Titel: Neuere doppeltwirkende Zweitakt-Dieselmotoren.
Autor: Wilhelm Kreul
Fundstelle: Band 329, Jahrgang 1914, S. 215
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Neuere doppeltwirkende Zweitakt-Dieselmotoren. Von Ingenieur Wilhelm Kreul, Elbing. (Fortsetzung von S. 179 d. Bd.) KREUL: Neuere doppeltwirkende Zweitakt-Dieselmotoren. Unter Berücksichtigung vorstehender Gesichtspunkte sei in den Abb. 1 bis 7 und der folgenden Beschreibung die Neukonstruktion eines stehenden, doppeltwirkenden Vierzylinder-Zweitakt-Dieselmotors vorgeführt. Die Hilfsmaschinen (Spülluftpumpe, Kompressor usw.) sind der Einfachheit halber fortgelassen, da ihre Konstruktionen sich durch die Doppelwirkung des Motors nicht zu ändern brauchen. Textabbildung Bd. 329, S. 216 Abb. 1. Schnitt A-B und durch den Kolben. a Spülluft, b Auspuff, c Spülluftventil, d Brennstoffventil, e Kühlwasser. Textabbildung Bd. 329, S. 216 Abb. 2. Die Abb. 1, 2 und 5 zeigen verschiedene Schnitte durch den Arbeitszylinder. Die Spülventile sind an den Enden des Zylinders gleichmäßig verteilt radial in der Zylinderwandung angeordnet. Diese Spülventilanordnung gestattet die Anordnung einer größeren Anzahl kleiner Ventile, so daß einerseits die Masse des einzelnen Ventils klein wird, das Dichthalten der Ventile besser gewährleistet ist und sich eine kleine Oeffnung in der Zylinderwand ergibt bei Verwendung kleiner Ventile, andrerseits wird durch die große Anzahl Ventile die Geschwindigkeit der Luft in den Ventilquerschnitten relativ gering, so daß Verluste vermieden werden und eine möglichst große Spülluftmenge dem Zylinder zugeführt wird. Die Spülventile stehen von dem Zylinderinneren soweit zurück, daß bei geöffnetem Ventil der Ventilteller sicherheitshalber die Gleitbahn des Zylinders nicht überragt. Abb. 5 läßt die gleichmäßige Materialverteilung und, trotz der Anwendung von fünf Spülventilen, die allseitigen, reichlichen Kühlräume erkennen. Textabbildung Bd. 329, S. 216 Abb. 3. Ringförmige, vor dem Kühlwasserraum angeordnete Kammern sind für die Aufnahme der Spülluft, die von a (Abb. 1) kommt, bestimmt, so daß die Festigkeit des Zylinders gegen Zug durch den Spülluftmantel, an der auch die Spülventile befestigt sind, nicht unwesentlich erhöht wird. Textabbildung Bd. 329, S. 217 Schnitt G-H; f zu den Anlaßventilen, g vom Anlaßbehälter; Spülventilantrieb; Brennstoffventilantrieb; b Anlaßventil; i Sicherheitsventil Da die ringförmigen Spülluftkammern einfache Hohlräume darstellen und die Oeffnungen für die Ventile und der Spüllufteintrittsstutzen als Kernlöcher gut verwendbar sind, so ist der Zylinder ein verhältnismäßig einfaches Gußstück, zumal die sonstige Ausführung den aus einem Stück bestehenden Zylindern der einfachwirkenden Zweitaktmotoren entspricht und für die Zugänglichkeit zum Kühlwasserraum genügend Kern- und Putzlöcher vorgesehen werden können (Abb. 2). Uebrigens liegt nichts im Wege, den Spülluftmantel für sich herzustellen und am Zylinder anzubringen oder es kann der Spülluftmantel und Kühlwassermantel aus einem Stück bestehen und die Zylinderwand als besonderer Einsatz ausgebildet sein, wobei die zwischen Kühlwassermantel und Zylinderwand befindlichen Ventilstutzen, die den Zylinderraum noch besonders vom Kühlwasserraum trennen und zur Aufnahme der Spülventilgehäuse bestimmt sind, durch eingeschraubte Rohre ersetzt werden können. Aus der Abb. 1 ist zu ersehen, wie die bewährte zylindrische Form des Verbrennungsraumes gewahrt bleibt. Der Auspuffstutzen (Abb. 1 und 2) ist mit einer größeren wassergekühlten Zunge versehen, die die Festigkeit des Zylinders an dieser Stelle, wo der Zylinder durch die Auspufföffnung geschwächt ist, erhöhen soll. Zu gleichem Zweck ist noch eine Deckelschraube, als Anker durch die Zunge gehend, bis zum anderen Zylinderdeckel durchgeführt, so daß eine möglichst gleichmäßige Materialbeanspruchung erzielt wird. Die Auspuffstege sind in bekannter Weise wassergekühlt; der Auspuff teil des Zylinders entspricht sonst der üblichen Ausführung einfachwirkender Motoren. In den Zylinderdeckeln (Abb. 1 und 6), deren Höhen durch die Stopfbüchsen bestimmt sind, befinden sich nur je ein Auslaß- und Sicherheitsventil und im oberen bzw. unteren Teile der Deckel je ein liegendes Brennstoffventil. Hierdurch stehen die dem Zylinder zugewendeten Deckelteile für die Kühlung völlig zur Verfügung, so daß auch die Stopfbüchsen überall gekühlt sind und die Zylinderdeckel als einfach und betriebssicher bezeichnet werden können. Die Verbindung zwischen Zylinder und Grundplatte stellen vier Säulen her, die durch die mit Gleitbahnen versehenen Ständer gehen und derartig mit dem unteren Zylinderdeckel verbunden sind, daß die zentralen Kräfte von den Säulen allein aufgenommen werden. Die sich aus dem Druck auf die Gleitbahn und den zentralen Kräften ergebenden resultierenden Kräfte werden dagegen von den Ständern und den Säulen gemeinsam aufgenommen. Der obere Teil der Ständer gestattet hierbei die Zugänglichkeit zu dem Anlaßventil, dem Sicherheitsventil und zu der Stopfbüchse von allen Seiten. Auch die Zugänglichkeit zur Pleuelstange und zu den Kurbellagern ist in jeder Weise gewahrt (Abb. 1 und 3). Die Kühlvorrichtung unterscheidet sich von der üblichen Ausführung wesentlich. Die auch bei sonstigen stehenden Kraftmaschinen mittlerer und größerer Art zur genauen zentrischen Führung des Kolbens oft benutzte Durchführung der Kolbenstange hat hier noch als Pumpenkolben für die auf dem oberen Zylinderdeckel angeordnete kühlwasserpumpe zu wirken (Abb. 1). Das Wasser tritt beim Niedergang des Kolbens in den Pumpenzylinder; es wird beim Hochgang des Kolbens für die Kühlung der Kolbenstange, des Kolbens und des Kreuzkopfes gebraucht und kann zum Teil noch für die Kühlung der Zylinderdeckel und des Zylinders benutzt werden. Zu diesem Zweck ist die obere hohle Kolbenstange an ihrem Ende mit einem Rückschlagventil versehen (Abb. 1) und für die Kühlwasserzuführung zum Kolben bestimmt. Der zweiteilige Kolben (Abb. 1 und 2), der durch eingelassene Schrauben gegen einen konischen Ansatz der Kolbenstange gespannt wird, enthält in bekannter Weise ein Ueberlaufrohr, so daß das Wasser nach dem Ausfüllen des Kolbens durch die untere Kolbenstange zum Kreuzkopf geführt wird. Das Wasser gelangt nach dem Ausfüllen der hohlen Kreuzkopfschuhe mittels Abflußrohrs und eines seitlich von der Gleitbahn angeordneten Schlitzes in den hohlen Ständer, von wo das Wasser entweder fortgeleitet wird oder noch zur Kühlung der Kurbellager benutzt werden kann. Zwischen Kreuzkopfschuh und Abflußrohr ist ein Rückschlagventil angeordnet, so daß das Wasser während des Saughubes (Niedergang des Kolbens) nicht abfließt, sondern die Wärme der heißen Maschinenteile aufnimmt. Die untere Kolbenstange, die mithin nur zur Kühlwasserabführung benutzt wird, enthält außer einer kleinen Bohrung (wodurch sich der Durchmesser der Kolbenstange nur unwesentlich vergrößert) keine besonderen Oeffnungen und Teile. Durch diese Kühlvorrichtung wird also in einfacher Weise, ohne besonderen Antrieb, die Kühlwasserpumpe von jedem Zylinder für sich betrieben, und es wird durch Verwendung einer nur mit der Kühlwasserabführung versehenen möglichst dünnen Kolbenstange das untere Hubvolumen des Zylinders nicht zu sehr verringert, was für mittlere doppeltwirkende Motoren wesentlich ist; mit diesem Vorteil ist auch die Möglichkeit der Verwendung einer Stopfbüchse von kleinen Abmessungen verknüpft. Der obere Teil der Kolbenstange, der nur einen geringen Durchmesser hat, beeinträchtigt zwar das obere Hubvolumen des Zylinders etwas. Das Hubvolumen beider Zylinderseiten bei dieser Anordnung stellt sich aber immer noch günstiger als das gesamte Hubvolumen des Zylinders bei Verwendung einer mit der Kühlwasser-Zu- und Abführung versehenen unteren Kolbenstange der üblichen Art. Außerdem wird die geringe Beeinträchtigung des Hubvolumens durch den oberen Kolbenstangenteil reichlich aufgewogen durch gute Führung des Kolbens und durch die bessere Verteilung der Leistung auf die beiden Zylinderseiten, was für den Gleichgang des Motors sehr vorteilhaft ist. Auch ist es bemerkenswert, daß die umständlichen und die unzugänglichen Teile der üblichen Vorrichtungen (wie Gelenke, Posaunenrohr usw.) fortfallen, die bei längerem Betriebe oft undicht werden. (Schluß folgt.)