Titel: Polytechnische Schau.
Autor: Si.
Fundstelle: Band 339, Jahrgang 1924, S. 93
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Polytechnische Schau. (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszüge – nur mit Quellenangabe gestattet.) Polytechnische Schau. Elektromotoren und Rohölmotoren. Beide Motorgattungen werden in kleineren Betrieben als Antriebsmaschinen die führende Rolle übernehmen, ohne sich gegenseitig zu verdrängen. Es ist deshalb mit Berücksichtigung der ausgeprägten Eigenart beider Motorgattungen genau nachzuprüfen, ob für gegebene Betriebsverhältnisse der elektromotorische oder der Rohölmotorenantrieb der zweckmäßigere ist. Die Kosten der Krafterzeugung sind bei beiden Arten durch drei Hauptpunkte bestimmt: 1. Durch das Anlagekapital, mit Verzinsung, Abschreibung und Instandhaltung. 2. Durch die Stromkosten bzw. Brennstoffkosten und sonstige Ausgaben für Betriebsmittel. 3. Durch die Bedienungskosten. Die Anschaffungskosten und die Kosten für den Aufstellungsraum sind beim Elektromotor am geringsten. Dabei ist aber nachzuprüfen, ob die Kosten für die Anschlußleitung von Fall zu Fall keine zu hohen werden. Für Abschreibung kann im allgemeinen für Elektromotoren ein etwas geringerer Prozentsatz genommen werden, als für Rohölmotoren, dasselbe gilt auch für die Instandhaltung. Ausschlaggebend für die Wirtschaftlichkeit des Elektromotors sind die Stromkosten. Die Brennstoffkosten sind in Deutchland auf dem Weltmarktpreis angelangt und haben diesen zum Teil bereits überschritten. Wenn nun auch zur Zeit ein allmählicher Preisabbau stattfindet, so kostet Fettkohle doch noch das 2,1 fache des Friedenspreises, und so stellen sich die Preise für gute Steinkohle gegenüber Motorentreiböl wie 1 : 2,3. Neuzeitliche Dampfkraftanlagen, wie Großdampfturbinen und Dampflokomobilen mit Überhitzung verbrauchen im Durchschnitt das 4–8 fache vom Brennstoffverbrauch guter Rohölmotoren. Dementsprechend sind die Brennstoffkosten der Rohölmotoren nur etwa ⅓ bis ⅗ der Dampfkraftanlagen. Ungünstig werden die Verhältnisse noch für den Elektromotor, wenn die elektrische Energie durch lange Stromleitungen und durch Umformung entsprechend verkleinert wird. Stehen aber billige Wasserkräfte zur Erzeugung der elektrischen Energie zur Verfügung, so ist der Elektromotor am wirtschaftlichsten. Neuzeitliche Rohölmotoren mit Leistungen von etwa 6–50 PS arbeiten als Glühkopfmotoren und verbrauchen 290 bzw. 240 gr Rohöl für die Nutzkraft – Pferdestunde. Größere Oelmaschinen arbeiten wirtschaftlicher als Dieselmotor nach dem Gleichdruckverfahren, und dann verkleinert sich der Brennstoffverbrauch auf 175–220 gr für die Nutzpferdekraft und Stunde. Rechnet man hier mit 210 gr im Durchschnitt, dann lassen sich mit 1 kg Brennstoff 4,75 PS erzielen. Ein guter Elektromotor gibt für 1 kW-Std. 1 PS ab. Aus 1 kg Rohöl erhält man somit 4,75 : 1,22 = 3,90 mehr Leistungen als von 1 kW-Std. Bei kleineren Rohölmotoren verkleinert sich dieser Wert auf 2,88. Kostet nun die kW-Std. 0,15 Goldmark und das Rohöl 0,13 so erhält man bei einem kleineren Rohölmotor für 1 Goldmark die 3,30 fache Leistung. Zu beachten ist dabei noch, daß die Treiböle einheimische Braunkohlenteeröle oder eingeführte Gasöle, Rohöle und Rohnaphta sein können. Zu berücksichtigen ist aber auch noch, daß die sonstigen Betriebsunkosten (z.B. Ausgaben für Schmiermittel, Kühlwasser) beim Rohölmotor größer sind als beim Elektromotor, dementsprechend auch die Bedienungskosten. Durch den Rohölmotor erhält man aber eine unabhängige Kraftzentrale, so daß Betriebstörungen durch Leitungsdefekte, Streiks usw. nicht in Betracht kommen. W. Neueste Bestrebungen beim Schiffsantrieb durch Dieselmaschinen. Anläßlich der Oeltagung des Hamburger Bezirksvereins des V.D.I. am 1. März 1924 wurde hierüber folgendes ausgeführt: Für weite Fahrten ist das Motorschiff am wirtschaftlichsten. Die Betriebskosten des kohle-, des ölgefeuerten Dampfers und des Motorschiffes mit 15 v. H. Verzinsung und Tilgung verhalten sich wie 100 : 104 : 78,5. Zurzeit kommen verschiedene Bauarten. in Betracht. Die Deutsche Werft sucht durch Vorverdichtung der Ansaugeluft und Einführung der Doppelwirkung 1250 PS in einem Zylinder zu erzeugen. Bei Maschinen der Bauart Blohm & Voß sind zur Verringerung des Motorgewichtes Getriebe mit schwingungsdämpfenden Zwischenwellen eingebaut. Beachtung findet ferner die englische Scott-Still-Maschine, die eine Vereinigung der Dampfmaschine mit der Dieselmaschine darstellt, mit Ausnutzung der Abgaswärme. Ebenso kommt noch die doppelt wirkende Zweitaktmaschine der North-British Diesel Engine Co. in Betracht. Für den Antrieb der Hilfsmaschinen werden außer Dampf, Elektrizität neuerdings Dampf mit Preßluft gemischt verwendet. Wegen den hohen Instandhaltungs- und Kapitalkosten ist der elektrische Antrieb teuerer, als der durch Luft-Dampfgemisch. W. Dampfturbinen für hohem Druck und hohe Ueberhitzung. Um die Wirtschaftlichkeit von Dampfkraftanlagen zu erhöhen, ist man bestrebt, Druck und Temperatur immer mehr zu erhöhen. Man verwendet jetzt schon Drucke bis zu 100 at bei Temperaturen von etwa 435 Grad und verbindet damit Speisewasservorwärmung durch Anzapfdampf aus der Turbine. Auf diese Weise geht die Verdampfungswärme des Anzapfdampfes, der bereits Arbeit geleistet hat, nicht mit dem Kühlwasser verloren, sondern bleibt im Wärmekreislauf. An Stelle der Rauchgasvorwärmer erhalten die Hochdruckkessel dann mit Vorteil Vorwärmer für die Verbrennungsluft. Die Fa. Brown, Boveri und Co. hat bereits solche Anlagen ausgeführt, wobei eine mehrgehäusige Turbine verwendet wird, deren Hochdruckteil besonders ausgebildet ist und vor eine übliche Frischdampfturbine geschaltet wird. Auf der Verlängerung der Hauptturbinenwelle sitzt das Getrieberad, in dieses greifen beiderseits die Ritzel der zweigehäusigen Vorschaltturbine ein, die, um Stopfbüchsen zu sparen, fliegend angeordnet sind. Damit die Wärmespannungen die Rohre nicht verziehen, werden als Rohrverbindungen nachgiebige Bündel von dünnwandigen engen Rohren eingebaut. Die Regelung kann in der Weise erfolgen, daß nur die Vorschaltturbine reguliert wird, oder daß man mit einem vor die Niederdruckdampfleitung geschalteten Regelventil noch Niederdruckzwischendampf gibt. Eine wichtige Anwendung dürfte der Hochdruckdampf in bestehenden Anlagen finden, um ihre Wirtschaftlichkeit zu heben, ohne sie vollständig erneuern zu müssen. Da die mit Vorschaltturbine ausgerüstete Anlage auch ohne diese betriebsfähig bleibt und etwa drei Viertel der vollen Belastung leisten kann, so ist der Uebergang auf den hohen Druck kein zu großes Wagnis. (Z. d. V. D. I. 1923, S. 1153.) W. Verchromung. Trotz der hervorragenden Eigenschaften hat man lange gezögert, das metallische Chrom als Ueberzüge auf verschiedene technische und Gebrauchsartikel anzuwenden. Das metallische Chrom läßt sich elektrolytisch in schöner, polierfähiger Form abscheiden und zeichnet sich durch seine platinartige Farbe und durch große Härte aus. Als besondere Eigenschaft ist der hohe Schmelzpunkt hervorzuheben. Ueberall dort, wo es auf große Hitzebeständigkeit ankommt, wird in Zukunft die Verchromung mit besonderem Vorteil angewendet werden. Die Atmosphärilien greifen Chrom in keiner Weise an, ebenso ist es unempfindlich gegen Alkalien, die meisten Salze und Säure. Es werden viele Industriezweige, für welche nunmehr die Chromniederschläge als Verbesserung gelten, dieses Verfahren zur Anwendung bringen. Die Anlagekosten liegen nicht wesentlich höher, als die für Vernicklungsanlagen. (Elektrotechnische Zeitschrift 1924, S. 341.) W. Die amerikanische Automobilindustrie. Die amerikanische Automobilindustrie mit einer Jahreserzeugung von über vier Millionen Wagen in einem Werte von 2 ½ Milliarden Dollar ist eine der bedeutendsten Industrien in diesem Lande. Die Automobilindustrie ist nach dem Westen des Landes gewandert, wo Rohstoffe, wie Eisen, Kohle, Holz usw. leichter erreichbar und günstige Arbeiterverhältnisse vorhanden sind. So wurde Michigan der führende Staat, der mehr als die Hälfte der Gesamterzeugung hervorbringt. Hier haben auch Ford und die General Motors Company ihre Hauptfabriken: Detroit mit 12 Fabriken ist hier der erste Platz. Das größte Unternehmen ist die Ford Motor Company mit Sitz in Detroit. Gegründet im Jahre 1903 hat die Gesellschaft mit 100 Millionen Dollar Kapital über 100000 Arbeiter, 34 Filialfabriken. Außer in Kanada besitzt Ford Filialen in Belgien, Dänemark, Frankreich, Spanien und England, wo in Manchester 20000 Arbeiter jährlich 30000 Wagen herstellen. Die Gesellschaft besitzt eigene Hochöfen, Maschinenfabriken, Gießereien, Sägewerke, Kokereien, Glasfabriken, große Waldungen, Kohlenbergwerke und Eisenbahnen. Ford will in kürzester Zeit eine Tageserzeugung von 10000 Wagen erreichen. Die Massenerzeugung ist ganz nach den Grundsätzen der wirtschaftlichen Fertigung auf Arbeitsteilung eingestellt, die einzelnen Teile eines Automobils werden in verschiedenen Fabriken hergestellt und dann in sogenannten Sammellagern zusammengesetzt. Diese Massenerzeugung hat die Herstellungskosten bedeutend herabgesetzt, so daß ein Fordwagen heute schon für 380 Dollar zu haben ist. Auch sind dabei Ratenzahlungen zulässig. Trotz dem billigen Preise ist der Reingewinn an einem Wagen noch etwa 60 Dollar. Neben den Arbeitsmethoden und der ausgezeichneten Organisation kommt hier noch in Betracht, daß alle Abfälle wieder im eigenen Werk weiter verarbeitet werden können! Glänzend sind auch die Verkaufsorganisationen und Reparaturstationen durchgeführt, ebenso großzügig sind die Einrichtungen für Arbeiter und Angestellte, denen auch der Erwerb von Aktien der Gesellschaft möglich gemacht wird. Die zweitgrößte Automobilfabrik ist die General Motors Corporation, die im letzten Jahre 800000 Wagen verkauft hat. Diese beiden führenden Gesellschaften erzeugen 75 v. H. der Gesamtproduktion. Von den größeren Firmen sind noch zu nennen Overland mit einer Jahresproduktion von 300000 Wagen, Durant mit 290000, Dodge mit 250000, Studebaker mit 150000, Hudson-Essex mit 110000. Die amerikanische Automobilindustrie verbraucht 14 v. H. des erzeugten Kupfers, 70 v. H. des fabrizierten Gummis, 36 v. H. der Glaserzeugung, 54 v. H. des Leders, 4 v. H. der Eisen- und Stahlerzeugung und 25 v. H. der Aluminiumerzeugung. In Amerika laufen etwa 15 Millionen Wagen. Zur Ausfuhr gelangten im Vorjahre nur 8 v. H. der Gesamterzeugung. Der größte Abnehmer ist Japan, dann folgen Australien, Kanada, Südamerika, Belgien, Großbritannien, Mexiko und Schweden. In der Stadt Detroit sind allein so viele Automobile in Betrieb, als in ganz Deutschland. Während in Amerika auf je 7 Menschen ein Automobil kommt, kommt in Deutschland erst auf 280 Personen ein Wagen. (Motorwagen 1924, S. 158–160.) W. Wasserzersetzung. Um bei der elektrolytischen Wasserzersetzung Wasserstoff und Sauerstoff getrennt zu erhalten, wird eine Vermischung der getrennt entwickelten Gase durch leitende oder nichtleitende Scheidewände verhütet. Solche Scheidewände erhöhen aber auf jeden Fall den elektrischen Widerstand und damit den Energieverbrauch wesentlich. Deshalb erscheinen Anordnungen vorteilhaft, welche die an den Elektroden entwickelten Gase jedes für sich auffangen. Eine Scheidewand zwischen dem Anodenraum, in dem sich Sauerstoff entwickelt, und dem Kathodenraum, in dem sich Wasserstoff entwickelt, ist dann nicht mehr notwendig. Nach der Zeitschrift Le Genie Civil 1923 S. 416 werden neuerdings die Elektroden aus einzelnen kegelförmigen Teilen zusammengesetzt, die mit einer Glasglocke überdacht werden. In der Glasglocke werden die Gase nach oben geleitet. Die einzelnen Teile werden aus Wellblech hergestellt, sie sind in der Mitte offen, so daß die Gasbläschen nach oben steigen können. Als Elektrolyt dient eine Sodalösung von der Dichte 1,17 und bedeckt die Elektroden vollkommen, so daß die Gase mit einem gewissen Druck nach oben getrieben werden. Die Gasableitungsröhren dienen zugleich als Stromleitungen. Sie sind als gut vernickelte Eisenröhren ausgeführt. Bei einer ausgeführten Anlage wurde bei 75 A Stromstärke 10 kW/Std. für die Erzeugung von 1 m3 Wasserstoff verbraucht. Der erhaltene Wasserstoff enthält 0,3 v. H. Sauerstoff und der Sauerstoff 1,6 v. H. Wasserstoff. Durch Leiten über eine glühende Platinspirale werden diese Verunreinigungen zu Wasser verbrannt. Die Gase werden in getrennten Sammelbehältern aufgespeichert und zum Schweißen verwendet. Für das Schweißen mit der Azetylen-Sauerstofflamme muß der Sauerstoff erst auf 2 at verdichtet werden. W. Weltkraft-Konferenz. In London findet 1924 die erste derartige Konferenz statt, vom 30. Juni bis 12. Juli. Das Programm der Weltkraft-Konferenz gruppiert alle Krafterzeugungsfragen um die Kernfrage der Elektrizitätserzeugung. Es sind fünf große Gruppen aufgestellt: I. Kraftquellen, II. Krafterzeugung, III. Kraftübertragung und -verteilung, IV. Kraftverwendung, V. Allgemeines. Diese Gruppen sind wieder unterteilt in: I. Kraftquellen. A) Uebersicht der Kraftquellen in den einzelnen Ländern. II. Krafterzeugung. B) Wasserkraft, C) Brennstoffe und Brennstoffzubereitung, D) Dampfkrafterzeugung, E) Verbrennungskraftmaschinen, F) Kraft aus anderen Kraftquellen (Wind, Sonne, Gezeiten u.a.) III. Kraftübertragung und -verteilung, G) Wechselstromübertragung und -verteilung. IV. Kraftverwendung, H) Industrie, Haushalt und Landwirtschaft, I) Elektrochemie und Elektrometallurgie, K) Verkehrswesen, L) Lichterzeugung. V. Allgemeines. M) Fragen wirtschaftlicher, finanzieller und rechtlicher Natur mit Bezug auf Kraftwerken, N) Allgemeines (Forschungswesen, Normung). Während der Konferenz werden die Berichte vorgetragen und diskutiert. Die offiziellen Verhandlungssprachen sind Englisch und Französisch. Für die Diskussion sind auch andere Sprachen zugelassen, Deutschland ist ebenfalls zur Teilnahme an diesem Kongreß eingeladen worden. Die Reichsregierung hat die weitere Behandlung dem Deutschen Verband technisch-wissenschaftlicher Vereine übertragen. Die Vorträge werden, ergänzt durch das Ergebnis der Aussprachen, in mehreren Sammelbänden in englischer bzw. französischer Sprache herausgegeben und im Buchhandel erhältlich sein. W. Deutsche Reichseisenbahnen. Der Reichsfiskus hat, vertreten durch das Reichsverkehrsministerium, bei der Gemeinschaftsgruppe deutscher Hypothekenbanken (Deutsche Hypothekenbank, Meiningen, Frankfurter Pfandbriefbank Akt.-Ges., Leipziger Hypothekenbank, Norddeutsche Grundkreditbank, Weimar, Preußische Bodenkredit-Aktien-Bank, Berlin, Schlesische Bodenkredit-Aktien-Bank, Breslau, und Westdeutsche Bodenkreditanstalt, Köln) ein Darlehn von 100 Millionen Goldmark aufgenommen. Diese Gruppe gewährt das Darlehn in ihren 6 % igen Goldpfandbriefen, mit Zinzen ab 1. Januar 1924. Der Darlehnszins beträgt ebenfalls 6 % und ist in bar zu bezahlen, soweit nicht fällige Zinscoupons zurückgeliefert werden. Wenn das Darlehn bei Fälligkeit nicht zurückbezahlt oder eine Zinsrate nicht fristgemäß geleistet wird, so erhöht sich der Darlehnszins um ¼ %. Das Darlehn läuft bis 30. September 1933, doch kann unter Umständen eine Verlängerung beschlossen werden. Auf Wunsch des Reichsfiskus kann das Darlehen in ein amortisables umgewandelt werden, zu einem Tilgungssatze von 3 % pro Jahr, zuzüglich ersparter Zinsen. Als Sicherheit gibt das Reich erste Hypotheken auf reichseigene Häuser. Ferner bezahlt der Reichsfiskus für die Drucksachen der Pfandbriefe und für die Kosten der Börseneinführung einen Gesamtbetrag von 7 Millionen Goldmark, sowie eine Provision von 3 % des Verkaufserlöses auf die von der Gemeinschaftsgruppe abgesetzten Pfandbriefe und weiter einen Halbjahreszins von ½ % an die Verwaltungskosten. Die Gemeinschaftsgruppe der Banken ist bereit, den Darlehnsbetrag zu denselben Bedingungen auf 300 Millionen Goldmark zu erhöhen, also auf das Dreifache des jetzigen Darlehnsbetrages. Die durch das Darlehn erhaltenen Mittel sollen nicht zur Ausgleichung des Eisenbahnbudgets verwendet werden, sondern für die Fertigstellung weiterer Anlagen der Reichseisenbahn. (Schweizerischer Bankverein, Basel, Monatsbericht 1924, Nr. 1, Seite 10.) Si. Der Außenhandel Englands in Werkzeugmaschinen im Jahre 1923. Vom „Board of Trade“ sind die amtlichen Zahlen betr. Ausfuhr, Einfuhr und Wiederausfuhr der Werkzeugmaschinen für Metallbearbeitung für das Jahr 1923 veröffentlicht worden, die in den untenstehenden Tabellen wiedergegeben sind. Wie aus diesen Tabellen ersichtlich ist, exportierte Großbritannien an Werkzeugmaschinen einschließlich der Teile 14126 Tonnen im Werte von £ 1506874 (Tabelle I), importierte 3822 Tonnen im Werte von £ 499852 (Tabelle II), die Wiederausfuhr, d.h. die Ausfuhr von Werkzeugmaschinen fremden Ursprungs belief sich auf 192 Tonnen im Gesamtwerte von £ 46594 (Tabelle III). In der Tabelle IV ist eine Uebersicht über die entsprechenden Zahlen der letzten 3 Jahre gegeben, welche zeigt, wie sich die Lage der engl. Werkzeugmaschinenindustrie in dieser Zeit gestaltet hat und in Tabelle V sind die Werte pro Tonne errechnet. Aus der letzten Tabelle ist ersichtlich, daß sich die Preise pro Tonne der in England hergestellten Werkzeugmaschinen um ungefähr 1/6 gesenkt haben, obwohl die Preise für Einfuhr und Wiederausfuhr während des Jahres gestiegen sind. Tabelle I: Ausfuhr. Werkzeugmaschinen (für Metallbearbeitung) Menge inTonnen Wert£ BohrmaschinenSchleifmaschinenDrehbänkeFräsmaschinenHobel- und ShapingmaschinenPressen, Stanzen, SchermaschinenAndere MaschinenTeile (Spannfutter und andere Halter) 1833   666 4894   494 1169 1513 3533     24 246072  88105 517811  73237 101811 104174 364625   11039 Gesamt: 14126 1506874 Tabelle II: Einfuhr. Werkzeugmaschinen (für Metallbearbeitung) Menge inTonnen Wert£ BohrmaschinenSchleifmaschinenDrehbänkeFräsmaschinenHobel- und ShapingmaschinenPressen, Stanzen, SchermaschinenAndere MaschinenTeile (Spannfutter und andere Halter)   561  347  900  442  201  352  857  162   62942  63342  93574  43728  23429  40168121967  50702 Gesamt: 3822 499852 Tabelle III: Wiederausfuhr. Werkzeugmaschinen (für Metallbearbeitung) Menge inTonnen Wert£ BohrmaschinenSchleifmaschinenDrehbänkeFräsmaschinenHobel- und ShapingmaschinenPressen, Stanzen, SchermaschinenAndere MaschinenTeile (Spannfutter und andere Halter)   11    9  71  47    3  10  29  12   4595  2774 13352  8569    465  2490 11325  3024 Gesamt: 192 46594 Tabelle IV: Ein- und Ausfuhrwerte 1921/23. Werkzeug-maschinen(für Metall-Bearbeitung) 1921 1922 1923 Ausfuhr£ Einfuhr£ Ausfuhr£ Einfuhr£ Wieder-ausfuhr£ Ausfuhr£ Einfuhr£ Wieder-ausfuhr£ BohrmaschinenSchleif-  maschinenDrehbänkeFräsmaschinenHobel- u. Sha-  pingmaschinenPressen, Stan-  zen, Scher-  maschinenAndere  MaschinenTeile (Spann-  futter und  and. Halter)    380836   136868   974392   183066   298675   223615  690996     52347    43459    79502    46719   23797 145663 217852   284991    99521  421973    90050 131947   75904 413442   12983   57503  41734  78865  35979  23888  54330104682 26523    8260   4762   5670  2967    698 10471  2888   246072    88105  517811   73237 101811 104174 364625   11039    62942   63342   93574   43728   23429   40168 121967  50702     4595    2774  13352    8569     465   2490 11325  3024 Gesamt: 2888448 609339 1530811 423504 35716 1506874 499852 46594 Tabelle V: Wert pro Tonne. Werkzeugmaschinen(für Metallbearbeitung) Ausfuhr£ Einfuhr£ Wieder-ausfuhr£ BohrmaschinenSchleifmaschinenDrehbänkeFräsmaschinenHobel- und ShapingmaschinenPressen, Stanzen, SchermaschinenAndere MaschinenTeile (Spannfutter u. andere Halter) 134132106148  87  69103460 112182104  99116114142313 418308188183155249390252 Durchschnitt: 106 131 243 Die internationalen Valuten im Jahre 1923. In der Valutenbewegung des Jahres 1923 zeigt sich die jähe Unterbrechung, die der Wiederaufbau der Weltwirtschaft im abgelaufenen Jahre erfahren hat. Während die vorhergehenden Jahre der Valutaentwicklung durch die langsame, aber doch beständige Erholung der weltwirtschaftlichen Beziehungen zwischen den einzelnen Volkswirtschaften gekennzeichnet waren, ist die Bewegung fast aller Valuten der Welt gegenüber dem Dollar im Jahre 1923 abwärts gerichtet. Dieses Absinken der Valuten ist teilweise so stark, daß die Tiefpunkte der weltwirtschaftlichen Krisenjahre 1919 und 1920 erreicht worden sind. Auch die neutralen Staaten sind unter dieser Abwärtsbewegung der Valuten durch die Ausstrahlungen der bekannten Wirtschaftsstörungen, – Ruhrbesetzung, Reparationen, Zerrüttung der gegenseitigen Beziehungen – hineingerissen worden. Dadurch wird erneut bewiesen, daß Europa eine wirtschaftliche Einheit ist, von der jedes Glied die Leiden der anderen Glieder eben mittragen muß. Die Valutaentwertung des Jahres 1923 ist nämlich hauptsächlich eine europäische Erscheinung. Sie ist bedingt durch die Stellung, welche die Vereinigten Staaten von Amerika zu den politischen und wirtschaftlichen Problemen Europas einnehmen. Diese Stellungnahme Amerikas zu Europa war bisher rein negativ, das zeigt die Entwertung der europäischen Valuten gegenüber dem Dollar. Der Weltkrieg hat die ehemalige Wirtschaftsübermacht Europas so sehr geschwächt, daß es bis zu seiner vollen Gesundung auf die Kreditunterstützung Amerikas angewiesen ist. Der Gesundungsprozeß der Jahre 1921 und 1922, der in dem Wiederaufstieg der Valuten seinem rein äußerlichen Ausdruck findet, war stark auf amerikanische Kredite aufgebaut. Die Valutaentwicklung aber des Jahres 1923 bestätigt, daß ein Wirtschaftskörper wie Europa, der auf fremde Kredite angewiesen ist, nicht durch polititische Wirren seine Kreditunterlagen zerstören darf. – Die Kursverluste welche die Devisen der neutralen Staaten Europas von Ende 1922 bis Ende 1923 erfahren haben, sind znm Teil beträchtlich. Jedoch die Verluste, welche die Valuten der Ententestaaten erlitten haben, gehen teilweise weit über die der neutralen Valuten hinaus. Eine Ueberraschung bedeutet hier namentlich das Absinken des englischen Pfundes, wobei man wohl nicht fehlgreift, wenn gesagt wird, daß hier der Sieg der Arbeiterpartei nicht unwesentlich zu der Pfund-Baisse beigetragen habe. Von seinem Tiefstande von 69,41 % Gold im Februar 1920 hatte sich das englische Pfund kräftig erholt. Schon im Durchschnitt Dezember 1921 stellte es sich auf 85,54 % Gold und erreichte im Monatsdurchschnitt März 1923 einen Höhepunkt mit 96,49 % Gold. Seitdem aber ist das Pfund in ständiger Abwärtsbewegung begriffen und steht mit 89,63 % Gold im Monatsdurchschnitt Dezember 1923 um volle 5 % unter dem gleichen Monatsdurchschnitt vom Dezember 1922. Die folgende Uebersicht zeigt die Entwicklung des Goldwertes europäischer Valuten während der letzten acht Jahre. Goldwert europäischer Valuten 1916–1923. Jahres-durchschnitt 1916 1917 1918 1919 1920 1921 1922 1923 Entente-Staaten England   97,93   97,90   97,91 91,04 75,11   79,11 91,08 93,99 Frankreich   87,93   89,69   92,07 71,14 36,28   38,63 42,41 31,46 Belgien 38,05   38,66 39,72 27,02 Italien 25,56   22,20 24,57 23,84 Portugal 17,22    8,90   6,10   3,95 NeutraleStaaten Holland 103,42 102,36 109,08 97,– 85,15   83,77 95,87 97,25 Norwegen 107,83 110,46 108,94 87,76 60,88   55,63 65,30 62,23 Dänemark 107,15 109,06 106,01 82,46 57,89   66,39 78,06 68,49 Schweden 108,21 117,47 116,07 91,50 75,82 84,– 97,61 99,07 Schweiz   99,62 106,44 113,35 97,43 86,76    90,07 98,93 93,58 Spanien 101,02 102,87 96,68 81,14    69,93 80,13 74,87 Nach „Wirtschaft und Statistik“, 1924, Heft 1. Si.