Titel: Polytechnische Schau.
Fundstelle: Band 336, Jahrgang 1921, S. 82
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Polytechnische Schau. (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge – nur mit Quellenangabe gestattet.) Polytechnische Schau. Bergbau. Chlorkaliumgewinnung aus Carnallit ohne Kristallisation. Mit diesem Namen bezeichnet Precht die bisher unter dem Namen „Kaltlöse verfahren“ bekannte Herstellungsart des Chlorkaliums, die in letzter Zeit erhöhte Bedeutung dadurch gewonnen hat, daß bei ihr nicht unerhebliche Kohlenmengen erspart werden können. Das Verfahren beruht darauf, daß bei Behandlung von Carnallit mit Wasser sich vorzugsweise Chlormagnesium auflöst, während das Chlorkalium in mikroskopisch kleinen Kristallen als feiner Schlamm ungelöst bleibt. Im großen geschieht dies, indem man in ununterbrochen arbeitenden Löseapparaten im Gegenstrom Fördercarnallit (der auch NaCl enthält) mit einer KCl-gesättigten Lösung behandelt, die aber aufnahmefähig für MgCl2 sein muß. Man hat dann – theoretisch – nur nötig, den KCl-Schlamm sich absetzen zu lassen. In Wirklichkeit ist das Verfahren nicht ganz so einfach; die Temperaturen und Sättigungsgrade der Lösungen spielen eine große Rolle. Auch ist das Verfahren in dieser einfachen Form nur für reinste Carnallite zu gebrauchen, bei Sylviniten ist der Vorgang verwickelter. Precht macht fesselnde Mitteilungen über die Entwicklung des Verfahrens, indem er darauf aufmerksam macht, daß die theoretischen Grundlagen schon 1864 von F. Michels erkannt worden sind und 1876 das Verfahren zur Chlorkaliumgewinnung ohne Kristallisation schon in Westeregeln eingeführt war. Das auf diese Weise gewonnene Chlorkalium nannte man „Fertilizer“. weil es für die Salpeterfabrikation nicht rein genug war und als Düngesalz nach Amerika verkauft wurde. – Das Verfahren wurde dann 1881 aufgegeben, hauptsächlich aus dem Grunde, weil billige Brennstoffe zu haben waren, die das Heißlösen mit einem bessern Ausbringen wirtschaftlicher gestalteten. In neuerer Zeit ist das Verfahren vielfach wieder in Aufnahme gekommen, namentlich unter dem Druck der Brennstoff not. Die Nachteile der kalten Carnallitzer-legung treten – wie schon erwähnt wurde – bei kieserithaltigen Rohsalzen hervor, während reine Carnallite (z.B. in Salzdethfurt) keine übermäßigen Schwierigkeiten bieten. Nach Precht ist anzunehmen, daß in Zukunft die kombinierte Methode der Chlorkaliumgewinnung ohne Kristallisation und mit Kristallisation erhöhte Bedeutung gewinnt. Precht nimmt an, daß man niemals eine Kristallisation des Chlorkaliums ganz wird entbehren können, wenn minderwertige Rohsalze zu verarbeiten sind. (Kali, 1. Febr. 1921, S. 37.) K. Platin in paläozoischen Grauwacken, Schiefern, Basalten usw. Ueber diese in Fach- und Tageszeitungen häufig erwähnten Vorkommen sagt Krusch, daß es sich in den meisten Fällen nur um Spuren handelt, ganz vereinzelt sind einige Gramm in der Tonne festgestellt worden. Sonstige höhere Ergebnisse sind auf fehlerhafte Methoden oder auf sehr unregelmäßige äußerst feine Verteilung in den Gesteinen zurückzuführen. Die gewöhnlichen Probenahmearten genügen nicht, ein einwandfreies Ergebnis kann nur die Verarbeitung von größern Mengen, z.B. 1 t, bringen. – Nach den Hunderten von Proben, welche die Geologische Landesanstalt im Laufe der letzten Jahrzehnte geprüft hat, ist das „deutsche Platin“ ein hochinteressantes wissenschaftliches Problem, berechtigt aber nach dem bisherigen Stand unserer Kenntnisse keineswegs zu wirtschaftlichen Hoffnungen. (Untersuchung und Bewertung von Erzlagerstätten, 3. Aufl. 1921). K. Brennstofftechnik. Englische Anschauungen über die Urverkokung. Nach Donath beurteilt man die Verkokung der Kohle bei Tieftemperatur in England außerordentlich günstig. Er führt Gutachten und Schriften an (Chem. Trade Journ.; Empire Ressources Development), aus denen hervorgeht, daß man der Ansicht ist, daß das Land, welches am schnellsten die Ur-Verkokung und die Gewinnung und beste Ausnutzung der Nebenerzeugnisse im Großbetrieb durchführt, andern Ländern gegenüber einen großen Vorsprung erreichen wird. Man spricht sogar von einer durch Einrichtung der Ur-Verkokung in naher Zukunft bevorstehenden „Revolution“. – Aus einer Tonne englischer Kohle können auf diesem Wege 30 Gallonen Oel gewonnen werden, d. s. bei 10000 t täglicher Verarbeitung 400000 t Oel im Jahr. Es ist ferner berechnet worden, daß in Großbritannien 120 Millionen Gallonen Treibmittel für Kraftwagen gewonnen werden könnten, wenn der Hausbrennstoff durch Tieftemperaturkoks ersetzt würde. (Donath und Lissner, Kohle und Erdöl, Stuttgart 1920.) K. Kolloid-Brennstoffe. In dem neuen Werk von de Grahl, „Wirtschaftliche Verwertung der Brennstoffe“, 2. Auflage, werden auch kurz die sog. halbflüssigen Brennstoffe erwähnt. Während Deutschland während des Krieges seine für die Dieselmaschinen der U-Boote erforderlichen Treibmittelmengen durch Zusatz von Pech zu strecken suchte, mischte man in Amerika die Vorräte an einheimischen Oelen mit Magerkohle. Lindon W. Bates und der von ihm geleitete Ausschuß haben ein Verfahren ausgebildet, mit dem es gelingt, kolloidale Kohle monatelang in Teeröl in der Schwebe zu halten. Das Geheimnis besteht in der Anwendung eines sog. „Fixateurs“, also wohl eines Schutzkolloids. Der so erhaltene Brennstoff, „fixated oil“, besteht aus 45 % Oel + 20 % Teer + 35 % kolloidaler Kohle. Sein Heizwert beträgt 4330–7340 WE. Von dem Fixateur sind 1 % nötig. Die auf einem amerikanischen Versuchsschiff ausgeführten Versuche haben die anstandslose Zerstäubung und Verbrennung des Brennstoffes ergeben, ohne daß ein Absetzen der Bestandteile oder ein Verstopfen der Düsen beobachtet worden wäre. – Ob das Verfahren in Zukunft eine größere Bedeutung, namentlich auch bei uns in Deutschland erhalten wird, bleibt abzuwarten. K. Zukunft der Urverkokung. Nach Donath ist die Destillation der Kohle bei niedriger Temperatur (500°) imstande, für die Oelversorgung der erdölarmen Länder von größter Wichtigkeit zu werden. So liefern z.B. die mitteldeutschen Braunkohlen, auf trockene Kohle berechnet, 10–20 % Urteer und man kann aus Steinkohlen (hauptsächlich den Gas- und Gasflammkohlen von Oberschlesien und der Saar) 8–12 % Urteer, auf Rohkohle berechnet, erhalten (bei der heutigen Verkokung gewinnt man etwa 5 % Teer). Unter Zugrundelegung der Zahlen über die zur Gewinnung von Tieftemperaturteer heranziehbaren Kohlenmengen berechnet D., daß allein aus den in Deutschland mit Steinkohlen betriebenen Generatoren, wenn sie entsprechend eingerichtet würden, jährlich etwa 300000–500000 t Urteer und daraus 15000–30000 t Solaröl, 100000 bis 150000 t Heizöl und 30000–50000 t hoch viskoses Schmieröl erzeugt werden können. (Kohle und Erdöl, von Donath und Lissner, Stuttgart 1920). K. Gastechnik. Explosive Holzkohle. Zur Aufbewahrung und zum Transport von flüssiger Luft und flüssigem Sauerstoff benutzt man bekanntlich doppelwandige Gefäße aus Glas, Porzellan oder Blech, wobei der Raum zwischen beiden Wänden möglichst vollkommen luftleer gemacht wird. Zur dauernden Aufrechterhaltung des Vakuums bringt man auf Grund einer Erfindung des englischen Physikers De war in diesen luftleeren Zwischenraum eine geringe Menge Holzkohle, die durch geeignete Behandlung eine besonders hohe Absorptionskraft erhält. Durch die. Verwendung von flüssigem Sauerstoff zum Sprengen sowie bei den Fliegertruppen sind diese Gefäße während des Krieges in sehr großer Zahl im Felde benutzt worden, so auch im österreichischen Heere, wo sich eine Anzahl von Explosionen ereignete, als nach Beschädigung der Innenwand derartiger Blechgefäße der flüssige Sauerstoff mit der in dem Zwischenraum enthaltenen Holzkohle in Berührung kam. Man nahm anfangs an, daß die Explosion der Gefäße auf die Selbsterhitzung der Holzkohle infolge ihrer Absorptionswärme zurückzuführen sei; dies ist jedoch nicht die einzige Ursache, obschon die Absorptionswärme der Holzkohle als primärer Effekt bei der Explosion eine gewisse Rolle spielt. Der Vorgang wurde in allen Einzelheiten von Prof. Dr. Wöhler durch eingehende Versuche aufgeklärt, worüber in der „Zeitschrift für komprimierte und flüßige Gase“ näher berichtet. Da schon eine Menge von nur 0,1 g Holzkohle beim Zusammentreffen mit flüssigem Sauerstoff eine Detonation hervorrief, so war die Annahme berechtigt, daß die Explosion die Wirkung einer Initialzündung sei, zumal es keine schießpulverartige Entflammung, sondern eine Explosion von großer Wucht war. Gewöhnliche Holzkohle des verschiedensten Ursprungs, ebenso eine besonders vorbehandelte Kohle, von der 1 ccm bei der Temperatur der flüssigen Luft 1 Liter Sauerstoff zu absorbieren vermochte, erwiesen sich als wirkungslos, so daß die Selbstentzündung folglich keine allgemeine Eigenschaft der Holzkohle ist. Auch der Zusatz von elektrisch erregbaren Stoffen, wie Kolophonium, Naphthalin oder Pyritmehl, zur Kohle war ohne Einfluß. Da die Analyse der in den Transportgefäßen enthaltenen Holzkohle einen geringen Gehalt von Eisen und Zink ergeben hatte, so wurden auch Versuche angestellt, reine Kohle mit Zink- und Eisensalzlösungen zu tränken und diese verunreinigte Kohle nach dem Glühen auf ihre Explosionsfähigkeit zu prüfen. Dabei zeigte sich nun, daß ein Gehalt der Kohle an Zinkoxyd ihr Verhalten nicht beeinflußte, daß dagegen die Kohle bei Berührung mit flüssigem Sauerstoff eine kräftige Explosion ergab, sobald sie mehr als 3 % Eisen in Form von Eisenoxyd enthielt. Bei einem Eisengehalt von 3–2 % trat nur eine mehr oder weniger heftige Entflammung ein, so daß also ein Gehalt von mindestens 3 % Eisen notwendig ist, um eine Explosion der Kohle herbeizuführen. Die Wirkung des Eisenoxyds bei der Auslösung der Explosion erklärt sich in einfacher Weise durch die Annahme einer katalytischen Sauerstoffübertragung auf die Kohle, wobei das Eisen zum Glühen kommt und eine Entzündung des explosiblen Gemisches verursacht. Man hat es hier also mit einer „Initialzündung“ zu tun, indessen spielt bei dem Vorgang auch die Erhitzung der oberflächenreichen Holzkohle durch ihre Absorptionswärme beim Zutritt des flüssigen Sauerstoffs eine wichtige Rolle. Dies geht daraus hervor, daß mit Eisenoxyd verunreinigte gewöhnliche Holzkohle keine Explosion unter den gleichen Bedingungen ergibt, weil eben ihre Absorptionswärme erheblich geringer ist, als bei der besonders präparierten Vakuumkohle. Das Verhalten des Eisenoxyds läßt sich mit der Wirkung der feinen Platindrähtchen bei den bekannten Gasselbstzündern vergleichen, denn auch hier werden die Platindrähtchen durch katalytische Wirkung zum Glühen erhitzt, so daß sich an ihnen das Leuchtgas entzünden kann, doch wird die katalytische Wirkung erst durch die Erwärmung der Platinschwammpille des Gaszünders angeregt. Somit ergibt sich aus den Versuchen von Prof. Wöhler, daß die Verwendung eisenfreier Holzkohle in Transportgefäßen für flüssigen Sauerstoff jegliche Explosionsgefahr ausschließt. (Ztschr. f. komprim. flüss. Gase, 20. Jahrg., S. 109, 121, 133). Sander. Thermodynamik. Einiges über Temperaturmessungen,insbesondere bei Dampfkesseluntersuchungen. Bei der Ermittelung von Temperaturen bringt man den Körper, der untersucht werden soll, mit der Meßvorrichtung in möglichst unmittelbare Berührung, so daß Wärme auf das Thermometer übergeht. Dessen Temperatur wird sodann festgestellt. Inwieweit sie mit der Temperatur des zu messenden Körpers übereinstimmt, ist eine Frage der Wärmeübertragung. Diese wird durch die Beziehung Q = α Ft . (t – t1) gekennzeichnet, wo Q die stündlich übertragene Wärmemenge, Ft die Thermometeroberfläche, α die Wärmeübergangszahl, t1 die Temperatur des Thermometers und t die festzustellende Temperatur ist. Wie man sieht, kann nur dann t = t1 sein, wenn Q = O wird, das heißt, wenn kein Wärmeaustausch mehr stattfindet. Hat man aber, wie in allen praktischen Fällen, eine bestimmte Wärmeabgabe des Thermometers an die Umgebung, der im Beharrungszustande eine gleich große Wärmezufuhr entspricht, so kann der Klammerwert nur dadurch klein werden, daß man Ft und α möglichst groß wählt. Nun bringt eine Vergrößerung der Thermometeroberfläche den Nachteil mit sich, daß die Meßvorrichtung viel aufgenommene Wärme durch Strahlung verliert, wobei naturgemäß die Genauigkeit der Messung leidet. Es gilt nämlich für Wärmestrahlung das Gesetz Q_s=C'\,F_t\,\left[\left(\frac{T_1}{100}\right)^4-\left(\frac{T_2}{100}\right)^4\right], wenn C' die den strahlenden Oberflächen und ihrer gegenseitigen Lage entsprechende Strahlungszahl, T1 die absolute Thermometertemperatur und T2 die absolute Temperatur des Wärme aufnehmenden Körpers ist. Man erkennt aus der genannten Gleichung nicht nur die ungünstige Wirkung einer Vergrößerung von Ft, sondern bemerkt auch, daß es geboten ist, für das Thermometer einen Stoff mit kleiner Strahlungskonstanten zu wählen und den Wert T2 zu erhöhen. Dieses kann, sofern es sich um die Feststellung von Temperaturen in Dampfleitungen handelt, dadurch erreicht werden, daß man über die Meßvorrichtung ein kleines Rohr schiebt, welches der Dampf ungehindert durchströmen kann. Es würde bei Verwendung eines solchen Strahlungsschutzes T2 die Temperatur dieses kleinen Rohres sein, während ohne die beschriebene Maßnahme T2 die Temperatur des Leitungsrohres wäre. Daß diese tiefer sein muß als jene, ist selbstverständlich. Die günstige Wirkung des Strahlungsschutzes unterliegt somit keinem Zweifel. Sie kann durch Verwendung mehrerer Schutzrohre gesteigert werden. Neben der Strahlung wirkt die Wärmeableitung im Meßgeräte ungünstig, denn auch sie verhindert, daß die Temperaturen des Thermometers und des untersuchten Körpers gleich werden. Es ist nun bekanntlich die Wärme, die einen Körper von der Länge l und dem Querschnitte q durchströmt, Q=\frac{\lambda\,q}{l}\,(t_1-t_a), sofern tt die Temperatur der Wärmezuführungsstelle, ta die Temperatur der Wärmeabführungsstelle und λ die Wärmeleitfähigkeit bezeichnete. Man wird daher für Thermometerfassungen einen Stoff wählen, dem ein geringer Wert von λ zukommt. Auch läßt sich das Temperaturgefälle (t1 – ta) dadurch verkleinern, daß man den wärmeempfindlichen Teil der Meßvorrichtung möglichst in seiner ganzen Ausdehnung mit dem zu prüfenden Körper in Berührung bringt. Ferner soll der ableitende Querschnitt klein sein, und schließlich darf bei der Feststellung von Oberflächentemperaturen das Thermometer weder eine wärmeisolierende Wirkung ausüben noch die Wärme abgebende Oberfläche vergrößern. Als ein zweites Mittel zur Erhöhung der Genauigkeit von Temperaturbestimmungen wurde oben die Steigerung des Wertes der Wärmeübergangszahl α bezeichnet. Sie wird bei der Messung von Dampfwärme vor allem durch eine Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit vergrößert. Diese erleichtert aber auch den Wärmeübergang vom Dampf an die Wandung des Leitungsrohres und vermindert somit die Strahlungsverluste, wie man nach den obigen Ausführungen leicht einsieht. Eine Steigerung der Strömungsgeschwindigkeit wirkt daher in doppelter Hinsicht günstig. Bei Quecksilberthermometern darf nicht übersehen werden, daß sich auch das Glas bei der Erhitzung ausdehnt und man somit nur den veränderlichen Ausdehnungsunterschied zwischen einem Gefäße und seinem Inhalte beobachtet. Ablesungsfehler lassen sich dadurch vermeiden, daß man die Teilung auf der Meßvorrichtung nicht gleichmäßig macht. Sofern anstatt des Quecksilbers Gas zur Temperaturmessung verwendet wird, treten wesentliche Fehler nicht auf, da die Ausdehnungszahl des Behälters gegenüber der des Gases verschwindet. Indessen bereiten derartige Vorrichtungen viel Unbequemlichkeiten. Bei der Eichung von Quecksilberthermometern hat meist der ganze Flüssigkeitsfaden dieselbe Temperatur, während bei praktischen Messungen dies oft nicht der Fall ist, da ein Teil des Quecksilberfadens aus dem Stoffe herausragt, dessen Wärmegrad festgestellt werden soll. Man berücksichtigt diese Tatsache durch die sogenannte Fadenkorrektur. Bisweilen wird nicht beachtet, daß Thermoelemente ihre Thermokraft ändern, wenn sie erst kurze Zeit im Gebrauche sind. Man kann diesem Mangel leicht dadurch abhelfen, daß man die Elemente durch elektrischen Strom möglichst hoch erwärmt und dadurch „altert.“ Für die Feststellung niedriger Wärmegrade benutzt man häufig elektrische Widerstandsthermometer. Sie beruhen auf der Erscheinung, daß der Widerstand der Metalle ziemlich gesetzmäßig mit der Temperatur zunimmt. Als Meßmetall wird meist Platin verwendet, dessen absolute Widerstandsänderung verhältnismäßig groß ist. Eine ausführliche Darstellung der Vorzüge und Nachteile, die den gebräuchlichen Thermometerarten anhaften, gibt Dr.-Ing. Hilliger in Heft 33–36 der Zeitschrift für Dampfkessel- und Maschinenbetrieb. Insbesondere behandelt er die Temperaturmessung bei Dampfkesseluntersuchungen. Erfolgt die Feststellung der Wärme des Speisewassers im Sammelbehälter, so empfiehlt es sich, die Meßvorrichtung in Höhe des Abflußstutzens anzubringen, da sich im Behälter das Wasser oft nach seiner Temperatur schichtet. Soll der Erhitzungsgrad in der Rohrleitung bestimmt werden, so wird man das Thermometer in einen Rohrkrümmer einbauen. Eine solche Anordnung ermöglicht eine große Eintauchtiefe. Bei der Untersuchung von Dampftemperaturen muß man den Rohrteil, in dem die Messung stattfindet, gegen Wärmeableitung schützen. Man kann dadurch einen besonderen Strahlungsschutz sparen. Ist in der Leitung eine für den Einbau der Meßvorrichtung geeignete Krümmung nicht vorhanden, so ist die Benutzung von Thermoelementen am Platze. Bei der Temperaturmessung von Feuergasen ist es schwer, eine Stelle zu finden, an der tatsächlich die gesuchte mittlere Wärme herrscht. Auch die Strahlungsverluste können beträchtlich werden, wenn das Meßgerät sich in der Nähe der verhältnismäßig kühlen Kesselwand befindet. Wertvolle Angaben über Maßnahmen, durch welche die angedeuteten Fehlerquellen beseitigt werden, enthält wiederum der oben erwähnte Aufsatz. Schmolke. Betontechnik. Berechnung biegungsfester Rahmen. Diplomingenieur Hugo v. Bronneck hat 1913 eine „Einführung in die Berechnung der im Eisenbeton gebräuchlichen biegungsfesten Rahmen“ veröffentlicht, die demnächst in 2. Auflage erscheint. Ist schon die Art und Weise, wie Verfasser in der ersten Auflage die Einflußliniengleichungen für die statisch unbestimmten Größen erhält, eigenartig und interessant,Vergl. Marx, Dinglers Journal 1914, S. 110. so bedeutet die 2. Auflage einen erheblichen Fortschritt gegenüber der 1. Auflage auch insofern, als es nunmehr dem Verfasser gelungen ist, die allgemeine Einflußliniengleichung des Rahmenschubes zu finden. Diese ist eine Gleichung dritten Grades von der Form y = ax + bx2 + cx3 + d, die für jede Rahmenform gilt. Mit Hilfe dieser Gleichung, die Verfasser noch weiter behandelt (siehe Gleichung 68, Seite 37) kann also jeder, wie immer gestalteter, symmetrischer oder unsymmetrischer, irgendwie belasteter Rahmen (Gelenkrahmen und vollkommen eingespannter Rahmen) raschestens berechnet werden. Die in § 6 gebrachten Zahlenbeispiele zeigen die leichte und vielseitige Anwendung des neuen Verfahrens. Eine ausführlichere Besprechung des eigenartigen Verfahrens zur Berechnung biegungssteifer Rahmen soll erfolgen, wenn das Werk im Buchhandel erschienen ist. Kaiserslautern. Dipl-Ing. Professor A. Marx. Das Eisenbetonschiff„R. P. Durham für Oelbeförderung, in Aransas Pass, Texas gebaut, besteht aus 2 einander zum Teil durchdringenden Eisenbetonrohren von etwa 6,5 m Durchmesser. Dadurch entstehen verschiedene Räume, deren mittelster den Verbindungsgang aufnimmt, während die beiden seitlichen Haupträume in 7 je 9,15 m lange Abteile zerlegt, als Oelbehälter dienen. Das Schiff ist 90,89 m lang, 10,88 m breit, besitzt eine Raumtiefe von 6,65 m und einen Tiefgang leer von rund 3,5 m, beladen von etwa 5,5 m; es faßt 21000 hl Oel. Die Wandstärke der Rohre nimmt von 178 mm oben auf 285 mm unten zu. Die Betonmischung bestand aus 1 Teil Zement zu 1 Teil Koks von höchstens 12 mm Korngröße und hat ein Einheitsgewicht von 1760 kg je cbm. Die Festigkeit desselben soll nach 60 Tagen 236 bis 280 kg/cm2 betragen haben; die Eisenbewehrung wurde mit 1125 kg/cm2 beansprucht. [Engineering News-Record 26. 8. 1920.] A. M. Wirtschaft. Leitsätze zur Frage der Bilanzierung und Abschreibungen unter Berücksichtigung der Geldentwertung. Infolge der starken Geldentwertung sind die Neuschaffungskosten auf industrielle Anlagen aller Art, insbesondere Maschinen, gewaltig gestiegen. Es wird daher in den Leitsätzen des Vereins deutscher Maschinenbau-Anstalten empfohlen, Abschreibungen und Erneuerungskosten in solcher Höhe einzustellen, daß zur Zeit der Ersatzbeschaffung die hierfür erforderlichen Mittel gedeckt sind. Ferner sei zu beachten, daß, soweit in früheren Jahren der schon damals vorhandenen, aber nicht erkannten Geldentwertung bei den Abschreibungen keine Rechnung getragen worden sei, auch die Fehlbeträge bei der Bemessung der Abschreibungssummen oder Erneuerungskosten mit berücksichtigt werden müssen. Die Vornahme der Abschreibungen und die Errichtung der Erneuerungskosten müsse vor Errechnung des bilanzmäßigen Reingewinnes erfolgen. Zur Zeit sei für die Bemessung der Abschreibungen oder Erneuerungskosten etwa für Maschinen ein 15- bis 20-facher, für Gebäude ein 20- bis 30facher Vorkriegspreis zugrundezulegen. Für die Ausgleichbuchungen wird die Errichtung eines Sammelpostens unter den Passiven als Abschreibung auf den „Wert des Unternehmens als Ganzen“ empfohlen. Die als notwendig erkannten Abschreibungen oder Erneuerungskosten seien bei der Ermittlung der Selbstkosten in voller Höhe zu berücksichtigen. Diese von dem Verein deutscher Maschinenbau-Anstalten vertretenen Gesichtspunkte haben nachträglich durch eine Entscheidung des Reichsfinanz-Hofes in München vom 11. Januar 1921 ihre Anerkennung gefunden. Die Entscheidung hat zu der Frage der Zulassung eines zusätzlichen Erneuerungskontos (Werkerhaltungskontos, Wertberichtigungskontos) in nachstehenden Rechtsgrundsätzen Stellung genommen: 1. Ein Erneuerungsfonds, welcher als steuerfreies Wertberichtigungskonto in Betracht kommt, dient nicht der Aufsparung eines Teiles des geschäftlichen Reingewinnes, sondern soll nur den gesetzlich in die Bilanz einzustellenden Wert der Aktiva gegenüber einer früheren Höherbewertung durch Absetzung des Differenzbetrages zum Ausdruck bringen. Es bemisst sich also lediglich nach der Höhe der eingetretenen Entwertung. 2. Es ist möglich, daß durch Verlust eines einzelnen Bilanzaktivums, welches selbst naturgemäß nur bis auf Null abgeschrieben werden kann, daneben eine Entwertung des Gesamtunternehmens eintritt. Diese kann nur darin liegen, daß das verlorene Aktivum, weil es für den Betrieb unentbehrlich ist, zu einem seinen Anschaffungswert wesentlich übersteigenden Preise neu beschafft werden muß.“ Elektrische Woche. In der Zeit vom 29. Mai bis 2. Juni ds. Js. findet in Essen die „2. elektrische Woche“ statt. Diese Veranstaltung, bei welcher alle größeren Verbände und Körperschaften der elektrotechnischen Welt Deutschlands – etwa 12 an der Zahl – unter Führung des Verbandes Deutscher Elektrotechniker gemeinschaftlich ihre Tagungen abhalten, fand im vorigen Jahre zum ersten Male in Hannover statt und hat dort allgemeinen Beifall gefunden. In diesem Jahre wollen sich die Deutschen Elektrotechniker auf rheinisch-westfälischem Boden treffen, um die engen, wechselseitigen Beziehungen zwischen diesem s. Z. wichtigsten deutschen Wirtschaftsgebiet und der Elektrotechnik gebührend hervorzuheben. Eine besondere Anziehungskraft für alle am Wiederaufbau und der technischen Fortentwicklung interessierten Kreise wird die Tagung dadurch erhalten, daß in Verbindung mit ihr in Essen eine etwa 3 Wochen dauernde Ausstellung elektrotechnischer Erzeugnisse stattfinden soll. Die Austeilung soll im Sinne der Tagung in erster Linie die Richtlinien zeigen, in denen sich die Entwicklung der Elektrotechnik zur Zeit bewegt: sie soll also unter Ausscheidung des Normalen, Altbekannten das Neueste bringen, was noch nicht Allgemeingut der elektrotechnischen Welt geworden ist. Für patenttrechtlichen Schutz wird gesorgt. Die näheren Bedingungen sind von der Ausstellungsleitung (Elektrotechnischer Verein des Rheinisch- Westf. Industriebezirks, Abtlg. Verkehrsverein, Essen, Handelshof) zu erfahren.