Titel: Zuschriften an die Redaktion.
Fundstelle: Band 328, Jahrgang 1913, S. 655
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Zuschriften an die Redaktion. (Ohne Verantwortung der Redaktion.) Zuschriften an die Redaktion. Sehr geehrte Schriftleitung! Mit Interesse habe ich in Heft 36 der Zeitschrift das Referat des Herrn Professor R. Vater über mein Buch „Thermodynamik der Turbomaschinen“ gelesen. Gestatten Sie mir einige Bemerkungen zu den „Kleinigkeiten“, die dem Herrn Referenten aufgefallen sind: 1. Es werden die Gleichungen (9) und (9 a) auf S. 43 als unrichtig bezeichnet. Ich möchte zunächst bemerken, daß diese Gleichungen identisch sind mit den von Stodola auf S. 113 seines Buches „Die Dampfturbinen“ (IV. Aufl.) angegebenen Beziehungen. Gleichung (9) lautet: D_e=\frac{632,3}{A\,L_e}. Dabei bedeutet De den Dampfverbrauch in kg für die effektive Pferdestärke und Stunde, Le die effektive Arbeit von 1 kg Dampf. Da 1 PS eine Stunde wirkend 270000 mkg oder 632,3 Kal. leistet, so ist die Gleichung richtig. Dasselbe gilt von (9 a). Daß Le die effektive Arbeit oder Leistung für 1 kg Dampf bedeutet, geht aus den vorstehenden Ausführungen sowie aus den Bemerkungen zu den Bezeichnungen am Schluß des Buches hervor. 2. Der Herr Referent hat die Definition des umkehrbaren Prozesses unvollständig wiedergegeben und deren Richtigkeit bezweifelt. Meine Definition deckt sich mit den Ausführungen von M. Planck in dessen klassischem Werke „Vorlesungen über Thermodynamik“ (Leipzig 1911). Planck schreibt in § 71: „Von besonderer theoretischer Wichtigkeit sind diejenigen thermodynamischen Prozesse, welche, wie man sagt, unendlich langsam verkaufen und daher aus lauter Gleichgewichtszuständen bestehen“. Ferner in § 73: „Die hohe Bedeutung dieser Betrachtungsweise besteht darin, daß man jeden unendlich langsamen Prozeß auch in entgegengesetzter Richtung durchlaufen kann“. Daß die wirklichen Vorgänge niemals unendlich langsam verlaufen, hat mit der strengen Definition nichts zu tun. Ich habe im allgemeinen Teile meines Buches an mehreren Stellen Plancksche Definitionen zitiert, da m. E. kein Werk die Hauptsätze der Thermodynamik in solcher Reinheit behandelt wie das von Planck. Aachen, 7. September 1913. Hochachtungsvoll       Dr.-Ing. G. Zerkowitz. Sehr geehrte Schriftleitung! Ich erhalte hier in Südtirol die Zuschrift von Herrn Dr.-Ing. Zerkowitz sowie den freundlichst beigelegten Sonderabdruck meiner Besprechung. Es ist mir natürlich von hier aus ohne nochmalige Durchsicht der betreffenden Stellen des Buches nicht möglich, mein damaliges Urteil genau zu begründen. Warum von dem Herrn Verfasser in seiner Zuschrift die Autoritäten zu Hilfe gerufen werden, ist mir nicht klar. Auch Autoritäten können ja irren. Ich bemerke Zu 1. Nach der in obiger Zuschrift gegebenen ausführlichen Erläuterung ist die Gleichung natürlich richtig. Ich vermute aber wohl nicht mit Unrecht, daß es eben an der betreffenden Stelle des Buches doch nicht so ganz klar ist, daß Le die nutzbare Arbeit von 1 kg Dampf bedeutet. Ein deutlicheres Hervorheben wäre also jedenfalls wünschenswert. Zu 2. In meiner Besprechung steht: Schief dürfte die Erklärung auf S. 3 sein: „Als umkehrbare Prozesse bezeichnet man diejenigen, die unendlich langsam verlaufen.“ In der obigen Zuschrift steht, ich hätte „die Definition des umkehrbaren Prozesses unvollständig wiedergegeben und deren Richtigkeit bezweifelt“. Das erstere kann ich, wie gesagt, von hier aus nicht beurteilen. Da ich den Satz aber in Anführungszeichen gesetzt habe, nehme ich an, daß die Worte tatsächlich so dastehen. Daß ich damit „die Richtigkeit bezweifelt habe“, stimmt doch wohl nicht ganz. Mit „schief“ wollte ich nur ausdrücken, daß die angegebene Erklärung den Vorgang des umkehrbaren Prozesses meiner Ansicht nach nicht für jedermann genügend deutlich erklärt und dabei muß ich leider verbleiben trotz der angeführten Autorität. Gries-Bozen, 15. Sept. 1913. R. Vater.