Titel: Polytechnische Rundschau.
Fundstelle: Band 328, Jahrgang 1913, S. 362
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Polytechnische Rundschau. Polytechnische Rundschau. Metallzerstäubung und Metallspritzverfahren. Ueber dieses Thema sprach im Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes in Berlin Regierungsrat Dr. Lach; wir entnehmen dem Vortrag die folgenden interessanten Angaben. Der Zerstäuben von Metallen ist für den Fernerstehenden zunächst ein etwas ungewohnter Vorgang, aber dennoch ist das Zerstäuben von Metallen eine alte Erfindung. Schon vor 30 Jahren wurde in Deutschland eine primitive Einrichtung zum Zerstäuben von geschmolzenem Blei in staubfeine Teilchen patentiert (D. R. P. 24460). Das feine Metallpulver sollte als aktive Masse für Akkumulatorenplatten verwendet werden. Später wurden die Apparate in der Weise vervollkommnet, daß man eine ähnliche Arbeitsweise verwendete, wie sie bei den Inhalationsapparaten üblich ist. In einer besonderen Heizvorrichtung wurde hocherhitzter Wasserdampf erzeugt, der über die Mündung eines in dem Metallbehälter angebrachten Rohres hinwegstrich und auf das flüssige Metall saugend wirkte. Das emporgezogene Metall wurde durch den Dampf zerstäubt und in einer geeigneten Kammer aufgefangen. Bei einer weiteren Verbesserung des Apparates ließ man das Metall dem Dampfstrahl bei seinem Austritt von selbst zufließen, und die Ueberhitzung des Dampfes erfolgte dadurch, daß man das Dampfrohr durch das flüssige Metall hindurchführte. Die neuen Spritzverfahren von Schoop sind auch auf dieser allgemeinen Grundlage aufgebaut, sie stellen jedoch gewissermaßen drei ganz verschiedene Methoden dar, von denen jede der älteren gegenüber einen Schritt vorwärts bedeutet. Bei dem ältesten, vor etwa drei Jahren bekannt gewordenen Verfahren von Schoop wird ebenfalls geschmolzenes Metall durch einen hochgespannten Gas- oder Dampfstrahl in ähnlicher Weise wie bei den älteren Verfahren zerstäubt. Der Erfindungsgedanke liegt hier jedoch in der Nutzanwendung der Erkenntnis, daß ein Gegenstand, der in den feinen Metallnebel hineingehalten wird, unter gewissen Bedingungen nicht mit einer lockeren Schicht, sondern mit einem fest haftenden, dichten Ueberzug aus bearbeitungsfähigem Metall bedeckt wird. Bei einer modernen Zerstäubungsanlage wird das den Stahlflaschen unter hohem Druck entströmende Gas in einer besonderen Heizanlage erhitzt und gelangt dann an zwei Stellen zur Wirkung: 1. drückt es das flüssige Metall aus dem Schmelzkessel in die Leitung und aus der Düse heraus, 2. dient das Gas als Zerstäubungsmittel für das die Düse verlassende flüssige Metall, das mit großer Gewalt gegen den zu bestäubenden Gegenstand geschleudert wird. Noch größer ist die praktische Bedeutung der beiden anderen Spritz verfahren. Die Grundlage des zweiten Schoopschen Verfahrens bildet die Erkenntnis, daß durch die bei der plötzlichen Entspannung des Gasstrahles eintretende starke Abkühlung, die trotz der vorhergehenden Erhitzung des Gases weit unter dem Schmelzpunkt des Metalles liegt, auch das zerstäubte Metall so stark abgekühlt wird, daß es nicht mehr in geschmolzenem Zustand an sein Ziel gelangt. Daß dies wirklich der Fall ist, ergibt sich schon daraus, daß man leicht brennbare Körper, wie Holz, Pappe und Zelluloid, mit Metall überziehen kann. Auf Grund dieser Erkenntnis müßte es möglich sein, mit feinem Metallpulver, das man in den Gasstrom hineinbringt, also ohne vorherige Schmelzung des Metalles, die gleiche Wirkung zu erzielen, wodurch die Apparatur natürlich wesentlich vereinfacht würde. Diese Frage ist nun durch die Praxis in überraschender Weise bejaht worden, und bei seinem zweiten Verfahren geht Schoop von festem, fein gepulvertem Metall aus. Auch hier wird das Gas, das unter einem Druck von 2 bis 3 at steht, vorher erhitzt, und ein Teil des Gases dient dazu, das Metallpulver unter Druck aus dem Behälter herauszubefördern. Das dritte Verfahren ist technisch am interessantesten und zugleich am erfolgreichsten. Der hierbei verwendete Apparat ist noch handlicher als die beiden eben beschriebenen, er ist auch für feinste Arbeiten brauchbar und kann ferner auch zum Aufstäuben von Edelmetallen, Glas und anderen hochschmelzenden Stoffen dienen. Er besteht aus drei konzentrischen, mit Abständen ineinander-steckenden Rohren; in dem innersten Rohr ist ein Metalldraht beweglich angebracht, während durch die beiden anderen Rohre die Druckgase, z.B. Wasserstoff und Sauerstoff, ausströmen. Die beiden Gase, die mit großer Geschwindigkeit ausströmen, werden beim Austritt entzündet. Die so gebildete Knallgasflamme schmilzt das vorn aus dem innersten Rohre herausragende Drahtende ab, zerstäubt es und schleudert die Teilchen nach vorn. Wenn nun der abgeschmolzene Teil des Drahtes genau in dem Maße, wie ihn das Gebläse zerstäubt, durch periodisches Vorschieben ersetzt wird, so kann man mit dieser Vorrichtung auch schwer schmelzbare Stoffe leicht und ohne Unterbrechung verarbeiten. Falls die Hitze der Knallgasflamme noch nicht ausreicht, so kann man auch noch den elektrischen Lichtbogen verwenden, indem man in diesem den zu zerstäubenden hochschmelzenden Körper schmilzt und die herabfallenden Tropfen dann durch den Gasstrom zerstäuben läßt. Bei dem in der Praxis verwendeten Apparat wird durch das Druckgas eine kleine Luftturbine in sehr schnelle Umdrehung versetzt, die den Draht regelmäßig der Abschmelzung entsprechend weiter vorschiebt. Bei der Konstruktion dieser fein durchdachten Apparate wurde Schoop durch den Ingenieur F. Herkenrath unterstützt. Mit Hilfe von mikrographischen Schliffen kann man erkennen, wie dicht sich das aufgespritzte Metall in die Unterlage, auf die es geschleudert wird, gewissermaßen hineinfrißt und die feinsten Poren ausfüllt. Dies ist in gleicher Weise der Fall bei einer Unterlage aus Metall oder aus einem nichtmetallischen Stoff, wie z.B. Holz. Es ist sogar nicht ausgeschlossen, daß beim Aufschleudern von Metall auf ein anderes Metall in gewissen Fällen an der Berührungszone der beiden Metalle eine Legierung gebildet wird. Mit allen drei Verfahren läßt sich eine homogene, gleich dichte Ueberzugsschicht herstellen, die je nach der Dauer der Bestäubung des betr. Gegenstandes eine Stärke von wenigen Tausendstel Millimetern bis zu 10 mm und mehr erhalten kann und die je nach der Beschaffenheit und der Vorbehandlung der zu überziehenden Fläche entweder festhaftend oder ablösbar ist. Aus diesen beiden Möglichkeiten ergibt sich die überaus große Vielseitigkeit für die Anwendung der verschiedenen Verfahren. Als erste Anwendungsmöglichkeit ist die Verbleiung, Verzinkung oder kurz gesagt die Metallisierung des Innern von Gefäßen, Bottichen und anderen Behältern zu nennen, wie sie in der chemischen Großindustrie, in Bergwerken und Brauereien Verwendung finden. Jeder sonst schwer zugängliche Teil eines Apparates kann auf diese Weise mit Metall ausgekleidet bzw. überzogen werden. Da ebenso wie die Stärke des Ueberzugs auch seine Dichte dem Bedarf angepaßt werden kann, lassen sich auf diese Weise auch Akkumulatorenplatten mit einer porösen, schwammigen Bleischicht herstellen. Die Elektrotechnik wird von dem Spritzverfahren Gebrauch machen zur Herstellung möglichst dichter, dünner Bänder aus Edelmetall, die als Heizwiderstände für Kochapparate dienen. Weiter können die Spritzverfahren zum Verkupfern von Kohlenbürsten und Elektrodenenden dienen, wie überhaupt als Ersatz für das Löten und Schweißen. Mit großem Erfolg sind die Schoopschen Verfahren bereits zur Verzinnung und Verzinkung von Eisen zur Vermeidung der Rostbildung verwendet worden. Hierbei liegt die Stärke der neuen Verfahren da, wo es sich um winkelige, unregelmäßige Körper oder um bereits fertig montierte Konstruktionsteile handelt. Die Spritzverzinkung würde z.B. bei eisernen Brücken wahrscheinlich für lange Zeit eine nur einmalige Ausgabe erfordern, während solche Eisenkonstruktionen heute in verhältnismäßig kurzen Zeitabständen immer wieder einen frischen kostspieligen Anstrich erfordern. Besonders wertvoll sind die Spritzverfahren als Ersatz der Galvanoplastik, denn sie gestatten, die Arbeit, die der elektrische Strom in einer Stunde leistet, in Bruchteilen einer Minute zu verrichten, und zwar mit derselben Präzision und ohne daß die Materialfrage irgend welche Schwierigkeiten bereitet. Ferner läßt sich auf diesem Wege auch das Aluminium verarbeiten, dessen Verwendung in der Galvanoplastik bisher bekanntlich überaus große Schwierigkeiten bereitet hat. Außer Holz, Papier und Zelluloid können auch Ballonstoffe in der einfachsten Weise mit einem metallischen Ueberzug versehen werden. Das Ueberziehen von Holz mit einer dünnen Metallschicht kann für den Schiffbau, den Bau von Luftfahrzeugen, für Telegraphenstangen und Masten zum Schütze gegen Abfaulen oder in den Tropen gegen Insekten Bedeutung erlangen. Ferner können Sprengstoffe enthaltende Blechbüchsen für den Seetransport auf diese Weise vollkommen gefahrlos luftdicht verschlossen werden. Auf kunstgewerblichem Gebiete lassen sich Holz, Leder und andere Stoffe unter Anwendung geeigneter Schablonen mit gemusterten Flächen, mit Reliefs oder mit Intarsien versehen. Durch die Möglichkeit, ablösbare Ueberzüge herzustellen, gewinnt das Verfahren Bedeutung für die Herstellung von Plaketten, von Grammophonplatten, von Klischees und Druckstöcken, von nahtlosen Rohren (durch Bespritzen eines Papierrohres mit Metall) und auch für die zahnärztliche Praxis. Schließlich ist es auch gelungen, durch Zusammenspritzen zweier verschiedener Metalle aus zwei Spritzapparaten, oder aus einem Strang von zwei zusammengedrehten Metalldrähten aus einem Apparat, Legierungen herzustellen. So werden die Schoopschen Verfahren für viele Zweige der Technik einen großen Schritt vorwärts bedeuten. [Verhandl. des Vereins zur Beförd. d. Gewerbefl. 1913, S. 7 bis 23.] Sander. –––––––––– Konstruktion und Herstellung von Lehren. Eine geregelte Massenfabrikation ist heute ohne ausgiebige Verwendung von Lehren aller Art nicht gut denkbar, aber auch selbst die kleinsten Werke handeln mit Rücksicht auf die Austauschbarkeit einzelner Maschinenelemente nur in ihrem eigenen Interesse, wenn sie sich festliegender Normallehren bedienen. Schublehre und Schraubmikrometer ergeben eine viel geringere Meßgenauigkeit und sollten nur für Ausnahmefälle – etwa für sehr große Gegenstände – verwendet werden. Textabbildung Bd. 328, S. 364 Abb. 1. Textabbildung Bd. 328, S. 364 Abb. 2. Textabbildung Bd. 328, S. 364 Abb. 3. Textabbildung Bd. 328, S. 364 Abb. 4. Textabbildung Bd. 328, S. 364 Abb. 5. Textabbildung Bd. 328, S. 364 Abb. 6. Textabbildung Bd. 328, S. 364 Abb. 7. Textabbildung Bd. 328, S. 364 Abb. 8. Von den zahlreichen Spezialformen für Lehren abgesehen, interessieren besonders die Lehren zum Außenmessen runder und kantiger Gegenstände in der Form der Ring- oder Rachenlehren. Ebenso diejenigen zum Innenmessen in der Form der Kaliberbolzen. Da man bei der Ausführung der Arbeit eine gewisse Toleranz in der Genauigkeit zubilligt, so vereinigt man gern die zwei Grenzwerte in einer gemeinsamen Toleranzlehre. Abb. 1 zeigt eine solche Rachenlehre, Abb. 2 eine Ringlehre. Die Meßbacken sind glashart gehärtet, geschliffen und poliert. Die Rachenlehre verdrängt die Ringlehre immer mehr, da sie ein empfindlicheres Messen gestattet und auch nach Abnutzung durch Stauchen leicht wieder verengt und so dann durch Nachschleifen wieder auf ihre alte Genauigkeit gebracht werden kann. Aus dem gleichen Grunde macht man die Backen häufig auswechselbar, wie Abb. 3 an einer einfachen Rachenlehre zeigt. Die zum Ausmessen von Bohrungen oder des Abstandes zweier parallelen Flächen verwendeten Kaliberbolzen werden bei den kleineren Abmessungen als Volldorne (Abb. 4), bei größeren entweder als Dorne mit Aussparungen (Abb. 5) oder in einer den Stichmaßen nachgebildeten Form (Abb. 6 und 7) ausgeführt, in der Hauptsache, um Gewicht zu sparen, da bei zu schweren Meßgeräten die Empfindlichkeit des Gefühls vermindert wird. Für Durchmesser über 100 mm benutzt man daher auch meist die bekannten Stichmaße (Abb. 7). Eine Vereinigung einer Rachenlehre mit einer Lochlehre stellt Abb. 8 dar. Das Meßgerät stellt sich relativ billig, da es zwei Lehren ersetzt. Bezüglich des für Anfertigung von Lehren zu verwendenden Materials sind die Ansichten verschieden. Einige Firmen benutzen Werkzeugstahl, andere wieder den billigeren Maschinenstahl und härten dann im Einsatz. Bei sehr großen Rachenlehren, die zur Vermeidung auch geringster Durchbiegungen einen sehr reichlich dimensionierten Bügel besitzen müssen, ist man bei letzterem zu Aluminium übergegangen, das im Gesenk gepreßt wird, um nicht die Lehren zu schwer und zu unhandlich zu machen. Zum Schluß des unten genannten Aufsatzes werden noch eine Anzahl Normaltabellen über die günstigsten Abmessungen der wichtigsten Lehrenformen gegeben. [L. Haas. Zeitschrift für prakt. Maschinenbau 19. Februar 1913.] Rich. Müller. –––––––––– Gedruckte Films für Lichtbilder. Um Abbildungen aus Büchern oder Zeitschriften an die Wand projizieren zu können, müssen sie, wenn man sie nicht mittels umständlicher Spiegeleinrichtung projizieren kann oder will, vorher photographiert und auf lichtempfindliche Glasplatten kopiert werden. Um sich diese Arbeit zu sparen, veranlaßte Prof. P. Askenasy in Karlsruhe die Druckerei von Wilh. Knapp in Halle, von Druckklischees Abdrücke auf glasklaren Films herzustellen, die nachher zwecks Projektion einfach zwischen ein paar Glasplatten zu spannen sind. Sie ergeben Bilder, in Klarheit und Tiefe so gut wie beste Diapositivplatten, auch bringen sie die Halbtöne der Rasterbilder durchaus genügend zur Geltung. Daher druckt Wilh. Knapp künftig auf Bestellung Films von jeglicher in seinem Verlag erschienenen Abbildung. Vor Diapositiven haben sie obendrein den Vorzug der Unzerbrechlichkeit und Gewichtsersparnis von je zwei Glasplatten. E. Schneckenberg. Haupt- und Hilfsanlagenmit Turbomaschinen in neuzeitlichen Grubenbetrieben. Die große Ausdehnung moderner Bergwerke bringt es mit sich, daß die zum Betriebe erforderliche Maschinenleistung zum Teil eine recht beträchtliche Höhe erreicht. Die Leistung der langsamlaufenden Kolbendampfmaschine hat jedoch eine relativ niedrige Grenze bei 3000 bis höchstens 4000 PS. Darüber hinaus ist es nicht möglich, eine wirklich rationell arbeitende Maschine zu bauen. Anders liegen die Verhältnisse bei Dampfturbinen. Diese werden um so rationeller, je größer die Einheiten sind. Es ergibt sich somit von selbst, daß in den Bergwerksbetrieben die vielen Einzeldampfmaschinen bis etwa 3000 PS immer mehr durch große Dampfturbinensätze verdrängt werden. So arbeitet z.B. seit März 1906 auf der Gewerkschaft „Deutscher Kaiser“ eine 9000 PS-Dampfturbine zur vollen Zufriedenheit. Eine in derselben Maschinenhalle stehende Kolbenmaschine von 3300 PS nimmt fast den doppelten Raum ein, ist also schon aus diesem Grunde wirtschaftlich unvorteilhafter als die Dampfturbine. Da die Vorteile der Dampfturbinen schon bei der relativ niedrigen Leistung von 1000 PS zu Tage treten, so ist man neuerdings sogar dazu übergegangen, einzelne Hauptschachtfördermaschinen durch ein Dampfturbinenaggregat anzutreiben. Im September 1908 wurde am Mauerschacht der Heinitzgrube in Beuthen eine derartige Anlage in Betrieb genommen. Interessant ist dabei die Anwendung eines selbsttätigen Ueberlastungsventils, welches die Leistung regelt. Ein Umstand, der die Einführung der Dampfturbinen sehr gefördert hat, ist die Möglichkeit der Dampfentnahme aus der Turbine zu Heiz- und Kochzwecken, ohne die Wirtschaftlichkeit der Turbine selbst ungünstig zu beeinflussen. Je nach der Stelle der Dampfentnahme unterscheidet man Gegendruck- und Anzapfturbinen. Bei ersteren findet die Dampfentnahme unmittelbar vor dem Kondensator, bei letzteren an irgend einer Zwischenstufe statt. Auf den Zechen haben sich besonders auch die Abdampfturbinen vorzüglich bewährt. Diese arbeiten mit dem Abdampf der vorhandenen Kolbendampfmaschinen und gestatten immerhin noch 8½ v. H. der im Abdampf vorhandenen Wärme auszunutzen. Um den Betrieb jener Turbinen von dem Betriebe der Kolbenmaschinen nicht allein abhängig zu machen, baut man neuerdings eine Vorstufe ein, die mit frischem Kesseldampf arbeitet, falls Abdampf aus Kolbenmaschinen zeitweise nicht zur Verfügung steht. Aehnlich wie die Kolbendampfmaschinen, so verschwinden aus den Bergwerksbetrieben immer mehr die langsamlaufenden, schwerfälligen Wasserhaltungsmaschinen. Der Schnellbetrieb hat auf der ganzen Linie gehegt, und so sehen wir heute fast ausschließlich Kreisel-Pumpen zur Wasserförderung verwandt. Während diese Pumpen früher meist durch Elektromotoren angetrieben wurden, begegnen wir auch hier neuerdings der Dampfturbine als Antriebmaschine. Im besonderen die Hochdruckkreiselpumpen mit mehreren hintereinander geschalteten Druckstufen haben in der Dampfturbine einen ebenbürtigen Partner gefunden. Für die Mehrzahl der Pumpen bleibt jedoch immer noch der elektrische Antrieb der einzig mögliche, da an vielen Stellen des Bergwerks Dampf nicht zur Verfügung steht. Zu den wichtigsten Turbo-Hilfsmaschinen des Grubenbetriebes gehören auch die Ventilatoren, welche die Bewetterung zu besorgen haben. Diese Ventilatoren sind in letzter Zeit zu einer hohen Stufe der Vervollkommnung gelangt. Da die erforderliche Luftmenge häufig schwankt, muß die Leistung des Ventilators veränderlich sein. Während man früher diese Regulierung einfach durch Drosselschieber erzielte, haben Brown, Boveri & Co. in den letzten Jahren durch das System Scherbius für Drehstrom eine rationellere elektrische Regulierung geschaffen. Bei diesem System wird die Drehzahl des Ventilatormotors dadurch reguliert, daß an seine Schleifringe ein Kollektormotor gelegt wird, der einen Asynchrongenerator treibt und die vom Rotor des Hauptmotors kommende Schlüpfungsenergie an das Netz zurück gibt. Mit einer derartigen Anordnung wird z.B. auf dem Luftschacht „Rheinelbe“ der Bergwerks-A.-G. Gelsenkirchen die Luftmenge von 5500 m3/Min. auf 8200 m3/Min. reguliert. Der Ventilator ändert dabei seine Drehzahl in den Grenzen von 268 bis 363 in der Min. Die Regulierung geschieht in 20 Stufen mittels eines von Hand betätigten Stufenschalters am Erregertransformator des Kollektormotors. Die in Bergwerken erforderliche Druckluft wird neuerdings auch durch Turbokompressoren geliefert, das sind sehr raschlaufende Kreiselpumpen, die durch Dampfturbinen angetrieben werden. Es kommen dabei Drehzahlen bis 5000/Min. und Drucke bis 8 at vor. Der Originalartikel enthält mehrere Abbildungen, darunter auch eine Turbine der A. E. G., deren Kühlwasser- und Luftpumpe ebenfalls von einer kleinen Turbine angetrieben werden. [Elektrotechnik und Maschinenbau 1913, Heft 4.] Hr. –––––––––– Naphtalin für Motoren. In Frankreich sind in letzter Zeit eingehende Versuche mit der Verwendung von Naphtalin für Verbrennungsmaschinen angestellt worden. Dieses Nebenprodukt der Steinkohlendestillation wird in Frankreich in einer Menge von 14000 t im Jahre erhalten. Die Hauptschwierigkeit liegt darin, daß Naphtalin fest ist und zum Gebrauch erst auf seinen Schmelzpunkt von 79,9 ° C gebracht werden muß; dagegen liegt ein Vorzug in der geringen Feuergefährlichkeit des Naphtalins. In der Hauptsache sind es zwei Typen von Karburatoren für die Naphtalinverwendung, die in Frankreich gegenwärtig erprobt werden. Bei dem einen besitzt der Naphtalinbehälter zwei Abteilungen; in der ersten erfolgt die Schmelzung des Naphtalins, während in der zweiten eine Filtrierung vorgenommen wird. Von hier läuft die Flüssigkeit in ein Reservoir, in dem sie ständig auf gleichem Niveau gehalten wird. Der Karburator, das Reservoir und die Röhren werden von einem doppelten Mantel umgeben, durch den die Auspuffgase zirkulieren. Bei der zweiten Konstruktion wird das Naphtalin durch die Auspuffgase in seinem ursprünglichen Behälter geschmolzen und läuft darauf in den zweiten Behälter, wo es bis zum Siedepunkt erhitzt wird. Von hier kann man entweder die reinen Dämpfe ableiten oder man karburiert Luft dadurch, daß man sie durch die Flüssigkeit hindurchbläst. Diese Methode gestattet die Verwendung von Rohnaphtalin, weil Beimengungen, wie Anthrazen und schwere Oele, im Reservoir zurückbleiben. [The Oil and Colour Trades Journal.] Schorrig. –––––––––– Einfluß des Sauerstoffgehaltes auf die Explosionsfähigkeit des Grubengases. Im Laboratorium des „Bureau of Mines“ in Pittsburgh sind in amtlichem Auftrage umfangreiche Versuche angestellt worden, um die Grenzwerte zu finden, bei welchen das Methan aufhört explosibel zu sein. Für die Praxis sind diese Versuche insofern bedeutungsvoll, als man durch sie Klarheit über den explosionsgefährlichen Charakter der Atmosphäre in abgesperrten Revieren oder in Feldesteilen, in denen die Wetterführung unterbrochen war, erlangt hat. Wenn man ein explosibles Gasgemenge von der Zusammensetzung: CO2: 0,03 v. H., O2: 14,0 v. H., CH4: 9,4 v. H. N2: 76,57 v. H. von oben der Einwirkung einer Flamme aussetzte, so trat eine Entzündung ein. Die Flamme verbreitete sich nach abwärts bis zur Mitte des Gefäßes. Wurde das Gemenge von unten her mit der Flamme entzündet, so explodierte es mit beträchtlicher Gewalt; die Flamme füllte dabei die ganze Flasche. Es wurden dann weitere Versuche gemacht, wobei der Sauerstoffgehalt auf 13 v. H. reduziert wurde. Unter Verwendung eines elektrischen Stromes von 220 Volt und 7,5 Amp. wurde im Mittelpunkt eines zylindrischen Gehäuses ein langer Oeffnungsfunken gebildet; das Gasgemisch wurde bis fast an das obere Ende des Gehäuses entzündet. Bei dem gleichen Methangehalt, aber mit 12 v. H. Sauerstoff, konnte nur eine schwache Entzündung beobachtet werden; mit 12 v. H. Sauerstoff und 6 v. H. Methan aber füllte die Flamme den ganzen oberen Teil des Gefäßes aus. Bei 15,1 v. H. Sauerstoff und 9,4 v. H. Methan trat eine heftige Explosion ein. Es wurden auch Versuche durchgeführt, bei welchen man einen kleinen Funken einer Induktionsspule als Zündquelle benutzte. Alle Versuche ergaben übereinstimmend, daß der Sauerstoffgehalt an irgend einem Orte der Grube derart vermindert sein kann, daß eine Grubenlampe bereits nicht mehr brennen würde; auch selbst bei wesentlich ungünstigeren Verhältnissen würde das schwache Aufflackern eines Flämmchens, wie es etwa zum Wiederanzünden einer Grubenlampe nötig ist, oder ein elektrischer Funken genügen, um eine Explosion der sauerstoffarmen Grubenwetter herbeizuführen. Von ausschlaggebender Bedeutung ist vielmehr lediglich der Methangehalt der Gase. [Coal Age 1913, Januar.] Schorrig. –––––––––– Volumen-Luftmesser „Superior“ D. R. G. M. Es macht sich neuerdings bei der ausgedehnten Verwendung von Preßluft in Fabrikbetrieben immer mehr die Notwendigkeit fühlbar, ein Bild über den Verbrauch an Preßluft zu erhalten. Beträgt doch die Erzeugung an Preßluft in Großbetrieben einen wesentlichen Teil der Betriebsunkosten. Wie hoch sich der Verbrauch an Preßluft auf die einzelnen Abteilungen stellt, ist in vielen Fällen besonders wissenswert. Auch der Luftverbrauch der einzelnen Preßluftwerkzeuge ist von Zeit zu Zeit einer Untersuchung zu unterwerfen, um eine etwa durch den Verschleiß herbeigeführte unvorteilhafte Arbeitsweise des Werkzeuges feststellen zu können. Ebenso soll die Leistung von Kompressoren, Gebläsen usw. unmittelbar gemessen werden, um rechtzeitig Mängel an den Maschinen, Rohrleitungen oder an der Verbrauchsstelle zu erkennen. Der von der Firma Bopp & Reuther, Mannheim-Waldhof konstruierte Volumen-Luftmesser „Superior“ D. R. G. M. (s. Abbildung) mit oszillierendem Kolben ist für obengenannte Zwecke bei jedem Betriebsdruck und jeder Temperatur geeignet und wird in den kleinsten bis zu den größten Dimensionen ausgeführt. Textabbildung Bd. 328, S. 366 Infolge des -förmigen Querschnitts des Meßkolbens ist die Festigkeit und Dauerhaftigkeit des Apparates unbegrenzt. Er kann etwaigen Stößen bei plötzlichen Druckschwankungen sicher widerstehen. Der Meßkolben ist aus bestem Material hergestellt, der eine nahezu reibungsfreie Bewegung des Kolbens bei geringster Abnutzung der rotierenden Flächen in der Meßkammer gewährleistet und eine besondere Schmiervorrichtung entbehrlich macht. Der Apparat bedarf also keiner Wartung und Instandhaltung, was hauptsächlich bei fortwährendem oder dauerndem Betriebe von Vorteil sein wird. Falls ein Auswechseln der Meßkammer behufs Reinigung nötig wird, kann dies ohne Ausbau des Gehäuses, also ohne Unterbrechung der Rohrleitung, geschehen. Die beweglichen, der Abnutzung unterworfenen Teile bestehen aus bester Spezialbronze bzw. Reinnickel, die bei feuchter Preßluft keine Oxydation aufkommen lassen. Gegen das Eindringen von Fremdkörpern ist im Messer ein auswechselbares Scheibensieb vorgesehen. Der Einbau in die Rohrleitung kann mittels Flanschen, mit Eisen und Bleirohrverschraubung bzw. mit Schlauchkupplung geschehen, wenn eine Schlauchleitung vorhanden. Es werden also die Stutzen am Ein- und Austritt des Messers auf die gewünschte Weise ausgebildet. Auf Wunsch wird der Messer auch mit elektrischem Fernanzeiger geliefert. Bdt.