Titel: Automobilachsen.
Autor: Lutz
Fundstelle: Band 321, Jahrgang 1906, S. 602
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Automobilachsen. Von Professor Lutz, Aachen. (Schluss von S. 587 d. Bd.) Automobilachsen. Hinterachskonstruktionen. Für die Besonderheiten der Hinterachsausführungen bestimmend ist die Unterbringung des Antriebes, der Bremsen und der Achsstützung, fernerhin die Anordnung der Federn. Zur Vermeidung starker Achskröpfungen werden letztere meist neben dem Rahmen untergebracht, jedoch findet man sie auch gelegentlich unterhalb der Rahmenhauptträger vor. Werden in diesem Falle die Federn an die Achse gehängt anstatt darauf gestützt, so erspart man den der Federhöhe entsprechenden Teil der Achsdurchkröpfung. Cardanachsen, welche die Radantriebswellen enthalten, gestatten mit Rücksicht auf letztere überhaupt keine Durchsenkung und zwingen häufig dazu, den hinteren Teil des Rahmens nach oben zu kröpfen. Einen Sturz gibt man Hinterrädern mit Rücksicht auf die Antriebsverhältnisse nicht. Da Achsen für Gelenkwellenantrieb in dem Ausgleichgetriebe einen wichtigen Teil der Arbeitsübertragung enthalten, welcher von Einfluss auf ihre Gestaltung ist und in dem Rahmen der vorliegenden Abhandlung nicht behandelt werden kann, so sollen nur einige Beispiele von Kettenachsen besprochen werden. Textabbildung Bd. 321, S. 602 Fig. 31. Hinterachse für 20–24 PS-Personenwagen. Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft, Berlin. Textabbildung Bd. 321, S. 602 Fig. 32. Hinterachse für 20 PS-Personenwagen. Hüttis & Hardebeck. Textabbildung Bd. 321, S. 602 Fig. 33. Hinterachse für 20 PS-Personenwagen. Nürnberger Motorfahrzeugefabrik „Union“. Textabbildung Bd. 321, S. 602 Fig. 34. Hinterachse für 40 PS-Personenwagen. Benz & Co., Mannheim. Fig. 31. Hinterachse für 20 : 24 PS-Personenwagen; Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft, Berlin. Der Kettenkranz K besteht aus einem Stück mit der Bremsscheibe B (Innenbremse) und ist nur in den Holzspeichen, mit deren jeder er verschraubt ist, zentriert; die Verschraubung hält zugleich das Blech C, welches das Innere der Bremsscheibe nach dem Rade zu abschliesst. Der Träger T trägt oben den Zapfen der Bremsbacken, unten die Achse A des die Backen betätigenden Schlüssels und ist auf der Hinterachse mittels Konus, Keil und Mutter M befestigt; er bildet zugleich den Abschluss des Bremsinneren nach der Wagenmitte zu. Die offene Nabenseite ist durch die Endmutter E mit Filzringdichtung geschützt. Eine Achsabstützung gegen den Wagenschub fehlt anscheinend gänzlich, auch die Achsdrehung infolge des Bremsens wird den Federn zugemutet, was nicht zu empfehlen ist. Textabbildung Bd. 321, S. 603 Fig. 35. Hinterachse für 8 PS-Personenwagen; Nürnberger Motorfahrzeugefabrik „Union“. Textabbildung Bd. 321, S. 603 Fig. 36. Lastwagenhinterachse für 7 t Achsbelastung und 12 km/Std. Geschwindigkeit, Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft, Berlin. Fig. 32. Hinterachse für 24 PS-Personenwagen; Hüttis & Hardebeck, Aachen. Der Kettenkranz K ist hier getrennt auf der Bremsscheibe B und diese wiederum auf der Nabe zentriert, so dass (im Gegensatz zu Fig. 31) eine rein metallische und darum sehr sichere Zentration vorliegt. Dafür ist nun allerdings nur eine einfache und an einem geringen Radius wirkende Speichenverschraubung vorhanden, welche für stärkere Wagen jedenfalls nicht genügt, Der scheibenförmige Bremsbackenträger T ruht drehbar auf der Achse. Zwei Stangen, deren Köpfe S auf der Zeichnung sichtbar sind, führen zum Mittelpunkt des am Rahmen gelagerten Kettenantriebrades und bilden mit dem Träger T ein Fachwerkdreieck, welches Wagenvorschub und Achsdrehung aufnimmt (vergl. Fig. 28 S. 587). Die Konstruktion ist einfach und zuverlässig, erfordert jedoch in jeder Stange eine, also f. d. Rad zwei Kettennachspannungen, was eine etwas umständliche Bedienung nötig macht. Den Nabenabschluss führt auch hier eine Endmutter mit Filzringdichtung herbei. Fig. 33. Hinterachse für 16–20 PS-Personenwagen: Nürnberger Motorfahrzeugefabrik „Union“. Kettenkranz, Bremsscheibe und Nabe sind in einem Teil vereinigt, was bei Abnutzung des Kettenkranzes oder der Bremsscheibe die Auswechselung des ganzen Stückes nötig macht, aber andererseits die Herstellung vereinfacht. Die Speichenverschraubung ist eine doppelte. Der Backenträger T ist mit der Achse verschraubt und verkeilt und dient auch als Stütze für die Blechverschalung C. Den Nabenabschluss bildet die Achse selbst mittels eines Hartlederstossringes. Den Wagenschub übernimmt die Stange S, eine Achsdrehung verhindern nur die Federn. Fig. 34. Hinterachse für 40 PS-Personenwagen; Benz & Co., Mannheim. Bei dieser, für grössere Kräfte bestimmten Konstruktion ist die der Abnutzung nicht unterworfene Nabe von Kettenkranz Und Bremsscheibe, Welche in folgedessen leichter auszuwechseln sind, getrennt, dient aber zu ihrer Zentrierung. Doppelte Speichenverschraubung und Entlastung der Mitnehmerschraube sichern die Haltbarkeit; auch der auf der Achse gelagerte Backenträger T ist durch eine entlastete Schraube mit dieser verbunden. An ihm ist das Abschlussblech C montiert. Die Kapsel E mit Filzring dichtet die Nabe. Die Achsabstützung ist, wie in Fig. 33 bewirkt. Fig. 35. Hinterachse für 8 PS-Personenwagen; Nürnberger Motorfahrzeugefabrik „Union“. Die Bauart ist eine ungewöhnliche, aber ausserordentlich geschickt. Der Kettenkranz K sitzt auf einem Ausgleichgetriebe G, welches einerseits die linke Nabe und die mit ihr vereinigte Bremsscheibe B (Aussenbremse), andererseits die Achse A und das auf ihr fest sitzende rechte Rad – beide unabhängig von einander – antreibt. Textabbildung Bd. 321, S. 604 Fig. 37. Lastwagenhinterachse für 3,5 t Achsbelastung und 20 km/Std. Geschwindigkeit; Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft, Berlin; Schnitt a–b. Die Federteller müssen naturgemäss auf der Achse drehbar (hier in Kugellagern) sein; sie tragen das Gabelgelenk H für eine Achsstützstange. Die Bremse ist eine Bandbremse, deren Band anscheinend am Rahmen gestützt ist. Fig. 36. Lastwagenhinterachse für 7 t Achsbelastung und 12 km/Std. Geschwindigkeit; Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft, Berlin. Der Kettenkranz ist ohne Verbindung mit der Nabe an den Speichen verschraubt. Die Bremse wirkt als Klotzbremse unmittelbar auf die eisernen Radreifen, was eine Drehungsabstützung der Achse unnötig macht. Den Nabenverschluss übernimmt wie in Fig. 33 die Achse selbst. Zur Vermittlung des Wagenschubes sind gabelartige Stücke mit Gelenken G auf die Achse geklemmt, von welchen aus Stützstangen zum Wagenrahmen führen. Fig. 37. Lastwagenhinterachse für 3,5 t Achsbelastung und 20 km/Std. Geschwindigkeit; Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft, Berlin. Kettenkranz und Bremsscheibe sind aus einem Stück und an den eisernen Radspeichen zentriert sowie verschraubt. Der Bremsbackenträger wird anscheinend mit dem an der Achse sitzenden Flansch verbunden und übernimmt vermutlich auch die Achsabstützung. Näheres ist aus der Zeichnung nicht ersichtlich.