Titel: Polytechnische Rundschau.
Fundstelle: Band 328, Jahrgang 1913, S. 186
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Polytechnische Rundschau. Polytechnische Rundschau. Der Aufzug auf den Bürgerstock, den die Aufzüge- und Räderfabrik Seebach in Zürich ausgeführt hat, ist eine erstaunliche Leistung der Aufzugstechnik. Der Raum zur Unterbringung der Fördermaschine wurde 970 m ü. M. aus der steil zum Vierwaldstättersee abfallenden Felswand ausgesprengt, und von dieser Sohle ein 14 m hoher Schacht nach aufwärts durch das Gestein getrieben. An den Austritt des Schachtes schließt sich das in Gitterkonstruktion ausgebildete Fördergerüst an, das 2 m Breite und 2 m Tiefe hat und bei über 140 m Höhe nur an fünf Stellen mit dem Felsen verankert ist. Die gesamte Förderhöhe beträgt 157,65 m. Der Aufzug hat eine Tragkraft von 600 kg und die Fördergeschwindigkeit von 1 m i. d. Sek. Die Fahrkabine, teilweise mit Glasfüllungen versehen und zum Schutz gegen die Witterung mit Zinkblech bekleidet, läuft zwischen zwei auf - Eisenunterlagen angeordneten Holzstraßen aus Pitchpineholz und ist an zwei Pflugstahldrahtseilen von je 16 mm ⌀ aufgehängt. Die einander gegenüberliegenden Fahrkabinentüren sind doppelflüglige Schiebetüren, die wie die obere und untere Schachtzugangstüren mit den üblichen mechanischen und elektrischen selbsttätigen Sicherheitsvorrichtungen versehen sind. Das Gegengewicht, das die halbe Nutzlast (300 kg) und das Fahrkabinengewicht ausgleicht, ist seitlich zwischen Kabine und Schachtgerüst geführt. Es ist bei dieser Aufzugsmaschine nicht der übliche Schneckenradantrieb gewählt worden, sondern die Uebertragung vom Elektromotor auf die Fördertrommel erfolgt durch ein Pfeilradgetriebe (s. Abbildung). Der Elektromotor leistet bei einer Betriebsspannung von 1200 Volt Gleichstrom und bei einer minutlichen Umdrehzahl von 900 rd. 15 PS, entwickelt jedoch beim Anfahren eine Leistung von 25 PS. Die Seiltrommel hat einen Durchmesser von 2 m. Ihre Trommelfläche ist mit Daubenholz ausgelegt. An die Motorwelle greift zur Bremsung eine elektromagnetisch betätigte Kniehebel-Backenbremse an, und außerdem ist die Fördertrommel noch mit einer Bandbremse versehen. Textabbildung Bd. 328, S. 187 Wie jede andere Aufzuganlage ist auch der Bürgerstockaufzug gegen Ueberfahren in der oberen und unteren Förderstelle durch selbsttätig betätigte Grenzschalter gesichert, und ein Zentrifugalregulatorschalter sorgt dafür, daß die zulässige Höchstgeschwindigkeit nicht überschritten wird. Das Abstellen des Kontrollers (Steuerschalters) erfolgt zwangläufig von einem Teufenanzeiger aus. Fritz Schmidt. Untersuchungen an Preßluftwerkzeugen. Trotzdem sich die Preßluftwerkzeuge in den letzten Jahren ein weites Verwendungsgebiet gesichert haben, sind die Vorgänge in ihrem Innern noch wenig aufgeklärt. Dies hat seinen Grund in den Schwierigkeiten, welche sich einer dahingehenden Untersuchung entgegenstellen. Die bisher in dieser Richtung gemachten Versuche von Moeller und Baril können nur als die ersten Schritte zu einer gründlichen Erforschung angesehen werden. Es ist daher mit Dank zu begrüßen, daß Professor Schlesinger auf dem Versuchsfelde der Technischen Hochschule zu Charlottenburg in erfolgreicher Weise bemüht war, Klarheit in die Arbeitsverhältnisse der Preßluftwerkzeuge zu bringen. Erstrebt wurde in erster Linie das Aufzeichnen eines Diagrammes durch die Maschine. Es erschien von vornherein klar, daß an eine Darstellung des Druckwegdiagramms durch das normale Indizieren nicht zu denken war, denn bei der großen Anzahl der Schläge in der Minute müßte jede Massenwirkung ausgeschaltet werden. Der schlagende Kolben war nicht zur Bewegung der Indikatortrommel zu benutzen. Es blieb nur die Möglichkeit, auf optischem Wege ein Druckzeitdiagramm aufzuzeichnen. Unzulässig erschien es aber wiederum, aus diesem nun einfach ein Druckwegediagramm abzuleiten, da der Kolben nicht zwangläufig wie beim Kurbelgetriebe geführt wird. Es wurde daher der Weg gewählt, neben dem Druckzeitdiagramm noch ein Wegzeitdiagramm herzustellen, um durch Kombination beider das gewünschte Druckwegediagramm zu erhalten. Eine neugeschaffene Versuchseinrichtung ermöglichte, ein Wegzeitdiagramm aufzuzeichnen und so zum Ziele zu kommen. Es gelang ferner, aus der erhaltenen graphischen Darstellung interessante Aufschlüsse über Geschwindigkeits- und Beschleunigungsverhältnisse zu erhalten. Die Versuchseinrichtung besteht zunächst aus zwei Meßkesseln, welche dazu dienen, den Druck der Preßluft konstant zu erhalten, und ferner eine Kontrolle des Luftverbrauchs gestatten. Beide Kessel sind anfangs zur Hälfte mit Wasser, zur Hälfte mit Preßluft gefüllt. Beim Betriebe wird abwechselnd dem einen und dem anderen Kessel Luft entnommen. Während der eine Kessel Luft abgibt oder als Ausströmkessel dient, leitet man in den anderen Druckluft ein, welche durch eine Verbindung einen Teil des in ihm vorhandenen Wassers in den Ausströmkessel drückt. Hierdurch erzielt man einerseits fortdauernde Luftentnahme bei konstantem Druck, andererseits läßt sich durch Wägung des Wasserinhalts zwischen zwei festen Marken eine Messung der verbrauchten Luftmenge erzielen. Allerdings verwendet man das Resultat der Wägung nicht unmittelbar, sondern eicht damit Preßluftuhren, die bei der Vornahme der Versuche den Vorzug bequemerer Verwendbarkeit haben. Textabbildung Bd. 328, S. 187 Abb. 1. Die eigentliche Indiziervorrichtung zeigt Abb. 1 im Grundriß. Der zu untersuchende Hammer a liegt zwischen dem Griffquerstück b und dem Schlagquerstück c. Ersteres wird durch die Andrückfeder d, welche sich gegen den Block e abstützt, gegen den Hammergriff gepreßt, und dadurch der in Wirklichkeit von dem Arbeitenden ausgeübte Druck ersetzt. Das Schlagstück stützt sich mit zwei regelbaren Federn f und g gegen den Balken h. Die beiden Federn nehmen die Schlagenergie auf und ahmen die Formveränderung des Arbeitsstückes nach. Der Balken h ist mit dem Block e durch zwei Spindeln i und k verbunden, die zugleich zur Führung des Griffquerstückes dienen. Hinter dem Balken h endlich befindet sich eine mit Schlemmkreide bestrichene, kreisende Indizierscheibe l, auf welcher eine Schreibvorrichtung das Kolbenwegzeitdiagramm aufzeichnet. Die letztere ist im Schlagkolben befestigt und besteht aus einem Indizierstab, der an seinem, an der umlaufenden Scheibe liegenden Ende einen Schreibstift trägt. Der aus spanischem Rohr gedrehte Stab hält die hohen Beanspruchungen durch Stoß aus, während sich Metallröhren infolge ihres hohen spezifischen Gewichts als ungeeignet herausstellten. Er geht vom Schlagkolben durch eine Bohrung des Döppers und Querstückes in ein geschlitztes Führungsrohr hinein. Aus dem Schlitz ragt ein scheibenförmiger Stahlstift m hervor, den Abb. 2 zeigt. Dieser ist durch die Hülse n auf dem Stab o befestigt. Ein Handhebel gestattet eine Drehung des Führungsrohres. Durch diese Bewegung kann der Schreibstift an die Indizierscheibe geführt oder abgestellt werden. Auch aus anderen Gründen erwies sich die scheibenförmige Ausbildung der Schreibvorrichtung als notwendig. Der Schlagkolben macht nämlich im Betriebe eine drehende Bewegung, durch welche der aufzeichnende Stift natürlich nicht gestört werden darf. Textabbildung Bd. 328, S. 188 Sch = Schlaglinie. St = Stoßdauer; Z = angenommene Zusammenpressung beim Stoß Die Preßluft gelangt von den Meßkesseln durch eine Schlauchleitung zu einer Preßluftuhr und einem zur Kontrolle dienenden Manometer. Dann wird sie durch einen weiteren Schlauch dem arbeitenden Hammer zugeführt. Der Antrieb der Indizierscheibe sowie eines Tourenzählers erfolgt durch einen Elektromotor. Durch die beschriebene Vorrichtung ließen sich folgende Versuchsergebnisse erzielen. Die Meßkessel und Stoppuhren ermöglichten die Feststellung des Preßluftverbrauchs in bestimmter Zeit. Hieraus läßt sich ohne Schwierigkeit die in der Zeiteinheit benötigte Luftmenge vom normalen Zustand (760 mm Q. S, und 0° C) feststellen. Auf der rotierenden Scheibe erhielt man ein Diagramm, welches Abb. 3 zeigt. Die Ordinaten sind gleich dem Kolbenweg. Die Abszissen zeigen den von der Scheibe zurückgelegten Weg, Aus letzterem kann man durch Division mit der Umfangsgeschwindigkeit u die zu jedem Punkte gehörige Zeit ausrechnen. Aus der Gesamtzeit eines Kolbenspiels bestimmt sich dann die minutliche Schlagzahl des Werkzeuges. Eine einfache Ueberlegung zeigt, daß sich aus dem Diagramm folgende Werte ohne weiteres ablesen lassen. Die mittlere Vorwärtsgeschwindigkeit ist = u . tg ε, die Aufschlaggeschwindigkeit = u . tg α, die mittlere Rückwärtsgeschwindigkeit = u . tg δ, die Rückprallgeschwindigkeit endlich ergibt sich = u tg β. Auch die größte Rücklaufgeschwindigkeit (u tg γ), wie überhaupt die Geschwindigkeit bei jeder beliebigen Kolbenstellung lassen sich leicht feststellen. Das Verhältnis der lebendigen Kraft beim Rückprall zur Schlagenergie ist =\frac{m}{2}\,(u\,\mbox{tg}\,\beta)^2\,:\,\frac{m}{2}\,(u\,\mbox{tg}\,\alpha)^2=\left(\frac{\mbox{tg}\,\beta}{\mbox{tg}\,\alpha}\right)^2. Die Wurzel des letzten Wertes bezeichnet man als Rückprallkoeffizient ρ. Die auf das Arbeitsstück übertragene Energie Ea ergibt sich bei Bezeichnung der Schlagenergie mit E zu Ea = E . (1 – ρ2). Die Schlagleistung N1 in PS ist =\frac{E\,.\,Z}{4500}, die vom Werkstück aufgenommene Leistung Na ist = N1 . (1 – ρ2). Einen Gütemaßstab liefert der Quotient \frac{N_1}{G\,H}, sofern G H das Gesamtgewicht des Werkzeuges darstellt. Das spezifische Arbeitsvermögen für 1 cbm Luft wird durch den Bruch e=\frac{E\,Z}{\mbox{Volumenheit}}, die bei Verbrauch desselben aufgenommene Arbeit durch ea= e . (1 – ρ2) ausgedrückt. Aus dem so ermittelten tatsächlichen Arbeitsvermögen läßt sich der Wirkungsgrad folgendermaßen bestimmen. Man berechnet das theoretische Arbeitsvermögen bei adiabatischer Expansion und ferner bei Verzicht auf Ausnutzung der Expansion. Durch die erhaltenen Werte teilt man das wirkliche Arbeitsvermögen. Der resultierende Bruch zeigt den Gütegrad. In den meisten Fällen wird man ohne Expansion arbeiten, um Einfrieren des Werkzeuges sowie zu große Hammergewichte zu vermeiden. Die bisher erhaltenen Werte liefern bereits einen recht bedeutenden Einblick in die inneren Betriebsvorgänge, wie die Zusammenstellung in nachstehender Tabelle zeigt, die sich noch weiter vervollständigen ließe. Bezeichnung des Hammers (Meßkesseldruck 5 kg/qcm) H Schlagzahl                                                              Z/Min. 1479 Luftverbrauch (unreduziert)                                     l/Sek. 1,185 Spezifischer Luftverbrauch                               ccm/Schl. 48,1 Kolbenhub                                                                  mm 85,3 Rückprallkoeffizient                                                       ρ 0,631 Schlaggeschwindigkeit                                          m/Sek. 8,91 Indizierte Schlagenergie                                            mkg 1,519 Indizierte Schlagleistung                                              PS 0,506 Aus dem erhaltenen Wegzeitdiagramm kann man indessen noch eine Anzahl wichtiger graphischer Darstellungen ableiten, wenn man bedenkt, daß die Geschwindigkeit dem ersten, die Beschleunigung dem zweiten Differentialquotienten des Weges nach der Zeit gleich ist. Durch Konstruktion einer Kurve, deren Ordinaten gleich den Steigungen der Diagrammlinie sind, erhält man ein Geschwindigkeitszeit- und durch Wiederholung ein Beschleunigungszeitdiagramm. Durch Kombination mit dem ursprünglichen Wegzeitdiagramm kann man dann wiederum ein Geschwindigkeitsweg- und Beschleunigungswegdiagramm herstellen. [Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1913 Nr. 5 S. 179.] Schmölke. –––––––––– Die Entwicklung des Quecksilberdampfgleichrichters. Neben den rotierenden Umformern behauptete sich der sogen. Quecksilberdampfgleichrichter in einem von Jahr zu Jahr steigendem Maße. Ist auch durch die Abwesenheit jeglicher bewegter Teile letzterer jenem überlegen, so war man doch bei den üblichen Apparaten immer noch an die Verwendung eines Glaskolbens mit eingeschmolzenen Platindrähten als Stromzuführungen gebunden; letztere konnten aber selbst bei künstlicher Kühlung keine größeren Strombelastungen als etwa 30 Amp. vertragen. Infolgedessen konnte dieser Gleichrichter den Ansprüchen der modernen Technik bei weitem nicht genügen. Textabbildung Bd. 328, S. 189 Abb. 1. Textabbildung Bd. 328, S. 189 Abb. 2. Textabbildung Bd. 328, S. 189 Abb. 3. Textabbildung Bd. 328, S. 189 Abb. 4. Die Grundlagen für den Quecksilberdampfgleichrichter liegen schon seit langem fest. Es ist bekannt, daß es selbst unter Aufwendung etlicher tausend Volt nicht möglich ist, einen Strom, größer als etwa ein Milliampère durch eine mit einer Quecksilberatmosphäre erfüllte Vakuumröhre zu treiben, wenn als Anode Quecksilber, als Kathode insbesonders Eisen oder Graphit benutzt wird, während bei umgekehrter Stromrichtung nur ein sehr geringer Widerstand vorhanden ist wenn die Zündung erfolgt ist. Dieses eigentümliche Verhalten erklärt Thomson auf Grund der Elektronentheorie in seinem Werke Condukt of Elektr. through Gases, Cambridge 1903. Die sogen. Ventilwirkung hat zur Folge, daß bei Anschluß des Apparates in eine Wechselstromleitung nur die Stromwellen einer bestimmten Richtung fließen können, weil die Wellen anderer Richtung vollständig unterdrückt werden. In kaltem Zustande ist jedoch der Apparat in jeder Richtung ein Nichtleiter. Um den Bogen zu zünden, wird daher in der Regel die Röhre gekippt, wodurch das Quecksilber vorübergehend eine leitende Verbindung mit der Anode herstellt und an der Abreißstelle den Lichtbogen auszieht. Trotzdem würde dieser sofort wieder verlöschen. Da nämlich schon eine sehr kurze Zeit – etwa 1/100000 Sek. – genügt, der Kathode ihre Aktivität zu nehmen, so tritt diese Wirkung natürlich schon bei dem ersten Durchgang des Wechselstromes durch Null ein. Um dieses zu vermeiden, schaltet man eine Reaktanz in den Stromkreis, wodurch die sonst nach Abb. 1 pulsierende Gleichstromspannung die Kurvenform nach Abb. 2 annimmt. Die Spannung geht hier nicht mehr durch Null und ihr Minimalwert ist ausreichend, den Bogen zu erhalten. In Abb. 3 ist die Schaltung der General Electric Co. dargestellt. Vom Netz kommend, gelangt der Wechselstrom über eine Drosselspule D mit abschaltbaren Windungen zu den beiden Anoden A1 und A2 des Gleichrichters, von denen, je nach der Stromrichtung, die eine oder die andere durch die leitende Gasstrecke mit der Kathode K verbunden ist. Diese stellt zugleich den positiven Pol der Gleichstromseite dar. Der negative ist an den neutralen Punkt der Drosselspule gelegt. Gewöhnlich besitzt der Gleichrichter noch eine Hilfsanode A3, die an Stelle der Hauptanoden nur zum Anlassen dient, und der ein größerer Widerstand vorgeschaltet ist. Die große kolbenartige Erweiterung am Gleichrichterkörper dient als Kühlkammer. In ihr kondensiert der Quecksilberdampf und fließt der Kathode zur neuen Arbeitsleistung wieder zu. Da der Apparat einige Minuten braucht, um auf stationären Zustand zu kommen, wird während dieser Zeit auf einen Anlaßwiderstand R gearbeitet. Die technische Ausbildung eines Gleichrichters für praktisch unbegrenzt hohe Leistungen scheint nunmehr gelungen zu sein. In der Elektrot. Zeitschrift 1912 Heft 45 und 1911 Heft 1 werden die Apparate der Gleichrichter-Gesellschaft, Frankfurt am Main, eingehend besprochen, die allerdings mit den alten Glasapparaten außer dem Arbeitsprinzip nur noch wenig gemein haben. Statt der zerbrechlichen Glaskörper werden solide Stahlrohre mit Wasserkühlung B (Abb. 4) verwendet. Die gasdichte Einführung der Elektroden und die Abdichtung der Gehäuseböden erfolgt in neuartiger Weise durch Asbestringe C mit vorgelagerter Quecksilberschicht D. Es soll sich bei dieser Dichtungsmethode das erforderliche hohe Vakuum von weniger als 0,01 mm Quecksilbersäule anstandslos erhalten lassen. Als Anoden werden Eisenzylinder A von entsprechenden Abmessungen verwendet. Erhebliche Schwierigkeiten bereitete anfänglich bei diesen Großgleichrichtern die Gefahr der sogen. Rückzündung. Wurden nämlich die Anoden von dem von der Kathode K ausgehenden glühenden Dampfstrahl direkt getroffen, so konnten mitgerissene kleine Quecksilberkügelchen der Anode den Charakter einer Kathode aufdrücken. Die Folge war natürlich ein vollkommener Kurzschluß mit seinen bekannten Begleiterscheinungen. Auch der Unterdruck im Vakuumgefäß mußte in bestimmten Grenzen gehalten werden, wenn nicht ebenfalls die Rückzündung begünstigt werden sollte. Da der Druck im Laufe der Zeit sich doch stets etwas ändert, werden bei größeren Einrichtungen Relais verwendet, welche selbsttätig eine Luftpumpe einschalten, wenn der Unterdruck nicht auf der erforderlichen Höhe ist. Zur Ablenkung der Kathodenflamme wird über der Kathode eine Blende E mit verhältnismäßig kleiner Oeffnung angeordnet. Der nicht an der Stromübertragung beteiligte Dampf wird von der Blende abgelenkt und strömt gegen die gekühlten Gefäßwände, wo er kondensiert, während der aktive Strom nach Durchschreiten der Blendenöffnung eine scharfe Ablenkung erfährt und dabei noch etwa vorhandene Quecksilbertröpfchen absetzt. Zur dauernden Erregung der Kathode brennt bei K ein kleiner Gleichstromhilfslichtbogen. Zwecks Einleitung der Zündung wird die Hilfsanode hier von einem Solenoid S niedergezogen und dadurch in vorübergehenden Kontakt mit der Quecksilberfläche gebracht. Die Gleichrichter zur Umformung von Mehrphasenwechselstrom unterscheiden sich von denen für Einphasenstrom nur durch ihre der Phasenzahl entsprechende größere Anzahl Anoden. Außerdem ist hier ein dauernd brennender Hilfslichtbogen entbehrlich, da ja immer mindestens eine Phase in Tätigkeit ist und infolgedessen ständig Strom durch den Apparat fließt. Von solchen Gleichrichtern sind einige schon seit etwa Jahresfrist im Betriebe. Wie sich das Gewicht eines solchen und angenähert auch der Preis stellt, dürfte aus folgender Tabelle hervorgehen: LeistungKW Nettogewicht etwa in kg des Gleichrichters des Einankerumformers   20 180   470   40 210   820   75 340 1200 100 480 1900 Rich. Müller. –––––––––– Moorkultur. Die Idee, Oedländereien unseres Vaterlandes kulturfähig zu machen, ist nicht neu. Solange Landwirtschaft getrieben wird, und das ist ziemlich lange, ist jeder Landwirt bestrebt, das ihm zugewiesene Stückchen Erdoberfläche einträglicher zu machen, meist durch Vergrößerung des in seinen Grenzen liegendem bebaubaren Bodens. Sümpfe und Sandflächen sind durch die Kunst des Menschen in Ackerland verwandelt worden. Was der einzelne Landwirt im kleinen schon längst geübt, soll jetzt in größerem Maßstabe mit den Hilfsmitteln moderner Technik getan werden. J. Teichmüller gibt in der E. T. Z., Heft 49, 50, 51 und 52 einen kurzen Ueberblick über den Stand der Moorkultur in Deutschland und über die Kultivierung des Wiesmoores in Ostfriesland. Die gesamte Fläche deutscher Oedländereien beträgt mindestens 4300000 ha, etwa zweimal die Fläche des Königreichs Württemberg. Die Hälfte davon sind Moore, von denen 2000000 ha sich in Preußen befinden, höchstens 15 v. H. dieser preußischen Moore sind kultiviert. Besonders reich an Mooren und Heiden ist Oldenburg, dessen Fläche zu einem Drittel aus diesen Oedländern besteht. Zum Kolonisieren hätten wir also Gelegenheit genug und zwar in einer Kolonie, die so günstig vor unseren Toren liegt, wie keine der überseeischen. Warum man, wie Teichmann fragt, sich trotzdem in Deutschland wegen der überseeischen Kolonien den Kopf mehr zerbricht, liegt wohl daren, daß die Oedländer innerhalb unserer Grenzen uns nicht weglaufen, während das mit den überseeischen Ländereien bei allzu langsamer Erwerbung und Kultivierung uns wohl begegnen könnte. Die Bildung der Moore beginnt meist auf dem Grunde stehender oder langsamfließender Gewässer mit Absterben und Wiederaufwachsen von Wasserpflanzen, bis die Oberfläche des Wassers erreicht und damit das Wasser zum Verschwinden gebracht ist. Gleichzeitig findet eine Vertorfung der abgestorbenen Wasserpflanzen statt. In diesem Stadium nennen wir die Bildung ein Niedermoor. Ein solches liegt auf dem sandigen Boden des früheren Sees wie ein mächtiger linsenförmiger Pilz, immer noch weiter wachsend. Oberhalb der Wasserfläche ändert dieses Gewächs seine Struktur, es sind nicht mehr Wasserpflanzen sondern Moose, Wollgras, Heide usw. die jetzt Wurzel fassen, absterben und wieder wachsen. Erhebt sich diese Bildung stark über die frühere Wasserfläche, dann nennen wir sie Hochmoor. Niedermoor und Hochmoor sind meist durch eine Zwischenschicht deutlich getrennt. Diese Zwischenschicht scheint eine Bildung trockenerer Zeiten zu sein. Als Brennstoff ist nur der vertorfte, untere, schwarze Teil des Moores brauchbar, während der obere, hellere zurückbleiben muß, um den sandigen Untergrund für die Landwirtschaft brauchbar zu machen. Die Moorkultur, zunächst betrieben zur Gewinnung des Torfes als Brennmaterial und dann landwirtschaftlich nach vollständigem Abbau des Torfes, heißt Fehnkultur. Diese Methode ist in Holland üblich. In Anbetracht der Brennstoffarmut Hollands ist diese Betriebsweise verständlich. In Deutschland schlägt man einen anderen Weg ein: Das Moor wird durch Ziehen von Kanälen trockengelegt, die Oberfläche mit Sand und Düngemitteln untermischt, geglättet und damit unmittelbar in Ackerland verwandelt, dann parzelliert und Bauern überlassen, deren Aufgabe jetzt ist, Brennstoffgewinnung neben der Landwirtschaft zu treiben. Für Abnahme des Brennstoffes sorgt erstens ihr eigener Bedarf und in Zukunft zweitens eine elektrische Zentrale, welche die ganze nähere und weitere Umgebung mit Licht und Kraft versieht. Diese sogen, deutsche Hochmoorkultur hat den Vorzug, die Fassungskraft des Landes an Bewohnern schneller zu vergrößern; mit der Fehnkultur würden in Deutschland die aufgehäuften Mengen Torf keine genügend rasche Abnahme finden können. Friedrich II. ließ während seiner Regierung etwa ¼ Million ha Moorland trockenlegen, zu einer Zeit, in der die Bevölkerungsdichte des damaligen Preußen etwa 1/10 der jetzigen betrug, in der also die Frage der Kolonisation nicht dringend sein konnte. Ein Beweis, wenn es dessen noch bedarf, wie sehr Friedrichs II. Gedanken aufs Wohl seines Volkes selbst für ferne Zukunft gerichtet waren. Seine Nachfolger bis auf die jetzigen Zeiten haben diese Idee nicht weiter verfolgt. Wenn wir sie wieder aufnehmen, so geschieht es teilweise der Not gehorchend, teilweise in Erwartung eines Gewinnes. v. Kleist. –––––––––– Der Verein deutscher Maschineningenieure zählt zurzeit 769 Mitglieder. Während des verflossenen Jahres hat er eine überaus rührige Tätigkeit auf wissenschaftlichem und gesellschaftlichem Gebiete ausgeübt. Hier sind die von ihm veranstalteten Vorträge und reich dotierten Preisausschreiben besonders hervorzuheben. Für die letzteren ist zurzeit der Betrag von M 8500,– ausgeworfen. Der Verein beschloß die Bewilligung eines Zuschusses von M 2000,– an den Verlag R. Oldenbourg in München für das „Unternehmen der illustrierten technischen Wörterbücher in sechs Sprachen“. Den Vortrag in der Versammlung am 21. Januar hielt der Direktor der Hannoverschen Waggonfabrik A.-G., Dr. Weiskopf, über „Hartholz im Waggonbau“ (eine wissenschaftliche Studie). Dr. Weiskopf verbreitete sich in dem Vortrage, der auf Anregung des Geheimen Baurats Herr vom Königlichen Eisenbahn-Zentralamt Berlin stattfand, insbesondere über die deutschen und ausländischen Eichenhölzer, sowie über Holzarten, die eventl. in gewissen Fällen Eichenholz ersetzen können, so beispielsweise über Pitch-pine-Holz, Eucalyptus mariginata oder Jarrah und über einige unserer Kolonialhölzer wie Bongosi, Chlorophora exelsa, Njabi usw. Die Untersuchungen über die verschiedenen zum Vergleich herangezogenen Holzarten sind teilweise praktisch in der Hannoverschen Waggonfabrik vorgenommen, teils stellte die Technische Hochschule Hannover ihre Prüfungsmaschinen für die Proben zur Verfügung. Maschinenvermittlungsstelle für bayerische Handwerker. In Bayern ist auf Anregung maßgebender gewerblicher Korporationen und Vereinigungen unter staatlicher Mitwirkung und Unterstützung eine Einrichtung geschaffen worden, die den Zweck hat, selbständigen Handwerkern, die sich maschinell einrichten wollen, kostenlos technischen Rat zu erteilen und ihnen den Bezug von gut bewährten Maschinen und anderen Arbeitsbehelfen unter möglichst günstigen Bedingungen zu vermitteln. Die technische Beratung wird von den vier in Bayern bestehenden Gewerbeförderungsanstalten, nämlich der Bayerischen Landesgewerbeanstalt in Nürnberg mit ihren fünf Nebenstellen in Augsburg, Bayreuth, Hof, Landshut und Regensburg, dem Gewerbeförderungsinstitut der Handwerkskammer für Oberbayern in München, dem Polytechnischen Zentralverein für Unterfranken in Würzburg und dem Pfälzischen Gewerbemuseum in Kaiserslautern besorgt. Diese Stellen werden bei ihrer beratenden Tätigkeit durch die acht bayerischen Handwerkskammern, den Verband bayerischer Gewerbevereine, den Bayerischen Handwerker- und Gewerbebund und den Verband pfälzischer Gewerbevereine und Handwerkervereinigungen insofern unterstützt, als diese Korporationen die Anträge aus den Handwerkerkreisen auf Maschinenvermittlung entgegennehmen, begutachten und an die nächstgelegene Gewerbeförderungsanstalt zur technischen Prüfung weitergeben. Die Gewährung von Krediten an Handwerker, die sich beim Bezüge von Maschinen und anderen Arbeitsbehelfen der Vermittlungsstelle bedienen, hat die Bayerische Landesgewerbebank (früher Zentral-Handwerkergenossenschaftskasse) in München übernommen. Der zur Wahrung der einheitlichen Durchführung der gestellten Aufgaben eingesetzte „ständige Ausschuß“ hat an der Bayerischen Landesgewerbeanstalt in Nürnberg, die den Vorsitz dieses Ausschusses führt, eine Geschäftsstelle errichtet, deren Aufgabe es ist, die von den beratenden Stellen geprüften Anträge nach Maßgabe einer vom ständigen Ausschuß aufgestellten Geschäftsordnung weiter zu behandeln. Es empfiehlt sich für Maschinen- und Werkzeugfabriken, ihre Prospekte, Preislisten usw. an die genannten Gewerbeförderungsanstalten einzusenden.