Titel: Polytechnische Schau.
Fundstelle: Band 341, Jahrgang 1926, S. 7
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Polytechnische Schau. (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge – nur mit Quellenangabe gestattet.) Polytechnische Schau. Bilux-Lampen für Kraftfahrzeuge. Eine gute Beleuchtung der vor ihm liegenden Strecke ist für jeden Kraftfahrer von der allergrößten Bedeutung. Nun kann aber der Begriff „gut“ recht verschieden ausgelegt werden. So kann sehr wohl der Fall eintreten, daß durch die an sich gute Beleuchtungsanlage die Strecke gut erhellt wird, daß aber trotzdem, oder richtiger gesagt gerade deshalb, die Gefahren nicht nur nicht verringert, sondern im Gegenteil vergrößert werden, wenn nämlich durch das von den Scheinwerfern ausgestrahlte Licht eine Blendung entgegenkommender Fußgänger oder Fahrzeuggführer hervorgerufen wird. Ein wirklich sicheres Fahren ist daher nur möglich, wenn die Beleuchtungsanlage des Kraftfahrzeuges folgende drei Bedingungen erfüllt: 1. Das Licht muß weitreichend sein, um auf gerader, ebener Straße auch nachts mimit hoher Geschwindigkeit fahren zu können. 2. Beim Fahren durch Krümmungen, sowie beim Begegnen mit anderen Fahrzeugen müssen beide Seiten der Fahrstraße gut beleuchtet sein. 3. Eine Blendung der Führer entgegenkommender Fahrzeuge oder Fußgänger muß unter allen Umständen vermieden werden. Textabbildung Bd. 341, S. 7 Abb. 1. Osram-Bilux-Lampe in richtiger Brennlage. Um diese Bedingungen erfüllen zu können, mußten bisher an jeder Wagenseite zwei Scheinwerfer mit verschiedenen Lampen angebracht oder auf ähnliche Weise die Erreichung des gleichen Zieles erstrebt werden. Durch die Osram-Bilux-Lampe wird aber auf die einfachste Weise eine Vereinigung aller drei Forderungen in einem Scheinwerfer ermöglicht. Die Bilux-Lampe enthält in einem Kolben zwei Leuchtkörper, von denen der eine so angeordnet ist, daß er im Brennpunkte des Scheinwerferspiegels liegt und somit das Fernlicht liefert, während der andere weiter vorn, etwas oberhalb der Scheinwerferachse angebracht und mit einer Abblendkappe versehen ist (Abb. 1). Wie Abb. 2 zeigt, schirmt diese Kappe den nach unten gerichteten Teil der Strahlung des zweiten Leuchtsystems derart ab, daß das Licht nur den oberen Teil des Spiegels erreicht, von dem es nach unten vor den Wagen reflektiert wird. Textabbildung Bd. 341, S. 7 Abb. 2. Strahlengang des Hauptlichtes. Strahlengang des abgeblendeten Lichtes. Durch einen Schalter wird je nach Bedarf das eine oder das andere Leuchtsystem eingeschaltet. Das Hauptsystem gestattet bei Vorhandensein eines guten Scheinwerfers das Erkennen eines Fahrhindernisses auf 200–250 m Entfernung. Durch das abgeblendete Leuchtsystem dagegen wird die Fahrstraße in ihrer ganzen Breite vollkommen ausreichend erhellt, ohne daß eine Blendung entgegenkommender Personen eintreten kann. Die Sicherheit des Fahrens, zumal in Krümmungen, wird hierdurch naturgemäß sehr beträchtlich erhöht. Die Leuchtstärke des abgeblendeten Lichtes ist einerseits um ein Mehrfaches höher, als bei den bisherigen Abblendvorrichtungen, andererseits aber schwächer, als beim Hauptsystem, da eine plötzlich vor dem Wagen auftrretende größere Helligkeit die Fahrsicherheit stark beeinträchtigen würde. Das abgeblendete Licht kommt daher in erster Linie als Stadtlicht zur Anwendung. Aber auch bei Fahrten in hügeligem oder bergigem Gelände bewährt es sich vorzüglich, weil der Fahrer nach Erreichen des Gipfelpunktes durch Einschalten des abgeblendeten Lichtes sofort die Strecke auf der anderen Bergseite beleuchten kann, während bei den bisherigen Scheinwerfern in solchem Falle das Lichtbündel noch in der Richtung des ansteigenden Weges liegt und die abfallende Strecke im Dunkeln läßt. Cr. Ein säurefester Beton. [Nachdruck verboten!] (Von Reinhold Krüger.) Beton ist in unverarbeitetem Zustande bekanntlich ein Gemisch aus Zement, Sand und Kies. Er kann zur Herstellung kleinster Ziergegenstände wie der mächtigsten Bauwerke verwendet werden. Seine vorzüglichen Eigenschaften sind hinlänglich bekannt. Wenn wir darauf verweisen, daß mächtige Talsperren, wie z.B. die Vöhrenbachsperre im Schwarzwald, aus etwa nur 50 Zentimeter starken Gewölben, Hallenbauten, wie die Jahrhunderthalle in Breslau, und Kuppelbauwerke, wie die Kuppeln der Zeißschen Planetarien, aus Beton hergestellt werden, so spricht diese Tatsache hinlänglich für die Bedeutung des Betons. Aber ein Nachteil ist diesem Stoff doch zu eigen, und das ist sein Mangel an Widerstandsfähigkeit gegen Einflüsse von Säuren, wie sie in unserem Zeitalter der Chemie in den verschiedensten Herstellungszweigen, ja teilweise sogar schon im Grundwasser auftreten. Man hat deshalb schon versucht, den Beton durch Anstriche oder Beimengungen säurefest zu machen, hat aber damit keinen Erfolg gehabt. Es besteht aber zweifellos das Bedürfnis nach einem solchen Beton; wenn es daher gelänge, wenigstens für Sonderausführungen einen Beton herzustellen, der auch den Angriffen von Säuren und Laugen völligen Widerstand bietet, so wäre das ein großer Fortschritt. Es schien lange Zeit, als ob es unmöglich sei, einen solchen Baustoff mit allen guten Eigenschaften des Betons zu schaffen. Neuerdings ist es jedoch dank dem Zusammenwirken von Chemie und Technik gelungen; auf zwei Ausstellungen der letzten Zeit, der „Achema“ in Nürnberg und der Baumesse in Köln, wurde ein säurefester Beton, Prodorit genannt, in Form von Platten, Rohren, Behältern, Schalen usw. gezeigt, die teilweise Eisenanlagen hatten. Auffallend ist außer der großen Widerstandsfähigkeit gegen Druck, Zug-und Säureeinfluß, die tiefschwarze Farbe des Prodorits. Sie rührt daher, daß als Bindemittel ein unter gesetzlichem Schütze stehender, in seiner Zusammensetzung geheim gehaltener Stoff verwendet wird, der von Natur schwarz ist. Prodorit kann zu den verschiedensten Zwecken verwendet werden, zumal seine Festigkeit der des gewöhnlichen Betons nicht nachsteht. Bei einer Druckprobe mit einem Rohr, für das der Betonverein 3000 Kilogramm Bruchfestigkeit vorschreibt, trat der Bruch erst bei 3900 Kilogramm ein. Seine Beständigkeit gegen 40%ige Salpeter- und Essigsäure, 60%ige Schwefelsäure, 50%ige Natronlauge, 25%ige Phosphorsäure, ist auf der Achema vorgeführt worden. Er eignet sich daher zu Bauten in säurehaltigem Grundwasser, zu Kanalleitungen in moorigem Gelände, zur Abführung säurehaltiger Abwässer, zur Auskleidung von Räumen, in denen mit Säuren gearbeitet wird, also beispielsweise für chemische Betriebe, für Molkereien und viele andere Betriebe. Alleinige Hersteller und Verarbeiter des Prodorits sind die Continentale Prodorit-Aktiengesellschaft in Mannheim-Rheinau und die Dyckerhoff & Widmann Aktiengesellschaft in Biebrich am Rhein. Unfallverhütungsbilder. [Nachdruck verboten.] (Von Max Fischer.) 600000 Unfälle werden den Berufsgenossenschaften im Deutschen Reich jährlich gemeldet! Es ist daher ein Verdienst der Unfallverhütungsbild G. m. b. H. in Berlin W. 9, Köthener Straße 37, daß sie auf gemeinnütziger Grundlage Bilder verbreitet, die mehr als alle doch nicht allgemein verständlichen Betriebs- und Unfallverhütungsvorschriften jedermann Gefahren nachdrücklich vor Augen führen und Mittel zu ihrer Vermeidung angeben, soweit diese nicht selbstverständlich sind. Ein Bild zeigt z.B. wie ein Schemel oder Tritt gebaut sein muß, damit er beim Auftreten auf seine Kante nicht kippt, und wie er nicht gebaut sein darf. So wird wird durch die Unfallbilder nicht nur der Gefährdete gewarnt, sondern auch der Hersteller von allerlei Geräten auf den richtigen Weg geführt. Die Bilder helfen mehr als alle Vorschriften und Ermahnungen: In Amerika und England haben solche Bilder die Unfälle auf die Hälfte bis ein Viertel vermindert! Das läßt sich auch bei uns erreichen. Man bedenke, wie viele bittere Tränen, wie viel schwere Sorge, wie viele Schmerzen erspart, welche ungeheuren wirtschaftlichen Werte erhalten werden können, wenn es gelingt, die 600000 jährlichen Unfälle auf 300000 oder gar auf 150000 herabzudrücken! Jeder der 600000 Unfälle schädigt das Volksvermögen um 3000 Mark. Die Bilder sind im Dinformat A 3 – 29,7 mal 42 Zentimeter – erschienen und kosten nur 25 Pfennig das Stück, bei Bezug von mehr als zehn Stück sogar noch weniger. Ihre Verbreitung kann nicht warm genug empfohlen werden. Hundertfünfzigjähriges Jubiläum der Clausthaler Bergakademie. Unter den grünen Tannen des Oberharzes befindet sich ein kleines Städtchen, Clausthal geheißen. In ihrem Bereich liegen im tieferen Untergrunde zahlreiche Erzgänge verborgen, die in wechselnder Menge Blei, Silber, Kupfer und Zink enthalten. Die Anfänge des Bergbaues verschwinden im Nebel der Zeiten. Zeitweilig sind diese Naturschätze für die Versorgung Deutschlands mit Rohstoffen von erheblicher Bedeutung gewesen. Wechselvolle Geschicke weist die Bergbaugeschichte des Oberharzes auf. Jm Jahre 1775 wurde in Clausthal eine Bergschule gegründet, um strebsamen Bergleuten Gelegenheit zur Weiterbildung zu geben. Die Besucher derartiger Lehranstalten waren meist mit irdischen Gütern weniger reich gesegnet. Sie mußten daher ihren Unterhalt selbst beschaffen. Um ihnen den Besuch derartiger Schulen zu ermöglichen, verfuhren die angehenden Bergbeamten täglich oder an mehreren Tagen in der Woche eine Schicht. Nach Bendigung ihrer Arbeitszeit besuchten sie den bergtechnischen Unterricht, um die Kenntnisse, die sie in der Volksschule erworben haben, zu erweitern. Die Lehrfächer bestanden vornehmlich aus Deutsch, Mathematik, Physik, Chemie, Geologie, Mineralogie, Bergbau- und Maschinenkunde. Aus dieser vor etwa 150 Jahren gegründeten Bergschule ist die Bergakademie entstanden und entwickelt worden. Im Jahre 1852 wurde sie von der Bergschule, die den Namen „Steigerschule“ bekam, abgezweigt. Im Jahre 1864 erhielt diese Anstalt den Namen Bergakademie. Die Bergakademie bekam eine entsprechende Verfassung, die immer mehr erweitert wurde und sich der Hochschulverfassung näherte. Während die beiden anderen deutschen Bergakademien in Aachen und Berlin den technischen Hochschulen mit Hochschulverfassung angegliedert wurden, blieb die Bergakademie in Clausthal als einzig selbständige Bergakademie bis in die jüngste Zeit bestehen. Sie unterstand nicht dem Kultusminister, sondern dem Handelsminister. Der Leiter führte die Bezeichnung Direktor, während die beiden anderen Rektoratsverfassung bekamen. Zur Aufnahme auf die Clausthaler Bergakademie genügte bis fast um die Jahrhundertwende das Zeugnis zum Einjährig-Freiwilligen-Dienst. Später wurden die Anforderungen dahin erhöht, daß das Zeugnis für Primareife einer höheren Lehranstalt genügte, um das Diplom-Examen für Berg und Hütteningenieure zu machen. Der Besuch der Bergakademie war im Verhältnis zu anderen Hochschulen meist ein geringer. Auch der Umbau des Akademiegebäudes an Stelle des „finsteren Hauses“ am Marktplatz in Clausthal vermochte den Anreiz zum Besuch nicht sonderlich zu fördern. Zu Anfang dieses Jahrhunderts bis zum Kriege betrug die Zahl der Studierenden samt Hospitanten kaum mehr als rund 100. Die meisten Bergstudenten gingen nach Aachen oder Berlin, wo ihnen Lehrmittel in weit größerem Umfange zur Verfügung standen als in dem kleinen Harzstädtchen Clausthal. Lediglich der Umstand, daß dort Erzbergwerke in unmittelbarer Nähe waren, sowie daß die Anforderungen, die die Akademie an die Vorbildung stellte, weniger scharf durchgeführt wurden, veranlaßte manche junge Leute nach Clausthal zu gehen. Die Frequenz änderte sich jedoch nach Ausgang des verlorenen Krieges, da sich viele Angehörige anderer Berufe dem Bergbau zuwandten. Zeitweilig stieg in den letzten Semestern die Zahl der Bergbaustudierenden auf 700 und mehr. Seit dieser Zeit hat die Clausthaler Bergakademie als einzige selbständige preußische Hochschule des Berg- und Hüttenfachs eine Rektoratsverfassung sowie das Promotionsrecht bekommen. Landgräber. Termine der Leipziger Messe, Frühjahr 1926. Im Frühjahr 1926 wird die Allgemeine Mustermesse vom 28. Februar bis 6. März stattfinden, die Technische Messe dauert vier Tage länger, also vom 28. Februar bis 10. März. Die im Rahmen der Allgemeinen Mustermesse abgehaltene Tabakmesse, ferner die Schuh- und Ledermesse und die Textilmesse halten ihre Ausstellungen vom 28. Februar bis 4. März geöffnet. Im Zusammenhang mit der Textilmesse findet zum ersten Male die Deutsche Kunstseide-Ausstellung vom 23. Februar bis 10. März 1926 statt. Sie wird vom 28. Februar bis 4. März für die eigentlichen Messeinteressenten offen gehalten, vom 5. bis 10. März wird sie den breitesten Kreisen der Bevölkerung zugänglich sein. Die Baumesse stellt vom 28. Februar bis 6. März aus, die „Esti“-Messe (Eisen- und Stahlwaren-Industrie-bund Elberfeld), ebenso die Elektrotechnische Messe vom 28. Februar bis 7. März 1926 und die Gruppe der Werkzeugmaschinen (Maschinenbau - G. m. b. H.) vom 28. Februar bis 20. März 1926.