Titel: Fehler und Eigenschaften bei der Herstellung oder Verarbeitung von Blechen.
Autor: Kalpers
Fundstelle: Band 343, Jahrgang 1928, S. 83
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Fehler und Eigenschaften bei der Herstellung oder Verarbeitung von Blechen. Fehler und Eigenschaften bei der Herstellung oder Verarbeitung von Blechen. In der Abteilung für Bleche auf der Werkstoffschau wurde an Hand von Blechstücken, Gefügeaufnahmen und Tafeln auf die Fehler und Eigenschaften hingewiesen, die bei der Herstellung oder Verarbeitung von Fein-, Mittel- und Grobblechen auftreten können. Von den Fein- und Mittelblechen ist zu sagen, daß diese die Walze unterhalb ihres A3-Punktes verlassen und zumindest eine ausgesprochene Richtung des rekristallisierten Kernes zeigen bzw. kalt verformt sind. Das kalte Walzen wirkt sich in beträchtlichem Maße auf die Festigkeitseigenschaften aus und dieser Nachteil muß durch das Glühen beseitigt werden. Welchen Einfluß das Glühen eines Bleches von 4,5 mm der Zusammensetzung 0,18 % Kohlenstoff, 0,55 % Mangan, 0,03 % Phosphor und 0,05 % Schwefel auf seine Festigkeitseigenschaften ausübt, erhellt aus der folgenden Aufstellung: Streck-grenzekg/mm2 Zerreiß-festigkeitkg/mm2 Deh-nung% Kontrak-tion% Kerb-zähigkeitmkg/cm2 ungeglüht 41 50 20 45 15 geglüht 32 44 32 50 25 werden beim Gießen oder Walzen Fehler begangen der Art, daß die Platinen von einer schlechten Oberflächenbeschaffenheit sind und Schuppen, Risse oder eingewalzte Schlacke enthalten, so ziehen sich diese Fehler bis zum fertigen Feinblech durch und sie treten namentlich in Gestalt von Gravüren hervor; dasselbe gilt vom ungenügenden Fegen bzw. Abspritzen beim Walzen. Dann ist eine narbige, wellige Oberfläche beim Auswalzen auf Hohlräume und größere Einschlüsse zurückzuführen. Das Blech kann allerdings durch Dressieren nachträglich geglättet werden. Die nach dem Walzen etwa noch auftretenden Blasen rühren von eingeschlossenen Gasen her, während die ungleich häufigen Beizblasen unter der Wirkung diffundierenden Wasserstoffs zustande kommen. Dem zweckdienlichen Glühen kommt eine grundsätzliche Bedeutung zu. Die Bleche sind dabei nach dem Walzen oberhalb 700°, bei schwachen Kaltverformungsstufen (20 % Querschnittsverminderung) unbedingt oberhalb 900° zu glühen. Zu niedrige Glühtemperaturen haben ein Brechen der Bleche zur Folge. Bei Schiffsblechen ist die Frage der Korrodierbarkeit ein wichtiger Punkt, denn eine schlechte Beschaffenheit der Anstriche kann hier eine erhebliche Korrosion bewirken. So war in dem Beispiel eines Seedampfers die Farbschicht von Rissen so stark durchsetzt, daß das Seewasser bis zur Blechoberfläche vordringen konnte. Vermutlich infolge der Blei- und Kupfergehalte war die Farbschicht elektropositiver als das Blech. Der Einfluß der 0,1 Volt betragenden Potentialdifferenz zwischen Stahl und Farbe auf die Korrosionsgeschwindigkeit ist aus folgenden Zahlen zu entnehmen: nach zehntägigem Aufenthalt in Seewasser in Lösung gegangenes Eisen gr von Farbe befreites Blech 0,0136 von Farbe befreites Blech unter leitender    Verbindung mit Farbelektrode 0,0310 In dem vorgenannten Falle war als Farbbindemittel neben reinem Leinöl eine größere Menge von Mineralölen verwendet worden, die das Rosten des. Eisens stark begünstigte. Die Eigenschaften der Grobbleche sind unabhängig von ihrer Behandlung. Bei einem Blech von 21 mm Stärke und 41 kg/mm2 Zerreißfestigkeit lassen sich folgende Festigkeitsziffern erzielen: Streck-grenzekg/mm2 Zerreiß-festigkeitkg/mm2 Deh-nung% normal gewalzt und geglüht 24,1 41,4 30 kalt verformt 39,9 45,8 17 kalt verformt und nor-    malisiert 23,8 42,1 31 in der Blau wärme bearbeitet 51,6 54,8 10 wie vorhin,$dann nor-    malisiert 24,1 42,3 30 Beim Ueberschreiten der Streckgrenze ist der Frage der Korrosion von Kesselböden näher zu treten. Beim probeweisen Abdrücken von Kesseln, das bei wesentlich höherem als dem Betriebsdruck stattfindet, beziehungsweise bei Ueberbeanspruchung im Betriebe selbst, wird häufig an den Krümmungen der Kesselböden, besonders bei veralteter scharf gebogener Krempe die Streckgrenze örtlich überschritten. An der betreffenden Stelle ist dann das Korn verformt, welche Erscheinung an den Kraftwirkungsfiguren bei der Fryätzung, mikroskopisch am Auftreten von Kornzerfall und Gleitlinien erkenntlich ist. Gestörte Körner sind elektrochemisch unedler als unverformte. Unter der elektrolytischen Wirkung des Kesselspeisewassers gehen die unedleren Teile in Lösung, d.h. an verformten Stellen zeigen sich Anfressungen. Die Mitwirkung des Speisewassers ist unbedingt erforderlich. Dr. Ing. Kalpers.