Titel: Polytechnische Rundschau.
Fundstelle: Band 328, Jahrgang 1913, S. 137
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Polytechnische Rundschau. Polytechnische Rundschau. Die Gasmotorenfabrik Deutz, die sich mit berechtigtem Stolze als erstes und ältestes Werk für den Bau von Verbrennungsmotoren bezeichnen darf, berichtet in einer Druckschrift großer Form von mehr als 60 Seiten mit zahlreichen Abbildungen über ihre Entstehungsgeschichte, ihre jetzige Einrichtung und ihre Erzeugnisse. Der letzte Teil der Druckschrift, um mit diesem zu beginnen, schildert einen Gang durch die Werkstätten der Firma, der eine Vorstellung von der Ausdehnung des Betriebes und der heutigen Massenerzeugung gleichartiger Maschinen gibt. Gegenüber Druckschriften ähnlicher Art ist eine gewisse schwungvolle Form der Erläuterungen bemerkenswert, die dem Fernerstehenden das Ineinandergreifen der einzelnen Abteilungen und die Tätigkeit der Menschen in ihnen bis herab zum einfachen Schlosser vor Augen führen. Zu welchem Einflüsse die Elektrotechnik auch in Betrieben gelangt ist, die in mancher Hinsicht ihre Gegner, in anderer wieder ihre Mithelfer sind, erhellt aus der Tatsache, daß die 1600 Werkzeugmaschinen der Deutzer Firma von 390 Elektromotoren mit zusammen 2400 PS angetrieben werden. Im zweiten und dritten Teile wird über die Verbrennungsmotoren der Firma, ihre Betriebsmittel und deren Verwendung berichtet, und ein Ueberblick über die wichtigsten Formen gegeben, der Zeugnis gibt, wie sich der Verbrennungsmotor allmählich den verschiedensten Zwecken angepaßt hat und in seiner Erscheinung jetzt fast dasselbe vielgestaltige Bild bietet, wie die alte Dampfmaschine. Größere Tabellen über Herkunft, Gehalt und Heizwert der gasförmigen und flüssigen Brennstoffe und statistische Angaben über ihre Gewinnung nehmen auch das Interesse des Fachmannes in Anspruch. Von der Sorgfalt, mit der alle vorbereitenden Arbeiten betrieben werden, zeugt ein Blick in das große chemisch-physikalische Laboratorium. Besondere Teilnahme muß bei Fachleuten wie Laien der in den ersten Teilen der Druckschrift geschilderte Werdegang der Firma erwecken, der die Entwicklung des Verbrennungsmotors überhaupt einschließt. Die Bilder der beiden Begründer, Nikolaus Otto und Eugen Langen, der sog. atmosphärischen Maschine, die bei allen ihr anhaftenden Schwächen als erster wirklich brauchbarer Verbrennungsmotor und als eine der genialsten Erfindungen auf ihrem Gebiete nicht vergessen werden sollte, das Bild des ersten Viertaktmotors, die teilweise Wiedergabe der berühmten Patentschrift 532, die schematische Darstellung des Arbeitsvorganges an den beiden Maschinenarten und die Angaben über die geschäftliche Entwicklung der Firma aus den denkbar bescheidensten Anfängen werden in ihrer Zusammenfassung jedem willkommen sein, der Sinn für die Entwicklungsgeschichte der Technik hat. Der hätte aber auch einige biographische Mitteilungen über die Urheber des Werkes gewünscht, um so mehr, als sowohl der Große Meyer wie der Kleine Kürschner darin versagen. Der erste kennt überhaupt niemand des Familiennamens Otto, der zweite, trotz seiner Kleinheit, wenigstens einen Dresdener Kantor, den Schöpfer von Männerchören, aber nicht den Maschinenkünstler Otto. Dagegen würde man die Bemerkung auf S. 8 der Druckschrift lieber fortwünschen, weil sie falsch und irreführend ist, daß nämlich große Erfindungen „meist dem empirisch arbeitenden Laien“ zu danken seien. Es ist hier nicht der Ort, sich allgemein über diese vielbeliebte Vorstellung zu verbreiten, jedenfalls ist Otto kein Beleg dafür. Otto war anfangs allerdings Kaufmann, als Techniker also Laie, wie jeder mal ein Laie war. Dann wird bei ihm durch unbewußte Anregungen die Neigung zu technischen Dingen entstanden sein, er wird noch unklare Ideen gefaßt, in jahrelangem Grübeln und Beobachten sie teils verworfen, teils vertieft und geläutert haben, sich selbst damit und durch Aufnehmen des unentbehrlichen Rüstzeuges allmählich zu einem Fachmann heranbildend und sich als solchen durch eine nach strengem Mühen gelungene Erfindung erweisend. Otto hatte also gewiß auch seine Lehrjahre, nur keine schulgerechten, und zu seinen späteren Erfolgen werden ihm allerdings die Ursprünglichkeit und frei entfaltete Eigenart verholfen haben, die im regelrechten, auf den Durchschnitt berechneten Schulgang oft gedämpft werden. Rotth. –––––––––– Ueber flammenlose Oberflächenverbrennung sprach am 15. Januar im Berliner Bezirksverein deutscher Ingenieure Direktor Blum von der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau A.-G. Das gleiche Thema ist in letzter Zeit in verschiedenen Zeitschriften behandelt worden, z.B. im „Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung“ 1912 Nr. 38, in „Feuerungstechnik“ 1912/13, Heft 3, 4 und 7, in „Die Naturwissenschaften“ 1913 Nr. 1, „Engineering“ 1912 u.a. Wenn man durch eine poröse Platte aus feuerfestem Material unter geringem Druck ein brennbares Gas ausströmen läßt (Abb. 1), so brennt es, entzündet, zunächst mit gewöhnlicher Flamme. Wird nun der Druck allmählich erhöht und gleichzeitig Luft mit eingeführt, so verschwindet nach und nach die Flamme und während die Oberfläche der feuerfesten Masse in lebhaftes Glühen gerät, findet eine Verbrennung des Gases bereits vor dem Austritt aus der Oberfläche oder unmittelbar an derselben statt. Nach Versuchen geschieht die Verbrennung in einer Schicht von 3 bis 7 mm Stärke unter der Oberfläche. Alle übrigen Teile des Apparates bleiben verhältnismäßig kühl. Textabbildung Bd. 328, S. 138 Abb. 1. Diese Erscheinung wurde im Jahre 1910 nahezu gleichzeitig und völlig unabhängig von Prof. William A. Bone in Leeds (England) und Ing. Rud. Schnabel in Berlin beobachtet. Eine Erklärung findet sie nach Bone dadurch, daß alle festen Körper die Fähigkeit haben, namentlich bei höheren Temperaturen beschleunigend auf die Verbrennung von Gasen einzuwirken und zwar durch Katalytwirkung. Bisher war diese Fähigkeit nur von Platin bekannt; das bekannte Döbereinersche Feuerzeug beruht auf dieser Erscheinung. Das Maß der Beschleunigung ist abhängig von der Art der Oberfläche und von der Temperatur. Eine weitere Erklärung versucht Bone durch Annahme einzelner „Explosionswellen“, durch die von der heißen Oberfläche Elektronen abgeschleudert werden sollen, welche durch Elektrisierung des Gases die chemische Verbindung besonders beschleunigen. Schnabel zieht weiter noch die mit der Stauung der unter Druck verbrennenden Gase verbundenen temperatursteigernden Momente in Betracht (vgl. Zeitschr. f. prakt. Maschinenbau, 1911, S. 1376). Eine eigentliche Flammenbildung unterbleibt, weil nahezu kein Luftüberschuß für die Verbrennung erforderlich ist, und eine vollkommene Verbrennung stattfindet. Während bei normalen Feuerungen für feste Brennstoffe mit einem Luftüberschuß von etwa 100 v. H. über der theoretisch erforderlichen Luftmenge gerechnet werden muß, ist bei der flammenlosen Oberflächenverbrennung nur 0,5–2 v. H. erforderlich. Die Erscheinung bietet nun außerordentlich mannigfache Möglichkeiten technischer Verwertung. Bereits die einfache Form der „Diaphragmafeuerung“ kann Verwendung finden zum Kochen, Braten, Rösten, zur Zimmerheizung; ferner in der chemischen Industrie zum Eindampfen von Lösungen, wobei es namentlich bei gesättigten Salzlösungen von Vorteil ist, daß man die Wärmewirkung durch geeignete Verteilung der strahlenden Oberfläche nach Bedarf lokalisieren kann. Beheizung von Schmelztiegeln von ober her mittels eines nach unten gerichteten Diaphragmas kann für bestimmte Zwecke besonders vorteilhaft sein. Für metallurgische Zwecke besonders wichtig ist die Ausbildung von Tiegelöfen (Abb. 2) und Muffelöfen. Das Gasluftgemisch wird hier durch ein Rohr in einen Hohlraum eingeführt, der mit körnigen Brocken feuerfesten Materials gefüllt ist. Zunächst wird nur mit Gas angeheizt; bei Erhöhung des Druckes und Zuführung von Gas in wachsender Menge verschwindet die Flamme, und die Verbrennung findet im Innern der körnigen Futtermasse statt. Man hat mit derartigen Tiegelöfen Temperaturen von 1880° erreicht (Segerkegel 39), so daß es also möglich ist, selbst Platin zu schmelzen. Die Hauptschwierigkeit bestand naturgemäß darin, ein für diese enormen Temperaturen geeignetes Material zu finden, das feinporig genug ist und weder schmilzt noch zusammensintert; namentlich der mühevollen Arbeit Schnabels ist es zu danken, daß zweckentsprechende Materialien jetzt zur Verfügung stehen. Im wesentlichen handelt es sich bei den höchsten Temperaturen um Magnesiabrocken; für geringere Temperaturen (bis etwa 1200°) reichen gewöhnliche Schamotteziegel aus. Textabbildung Bd. 328, S. 139 Abb. 2. Muffelöfen werden in ganz ähnlicher Weise ausgeführt, die Muffel wird nach dem Einsetzen auch oben noch mit der Füllmasse bedeckt. Es sind bereits Muffelöfen bis zu 2440 × 900 × 900 mm Größe ausgeführt; ein kleiner Versuchsofen von 240 × 135 × 82 mm ergab bei einem Gasverbrauch von 2,247 cbm/Std. Leuchtgas von 4845 WE/cbm eine Temperatur von 1424° in der Mitte der Muffel. Ein Vergleich mit einem ähnlichen, gewöhnlichen Gasmuffelofen ergab 1050° bei 2,938 cbm/Std. Gas, der Verbrauch des Schnabel-Bone-Ofens war bei gleicher Temperatur um 59,2 v. H. geringer. Vorteilhaft können außerdem die etwa 300° heißen Abgase zur Vorwärmung der Verbrennungsgase benutzt werden, wodurch sich der Wirkungsgrad noch wesentlich erhöht. An der Ausdehnung des Verfahrens auf den Bessemer- und Martin-Prozeß wird gegenwärtig von den beteiligten Gesellschaften gearbeitet; der bisherige Erfolg soll zufriedenstellend sein. Weitere Verwendung ist im Hochofenbetrieb möglich zur Winderhitzung; der Fortfall der bisher erforderlichen Winderhitzer und Wärmespeicher bedeutet von vornherein eine wesentliche Vereinfachung und Ersparnis. Sehr bequem ist die flammenlose Oberflächenverbrennung auch zur Anlage von Schmiedefeuern verwendbar; die glühende Schamottemasse vertritt unmittelbar die Stelle des sonst gebräuchlichen Kohlenfeuers und zeichnet sich angenehm durch Sauberkeit, Gleichmäßigkeit und Regulierbarkeit der Hitze aus. Ueberdies fallen die chemischen Verunreinigungen der Kohle, wie z.B. Schwefel, fort, die für die Schmiedeprozesse hinderlich sind. Textabbildung Bd. 328, S. 139 Abb. 3. Eine der wichtigsten Anwendungen aber findet das neue Verfahren in der Feuerung von Dampfkesseln. Diese werden nach Art der Feuerrohrkessel ausgebildet, und zwar findet die flammenlose Oberflächenverbrennung in den Heizrohren selbst statt, die wieder mit körniger Füllmasse gefüllt sind. Das Gas tritt ein durch einen durchbohrten Tonpfropfen von etwa 100 bis 150 mm Länge und verbrennt unmittelbar dahinter im ersten Teile des Rohres von etwa 80 mm Durchmesser, und zwar wie genaue Untersuchungen gezeigt haben, nur in der innersten Zone desselben. Hier herrschen etwa 1500 bis 1600°; gegen die Rohrwandungen hin nimmt die Temperatur schnell ab, so daß das Rohrmaterial keine übermäßig hohe Temperatur auszuhalten hat. Beim weiteren Durchstreichen der Rohre geben die Verbrennungsgase dann einen großen Teil ihres Wärmeinhaltes ab, so daß sie die Rohre mit etwa 200° verlassen. Da die Wärmeabgabe nach dem Ende des Rohres hin immer geringer wird, entfallen, wie Messungen gezeigt haben, auf das erste Drittel der Rohroberfläche etwa 70 v. H. der gesamten Verdampfung, auf das zweite Drittel etwa 22 v. H., auf das letzte nur 8 v. H. Diese Verteilung ruft eine sehr lebhafte Zirkulation des Kesselinhaltes hervor, und die Abscheidung von Kesselstein wird dadurch fast völlig vermieden. Die Bauart der Kessel (Abb. 3) ist durch eine besonders geringe Längenausdehnung gekennzeichnet, die gegeben ist durch die zweckmäßigste Länge der Heizrohre (0,9 bis 1,2 m). Bei gesteigerter Leistungsfähigkeit wird im wesentlichen nur die Anzahl der Rohre und damit der Durchmesser des Kessels vergrößert. Die Gase werden in einer besonderen Vorkammer gemischt und den Rohren, die zur Regulierung einzeln absperrbar sind, zugeführt (links); nach Verlassen der Heizrohre (rechts) treten sie in einen ganz ähnlich dem Hauptkessel konstruierten Speisewasservorwärmer, in dem sie sich bis auf etwa 70 bis 80° abkühlen. Das Gas wird entweder unter Druck (450 bis 500 mm WS) zugeführt oder hinter dem Speisewasservorwärmer durch einen Ventilator abgesaugt. Einer der ersten Kessel, der an die Skinnigrove Iron Works in Cleveland (Yorkshire) geliefert wurde, hat sich im Laufe des ersten Jahres durchaus bewährt und überraschend hohe Verdampfungsziffern und Nutzeffekte ergeben. Die normale Verdampfung beträgt 105 kg pro Stunde und qm Heizfläche, sie kann bis auf etwa 150 kg gesteigert werden ohne wesentliche Herabsetzung des Wirkungsgrades, der insgesamt etwa 90 bis 92 v. H. beträgt. (Zum Vergleich sei erwähnt, daß man beim gewöhnlichen Steilrohrkessel mit stündlichen Verdampfungsziffern von 50 bis 55 kg/qm rechnen kann). Als Verluste kann man annehmen: etwa 3 v. H. Strahlungsverluste vom Kessel, etwa 2 v. H. Wärmeverlust in den Abgasen, etwa 3 v. H. Energiebedarf des Ventilators. Da die Wärmezufuhr vom Innern des Kessels her erfolgt, ist eine Einmauerung nicht erforderlich; hierdurch und durch die hohe Verdampfungsfähigkeit ist ein außerordentlich geringer Raumbedarf bedingt. Auch ein Schornstein ist nicht nötig, wodurch die Anlagekosten weiter wesentlich reduziert werden. Die Heizung solcher Kessel ist nicht nur mit Leuchtgas, sondern auch mit ärmeren Gasen, wie Koksofengas, Gichtgas, Mondgas, Torfgas, möglich. Da die Wärmeausnutzung in dem Bone-Schnabel-Kessel außerordentlich hoch ist, erscheint dieses Verfahren sehr wohl geeignet, die Aussichten in der scharfen Konkurrenz zwischen der Großgasmaschine und der Dampfturbine wieder wesentlich zugunsten der letzteren zu verschieben. Auch die Verwendung flüssiger Brennstoffe ist mit gutem Erfolg versucht worden: in England ist bereits eine für die New York Central R. R. Co. bestimmte Lokomotive für Teerölfeuerung im Bau, und man verspricht sich besonders viel von der Verwendung derartiger Kessel für die Kriegsmarine, für die als besondere Vorteile zu den bisher genannten noch die bequeme und raumersparende Lagerung des Brennstoffs sowie das gänzliche Fehlen von Rauchentwicklung in Betracht kommen. Endlich ist noch ein neues Anwendungsgebiet zu erwähnen, nämlich die Nutzbarmachung der neuen Erfindung zur Beleuchtung. Es liegt nahe, die starke Lichtentwicklung der weißglühenden Oberfläche zu Beleuchtungszwecken nutzbar zu machen; natürlich wird die gleichzeitige starke Wärmestrahlung die Anwendung für viele Fälle sehr einschränken. Wie man sieht, ist das Anwendungsgebiet der neuen Erfindung außerordentlich vielseitig, und es ist zu verstehen, wenn die Erfinder mit großen Hoffnungen vor der weiteren Entwicklung stehen. In England ist das Verfahren unter Prof. Bones Leitung von der Radiant Heating Comp. Ltd. in Leeds ausgearbeitet worden, während in Deutschland die Schnabelsche Erfindung von der Thermotechnischen Gesellschaft m. b. H. in Berlin ausgebaut worden ist. Beide Gesellschaften haben, nachdem die industrielle Ausbeutung der englischen Gruppe durch die Bonecourt Surface Combustion Ltd.“ und die der deutschen durch die Berlin-Anhaltische Maschinenbau-A-G. übernommen worden ist, ein weitgehendes Kartell mit vollem Erfahrungs- und Erfindungsaustauch untereinander geschlossen und haben sowohl das Absatzgebiet wie auch die Arbeitsgebiete untereinander geteilt. So bearbeitet der deutsche Konzern, der die deutschen, österreichischen, ungarischen, schweizerischen und luxemburger Patente besitzt, insbesondere die metallurgischen und beleuchtungstechnischen Anwendungsgebiete, während die englische Gesellschaft besonders die Kesselfeuerung weiter ausbaut. Speiser. –––––––––– Ballon-Entfernungsmesser. Seitdem die lenkbaren Luftschiffe und Flugzeuge als neueste Kriegswaffe eingeführt worden sind, mußte natürlich auch darauf Bedacht genommen werden, sie wirksam zu bekämpfen. Das Schießen nach derartigen Objekten gestaltet sich nun besonders schwierig, weil es bei ihnen nicht mögist, wie bei Zielen auf der Erde oder auf dem Wasser, die Geschoßaufschläge zu beobachten. Auch können sie während des Schießens ihren Ort sowohl in der Höhenais auch in der Zielrichtung rasch verändern. Aus diesem Grunde ist eine möglichst genaue Bestimmung der Entfernung der Luftschiffe oder Luftballons von besonderer Wichtigkeit. Für die Messung nach Objekten im Felde werden meistens die sogen. Inverttelemeter benutzt, bei denen an der Trennungslinie die obersten Spitzen der Objekte zur Koinzidenz gebracht werden (vergl. Abb. 1). Textabbildung Bd. 328, S. 140 Abb. 1. Diese Meßmethode hat sich als die beste erwiesen, da die in Betracht kommenden Ziele in der Regel an ihren Spitzen mehr oder weniger gut markierte und für das Messen geeignete Punkte enthalten. Bei Luftschiffen, Ballons und Flugzeugen ist dies jedoch nicht der Fall. Besonders die Luftschiffe und Ballons haben in der Regel an ihrer oberen Seite eine Begrenzungskurve von sehr schwacher Krümmung, und auch die Flugzeuge haben an ihren oberen Seiten keine besonders markanten Punkte. Dagegen eignet sich bei den Ballons die herabhängende Gondel sehr gut zum Einstellen; auch bei den Luftschiffen sind unten ähnliche markante Punkte, und bei den Flugzeugen können die Räder oder Gleitkurven recht gut zum Messen benutzt werden. Aus diesem Grunde muß man einen Entfernungsmesser, der für das Messen nach Luftzielen bestimmt ist, so einrichten, daß die unteren Punkte sich in der Trennungslinie berühren, d.h. es muß umgekehrt wie bei den normalen Inverttelemetern das untere Bild auf dem Kopf und das obere aufrecht stehen (vergl. Abb. 2). Am besten ist es natürlich, wenn ein Entfernungsmesser nach beiden Meßmethoden benutzt werden kann. Textabbildung Bd. 328, S. 141 Abb. 2. Eine besonders einfache Einrichtung, dieses Ziel zu erreichen, ist der Firma Goerz patentiert worden. Ein nach diesem Patent ausgeführter Entfernungsmesser enthält zwei Okulare; ein Okular, dessen Einblicksrichtung mit der Zielrichtung zusammenfällt und eines, dessen Einblick senkrecht zur Zielrichtung steht. In dem für geraden Einblick bestimmten Okular erblickt man die normalen Invertbilder, in dem senkrechten Okular die für das Messen nach Luftschiffen bestimmten Bilder. Es ist also hier gleichzeitig mit der Einrichtung zum Messen nach Luftschiffen eine Einblicksrichtung verbunden, die das Beobachten der Luftschiffe erleichtert, da diese sich doch immer in mehr oder weniger großer Höhe befinden, und infolgedessen ein übertrieben starkes Neigen des Kopfes nach hinten unnötig ist. Dr. v. Hofe. Die Kopenhagener Telephon-Aktiengesellschaft erweitert ihr unterirdisches Vorortnetz. Die bereits bestehende Anlage umfaßt insgesamt etwa 72 km Pupinkabel, die im Laufe des vorigen Jahres verlegt worden sind. Die Erweiterung erstreckt sich auf die Verbindung Kopenhagens mit Roskilde. Die Entfernung beträgt etwas über 30 km. Das Kabel enthält Leiter mit 1,2 und 0,8 mm ⌀. Th. –––––––––– Neue Pupinfreileitungen.Berlin und Frankfurt a. M. werden durch eine Pupinfreileitung von 3 mm Durchmesser verbunden. Ferner werden zwei neue Doppelleitungen von 3 mm Durchmesser zwischen Berlin und München gebaut. Diese Leitungen sollen als Doppelsprechleitungen ausgebaut werden. Die Stammleitungen und die Viererleitungen werden mit Pupinspulen ausgerüstet. Th. –––––––––– Ueber autogenes Schweißen von Kupfer und Aluminium. Die enorme Entwicklung, die das autogene Schweißen von Gußeisen, Schmiedeeisen und Stahl in der letzten Dekade genommen hat, legte den Gedanken nahe, diesen Prozeß auch bei anderen vielgebrauchten Metallen, wie Kupfer, seinen Legierungen und Aluminium in Anwendung zu bringen. Leider fehlte es bisher an systematischen und vollständigen Untersuchungen, auf denen man einige Regeln hätte basieren können. Um diesem Mangel abzuhelfen hat in neuester Zeit Dr. F. Carnevali von der polytechnischen Schule in Turin Studien über autogenes Schweißen bei Kupfer, seinen Legierungen und Aluminium gemacht und seine Ergebnisse dem Institute of Metals am 26. September 1912 vorgelegt. Dieser Vortrag findet sich abgedruckt in Engineering, 15. November 1912. Aus der früher erschienenen Literatur verdienen Erwähnung einmal ein in The Foundry (Band 35, 1909) erschienener Artikel von L. Springer, der von guten Ergebnissen zu berichten weiß, und dann ein anderer Artikel, der, von R. Baumann verfaßt, sich in der Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure (Band 55 Nr. 2016 1911) findet, jedoch unvollständig und auf zu wenig Untersuchungen basiert ist. Die Untersuchungen Carnevalis befaßten sich mit autogenem Schweißen mittels des Sauerstoff-Azetylengemenges und wurden im übrigen nach Methoden, wie sie auch bei Eisen und Stahl üblich sind, vorgenommen. Für nähere Information vergleiche man: „The Autogenous Welding of Metals“, Journal of the Iron and Steel Institute, Nr. 2 1911; ferner Metallurgia Italiana, Oktober 1911, und Engineering Band 92 Seite 844. Es erübrigt sich daher auf die Methoden einzugehen, und es genügt, das Wesentliche der Arbeit, die allgemeinen Schlußfolgerungen, zu streifen. Wir folgen hier dem Abdruck des Vortrags in Engineering. A. Kupfer. 1. Dadurch, daß beim Schweißprozeß ein Metall rasch erhitzt wird und schnell schmilzt, werden seine physikalischen und mechanischen Eigenschaften stark modifiziert. Es entstehen eine sehr nachteilig wirkende innere Spannung und Veränderungen der Struktur. 2. Die beim Schweißen entstehenden Strukturveränderungen sind zweierlei Art: a) rohe Kristallisation, wenn es sich um ein einzelnes Metall handelt; b) unbedeutende heterogene Struktur bei einer Legierung aus zwei oder mehr Metallen. Sodann muß noch der Mangel an innerem Zusammenhang in Rechnung gezogen werden, der bei Metallen mit Oxydeinschlüssen und Vakuolen zu konstatieren ist. 3. Die Veränderungen der mechanischen Eigenschaften treten besonders bei der Festigkeit und der Elastizität des Metalls hervor. Die Widerstandskraft gegen Bruch sinkt bei Kupfer um 50 v. H., wogegen die Sprödigkeit um 30 v. H. steigt. Die Dehnbarkeit wird durch autogenes Schweißen auf ein Zehntel reduziert. Bei Bronzen und Messingsorten sind diese Veränderungen nicht exakt meßbar; doch läßt sich soviel sagen, daß mit steigender Zahl der Bestandteile der Legierung die mechanischen Eigenschaften beim Schweißen proportional schlechter werden. 4. Die Folgen des Schweißverfahrens: Entstehung einer inneren Spannung und ungleichartige Struktur konnten durch Hämmern entlang der Schweißzone nicht beseitigt werden, dagegen war ein Wiedererhitzen mit einer passenden, einige Zeit anhaltenden Temperatur sehr erfolgreich. Die latente Spannung verschwindet und die Homogenität der Struktur wird wieder hergestellt. Infolgedessen ist das Kühlen des Metalls, vor allem bei Legierungen, von größter Wichtigkeit. Je langsamer gekühlt wird, desto mehr werden die nachteiligen Begleiterscheinungen des Schweißens aufgehoben. 5. Je nach der Art des angewandten Schweißverfahrens wird die Zusammensetzung von Bronzen und Messingsorten chemisch verändert. Es bilden sich Oxyde, namentlich von Zinn und Zink, die die Tendenz haben, das Metall zu durchdringen und seine Eigenschaften zu verändern. Bei reinem Kupfer konnten derartige chemische Aenderungen nicht nachgewiesen werden, doch entsteht auch hier Oxydation, wenn die nötigen Vorsichtsmaßregeln nicht getroffen wurden. 6. Nach allem ist das autogene Schweißen von Kupfer und seiner Hauptlegierungen mit Sauerstoffazetylen praktisch anwendbar, muß jedoch auf Maschinenteile beschränkt bleiben, die nicht allzu groß sind und die nicht viel auszuhalten brauchen. B. Aluminium. 1. Wie beim Kupfer nur in geringerem Maße, werden auch im Aluminium durch die rasche Temperaturerhöhung und das schnelle Schmelzen eine latente innere Spannung und nachteilige Strukturveränderungen erzeugt. 2. Die Strukturänderungen lassen sich als rohe Kristallisation des Metalls nachweisen. 3. Solange als alle nötigen Vorsichtsmaßregeln beim Schweißen beobachtet werden, treten Veränderungen der mechanischen Eigenschaften des reinen Aluminiums nicht sehr hervor, abgesehen von einer gewissen Zunahme der Sprödigkeit. Die Gegenwart von Kupfer ändert die mechanischen Eigenschaften des Aluminiums stark, und zwar in nachteiligem Sinne. 4. Als Gegenmittel gegen die beim Schweißen auftretenden unangenehmen Begleiterscheinungen haben sich mechanische (Hämmern) und thermale (Wiedererhitzen auf 450 bis 500° C) Behandlung als sehr brauchbar erwiesen. 5. Wenn Aluminium kleine Mengen anderer Elemente, die bei hohen Temperaturen leicht oxydieren (z.B. Kupfer) enthält, so wird die Oxydation des geschmolzenen Metalls sehr erleichtert und die Entstehung von für die Schweißzone nachteiligen oxydischen Einschlüssen ermöglicht. 6. Für die Praxis hat sich ergeben, daß das autogene Schweißen von Aluminium mit Sauerstoffazetylen, wenn es mit den nötigen Vorsichtsmaßregeln vorgenommen wird, ausgedehnte Anwendung finden kann, und zwar vor allem bei kleinen Maschinenteilen. G. Liebetanz. –––––––––– Vorkalkulation von Arbeitslöhnen. (Auszug aus dem Vortrag von Dipl.-Ing. Weißhuhn.) Die Vorkalkulation der Arbeitslöhne, die gleich wichtig ist für Bestimmung der Herstellungskosten wie für die Zwecke der Arbeiterentlöhnung, war früher das sorgfältig gehütete Geheimnis einzelner Beamten der Werkstatt. Der Vortragende erläutert an Hand von Lichtbildern und durch Beispiele eine große Reihe von Verfahren zur Vorausbestimmung von Arbeitszeiten. Die wissenschaftliche Behandlung dieser Frage kommt nicht nur dem Fabrikunternehmen dadurch zugute, daß sie sichere Grundlagen für die Vorkalkulation der Herstellungskosten schafft, sondern eine derartige Vorausbestimmung der Arbeitslöhne wird dazu berufen sein, die bewußten und unbewußten Fehlerquellen auszuschalten, die sich bei der Festsetzung von Stückpreisen durch einzelne Betriebsbeamte ergaben. Wer die Geschichte der Zwistigkeiten zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer kennt, weiß, daß die schätzende Festsetzung der Stückpreise häufig Anlaß gab, den Frieden zu stören. Daher ist die wissenschaftliche Behandlung der Vorausbestimmung der Arbeitslöhne als ein Schritt auf dem Wege zum Frieden zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmertum zu begrüßen. –––––––––– Das k. k. Technische Versuchsamt in Wien plant eine Zusammenstellung sämtlicher technischer Versuchsanstalten des In- und Auslandes. Es schreibt uns: Für unseren Kataster benötigen wir folgende Daten: Angabe der technischen Spezialgebiete der Versuchsanstalt, Adressen derselben, Namen der Inhaber und Angestellten, Datum der Errichtung der Anstalt, weitere Bekanntgabe, ob das Institut selbständig ist oder mit einer technischen Unterrichtsanstalt (Hochschule, Gewerbeschule) oder einer Fabrik, Vereinigung oder einem Gewerbebetriebe in Verbindung steht, ob es allgemein zugänglich oder nur für interne Zwecke errichtet wurde, endlich Näheres über Einrichtung und Betriebsumfang desselben. Es werden also alle technischen Versuchsanstalten, ausgenommen jene, welche bereits mit dem unterzeichneten Amte im Verkehre stehen, um die möglichst baldige Auskunft gebeten. Das k. k. Technische Versuchsamt nimmt auch jede Neuerung und Anregung auf dem Gebiete des technischen Versuchswesens zur Kenntnis, [k. k. Technisches Versuchsamt (Präsident Exner).] –––––––––– § 23 W.-Z.-G. Der Schutz, der einem ausländischen, im Inland eingetragenen Zeichen zukommt, ist nur akzessorischer Natur. Das Zeichen Nr. 1869, bestehend aus dem Worte „Magnolia“, ist im Jahre 1895 für die Firma The Magnolia Anti-Fricton-Metall-Company in London (für Lagermetall, Geschäftsbetrieb: Metallgießerei) eingetragen. Bei dem Zeichen handelt es sich, worüber zwischen den Parteien kein Streit besteht, und wovon auch der Ber.-R. ausgeht, um ein ausländisches, gemäß § 23 W.-Z.-G. im Inlande zur Anmeldung gebrachtes Warenzeichen. Der Schutz, der dem Zeichen zukommt, ist daher nur akzessorischer Natur: es muß zur Zeit der Eintragung des Zeichens in die deutsche Zeichenrolle dem ausländischen Zeichen, auf Grund dessen es nur eintragbar ist, in dessen Heimatstaat zeichenrechtlicher Schutz zukommen (§ 23). Der Beklagte hat, wie er mit der Revision geltend macht, in den Instanzen behauptet gehabt: Die dem Zeichen Nr. 1869 zugrunde liegende englische Marke sei – schon bevor die Umschreibung der deutschen Marke auf die Klägerin erfolgt sei – infolge Erkenntnisses des höchsten englischen Gerichtshofes gelöscht worden, weil das das Zeichen bildende Wort „Magnolia“ nur eine Warenbezeichnung, ein Freiwort (Freizeichen) sei. Es hat also, wie nach der Behauptung des Beklagten anzunehmen ist, schon zur Zeit der Eintragung der Marke in Deutschland die Marke im Heimatstaate in Wirklichkeit den Schutz, der die Voraussetzung für die Eintragung in die deutsche Zeichenrolle bildet, nicht gehabt. Ein solcher Schutz ist nur scheinbar vorhanden gewesen und daher nur irrtümlich angenommen worden. In einem solchen Falle hat für die in ihrem Heimatsstaate in Wahrheit nicht geschützte Auslandsmarke auch in Deutschland ein Schutzrecht nicht zur Entstehung gelangen können. Es kommt dabei freilich noch in Frage, ob dem in die Zeichenrolle vom Patentamt eingetragenen Zeichen von den Gerichten nicht ohne weiteres bis zur Löschung des Zeichens der Schutz des W.-Z.-G. zu gewähren ist. Das war hier zu verneinen. Inlandzeichen steht allerdings der formelle Schutz des § 12 bis zu ihrer Löschung schon auf Grund der durch das Patentamt bewirkten Eintragung zu, und es haben die Gerichte ihnen gegenüber nicht nachzuprüfen, ob das Patentamt die Eintragung zu Recht bewirkt hat oder sie hätte versagen sollen; bei ihnen bildet die Eintragung zeichenrechtlich allein die Voraussetzung des Schutzes. Bei Auslandzeichen ist die in die Zeichenrolle des Patentamtes eingetragene Marke immer eine ausländische geblieben, sie hat auch durch die Eintragung nicht den Charakter und die Kraft einer nun selbständigen, neuen deutschen Marke erlangt; bei ihnen ist gemäß § 23 Voraussetzung des Schutzes nicht nur die vom Patentamt bewirkte Eintragung, sondern ferner auch das Bestehen der Auslandsmarke zur Zeit der Eintragung; das Vorliegen dieser noch anderweiten Voraussetzung des Schutzes ist von den Gerichten selbständig zu prüfen. [Aus dem Urteil d. Reichsgerichts vom 1. Oktober 1912.] W. D.