Titel: Neuerungen auf dem Gebiete der Wellentelegraphie.
Autor: Adolf Prasch
Fundstelle: Band 321, Jahrgang 1906, S. 186
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Neuerungen auf dem Gebiete der Wellentelegraphie. Von Ing. Adolf Prasch, Wien. (Fortsetzung von S. 172 d. Bd.) Neuerungen auf dem Gebiete der Wellentelegraphie. Der Wellenmesser von de Forest und James E. IvesElectrical World, Bd. 43 S. 1704. ist in der Form durchaus symmetrisch und enthält zwei veränderliche Kondensatoren und zwei veränderliche Selbstinduktionen, die zu beiden Seiten einer Funkenstrecke angeordnet sind. Die Kondensatoren bestehen aus 43 mit Stanniol belegten quadratischen Glasplatten von 22 cm Seitenlänge. Die einzelnen Belegungen stehen mit Kontaktknöpfen in Verbindung, so dass durch eine Schaltkurbel je nach Bedarf mehr oder weniger Kapazität in den Messkreis geschaltet werden kann. Die Glasplatten dieser Kondensatoren sind, um eine genauere Abstufung der Kapazität zu ermöglichen, nicht gleichmässig stark, sondern ihre Dicke stuft sich von 6 mm bis 0,8 mm ab. Die beiden Selbstinduktionen bestehen aus je zwei konzentrischen Ringen aus 2,5 mm Kupferdraht, deren jeder von einem Hartgummiring getragen wird. Die beiden grösseren Ringe sind starr in der lotrechten Ebene befestigt und haben einen Durchmesser von 286 mm. Die beiden inneren Ringe lagern auf einer gemeinsamen wagerechten Achse, die in der gleichen Ebene wie die äusseren Ringe liegt. Durch eine Kurbel können diese beiden inneren Ringe gleichzeitig verdreht werden, und lässt sich so die Selbstinduktion in sehr scharfer Abstufung verändern. Ein mit der Kurbel verbundener Weiser zeigt an einer festen Skala die Grösse der jeweiligen Welbstinduktion an. Textabbildung Bd. 321, S. 185 Fig. 53. In der schematischen Darstellung der Stromverbindung dieses Wellenmessers (Fig. 53) stellen C1C2 die beiden Kondensatoren, R1R2 die äusseren und r1r2 die inneren Ringe der Selbstinduktion dar. Die inneren Ringe stehen einerseits mit den inneren Belegungen der Kondensatoren anderseits durch einen Schleifkontakt mit dem zugehörigen äusseren Ringe in Verbindung. Die äusseren Belegungen der Kondensatoren führen zur Funkenstrecke F und die zweiten Enden der äusseren Ringe zu dem Kontaktrahmen K, der sich am oberen Ende des Instrumentes befindet. Dieser Kontaktrahmen besteht aus einem rechteckigen Messingstabe von 3 mal 6 mm Querschnitt, welcher in Form eines rechteckigen Rahmens abgebogen wird. Die leitende Verbindung der äusseren und inneren Ringe wird durch zwei kleine flache, konzentrisch angeordnete Messingringe, die auf den inneren Hartgummiring aufgesetzt sind, und durch zwei längs derselben schleifende kleine Metallbürsten hergestellt. Der Stromkreis, dessen Wellenlänge gemessen werden soll, wird mit dem Kontaktrahmen in Verbindung gebracht. Für die Eichung des Instrumentes wurden Lechersche Drähte benutzt, die sich dann mit einem Schwingungskreis in Resonanz befinden, wenn ihre Länge gleich einem Viertel oder einem ungeraden Vielfachen von einem Viertel der Wellenlänge dieses Schwingungskreises ist. Zu diesem Zwecke wurden zwei blanke Kupferdrähte von 2 bis 5 mm Durchmesser mit einem Abstande von 15 cm innerhalb der Mauern eines 37 m langen und 15 m breiten Bodenraumes parallel zueinander und in einem Abstande von 1,2 m vom Fussboden in drei Reihen ausgestreckt und bei den Abbiegungen (Fig. 54) kreuzweise miteinander verbunden. Die Drähte selbst waren in Längen von 3 m unterteilt, an den Enden zu Schlingen gebogen und mit einer starken Schnur so verknüpft, dass sich zwei zugehörige Schlingen oder Oesen nicht metallisch berühren konnten. Im Bedarfsfalle wurden diese Drähte durch kurze Stücke der gleichen Drahtsorte, die genau in die Oesen einpassten, leitend verbunden. Auf diese Weise konnte man den parallelen Drähten jede gewünschte Länge geben. Textabbildung Bd. 321, S. 185 Fig. 54. Zwecks Durchführung der Eichung wurden die beiden parallelen Drähte bei p1p2 mit dem Kontaktrahmen K des Messinstrumentes verbunden, sodann die Funkenstrecke durch ein kleines Induktorium erregt, die in dem Instrumente elektrische Schwingungen hervorriefen. Diese Schwingungen übertrugen sich auf die Lecher-Drähte. Nunmehr wurde eine kleine Geisler-Röhre der Quere nach über die freien Enden der Drähte gehalten und die Kapazität des Instrumentes solange geändert, bis die Röhre zu glühen begann. Die feine Einstellung geschah durch Verdrehung der inneren Ringe der Selbstinduktion, bis das Glühen der Röhre den Höchstpunkt erreichte. Es befanden sich das Instrument und die Paralleldrähte in Resonanz und war dann die Viertelwellenlänge des Normalinstrumentes gleich der Länge der parallelen Drähte. Durch schrittweise Verlängerung der Drähte um je drei Meter bis zu 150 m konnte sonach die Teilung der Skalen bestimmt werden. Diese Arbeit wurde, um sicher zu gehen, gegen fünfzigmal wiederholt. Zur Prüfung der Genauigkeit der experimentellen Eichung des Instrumentes wurde die Viertelwellenlänge des Normalinstrumentes für jede Abteilung der Kondensatoren, bei der Lage der beweglichen Ringe für den Höchstwert der Selbstinduktion berechnet. Die berechneten Wellenlängen waren gegenüber den durch die Eichung bestimmten Werten im Durchschnitt um 2 bisd3 v. H. geringer, was darin die Ursache fand, dass die Eichung nur mit Viertelwellenlängen in den Lecher-Drähten durchgeführt wurde. Ganz genaue Ergebnisse erhielt man jedoch dann, wenn die Länge der Drähte mit dreiviertel einer Wellenlänge oder sonst einem ungeraden Vielfachen einer Viertelwellenlänge bemessen wurde. Für die Feststellung der Resonanz wurden sowohl Funkenstrecken als auch Geislerröhren benutzt und lieferten beide gleiche Ergebnisse. Einen bemerkbaren Einfluss auf die Wellenlänge im Drahte übten weder die Geislerröhre noch die Funkenstrecke aus, und wurden Störungen der Messung durch Obertöne nicht bemerkt. Textabbildung Bd. 321, S. 186 Fig. 55. Um die Wellenlänge eines Stromkreises LC (Fig. 55) mit diesem Instrument zu messen, wird der Stromkreis an einer passenden Stelle aufgeschnitten und werden die so gewonnenen Enden mit dem Kontaktrahmen an den Punkten p1p2 verbunden. Durch diese Kopplung werden, sobald der Schwingungskreis des Messinstrumentes durch bei F überspringende Funken in Schwingung versetzt ist, auch in dem zu messenden Schwingungskreise, sofern dessen Widerstand nicht zu gross ist, sowohl Schwingungen der Stromstärke als auch des Potentiales entstehen. Die Stärke des schwingenden Stromes zeigt das Hitzdrahtamperemeter A an, welches in der Nähe eines Schwingungsbauches des Stromes eingestellt wird. Haben die beiden gekoppelten Kreise gleiche Schwingungsperioden, so wird nach dem Resonanzgesetz die auftretende Störung den Höchstwert erreichen. Die Selbstinduktion und die Kapazität des Messtromkreises werden nun so lange geändert, bis das Amperemeter den grössten Ausschlag zeigt. Die an der Teilung des Messinstrumentes abzulesende Wellenlänge ist sodann gleich jener des zu messenden Kreises. Textabbildung Bd. 321, S. 186 Fig. 56. Für die Messung der Wellenlänge eines offenen Schwingungskreises, beispielsweise eines geerdeten Luftdrahtes (Fig. 56), wird der Messapparat möglichst nahe der Erde eingeschaltet. (Fortsetzung folgt.)