Titel: Polytechnische Schau.
Fundstelle: Band 345, Jahrgang 1930, S. 72
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Polytechnische Schau. Polytechnische Schau. Fortschritte im Bau und Betrieb von Kraftwerken in Amerika im Jahre '929. Ein Rückblick auf die Entwicklung der verschiedenen Dampfkraftanlagen im vergangenen Jahre zeigt stetige Weiterentwicklung seit dem Jahre 1928, Verfeinerungen einzelner Konstruktionsteile, Herabsetzung des Wärmeverbrauchs unter Zunahme der Ausbeute an kW je Kosteneinheit. Eingehende Reinigung des Speisewassers, Verwendung wassergekühlter Feuerräume sowie verbesserte Ausführung der Luftkühlung dieser. Einführung höherer Drücke bis 84, 98 atü und darüber. Verbilligung der Anlage und Betriebskosten usw. Einige der wichtigsten und interessantesten Werke, die teils schon im Betrieb oder noch im Bau sind, sind im Nachstehenden aufgeführt. In Rochester wurden zwei selbsttätig gesteuerte Unterwerke gebaut, die 5000 bzw. 3000 kW leisten. Die Steuerung hält einen Gegendruck von 1,05 atü und einen Anzapfdruck von 10,5 konstant, die Generatoren arbeiten in das Netz der Gesellschaft, ihre Leistung hängt nur vom Dampfbedarf der angeschlossenen Industrie ab. Die zugehörigen Kesselgruppen haben Kohlenstaubfeuerung und 21,5 atü bei 50°C Ueberhitzung. Das Deepwater Kraftwerk der American Gas & Electric Co und der Unite Gas Improvement Co enthält zwei 53000-kW-Turbinen und eine mit 12500 kW. Es arbeitet mit 95 atü. Der Abdampf der kleinen Turbine geht durch sieben Verdampfer, die bei Vollast 181 t Dampf von 12,66 atü für ein Industriewerk liefern. Dieser Dampf wird vor Abgabe noch durch Frischdampfüberhitzer auf 227° C gebracht. Dieses Werk ist in doppelter Hinsicht von Bedeutung, es ist das erste, das ausschließlich mit 84 atü an der Turbine arbeitet und große Abdampfmengen an die Industrie liefert. Auch andere Werke, wie das in Holland und South Amboy N. J., arbeiten mit Höchstdruck von 98 atü. Was die Anlagekosten betrifft, so ist es interessant, daß das Hollandwerk 0,0316 m2 Kesselheizfläche/kW hat, gegenüber 0,127 m2, die bei einem Werk mit 28 atü erforderlich wären. South Amboy hat 0,027 m2/kW. In San Franzisko wurde eine Zentrale mit 98 atü Kesseldruck, als erste mit diesem Druck an der Pazifikküste erbaut. Die Kessel leisten je 181,6 t/h, an der Turbine sind noch 84 atü und 400° C. Die San Antonio Gas & Electric Co arbeitet mit 98 atü, 432° C, die Kessel leisten je 89 t/h. Ford hat vor kurzem die größte Höchstdruckturbine mit 110000 kW aufgestellt, die Kessel liefern je 318 t/h bei 95 atü. Bei Philip Carey haben die Kessel den höchsten bisher in Amerika verwendeten Druck von 126 atü. Die stehenden Dreifachexpansionsmaschinen arbeiten bei 102 atü und 427° C, mit 42 atü Gegendruck ins Fabriknetz, sie sind in Deutschland hergestellt (Borsig). Von Anlagen mit mittleren Drücken ist das State Line Kraftwerk mit 42 atü und seiner dreiteiligen Maschine mit 208000 kW von Interesse. In Hell Cate wurden zwei Verbundmaschinen mit 160000 und 165000 kW aufgestellt, die zugehörigen Kessel liefern 363,2 t/h Dampf von 385° C und 19 atü. Im East River Werk in New York steht eine Tandem-Verbund-Turbine von 160000 kW, sie hat 10 Doppelenderkessel von Ladd mit Oelfeuerung von 565 t/h. Delray Werk No. 3 hat zwei 50000-kW-Einzylinder-Turbinen mit 28 atü. In Connors Creek, einem anderen Werk der Detroit Edison Co, soll eine 75000-kW-Tandem-Maschine aufgestellt werden; der Dampfdruck beträgt 42 atü. Das Riverbend Werk, das mit einem Wasserkraftwerk zusammen arbeitet und einen mittleren Lastfaktor von 40% hat, wurde für 29,88 atü gebaut, weil man bei diesem Druck geringere Anlagekosten errechnete als bei Drücken von 84 bzw. 44 atü, obgleich der Brennstoffverbrauch je kWh bei 44 atü um 9,7%, und bei 84 um 15,6% niedriger gewesen wäre. Das Werk enthält zwei 55000-kW-Einzylinderturbinen, die vier Kessel haben je 3300 m2 Heizfläche und je drei Einzelkohlenstaubmühlen. Werke mit den bisher üblichen Drücken von 28 atü sind die Neue Gorgaszentrale mit einer 60000-kW-Turbine, die von zwei Kohlenstaubkesseln von je 2800 m2 mit Dampf versorgt wird, die Shuffelton-Zentrale hat einen 35000-kW-Generator, der oft als Phasenschieber bzw. Reserve benutzt wird; er hat zwei ölgefeuerte Kessel mit 31,6 atü. In Buffalo steht eine 80000-kW-Maschine mit drei Kesseln für je 254 t/h, die zusammen mit dem Huntleywerk als Ergänzung der Wasserkräfte des Niagara dienen soll. Auch einige Anlagen der Industrie sind von Interesse, so die der Ajax Rubber mit 29,88 atü und einer 1500-kW-Turbine, die mit 12 atü Zwischendampf und 6 atü Gegendruck arbeitet, wobei die kWstunde bei Vollast 1,5 Pf. kostet. Die Zentrale von Anheuser-Busch in St. Louis hat 22,7 atü am Kessel und Gegendruckturbinen, die mit 10,5 atü Zwischendampf über einen Akkumulator und 0,35 atü Gegendruck arbeiten. Eine typische Anlage für Kraft und Wärme in der Textilindustrie ist die von Knitting, solche in der Papierindustrie die von John Heald und Rhinelander, letztere hat 28 atü Kessel mit Stokern und einer 4000-kW-Turbine mit doppelter Entnahme. In der Papierfabrik der Gulf States Paper Co arbeitet eine 7500-kW-Turbine mit 31,6 atü und 110° C Ueberhitzung. Sie wird bei 10,5 und 2,5 atü angezapft. Die Gulf States Steel Co in Alabama hat Kohlenstaubkessel mit 28 atü 370° C und Verbundturbinen sowie Turbogebläse, die je bei 10,5 atü angezapft werden. Die Abhitzekraft wird verkauft. Im Werk der Mengel Co in Louisville werden Holzabfälle mit Kohlenstaubzusatz verbrannt. Von Interesse sind auch die Gleichstromdampfmaschinen für das Hotel New Yorker. Die Entwicklung der Hochdruckanlagen. Bereits erwähnt sind die 84- und 98-atü-Stationen in Holland und Deepwater, die 1928 in Betrieb kamen. Vor diesen waren Edgar, Lakeside, North East (Kansas City), deren Höchstdruckturbinen mit 25–28 atü in das vorhandene Netz arbeiteten. 1929 kamen zwei andere mit 98 atü dazu, South Amboy und Werk A der Pacific Gas & Electric Co., Carey mit 126 atü sind bekannt, ein Versuchskessel der Ashcroft Hancock Co hat 87,9 atü, der der Masonite 84, die Crosby Manometer und Ventile haben einen solchen mit 100,5 atü. In einer Zusammenstellung des vergangenen Jahres sind sechs Werke zwischen 42 und 84 atü genannt, von 28 bis 38,7 sind es 67, zwischen 21 und 28 atü liegen 63. Von 9 Werken zwischen 35 und 77 atü ist das der State Lines mit 56 atü in Betrieb gekommen. Ebenso hat sich auch die Anwendung besonders hoher Temperaturen entwickelt, während bis vor kurzem 400° C die Grenze waren, geht man heute schon weiter, Philip Carey hat 425°. Die Detroit Edison Co. bestellte nach eingehenden Versuchen mit Rohrleitungen, Ventilen und Armaturen bis an 538° C heran, Turbinen in England mit 10000 kW und 538° C bei 25,6 atü. Die Lage der wirtschaftlichsten Drücke wurde im vergangenen Jahre durch die erreichbaren Temperaturen bestimmt. Man kann zwei Gruppen unterscheiden, die eine geht bis 32 atü ohne Zwischenüberhitzung, die andere verwendet Drücke von 84 bis 98 atü mit Zwischenüberhitzung. Bei 32 atü und 400° C kann noch ohne allzu große Dampffeuchtigkeit in den untersten Stufen gefahren werden. Wird von etwa 35 atü ab Zwischenüberhitzung erforderlich, so steigen auch die Anlagekosten, mit dem Steigen des Druckes fallen aber die Brennstoffkosten je kW, ebenso die Mengen Dampf und Kohle, die transportiert werden müssen, so daß die endlichen Kosten geringer werden, bei 84 bzw. 98 atü sind die Kosten je installiertes kW nicht viel von denen bei 32 verschieden. Die Grenzen liegen bei 420 Mk/kW mit einer Toleranz von etwa 21 Mk. Die Ersparnisse an Brennstoff bei Drücken über 84–98 atü sind zu klein, um noch Steigerungen der Drücke zu rechtfertigen. Die Verwendungsmöglichkeit höherer Temperaturen wird aber andererseits die unwirtschaftliche Zone, die jetzt bei 35–77 atü liegt, verschieben, so daß man ohne Zwischenüberhitzung bis etwa 50 atü gehen wird. Die Entwicklung im Kesselbau. Größere Einheiten, Brennleistungen, sorgfältigste Wasserbehandlung und Entwicklung der Konstruktionselemente für Hochdruck kennzeichnen das vergangene Jahr. Die Drücke von 84 bis 98 atü brachten an sich keine großen Aenderungen, abgesehen von den großen erforderlichen geschmiedeten Trommeln und stärkeren Rohren. Dabei ist aber bei diesen großen Einheiten die eigentliche Kesselheizfläche nur 12% der Gesamten. So sind z.B. die 735 m2 Kesselheizfläche vom Hollandwerk nur 12% der Gesamten, der Ueberhitzer hat 6,9, der Zwischenüberhitzer 17,2, der Ekonomiser 17,6, der Lufterhitzer 46,3 %, das gibt etwa 31,8 kW/m2; bei South Amboy beträgt diese Zahl 36,5 kW/m2. Hohe Vorwärmung in Verbindung mit großen Heizflächenbelastungen macht wassergekühlte Wände unentbehrlich. Die neueste Entwicklung stellt der Riley-Lamont-Kessel mit zwangsweisem Umlauf durch die gekühlten Wände dar. Dem Schutz der Ueberhitzersammler wird große Aufmerksamkeit geschenkt. An Stelle der vielfach gebogenen Rohre werden y-förmige verwendet. Die Kesselgrößen sind im Zunehmen begriffen. Die Kessel im East River Werk haben 5645 m2, wobei die wassergekühlte Heizfläche 680 m2 beträgt. Im Gorgaswerk hat jeder Kessel 2800 m2, bei 33,6 atü Betriebsdruck ist die Trommel 10430 mm lang und hat 1828 mm Durchmesser; das ist die größte für diesen Druck gebaute; beim Versuch ergab sich eine Leistung von 226 t/h. Die Kessel im Delraywerk machen 154 t/h, die bei Ford mit 98 atü 317 t/h. Die Brennleistungen sind ebenfalls im Zunehmen begriffen, und zwar bei den Kohlenstaub- wie bei den Stokerfeuerungen; Mühlen mit Leistungen bis 25 t/h sind im Betrieb. Die freigemachten Wärmemengen liegen zwischen 160200 und 267000 kcal/m3 bei den wassergekühlten Feuerungen, bei den Feuerungen mit flüssigem Schlackenabzug der Huntleyzentrale wurden bis 373800 kcal/kg erreicht. Im Lauf des Jahres ereigneten sich einige Kohlenstaubexplosionen, von denen aber die meisten geringen Schaden anrichteten, sie waren in der Mehrzahl auf Nichtbeachtung der Betriebsvorschriften zurückzuführen. Die Anwendung der Kohlenstaubfeuerung auf Schiffen hat Fortschritte gemacht. Die Stocker entwickelten sich in Richtung auf größere Leistung, Wirkungsgrad und Wirtschaftlichkeit, es sind solche für Leistungen von 226 t/h gebaut worden. In der neuen Hudson Avenue Zentrale sind unter den Kesseln von 2250 m2 Stoker mit 33 Düsen, und in einem Werk in Johnston ein Kettenrost von 5,49 × 5,79 m. Die größten Roste sind die Stoker im Delray-Werk mit 15 Mulden, 57 Düsen, sie können 17 t Kohle/h verbrennen. Die Roste für das neue Westkraftwerk in Berlin haben 20 Mulden, 49 Düsen, und können bei einer Temperatur der Verbrennungsluft von 260° C so viel Kohle verbrenen, daß eine Dampfleistung von 272,4 t/h erreicht wird. Die Entwicklung der Ekonomiser und Lufterhitzer schritt fort. Mancherlei Störungen durch Korrosion wurden vermerkt. Die Speisepumpen bedingen bei Drücken von 84 atü dreimal soviel Kraft wie bei 28 atü. Die großen Kessel bedingen auch entsprechende Ventilatoren, so haben die der 2800-m2-Kessel der Gorgaszentrale eine Leistung von rund 10000 m3/min bei 457 mm/Ws, die zwei Motoren haben 1800 bzw. 900 PS. Die Speisewasserbehandlung mit Phosphat und Natrium-Tonerde-Verbindungen nimmt zu. Das schwierigste Problem hierbei ist das der sogenannten „kaustischen Sprödigkeit“, sie kann durch Sulfate und Phosphorkarbonate aufgehalten werden. In manchen Fällen ist aber die Speisewasserpflege so schwierig, daß geschweißte Trommeln verwendet wurden. Gas und Oelmaschinen. Im vergangenen Jahre wurde wiederum eine größere Anzahl von Großdieselmaschinen in Kraftwerken und in der Industrie aufgestellt. So kam in Tucson zu den vorhandenen vier von 500 PS, zwei von 1000 PS und eine von 3750 PS noch eine mit 3750 PS hinzu. Andere größere haben 6750 PS, 4600 PS, 4165 PS. Im ganzen kamen 1929 Leistungen von insgesamt 116000 PS mit Lufteinspritzung, 133000 PS Viertaktmaschinen mit mechanischer, 183000 PS Zweitaktmaschinen mit mechanischer Einspritzung zur Ausführung. Die Diesellokomotive hat sich im Verschiebedienst bewährt. An Gasmaschinen wurden etwa 40 von je 1000 PS Zweitakt-Tandemmaschinen aufgestellt. Die Verwendung von Hochofengas beschränkt sich auf die Stahlwerke, so erhielt die Illinois Steel Co solche von 10000 PS. Die Wasserkraftmaschinen gehen mit guten Aussichten ins Jahr 1930, es liegen Aufträge für 1500000 PS in den Werken vor. In den großen Anlagen sind erhebliche Leistungen untergebracht, so in Conowingo 378000 PS, am Susquehanna bei Baltimore 230000 PS. Die Beauharnois Corp. am St. Lorenzstrom wird im Endausbau 2000000 PS haben, die ersten zehn Einheiten von je 50000 PS arbeiten mit 24 m Gefälle, am Saguenay River sind vier Einheiten von 65000 PS im Betrieb, das Werk wird 1000000 im Endausbau haben. Anlagen mit 225000, 250000, 260000 PS sind im Bau oder Betrieb. (Power 1930 Bd. 71 Nr. 1.) Kuhn. Turbogeneratorsätze für selbsttätige Unterstationen. Vor wenigen Jahren wurde die Prophezeiung ausgesprochen, daß es möglich sein würde, selbsttätige Dampfunterwerke zu bauen, deren Abdampf bzw. Anzapfdampf durch besondere Regeleinrichtungen auf konstantem Druck gehalten werde, zwei solche Anlagen wurden vor kurzem bei der Rochester Gas- & Electrizitätsgesellschaft aufgestellt. Die Generatoren haben dort 5000 bzw. 3000 kW. Jede Unterstation hat kohlenstaubgefeuerte Kessel, der Betriebsdruck beträgt 21,5 atü, die Ueberhitzung etwa 50° C. Die Turbinen haben selbsttätige Druckregler, so daß dauernd Anzapfdampf von 10 atü und Abdampf von 1 atü zur Verfügung stehen. Die Regler sind so geschaltet, daß die Entnahme von Dampf der verschiedenen obigen Drücke, unabhängig von einander, in weiten Grenzen schwanken kann. Die Generatoren laufen normalerweise in Phase mit dem übrigen Netz der Gesellschaft, ihre Leistung hängt nur von der Menge des entnommenen Dampfes ab. Bei Aenderung in der Entnahme von Hochdruckdampf wird nur das Hochdruckventil gesteuert, bei einer solchen von Niederdruckdampf werden auch die Zusatzventile betätigt. Zum Anfahren und Synchronisieren dienen normale Zentrifugalregler, die aber außer Tätigkeit gesetzt werden, sobald die Druckregler zu arbeiten anfangen. Außerdem können aber auch die Generatoren auf Last gefahren werden, und zwar können sie bei Bedarf durch Fernsteuerung vom Druckregler auf den Geschwindigkeitsregler geschaltet werden, dies geschieht ohne Erhöhung der Umdrehungszahl, weil im selben Augenblick, in dem der Druckregler abgeschaltet wird, auch der Zentrifugalregler schon im Eingriff ist. So kann die Maschine auf jede Belastung eingestellt werden, die aber nicht vom Hauptnetz, sondern einem einzelnen Netz aufgenommen wird. Power 1929 Bd. 70 S. 964 (R. G. Standerwick). K–n. Geschweißter Kondensator von 2500 m. Für eine 30000-kW-Turbine im Kraftwerk Parr Shoals der Broad River Co wurde ein Oberflächenkondensator aufgestellt, der bei 2508 m2 Kühlfläche vollkommen geschweißt ist. Die Anordnung wurde deshalb gewählt, weil zwischen Turbinen- und Kellerflur nur 6,7 m Platz waren und so das Kondensatorgehäuse am Turbinenflansch aufgehängt werden mußte. Das geringe Gewicht eines geschweisten Kondensators ermöglichte diese Anordnung. Die Rohre sind direkt in die beiden Rohrböden eingewalzt. Eine der Wasserkammern ruht auf einer festen Unterlage, die andere kann auf einer Platte, die mit Alemite geschmiert ist, frei gleiten. Der Mantel hängt am Turbinenflansch und ist mit den Wasserkammern durch Gummiausdehnungsmuffen verbunden, eine besondere Stützkonstruktion im Innern verhindert das Durchbiegen der Rohre und bezweckt die Uebertragung des größten Teiles des Gewichtes von Rohren und Wasser auf den Mantel. Das Vacuum stellte sich bei den Abnahmeversuchen auf 712–721 mm/Hg ein, die Kühlwassertemperatur betrug nahe an 30° C. Der Unterschied zwischen Turbinenabdampf und Kondensat betrug nur zwischen 0 und 1,3°. Die geschweißte Konstruktion verbürgt eine möglichst große Dichtigkeit gegen Lufteintritt. Power 1929 Bd. 70 S. 786. K–n. Niederdruckturbinen für Schiffsantrieb. Das Prinzip bei der Anwendung von Niederdruckturbinen im Schiffsantrieb ist folgendes: Der Abdampf des Niederdruckzylinders einer Kolbendampfmaschine wird in einer Niederdruckturbine ausgenützt. Diese Turbine arbeitet mit einem Kondensator, der ein sehr hohes Vacuum erzeugt. Infolge des großen Expansionsverhältnisses, das die Turbine ausnützen kann, wird so die Leistung noch nutzbar gemacht, die in den Dampfzylindern nicht mehr erzeugt werden kann, ohne abnorm große Zylinder zu verwenden. Durch die Verwendung einer Niederdruckturbine wird nicht nur eine größere Wirtschaftlichkeit erzielt, sondern man erhält darüber hinaus noch einen Zuwachs an Kraft, der wiederum bei derselben Dampf- und Brennstoff menge eine höhere Geschwindigkeit erzielen läßt. Es gibt verschiedene Typen dieser Anordnung, eine nach Westinghouse wurde in der „Susan V. Luckenbach“, eine nach Bauer-Wach in der „Lena Luckenbach“ eingebaut. Das System Bauer-Wach verwendet ein doppeltes Reduktionsgetriebe hinter der Dampfmaschine; zwischen der ersten und zweiten Stufe derselben ist eine hydraulische Kupplung nach Föttinger-Vulcan eingeschaltet, das Hauptrad des Getriebes sitzt auf einer hohlen Welle, die zusammen mit derjenigen der Kolbenmaschine den Antrieb bildet. Beim Westinghousesystem wird keine Kupplung verwendet, sondern in der Turbine ist ein Rückwärtselement vorgesehen, in das beim Umsteuern Hochdruckdampf gegeben werden kann. Power 1929, Bd. 70 S. 1004. Kuhn. Umbau einer alten Dampfgeneratorenanlage in eine Luftkompressorenanlage In den Werkstätten der Canadian Railways in Winnipeg war noch eine größere Anzahl Werkzeugmaschinen mit Dampfantrieb vorhanden, ferner befand sich dort auch eine Dampfzentrale mit 3 Generatoren von 500 KVA, die infolge Anschlusses des Werkes an eine Wasserkraftanlage stillstand. Zum Betriebe moderner Werkzeuge usw. war jetzt Preßluft erforderlich, man entschloß sich daher, die Dampfmaschinen in Kompressoren umzubauen und die Generatoren als Synchron-Motore laufen zu lassen. Dazu erhielten sie eine Dämpfungswicklung und einen Selbstanlasser, die Maschinen kamen so auf 550 PS bei 150 Uml/min und 600 V. Bei der Inbetriebsetzung nach dem Umbau wollten aber die Motore nicht anlaufen, es wurde deshalb eines der 13-t-Schwungräder der Kompressoren entfernt, und die Motore zogen an. Es mußten dann aber noch einige Aenderungen in der Steuerung der Kompressoren vorgenommen werden, um ruhigen gleichmäßigen Gang zu erreichen. Der Umbau der Anlage hatte eine Ersparnis von 50 v. H. gegenüber einer neuen zur Folge. Power 1930 Bd. 71 S. 169. – – n. Die künstliche Alterung des Holzes. Die Alterung der Hölzer für Konstruktionszwecke erfordert ein oder mehrere Jahre und bedeutet somit die Festlegung bedeutender Kapitalien und einen großen Platzbedarf für die erforderlichen Läger. Seit vielen Jahren sucht deshalb die Technik nach Mitteln und Wegen, um die Dauer dieses Vorganges abzukürzen, ohne die Güte des Werkstoffes ungünstig zu beeinflussen. Bei diesen Versuchen ergab sich die Erkenntnis, daß während der Lagerung des Holzes an der frischen Luft nicht nur der größte Teil des in ihm enthaltenen Wassers verdunstet, sondern auch, daß unter dem Einfluß des Sauerstoffes der Luft die im Holz enthaltenen harzigen Bestandteile erhärten und so um die einzelnen Fasern herum undurchlässige Hüllen bilden, durch welche die das Holz bildenden Kolloide daran gehindert werden, Feuchtigkeit aufzunehmen, so daß das Holz nicht mehr aufquellen kann. Die künstliche Trocknung verwendet nun Trockenkammern, in denen warme Luft oder Dampf zirkuliert. Der Dampf hat allerdings den Nachteil, eine Anahl gelöster Stoffe mit sich fortzunehmen, was eine Veränderung der Elastizität und Festigkeit des Holzes zur Folge hat. Um den oben erwähnten zweiten Vorgang, der sich bei der natürlichen Alterung ergibt, schneller zu erreichen, d.h. die Oxydation der das Harz bildenden Kohlenwasserstoffe, hat M. P. Otto, der Gründer der französischen Ozon-Gesellschaft, vorgeschlagen, der warmen Luft in den Trockenöfen Ozon beizumischen, das durch seine größere Aktivität die Erhärtung der Harze beschleunigen soll. Mit Anordnungen dieser Art soll es dann möglich sein, die Zeiten für die Alterung je nach der Stärke des Holzes auf Stunden, Tage usw. abzukürzen. L'Industria, Milano 1930, No. 4 S. 97. Kuhn. Die neuen Rahmentafeln für Wasserdampf der Londoner Dampftafel-Konferenz. Die Dampftafelkonferenz, die in der zweiten Juliwoche 1929 unter Teilnahme von Physikern und Ingenieuren der verschiedensten Länder, wie Deutschland, Amerika, England, Tschechoslowakei, in London stattgefunden hatte, hat sogenannte Rahmentafeln aufgestellt, die für das Sattdampfgebiet acht Temperaturen zwischen 0° und 350° C mit Intervallen von 50° C mit den dazugehörigen Werten von Sättigungsdruck, Spezifisches Volumen des Wassers, Spezifisches Volumen des Dampfes, Wärmeinhalt des Wassers, Wärmeinhalt des Dampfes enthalten. Für das Heißdampfgebiet wurde eine Anzahl von Drücken zwischen 1 und 250 atü ausgewählt und für Temperaturintervalle von 50° oder 100° C das spezifische Volumen und der Wärmeinhalt festgelegt. Bei der Festlegung dieser Tafeln mußten entsprechende Umrechnungswerte zu Grunde gelegt werden, das sind außer m,m3/kg,kg/cm20 C, die kcal/kg, wobei letztere als internationale Kilokalorie, und zwar =\frac{1\mbox{ Kilowattstunde}}{860} festgelegt wurde. Für weitere Umrechnungen wurden die folgenden Faktoren empfohlen: 1 pound = lb = 453,5924 gr; 1 inch = 1'' = 2,54000 cm; damit wird 1 kg/cm2 = 14,223334 lb. per sq. inch. (dabei liegt das amerikanische Maß 1'' = 2,54000 5 cm, und das englische 1'' = 2,5 39999 6 cm), das beeinflußt aber auch die Werte für die Drücke nur unmerklich, da so 1 kg/cm2 = 14,22 33 40 lb/sq. inch amerikanisch, und = 14,22 33 29 englisch wird. Der Wert von 14,22 3 entspricht also beiden auf 5 Stellen genau. Die Beschleunigung durch die Schwere ist dabei mit g = 980,665 cm/s2 benützt. Bei der Umrechnung der spezifischen Volumen erhält man die m3/kg aus den cbft/lb durch Multiplikation mit 0,0624278, dieser Wert wurde auf 0,06243 abgekürzt, damit wird 1 cb ft/lb = 0,06243 m3/kg und 1 m3/kg = 16,0184 cbft/lb. Für die Wärmeeinheiten wurde nach eingehenden Beratungen und Erwägungen die Entscheidung daraufhin gewählt, daß elektrische Einheiten sowohl von der Beschleunigung durch die Schwere, als vom Wärmeäquivalent unabhängig sind, außerdem sind sie in engen Grenzen genau bekannt und international angenommen. Damit hat man die Wärmeeinheit als den 860. Teil der internationalen Kilowattstunde festgelegt, und empfohlen, sie als „internationale Kilokalorie“ zu bezeichnen, die einzelnen Einheiten, wie sie jetzt gebraucht werden, unterscheiden sich um weniger als ± 0,05 v. H. Bei seinen Arbeiten hat Prof. Callendar eine mittlere Kalorie = 4,185 Joule verwendet, die deutschen Forscher haben die 15° C-Kalorie = 4,184 Joule benutzt, das amerikanische Büro of Standards verwendet 4,1876 Joule als mittlere Kalorie, dagegen entspricht die oben definierte Kilokalorie 4,186 Joule. Für die Temperaturskala wurde die internationale gewählt, die durch die Temperatur des Eispunktes und die des Wassersiedepunktes bei einer normalen metrischen Atmosphäre definiert ist, wozu noch der Siedepunkt des Schwefels mit 444,60 ° C kommt. Die Definition des Sättigungsdruckes liegt bei 100° C. Die Temperatur von 100° C ist als die des Dampfes von destilliertem Wasser, das unter einer normalen physikalischen Atmosphäre siedet, definiert. Diese wiederum ist der Druck einer Quecksilbersäule von 76 cm Höhe bei g = 980,665 cm/sec2 und 0° C. Die Dichte des Hg ist 13,5955 gr/cm3 bei 0° C, damit normale metrische oder physikalische Atmosphäre = 1033,258 oder abgerundet 1,0333 kg/cm2. Der Wärmeinhalt des Wassers (Flüssigkeit) bei 0° C ist = 0 bei 0° C und Sättigungsdurck. Die so gefundenen Zahlen sind durch Beratung und Bewertung der verschiedenen Faktoren, Versuchsergebnisse usw. entstanden, neu ist hierbei, daß Toleranzen für die Eigenschaften des Dampfes eingeführt würden, was aber wohl begründet ist. Power 1929 Bd. 70 S. 979. – – n. Preisausschreiben des Oesterr. Ingenieur- und Architekten Vereins: Der Oesterr. Ingenieur- und Architekten-Verein hatte die Feier seines 80jährigen Bestandes zum Anlaß genommen, um ein Preisausschreiben zu veranstalten über „Die städtebaulichen Aufgaben der Großstadt und die Mittel zu ihrer Verwirklichung a) in baulicher. Hinsicht, und b) in energiewirtschaftlicher Hinsicht“. Dem Preisgericht lagen insgesamt vier Arbeiten vor, von denen eine als außer Wettbewerb eingereicht war. Das Preisgericht kam in seiner Schlußsitzung zu dem Ergebnis, der unter dem Kennworte 12 A 13 eingereichten Arbeit (Verfasser: Stadtbaurat Ing. Josef Schimscha, Wien) den einen Preis im Beträge von S 1000,– zuzuerkennen. Das Preisgericht sah in der Arbeit einen wohldurchdachten Versuch, eine für die bauliche Entwicklung der Stadt, insbesondere der Großstadt wichtige Frage einer Lösung näher zu bringen, wenn auch die damit verbundenen administrativen Vorschläge nicht durchwegs annehmbar erscheinen. – Bezüglich der zweiten Frage wurde dem Verwaltungsrate die Veranstaltung eines neuen Preisausschreibens vorgeschlagen. IEG-Volltagung 1930. Anschließend an die Weltkraftkonferenz in Berlin hält die IEC (Internationale Elektrotechnische Commission) ihre siebente Volltagung in Stockholm, Kopenhagen und Oslo vom 27. Juni bis 9. Juli ab. Die letzte Volltagung der IEC fand 1927 in Bellagio (Italien) statt. Zum ersten Male gilt damit der Besuch der IEC den drei nordischen Ländern. Kopenhagen ist Sammelpunkt der Teilnehmer, die Kongresse und Arbeitssitzungen finden in Stockholm statt, in Oslo die Schlußversammlung der bedeutenden Tagung. Die Eröffnung der Vollversammlung und die Begrüßung der Teilnehmer findet am 27. Juni in Kopenhagen durch die Vertreter der einladenden danischen, norwegischen und schwedischen National-Komitees statt. Alle technischen Sitzungen werden vom 30. Juni bis 5. Juli in Stockholm abgehalten, die Ratssitzung und die Hauptversammlung als Abschluß der Tagung in Oslo am 9. Juli. Die Reise geht von Kopenhagen über Helsingör nach Göteborg zu den Trollhättan-Fällen, wobei unterwegs noch wichtige Kraftwerke besucht werden, die den größten Teil Südschwedens mit elektrischer Energie versorgen. Von Göteborg geht es auf der 450 km langen elektrifizierten Strecke nach Stockholm. Die schwedische Regierung stellt für die Sitzungen der IEC das schwedische Parlamentsgebäude zur Verfügung. Während der Tagung wird die Möglichkeit zu einem Ausflug nach Visby, der Stadt der Ruinen und Rosen auf der Ostseeinsel Gotland, geboten. Nach Beendigung der Arbeitssitzungen in Stockholm findet die Tagung in Oslo ihren Abschluß. Kr. Der geistige Arbeiter, auf welchem Gebiete er auch tätig sein mag, ist mit tausend Fäden an das bürgerliche Recht gebunden. Mag er arbeiten oder der Familie sich widmen, mag er Einkäufe machen oder Verkehrsmittel benutzen, mag er Glück oder Unglück mit seiner Tätigkeit haben – stets drängen sich Rechtsfragen heran, die man erkennen muß, um nicht Gefahren sich auszusetzen. Rechtsfremd ist so mancher der Geistigen, der diese Dinge für selbstverständlich und für gutartig hält, bis sie sich ihm einmal als widerspenstig erweisen. Schwere juristische Bücher zu wälzen, taugt für den Nichtfachmann nichts, er fände doch nicht, was er braucht, würde zu sehr in unverständliche Einzelheiten geführt, deren Tragweite und Bedeutung er nicht zu übersehen vermag. Um sich daher in vorkommenden Zweifelsfällen schnell zu unterrichten, bedarf er eines zwar von Fachleuten geschriebenen, aber für den Nichtjuristen leicht zu handhabenden und allgemeinverständlichen Hilfsmittels. Ein solches liegt vor in den schon seit vielen Jahren bekannten und jetzt in neuer Auflage erschienen „Bürgerlichen Rechtslexikon“ von Christiani, 4. Aufl., bearbeitet von Dr. Alexander Elster, Rechtsanwalt Dr. Hugo Hoormann und Amtsgerichtsrat Georg Krauß. Dieses Buch (Walter de Gruyter & Co., Verlag, Berlin W 10, geb. 15,– RM.) bietet auf 420 Seiten zuverlässige Aufsätze über alle Fragen des bürgerlichen Rechts, alphabetisch geordnet, mit vielen Verweisungen versehen, die ein Auffinden alles Gewünschten schnellstens ermöglichen. Das Werk gewährleistet eine treffliche Hilfe gegen die Rechtsfremdheit, die schon manchem zum Schaden gereichte. Es ist ratsam, sich einen ausführlichen Prospekt (mit Bezug auf diesen Aufsatz) vom Verlag kommen zu lassen. Im übrigen legt jede Buchhandlung (z.B. A. Collignon, Berlin, Universitätsstraße 2–3a) das Buch selbst gerne unverbindlich zur Ansicht vor.