Ende der Lastkette an dem beweglichen Rahmen aufgehängt ist. Ausstellung der Welter Elektrizitäts- und Hebezeugewerke A. G., Köln- Zollstock. Die Firma ist Inhaberin der früheren HebezeugfabrikA.-G., vorm. Georg Kieffer, und baut kleinere Hebezeuge aller Art, sowie Aufzüge und Krane verschiedener Systeme. Von den ausgestellten Gegenständen sei der Schrauben –flaschenzug „Patent Kieffer erwähnt, der sich besonders durch die Einfachheit der Bremsvorrichtung auszeichnet, aber schon an anderer Stelle beschrieben worden ist.Ernst, Hebezeuge, 3. Aufl., S. 787. Als Neuheit bringt die Firma Flaschenzüge mit Kugeldrucklager und SchnellsenkvorrichtungD. R.-P. 25368. auf den Markt. Bei dieser Konstruktion wird der Achsialdruck der Schneckenwelle beim Aufwinden durch ein Kugellager abgefangen, während beim Ablassen, wie an den meisten neueren Flaschenzügen, eine Lastdruckbremse in Tätigkeit tritt, deren überschüssiges Reibungsmoment durch Ziehen an der Handkette zu überwinden ist. Um aber die Last beliebig schnell senken zu können, ist hier die Einrichtung getroffen, dass durch eine Schraube mit steilem Gewinde, die in der Verlängerung der Schneckenachse in das Gehäuse eingebaut ist, die Schneckenwelle auf einen Spurzapfen abgestützt und so die Bremse entlastet werden kann. Man hat zu dem Zwecke an einer Schnur zu ziehen, die an einem auf der Schraube befestigten Hebel angreift. Nach Loslassen der Schnur wird der Hebel durch ein Gegengewicht in die normale Stellung zurückgeführt. Auf diese Weise lässt sich die Last beliebig schnell abbremsen. Eine Beschleunigung der Bewegung des leeren Hakens, wie bei der Konstruktion von Wilhelmi, ergibt jedoch diese Anordnung nicht. Textabbildung Bd. 318, S. 212 Flaschenzug mit ausrückbarem Vorgelege von Wilhelmi. Auf eine andere Spezialität der Firma, die sogenannte Zentratorkupplung, soll hier noch besonders hingewiesen werden, weil sie für elektrisch betriebene kleinere Hebezeuge unter Umständen sehr wertvoll sein kann. Die Kupplung giebt die Möglichkeit, zwei konachsiale Wellen mit einander zu verbinden, bei einer Uebersetzung von 1 : 10 bis 1 : 5. Da die Uebertragung lediglich durch Reibungsrollen geschieht, so ist der Betrieb vollkommen geräuschlos, auch bei den höchsten Umdrehungszahlen der Antriebswelle. Die Kupplung wird in den Deckel des Elektromotors direkt eingebaut und nimmt daher sehr wenig Platz weg. Da nur rollende Reibung auftritt, so wird der Wirkungsgrad ziemlich hoch sein, nach Angabe der Fabrik bis zu 96%. Die Firma verwendet die Zentratorkupplung z.B. bei elektrisch betriebenen Flaschenzügen, auf der Ausstellung wurde sie zum Antrieb der Kohlenförderrinne (Propellerrinne) von Marcus benutzt. Normal wird die Kupplung für Motoren von ⅛ PS und 2000 Touren (Uebersetzung 1 : 10) bis zu 5 PS und 1150 Touren (Uebersetzung 1 : 5) gebaut. Neuerdings bringt die Firma „Zentratormotoren“ bis 10 PS in den Handel, bei 190 Umdrehungen der Kupplungswelle. Des geräuschlosen Laufes wegen dürfte sich die Kupplung z.B. als Ersatz für Schneckengetriebe bei Aufzügen empfehlen, allgemeinerer Verwendung steht ihr ziemlich hoher Preis entgegen, der wohl durch die erforderliche äusserst sorgfältige Herstellung bedingt ist. Die Bielefelder Winden- und Werkzeugmaschinenfabrik Huck & Co., Bielefeld, stellte ausser je einem Satz Lokomotiv- und Wagenhebeböcke eine grössere Anzahl Zahnstangen-, Schrauben- und Schlittenwinden, sowie Stirnrad- und Schraubenflaschenzüge aus. Die Lokomotivhebeböcke unterscheiden sich von der normalen Ausführung durch den grossen Durchmesser der Laufrollen, der besonders bei schweren Böcken den Transport erleichtert. Bei der Benutzung wird der Bock durch Schrauben mit Kurbeln oder Handrädern gesenkt und auf den Boden abgestützt. Die Träger werden gekröpft ausgeführt, sodass auch Lokomotiven mit sehr niedrigem Rahmen gehoben werden können. Zahnstangen- und Schraubenwinden wurden ferner von folgenden Firmen ausgestellt: Blankennagel & Klein, Eckesey (Westfalen). Carl Dan. Peddinghaus, Altenvoerde (Westf.) Friedr. Beyersmann, Hagen i. W. Die letztere Firma stellte auch Lokomotivhebeböcke aus. Alle vorstehend angeführten Firmen, die sich mit dem Bau von Kleinhebezeugen befassen, heben übereinstimmend hervor, dass sie für genaueste Arbeit Sorge tragen und bestes Material verwenden, das auf der Zerreissmaschine geprüft wird. Von besonderer Wichtigkeit ist das bei Zahnstangenwinden, die möglichst kompakt und leicht gebaut werden müssen, und bei denen das Material daher so stark angestrengt wird, wie vielleicht nirgends sonst im Maschinenbau. Zum Schluss sind noch einige Aussteller kurz zu erwähnen, zunächst Arthur Koppel, Bochum, der in seinem Pavillon das betriebsfähige Modell eines Temperley-Transporters vorführte, ferner die Firma J. Pohlig, A.-G., Köln-Zollstock, die ein ähnliches Modell eines Huntschen Elevators, sowie eine Anzahl Abbildungen ausgeführter Anlagen ausstellte. Ueber beide Kransysteme sind bereits eine Reihe von Veröffentlichungen erschienen, so dass eine Behandlung an dieser Stelle überflüssig ist. Als Ausstellungsgegenstände, für deren Besprechung ich keine Unterlagen erhalten konnte, sind endlich noch zu nennen: ein elektrischer Einmotorenlaufkran der Firma Collet und Engelhard, Offenbach a. M., ein elektrisch betriebener Personenaufzug von Stigler, ausgestellt durch Ingenieur H. Hammelsbeck, Köln. Damit ist die Besprechung der Hebezeuge abgeschlossen. Ich hoffe, dass der Leser ebenso wie der Besucher der Ausstellung den Eindruck gewonnen hat, dass der deutsche Hebezeugbau auf einer hohen Stufe steht, und namentlich, was sorgfältige Durchbildung der Konstruktion sowie Präzision der Ausführung und Betriebssicherheit anbelangt, nichts zu wünschen übrig lässt. Die Gründlichkeit in jeder Beziehung pflegt ja der Deutsche als ein Vorrecht für sich in Anspruch zu nehmen. Viele interessante Einzelheitenboten sich dem Beobachter, dass indessen bahnbrechende Neuerungen durch die Ausstellung zur allgemeinen Kenntnis gelangt wären, kann man nicht behaupten, und es ist kaum anzunehmen, dass ein deutscher Fachmann durch das, was er gesehen hat, geradezu überrascht gewesen ist. Als wichtigste Errungenschaft der letzten Jahre darf, sofern von den aus Amerika herübergenommenen Kransystemen abgesehen wird, wohl der Riesenkran mit hammerförmigem Ausleger für Schiffswerften angesehen werden. Die von Bechemn & Keetman sowie der Benrather Maschinenfabrik ausgestellten Modelle dieser Kranform boten indessen gegenüber den früher veröffentlichten Ausführungen nur Abänderungen in Einzelheiten dar. Der Einfluss Amerikas auf den deutschen Hebezeugbau kam verhältnismässig wenig zur Geltung, weil die hierher gehörigen Konstruktionen, deren Aufgabe namentlich Verladung von Massengütern sowie schnelle Bedienung von Lager- und Arbeitsplätzen ist, grosstenteils zu umfangreich für eine Ausstellung sind und daher nur in Modellen vorgeführt werden konnten. Aus ähnlichen Gründen waren auch z.B. rasch arbeitende Laufkrane für Stahlwerke nicht zu finden. Unerwartet war vielleicht für manchen Besucher die ausgebreitete Anwendung der Elektrizität, die allen Anforderungen des Kranbetriebes in ganz hervorragender Weise gerecht geworden ist. Ein Urteil darüber, in welcher Weise und auf welchen Spezialgebieten der Hebezeugbau sich voraussichtlich weiter entwickeln wird, ist sehr schwer zu fällen. Das hängt auch im allergeringsten Masse von dem Konstrukteur selbst ab, der doch nur die Aufgaben lösen kann, die ihm gestellt werden, und nicht Konstruktionen erfinden darf, für die kein Bedürfnis vorliegt. Von sehr grossem Einfluss ist die gesamte industrielle Politik, namentlich so weit sie den Verkehr betrifft, denn ein grosser Teil der Hebezeuge bildet ja ein Zwischenglied im Gütertransporte. Billige Eisenbahnfrachten für Kohlen und Erze, Vergrösserung der Ladefähigkeit der Güterwagen, nach der von allen Seiten gerufen wird, würden jedenfalls eine vollständige Verschiebung der Transportverhältnisse und damit auch der Umschlagvorrichtungen zur Folge haben. Aber die Einführung von Neuerungen gerade auf diesem Gebiete scheint bei uns ausserordentlichen Schwierigkeiten zu begegnen. Vielleicht liegt es daran, dass es dem Deutschen nicht so leicht wird, wie dem Amerikaner, mit grossen Zahlen zu rechnen. Wir müssen eben lernen, das Kleine vom Grossen zu unterscheiden. Bei uns herrscht immer noch die leidige Gewohnheit, vor allen Dingen bei den Staatsbehörden, dass der Besteller nicht zufrieden ist, wenn nicht seine Privatideen, die zuweilen recht seltsamer Natur sind, in der Maschine verwirklicht werden, – die Verantwortung dafür hat selbstverständlich der Fabrikant zu tragen. Dass es unter solchen Verhältnissen nicht möglich ist, eine gute, billige Marktware herzustellen, liegt auf der Hand. Da ist die deutsche „Gründlichkeit“, die für jeden besonderen Fall etwas ganz besonderes schaffen will, sehr schlecht angebracht. Es wird schwerlich jemandem einfallen, von einem Nähmaschinenfabrikanten zu verlangen, dass er die Nähmaschine der Form und dem Stil des Zimmers anpasst. Ein Kaikran spielt aber für eine Hafenverwaltung keine wichtigere Rolle, als eine Nähmaschine für den Haushalt. Wenn es sich um grosse Anlagen handelt, dann ist sorgfältige und eingehende Ueberlegung richtig und notwendig. Aber die kleinen Ausstattungsgegenstände sollte man sich doch aus der Marktware herauswählen. Nur wenn wir von solchen höheren Gesichtspunkten ausgehen, wird es möglich sein, endlich zum wirklichen Grossbetrieb überzugehen, und die Arbeitsteilung, und damit die Ausnutzung der Arbeitskraft, so durchzuführen, dass unsere Industrie auf dem Weltmarkte konkurrenzfähig bleibt.