Titel: Silit und seine Verwendung in Industrie und Wissenschaft.
Autor: A. Benetsch
Fundstelle: Band 328, Jahrgang 1913, S. 166
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Silit und seine Verwendung in Industrie und Wissenschaft. Von A. Benetsch in Berlin. (Schluß von S. 153 d. Bd.) BENETSCH: Silit und seine Verwendung in Industrie und Wissenschaft. An Stelle der bisher verwendeten Drahtwiderstände werden jetzt die Widerstände für Ueberspannungssicherungen, Blitzableiter, Schutzschalter usw. in immer steigendem Maße aus Silit hergestellt. Wie die Abb. 1 bis 6 erkennen lassen, verfertigt man heute aus Silit sowohl Regulier- als auch Anlaßwiderstände jeglicher Art in Form von Ringen, Stäben, Röhren, wie überhaupt in den verschiedensten Formen und annähernd für jeden gewünschten Widerstand, da die genannten Verfahren es ermöglichen, den spezifischen Widerstand der Silitkörper in weiten Grenzen zu variieren. Der Temperaturkoeffizient derselben ist negativ, und zwar umsomehr, je höher der spezifische Widerstand bei normaler Temperatur ist. Wir werden in nächster Zeit Veranlassung nehmen, noch ausführlicher über dieses Verhalten des Silits zu berichten. Abgesehen von der chemischen und physikalischen Ueberlegenheit des Silitmateriales gegenüber den früheren Drahtwiderständen ist noch das geringe Platzbedürfnis solcher Silitwiderstände hervorzuheben. Die Abb. 2 veranschaulicht uns die Größenabmessung eines Drahtwiderstandes und eines Silitwiderstandes gleicher Leistung, aus der ohne weiteres zu erkennen ist, daß die neuen Silitwiderstände kaum ¼ des Platzbedarfes der Drahtwiderstände beanspruchen. Es braucht wohl kaum näher ausgeführt werden, wie wichtig gerade die Frage der Raumbeanspruchung für viele Fälle der Praxis ist; verlangen doch die Installationen in den gewerblichen Betrieben, auf Schiffen usw. in erster Linie eine gedrungene Bauart, welche Forderung gerade durch die Silitkörper in jeder Weise erfüllt wird. Textabbildung Bd. 328, S. 167 Abb. 1.Widerstandsstab aus Silit. Um bei der Hausbeleuchtung die Möglichkeit zu haben, die elektrischen Lampen genau wie Gasflammen von voller Helligkeit in zarter Abstufung bis zum schwachen Glimmen leuchten lassen zu können, dienen Schalter nach Abb. 5, bei denen Segmente aus Silit die Einstellung auf jede beliebige Lichtstärke in bequemster Weise durch Laienhand gestattet. Die Silitkörper der Gruppe II (Abb. 6 und 7) dienen vorzugsweise für Heizzwecke, da sie Glühtemperaturen von 1200 bis 1400 ° C in offenen und geschlossenen Räumen vertragen, ohne zerstört zu werden. Textabbildung Bd. 328, S. 167 Abb. 2.Vergleich der Größenabmessungen eines gewöhnlichen Drahtwiderstandes mit einem Silit-Widerstandskasten. Der spezifische Widerstand dieser Gruppe schwankt nach dem heutigen Stande der Fabrikation zwischen 3000 und 9000 bei normaler Temperatur und zwischen 1000 und 4000 bei Temperaturen von 1000 bis 1200° G und darüber. Von 900 bis 1000° C ab ändert sich der spezifische Widerstand fast nicht mehr, eine Eigenschaft, die für die Anwendung der Silitkörper für Heizzwecke von großer Wichtigkeit ist. Textabbildung Bd. 328, S. 167 Abb. 3.Silit-Widerstandskasten. Die Silitheizkörper der Gruppe II haben sich als Teilerwärmer, Heiz- und Wärmeplatten, Bratroste (Grills), Brotröster (Toaster), für Wärmeschränke, Zigarrenanzünder, Brennscheren-, Toupeteisen- und Stelleisenwärmer usw. ganz ausgezeichnet bewährt. Im Küchenbetriebe werden die Silitheizapparate genau wie Gas- oder Kohlenherde verwendet, sie besitzen aber diesen gegenüber die Vorzüge absoluter Gefahrlosigkeit, größter Hygiene und Sauberkeit. Besonders für die Küche des Privathaushaltes kommen die sogen. kombinierten Heizplatten zur Verwendung, die eine Glühstelle mit hohem Stromverbrauch zum Ankochen (Anbraten usw.) und eine zweite Wärmestelle mit geringerem Stromverbrauch zum Weiterkochen (Schmoren, Brodeln) besitzen. Textabbildung Bd. 328, S. 167 Abb. 4.Aufbau der Silitkörper. Die Heizkörper bestehen aus Rahmen, in welche die parallel oder in Serie geschalteten Heizelemente aus Silit eingesetzt sind. Bei Parallelschaltung dienen die Seiten der Rahmen gleichzeitig als Stromleiter. Auf diese Weise wird eine große Ausstrahlungsoberfläche gebildet, welche die Wärme sofort nach dem Einschalten an die Umgebung abgibt. Das Parallelschalten einer größeren Anzahl von Silitelementen bietet den Vorzug, daß die Strombelastung jedes Elements im Interesse großer Betriebssicherheit so gewählt werden kann, daß das Element gegen Spannungsschwankungen völlig unempfindlich ist. Textabbildung Bd. 328, S. 168 Abb. 5.Silitkörper in Stab- und Ringform für Feder- oder Rollenkontakt. Textabbildung Bd. 328, S. 168 Abb. 7.Silitherd (Herdplatte abgenommen). Wie die Abb. 6 und 7 erkennen lassen, besitzen die Silitelemente sowie die Oefen eine möglichst geringe Masse; sie speichern also nicht unnütz Wärme auf, sondern geben sie sofort ab. Bei den früheren Kohlenöfen war man gezwungen, auf große Massenanhäufung zu sehen, damit die zum Schornstein abziehenden Heizgase recht viele Wärmeeinheiten an die Ofenmassen abgeben können; beim elektrischen Silitofen hingegen ist eine Wärmeaufspeicherung durch mässigen Bau zwecklos, weil die erwärmte Luft direkt dem Raume mitgeteilt wird. In der Abb. 7 ist ein Herd mit Silitheizstäben dargestellt, bei denen die Heizplatten abgenommen wurden, um die einzelnen Elemente besser sichtbar zu machen. Textabbildung Bd. 328, S. 168 Abb. 6.Silitheizplatte. Da die Silitkörper auch als Heizrohre bis zu etwa 75 mm lichte Weite ausgeführt werden (s. Abb. 8 und 9), so eignen sie sich ganz vorzüglich zum Ausglühen von Drähten, z.B. Wolfram-Drähten für die Metallfäden der Glühlampen, ferner als Härteöfen für die verschiedenen Arten von Federstahl in der Feinmechanik und im Instrumentenbau usw. Das Silitmaterial der Gruppe II ist leicht zu bearbeiten, es läßt sich ohne weiteres feilen, sägen und bohren (siehe Abb. 10 D. R. G. M. 468450), alles Eigenschaften, die dem Material ein großes Anwendungsgebiet in der Technik eröffnen. Die Ausführung der Silitheizrohre nach Abb. 10 kommt zur Anwendung, wenn es wünschenswert erscheint, nur an einem Rohrende die beiden Zuführungsdrähte anzuordnen, ein Fall, der besonders für Lötkolben und dergleichen in Frage kommt. Textabbildung Bd. 328, S. 168 Abb. 8.Silitheizrohr. Die Silitkörper der Gruppe III dienen neben der Verwendung als elektrische Leiter für Belastungen unter Glühtemperaturen vorzugsweise als feuerfeste Körper, da sie jedem schroffen Temperaturwechsel unbedenklich ausgesetzt werden können, ohne eine Zerstörung befürchten zu müssen. Wegen dieser Widerstandsfähigkeit gegen schroffen Temperaturwechsel, ferner wegen der guten Wärmeleitungsfähigkeit und Undurchlässigkeit gegen Gase haben die Silitkörper der Gruppe III großen Beifall gefunden als Schutzhüllen der Pyrometer, feuerfeste Rohre und dergl. mehr. Textabbildung Bd. 328, S. 169 Abb. 9.Konstruktionseinzelheiten der Silitheizrohre. Eine besondere Form der Silitkörper Gruppe III bilden die elektrischen Strahlungsöfen, die sich Gebrüder Siemens unter D. R.-P. Nr. 235566, 238762 und 245673 haben patentieren lassen. Bei diesen neuen Strahlungsöfen ist dem an beiden Enden gelagerten Heizstab (beispielsweise aus Kohle) die Möglichkeit gegeben, sich mindestens an dem einen Ende frei auszudehnen, so daß Formänderungen infolge starker Erhitzung vermieden werden. Der Stab ist ferner unter Wahrung eines Zwischenraumes möglichst luftdicht umschlossen von einem Silitrohr der Gruppe III. Damit auch das umgebende Rohr den Wärmeausdehnungen folgen kann, wird es ebenfalls mindestens an dem einen Ende so gelagert, daß es sich ausdehnen kann. Dabei muß das Eindringen von Luftsauerstoff in das Innere des Rohres möglichst verhütet werden, da sonst der Heizstab sehr schnell verbrennen würde. Gemäß der Erfindung wird dies trotz der Beweglichkeit von Heizstab und Rohr dadurch erreicht, daß die Enden des Stabes in verhältnismäßig langen Hülsen geführt werden, die entweder mit dem Rohr direkt oder unter Zwischenschaltung eines gegen Temperaturänderungen unempfindlichen Verbindungsstückes luftdicht verbunden sind. Dabei kann die Anordnung noch so getroffen sein, daß Heizstab und Rohr unter Zwischenschaltung einer elektrisch isolierenden Schicht miteinander verbunden sind, am besten dadurch, daß das Verbindungsstück zwischen der Führungshülse für den Stab und dem Rohr aus einer elektrisch isolierten Masse, beispielsweise geschmolzener Tonerde, besteht. Textabbildung Bd. 328, S. 169 Abb. 10.Geschlitztes Silitheizrohr für einseitige Stromzuführung. Bei Verwendung von Silit wird es in jedem Falle ratsam sein, den Zweck anzugeben bzw. mitzuteilen, welche Anforderungen gestellt werden, damit in der so verschiedenartig zusammengesetzten Silitmasse jeweils die richtige Wahl getroffen werden kann. So ist z.B. ein großer Unterschied, ob die Silitgegenstände als elektrische Leiter oder lediglich als feuerfeste Produkte Verwendung finden sollen. Im ersteren Falle, d.h. bei einer Verwendung als elektrischer Leiter, wird sich die weitere Frage ergeben, welchen elektrischen Widerstand und welche Dimensionierung sollen die Silitgegenstände haben, sollen sie hoch oder niedrig belastet werden bzw. kommen dauernde oder nur kurz vorübergehende Glühtemperaturen oder Temperaturen unter Glühhitze in Betracht; alles Fragen, die nur von Fall zu Fall ihre Erledigung finden können.