Titel: Fortschritte und Neuerungen im Kran- und Windenbau.
Autor: K. Drews
Fundstelle: Band 324, Jahrgang 1909, S. 775
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Fortschritte und Neuerungen im Kran- und Windenbau. Von K. Drews, Oberlehrer an der Kgl. höheren Maschinenbauschule in Posen. (Schluß von S. 747 d. Bd.) Fortschritte und Neuerungen im Kran- und Windenbau. Von den Transportvorrichtungen für Blöcke und Walzwerksprodukte (D. P. J. 1908, S. 309 u.f.) verdienen nachfolgende Konstruktionen Beachtung. Textabbildung Bd. 324, S. 775 Fig. 38. Ausleger-Laufkran mit gesteuerter Blockzange der Benrather Maschinenfabrik. Fig. 38 zeigt einen Ausleger-Laufkran mit vom Führerstand gesteuerter Blockzange der Benrather Maschinenfabrik für die Westfälischen Stahlwerke in Bochum. Die Spannweite beträgt 20 m, die Tragkraft 5 t, die mit dem Ausleger zu erreichende Ausladung nach beiden Seiten je 5,5 m. Fig. 39 zeigt ferner einen Einschienendrehkran zum Stabeisentransport derselben Firma für die Baildonhütte bei Kattowitz. An dem Ausleger hängt hier drehbar um eine senkrechte Achse eine vollständige Winde mit motorischem Hubwerk, Pratzenkippwerk und Drehwerk. Die Bewegung der Pratzen ist wohl aus dem Bilde verständlich. Das Drehwerk für den Ausleger und das Fahrwerk befinden sich auf dem Radkasten. Ein sehr interessantes Beispiel von modernen Trag- und Greiforganen zeigen Fig. 40 und 41, die die Laufkatze eines fahrbaren Bockkranes der Benrather Maschinenfabrik für die Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten Aktien-Gesellschaft, Differdingen, zum Verladen von Schienen, Trägern und dergl. darstellen. Bei einfachen Pratzen, wie in Fig. 39 muß das Material so gestapelt sein, daß die Pratzen darunter greifen können. In den Fig. 40 u. 41 dienen nun die Pratzen nicht zum Greifen, sondern nur zum Tragen. Das Aufnehmen des Materials und Beladen der Pratzen besorgen zwei an Seilen hängende, vom Führerstand aus gesteuerte Zangen. Diese können ein- und ausschwingen, sie fassen das Material von oben. Textabbildung Bd. 324, S. 776 Fig. 39. Einschienendrehkran der Benrather Maschinenfabrik. Textabbildung Bd. 324, S. 776 Fig. 40 u. 41: Vorrichtung zum Verladen von Stabeisen der Benrather Maschinenfabrik. Die Figuren zeigen zwei verschiedene Stellungen der Zangen. Das Ablegen wird durch Kippen der Pratzen bewirkt. Der Pratzenträger hängt nicht, wie sonst üblich, an Seilen, sondern an zwei Stangen, die mittels Gewindes gehoben und gesenkt werden können. Der Kran hat eine Tragkraft von 5 t, seine Spannweite beträgt 26,5 m. Die Bestrebungen gehen heute dahin, das Ablegen des Materials nicht durch Kippen der Pratzen, sondern durch besondere Abstreifer zu bewirken, die es von den Pratzen herunterschieben; man erreicht dadurch ein sanfteres Absetzen und geringere Fallhöhen. Der Bericht über neuere Patente auf diesem Gebiete in Heft 27 und 28 dieser Zeitschrift weist einige solcher Konstruktionen auf. LasthebemagneteD. P. J. 1908, S. 321 u.f.. Viel besser und einfacher als auf mechanischem Wege lassen sich Aufgaben, wie die durch Fig. 40 und 41 dargestellten auf elektrischem Wege mittels Lasthebemagnete lösen. So hat denn auch die Verwendung von Lasthebemagneten in den letzten Jahren recht erhebliche Fortschritte gemacht, zumal man hier Sonderkonstruktionen geschaffen hat, die sich der Beschaffenheit des jeweils zu transportierenden Materials anpassen. Nur durch solche Spezialisierung der Hebemagnete lassen sich Erfolge erzielen. So einfach die Sache auf den ersten Blick aussieht, so viel Schwierigkeiten jedoch bietet sie, wenn man zu ihrer Ausführung schreitet. Ein Magnet für Schrott oder Eisenspäne muß anders ausgebildet werden als ein solcher für massive Stücke; ein Magnet für Stücke mit gekrümmter Oberfläche anders als für solche mit ebener. Das Ziel des Konstrukteurs wird immer sein, hohe Zugkraft bei geringstem Eigengewicht und geringstem Stromverbrauch. Voll ausgenutzt wird die Zugkraft, wenn sämtliche Kraftlinien ohne Streuung ihren Weg durch den zu hebenden Eisenkörper nehmen; selbstverständlich spielen dabei die besonderen magnetischen Eigenschaften der einzelnen Eisensorten auch noch eine Rolle. Seine volle Zugkraft wird also ein Magnet bei einem massiven Körper von bestimmter Mindestdicke äußern, wenn gleichzeitig die Polfläche sich der Oberfläche des Körpers an der Berührungsstelle völlig anschmiegt. Um einen Magneten bei Körpern von verschiedengestaltetere Oberfläche immer möglichst voll auszunutzen, hat man mehrere Pole anstatt eines einzigen angeordnet und diese Pole beweglich gemacht. Diese Anordnung hat aber nicht nur den Zweck, daß die Gesamtpolfläche sich der Oberfläche des zu hebenden Körpers anschmiegt, sondern daß der Magnet aus einem regellosen Haufen, z.B. Masseln, so viel aufnimmt, als seiner Zugkraft wirklich entspricht. Ein solcher Magnet mit mehreren beweglichen Polen ist schon in D. P. J. 1908, S. 322, Fig. 78, dargestellt worden. Textabbildung Bd. 324, S. 777 Fig. 42. Magnet zum Transport von Schrott von Stuckenholz. Sehr vorteilhaft werden Lasthebemagnete zum Aufnehmen kleinstückigen Materials, wie Schrott, Dreh- und Gußspäne, Lochputzen u. dergl. verwendet. Das gilt u.a. auch für das Füllender Mulden zum Beschicken von Martinöfen. Hier ordnet man in der Regel nicht mehrere bewegliche Pole an, sondern nur einen, bildet jedoch die Polfläche so aus, daß die Kraftlinien einen möglichst großen Weg durch die Luft nehmen. Fig. 42 zeigt einen Magneten für Schrott, Fig 43 einen solchen für Eisenspäne von Ludwig Stuckenholz. Die Eigengewichte der Magnete für kleinstückiges Material sind im Verhältnis zu dem Gewicht des Materials, daß sie im günstigsten Falle aufnehmen, rechtbeträchtlich. So wiegt z.B. nach Angaben der eben genannten Firma ein Magnet, der 250 kg Masseln aufnimmt,        650 kg ein Magnet, der 150 kg Gußdrehspäne aufnimmt, 625 kg ein Magnet, der 200 kg Gußdrehspäne aufnimmt   780 300 1000 735 9310 Dagegen wiegt ein Magnet der Siemens-Schuckertwerke, der einen massiven Stahlkörper von mindestens 8 cm Dicke mit zweifacher Sicherheit trägt, nur 2140 kg. Man muß eben das im Verhältnis zur Nutzlast ganz beträchtliche tote Gewicht mit in den Kauf nehmen. Der Gewinn liegt in der Ersparnis an Arbeitskräften und an Zeit; ein Kran kann in derselben Zeit mit einem Lastmagneten eine bedeutend größere Menge bewältigen als ohne diesen, dabei genügt in vielen Fällen zur Bedienung nur der Kranführer. Textabbildung Bd. 324, S. 777 Fig. 43. Magnet zum Transport von Eisenspähnen. Textabbildung Bd. 324, S. 777 Fig. 44. Magnet-Laufkran der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg. Die Bestrebungen unserer Hebezeugfirmen bewegen sich gegenwärtig in der Richtung, den Lastmagneten nur zum Anheben des Materials zu benutzen; getragen während des Horizontaltransportes wird es von mechanischen Organen, Pratzen, Kübeln u. dergl. Soll das Material auch möglichst sanft abgelegt werden, dann übernimmt dieses der Magnet Schon in D. P. J. 1908, S. 323 sind mehrere solcher Anordnungen dargestellt worden. Fig. 44 u. 45 zeigen ferner einen Laufkran mit Lastmagneten der Maschinen fabrik-Augsburg-Nürnberg zum Verladen von Stabeisen. An dem unteren Querstück befinden sich zwei Lastmagnete (in Fig. 45 deutlich sichtbar), die an jenem durch einen Elektromotorverschoben werden können, um sich den verschiedenen Materiallängen an zu passen; dieser Verschiebemotor ist auf dem Querstück untergebracht. Ueber diesem Querstück hängt ein anderes, das die kippbaren Pratzen trägt. Fig. 44 zeigt die Stellung des ganzen Gehänges beim Anheben oder auch Ablegen des Materials, Fig. 45 beim Horizontaltransport. Hier dienen allerdings die Pratzen nicht zum Tragen, sondern die sollen nur verhindern, daß das Material bei etwaigen Stromunterbrechungen oder Erschütterungen herabstürzt. Diese Sicherung war neben der Stromersparnis auch bei den oben erwähnten Ausführungen mehr oder weniger der leitende Gedanke. Textabbildung Bd. 324, S. 778 Fig. 45. Magnet-Laufkran der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg. Anders liegen die Dinge jedoch bei einigen neueren Ausführungen, bei denen der Magnet lediglich zum Beladen der mechanischen Tragorgane dient. Diese Ausführungen lehnen sich eng an die in Fig. 40 und 41 dargestellten Anordnungen an; anstatt der ausschwingenden Zangen hier, werden dort Lastmagnete verwandt. Dabei ist man aber noch weiter gegangen; man hat, um das tote Gewicht klein zu halten, Magnete gewählt, deren Zugkraft nur ein Teil der vollen Nutzlast betagt. Dieser Lademagnet, wie man ihn wohl nennen kann, muß natürlich den Ladeweg mehrmals machen, ehe die eigentlichen Tragorgane voll beladen sind. Das Ablegen des Materials wird dann meist durch Kippen der letzteren oder durch Abstreifen bewirkt nur wo es wieder sanft abgesetzt werden soll, übernimmt auch das Abladen der Magnet. Textabbildung Bd. 324, S. 778 Fig. 46. Kran mit Lademagnet von Stuckenholz. Fig. 46 zeigt eine derartige Vorrichtung von Ludwig StuckenholzD.R.P. No. 200948.. h ist ein Kippkübel für Schrott, Masseln und dergl. a ist der Lademagnet; er hängt an dem Seil c, das über die bewegliche Rolle f und die feste d zur Trommel b geführt ist. Beim Hochziehendes Magneten wird die Rolle f in der schräg ansteigenden Führung e geführt. In der gestrichelt gezeichneten höchsten Stellung wird der Magnet Stromlos gemacht, so daß das Material längs der Schurre g in den Kübel h rutscht. Es können natürlich zwei Magnete an zwei parallelen Führungen abwechselnd arbeiten. Die ganze Vorrichtung hängt mittels eines steifen drehbaren Rahmens an der Laufkatze eines Verladekranes. Die Vorteile solcher Anordnung werden in den geringeren Anschaffungskosten der Motoren und Steuerapparate für die Eigenbewegungen des Magneten liegen, nicht aber in Ersparnissen an Stromkosten; diese werden vielleicht bei dem kleineren Magneten mit öfterem Ladeweg höhere sein als bei einem größeren, der die Nutzlast mit einem einzigen Hube aufnimmt. Auch dürfte dort gegenüber hier ein Zeitverlust zu verzeichnen sein. Textabbildung Bd. 324, S. 778 Fig. 47. Fallwerkskran mit Magnet von Stuckenholz. Auch in Fall Werksanlagen hat der Lastmagnet in neuerer Zeit mit Vorteil Verwendung gefunden. Fig. 47 zeigt eine solche Anlage mit Laufkran von Ludwig Stuckenholz. Das Fallgewicht ist eine Stahlgußkugel. Bei einem Kugelgewicht von 4000 bis 5000 kg beträgt das Eigengewicht des Magneten 900 kg. Die genannte Firma hat solche Krane schon bis 8000 kg Kugelgewicht ausgeführt. Der Betrieb gestaltet sich hier sehr einfach; anstatt der mechanischen Auslösung der Kugel durch Seilzüge und Klinken braucht nur der Strom des Magneten vom Kranführer ausgeschaltet zu werden. Beim Aufnehmen wird die Kugel wohl immer erst freigelegt werden müssen, da sonst der Magnet nicht die Kugel, sondern andere Eisenstücke faßt; aber dieses Freilegen kann der Magnet ja auch ganz gut selbst besorgen, so daß außer dem Kranführer kein Arbeiter erforderlich ist. –