Titel: Wasserreiniger.
Autor: Grimmer
Fundstelle: Band 321, Jahrgang 1906, S. 741
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Wasserreiniger. Von Ingenieur Grimmer. (Fortsetzung von S. 711 d. Bd.) Wasserreiniger. In ähnlicher Weise wie bei vorstehend beschriebenem Apparat ist der Hauptbehälter des Reinigers von Schumann & Cie. in Leipzig-Plagwitz angeordnet. Derselbe arbeitet mit oder ohne Anwärmevorrichtung und mit Reagentien in gelöstem Zustande. Textabbildung Bd. 321, S. 741 Fig. 7. Der in Fig. 8 dargestellte Apparat für Leistungen bis 5 cbm i. d. Stunde besitzt nur einen Chemikalienbehälter und findet dort seine Verwendung, wo die Reinigung nur mit einem Fällungsmittel erfolgen soll. Das zu reinigende Rohwasser fliesst in eine in zwei Kammern geteilte Kippschale (Fig. 8a). Mit Füllung einer dieser Kammern wird der Schwerpunkt verlegt, die Schale kippt schliesslich um und entleert sich in den Mischraum. Gleichzeitig stellt sich die zweite Kammer der Kippschale vor die Wasserzuflussöffnung, füllt sich, kippt um und so fort, bis der Wasserzufluss abgesperrt wird. Der ganze Apparat wird also einfach durch Absperren des Rohwassers ausser Betrieb gesetzt. Macht die Beschaffenheit des Wassers eine Behandlung mit zwei Fällungsmitteln notwendig, so verwendet die gleiche Firma einen Apparat nach Fig. 9, bei welchem das Rohwasser zunächst in den Raum W fliesst. Hier wird es vorgewärmt und erhält gleichzeitig aus dem darüber befindlichen Kalkbehälter K den nötigen Zusatz von Kalkmilch, worauf es unter der angedeuteten Scheidewand nach dem Raum W1 überfliesst Aus diesem Raum läuft das Wasser durch die Rinne R in die zweikammerige Kippschale E, welche es alsdann in den Mischraum M weitergibt. Nachdem das Wasser hier noch aus dem Behälter S den nötigen Sodazusatz erhalten hat, gelangt es durch ein Ueberlaufrohr in den Klärraum. Textabbildung Bd. 321, S. 741 Fig. 8a. Die Zumessung der nötigen Soda- und Kalkmengen erfolgt mechanisch durch die Kippschale E, welche bei einem bestimmten Füllungsgrade kippt und so mittels entsprechender Verbindungsorgane das im Kalkbehälter K befindliche Rührwerk in Drehung versetzt und gleichzeitig die Messapparate für den Kalkmilch- und Sodazusatz betätigt. Dieser in Fig. 10 dargestellte Messapparat ist ein als Knie konstruiertes Messrohr, dessen senkrecht nach oben gerichteter Schenkel innen durch das Tellerventil T mit Gummidichtung geschlossen wird. Letzteres regelt den Eintritt der Flüssigkeit ins Messrohr. Der durch eine Ventilkappe K verschliessbare wagerechte Schenkel, dient als Messrohr, zu welchem Zwecke ein Gummistopfen S durch eine Kolbenstange beliebig verstellt werden kann, so dass der Hohlraum vergrössert oder verkleinert wird. Das Spiel der Ventile wird durch den Kipptrog in der Weise bewirkt, dass, wenn Flüssigkeit eintreten soll, erst die Ventilkappe K des Messrohrs geschlossen wird, bevor das Ventil T sich hebt und umgekehrt. Beide Funktionen sind von der Bewegung des Kipptrogs derartig abhängig, dass bei jeder ersten Kippung der Hohlraum sich füllt, bei der zweiten die eingeschlossene Flüssigkeitsmenge aus dem Messtopf ausfliesst. Das im Kalkbehälter (Fig. 11) befindliche Rührwerk wird durch den Kipptrog gleichzeitig in Drehung versetzt, so dass sich die Kalkmilch nicht am Boden absetzen kann. Textabbildung Bd. 321, S. 742 Fig. 9. Apparate zum Weichmachen und Entölen des Wassers mit einer stündlichen Leistung von über 5 cbm Reinwasser baut die gleiche Firma nach Fig. 12. Die Abmessung und Mischung der Reagentien und des Rohwassers geschieht in gleicher Weise wie bei dem vorbeschriebenen Apparat (Fig. 9). Textabbildung Bd. 321, S. 742 Fig. 10. Das in dem Mischgefäss mit den Fällungsmitteln vermischte Wasser tritt in die erste Abteilung A des Vorklärapparates. In ihm scheidet sich alles tropfbare Oel oder Fett ab, und sammelt sich an der Oberfläche von A, während der Schlamm die feiner verteilten Fetteilchen mit zu Boden reisst. Enthält das Wasser wenig Kesselsteinbildner oder sonstige schlammige Verunreinigungen, so ist künstlich mehr Schlamm zu erzeugen, um eine vollständige Entfettung herbeiführen zu können. Nachdem das Wasser die Abteilung A, von oben nach unten sinkend, passiert hat, steigt es in der Abteilung B wieder nach oben, wobei es noch die feiner verteilten Schlammteilchen fallen lässt, und fliesst schliesslich in ganz dünner Schicht über den an der Peripherie des Klärapparates angeordneten Ueberlaufring und dann durch den Abflusstutzen in das „Patent-Sandsäulenfilter“ System Reinecken (Fig. 13). Dieses Filter besteht im wesentlichen aus einem oben offenen, mit der Spitze nach unten gerichteten, abgestumpften Kegelmantel aus gelochtem Eisenblech und einer Reihe von konischen Blechringen, die konzentrisch zu dem Kegel und der Neigung des Konus entsprechend, treppenartig übereinander angeordnet und untereinander durch Tempergusstege so verbunden sind, dass die zwischen je zwei Blechkonussen befindlichen Zwischenräume alle von gleicher Höhe sind. Wird der durch den Kegelmantel und die Blechringe begrenzte Hohlraum mit Sand oder Kies gefüllt, so bilden sich zwischen den inneren konischen Blechringen mehr oder weniger geneigte Schüttkegel (Fig. 12), entsprechend der Korngrösse des angewandten Materials. (Je grösser das Korn, desto steiler der Kegel.) Der Einbau ist in einem mit glattem Boden und mit konzentrischer, verschliessbarer Oeffnung versehenen Gefässe so befestigt, dass das hineingeleitete trübe Wasser nur, nachdem es den Sand oder Kies durchflössen hat, wieder heraus kann, auf welchem Wege es, wenn die Durchflussgeschwindigkeit keine zu grosse ist, alle bis dahin mitgeführten Schlammteilchen ablagert. Textabbildung Bd. 321, S. 742 Fig. 11. Zum Zwecke der Reinigung des Filtermaterials ist, namentlich wenn es sich um den Betrieb eines einzelnen Filters handelt, am tiefsten Punkte in der Mitte des Filters eine Wasserstrahlpumpe vorgesehen, mittels welcher man das gesamte Filtermaterial durch das zentral angeordnete Steigerohr heben und waschen kann. Das oben aus dem Steigerohr hervorquellende Gemisch von Sand und Wasser fällt auf den konischen Deckel, von welchem der Sand wieder in den für ihn bestimmten ringförmigen Hohlraum zurückrutscht, während der feinere und leichtere Schlamm mit dem überschüssigen Wasser aus der oben seitlich im Blechmantel angebrachten Oeffnung abfliesst. Sobald das Textabbildung Bd. 321, S. 743 Fig. 12. Textabbildung Bd. 321, S. 743 Fig. 13. abfliessende Wasser klar wird, ist das Filtermaterial genügend rein, der Betrieb der Strahlpumpe wird wieder eingestellt, alsdann die seitliche Oeffnung geschlossen und das Filtrieren kann aufs neue beginnen. Den mit nur einem Fällungsmittel (calcinierte Soda) arbeitenden Reiniger „System Guttmann (Fig. 13a und b) baut die Deutsche Babcock & Wilcox-Dampfkesselwerke Akt.-Ges. in Oberhausen. Bei demselben erfolgt die Zubereitung der Sodalauge in dem Sodabehälter A mit eingebauter durchlöcherter Heizschlange, durch welche zur raschen Lösung der Soda einige Minuten Dampf eingeblasen wird. Die Vereinigung des Rohwassers mit der Sodalösung sowie die chemische Ausfällung der Kesselsteinbildner findet in dem Reaktionsgefäss B statt. Mit demselben ist ein Dampfstrahlapparat C verbunden, durch welchen eine Vorwärmung auf nahezu 100° erreicht wird. Die mechanische Absonderung der chemisch ausgeschiedenen Bstandteile erfolgt in dem Filterbehälter D. Wie aus Fig. 13a ersichtlich, sind in letzterem mehrere mit Holzwolle gefüllte Zwischenkammern eingebaut, welche das Wasser nacheinander durchströmt unter gleichzeitigem Wechsel der Strömungsrichtung auf- und abwärts. Auf diesem Wege bleiben die Beimengungen in der Filtermasse zurück, während sich das gereinigte Wasser in dem Behälter E zur weiteren Verwendung ansammelt. Ein in dem Reinwasserbehälter sich befindlicher Schwimmer d regelt durch ein Gestänge das Rohwassereintrittsventil und das Sodazusatzventil. Textabbildung Bd. 321, S. 744 Fig. 13a. Eine Reinigung des Apparates und das Auswechseln des Filtermaterials lässt sich leicht bewerkstelligen, da die einzelnen Teile gut zugänglich sind. Zum Abziehen des Schlammes während des Betriebes sind in geeigneter Weise Ablasshähne vorgesehen. Textabbildung Bd. 321, S. 744 Fig. 13b. (Fortsetzung folgt.)