Titel: ÜBERBLICK ÜBER DIE GEBRÄUCHLICHSTEN FESTIGKEITS-PROBIERMASCHINEN.
Autor: W. Müller
Fundstelle: Band 327, Jahrgang 1912, S. 151
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ÜBERBLICK ÜBER DIE GEBRÄUCHLICHSTEN FESTIGKEITS-PROBIERMASCHINEN. Von Dr.-Ing. W. Müller, Breslau. (Fortsetzung von S. 131 d. Bd.) MUELLER: Ueberblick über die gebräuchlichsten Festigkeits-Probiermaschinen. Ihrem besonderen Zweck in vollkommenster Weise angepaßt sind auch die Martensschen Betonprüfer der M. A. N. für eine Belastung von 300 t Höchstdruck. Diese Maschinen werden sowohl als ortsfeste als auch auf einen walzeisernen Rahmen mit Rädern und Deichsel montiert gebaut; durch letzteren Umstand ist die Möglichkeit gegeben, die Presse bequem zum Bauplatz zu bringen und ihren Standort nach Belieben zu wechseln. Die Maschine (Fig. 2) dient zur Prüfung von Betonwürfeln mit 30 cm Kantenlänge. Sie baut sich als ein stabiler Rahmen auf, der durch den Zylinder, zwei kräftige Säulen aus Schmiedestahl und der oberen Stahlgußtraverse gebildet wird. Die Preßpumpe ist vor der Presse auf dem Rahmen verschraubt und besitzt in einem Kasten angeordnet einen Füll- und einen Preßkolben. Der erstere dient zum Füllen des Preßzylinders und zum schnellen Anfahren, während der letztere nur zur Erzeugung des nötigen Druckes gebraucht wird. Die Füllpumpe kann durch ein Ventil am Pumpenkasten außer Betrieb gesetzt werden. Um eine Ueberlastung der Maschine zu verhindern, ist an der Preßpumpe ein Sicherheitsventil angebracht, welches sich nach Erreichung des Höchstdruckes selbsttätig öffnet. Die Belastung wird an einem über der Pumpe sitzenden Manometer abgelesen; ein zweites dient zur Kontrolle. Textabbildung Bd. 327, S. 151 Fig. 2. Betonpresse für 300 t, Bauart Martens. Da diese kleinen Pressen oft nicht ausreichen, baut die Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg nach Angaben von Martens noch Maschinen für 400 und 500 t Höchstdruck. Um Proben mit größeren Höhen ebenfalls prüfen zu können, ist die Maschine der Fig. 3Vergl. Martens-Guth, Denkschrift zur Eröffnung des Kgl. Materialprüfungsamtes zu Groß-Lichterfelde. mit verlängerten Säulen ausgebildet. Die Verwendung für kleinere Probenhöhen geschieht durch Einsetzen von besonderen Stahlgußkörpern, die zur bequemeren Transportierung mit Handhaben versehen sind. Textabbildung Bd. 327, S. 152 Fig. 3. M. A. N. Betonpresse für 400 bezw. 500 t Bauart Martens. Textabbildung Bd. 327, S. 152 Fig. 4. M. A. N.-Betonprüfungsmaschine für Belastungen von 400 bezw. 500 t. Um das immerhin etwas umständliche Einsetzen der Druckkörper, zumal wenn ein Kran nicht zur Stelle ist, zu vermeiden, sind bei der Ausführung der Maschine nach Fig. 4 die Säulen mit Gewinde versehen; auf diese Weise kann das Querhaupt durch einen Schneckenräderantrieb auf beliebige Höhen eingestellt werden. Der Kraftantrieb erfolgt auf dieselbe Weise wie bei den vorherbeschriebenen Druckfestigkeitsprüfern, entweder durch eine kleine Pumpe, oder, falls eine Druckwasseranlage vorhanden ist, durch diese. In Fig. 3 ist die Anordnung dargestellt, wie Sie im Kgl. Materialprüfungsamt zu Groß-Lichterfelde besteht. Die beiden Manometer sind auf einem nebenstehenden Tisch angeordnet, während sich zur bequemen Handhabung der Steuerkörper mit den einzelnen Ventilen für die Druckleitung, Wasserleitung und den Ausfluß vor ihnen befindet. Textabbildung Bd. 327, S. 152 Fig. 5. 30 t-Presse für Zementkörper, Stein, Ton usw. von Amsler-Laffon & Sohn. Im Anschluß an die M. A. N.-Maschinen mögen diejenigen von Amsler-Laffon & Sohn, Schaffhausen, der Besprechung unterzogen werden. Als typische Vertreter der Amsler-Pressen können die Bauarten gelten, wie sie Fig. 5 und 6 darstellen. In Fig. 5 ist eine 30 t-Presse mit Quecksilbermanometer abgebildet. Der Antrieb der Maschine geschieht hydraulisch, indem dusch einen Handantrieb rechts eine Pumpenspindel in einen mit Oel gefüllten Pumpenzylinder eindringt. Hierdurch wird das verdrängte Oel in den Preßzylinder getrieben und hebt den Kolben hoch. Eine Eigenart der Amsler-Pressen, die sich vorzüglich bewährt hat, beruht darin, daß der Preßkolben keine Stulpendichtung besitzt, sondern reibungslos im Zylinder spielt. Infolge des genau eingeschliffenen Kolbens findet ein Austreten des zähflüssigen Oeles zwischen Kolben und Zylinderwandung kaum statt. Als Widerlager des Probenkörpers dient eine vermittels einer Schraubenspindel in ihrer Höhe verstellbare Druckplatte. Die untere Druckplatte, auf welcher der Körper liegt, besitzt ein gut eingeschliffenes Kugellager. Der Druck wird an einem Quecksilbermanometer (links) abgelesen. Gemäß der Belastung steigt das Quecksilber in einer Zelluloidröhre in die Höhe, wobei es einen Druck indirekt durch einen Druckreduktor vom Preßzylinder her empfängt. Hierdurch wird zugleich eine Berührung des Quecksilbers mit dem Drucköl vermieden. Die Beschreibung des Druckreduktors erfolgt später. Textabbildung Bd. 327, S. 153 Fig. 6. 300 t-Presse für Zementkörper, Stein, Beton usw. von Amsler-Laffon & Sohn. Fig. 6 stellt eine 300 t-Presse zur Prüfung von Beton, Stein usw. auf Druck- und Biegefestigkeit dar. Von einer besonderen Druckpumpe wird Oel in den Maschinenzylinder getrieben, dessen Kolben auch bei dieser Maschine sich reibungslos und ohne Manschettendichtung bewegt. Auf dem Kolben sitzt ein Biegebalken, welcher bei Druckversuchen zugleich als Auflagerung für die Probe dient. Das Maschinenquerhaupt ist durch ein Schneckengetriebe beweglich eingerichtet und kann daher gemäß der Probenhöhe eingestellt werden. Die Druckplatte des Querhauptes ist in einer Kugelschale gelagert. Die Belastungsanzeige erfolgt durch ein Pendelmanometer (Fig. 7), das sich besonders für den Betrieb mit Oel geeignet erwiesen hat. Vom Druckakkumulator oder der Druckpumpe fließt das Oel durch ein Rohr zum Steuerkörper, in dem ein Druckregler eingebaut ist; hierdurch gelangt das Oel durch das Rohr Y in den Preßzylinder der Prüfungsmaschine. Von diesem fließt das Oel nun durch die Leitung A nach dem Steuerkörper B und gelangt von hier durch das Rohr C zu dem kleinen Zylinder D, in dem sich ein Kolben E bewegen kann. Um bei dieser Bewegung die Reibung nach Möglichkeit auszuschalten, wird der Kolben E durch eine Kurbel in Drehung versetzt. Auf diesen Kolben wirkt nun der Oeldruck und sucht ihn abwärts zu bewegen. Damit beim Bruch des Probekörpers, d.h. hei plötzlicher Entlastung, diese nicht zu schnell im Zylinder D erfolgt, ist in ihm ein Rückschlagventil R angebracht. Die Bewegung des Kolbens E wird nun durch einen Zaum G vermittels des Hebels H auf ein Pendel T übertragen, dessen Ausschlag proportional der Kraft ist. Die Pendelstange F betätigt an ihrem oberen Ende P eine Querstange N, welche einerseits durch ein Zahnstangengetriebe den Manometerzeiger K bewegt und andererseits einen Schreibstift L das Spannungs-Dehnungsdiagramm auf der durch den Faden Q gedrehten Trommel M aufzeichnen läßt. S ist ein kleines Gewicht, das den Zeiger in seine Anfangslage zurückbringt. Die Entleerung des Preßzylinders geschieht durch Rohr Z nach dem Oelbehälter der Druckpumpe. Textabbildung Bd. 327, S. 153 Fig. 7. Pendelmanometer von Amsler-Laffon & Sohn. Als Druckpumpe verwendet Amsler entweder doppeltwirkende Zweikolbenpumpen bis 400 at, welche zwecks Ausgleichung der Stöße mit einem Windkessel ausgerüstet sind, oder Dreikolbenpumpen, die vermöge der Dreizahl der Kolben fast ohne Stöße arbeiten. Die letztere Pumpengattung ist für höhere Drucke bis 550 at bestimmt. Außer diesen Pumpen kommt aber auch noch die Kapselpumpe bis 250 at in den Handel, welche ebenso wie die vorigen für ziemlich dickflüssiges Oel bestimmt ist und auch ohne Windkessel arbeitet. (Fortsetzung folgt.)