Titel: Der neue Quadrant-Davit.
Fundstelle: Band 318, Jahrgang 1903, S. 782
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Der neue Quadrant-Davit. Der neue Quadrant-Davit. Der im Heft 40 in dem Bericht über die Sommerversammlung der Schiffbautechnischen Gesellschaft erwähnte, von dem Ingenieur Axel Welin erfundene Davit ist in den folgenden Abbildungen und Zeichnungen veranschaulicht. Textabbildung Bd. 318, S. 782 Fig. 1. Die vorderen Boote in Welins Quadrant-Davits, das hinterste Boot in gewöhnlichen Dreh-Davits. Textabbildung Bd. 318, S. 782 Fig. 2. Boot in Welins Quadrant-Davits während des Ausschwingens. Er besteht, wie Fig. 3 erkennen lässt, aus zwei Teilen, dem unteren Rahmengestell und dem Kranbalken, dessen Fussende zu einem Zahnbogen ausgebildet ist, und dessen Kopfende, nach dem Boot zu leicht übergebogen, in eine Oese zum Einhängen eines Läuferblocks endet. Der Davitsbalken ruht, mittels eines starken, auf wagerechter Drehachse befestigten Schuhs verschiebbar, auf einer messingüberzogenen, stählernen Führungsstange und gleichzeitig auf einer unter dieser und mit ihr parallel liegenden, bronzenen Schraubenspindel, die an ihrem der Schiffsmitte zugekehrten Ende eine Handkurbel trägt. Den nötigen Rückhalt beim Ueberneigen findet der Kranbalken in einer an der Unterkante des Rahmengestells vorgesehenen Zahnreihe, in die die Zähne des Quadranten am Unterende des Davits eingreifen. Davitsbalken und Rahmengestell sind Stahlgussstücke. Der wesentlichste Unterschied zwischen den üblichen Drehdavits und den neuen Davits liegt in der Bewegungsart beim Aussetzen der Boote. Bei den gewöhnlichen Davits müssen die Boote um die senkrechte Achse der Davits nach der Aussenseite des Schiffes geschwenkt werden, bevor sie zum Zuwasserlassen bereit sind, bei den Quadrant-Davits ist dazu lediglich deren Ueberneigen um ihre wagerechte Drehachse nötig. Für das Schwenken schwerer Boote um die üblichen Davits, muss nun eine grössere Anzahl Leute ihre ganze Kraft aufwenden, wenn das Boot in ungefähr fünf Minuten zu Wasser kommen soll, bei einem in Gegenwart englischer Schiffahrtsbeamten vorgenommenen Versuch mit den Welinschen Davits wurde dagegen ein 8 m langes Rettungsboot mit vierzig Mann Besatzung durch nur zwei Leute in vierzig Sekunden von den Klampen freigemacht und ausgeschwungen. Wenn dieses auch als eine Glanzleistung angesehen werden muss, die im Ernstfall kaum zustande gebracht werden wird, so ist doch eine Ueberlegenheit des Quadrant – Davits über die gewöhnlichen Drehdavits in Beziehung auf die Schnelligkeit des Zuwasserbringens der Boote damit bewiesen. Der geringe Kraftaufwand für das Bedienen der Quadrant-Davits ist durch äusserst günstige Hebel Verhältnisse zu erklären. Diese sind eine Folge der dem Davit beim Ueberneigen in wagerecht fortschreitender Richtung erteilten Bewegung. Ausserdem wirkt beim Ueberneigen das Eigengewicht des Bootes nutzbringend mit, das im Gegensatz dazu beim Schwenken um die Drehdavits als Hindernis zu überwinden ist. Hierin sind denn auch die Ursachen zu finden, die das schnellere Aussetzen der Boote durch die Quadrant-Davits begründen. Beachtenswert erscheint bei letzteren noch die Anordnung der Klampen (Lagerhölzer an Deck) und die Führung der Hebetrossen an den Davits, Einzelheiten, die aus den Zeichnungen Fig. 4 ersichtlich sind und als besonders durchdacht bezeichnet werden können. Textabbildung Bd. 318, S. 783 Fig. 3. Der Welins Quadrant-Davit. Textabbildung Bd. 318, S. 783 Fig. 4. Bootsklampen für den Welins Quadrant-Davit. Die neuen Davits sind auf einer grösseren Anzahl ausländischer Personen- und Frachtdampfer bereits eingebaut worden, und auch der Norddeutsche Lloyd soll sie den neuesten Berichten zufolge einführen. Die Abbildungen Fig. 1 und Fig. 2 zeigen, wie die Quadrant-Davits an Bord aufgestellt und bedient werden. Der Preis für die Welinschen Quadrant-Davits stellt sich etwas teurer als für die jetzt gebräuchlichen Drehdavits.