Titel: Die Spiritusbeleuchtung auf der internationalen Ausstellung für Spiritusverwertung und Gärungsgewerbe in Wien 1904.
Autor: Arthur Wiesler
Fundstelle: Band 319, Jahrgang 1904, S. 569
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Die Spiritusbeleuchtung auf der internationalen Ausstellung für Spiritusverwertung und Gärungsgewerbe in Wien 1904. Von Dr. Arthur Wiesler. Die Spiritusbeleuchtung auf der internationalen Ausstellung für Spiritusverwertung usw. Die Verwendung des Spiritus für Leucht- und Heizzwecke hat auf Grund der Fortschritte der Beleuchtungstechnik bereits einen hohen Grad der Vollkommenheit erreichtund kann mit seinen älteren Rivalen, dem Petroleum, Gas und Elektrizität in erfolgreichen Wettbewerb treten. Während der Spiritus früher wegen seiner schwach leuchtenden Flamme in der Beleuchtungstechnik keine Verbreitung finden konnte, ist seit der Erfindung des Auerschen Gasglühlichts, durch welche es möglich wurde eine nicht leuchtende Flamme unter Mitwirkung von Glühkörpern leuchtend zu machen, auch der Spiritus zur Erzeugung eines wirksamen, lichtstarken Glühlichts herangezogen worden. Darin liegt der grundlegende Unterschied zwischen dem Spiritusglühlicht und anderen Beleuchtungsarten, welche flüssige Brennstoffe verwenden, dass diese eine selbstleuchtende Flamme erzeugen, während beim Spiritusglühlicht durch Luftzufuhr eine entleuchtete Flamme und eine schnellere und vollständige Verbrennung der Heizgase bewirkt wird. Dadurch werden natürlich der Hitzegrad und die Leuchtkraft der Flamme erheblich höher als bei der unvollständigen Verbrennung, wie sie beim Petroleum stattfindet. In derselben Weise, wie bei dem Gasglühlicht das hervorragende Lichtausstrahlungsvermögen der sogenannten edlen Erden (Cerium, Thorium, Erbium, Ittrium, Zirkon) dazu benutzt wurde, um eine erheblich höhere Lichtwirkung zu erzielen, hat man mit Erfolg versucht, die schwach leuchtende Flamme des Spiritusgases durch Vermittlung eines Glühkörpers, welcher als feinmaschiger Mantel die Flamme umschliesst, leuchtend zu machen. Textabbildung Bd. 319, S. 570 Fig. 1. Spiritus-Vergaser von Eckel & Glinicke. Bei den meisten Systemen der Spirituslampen wird der Spiritus, ehe er in den Brenner zur vollständigen Verbrennung gelangt, im sogenannten Vergaser in den gasförmigen Zustand übergeführt. In der Bauart dieser Vergaserlampen kann man drei Hauptgruppen unterscheiden. Bei der ersten wird der Spiritus aus dem unten befindlichen Lampenbehälter durch Dochte, welche sich in Hülsen befinden, auf gesaugt, vermittels einer ständig brennenden Hilfsflamme erhitzt und in Spiritusgas übergeführt. Dieses strömt dann durch ein Zwischenstück, welches als Gasometer dient, in den eigentlichen Brenner aus, der den beim Gasglühlicht an gewendeten Brennern nachgebildet ist. Von der Art waren die ersten Spirituslampen, welche in den Handel gebracht wurden. Die erste Spirituslampe wurde im Jahre 1895 auf der Generalversammlung des Vereins der Spiritusfabrikanten durch den Erfinder Albert Ricks vorgeführt und erregte allgemeines Aufsehen. In demselben Jahre führte die neue Gasglühlicht-Aktiengesellschaft in Berlin eine Spiritusglühlichtlampe vor. deren Bauart im wesentlichen der später so verbreiteten Auerlampe entsprach. Diese Vergaserbrenner, zu denen die Lampe von Julius Pintsch, Berlin und der mit dieser Firma verbundenen österreichischen Gasglühlicht-Gesellschaft, sowie die Anker-Brenner der Firma Ecket & Glinicke, Berlin gehören, sind bei aufmerksamer Behandlung recht befriedigend, haben jedoch den Nachteil, dass die Heizflamme fortwährendnachgeschraubt werden muss und einen unangenehmen Geruch unverbrannter Spiritusdämpfe verbreitet, so dass diese Art der Spiritusbeleuchtung geringe Verbreitung gefunden hat. Der „Spiritus-Vergaser“ (Fig. 1), den die Firma Ecket & Glinicke G. m. b. H. in Berlin ausgestellt hat, besteht aus einem unteren Teil, dem eigentlichen Vergaser und dem oberen Teil, der aus einem durchbrochenen mit Zylindergalerie und Brennerkopf versehenen Schutzmantel besteht, auf den der Glühkörper und Zylinder eingesetzt werden. Der untere Teil enthält vier Dochte, welche sich in Messinghülsen befinden und den Spiritus aus dem unten befindlichen Behälter aufsaugen. Im Mittelpunkt der vier Dochte befindet sich eine Heizdochtröhre, deren Docht durch eine Regulierschraube hoch und niedrig gestellt werden kann. Ueber den Dochten befindet sich die Vergasungskammer mit einer Düse, aus welcher die Spiritusgase ausströmen. Die Inbetriebsetzung des Vergasers geschieht in der Weise dass man zunächst die Dochte genügend Spiritus aufsaugen lässt und dann den in der Mitte befindlichen Kordeldocht, welcher als ständig brennende Anheizflamme dient, anzündet, hierauf setzt man den mit Glühkörper und Zylinder versehenen oberen Teil auf. Die Anheizflamme strahlt ihre Wärme auf die sie umgebenden vier Dochte, sowie auf die über den letzteren angeordnete Vergasungskammer. In dieser sammelt sich der durch die Anheizflamme verdampfende Spiritus an und sobald genügend Spiritusgas vorhanden ist, tritt es durch eine Düse in den Brennerkörper, wird dann entzündet und bringt den Glühkörper zum Glühen. Das Auslöschen der Lampe geschieht in der Weise, dass der Heizdocht der Anheizschale mittels der Schraube soweit zurückgedreht wird, dass die Anheizflamme erlischt, wodurch auch der Glühkörper allmählich von selbst zu leuchten aufhört. Dieser „Spiritus-Vergaser“ hat eine Leuchtkraft von 60 Normalkerzen und verbraucht in der Stunde ⅛ Liter Spiritus, was einem Preise von 4 Pfennigen entspricht. Bei der zweiten Bauart wird die Vergasung von der durch Verbrennung des Vorwärmspiritus erzeugten Wärmemenge bewirkt. Dies geschieht, indem man durch Metallteile einen Teil der Flammenwärme zu dem Saugdocht zurückleitet und hierdurch den von den Dochten aufgesaugten Spiritus zur Vergasung bringt. Nach diesem System ist der von der Spiritus-Glühlicht-Gesellschaft „Phoebus“ G. m. b. H. in Dresden ausgestellte Spiritus-Glühlicht-Brenner „Phoebus“ konstruiert (Fig. 2 und 3). Seine Handhabung gestaltet sich folgendermassen: das Spiritusbassin wird nach Herausnahme des Stöpsels C durch das Füllrohr K mit denaturiertem Spiritus von 90 v. H. gespeist und zwar am besten vermittels eines dem Brenner beigegebenen Einfüllers, der in der Form genau passend und voll in das Rohr K hineingesteckt, ein Ueberfüllen vermeidet. Die Dochte P, welche aus feiner Baumwolle gesponnen sind, stehen durch eine Anzahl von Dochtröhren p mit der Retorte L in Verbindung und führen dieser durch Hochsaugen den Spiritus forwährend zu. Man schliesst vor dem Anzünden des Brenners das Ventil B ganz fest, steckt den abnehmbaren Gummiball fest über das Röhrchen U und drückt ihn 5–6 mal kräftig zusammen. Der dadurch erzeugte Luftdruck treibt den Spiritus, welcher durch die kleine Oeffnung H in das Spiritusbassin G fortwährend einfliesst, durch das Steigrohr q nach dem Behälter F und füllt dasselbe, jedoch nur mit der zur Anzündung erforderlichen bestimmten Menge, da der überflüssige Spiritus durch die Oeffnung R in den Behälter zurückfliesst. Aus dem Behälter F wird der Spiritus durch die unverbrennbare Dochtgaze, welche in der auswechselbaren Hülse f steckt und in zwei Enden ausläuft, hochgesaugt und mittels Streichholzes durch den Korbausschnitt A entzündet. Die sich bei A bildenden zwei Stichflammen erhitzen die Retorte L und bringen den darin befindlichen Spiritus zum Vergasen. Textabbildung Bd. 319, S. 571 Fig. 2. Phoebus-Brenner. Textabbildung Bd. 319, S. 571 Fig. 3. Phoebus-Brenner. Die entstandenen Gase treten dann durch die zu beiden Seiten der Retorte L befindlichen Kanäle W in die Gasdüse S, pressen sich in feinen Strahlen durch deren Bohrungen nach dem Brennerkopfe, mischen sich in demselben mit der durch die Luftdüse N angesaugten Luft und entzünden sich bei ihrem Austritt durch die Bohrungen der Brandplatte r an der Stichflamme des Röhrchens E, in welchem ebenfalls Spiritus aus dem Behälter F durch die Flamme A vergast wird. Hat sich die Hauptflamme infolge der steigenden Wärmeerzeugung voll entwickelt, so verlöscht die Anheizflamme bei A von selbst, weil die in dem Behälter F befindliche bestimmte Menge Spiritus inzwischen verbraucht ist. Die Fortsetzung der Spiritusvergasung findet lediglich durch Wärmerückleitung vom Brennerkopfe aus statt. Bedingung für ein volles beständiges Licht ist es jedoch, dass der Glühkörper, welcher in der bekannten Weise in die Strumpfgabel c eingehängt wird, den Brennerkopf rund herum eng umschliesst, da sonst, wenn der Glühkörper zu weit ist, das feine Gewebe von den ausströmenden Gasen, die eine ganz bestimmte Form Q bilden, nicht durchglüht wird und deshalb auch nicht voll leuchten kann. Das Auslöschen der Flamme geschieht in der Weise, dass die Schraube B nach links gedreht wird; der Konus z, der während des Brennens das Röhrchen O an dessen Ventilsitze M fest verschlossen halten muss, wird dadurch von diesem gelöst und die Gase treten aus der Retorte L durch das Rohr O in den Spiritusbehälter zurück, wo sie verdichtet werden. Hierbei dient das Blech T dazu, die Gase unmittelbar in den Behälter zu leiten. Zur Regulierung der Luftzuführung dient die Luftdüse N; diese besteht aus einem äusseren oben offenen Metallzylinder, dessen Gitterausschnitte durch einen inneren, oben geschlossenen Metallzylinder mit Hilfe des Hebels D so verändert werden können, dass wenig Luft nach der Gasdüse S einströmt, wenn der Hebel D nach oben gestellt wird, und dass umsomehr Luft einströmt, je weiter der Hebel D nach unten gerückt wird. Der Hebel soll bei Spiritus über 90 v. H. untenund bei Spiritus von geringerem Gehalt weiter nach oben stehen. Der Phoebus-Brenner wird mit 14''' Gewinde in zwei Ausführungen geliefert und zwar mit grossem oder Normal-Glühkörper und mit kleinem oder Liliput-Glühkörper. Der Normalbrenner hat laut Messung der städtischen Gasanstalt in Dresden eine Lichtstärke von 50 Normalkerzen und verbraucht in der Stunde 1/101/11 Liter Spiritus von 90 v. H. Der Liliput-Brenner hat eine Lichtstärke von 35 Normalkerzen und verbraucht in der Stunde 1/17 Liter denaturierten Spiritus von 90 v. H., so dass der Brennstoffverbrauch des Liliput-Brenners bei dem normalen Preise von 30 Pfennigen für ein Liter Spiritus 1,8 Pfennnige für eine Brennstunde beträgt. Textabbildung Bd. 319, S. 571 Fig. 4. Amorbrenner. Ferner seien von diesem System besonders erwähnt der Amorbrenner der Actiengesellschaft für Spiritus-Beleuchtung und Heizung in Leipzig (Fig. 4). Die Erwärmung geschieht hier, indem aus einem kleinen, dem Brenner beigefügten Kännchen etwas Spiritus in die unterhalb der Kanne liegende Schale gegossen und angezündet wird. Die Flammenwärme wird durch einen zentralen Wärmeleitungsstift, der gleichzeitig als Glühstrumpfträger dient, auf einen seitlichen starken Kupferbügel und durch diesen nach der Dochtkammer übertragen. In diese führen die leicht auswechselbaren Dochte den Spiritus aus dem Behälter empor. In der neuesten Ausführung besitzt der Amorbrenner eine durch einen Regulierhebel bewegte Pendelklappe zum Verschliessen der Einfüllöffnung an der Vorwärmschale. Sobald nach dem Rechtsschieben des Regulierhebels die Einfüllöffnung zum Eingiessen des Vorwärmespiritus frei gegeben wird, so wird auch die Düse geöffnet, durch welche die erwärmten Spiritusgase nach oben strömen, während es früher seitens des Publikums häufig unterlassen wurde, beim Anzünden den Regulierhebel nach rechts zu schieben, wodurch die Düse geschlossen blieb, der Brenner selbstverständlich nicht zünden konnte und der Saugdocht durch die Hitze der Vorwärmflamme erheblich litt. Nach den Versuchen im Institut für Gärungsgewerbe in Berlin und im brennereitechnischen Institut für Bayern in Weihenstephan entwickelt der Amorbrenner eine Lichtstärke von 40 Hefnerkerzen bei einem Spiritusverbrauch von 80–90 ccm für eine Brennstunde, sodass die Brennkosten der Lampe ungefähr 2,4 Pfennige pro Stunde bei einem Spirituspreis von 30 Pfennige für 1 Liter 90 prozentigen Spiritus betragen. Die Lichtstärke hatte bei einem Dauerbrennversuch innerhalb 300 Stunden keine irgendwie erhebliche Verminderung erfahren, auch als Strassenlaterne hat sie sich gut bewährt. Bei dem Spiritusglühlichtbrenner „Final“ der Firma Agotz, Zehnpfund & Co., Beleuchtungs-Industrie- Gesellschaft m. b. H. in Berlin ist die Dochtkammer wagerecht durch einen durchlochten Zwischenboden abgeteilt mit darüber gelagertem Dampf- Sammel- und Ueberhitzungsraum (Fig. 5). Dadurch wird eine scharfe Ueberhitzung und Trocknung des Dampfes erreicht und die Heizwirkung der Flamme vergrössert. Der Docht ist derart in der Vergaserkammer befestigt, dass nur die Oberfläche des Dochtes gegen die durchlochte beheizte Kupferplatte der Vergaserkammer anstösst, während die Hauptmasse des Dochtes von einer Hülse umschlossen wird, welche aus einem schlecht leitenden Metalle hergestellt ist. Textabbildung Bd. 319, S. 572 Fig. 5. Final-Brenner. Textabbildung Bd. 319, S. 572 Fig. 6. Stobwasser-Spiritus-Glühlicht-Brenner. Textabbildung Bd. 319, S. 572 Fig. 7. „Rusticus-Brenner.“ Im Gegensatz zu anderen Rückleitungsbrennnern, bei denen ein festes Einpressen der Saugedochte in die Vergaserkammer Bedingung ist, wird durch diese Anordnung ein Festbrennen der Dochte im Finalbrenner ausgeschlossen. Das Anzünden der Lampe geschieht derart, dass man den Knebel 2 ganz langsam nach links dreht, wodurch erst das Dampfventil für den Spiritusdampf geöffnet und gleichzeitig die kleine Pumpe betätigt wird, welche die zum Vorheizen des Brenners erforderliche Menge Spiritus auf die Vor-wärmschale aufpumpt. In dieser Lage muss der Knebel während der ganzen Brenndauer der Lampe unberührtstehen bleiben. Hierauf wird in einem der rechteckigen Querschnitte 3 ein Zündholz eingeführt und der in der Vorwärmschale befindliche Spiritus entzündet. Sobald der Spiritus in der Anheizschale aufflammt, ist die Lampe in Betrieb und es bedarf keines weiteren Zutuns, um sie in dauernd gleichmässigem Licht zu erhalten, welches sich etwa nach einer Minute voll entwickelt. Für die Regulierung der Lichtstärke ist ein kleiner Schieber 4 angebracht, welcher durch Regulierung der Zylinderluft ohne Drosselung der Dampfentwicklung auf verschiedene Lichtstärken einstellt. Die Befüllung des Lampenbehälters kann durch die Oeffnung 1 im Brenner selbst geschehen, welche mittels Schiebers verschliessbar ist. Der Lampenbehälter darf nie ganz voll gefüllt werden, sondern muss einen freien Raum behalten, weil Spiritus bei eintretender Erwärmung seinen Rauminhalt vergrössert, also steigt. Es könnte daher leicht geschehen, dass ein mit kaltem Spiritus voll gefüllter Lampenbehälter bei eintretender Erwärmung überlaufen würde. Der Finalbrenner hat eine Lichtstärke von 80 Hefnerkerzen und verbraucht stündlich 120 ccm Spiritus von 90 v. H. bei voller Leistung, bei abgestellter Luft hat er eine Lichtstärke von 60 Hefnerkerzen und verbraucht 1/10 Liter Spiritus von 90 v. H. Textabbildung Bd. 319, S. 572 Fig. 8. Front-Brenner. Eine bezüglich der Art und Weise des Anzündens ähnliche Bauart hat der Stobwasser-Spiritus-Glühlichtbrenner (System Liedke-Rabenhorst) der Actien-Gesellschaft vorm. C. H. Stobwasser & Co. in Berlin (Fig. 6). Durch langsame Links- oder Rechtsdrehung des Schlüssels bis zum Anschlag wird das Anzünden bezw. Auslöschen der Lampe bewirkt. Bei angestrengtem Gebrauch wird nach 4 bis 5 Minuten die Leuchtkraft des Brenners nachlassen, und ist alsdann ein neuer Docht einzuziehen. Der Stobwasser-Spiritusglühlicht-Brenner wird in zwei Grössen angefertigt. Der Brenner No. 50 hat eine Leuchtkraft von 50 Kerzen und einen Spiritusverbrauch von Vis Liter in der Stunde, der Brenner Nr. 90 hat eine Leuchtkraft von 90 Kerzen und einen Spiritusverbrauch von 1/15 Liter in der Stunde. Die Firma Ehrich & Grätz in Berlin hat ihren Spiritus-Glühlicht-Brenner „Rusticus“ (Fig. 7) ausgestellt, bei welchem ein zweimaliges Drücken auf den Knopf g genügt, um mittels der Pumpe b den zum Anzünden erforderlichen Spiritus in die im Brennerkorb befindliche Anheizschale gelangen zu lassen. Durch eine Oeffnung entzündet man den Spiritus, nachdem man den Schlüssel i nach links gedreht hat. Es entwickelt sich Spiritusgas, und der Glühstrumpf wird nach ungefähr einer halben Minute zum Leuchten gebracht. Das Auslöschen der Flamme erfolgt durch Rechtsdrehen des Schlüssels i. Der Spiritusglühlichtbrenner „Rusticus“ wird in zwei Grössen geliefert. Der grössere verbraucht ungefähr 80 g Spiritus in der Stunde bei 65 Kerzen Lichtstärke, der kleinere verbraucht 50–55 g Spiritus in der Stunde bei 40 Kerzen Lichtstärke. Sehr ähnlich in seiner Bauart ist der Frontbrenner (Fig. 8) der Firma Eckel & Glinicke G. m. b. M. in Berlin. Zum Befördern des Spiritus in die Anheizschale dient der Messingschlüssel B, welcher soweit als möglich nach links gedreht wird und hierauf, sobald der Spiritus in die Anheizschale gepumpt ist, nach rechts gestellt wird. Die Schraube A muss aber zuvor 2–3 mal links gedreht werden, damit die sich entwickelnden Spiritusgase durch die Düse entweichen können und sich mit Luft gemischt an dem Spiritus in der Anheizschale entzünden. Textabbildung Bd. 319, S. 573 Fig. 9. Walther-Brenner. Textabbildung Bd. 319, S. 573 Fig. 10. Walther-Brenner. Um dieFlamme zu löschen, dreht man die Schraube A nach rechts ganz zu. Der Frontbrenner hat eine Leuchtkraft von 50 Normalkerzen und verbraucht in der Stunde 1/10 Liter Spiritus von 90 v. H. Die mechanische Kratzenfabrik in Mittweida hat ihren Spiritusglühlichtbrenner System „Walther“ (Fig. 9 und 10) ausgestellt, welcher sich besonders in der Art der Wärmerückleitung von den übrigen Brennern unterscheidet. Dies geschieht durch eine in der Mitte gelegene Zündröhre A (Fig. 10), welche die darunter liegenden zwei Kammern durchzieht und dadurch die Hitze nach dem Saugdocht leitet. In der unteren Kammer findet die Vergasung statt, in der oberen die Trocknung der Gase. In die Zündschale C wird der Vorwärmspiritus durch die Einfüllöffnung F gegossen und durch die Oeffnung H (Fig. 9) entzündet. Vermittels der Zündröhre A und der Drahtgaze B, die den Boden der Zündschale unbedingt berühren müssen, worauf besonders zu achten ist, wird die Verbrennungswärme abgeleitet und dem Saugdocht mitgeteilt. Ueber dem Saugdocht befindet sich ein mit Spiritus durchtränkter Dochtpfropfen, welcher 1–2 mm über dem Dochtrohr heraussteht und nach einiger Zeit ersetzt werden muss, indem der obere Teil der Kammer abgeschraubt wird. Die Saugdochte, die den unteren Teil des Dochtrohres bis zu ⅔ ausfüllen, halten sich länger als bei anderen Dochtlampen, da sie nicht in unmittelbarer Nähe der Anheizflamme stehen und nicht mit dem Verdampfer in Berührung kommen. Das Anzünden des Brenners erfolgt in der Weise, dass man durch Drehen die Einfüllvorrichtung F öffnet und mittels der Einfüllkanne, deren Boden nur einmal so weit wie möglich hineinzudrücken ist, die Zündschale C füllt. Darnach schliesst man die Einfüllvorrichtung F wieder ab und öffnet das Ventil G vor dem Anzünden durch Drehen nach links und entzündet bei H den mit Spiritus durchtränkten Gazedocht B. Nach ungefähr einer Minute erfolgt die Zündung und nachdem die Zündflamme erloschen ist, das volle Glühen des Glühkörpers. Durch Drehen des Ventils G nach rechts verlöscht der Brenner. Der „Walther-Brenner“ wird in drei Grössen angefertigt. Die grosse Type I hat eine Lichtstärke von 70-80 Hefnerkerzen bei einem Spiritusverbrauch von ⅛ bis 1/9 Liter Spiritus von 90 v. H. in der Stunde, die kleinere Type II verbraucht bei einer Lichtstärke von 50 bis 55 Hefnerkerzen 1/11 bis 1/12 Liter Spiritus in der Stunde und die Liliput-Type III bei einer Lichtstärke von 35 bis 40 Kerzen 1/15 bis 1/16 Liter Spiritus in der Stunde. (Fortsetzung folgt.)