Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 232, Jahrgang 1879, Miszellen, S. 281
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Miscellen. Miscellen. Stuttgarter Dampf-Straſsenwalze. Laut Mittheilung der städtischen Straſsenbau-Inspection in Stuttgart leistet die Kuhn'sche Dampfwalze (* 1879 231 505), je nachdem der Betrieb wegen des übrigen Verkehres mehr oder weniger oft unterbrochen werden muſste, oder die Straſse während des Einwalzens abgesperrt werden konnte, 130 bis 300, im Mittel 200qm fertig gewalzte Straſsenfläche in der Stunde. Die Betriebskosten stellten sich hierbei auf 2,70 bezieh. 1,17 Pf., im Mittel auf 1,76 Pf. für 1qm. Die sechsspännige Pferdewalze leistet je nach der Straſse 23 bis 36, im Mittel 30qm fertige Straſsenfläche in der Stunde, bei einem Betriebskosten-Aufwand von 15,90 bezieh. 10,45 Pf., im Mittel 12,39 Pf. für 1qm. Unter Berücksichtigung der Verzinsung, Abschreibungs- und Unterhaltungskosten, vertheilt auf 70 Arbeitstage im Jahre, kommt bei der Dampfwalze 1qm fertige Straſsenfläche äuſserst auf 5,05 und im Mittel auf 4,1 Pf. und bei der Pferde walze auf 17,6 bezieh. 14,1 Pf. zu stehen. Selbstcontrolirendes Manometer. Mit Bezug auf unsere Notiz über Stewart's selbstcontrolirendes Manometer (* 1879 231 405) werden wir darauf aufmerksam gemacht, daſs derartige Manometer zuerst von der bekannten Armaturenfabrik von Dreyer, Rosenkranz und Droop in Hannover, und zwar schon vor Jahren, in den normalen Betrieb eingeführt wurden. Die ursprüngliche deutsche Construction unterscheidet sich von der englischen Nachahmung dadurch, daſs die beiden Bourdon'schen Röhren picht, wie bei letzterer, einander gegenüber liegen, sondern die eine, kleinere, innerhalb des von der gröſsern gebildeten Kreises; in Folge dessen ist auch die Anordnung der Zeiger eine verschiedene, während Effect und Wirkungsweise selbstverständlich dieselben sind. Bohlken's rotirender Verschluſsdeckel für Buttermaschinen und dergleichen. Der bisher angewendete Blech verschluſs an den Bohlken'schen Buttermaschinen (* 1878 229 95) schützt nicht hinlänglich gegen das Verspritzen von Milch u. dgl. Aus diesem Grund hat A. Bohlken in Varel (* D. R. P. Nr. 3434 vom 9. März 1878) an Stelle des festen Blechdeckels einen ganz flachen, auf der senkrechten Rührachse befestigten und daher mitrotirenden Deckel (aus Holz, Blech u. dgl.) angenommen, welcher trotz des 3 bis 6mm weiten Spielraumes am Rand vollkommen gegen das Verspritzen der Milch oder anderer zu verarbeitender Flüssigkeiten dichtet. Indem sich nämlich der Deckel rasch dreht, schleudert er die gegen denselben aufspritzende Flüssigkeit vermöge der Centrifugalkraft nach auſsen; es bildet sich zwischen dem Rande des rotirenden Deckels und der Faſswand ein sich mitdrehender flüssiger Verschluſs, welcher jeden Verlust hintanhält. Jaspar's elektrische Lampe. Nach der in der Revue industrielle, 1878 Bd. 9 S. 509 gegebenen Beschreibung und Abbildung läſst Jaspar jetzt (vgl. 1878 227 506) nur von dem untern Kohlenträger ein Metallstäbchen mit Kolben an seinem Ende in eine mit Quecksilber gefüllte Röhre herabreichen, deren lichte Weite den Kolbendurchmesser nur wenig übertrifft; dadurch ist jede rasche Bewegung der Kohlenträger verhütet, da das Quecksilber sich nur langsam durch den sehr kleinen ringförmigen Raum zwischen Kolben und Röhrenwand hindurchzwängen kann, während es zugleich beständig eine gute Zuleitung des negativen Stromes zur Kohle vermittelt. An dem positiven Kohlenträger wird die Zuleitung durch die Reibung gegen die Führung dieses Trägers oder durch einen eigenen kleinen Reibungscontact vermittelt. Senkt sich der obere Träger, so dreht eine von ihm ausgehende Schnur eine feste Rolle, auf deren Achse eine zweite Rolle von nur halb so groſsem Durchmesser sitzt und mittels einer andern Schnur den untern Träger hebt. Von einer dritten Rolle läuft eine dritte Schnur nach einem Hebel, auf welchem ein verstellbares Gegengewicht zu dem oberen Träger angebracht ist. In der ersten Rolle endlich kann noch ein anderes Gegengewicht der Stromstärke entsprechend der Achse näher oder entfernter eingestellt werden, welches dazu bestimmt ist, die verschieden starke Wirkung des Solenoids auf den vom unteren Träger in dasselbe hineinreichenden Eisencylinder auszugleichen; anfänglich liegt dieses Gegengewicht links von der Achse und unterstützt so die Wirkung des Solenoids auf den jetzt tief eingetauchten Cylinder; sind dann die Kohlen fast abgebrannt, so ist die Wirkung des Solenoids auf den jetzt nur noch wenig in dasselbe hineinragenden Cylinder wesentlich kräftiger, ihr entgegen arbeitet aber jetzt das Gegengewicht, das inzwischen durch seine höchste Stellung hindurch auf die linke Seite der Rollenachse gelangt ist. E–e. Analyse metallischer Bruchstücke von peruanischen Sculpturen. Nach A. Terreil (Comptes rendus, 1878 Bd. 87 S. 751) hatte eine Reihe Bruchstücke, welche bei Ancon, 35km von Lima, gefunden wurden und als Ueberreste der peruanischen Metallindustrie des 16. Jahrhunderts anzusehen sind, folgende Zusammensetzung: Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3 Nr. 4 Nr. 5 Silber   77,04   33,35   17,27 Spur Gold Spur     5,42 Kupfer     7,06   60,83   79,03   65,90   94,35 Zink   32,04 Eisen     1,05 Chlor   15,71     0,22     2,31 Spur Spur Sauerstoff, Schwefel, Arsen,    Wasser, Kohlensäure     0,19     0,18     1,39     1,01     5,53 Quarzsand     0,12 –––––––––––––––––––––––––––––––––––– 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00. Die Gegenwart des Chlores erklärt sich daraus, daſs die Bruchstücke im Seesande aufgefunden wurden. Scandium, ein neues Element. Bei seinen Untersuchungen über das Ytterbium hat L. F. Nilson (Comptes rendus, 1879 Bd. 88 S. 645) ein neues, dem Ytterbium ähnliches Element im Gadolinit gefunden, welches er „Scandium“ (von Skandinavien) nennt. Ueber die Bildung von Pyroxen. L. Gruner (Comptes rendus, 1878 Bd. 87 S. 937) hat beobachtet, daſs beim Glühen eines Thonerde und Magnesia enthaltenden Kalksteines, der zur Ausfütterung von Bessemerbirnen dienen sollte, in einem mit Quarzstein ausgesetzten Ofen ein Theil abschmolz und Krystalle bildete, welche in Aussehen und Zusammensetzung dem Diopsid glichen. Die Thonerde war also bei der hohen Temperatur durch die Kieselsäure völlig ausgetrieben, scheint also die Rolle einer Säure gespielt zu haben. Ueber die Herstellung von walzbarem Kobalt und Nickel. Bekanntlich erhält man Kobalt und Nickel durch Schmelzen nur im porösen, für die weitere Verarbeitung mit Hammer und Walze durchaus ungeeigneten Zustande. Th. Fleitmann (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 454) ist es nun gelungen, durch Zusatz von ⅛ Proc. Magnesiummetall dichte Guſsstücke von einer dem Guſsstahle gleichkommenden Festigkeit, Zähigkeit und hoher Politurfähigkeit zu erlangen, wobei das Kobalt das Nickel in Weiſse und in Glanz übertrifft, während beide der Einwirkung der Atmosphäre sehr gut widerstehen. Beide Metalle lassen sich in der Weiſsglühhitze mit Stahl und Eisen so zusammenschweiſsen, daſs Eisen- und Stahlstücke, die auf einer oder auf beiden Seiten mit Nickel oder Kobalt überzogen worden sind, sich zu den dünnsten Nummern auswalzen lassen, ohne daſs eine Loslösung der einander förmlich durchdringenden Metalle stattfindet. Für die Ausführung des Versuches ist es wichtig, das Magnesium durch ein Loch im Deckel des Tiegels einzubringen, nachdem man vorher durch einige Stückchen Holzkohle den Sauerstoff entfernt hat, da sonst heftige Explosionen eintreten können. Ueber einige Phosphormetalle. O. Emmerling (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 152) hat verschiedene Metalle mit Phosphor in Glasröhren eingeschmolzen und dann zur Dunkelrothglut erhitzt. Kupfer lieferte auf diese Weise eine sprode, zerreibliche Masse von mattem Silberglanz, unlöslich in Salzsäure, leicht löslich in Salpetersäure; die Zusammensetzung entspricht der Formel CuP. Magnesium gibt eine bleigraue Masse, die an der Luft sehr rasch zu Magnesiumphosphat oxydirt wird. Aluminium und Quecksilber wurden nicht angegriffen. Silber gab schwarzes AgP, Cadmium Nadeln von Cd2P, Zink krystallinisches Zn3P2, Eisen wurde nur unbedeutend angegriffen, Zinn gab weiſses SnP und schwarzes SnP2. Zur Bestimmung des Zinkes. C. Mann (Zeitschrift für analytische Chemie, 1879 S. 162) fällt das Zink in essigsaurer Lösung mit Schwefelwasserstoff, kocht, filtrirt und wäscht aus. Das so erhaltene Schwefelzink wird nun sammt Filter in ein kleines Becherglas geworfen, etwa 30 bis 50cc heiſses Wasser zugegossen und mit einem Glasstabe tüchtig umgerührt. Man setzt dann gut ausgesüſstes feuchtes Chlorsilber im Ueberschuſs zu und kocht, bis die über dem Rückstand stehende Flüssigkeit klar geworden ist, da die vollständige Zersetzung des Schwefel zinkes erst bei einer dem Siedepunkte des Wassers nahen Temperatur erfolgt. Zuletzt sind der siedenden Flüssigkeit noch etwa 5 bis 6 Tropfen verdünnte Schwefelsäure (1:6) zuzusetzen. Nun wird filtrirt und in der so gewonnenen Chlorzinklösung das Chlor mittels Silber und Rhodanammonium in bekannter Weise bestimmt; aus dem Chlorgehalt wird dann die Zinkmenge berechnet. F. Beilstein und L. Jawein (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 446) bestimmen das Zink elektrolytisch (vgl. 1877 226 112). Zu diesem Zweck wird die Salpetersäure oder schwefelsaure Lösung des Zinkes mit Natron bis zur Entstehung eines Niederschlages und dann so lange mit Cyankalium versetzt, bis eine klare Lösung erfolgt. Nun taucht man die Platinelektroden in die Flüssigkeit und leitet den Strom von 4 Bunsen'schen Elementen hindurch. Hat man nur wenig Lösung, so muſs man das Becherglas, welches dieselbe enthält, zur Abkühlung in eine Schale mit Wasser stellen. Ist alles Zink gefällt, so hebt man die Elektroden aus der Lösung, wäscht mit Wasser, Alkohol und Aether, trocknet und wiegt das Zink. Nun lost man dasselbe in Salzsäure und senkt die gereinigte und gewogene Elektrode noch einmal in die Lösung, um sich von der vollständigen Fällung des Zinkes zu überzeugen. Zur Bestimmung von Kobalt, Nickel und Zink. A. Classen (Zeitschrift für analytische Chemie, 1879 S. 189) bestimmt Kobalt, Nickel und Zink als Oxalate, ohne vorher Eisenoxyd und Thonerde abzuscheiden. Zu diesem Zweck fügt er zu der möglichst neutralen Auflösung so viel neutrales oxalsaures Kalium hinzu, bis sich der Niederschlag wieder Unter Bildung eines Doppelsalzes gelöst hat. Dann fügt man unter Umrühren etwa das gleiche Volum Essigsäure hinzu, wäscht den entstandenen Niederschlag mit einem Gemisch aus gleichen Volumen Essigsäure, Alkohol und Wasser, trocknet und glüht im Platintiegel. Nickel und Zink werden als NiO und ZnO gewogen, Kobalt nach der Reduction im Wasserstoffstrom (vgl. 1877 225 515) Zur Bestimmung von Arsen und Antimon. Nach R. Bunsen (Liebigs Annahn der Chemie, 1879 Bd. 192 S. 305) löst man die bei der Analyse erhaltenen Sulfide des Arsens und Antimons auf dem Filter noch feucht in überschüssiger Kalilauge, bringt die Lösung mit dem eingedampften Waschwasser in einen etwa 150cc fassenden Porzellantiegel und leitet so lange Chlorgas hindurch, bis alles Alkali zersetzt ist. In dem mit einem Uhrglase bedeckt gehaltenen, im Wasserbad erhitzten Tiegel wird darauf allmälig mit einer Pipette concentrirte Salzsäure in groſsem Ueberschuſs getropft, die Flüssigkeit auf die Hälfte eingedampft, das Verdampfte durch ein gleiches Volum concentrirter Salzsäure wieder ersetzt und der Tiegelinhalt abermals auf die Hälfte verdampft, um alles freie Chlor zu entfernen. Der Tiegelinhalt läſst sich jetzt ohne Zusatz von Weinsäure mit sehr verdünnter Salzsäure zu einer wasserhellen Lösung verdünnen. Versetzt man diese Lösung für jedes Decigramm oder weniger der darin zu erwartenden Antimonsäure mit ungefähr 100cc frisch bereiteten, gesättigten Schwefelwasserstoffwassers, so entsteht je nach der gröſseren oder geringeren Menge des vorhandenen Antimons sogleich oder nach kurzer Zeit ein Niederschlag von Antimonpentasulfid. Sobald dieser Niederschlag sich reichlich ausgeschieden hat, wird der überschüssige Schwefelwasserstoff wieder aus der Lösung entfernt, was leicht dadurch zu bewerkstelligen ist, daſs man mittels des Blasebalges eines Glasbläsetisches einen durch Baumwolle filtrirten, sehr stürmischen Luftstrom durch die den Niederschlag suspendirt enthaltende Flüssigkeit streichen läſst, während man das Becherglas, um ein Verspritzen seines bewegten Inhaltes zu vermeiden, mit einem durchlöcherten Uhrglase, durch dessen Durchbohrung das Luftzuleitungsrohr geführt wird, bedeckt hält. Zur Austreibung des Schwefelwasserstoffes sind etwa 15 bis 20 Minuten erforderlich. Der Antimonniederschlag wird jetzt auf ein gewogenes Filter gebracht und mittels der Wasserluftpumpe ausgewaschen, indem man das Filter der Reihe nach 8 Mal mit Alkohol, 4 Mal mit Schwefelkohlenstoff und zum Schluſs wieder 3 Mal mit Alkohol anfüllt, dann bei 110° getrocknet. Die das Arsenik als Arsensäure enthaltende abfiltrirte Lösung enthält nicht die geringste Spur von Antimon, der Antimonniederschlag aber unter Umständen Spuren von Arsen, so daſs die Scheidung mit dem nur mit Wasser ausgewaschenen Antimonniederschlage durch Betropfen des Filters mit Kalilauge noch einmal zu wiederholen ist. Die so erhaltenen Arsenlösungen erhitzt man nun nach Zusatz weniger Tropfen Chlorwasser auf dem Wasserbade, leitet wiederholt in der Wärme und während des Erkaltens Schwefelwasserstoff ein, läſst bei mäſsiger Wärme absetzen und filtrirt auf ein gewogenes Filter. War stets ein Ueberschuſs von Schwefelwasserstoff vorhanden, so besteht der erhaltene Niederschlag aus wenig Schwefel und reinem Arsenikpentasulfid ohne Trisulfid. Man behandelt ihn vor der Wägung genau so wie den Antimonniederschlag. Ueber die Herstellung von Schwefelwasserstoff bei gerichtlich chemischen Untersuchungen. Schon i. J. 1869 fand W. Kubel, daſs der aus unreinen, arsenhaltigen Stoffen dargestellte Schwefelwasserstoff Arsenwasserstoff enthält. R. Otto macht in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 215 auf die Gefahr aufmerksam, daſs auf diese Weise Arsen in die zu untersuchende Flüssigkeit komme, sobald dieselbe Stoffe enthalte, z.B. Chlor, welche das Arsenwasserstoffgas oxydiren. Otto empfiehlt daher, das Gas aus Schwefelcalcium, welches man leicht durch Glühen von Gyps mit Kohle gewinnen kann, und reiner Salzsäure herzustellen. Läſst man die Säure tropfenweise einflieſsen, so erhält man einen gleichmäſsigen Strom von reinem Schwefelwasserstoff. Ueber die quantitative Bestimmung des Wasserstoffsuperoxydes. Nach den in der Zeitschrift für analytische Chemie, 1879 S. 133 veröffentlichten umfassenden Untersuchungen von E. Schöne wird für Lösungen, welche in 1l weniger als 1mg H2O2 enthalten, das Wasserstoffhyperoxyd am besten colorimetrisch mit Jodkalium und Stärke bestimmt. In Lösungen, welche keine reducirenden Stoffe enthalten, wird das Wasserstoffsuperoxyd am genauesten und bequemsten durch Titriren mit Chamöleonlösung bestimmt. Ueber die Einwirkung von Chlorgas auf Bariumhydrat. Nach Versuchen von Konigel-Weisberg (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 346) nimmt Bariumhydrat (H2BaO2) kein Chlor auf. Nur bei vorhandenem Wasser wird Chlor aufgenommen und zwar um so mehr, je mehr Wasser zugegen ist, bis schlieſslich aller Baryt mit Chlor gesättigt ist. Durch die Einwirkung des Chlores erfolgt wahrscheinlich anfangs die Bildung eines unterchlorigsauren Salzes neben Chlormetall, das gebildete unterchlorigsaure Salz zerfällt aber sogleich in chlorsaures Salz und Chlormetall, so daſs im erhaltenen Producte nur verhältniſsmäſsig kleine Mengen unterchloriger Säure aufzufinden war, während fast die ganze Chlormenge im Chlormetall und Chlorsäuren Salze steckt, so daſs die Reaction durch die bekannte Gleichung der Einwirkung- des Chlores auf Alkalien: 6BaO +12Cl = 5BaCl2 + Ba(ClO3)2 ausgedrückt werden kann (vgl. 1873 209 204). Zur Kenntniſs des Paraffins. Nach den Versuchen von E. Lippmann und J. Hawliczek (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 69) scheint das Braunkohlenparaffin aus einer dem Eikosylen (C20H38) entsprechenden Wasserstoffverbindung C20H42 zu bestehen, gemengt mit zum Theil noch höher siedenden Kohlenwasserstoffen. Ozokerit liefert ebenfalls Eikosylen, nur in geringerer Menge als das Braunkohlenparaffin. Herstellung eines harzähnlichen Körpers aus der bei der Reinigung von Oelen abfallenden Schwefelsäure. W. P. Jenney in Boston (D. R. P. Nr. 3577 vom 8. Mai 1878) schlägt vor, die Schwefelsäure, welche bei der Reinigung von Erdöl oder Braunkohlentheeröl abfällt, mit Wasser zu mischen, das abgeschiedene Oel wiederholt mit Wasser und etwas Soda zu waschen und dann in einem Destillirapparat so lange zu erhitzen, daſs der Siedepunkt auf 260° steigt. Nun wird auf 150 bis 200° abgekühlt und 2 Tage lang ein Luftstrom hindurchgeleitet. Die so durch Oxydation des Oeles erhaltene tiefbraune, harzähnliche Masse ist unlöslich in Wasser, Alkalien, Alkohol und Säuren mit Ausnahme der Schwefelsäure, löst sich dagegen leicht in Fetten, Oelen, Benzol, Chloroform, Aether, Schwefelkohlenstoff und Terpentinöl. Mit Guttapercha oder Kautschuk zusammengeschmolzen, gibt sie elastische, isolirende Massen. Herstellung von Schwefelarsen. G. Plesch in Silberhoffnung (* D. R. P. Nr. 2672 vom 14. Februar 1878) schlägt zur Darstellung von gelbem und rothem Schwefelarsen vor, arsenige Saure und Schwefel aus eisernen Retorten zu destilliren, die entweichende schweflige Säure aber in Bleikammern zu leiten. Das Mischlingsverhältniſs wird folgenden Zersetzungsgleichungen entsprechend genommen: 2As2O3 + 7S = 2As2S2 + 3SO2 und 2As2O3 + 9S = 2As2S3 + 3SO2. Auch das Läutern des rohen Schwefelarsens soll durch Destillation mit etwas Schwefel, nicht durch Schmelzen in offenen Kesseln ausgeführt werden, wie dies bisher geschieht. Zur Herstellung von hydraulischem Kalk. Dr. Zernikow in Oderberg i. M. (D. R. P. Nr. 3774 vom 10. März 1878) schlägt vor, ein Gemisch von Ziegelmehl mit Kalk so lange zu kochen, bis die Ziegelmehltheile mit einer dünnen Schicht von kieselsaurem Kalk überzogen sind. Dieses Gemisch wird dann geglüht und die erhaltene graue Masse mit der erforderlichen Menge Kalk gemischt, um in gewöhnlicher Weise als hydraulischer Mörtel verwendet zu werden. Zur Nachweisung des Mutterkornes. Um im Mehl Mutterkorn nachzuweisen, kocht man etwa 20g desselben so lange mit Alkohol aus, bis ein neuer Aufguſs nicht mehr gelb gefärbt wird, setzt dann 20 Tropfen verdünnter Schwefelsäure zu, rührt um und laſst absitzen. War Mutterkorn vorhanden, so ist jetzt der Alkohol röthlich gefärbt und gibt nach J. Petri (Zeitschrift für analytische Chemie, 1879 S. 211) im Spectralapparat untersucht zwei charakteristische Absorptionsstreifen. Bestimmung der Essigsäure im Wein. L. Weigert (Zeitschrift für analytische Chemie, 1879 S. 207) bringt 50cc Wein in einen Glaskolben, der durch eine Kochsalzlösung erhitzt wird, verbindet den Kolben mit einem Kühler, verdünnt die Luft in demselben mittels einer Wasserluftpumpe und destillirt bis zur Trockne. Nun wird in dem Kolben etwas Wasser nachgegossen und nochmals unter Luftverdünnung abdestillirt, schlieſslich der Säuregehalt des Destillates durch Titriren bestimmt. Zur Untersuchung der Butter. Bekanntlich bestimmt Hehner (1877 225 404. 226 103) die unlöslichen Fettsäuren, während Heintz (1878 228 478) die löslichen Säuren titrirt. J. Köttstorfer schlägt dagegen in der Zeitschrift für analytische Chemie, 1879 S. 199 vor, sämmtliche Säuren eines Fettes durch Titriren zu bestimmen. Zu diesem Zweck wäge man 1 bis 2g eines durch Umschmelzen und Filtriren gereinigten Fettes in einem etwa 70cc fassenden hohen Becherglase, setze 25cc titrirter Kalilösung hinzu und erwärme es in einem Wasserbade. Kommt der Weingeist nahe zum Sieden, so wird mit einem Glasstäbchen umgerührt, bis sich das Fett vollständig aufgelöst hat, wozu kaum 1 Minute erforderlich ist. Man spüle dann das Glasstäbchen mit Weingeist in das Becherglas ab und lege jenes an einen gesicherten Ort, das Becherglas aber bedecke man mit einem Uhrglas und erwärme dasselbe 15 Minuten lang derart, daſs der Weingeist nicht zum stark wallenden Kochen kommt. Nach Ablauf der Viertelstunde wird das Uhrglas mit Weingeist in das Becherglas abgespült und entfernt, und die weingeistige Lösung mit dem obigen Glasstäbchen noch eine Minute umgerührt, damit auch die dem Stäbchen etwa noch anhängenden Fetttheilchen verseift werden. Man versetze hierauf die vom Wasserbade weggenommene Lösung mit 1cc weingeistigem Phenol-Phtalein und titrire mit ½-Normalsäure zurück. Von verschiedenen Butterproben erforderte 1g zwischen 221,5 und 232mg KOH, 1g Rindstalg dagegen 196,5, Schweinefett 196, Hammeltalg 197, Olivenöl 192 und 1g Rüböl 197mg Kaliumhydrat zur Verseifung; 1g Wiener Sparbutter gebrauchte 196mg KOH. E. Königs bestimmt bei Prüfung der Butter auf fremde Fette das specifische Gewicht derselben bei 100° mittels kleiner Aräometer. Er fand so nach dem Correspondenzblatt des Vereines analytischer Chemiker, 1878 S. 14 für: Kunstbutter 0,859 Naturbutter 0,865 bis 0,868, meist 0,867 Rinderfett 0,860 Hammelfett 0,860 Schmalz 0,861 Pferdefett 0,861. Ueber einige Methylester der Propionsäure- und Buttersäuregruppe. Durch Einleiten von Chlorwasserstoff in die Methylalkohollösungen der reinen Säuren hat G. W. A. Kahlbaum (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 343) folgende Ester erhalten: Methylester der Siedepunkt Spec. Gew. Propionsäure, C3H5O---O---CH3   79,5° 0,9578 α-Chlorpropionsäure, C3H4ClO---O---CH3 132,5 1,0750 Buttersäure, C4H7O---O---CH3 101,0 0,9475 Crotonsäure, C4H5O---O---CH3 120,7 0,9806 Monochlorcrotonsäure, C4H4ClO---O---CH3 160,8 1,0933. Ein neues Carbazol aus dem Steinkohlentheer. Bei der Sublimation der Destillationsrückstände des Rohanthracens werden grünlich gelb gefärbte Blättchen erhalten, welche nach dem Schmelzen mit Kali farblose Krystalle der Formel C16H11N bilden. Nach C. Gräbe und W. Knecht (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 341) löst sich dieser Körper so gut wie nicht in kaltem Alkohol und Benzol, sehr wenig in siedendem Benzol und Eisessig. In heiſsem Anilin ist er ziemlich löslich, in kaltem wenig. Die Lösungen haben eine intensive blaue Fluorescenz. Er schmilzt bei 330° und siedet höher als Schwefel. In kalter Schwefelsäure löst er sich mit gelber Farbe; die geringsten Mengen salpetriger Säure oder Salpetersäure genügen, um die Lösung bräunlich grün zu färben. Ueber die Bildung organischer Ultramarine. Durch Erhitzen von Silberultramarin mit den Chlor- oder Jod Verbindungen verschiedener Alkoholradicale bekam de Forcrand (Comptes rendus, 1879 Bd. 88 S. 30) ein hellgraues Pulver, welches nun die entsprechenden Alkoholradicale enthält. Mit Chlornatrium erhitzt, erhält man wieder gewöhnliches Ultramarin. Ueber Antichlor. Das von Fordos und Gélis als Antichlor vorgeschlagene unterschwefligsaure Natron soll sich nach ihrer Angabe in folgender Weise umsetzen: Na2S2O3 + 8Cl + 5H2O = Na2SO4 + H2SO4 + 8HCl. G. Lunge (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 404) hat nun eine Lösung von unterchlorigsaurem Natron mit einer titrirten Lösung von Natriumhyposulfit im Ueberschuſs versetzt, dann mit Jodlösung zurücktitrirt. Dabei trat, wenn man nicht vorher Wasser zusetzte, leichte Erwärmung, Geruch nach Schwefelwasserstoff und Trübung durch ausgeschiedenen Schwefel ein. Stets wurde mehr Hyposulfit zerstört, als selbst der Gleichung: 2Na2S2O3 + 2Cl = Na2S4O6 + 2NaCl entspricht, für 20cc Chlornatronlösung nämlich statt 14,3 meist 19 bis 20cc. Hiernach scheint die Hauptzersetzung nach der letzten Gleichung stattzufinden, daneben auch theilweise nach der ersten, da die alkalisch reagirende Flüssigkeit nach einigen Minuten stark sauer wurde, und auſserdem wird durch gewisse Nebenreactionen Hyposulfit zerstört. Auch wenn das Chlornatron im Ueberschuſs blieb, wurden 19,4 bis 19cc Hyposulfit gebraucht, so daſs also auch hier von jedem Molecül des Hyposulfites weniger als 1 Atom Chlor gebunden wurde. War die Chlornatronlösung erst mit Natriumcarbonat versetzt, zur Abstumpfung der nach der ersten Gleichung entstehenden freien Säure, so wurden sogar 23cc Hyposulfit gebraucht. Versuche mit dem von Kolb als Antichlor vorgeschlagenen Ammoniak forderten 2 bis 3 Mal so viel Ammoniak, als die Gleichung 4NH3 + 3Cl = 3NH4Cl + N angibt. Auſserdem geht die Reaction langsam und unter Entwicklung eines äuſserst heftigen Geruches vor sich, ist daher praktisch unbrauchbar. Darstellung von Farbstoffen mittels Benzotrichlorid. Die Actiengesellschaft für Anilinfabrikation in Berlin (D. R. P. Nr. 4322 vom 26. Februar 1878) erhitzt zur Herstellung eines grünen Farbstoffes 3 Th. Bimethylanilin, 2 Th. Benzotrichlorid (C6H5.CCl3) und 1,5 Th. festes Chlorzink in einem emaillirten Gefäſs unter Umrühren 3 Stunden lang auf 110°. Die erhaltene Schmelze wird durch Destillation mit Wasserdampf von den flüchtigen Beimengungen gereinigt, der Rückstand durch viel kochendes Wasser ausgezogen und die filtrirte Lösung mit Kochsalz ausgefällt (vgl. 1878 228 558. 1879 231 76). Der so erhaltene Farbstoff ist, in Wasser oder Spiritus gelöst, direct in der Färberei und Druckerei brauchbar. In derselben Weise gibt Methyldiphenylamin einen grünen Farbstoff. Phenol, Naphtol und Resorcin geben beim Erhitzen mit Benzotrichlorid gelbe Farbstoffe. Werden 6 Th. Resorcin mit 5 Th. Benzotrichlorid in emaillirten Gefäſsen mehrere Stunden lang auf 100 bis 120° erhitzt, so erhält man nach dem Auskochen mit Wasser einen dem Fluorescem ähnlichen Körper. Derselbe ist fast unlöslich in Wasser, löslich in Alkohol und verdünnten Alkalien. Die alkalische Lösung gibt beim Verdünnen mit Wasser eine schwach fluorescerirende Flüssigkeit, welche Wolle und Seide direct gelb färbt. Wird dieser Farbstoff in Eisessig vertheilt und mit einer Lösung von Brom in Eisessig versetzt, dann in Wasser gegossen, die ausgeschiedene Masse mit Wasser gewaschen in Alkalien gelöst, so erhält man nach entsprechender Reinigung einen dem Eosin ähnlichen Farbstoff. Zur Synthese des Indigoblau. Als Fortsetzung seiner Versuche über die Herstellung des Indigoblau aus Isatin (1879 231 367) theilt A. Baeyer in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 456 mit, daſs man das Isatinchlorid C8H4ClNO am besten dadurch herstellt, indem man 5g Isatin mit 6 bis 7g Phosphorpentachlorid und 8 bis 10g trocknem Benzol erwärmt, dann nach dem Erkalten die erhaltenen braunen Nadeln mit Ligroin auswäscht und im Vacuum trocknet. Das so erhaltene Isatinchlorid wird in Eisessig, der mit etwas Zinkstaub versetzt wurde, unter Umschütteln eingetragen. Die anfangs von unzersetztem Chlorid braun gefärbte Flüssigkeit wird schnell farblos. Man filtrirt nun ab und läſst 24 Stunden an der Luft stehen. Die Farbe der Flüssigkeit geht schnell durch Grün in Violett über, während sich schöne Krystalle von Indigblau absetzen, welche von der Indigpurpurin enthaltenen Mutterlauge getrennt werden. Die zweite Methode, welche noch bessere Ausbeute zu liefern scheint, besteht darin, daſs das Isatinchlorid mit einer Lösung von Jodwasserstoffgas in Eisessig übergössen wird. Unter starker Jodausscheidung geht das Chlorid in Indigblau über, welches in gewöhnlicher Weise zu reinigen ist. Mit Zinks taub gibt das Isatinchlorid etwa 50 Proc. blauen Farbstoff, welcher das Blau und das Purpurin in sehr wechselnden Mengen enthält, und zwar überwiegt in der Regel das dem Indigblau isomere Indigpurpurin. Es verhält sich im Allgemeinen wie Indigblau, sublimirt ebenso, gibt auch eine Küpe, ist aber Oxydationsmitteln gegenüber beständiger. Es wird aus der essigsauren Lösung durch Wasser und kohlensaures Natron ausgefällt, ist leicht löslich in Eisessig, löslich in Alkohol, Aether, Benzol, Chloroform. Beim Verdünnen einer alkoholischen Lösung mit Wasser scheidet es sich in krystallinischen Flocken aus, aus Chloroform krystallisirt es in verzweigten Nadeln. Das Absorptionsspectrum seiner Lösungen ist charakteristisch und dabei völlig verschieden von dem des Indigblau. Glanz ertheilender Zusatz zur Stärke. L. Heidingsfeld in Straſsburg (D. R. P. Nr. 4264 vom 11. Mai 1878) schlägt zu diesem Zweck folgendes Gemisch vor: 50g Wallrath, 50g arabisches Gummi, 50g Alaun, 125g Glycerin und 725g Wasser. Verfahren zum Aufbringen von Flimmern auf Webstoffe. Den Gegenstand der von Gebrüder Bessy in St. Etienne (D. R. P. Nr. 1684 vom 2. December 1877) gemachten Erfindung bildet die Herstellung von Webstoffen (Sammet, Seide, Bänder und Posamentirwaaren), welche mit farbigen oder nichtfarbigen, glänzenden und funkelnden Flimmern von Metall oder mit kleinen Blättchen von diamantirendem Scheine besetzt sind. Diese Stoffe bilden namentlich bei künstlicher Beleuchtung ganz besondere Effecte. Die Blättchen oder Splitter sind von Leim, Stärke oder Glas u.s.w. Sind die Flimmer von Metall, so werden sie mit Gummi arabicum innig gemischt, Diese Körperchen streut man hierauf auf den über Walzen laufenden Stoff, feuchtet sie mittels Dampfstrahl an, wodurch sie klebrig werden und beim Trocknen genügend fest an dem Gewebe anhaften. Die nicht fest haftenden Flimmern schüttelt man einfach ab. Bei der Behandlung mit Dampf behufs Befeuchtens der Klebsubstanz wird die Nuance des Gewebes nicht angegriffen. Um Muster zu erzeugen, benutzt man Papierschablonen, welche auf den Stoff aufgelegt werden.