Titel: Polytechnische Rundschau.
Fundstelle: Band 328, Jahrgang 1913, S. 217
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Polytechnische Rundschau. Polytechnische Rundschau. Automobil-Zweitaktmotoren. Zweitaktmotoren werden jetzt häufig für Motorboote verwandt, doch ist ihre Benutzung zum Antrieb von Automobilen und Flugmaschinen bei uns heute noch sehr beschränkt. In Amerika, Frankreich und England sind dagegen schon eine ganze Zahl von Firmen vorhanden, die ihre Wagen mit Zweitaktmotoren ausrüsten. Bei kleineren Zweitaktmotoren für Automobilzwecke wird das Gasgemisch durch den Vergaser hindurch in den Kurbelkasten angesaugt und tritt von hier in den Zylinder ein. Diese Methode ist nicht sehr wirtschaftlich: Werden die Abgase vollkommen ausgetrieben, dann geht dabei ein Teil der frischen Ladung mit den Auspuffgasen verloren, oder andererseits die Abgase werden nicht vollständig ausgetrieben, dann bleibt ein Teil davon im Zylinder zurück und vermischt sich mit der frischen Gasladung. Die große Mehrheit der Zweitaktmotoren läßt nur eine verhältnismäßig geringe Aenderung der Drehzahl zu. Die Grenze der unteren zulässigen Drehzahl ist erreicht, wenn das eintretende Gasgemisch so weit abgedrosselt wird, daß sein Volumen nicht hinreicht, die im Zylinder verbleibenden Abgasreste auszutreiben, so daß Fehlzündungen eintreten. Die höchste zulässige Drehzahl ist dann erreicht, wenn nicht mehr genügend Zeit für das Austreiben der Abgase und Füllen des Zylinders mit frischem Gemisch vorhanden ist. Da beim Zweitakt die Explosionen schneller aufeinanderfolgen als beim Viertakt, so ist die Kühlung besonders wirksam zu gestalten, und es wird darum meist Wasserkühlung angewandt. Die Leistung eines Zweitaktmotors kann bei gleichem Hube und gleicher Bohrung als eineinhalbfach so groß als die des Viertaktmotors angenommen werden. Die einfachsten Zweitaktmotoren sind die der Dreikanaltype: Auspuffkanal, Einlaßkanal und Durchlaßkanal vom Kurbelkasten bis zum Zylinder. Der nach diesem Prinzip gebaute Roberts-Zweizylindermotor (mit 114 mm ⌀ und 140 mm Hub) leistet bei 1000 Umdrehungen i. d. Min. 20 PSe und wiegt 135 kg. Die Drehzahl läßt sich zwischen 200 und 1400 regeln. Benzinverbrauch 0,350 kg für die PS/Std. Eine besondere Klasse bilden die Zweitaktmotoren mit Kurbelkastenkompression, bei denen das Gasgemisch im Kurbelkasten durch den abwärts gehenden Kolben komprimiert wird, von da strömt es durch einen Durchlaßkanal in den Zylinder über. Ein Nachteil dieser Motoren ist die Verölung der Zylinder infolge des mit dem frischen Gas aus dem Kurbelkasten mitgeführten Schmieröls. Bei Zweitaktmotoren mit Differentialkolben dient der kleinere Kolben als Arbeitskolben, der große als Luftpumpenkolben. Ein Nachteil dieser Bauart ist der, daß sich der Motor ziemlich hoch baut, wodurch sich auch eine hohe Lage des Schwerpunktes ergibt. Auch die hin- und hergehenden Massen werden größer. Ein bekannter Vertreter dieser Bauart ist der Lutin-Motor. Bei Versuchsfahrten verbrauchte ein solcher Zweizylindermotor von 16 PS, dessen Wagen 1100 kg wog nur 11 l Benzin und ⅔ l Oel für 100 km, wobei eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km und eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 62 km erreicht wurde. Ein in England sehr verbreiteter Motor mit zwei parallelen Zylindern und einer gemeinsamen Verbrennungskammer ist der Valveless-Motor. Der Kolben jedes Zylinders arbeitet an einer besonderen Kurbelwelle mit besonderem Schwungrad. Die Schwungräder sind verzahnt und stehen miteinander in Eingriff. Im Kurbelkasten wird nur reine Luft verdichtet, so daß Kurbelkastenexplosionen nicht auftreten können. Der Motor ist sehr schmiegsam. Ein Valveless-Wagen fährt mit dem direkten Gang Geschwindigkeiten von 8 bis 72 km i. d. Std., ohne daß die Kupplung gleitet. Zum Schluß sei der doppeltwirkende Helium-Motor erwähnt, der in Frankreich für Automobile und Flugmaschinen verwandt wird. Der beiderseits geschlossene Arbeitszylinder ist achsial über dem Pumpenzylinder angeordnet und bildet mit ihm ein Gußstück. Dieser Motor wird in drei Typen gebaut. Leistungin PS Zylinder-zahl Bohrung Hub Umdr.-Min. Gewichtkg 15 1 70 110 1200   65 20 3 70   90 1200   90 40 3 90 110 1200 120 [Der Oelmotor 1912, S. 267 bis 276.] W. Die Berechnung der gekreuzt bewehrten Eisenbetonplatten und deren Aufnahmeträger. Hugo v. Bronneck veröffentlicht in der Zeitschrift „Beton und Eisen“ 1913 Heft 2 einen Aufsatz, der einen Ueberblick über die Berechnungsgrundlagen der gekreuzt armierten Decken gibt. Die rein theoretische Berechnung der gekreuzt armierten Decke gestaltet sich ziemlich umständlich. Die meisten Forscher haben sich daher mit der Aufstellung von Näherungsformeln begnügt. Professor Hager (Technische Hochschule München) hat in seinem Buche „Berechnung ebener rechteckiger Platten mittels trigonometrischer Reihen“ die Differentialgleichung der elastischen Fläche durch eine trigonometrische Reihe ersetzt. Immerhin ist dieses Verfahren – wenigstens in seiner jetzigen Form – für die Praxis noch nicht brauchbar. Die sogenannte Christophesche Formel M=\alpha\,.\,b^2\,p\,.\,\frac{a^4}{a^4+b^4} bzw. \alpha\,.\,a^2\,.\,p\,.\,\frac{b^4}{a^4+b^4} wo a und b die Seiten der rechteckigen Platte, p = die Gesamtlast in kg/qm bedeuten und a = ⅛ bis 1/24 ist, je nachdem die Platte frei aufgelagert, halb oder ganz eingespannt ist, ist für Eisenbeton deshalb nicht gut zu verwenden, weil Eisenbeton ein nicht homogenes Material ist. Hierzu ist zu bemerken, daß trotzdem diese Formel von sehr vielen und angesehenen Firmen verwendet wird. Es scheint auch, daß neuerdings die vierten Potenzen in der Christopheschen Formel durch die dritten Potenzen ersetzt werden. Auch in der Literatur ist letztere Formel bereits mitgeteilt worden. Die „Amtlichen Bestimmungen vom 24. Mai 1907“ schreiben die Berechnung nach der Formel M=\frac{p\,b^2}{12} vor, die natürlich vollkommen unrationelle Konstruktionen ergibt und wohl von niemanden angewendet werden wird. Einen wesentlichen Fortschritt auf diesem Gebiete verdanken wir den beiden Forschern Bach und Föppl, welche Versuche mit allseitig aufgelagerten Platten vornahmen. Als wichtigstes Ergebnis dieser Versuche ist die Erkenntnis zu betrachten, daß der Diagonalquerschnitt der gefährliche Querschnitt ist, wobei quadratische oder nahezu quadratische Platten vorausgesetzt sind. Auf Grund der Bach-Föpplschen Versuche leitete Dr. Bosch, München, die nachstehende, für den Gebrauch in der Praxis sehr bequeme Formel ab, M=\frac{1}{3}\,a^2\,.\,\frac{\lambda^2}{1+\lambda} darin ist \lambda=\frac{b}{a}; a = kürzere Rechteckseite (vergl. Dr. Bosch: Berechnung der gekreuzt armierten Eisenbetonplatte und deren Aufnahmeträger). Auch untersucht Dr. Bosch die Gesetze der Lastverteilung, wobei er die Platte durch parallel den Rechteckseiten verlaufende Streifen in eine Anzahl Felder zerlegt (25). Das so entstandene Netzwerk wird dann auf Grund des Satzes vom Minimum der Formänderungsarbeit weiter wie ein gewöhnliches statisch unbestimmtes Netzwerk berechnet. Mit Hilfe dieses Verfahrens gelingt es nun, die Verteilung der Biegungsmomente längs eines Mittelschnittes zu erforschen, was durch keine der bisher bekannten Berechnungsmethoden möglich war. Während nun Bosch lediglich zwei den Rechteckseiten parallele Fasern zur Lastübertragung heranzieht, nimmt Danusso auch die anderen, in dem Element der Platte sich kreuzenden Fasern hinzu. (Danusso-Bronneck, Beitrag zur Berechnung der kreuzweise bewehrten Eisenbetonplatten.. Berlin 1913, Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn.) Es werden also die Fasern zur Arbeit herangezogen, welche am besten geeignet sind, der Belastung Widerstand zu leisten. Danusso kommt für quadratische Platten zu den Formeln, gleichmäßige Belastung vorausgesetzt: M=\frac{1}{30}\,.\,p\,.\,l^2 für frei aufliegende Platten und M=\frac{1}{36}\,.\,p\,.\,l^2 für teilweise eingespannte Platten. Bei vollkommen eingespannten Platten ergeben sich die Formeln: M_a=-\frac{1}{34}\,p\,l^2 und M_m=\frac{p\,l^2}{70} (in Plattenmitte). Die Aufnahmeträger sind ungünstiger beansprucht als nach Dr. Bosch. Zum Schluß behandelt Danusso noch die Aufgabe, die Belastungsbreite einer konzentrierten Last aufzustellen. A. Marx, Dipl.-Ing. –––––––––– Ein neues Pupinkabel wird zwischen England und Irland verlegt. Das Kabel wird etwa 120 km lang und entspricht in seiner Bauart dem englisch-belgischen Pupinkabel, das im Jahre 1911 verlegt wurde und etwa 90 km lang ist. Zur Isolierung wird ebenso wie bei diesem Kabel eine Spezialguttapercha verwandt, die eine niedrige Ableitung aufweist. Das Verhältnis der Ableitung zur Kapazität \left(\frac{G}{C}\right) dieser Guttapercha beträgt bei einer Kreisfrequenz von 2 π n = 5000 etwa 15. Ferner wird die Insel Wight durch ein Guttapercha-Fernsprechkabel mit England verbunden. Auch dieses Kabel wird trotz seiner geringen Länge mit Pupinspulen ausgerüstet. Th. –––––––––– Ein eigenartiger Indikatorantrieb. Handelt es sich beim Indizieren um Maschinen, die mehr als 120 Umdrehungen i. d. Min. machen, so ist es häufig schwierig, vom Kreuzkopf aus den Antrieb der Reduktionsrolle und des Indikators zu bewerkstelligen. Ist etwa in den Kreuzkopf ein Bolzen eingeschraubt, so ist eine große Geschicklichkeit notwendig, um im richtigen Augenblick den Haken der Indikatorschnur loszulassen und ihn von dem am Kreuzkopf eingeschraubten Bolzen mitnehmen zu lassen. Nicht selten treten durch zu spätes Loslassen Stöße auf, so daß Reduktionsrolle und Indikator beschädigt werden. Häufig reißt auch die Indikatorschnur. Textabbildung Bd. 328, S. 219 Abb. 1. Textabbildung Bd. 328, S. 219 Abb. 2. Die folgende Anordnung vermeidet diese Schwierigkeit und macht die Anwendung einer Reduktionsrolle unnötig. Sie ist allerdings nur dann möglich, wenn eine Steuerwelle vorhanden ist, die genau so viel Umdrehungen wie die Kurbelwelle macht. In Abb. 1 und 2 ist die allgemeine Anordnung dargestellt. Abb. 1 zeigt die Ansicht auf die Deckelseite des Zylinders. Die Maschine ist liegend. Der Zylinder ist durch eine gußeiserne Kappe abgeschlossen. Links vom Zylinder läuft die Steuerwelle in derselben wagerechten Ebene wie die Zylinderachse. Von der Steuerwelle aus erfolgt der Antrieb des Indikators. Abb. 2 stellt die allgemeine Anordnung im Grundriß dar. Auf der Stirnfläche der Steuerwelle ist durch eine Schraube ein mit einem Schlitz versehenes Flacheisen aufgeschraubt. Dieses ist noch deutlicher aus Abb. 3 zu ersehen. Am rechten Ende ist ein Bolzen eingenietet, der an dem einen Ende mit einer Kröpfung versehen ist. Auf diese Kröpfung wird die Indikatorschnur aufgelegt, die entweder mit einem Haken oder mit einer Schleife zu diesem Zweck versehen ist. Das Aufbringen ist sehr einfach, weil das vorstehende Ende der Kröpfung annähernd zentrisch mit der Mitte der Steuerwelle läuft. Nun ist die Schnur weitergeführt. Wie aus den Abb. 1, 2 und 3 ersichtlich ist, bildet die Schnur gewissermaßen die Schubstange eines Kurbelgetriebes, dessen Kurbelradius von der Einstellung des an die Steuerwelle geschraubten geschlitzten Flacheisens abhängig ist. Es läßt sich leicht so einrichten, daß die Länge des schwingenden Endes der Schnur sich zur Exzentrizität der an der Steuerwelle angeschraubten Kurbel genau so verhält wie die Schubstange der Maschine zum Radius der Maschinenkurbel. Steht die Maschinenkurbel im Totpunkt, so muß auch das erwähnte Flacheisen wagerecht stehen, was sich bei genauer Herstellung des Flacheisens durch Aufsetzen einer Wasserwage erreichen läßt. Textabbildung Bd. 328, S. 219 Abb. 3. Textabbildung Bd. 328, S. 219 Abb. 4. Als Kreuzkopf ist in einfachster Weise ein Knoten mit Schleife in der Schnur verwendet. Zur Führung für diesen Kreuzkopf dient ein förmig gebogener Draht, auf dem der Knoten mit Schleife hin- und hergleitet. Der Draht ist, wie Abb. 3 erkennen läßt, in zwei Bohrungen verschiebbar und läßt sich durch zwei Schrauben genau einstellen. Vom Kreuzkopf aus wird die Schnur in wagerechter Richtung zunächst über eine Rolle geführt und von dort aus nach dem Indikator. Die Befestigung der Rolle ist in Abb. 4 dargestellt. R. Simon. –––––––––– Jahresarbeit in Kilowattstunden einiger großer amerikanischer Elektrizitätswerke. Nachstehend einige Angaben über maximale Belastung und der im Laufe des Jahres 1912 gelieferten Kilowattstunden einiger großer amerikanischer ElektrizitätswerkeDie Zahlen sind der Electr. World vom 11. I. 1913, S.81, entnommen.. Bezüglich der New York Edison Co. sei bemerkt, daß diese durch den Anschluß der Third Avenue-Bahn an ihr Netz eine weitere Belastung von ungefähr 28000 KW erhalten hat. Der Abschluß des diesbezüglichen Vertrages erfolgte aber zu spät, um auf die Jahresarbeit der Zentralen dieses Netzes noch einen besonderen Einfluß auszuüben. Anlage MaximaleSpitzen-belastungin KW Datum dermaximal.Spitzen-belastung Zahl derim Jahreabgegeb.KW/Std. Jahresbe-lastungs-faktor ain v. H Commonwealth Edison  Company, Chicago 233000 11. 12. 12 799 . 106 43–44 New York Edison Com-  pany, New-York*) 189726210813 20. 12. 1223. 12. 12 514 . 106620 . 106 30,833,4**) Elektrizitätswerke der  Stadt Philadelphia***) 65489 23. 12. 12 184 . 106 32,0 Elektrizitätswerke der  Stadt Boston 60143 18. 12. 12 162 . 106 30,6 Elektrizitätswerke der  Stadt Brooklyn 42500 17. 12. 12 126 . 106 33,7 *) Obere Zahlenreihe: Ohne Berücksichtigung der hinzugekommenen Bahnbelastung. **) Geschätzt mit Berücksichtigung der neuerdings hinzugekommenen Bahnbelastung. ***) Bezieht sich nur auf die an die Stadt selbst abgegebene Energie, also ohne Berücksichtigung des Verbrauches in den Vororten. Unter dem in der fünften Kolonne angegebenen Jahresbelastungsfaktor ist der Quotient a=\frac{\mbox{Zahl der im Jahre erzeugten Kilowattstunden}}{\mbox{maximale Maschinenleistung in KW}\,\times\,8760} zu verstehen. Der Zähler dieses Bruches entspricht somit den in Kolonne 4 mitgeteilten Werten. Bei den Werten der Zentralen von Chicago ist insofern eine Unstimmigkeit enthalten, als die Zahl der Jahres-Kilowattstunden hier sich nur auf die an Konsumenten abgegebenen bezieht, also nicht den Eigenverbrauch in den Zentralen berücksichtigt. Bemerkenswert ist der außerordentlich hohe Belastungsfaktor für Chicago; es kommt dies daher, weil die Zentralen hier gleichzeitig zur Speisung des Netzes großer Eisenbahnlinien dienen. Den günstigen Einfluß, den der Anschluß elektrischer Vollbahnen auf den Belastungsfaktor der Zentralen ausübt, macht sich auch die New Yorker Edison Co. zu Nutzen; sie rechnet, wie aus den mitgeteilten Zahlen zu ersehen, nach Anschluß der 28000 KW Belastung der Third Avenue Bahn mit einer voraussichtlichen Verbesserung ihres Belastungsfaktors um 33,4 – 30,8 = 2,6 v. H. Wie Bion J. Arnold in einer Versammlung der Ingenieurvereine in Chicago am 23. XII. 12 mitteilte (vergl. El. World Bd. 61, S. 96) unterhandelt ferner die New Yorker Edison Co. gegenwärtig mit der New Yorker Zentralbahn, um das eine oder auch beide Elektrizitätswerke dieser Bahn zu übernehmen. Die Bahngesellschaft würde dann die elektrische Energie von der Edison-Gesellschaft käuflich beziehen, während letztere in der Lage wäre, die in den Bahnzentralen erzeugte überschüssige Energie an ihr übriges Netz abzugeben und dadurch ihre jetzt bestehenden, an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit bei Spitzenbelastung angelangten Zentralen wesentlich zu entlasten. Die in der Tabelle mitgeteilten Werte beziehen sich lediglich auf elektrische Zentralen mit Dampfantrieb. Im Zusammenhang seien hier einige Angaben über die Leistung der Kraftwerke der Niagara Falls Power Company und der Canadian Niagara Power Company mitgeteilt, welche im Grunde genommen ein einziges zusammenhängendes System bilden, da sie parallel auf das gleiche Netz arbeiten. Die Spitzenbelastung erfolgte hier am 8. März 1912 und betrug 115900 KW. Im Jahre 1912 wurden hier sogar 868 . 106 KW/Std. geliefert. Der Jahresbelastungsfaktor betrug 82,29 v. H.Die Ursache des außerordentlich hohen und wohl von keiner anderen Anlage übertroffenen Belastungsfaktors ist hier ebenfalls auf die angeschlossenen Bahnanlagen sowie auf die große Zahl der angeschlossenen elektrochemischen Betriebe zurückzuführen. Das System ist somit in bezug auf Zahl der gelieferten KW/Std. f. d. Jahr als das zurzeit größte zu bezeichnen. Dabei ist aber zu bemerken, daß die Leistung noch größer hätte sein können, wenn nicht durch strenge gesetzliche (Burton act) Vorschriften den Gesellschaften nur die Entnahme eines genau bestimmten maximalen Quantums von Betriebswasser gestattet wäre. Aus diesem Grunde waren die oben genannten Gesellschaften genötigt, einen großen Teil der für die Stadt Buffalo erforderlichen Energie von der Toronto Power Co. zu beziehen, die gleichfalls ein Kraftwerk am Niagarafall, und zwar auf der kanadischen Seite desselben, besitzt. Von europäischen Anlagen dieser Art sind bezüglich der Größe der Jahresarbeit die Berliner Elektrizitätswerke bemerkenswert. Sie betrug 1912 255 . 106 KW/Std. Eine mit den größten amerikanischen Werken erfolgreich konkurrierende Anlage ist auch die der Victoria Falls and Transvaal Power Company (AEG), welche zur Stromversorgung der Goldbergwerke am Rand dient. Bereits nach vierjährigem Betriebe lieferte diese jährlich 500 . 106 KW/Std. Die Jahresarbeit wird aber nach einer Mitteilung Professor Klingenbergs in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure Nr. 1 Bd. 57 S. 5 infolge der großen Zunahme von neuen Anschlüssen voraussichtlich schon in kurzer Zeit eine Milliarde KW/Std. erreichen. Auch bei dieser Anlage ist ein hervorragend guter Belastungsfaktor festzustellen, der wesentlich auf den ständigen Betrieb der Bergwerke mit den zugehörigen Poch- und Pumpwerken zurück zu führen ist. Gustav W. Meyer. –––––––––– Fangvorrichtungen an Aufzügen. Die üblichen Fangvorrichtungen beruhen auf dem Prinzip, daß beim Bruch eines Seiles oder beim Ueberschreiten einer Höchstgeschwindigkeit, die durch einen Regulator kontrolliert wird, sich am Förderkorb Klauen, Keile oder Exzenter unter dem Einfluß einer Feder gegen die hölzernen oder eisernen Führungschienen legen und durch das Gewicht des Förderkorbes festgeklemmt werden. Diese Teile unterliegen bedeutenden Beanspruchungen, die wesentlich von der Art der Ausbalancierung des Fahrkorbes und von der Länge des Bremsweges abhängig sind. Gewöhnlich wird das Gewicht des Fahrkorbes und der halben Nutzlast durch Gegengewichte ausbalanciert, und zwar der größere Teil an der Seiltrommel, während nur ein kleiner Teil des Korbgewichtes durch Seile ausgeglichen wird, die unmittelbar am Korbe befestigt sind. Nur diese letzteren entlasten natürlich das Tragseil und im Falle eines Seilbruches die Fangvorrichtung. Textabbildung Bd. 328, S. 221 Abb. 1.Bremsweg in m. Textabbildung Bd. 328, S. 221 Abb. 2.Bremsweg in m. Die Abhängigkeit des erforderlichen Bremswiderstandes von dem zugelassenen Bremsweg zeigt Abb. 1, in welcher als Beispiel für einen Korb von 2000 kg Eigengewicht + 1000 kg Nutzlast und 1,5 m/Sek. Senkgeschwindigkeit die Bremskräfte in Abhängigkeit von den Wegen aufgetragen sind. Der Fangwiderstand errechnet sich aus der Endgeschwindigkeit v_e=v+\sqrt{2\,g\,h}, die der Korb, dessen Seil beim Senken mit der Geschwindigkeit v bricht, auf dem Bremswege h annehmen würde, zu P=\frac{G\,.\,{v_e}^2}{2\,g\,.\,h}+G, wenn G das Gewicht von Korb + Nutzlast ist. Auf dem bei uns behördlich vorgeschriebenen kurzen Bremsweg von 0,25 m werden die Beanspruchungen sehr groß; Abb. 1 zeigt, daß durch eine geringe Vergrößerung des zulässigen Bremsweges die Beanspruchungen bedeutend vermindert werden könnten, und damit durch die Möglichkeit rationeller ausgebildeter Fangvorrichtungen eine wesentlich größere Sicherheit geschaffen werden könnte. Eine Fangvorrichtung, die auch vom Fahrkorb aus betätigt werden kann, ist bei den Aufzügen des Eiffelturms verwendet. Hier wird eine Klinke mit den Führungsschienen in festen Eingriff gebracht, die auf den Kolben eines hydraulischen Zylinders wirkt und die Druckflüssigkeit aus diesem durch Löcher in der Zylinderwandung verdrängt. Der Querschnitt dieser Löcher nimmt nach dem Zylinderende hin allmählich ab, so daß der Druck im Zylinder entsprechend der erforderlichen Bremskraft allmählich zunimmt. Abb. 2 zeigt in der gestrichelten Linie p die Abhängigkeit der Pressung, in der ausgezogenen Linie v die der Fallgeschwindigkeit vom Bremsweg. Man erkennt deutlich, wie beim Beginn des Fallens die Korbgeschwindigkeit zunimmt, bis die zunehmende Pressung im Zylinder eine Verzögerung des Falles hervorruft. Dadurch wird ein ziemlich stoßfreies Bremsen erzielt. Alle diese Fangvorrichtungen erfüllen noch nicht die Bedingung, daß der Fahrkorb im Falle eines Seilbruches durch den Führer bis an eine Schachtöffnung gebracht werden kann, um ein gefahrloses Verlassen des Aufzuges zu ermöglichen; eine Verwirklichung dieser zweifellos wünschenswerten Einrichtung ist bisher, wohl mit Rücksicht auf die bestehenden behördlichen Vorschriften, nicht ausgeführt. [Bauinspektor Kasten in Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb, 24. Januar 1913.] Dipl.-Ing. W. Speiser. –––––––––– Ausbalancieren von Zylindern für Holzpoliermaschinen. In Holzpoliermaschinen werden gußeiserne Zylinder von etwa 275 mm ⌀ und 900 bis 2100 mm Länge im Gewicht von 200 bis 600 kg verwendet, die mit etwa 1300 Umdrehungen i. d. Min., d.h. etwa 19 m/Sek. Umfangsgeschwindigkeit, rotieren. Die Zylinder sind außen mit Filz belegt und in der Längsrichtung geschlitzt, um die Enden des Sandpapierbelags aufzunehmen, der im Innern der Walze durch eine ziemlich komplizierte Klemmvorrichtung befestigt wird. Die zylindrische Wandung ist innen durch Rippen versteift. Infolge der hohen Drehzahl, welcher die Zylinder im Betriebe unterworfen sind, muß das Fertigschleifen der Zylinderfläche bei der vollen Betriebsdrehzahl erfolgen, da sich durch die Zentrifugalkräfte die Zylinderwandung zwischen den Rippen etwas nach außen vorwölbt. Vor dem Schleifen werden die Zylinder durch Bleigewichte in einer Schwalbenschwanznut sorgfältig ausbalanciert. Die statische Auswuchtung auf Linealen kann zwar den Gesamtschwerpunkt in die Wellenachse verlegen, jedoch nicht gewährleisten, daß die Schwerpunktachse mit der Wellenachse zusammenfällt. Man läßt daher nach dem Schruppen und Schlichten auf der Drehbank den Zylinder auf einer besonderen Vorrichtung in hakenförmigen Lagern laufen, die pendelnd aufgehängt sind und ihm eine gewisse Beweglichkeit gestatten. Er wird durch einen Riemen angetrieben und stellt sich in den beweglichen lagern so ein, daß er tatsächlich um seine Schwerachse rotiert. Die leichtere Seite schlägt dabei mehr als die schwerere, man kann also durch Heranführen eines Kreidestückes die leichtere Seite nahe an beiden Zylinderenden markieren. [F. E. Schmidt in Zeitschrift für prakt. Maschinenbau, 22. Jan. 1913; mit vier Abbildungen der beschriebenen Vorrichtung.] Dipl.-Ing. W. Speiser. –––––––––– Meßverfahren in schwierigen Fällen unter Benutzung einfacher Hilfsmittel. Jeder Praktiker kennt die Schwierigkeiten, die sich bei der Bearbeitung schiefwinklig zueinander liegender Arbeitstellen von unregelmäßig gestalteten Körpern sowie bei der genauen Nachmessung einstellen, indem es häufig fast unmöglich ist, Angriffspunkte für die bekannten genau messenden Werkzeuge, wie insbesondere die Mikrometerschraube, herauszufinden. Dieser fehlende Angriffspunkt kann jedoch verhältnismäßig leicht beschafft werden, wenn man sich geeigneter Zwischenmaße von bekannten oder leicht bestimmbaren Abmessungen, wie in erster Linie Meßbolzen und Flächenendmaße, bedient. Auch dann wird man die gesuchten Maße selten unmittelbar erhalten, sondern muß mit Hilfe trigonometrischer Funktionen Umrechnungen vornehmen, was in der Praxis zwar nicht gerade erwünscht, aber doch meist der sicherste Weg ist. Textabbildung Bd. 328, S. 222 Abb. 1. In Abb. 1 ist ein Lagerbock dargestellt, der die Schneckenspindel für eine Einrichtung zum Prüfen eines Schneckengetriebes aufnehmen soll, bei welchem die Schnecke um einen bestimmten Winkel Θ schief zur Ebene des Schneckenrades angreift. Es wurde zunächst annähernd genau die Lagerbohrung x y hergestellt, rechtwinklig zur Aussparung K für die Schnecke. In die Achsbohrung wurde ein genau passender Dorn eingesetzt, der sich mit seinen beiden hervorstehenden Enden auf zwei vorhandene Meßdorne mit den Radien R und r stützte, so daß das Werkstück selbst auf dem Maschinentisch nicht auflag. Da nun \frac{2\,(R-r)}{L}=\mbox{tg}\,\Theta, so ist der gesuchte Wert L=\frac{2\,(R-r)}{\mbox{tg}\,\Theta}=L\,\pm\,(R+r) ist dann ein Maß, das leicht genügend genau ausgemessen werden kann. Zwei entsprechend eingestellte Distanzstücke P sichern die Lage der Meßbolzen. Nun kann die Auflagefläche F genau im Winkel Θ zur Achse x y bearbeitet werden. Für die spätere Messung ist es außerdem wichtig, daß die übrigen drei Seiten genau im Winkel zueinander bearbeitet sind. Das einzuhaltende Maß H zwischen Mittelpunkt der Schnecke A und Kante F ermittelt man folgendermaßen: Gesucht wird der Abstand A, denn A + H ist ein Maß, auf welches eine Höhenlehre eingestellt werden kann. Hierzu ermittelt man zunächst, und zwar rechnerisch, die Höhe E\,.\,R+\left(R+\frac{b}{2}\,.\,\mbox{cos}\,\Theta\right). Sodann wird mittels Mikrometer B bestimmt. W + B – R . tg Θ ergeben Maß a, woraus folgt E – a = A. Hierzu das gegebene Maß H addiert, ergibt die über Maschinentisch einzuhaltende Höhe, so daß also, wenn auch durch indirekte Messung, doch genau nach Maß gearbeitet werden kann. In einem anderen Falle handelte es sich um eine durch Abb. 2 bis 4 dargestellte Unterlagplatte zu einer Bohrschablone. Hier sollte sich der Punkt P in einem genauen Abstand M von der Auflagefläche befinden, er sollte ferner in der gleichen Ebene mit der Fläche F und in genauer Mitte der Nut G liegen. Textabbildung Bd. 328, S. 222 Abb. 2. Textabbildung Bd. 328, S. 222 Abb. 3. Textabbildung Bd. 328, S. 222 Abb. 4. Es wurde zunächst die Auflagefläche Q hergestellt. Sodann wurde die Platte umgekehrt und auf zwei Bolzen gelagert, deren erforderlicher Abstand in der schon anfangs geschilderten Weise ermittelt wurde, um den vorgeschriebenen Winkel Θ zu erhalten. Es sollte nun soviel heruntergearbeitet werden, bis sich das Maß H ergab. Unmittelbar konnte nicht gemessen werden, und so wurde dann in die bereits vorgearbeitete Nut P ein Paßstück eingesetzt und in den Winkel zwischen diesem und der Platte ein Meßbolzen mit dem Radius R gelegt. Die Höhe L findet sich = H + B + A + R. Bekannt sind R und H, aber auch A ergibt sich zu R . cos Θ und B = C . sin Θ . C ist leicht zu finden, da es gleich dem Radius R + halber Breite der Nut. Mithin kann L aus den Einzelwerten ermittelt werden und ergibt das Maß, auf welches die Mikrometerschraube eingestellt werden muß, um das entsprechende Maß zu erhalten. Wie man sieht, sind die angewendeten Hilfsmittel sehr einfacher Natur und ermöglichen eine genaue Bearbeitung und Messung auch in solchen Fällen, wo es sonst unmöglich wäre, mit den üblichen Meßmitteln ein annehmbares Resultat zu bekommen. Die Arbeit der unten angeführten Quelle enthält noch weitere Beispiele mittelbarer Messungen. [W. Groocock. Zeitschr. f. prakt. Maschinenbau vom 30. Okt. 1912.] R. Müller. –––––––––– Rußlands Kohlenproduktion innerhalb des Zeitraumes von 1900 bis 1912.Die Angaben sind der russischen, amtlichen Zeitschrift „Bote der Finanzen, der Industrie und des Handels“ (Westnik Finánzow, Promishlennosti i Torgówli) entnommen und auf metrisches Gewicht umgerechnet worden. Die Zusammenstellung zeigt, daß im Jahre 1911 mehr als 70 v. H. der jährlich Jahr Europäisches Rußland Asiatisches Rußland InsgesamtimeuropäischenundasiatischenRußlandt Donetz-beckent Dom-browa-beckenin Polent Uralt MoskauerBeckenMittel-rußlandst Kau-kasient Zusamment Russisch-Tur-kestant West-sibirient Ost-sibirient Zusamment 1900 11001995 4105772 362992 273636 63769 15808164   9943 147474   141282   298699 16106863 1905 12863361 3565773 492365 214175 27945 17163619 39395 439653 1024846 1503894 18667513 1910 16688126 5095646 705017 227853 48650 22765292 56152 517149 1069073 1642374 24407666 1911 19815655 5903532 684705 177892 55366 26637150 57332 514954 1054183 1626469 28263619 geförderten, gesamten Kohlenmenge Rußlands auf das Donetzbecken entfielen. Im Donetzbecken wird neben Steinkohle im engeren Sinne auch Anthrazit abgebaut. Von der gesamten Kohlenmenge des Donetzbeckens im Jahre 1911 (19,815 Mill. t) waren etwa 2,95 Mill. t Anthrazite. Die Donetzkohle wird hauptsächlich für den Eisenbahnbetrieb, für metallurgische Zwecke, für Zwecke der Dampfschiffahrt usw. verwendet. Thieß.