Titel: Über die Beurteilung von Kostenanschlägen auf Dampfmaschinen.
Autor: Karl Beneke
Fundstelle: Band 324, Jahrgang 1909, S. 121
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Über die Beurteilung von Kostenanschlägen auf Dampfmaschinen. Von Ingenieur Karl Beneke, Schweidnitz. Ueber die Beurteilung von Kostenanschlägen auf Dampfmaschinen. Härter denn je tobt auf einem der ältesten Gebiete der Großindustrie, nämlich dem des Dampfmaschinenbaues, der Konkurrenzkampf. Groß ist der Apparat, welchen die einzelnen Firmen aufwenden und aufwenden müssen, um ihre Erzeugnisse absetzen zu können. Trotzdem bleibt der Erfolg aber häufig aus. Trotz vieler persönlichen Besuche, Überschwemmens mit Drucksachen, die alle in den höchsten Tönen die Vortrefflichkeit des Fabrikates der Maschinenfabrik preisen, trotzdem man mündlich und schriftlich die Angelegenheit energisch behandelt und auch was schließlich immer noch die Hauptsache ist, die Preise bis an die Grenze der Möglichkeit verringert, trotzdem bleibt der mit Bestimmtheit erwartete Erfolg aus. Der Grund dieses Mißerfolges wird zudem in den meisten Fällen nicht bekannt. Es ist bei dem heutigen, hohen Stande des modernen Heißdampfmaschinenbaues schon für einen Fachmann, welcher nicht gerade Spezialist auf diesem Gebiete ist, schwer, unter mehreren vorliegenden Angeboten, das für die betreffenden Betriebsverhältnisse günstigste auszuwählen und die einzelnen Angaben, Vor- bzw. Nachteile sachlich gegeneinander abzuwägen. Um wieviel schwerer muß es vollends für einen Laien sein! Diesem werden auf seine an verschiedene Firmen gerichtete Anfragen Maschinen angeboten, die gemäß der den Angeboten beiliegenden Begleitbriefe alle für den betreffenden Zweck vorzüglich geeignet sind, die aber dem Inhalte der Angebote selbst, oft in allem, meistenteils aber in der Mehrzahl der einzelnen Punkte nicht übereinstimmen. Preisunterschiede von etwa 20–30%, auch bei kleineren Maschinen, von Marktware abgesehen, sind nichts Seltenes. Die Gründe dieser überall bekannten Tatsache, der leider bislang noch viel zu wenig Beachtung geschenkt worden ist, sind mannigfacher Natur und es dürfte sich nicht verlohnen auf dieselben ein wenig näher einzugehen, zumal gerade bei der Beurteilung von Angeboten auf Dampfmaschinen auch bei Fachleuten, welche nicht gerade Dampfmaschinentechniker sind, viel gesündigt wird. Sehen wir uns zunächst einmal an, wie die Anfragen, die oft wöchentlich zu Dutzenden bei den Maschinenfabriken einlaufen, aussehen. „Ich bitte um kostenlose Offerte auf eine Dampfmaschine von soundsoviel PS Leistung. Der Dampfdruck beträgt soundsoviel Atm. Ich bitte um äußerste Preisstellung.“ Diese Anfrage läßt ja hinsichtlich ihrer lakonischen Kürze nichts zu wünschen übrig, bietet dem projektierenden Ingenieur aber so gut wie gar keine Handhabe, welcher Maschinentyp in Frage kommt. Er wird daher die weiteren Betriebsverhältnisse einfach annehmen und eine normale Maschine, wenn möglich eine vorrätige anbieten. Will er ein übriges tun, so fügt er einen Fragebogen bei und schickt das Ganze mit einem schönen Begleitbrief an den unglücklichen Reflektanten, der von anderer Seite wohl gar 3 oder 4 Alternativangebote für alle möglichen Betriebsverhältnisse erhalten hat und nun gar nicht weiß, welche Maschine die für seinen Betrieb tatsächlich günstigste Kraftquelle ist. Meistens ist er ja selbst an diesem Dilemma schuld. Wenn er nun nachträglich gescheit wird, so gibt er der ihm am empfehlenswertesten erscheinenden Firma sämmtliche im Fragebogen erbetenen Angaben und hat auf diese Weise noch die beste Aussicht eine einigermaßen passende Betriebsmaschine zu erhalten. Die normalen Dampfmaschinen mit Schieber- und Ventilsteuerung sind jetzt auch in Deutschland fast bei jeder Firma standardisiert, so daß bei gleicher Leistung keine allzu großen Unterschiede auftreten werden. Ehe ich weiter auf das Thema eingehe, möchte ich noch einige allgemeine Bemerkungen vorausschicken. Man unterscheidet je nach Art der Aufstellung: 1. Stehende Maschinen. 2. Liegende Maschinen. Stehende Maschinen sind überall da angebracht, wo es sich darum handelt, auf kleinem Raume große Kraftleistungen zu erzeugen. Infolge ihrer hohen Umlaufzahlen eignen sich dieselben vorzüglich zur direkten Kupplung mit Dynamomaschinen. Liegende Maschinen kommen mit Vorteil da zur Verwendung, wo genügend Raum zur Verfügung steht, um die Maschine bequem unterzubringen. Letztere haben den Vorteil, daß alle Teile leicht zugänglich sind und Montage, sowie Demontage bequemer ausgeführt werden können als bei stehenden Maschinen. Neuerdings geht man bei kurzhubigen Tamdem-Maschinen liegender Bauart mit den Umdrehungszahlen auch sehr in die Höhe. Weiter unterscheidet man nach Wirkung des Dampfes: Maschinen mit ein- oder mehrstufiger Expansion. Ganz allgemein ist hier zu sagen, daß von 600 PSe an aufwärts die Dreimal-Expansionsmaschine, bei Dampfdrücken von 12 Atm. an und bei absolut regelmäßigem Betriebe die wirtschaftlichste Maschine ist, was den Dampfverbrauch für die PSi und Stunde anbetrifft. Allerdings kommen diese Maschinen neuerdings immer seltener zur Ausführung. Man bevorzugt die Zwillingstandem-Maschine, die bezüglich des Dampfverbrauches bei gleicher Leistung nicht wesentlich ungünstiger arbeitet als die Maschine mit dreistufiger Expansion. Bezüglich der Regulierfähigkeit ist aber die Zwillingstandem-Maschine, im Vorteil. Zweimal Expansionsmaschinen findet man für Leistungen von 60 PSe an aufwärts und für Spannungen von etwa 8 Atm. an mit Vorteil angewandt. Maschinen mit einstufiger Expansion eignen sich für alle Belastungen zwischen 20 und 30 PSe und für Dampfspannungen von 5 bis 9 Atm. Überdruck. Es wird in Deutschland noch vielfach die Meinung vertreten, daß es eine etwas absurde Idee sei, 300 PS und darüber in einen Zylinder zu legen. Die französischen und belgischen Konstrukteure sind in dieser Hinsicht weniger ängstlich. Der Erfolg scheint ihnen auch recht zu geben, denn die mit derartigen Maschinen erzielten Dampfverbrauchsziffern sind anerkennenswert. Einzylinder – Auspuffmaschinen eignen sich nur unter den angegebenen Grenzen, oder dann, wenn für die Kondensation nicht genügend Wasser vorhanden ist, oder der Abdampf noch zu irgendwelchen gewerblichen Zwecken verwandt wird. Der Betrieb mit Kondensation ist, sofern nicht, wie oben erwähnt, Verwendung für den Abdampf vorhanden ist, für Kraftleistungen von etwa 25 PS an für alle Maschinenarten von Vorteil. Kondensationsmaschinen arbeiten im allgemeinen um etwa 25 v.H. sparsamer als Auspuffmaschinen. Dabei ist noch zu bemerken, daß je nach den Verhältnissen unter Umständen eine Rückkühlanlage erforderlich ist, wenn nicht sonst genügend Wasser zur Verfügung steht. Endlich wäre hier noch der überaus günstige Einfluß der Verwendung überhitzten Dampfes auf die Wirtschaftlichkeit einer Dampfkraftanlage zu besprechen. Durch die Anwendung von Heißdampf können je nach Maschinenart und Größe, und je nach Dampfdruck und Temperaturen Ersparnisse von 5–15 v.H. und mehr erzielt werden. Durch geeignete Wahl von Kessel, Maschine und Überhitzer können billige Anlagen von höchster Wirtschaftlichkeit geschaffen werden. Es erscheint an dieser Stelle wohl angebracht darauf hinzuweisen, daß die übliche Dampfverbrauchsgarantie f.d. indizierte Pferdekraft und Stunde keinen Aufschluß über das rationelle Arbeiten einer Dampfkraftanlage gibt, da hierbei die Wirkungsgrade der Kessel- und Rohrleitungsanlage eine große Rolle spielen. Aus diesem Grunde dürfte es sich unter allen Umständen empfehlen, wenn nur irgend möglich, die vollständige Dampfkraftanlage in eine Hand zu vergeben, und zwar natürlich am besten einer Firma zu übertragen, welche nicht nur Dampfmaschinen, oder Dampfkessel, oder Überhitzer allein baut, sondern welche die Herstellung von vollständigen Dampfkraftanlagen als Spezialität betreibt. Der Käufer müßte sich dann den Kohlenverbrauch für das Nutzpferd gewährleisten lassen, denn diese Garantie allein gibt sicheren Aufschluß über den Brennstoffverbrauch und damit über die Wirtschaftlichkeit der Anlage. Es gibt heutzutage noch genug Anlagen, bei welchen trotz der hochwertigen Dampfmaschine, welche mit dem geringsten Dampfverbrauche arbeitet, infolge hohen Brennmaterial-Verbrauchs ganz bedeutende Betriebsunkostenentstehen, welche naturgemäß durch ein unrationelles Arbeiten der Gesamtanlage entstanden sind. Ungeschickte Anordnung, unzweckmäßige Auswahl der Dampfmaschinen- und Kesseltypen bilden in den meisten Fällen das Grundübel derartiger Mißstände, welche in vielen Fällen dadurch hervorgerufen sind, daß die einzelnen Teile an verschiedene Firmen vergeben werden. Auch wird heute noch auf die im Kondenswasser enthaltene Wärme viel zu wenig Gewicht gelegt, das will sagen, daß man dadurch daß man die reinen und die vom Öl befreiten Kondenzwässer der Maschine am besten wieder direkt in den Kessel zurückspeist, unabhängig von den normalen Speisevorrichtungen, da man hierdurch nennenswerte Ersparnisse erzielen kann. Für die Beurteilung von Angeboten auf vollständige Dampfkraftanlagen kommen also hauptsächlich in Frage: Preis und Kohlenverbrauch für das Nutzpferd. Unter Umständen spielt auch der Raumbedarf eine wesentliche Rolle. Meistens kann man diesem Umstände aber durch entsprechende Dispositionen Rechnung tragen. Hier möchte ich zunächst nur einen eingehenden Vergleich der Kostenanschläge auf Dampfmaschinen anstellen. Die Dampfkraftanlagen sollen einer selbständigen Arbeit vorbehalten bleiben. Angegeben sind in jedem Angebot: Abmessungen; Umlaufzahl; Leistungen bei den verschiedenen Füllungsgraden; Dampfverbrauchsziffern, ev. Kühlwasserbedarf, und die allgemein üblichen Angaben über Zubehörteile, Schwungrad usw., ferner die Hauptsache: Preis und Gewicht. Die Lieferzeit kann in den folgenden Erörterungen ausgeschaltet werden. Bezüglich der Abmessungen wäre zu bemerken, daß dieselben, falls Dampfdruck und Umlaufzahl vorgeschrieben wurden, wohl eine ziemliche Gleichmäßigkeit aufweisen werden. Anders liegen die Verhältnisse, wenn die Wahl der Umlaufzahl den Fabriken freigestellt wird. Man findet dann schon eher merkbare Unterschiede in den Angeboten. Hier wäre nun die Frage zu erörtern, ob eine schnellgehende Maschine, welche natürlich auch infolge der kleineren Abmessungen leichter und billiger wird, oder ob eine normal laufende Maschine vorzuziehen ist. In erster Linie wird für die Beantwortung dieser Frage die Eigenart des Betriebes, für welchen die Maschine bestimmt ist, maßgebend sein. Wenn auch in moderner Zeit das Bestreben, hohe Kolbengeschwindigkeiten auszunutzen, immer allgemeiner wird, so haben manche Betriebsleiter, Direktoren oder sonstige für die Neubeschaffung der Dampfmaschine maßgebenden Persönlichkeiten eine Abneigung gegen Dampfmaschinen mit hoher Kolbengeschwindigkeit, die sie damit begründen, daß die Betriebssicherheit dieser Maschinen nur eine sehr geringe und die Abnutzung unverhältnismäßig hoch sei. Bei dem hohen Stande modernen Dampfmaschinenbaues ist dies bei weitem nicht mehr in dem Maße der Fall wie vor Jahrzehnten. Es soll ja nicht abgestritten werden, daß für manche Betriebe eine schnellaufende Dampfmaschine zu endlosen Störungen Veranlassung gibt, nämlich überall da, wo keinem geübten und tüchtigen Maschinenführer die Maschine anvertraut ist, sondern irgendein Arbeiter dieselbe bedient. Daß ein solcher mit einer derartig empfindlichen Maschine, wie es eine Heißdampfmaschine ist, nicht fertig wird liegt wohl auf der Hand. Durchaus nicht zu rechtfertigen ist aber, wegen Störungen, die durch solche Verhältnisse hervorgerufen werden, zu behaupten, daß die schnellaufenden Maschinen grundsätzlich ein Unding seien. Es ist daher beim Vergleichen zweier Anschläge auf eine schnellgehende und eine normallaufende Dampfmaschine die erstere nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen. Bei Beurteilung dieser Frage spricht noch mit, daß man heutzutage sowieso nur mit einer beschränkten Lebensdauer der Maschine rechnet, da Neuerungen und Neukonstruktionen auf dem Gebiete des Kraftmaschinenbaues so rasch aufeinanderfolgen, daß die Frage aufgeworfen werden kann, ob man nicht nach 30 Jahren eine neue Maschine anschafft, welche mit den in diesen 30 Jahren erworbenen Errungenschaften ausgerüstet ist. Nun ist aber bereits wiederholt erwähnt, daß das Anlagekapital für eine schnellgehende Maschine geringer ist als für eine normallaufende. Berücksichtigt man aber oben angezogenen Punkt, so muß das Anlagekapital in 30 Jahren abgeschrieben sein, wenn man nicht einen ev. empfindlichen Verlust erleiden will. Ein Beispiel mag diese Verhältnisse näher beleuchten. Es handle sich um eine 100 PSe starke Verbund-Dampfmaschine und es sollen zwei Angebote unter Berücksichtigung der vorstehend erläuterten Umstände untersucht werden, von denen das eine 100, das andere 160 minutliche Umdrehungen aufweist. Alle sonstigen Verhältnisse seien einander gleich. Der Preis der 100 tourigen Maschine, sie sei der Kürze halber mit A bezeichnet, beträgt einschließlich Montage Mk. 17000.–; der der 160tourigen Maschine B Mk. 15460.–. Ganz abgesehen davon, daß sich die schneller laufende Maschine infolge ihres geringeren Anlagekapitals empfiehlt, sind auch die Jahresunkosten geringere, wie nachstehende Rechnung zeigt. Diese Unkosten setzen sich wie folgt zusammen: 1. Verzinsung, zu 4½% gerechnet; 2. Abschreibung; 3. Bedienung; 4. Schmiermaterial; 5. Unterhaltungskosten. Bezügl. Pos. 3, Bedienung, möchte ich erwähnen, daß man für beide Maschinen gleiche Summen einsetzen kann, da man, obwohl Maschine B ganz gewiß eine aufmerksamere Bedienung verlangt, als Maschine A, auch letztere, eine 100 PSe starke Heißdampfmaschine, nicht einem ungeübten Manne in die Hand geben wird. Für Pos. 4, Schmiermaterial, soll für Maschine B ein etwas höherer Betrag eingesetzt werden. Für Pos. 5, Unterhaltungskosten, können jedoch wieder gleiche Preise eingesetzt werden, da die Praxis gezeigt hat, daß der moderne Maschinenbau imstande ist, durchaus zuverlässige und betriebssichere hochturige Maschinen herzustellen, welche allen an sie gestellten Anforderungen in eben demselben Maße genügen wie die langsamer laufenden Maschinen. Die Höhe der jährlichen Abschreibung bestimmt sich wie folgt: Es soll mit einer 25jährigen Lebensdauer der Maschine gerechnet werden. Nach dieser Zeit beträgt der Altmaterialwert, welcher als Erlös der beim Verkauf außer Dienst gesetzten Maschine zu erzielen ist, für Maschine A etwa Mk. 1275.–, der der Maschine B etwa Mk. 890. –. In Wirklichkeit wird man wohl für beide Maschinen den gleichen Preis erzielen. In dieser Rechnung soll aber folgerichtig der zu erzielende Preis als Funktion des Gewichtes jeder Maschine eingesetzt werden. Soll nun Maschine A nach 25jähriger Lebensdauer bis auf den Altmaterialwert abgeschrieben sein, was der Fall sein muß, wenn man nicht Verluste erleiden will, so erfordert dies eine jährliche Abschreibung von \frac{17100-1276}{25}=\sim\,635\mbox{ Mk.} Für Maschine B stellen sich diese Zahlen auf \frac{15460-890}{25}=584\mbox{ Mk.} entsprechend einer 3,7%igen Abschreibung. Die Niedrigkeit dieser Abschreibungsquote ist durch die lange Lebensdauer der Maschine bedingt. Findet man in der Praxis höhere Abschreibungsquoten, so erklärt sich dies daher, daß vielfach vom Restbuchwert abgeschrieben wird und daß Reparaturen usw., welche wieder einen Wertzuwachs der Maschine bedeuten, deren Kosten aber ebenfalls amortisiert werden müssen, in dieser Quote mit einbegriffen sind. Es stellen sich somit die Jahreskosten für beide Machinen wie folgt: Maschine A Maschine B Anlagekapital 17100 Mk. 15460 Mk. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 1) Verzinsung 4½%     770 Mk.     695 Mk. 2) Abschreibung 4 bzw. 3,7%     635     584 3) Bedienung   1800   1800 4) Schmiermaterial     900     950 5) Unterhaltungskosten     350     350 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Allgemeine Jahreskosten   4455 Mk.   4379 Mk. Während der 25jährigen Arbeitsdauer der beiden Maschine erspart Maschine B gegenüber Maschine A die Summe von 25 × 76 = 1900.– Mk. Der Dampfverbrauch beider Maschinen ist gleich, und zwar etwa 5,8 kg f.d. PSi und Stunde. Der Gesamtdampfverbrauch stellt sich somit auf: 114 . 5,8 = 660 kg/St. Bei einer 7 fachen Verdampfung der Kesselanlage würde diese Zahl einen Kohlenbedarf von \frac{660}{7}=\sim\,95\mbox{ kg/St.} entsprechen. Das ergibt für ein Betriebsjahr, das Jahr zu 300 Arbeitstagen gerechnet: 95 . 300 . 10 = 285000 kg, oder Kohlenkosten für das Jahr bei einem Preise von 1.40 für 100 kg loco Fabrikhof ∾ Mk. 4000.–. Die Gesamtjahreskosten (3000 Betriebsstunden) stellen sich für Maschine A auf Mk. 8455.–; für Maschine B auf Mk. 8379.–. Daraus ergeben sich die Kohlenkosten für die effektive Pferdekraft und Stunde für Maschine A auf Mk. 2.81; für Maschine B auf Mk. 2.75. Diese Zahlen lassen erkennen, daß der Vorteil auf Seiten der schnellaufenden Maschine liegt. Natürlich soll die vorstehende Rechnung nur ein allgemeines Bild geben, und ist in dieser Weise nicht ohne weiteres auf alle Verhältnisse anzuwenden, dürfte aber im großen und ganzen die Tatsache bewiesen haben, daß der Ankauf einer schnellaufenden Maschine heute, wo der Dampfmaschinenbau die bereits früher gekennzeichnete Stufe der Leistungsfähigkeit besitzt, zu empfehlen ist. Allerdings gibt es auch Fälle, wo man evtl. durch gewisse Eigenarten des Betriebes gezwungen, einer langsam laufenden Maschine den Vorzug geben wird. Hierüber ein Urteil zu fällen, kann nur unter genauer Berücksichtigung der bestimmten, vorliegenden Betriebsverhältnisse geschehen. Bezügl. der Leistungsangaben und ihrer Beziehungen zu den Abmessungen ist zu bemerken, daß natürlich die Maschine den größten Vorteil bietet, welche bei gleichem Preise und gleichen Leistungsangaben die größten Abmessungen aufweist oder bei gleicher Kolbengeschwindigkeit, bzw. Tourenzahl die verlangte Leistung bei kleinster Füllung erreicht. Diese Maschine bietet dem Käufer die Annehmlichkeit einer gewissen Kraftreserve, welche in allen Fällen schätzenswerte Vorteile hat. Außerdem dürfte diese Maschine auch wohl die wirtschaftlichste sein, was den spezifischen Dampfverbrauch anbetrifft, wenn auch die in den Angeboten angegebenen Dampfverbrauchsgarantien gleichwertig sein sollten. In den allermeisten Fällen wird der Ingenieur, der das betreffende Angebot ausarbeitet, die Dampfverbrauchszahlen nach Hrabák oder irgend einem anderen Tabellenwerke berechnen, und dieselben nach seinen Erfahrungen, oder wenn es sich um eine bereits mehrfach ausgeführte Maschine handelt, nach vorliegendem Versuchsmaterial richtigstellen. Wie weit nun die Maschine mit den angenommenen, bzw. tatsächlichen Verhältnissen übereinstimmt, kann niemand sagen, da es leider heute noch nicht Gewohnheit geworden ist, ausgeführte Anlagen kalorimetrisch zu untersuchen. Der günstigste Dampfverbrauch wird bei einer ganz bestimmten Füllung liegen, und ob die in der Leistungstabelle angegebene Füllung tatsächlich, auch bei normaler Beanspruchung der Maschine, vom Regulator eingestellt wird, ist auch ein Punkt, der bei Indizierversuchen so gut wie gar nicht beachtet wird. Gewiß ist aber, daß die größer dimensionierte Maschine die verlangte Normalleistung bei einer kleineren Füllung- erreichen wird, was naturgemäß einen geringen Dampfverbrauch nach sich ziehen wird. Ueberhaupt ist die Dampfverbrauchsgarantie wohl das beste Charakteristikum für die Güte der Konstruktion und Werkstattausführung einer Dampfmaschine. Vielfach hört man die Meinung vertreten, daß bei Betrieben, bei welchen der Abdampf für gewerbliche Zwecke Verwendung findet, der im Angebot angegebene Dampfverbrauch für die Beurteilung der Maschine keine Rolle spiele, da es ja auf 1 kg Dampf mehr oder weniger nicht ankomme. Diese Meinung ist durchaus irrig! Der Dampfverbrauch ist der beste Maßstab für die Güte der Maschine und daher für die Beurteilung eines Angebotes eines der maßgebenden Faktoren, Des weiteren ist darauf zu achten, ob die Kondensation für Brunnenwasser, bzw. Flußwasser oder rückgekühltes Wasser bestimmt ist. In allen sachgemäß ausgearbeiteten Angeboten finden sich Angaben über Wasserbedarf der Kondensation, sowie Temperatur des Kühlwassers. Diese Verhältnisse beeinflussen nicht unwesentlich Dampfverbrauch, Preis und Gewicht der Maschine. Bei Verwendung rückgekühlten Wassers, wo bei etwa 70% Feuchtigkeitsgehalt der Luft mit einer unteren Temperatur des Kühlwassers von 25°–27° C im Jahresmittel gerechnet werden kann, benötigt man zur Erzeugung eines genügend hohen Vakuums natürlich mehr Kühlwasser, als wenn man Brunnen- oder Flußwasser verwenden kann. Man ist aber genötigt, in ersterem Falle die Luftpumpe entsprechend größer zu bemessen. Bei Verwendung der Dampfmaschine zur Erzeugung elektrischen Lichts sind auch die Angaben bzw. Garantien über die Regulierfähigkeit und den Ungleichförmigkeitsgrad einer besonderen Kritik zu unterziehen. Es ist allgemein verbreitet, beim Vergleichen der Kostenanschläge die Preise mit den Gewichten in Beziehung zu bringen, und zwar in Mark für 100 kg. Man erhält hierdurch ein Kennzeichen dafür, in welchem Verhältnis die Fabrikationskosten zu den Konstruktionen selbst stehen. Einen Anhaltspunkt für die Güte und Zweckmäßigkeit dieser oder jener Maschine bietet dieses Verhältnis jedoch nicht. Es ist durchaus falsch, wenn man behaupten will, daß von 2 Maschinen die schwerere auch die bessere sei. Vielfach ist auch noch die Unsitte verbreitet, daß der Käufer sich von der ausführenden Firma ein bestimmtes Gewicht garantieren läßt; eine Forderung, wie sie unsinniger gar nicht gedacht werden kann. Es liegt doch im Interesse jeder Dampfmaschinenfabrik, die Konstruktionseinzelteile so stark auszuführen, daß sie den an sie gestellten Anforderungen gewachsen sind. Durch die Abmessungen der Einzelteile der Maschine ist aber ein bestimmtes Gewicht festgelegt. Es gibt somit ein Mindestgewicht, ein unteres Grenzgewicht, welches den Abmessungen entspricht, die bei höchster zulässiger Beanspruchung des Materials erzielt werden. Nun ist die Ausbildung unserer Konstrukteure eine sehr gleichmäßige, und die in den Konstruktionshilfsbüchern angegebenen Festigkeitszahlen bezw. Sicherheitsgrade weichen nur ganz unbedeutend von einander ab, so daß man annehmen sollte, es müßte für eine bestimmte Maschine (auch bei Ausführung durch verschiedene Fabriken, ein annähernd gleiches Gewicht erzielt werden. Dem ist jedoch nicht immer so. In der Praxis treten oft Gewichtsverschiedenheiten von Tausenden von kg auf. Zwecklos erscheint es wohl jedem logisch denkenden Menschen, schwerer zukonstruieren, als unter Wahrung der üblichen Sicherheitsgrade unbedingt erforderlich, abgesehen natürlich von den Einzelfällen, wo das Herstellungsverfahren andere Abmessungen bedingt. Ein Mehrgewicht bietet keinen Vorteil hinsichtlich der Güte der Maschine. Wird dem Fabrikanten ein bestimmtes Gewicht vorgeschrieben, so wird er ja, um den Auftrag zu erhalten, sicher darauf eingehen, den Mehraufwand an Material aber sicher nicht dazu benutzen, um die arbeitenden Flächen zu vergrößern, denn dies würde die Bearbeitungskosten bzw. Löhne in einer Weise heraufdrücken, mit der er bei der Berechnung nicht gerechnet hat und im Interesse des Verdienstes vermeiden muß. Hingegen wird er das Eisen dorthin legen, wo Materialanhäufungen geduldet werden können, ohne Festigkeit, Formgebung usw. ungünstig zu beeinflussen. Der Empfänger hat dann viel totes Eisen in der Maschine, was durchaus keinen Nutzen hat. Die Gewichtsunterschiede der Maschinen verschiedener Firmen hissen sich durch sachliche Gründe wohl erklären. Dem Verfasser kamen vor kurzem 3 Angebote auf ein und dieselbe Maschine zu Gesichte, deren Preise und Gewichte von Interesse sein dürften, und deshalb hier mitgeteilt werden sollen. Fabrik A 22400 kg. 19770,– M., 88.26 M. /% kg. Fabrik B 25000 kg. 15800,– 63.20 /% Fabrik C 23000 kg. 17600,– 76.52 /% Aus dieser Zusammenstellung kann man viel herauslesen. Die Maschine der Fabrik A besitzt den höchsten Kilopreis (niedrigstes Gewicht; höchster Preis). Das läßt darauf schließen, daß auf die Werkstattarbeit viel Wert gelegt ist. Anderseits kann man aber auch annehmen, daß die Generalia der Firma sehr hohe sind und daß dadurch der hohe Kilopreis bedingt ist. Wie man sieht, hat also letzterer für den Käufer durchaus keinen Wert, da er viel zu sehr durch die Fabrikationseigentümlichkeiten jeder einzelnen Firma beeinflußt wird, Am besten verfährt man bei Beurteilung von mehreren Angeboten derart, daß man Leitung, Dampfverbrauch und Preis miteinander in Beziehung bringt, oder Abmessungen, Dampfverbrauch und Preis. Die Materialgarantie gibt ja jede Firma, auch die, deren Angebote verhältnismäßig leichte Gewichte aufweisen.