Titel: Feuerungen mit mechanischer Beschickung.
Autor: O. Herre
Fundstelle: Band 320, Jahrgang 1905, S. 21
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Feuerungen mit mechanischer Beschickung. Von O. Herre. (Fortsetzung von S. 7 d. Bd.) Feuerungen mit mechanischer Beschickung. 2. Beschickungsvorrichtung mit schwingender Wurfschaufel von H. Paucksch, A.-G., Landsberg a. W. Textabbildung Bd. 320, S. 21 Axer-Feuerung. Der als Axer-Feuerung bezeichnete Apparat ist in Fig. 58 dargestellt. Der Antrieb erfolgt von der Stufenscheibe a aus. Die Welle b setzt durch ausrückbare Kegelräder c die senkrechten Wellen d in Bewegung. Von d geht die Bewegung mittels Schnecke auf das Schnekenrad e über, welches als Kurbelscheibe ausgebildet ist und mittels Zugstange und Schaltklinke das Schaltrad f verschiebt. Hierdurch wird die Speisewalze g bewegt, welche den Brennstoff aus dem Trichter h zur Wurfschaufel i fördert. Die Wurfschaufel liegt mit einem Daumen an einem spiralförmig gewundenen Zahne, der an dem scheibenförmigen Ansätze der Welle o des Schneckenrades e sitzt. Durch die Drehung der Welle und des Zahnes wird die Schaufel zurückgezogen, wobei die Feder k in Spannung versetzt wird. Der Daumen der Schaufel passiert schliesslich eine Unterbrechung des Zahnes, wodurch die Schaufel durch die Federspannung vorgeschnellt wird. Um hierbei eine verschieden starke Wurfkraft zu erhalten, ist die Feder k an einem Hebel n befestigt, dessen Stellung durch eine an der Speisewalze g befindliche exzentrische Scheibe fortwährend geändert wird, so dass auch die Federspannung entsprechende Aenderungen erfährt. Die Speisewalze g ist mit Zinken versehen, wodurch die Möglichkeit geboten werden soll, auch Kohlen verfeuern zu können, die mit grösseren Stücken hin und wieder durchsetzt sind. Natürlich wird auch die Axer-Feuerung am besten mit einem Brennstoff von gleicher Korngrösse (6 bis 20 mm) arbeiten, da die Zerkleinerung von groben Stücken nicht nur Arbeit erfordert, sondern auch Grus und Staub erzeugt, was für die Ausnutzung des Brennstoffes jedenfalls nicht günstig ist. Textabbildung Bd. 320, S. 22 Fig. 8. Axer-Feuerung. Bei Sperrungen im Getriebe kann nach Lösung des Verschlusses m die Vorderwand des Gehäuses um die Welle d aufgeklappt werden; auch kann die Speisewalze g leicht ausgewechselt werden. Die Feuertür l ermöglicht wieder das Abschlacken des Rostes und nötigenfalls auch die Handbeschickung. Infolge Aufforderung der Firma H. Paucksch, A-G., Landsberg a. W., wurde am 27. Juni 1903 seitens der Herren Oberingenieure Abel und Hilliger vom Märkischen bezw. Berliner Dampfkesselrevisionsverein sowie von Prof. Josse, Charlottenburg, ein Verdampfungsversuch an einem mit automatischer Feuerung, System Axer, versehenen Dreiflammrohrkessel der Firma H. Paucksch, Landsberg a. W., ausgeführt. Dem Versuchsberichte ist hier das Folgende entnommen: „Durch den Versuch sollte insbesondere die Wirkungsweise des automatischen Rostbeschickungsapparates, System Axer, festgestellt werden. Der Versuchskessel – ein Dreiflammrohr mit Ueberhitzer – war im Jahre 1899 von der Firma H. Paucksch, A.-G., angefertigt worden und trägt die Fabrik-No. 6832. Der Kessel ist für 8 atm Ueberdruck gebaut. Nach Angabe der Firma war der Kessel seit Weihnachten 1902 im Betrieb und während dieser Zeit nicht gereinigt worden. Gesamtlänge des Kessels 8400 mm Länge des Mantels 7860 Durchmesser des Kessels 2300          „             „   Flammrohrs vorn   875          „             „   dritten Flammrohrs   650 Wasserberührte Heizfläche     80,9 qm Rostfläche       3,15 Ueberhitzerheizfläche     16 Verhältnis der Heizfläche zur Rostfläche     25,7 Der Versuch wurde 8 Uhr 16 Min. vormittags begonnen. Die eigentliche Versuchsperiode wurde jedoch erst von 10 Uhr 10 Min. an gerechnet, da der Kessel von 8 Uhr 16 Min. bis 10 Uhr 10 Min. nicht im ordnungsmässigen Beharrungszustand war. Dauer des Versuches bis 5 Uhr 40 Min. abends = 7½ Std. = 450 Min. Gefeuert wurde oberschlesische Stückkohle von etwas über Faustgrösse von der Zeche „Deutschland“. Die während des Versuches gemachten Ablesungen (Kesseldruck, Temperatur im Kesselhaus, Temperatur des überhitzten Dampfes, der Abgase, Zugstärke, Schieberstellung, Kohlensäuregehalt der Abgase usw.) sind in einer besonderen Tabelle niedergelegt worden. Aus dieser Tabelle ergeben sich folgende für den Versuch massgebende Mittelwerte: Schieberöffnung etwa     400 mm Zugstärke über dem Rost      4–6   „ WS Zugstärke in den Seitenzügen         9,5   „   „ Zugstärke vor dem Rauchschieber       16,4   „   „ Kohlensäuregehalt der Abgase vor   dem Rauchschieber       12,2 v. H. Sauerstoffgehalt der Abgase vor   dem Rauchschieber         7,0 v. H. Temperatur der Rauchgase vor dem   Ueberhitzer     646,7 ° Temperatur der Rauchgase im Fuchs   vor dem Rauchschieber     346 ° Temperatur der Luft im Kesselhaus   vor der Rostklappe       25,7 ° Kesseldruck (Ueberdruck)         7,64 kg/qcm Temperatur des überhitzten Dam-   pfes hinter dem Ueberhitzer     209 ° Ueberhitzung über die Sättigungs-   temperatur       36,3 ° Verfeuerte Kohlenmenge während   der ganzen Untersuchung von   8 Uhr 16 Min. bis 5 Uhr 40 Min.   3412 kg Asche am Ende des Versuches ge-   wogen       34 kg Schlacke (vor Beginn der Messun-   gen um 8 Uhr und um 2 Uhr   während des Versuches wurde   ausgeschlackt) um 2 Uhr wurde   an Schlacke entfernt       38 kg Zustand der Feuerung bei Beginn   (10 Uhr) und am Ende des Ver-   suches (5 Uhr 40 Min.) der glei-   che, da je zwei Stunden nach   dem Ausschlacken, verstrichen,   Asche und Schlacke in v. H.   der Kohlenmenge         2,1 v. H. Verfeuerte Kohlenmenge während   der Versuchsperiode von 10 Uhr   10 Min. bis 5 Uhr 40 Min.,   d. i. in 450 Min.   2362 kg Stündlicher Kohlenverbrauch f. d.   qm Rostfläche     100 kg Stündlicher Kohlenverbrauch f. d.   qm Heizfläche         3,9 kg Heizwert der Kohle:    a) Nach Analyse der Feuertech-   nischen Abteilung des Instituts   für Gärungsgewerbe der Unter-   suchung vom 1. 7. 03   6435 WE    b) Nach Analyse des Magdebur-   ger Vereins für Dampfkesselbe-   trieb No. 1070   6668 WE Mittlerer Heizwert von a und b.   6550 WE Speisewassermenge eingefüllt von   10 Uhr 10 Min. bis 5 Uhr 40   Min., d. i. in 450 Min. im ganzen 17635 kg Speisewassertemperatur       14 ° Stündliche Speisewassermenge:    f. d. qm Heizfläche       29,1 kg    auf 1 kg Kohle         7,46 kg    f. d. qm Rostfläche     744 kg Verdampfung:    1 kg Kohle erzeugte stündlich   Dampf von 7,64 atm Ueber-   druck und 36,3° Ueberhitzung   bei 14° Speisewasser         7,46 kg oder:    1 kg Kohle erzeugte stündlich   gesättigten Dampf von 100°   aus Speisewasser von 0°         7,77 kg Wärmeausnützung des Kessels und   der Feuerung:    Stündl. in Form von Brennstoff   zugeführte Wärmemenge 2063000 WE    Stündlich in Dampf abgeführte   Wärme 1557500 WE An Dampf übertragene Wärmemen-   ge in v. H. der Brennnstoff-   wärme       75,5 v. H. Wärmeverlust durch die Abgase       17,95 v. H. Wärmeverlust durch Strahlung usw.         6,55 v. H. Als Hauptergebnisse wären hervor-   zuheben: Verdampfung f. d. qm Heizfläche   stündl. aus Wasser von 0° in   Dampf von 100°   30,3 kg Verdampfung auf 1 kg Kohle aus   Wasser von 0° in Dampf von   100°       7,77 kg Wirkungsgrad des Kessels   75,5 v. H. Vor Beginn des eigentlichen Versuches (10 Uhr 10 Min.) war der Rauchschieber weiter geöffnet, infolgedessen war der Kohlensäuregehalt vor dem Rauchschieber geringer, der Luftüberschuss grösser, die Dampferzeugung geringer. Um 10 Uhr wurde der Rauchschieber etwas geschlossen und das Feuer auf dem Rost durch Schüreisen gleichmässig verteilt. Der Kohlensäuregehalt stieg sofort, ebenso die Dampfentwicklung, während die Temperatur der abziehenden Rauchgase herunterging. Der Kessel war während des ganzen Versuches in gutem Beharrungszustand. Um 2 Uhr wurde ausgeschlackt; eine grössere Menge kalter Luft gelangte dabei in die Feuerung, was einen Abfall der Temperatur der abziehenden Rauchgase und des CO2 Gehaltes zur Folge hatte. Die automatische Feuerung, System Axer, arbeitete während des Versuches in jeder Beziehung tadellos; die Abgase verliessen den Schornstein vollständig rauchlos. Die Regulierbarkeit der Feuerung in bezug auf die Kohlenbeschickung ist in jeder Beziehung vollkommen und entspricht allen Anforderungen. Die Wurfklappen verteilen das Brennmaterial gut über die ganze Rostfläche. Ein grosser Vorteil der Feuerung ist darin zu sehen, dass die Quetschwalzen, welche die Kohlen zerkleinern, während des Betriebes durch einfache Handgriffe frei gelegt und sogar ausgewechselt werden können. Es ist ferner als ein Vorzug der Feuerung zu betrachten, dass ausserdem gewöhnliche Feuertüren vorhanden sind, welche gestatten, das Feuer zu beobachten und zeitweise durchzurühren, um die gleichmässige Verteilung der Kohlen über dem Rost zu verbessern, evtl. auch von Hand zu feuern. Der Mechanismus der Axer-Feuerung ist einfach und das Triebwerk ist vor der Einwirkung des Kohlenstaubes vollkommen geschützt. Die untersuchte Feuerung war bereits ein halbes Jahr im laufenden Betrieb und in durchaus gutem Zustand. Infolge der kontinuierlichen Beschickung, welche die Feuerung ermöglicht, ist auch der zu 75,5 v. H. ermittelte Wirkungsgrad des Kessels sehr günstig.“ (Fortsetzung folgt.)