Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 232, Jahrgang 1879, Miszellen, S. 377
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Miscellen. Miscellen. Heber mit Saugpumpe. An Stelle des üblichen Ansaugerohres von Hebern für ätzende Flüssigkeiten u. dgl. bringt J. Wigandt in Klein-Zeisgendorf bei Dirschau (* D. R. P. Nr. 1371 vom 8. November 1877) auf dem Hauptrohre des Hebers eine kleine Pumpe an. Dieselbe besteht aus einem unten spitz zulaufenden, mit einem anschraubbaren Deckel versehenen Cylinder, in welchem sich ein Kolben auf und nieder bewegen läſst. Das spitz zulaufende untere Cylinderende steht durch ein aufwärts gebogenes Röhrchen mit dem Hauptrohre des Hebers in Verbindung und ist mit einem Hahn versehen; ebenso befindet sich ein Hahn am unteren Ende des Hauptrohres. Der letztere wird geschlossen, während der erstere geöffnet ist und das Hauptrohr durch Bewegung des Pumpenkolbens gefüllt wird; dann wird er geöffnet und der Hahn am Cylinderende geschlossen. Gower's Telephon. F. A. Gower in Paris, ein früherer Mitarbeiter Bell's, hat ein dosenförmiges Telephon hergestellt, bei welchem die beiden Enden des halb kreisförmigen, an dem Boden des hölzernen oder kupfernen Gehäuses liegenden Magnetes einander in der Richtung eines Durchmessers genähert sind; auf jeden Pol ist ein eiserner, der schwingenden Platte zugewendeter Schuh aufgesetzt, der von einer Spule umgeben ist (vgl. 1879 231 140). In die Platte selbst, welche viel gröſser ist als bei andern Telephonen, ist, etwas auſser der Mitte, ein länglicher Schlitz eingeschnitten, welcher beim Sprechen keineswegs stört, sich aber beim Rufen ähnlich wie eine Pfeife benutzen läſst; unter dem Schlitze liegt nämlich eine Zunge, welche anspricht, wenn man durch das biegsame Rohr, das von dem an der Wand oder an dem Tische befestigten Telephone nach dem Sitze des Sprechenden geführt ist, einen kräftigen Luftstrom stöſst. An diesem Telephon kann man das Gesprochene schon aus einer Entfernung von 10 bis 20m hören und ebenso darf man aus einer ähnlichen Entfernung gegen das Telephon sprechen. (Nach dem Telegraphic Journal, 1879 Bd. 7 S. 75 und 98. Vgl. * D. R. P. Nr. 5871 vom 15. October 1878). Die Kohlen in Sawyer und Man's elektrische Lampe. Ueber die eigentümliche Herstellung der Kohlenstäbchen, welche Sawyer und Man in ihrer elektrischen Lampe (1879 231 238) verwenden, wird erst jetzt etwas Näheres im Scientific American, 1879 Bd. 40 S. 145 bekannt. Die fraglichen Kohlen sind etwa 13mm lang und halten knapp 2mm im Durchmesser; ihre Farbe ist stahlgrau und ihre Oberfläche hart wie Stahl, während sie im Innern weich sind. Bei früheren Versuchen benutzte Sawyer als grünenden KörperDas erste Patent auf elektrische Beleuchtung mittels glühender Körper wurde übrigens bereits am 21. August 1841 an Friedr. v. Moleyns zu Cheltenham ertheilt (vgl. Telegraphic Journal, 1879 Bd. 7 S. 87). schlanke Stifte aus Gasretortenkohle in einer Atmosphäre von Leuchtgas. Die Kohlen wurden langsam verzehrt, zugleich aber lagerte sich auf ihnen eine oberflächliche Schicht ab, welche augenscheinlich aus Kohle bestand und doch in Glanz und Härte sich von allen Kohlen unterschied, welche Sawyer kannte. In der Vermuthung, daſs in einem dichtem. Kohlenwasserstoffe eine raschere Ablagerung eintreten würde, versuchte Sawyer eine gröſsere Anzahl solcher Flüssigkeiten und fand Olivenöl ganz befriedigend. Seine Methode besteht einfach darin, die Kohle bis zu einer äuſserst hohen Temperatur zu erhitzen, dadurch daſs er durch sie einen elektrischen Strom gehen läſst, während sie in das Oel eingetaucht ist. Den besten Erfolg erzielt man mit Weidenkohlenstäbchen, da sich auf diesen sehr rasch eine äuſserst harte Lage von Kohle absetzt, weil der Kohlenwasserstoff durch das erhitzte Stäbchen zersetzt wird. E–e. Ueber das Hämatit-Vorkommen in der Grafschaft Lincolnshire. In der Umgebung des Dorfes Frodingham bei Brigg in Nord-Lincolnshire befindet sich ein etwa 6m mächtiges Lager von Rotheisenstein von sehr verschiedener Zusammensetzung. Die Dicke der einzelnen Eisensteinflötze schwankt zwischen einigen bis zu 90cm, und im Allgemeinen nimmt der Kalkgehalt des Erzes, welcher in Verbindung mit Kohlensäure vorhanden ist, von oben nach unten zu, so daſs die untersten 0m,6 ungefähr 40 Procent von jener Substanz enthalten. Die obersten Flötze dagegen sind arm an Kalk, aber reich an Eisen und liefern das Erz in mulmigem Zustand, ähnlich der Gartenerde. Dasselbe enthält im Sommer in der Regel 15, im Winter nicht unter 20 Proc. Wasser. Zur Verwerthung dieses bedeutenden Erzvorkommens bildete sich die North-Lincolnshire Iron Company und erbaute an Ort und Stelle i. J. 1865 einen Hohofen von 21m,34 Höhe und 6m,10 Kohlensack mit Gicht-Trichterverschluſs, welchem sehr bald andere Anlagen folgten. Die vorhandenen Erze wurden gemischt, und da der Möller noch einen Ueberschuſs von Kalk zeigte, so bediente man sich als Zuschlag eines kieseligen Sandes. Allein alle Versuche, auf besagte Weise die Eisensteine zu verhütten, endeten mit sehr entmuthigendem Miſserfolg. Der erst erbaute Hohofen entledigte sich, nachdem er seit Beginn des Betriebes an fortwährendem Stürzen der Gichten gelitten hatte, eines Tages, in Folge einer gewaltigen Gasexplosion, des ganzen Gasfanges sowie der oberen 5m,50 des Schachtmauerwerkes, und anderen benachbarten Oefen ging es kaum besser. Nach diesen Vorkommnissen ging man dazu über, die Erze bei offener Gicht zu verschmelzen, und richtete die abgedeckten Hohofen in der gebliebenen Höhe von 15m,85 dazu ein. Das Aufhängen der Schmelzmasse und darauf folgende Niederstürzen war damit indessen durchaus nicht beseitigt, und es entstanden während des Blasens im Inneren des Ofens häufig so gewaltige Kraftäuſserungen, daſs sowohl Erz als Kokesstücke bis zu Höhen von 30m über die Hohofengicht hinaus geschleudert wurden. Man begreift wohl, daſs Gasexplosionen überhaupt Kräfte entwickeln können, welche im Stande sind, so groſsartige Zerstörungen anzurichten, wie die oben beschriebenen; allein über die Entstehungsweise und Art der in vorliegenden Fällen zur Thätigkeit gelangten Gase hat man sich bis zur Stunde noch keine Klarheit verschaffen können. Kurz es verging ein Zeitraum von mehreren Jahren, bis man durch viele und kostspielige Versuche dazu gelangte, das von der Natur gebotene Rohmaterial mit Vortheil zu verhütten. Heute zählt die Umgebung von Frodingham 21 Hohöfen von beträchtlichen Dimensionen, welche i. J. 1875 110000t Roheisen erzeugt haben. Eines der best eingerichteten Werke ist i. J. 1873 von der Lincolnshire Iron Smelting Company errichtet worden. Dasselbe besteht aus 2 Hohöfen von 21m,34 Höhe, 6m,10 Kohlensack-, 2m,13 Gestell-, 3m,35 Gichtweite und einem Fassungsvermögen von 289cbm. Die Rast hat eine doppelte Neigung, und zwar beträgt der Winkel des unteren Theiles 75 und derjenige des oberen 65°. Die Windzuführung geschieht durch 4 Formen von je 89mm Durchmesser mit einer Pressung von 0k,25 auf 1qc. Der obere Theil des Schachtes ist von einem ringförmigen horizontalen Gassammelkasten umgeben, welcher mit dem Inneren des Ofens, in einer Entfernung von 4m,88 unterhalb der Gicht, durch 12 geneigte, im Mauerwerk ausgesparte und regelmäſsig unter sich vertheilte Kanäle in Verbindung steht. Der Sammelkanal ist 2m,13 hoch, 0m,91 breit und liefert die Gase durch ein Kopfventil in eine vertical absteigende Rohrleitung von 1m,37 Weite. Derjenige Theil des Schachtes, welcher sich oberhalb der Gasabzugskanäle befindet, ist von oben nach unten verengt; denn, während der Gichtdurchmesser 3m,35 beträgt, hat der Schacht in der Höhe der Kanäle nur 3m,05 Weite. Dieser Ofen theil dient, abgesehen davon, daſs er durch seine Form den darunter liegenden Schacht zum Theil entlastet, als Trocken- und Röstofen. Im Uebrigen zeigt die Form der Hohöfen nichts Auſsergewöhnliches. Die aufgefangenen Gase dienen sowohl zur Dampferzeugung, als zur Winderhitzung und werden nach dem Verbrauch durch einen Schornstein von 3m,05 Weite und 48m,77 Höhe ins Freie geführt. Die Windapparate, aus guſseisernen Röhren construirt, haben für jeden Hohofen 641qm Heizfläche und erhitzen die Gebläseluft auf ungefähr 400°. Ein regelmäſsiger Hohofenbetrieb mit den Erzen von Frodingham ist erst dann eingetreten, als man die kalkreichsten Partien sorgfältig ausschied und auch unter den übrigen eine strenge Auswahl traf, so daſs die Mischung der heute noch zur Verhüttung gelangenden dortigen Erze durchschnittlich nachstehende Zusammensetzung I hat. Dieses Erz wird mit einem kieseligen Eisenstein gattirt, welcher in den Gruben der Mid-Lincoln Iron Company zu Lincoln gewonnen wird und die Zusammensetzung II besitzt: I II Eisenoxyd 41,32 60,91 Manganoxyd Spuren Thonerde 8,14 5,47 Kalk 14,80 1,60 Magnesia 1,12 0,60 Phosphorsäure 0,43 1,02 Schwefel Spur 0,03 Kieselsäure 10,21 13,24 Letten 2,56 Glühverlust 23,80 15,35 ––––– –––––––––– 99,82 100,24 (?) Metallisches Eisen im rohen Stein„ gerösteten  „ 28,9236,64 42,64 . Als Zuschlagmaterial dient Schweiſsofenschlacke und als Brennmaterial Koke von Durham und Süd-Yorkshire, auf einigen Werken auch eine harte Kohle aus den Districten von Stavely und Butterley. Eine für die vorbeschriebenen Hohofendimensionen und regelmäſsigen Betrieb bewährte Beschickung besteht aus 84 Frodingham-Erz, 12 Lincoln-Erz und 4 Schweiſsofenschlacke von Low Moor. Auf 100 Eisenstein werden 40 Koke gesetzt. Nach obigen Analysen liefert der genannte Möller 32 Proc. Eisen. Auf 100 Roheisen kommen demnach 125 Koke. Bei weniger gut aufbereitetem und kalkreicherem Frodingham-Erz macht man auch wohl folgenden Möller zum Zwecke der Puddeleisenfabrikation: 77 Frodingham-Erz, 7,5 Lincoln-Erz und 15,5 Schweiſsofenschlacke von Low Moor, mit 38,5 Koke. Wenn das Frodingham-Erz vorzüglich gut gemacht ist, so setzt man zur Puddeleisenfabrikation 85,5 Frodingham-Erz, 14,5 Schweiſsofenschlacke von Low Moor und hierbei 40 Koke auf 118 Möller. Mit dieser Beschickung beläuft sich die Wochenproduction des Ofens auf 350t und mehr. Bei ausschlieſslicher Verwendung von Süd-Yorkshire-Koke beträgt der Brennmaterialverbrauch weniger als 100 auf 100 Eisen. Das Frodinghamer Roheisen hat nach Dove folgende Zusammensetzung: Gieſsereieisen Puddeleisen Eisen 91,760 90,387 Graphit   3,065   2,897 Gebundener Kohlenstoff   1,024 Silicium   2,363   1,375 Schwefel   0,067   0,038 Phosphor   0,970   1,232 Mangan   1,217   2,374 –––––––––– –––––––––– 99,442 99,327. Der verhältniſsmäſsig hohe Mangangehalt macht das Roheisen namentlich zur Weiterverarbeitung im Puddelofen geeignet, und ein groſser Theil desselben geht auch zu diesem Zwecke an die Walzwerke zu Wolverhampton. Zeitweise wird auf den Frodinghamer Werken auch eine besondere, unter dem Namen „Diamanteisen“ bekannte und wegen ihres geringen Siliciumgehaltes vorzüglich zur Drahtfabrikation geeignete Roheisenqualität erzeugt. Dieselbe zeichnet sich dadurch aus, daſs die obere Hälfte der Massel grau, die untere dagegen weiſs ist und Spiegeleisen-Structur hat. Dieses Eisen ist folgendermaſsen zusammengesetzt: Weiſse Hälfte Graue Hälfte Eisen   91,70   91,73 Gebundener Kohlenstoff     4,12     0,50 Graphit Spur     3,70 Mangan     2,25     2,10 Silicium     0,65     0,65 Schwefel     0,04     0,06 Phosphor     1,24     1,26 –––––––––– –––––––––– 100,00 100,00. Die gröſsten bis jetzt im District Frodingham befindlichen Hohöfen sind i. J. 1873 von der Redbourn Hill Iron and Coal Company gebaut worden. Ihre Höhe beträgt 22m,86 bei 6m,10 Kohlensack- und 2m,44 Gestelldurchmesser. Sie sind mit Gicht-Trichterverschluſs versehen, dessen Abrutschkegel 2m,74 lichte Weite hat. Ihr Fassungsvermögen beträgt 385cbm und der Neigungswinkel der Rast 56°. Diese Oefen haben einen doppelten seitlichen Gasfang mit zwei ringförmig um das Schachtmauerwerk aufgehängte Sammelkästen. Der untere derselben, welcher die Gase 7m,01 unterhalb der Gicht auffängt, leitet dieselben zu den Dampfkesseln und Windapparaten; der obere unmittelbar unter der Gicht gelegene dagegen entläſst den Rest der noch bis dahin zum Austrocknen und theilweisen Rösten der Erze benutzten Gase durch aufgesetzte Blechröhren, seitwärts und oberhalb vom Gichtboden, ins Freie. Die jüngste Hohofenanlage bei Frodingham gehört der Appleby Iron Company. Bis heute liefert der District von Frodingham, wegen der gänzlichen Abwesenheit von Kohlenflötzen in dortiger Gegend, ausschlieſslich Roheisen. Wenn es sich indessen auf die Dauer bewahrheitet, daſs dasselbe mit Nutzen nach Wolverhampton und Manchester verkauft werden kann, und namentlich dann, wenn die Zeit gekommen sein wird, woe in an Phosphor reiches, dagegen an Silicium armes Roheisen, durch befriedigende Resultate der im Zuge befindlichen Versuche, den Phosphor im Puddelofen zu entfernen, dem Namen Hämatit-Roheisen keine Unehre mehr machen wird, so steht dem District von Frodingham in industrieller Beziehung voraussichtlich ine glänzende Zukunft bevor. (Nach dem Iron, 1878 Bd. 12 S. 546.) –r. Zusammensetzung der brennbaren Gase in den Kalisalzbergwerken bei Staſsfurt. In den Kalibergwerken Staſsfurts sind mehrfach groſse Mengen brennbarer Gase aufgetreten, welche zu gefährlichen Explosionen Veranlassung geben können, angezündet aber ruhig fortbrennen. Das Auftreten der Gase ist in den mittleren Schichten häufiger als im Hängenden und Liegenden, groſse Ausströmungen finden jedoch selten und nur da statt, wo sich das Gas in Hohlräumen ansammeln konnte. Bei Westeregeln brannte z.B. in 256m Tiefe eine 1m,5 hohe Flamme von April bis Juni 1875, in Neustaſsfurt eine fast gleich groſse Flamme vom 30. December 1878 bis Ende Februar 1879 Dieses letztere Gas hatte nach H. Precht (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 557) folgende Volumzusammensetzung: Wasserstoff   93,053 Methylwasserstoff     0,778 Stickstoff     5,804 Kohlensäure     0,180 Sauerstoff     0,185 Kohlen oxyd Spur –––––––––– 100,000. Chlorwasserstoff, Schwefelwasserstoff und Phosphorwasserstoff konnten in dem Gase nicht nachgewiesen werden. Gas, welches beim Lösen von Abraumsalz frei wurde, enthielt dagegen aus 25,7 Proc. Kohlensäure, 2,5 Proc. Kohlenwasserstoff und 3,8 Proc. Wasserstoff. Precht nimmt an, daſs dieser Wasserstoff durch Eisenchlorür entstanden ist: 6FeCl2 + 3H2O = 2Fe2Cl6 + Fe2O3 + 3H2. Neues Schwefelvorkommen. Schon F. Römer beschreibt in seiner Geologie von Oberschlesien das Schwefelvorkommen in Kalksteinbrüchen bei Pschow in der Nähe von Ratibor als geologisch übereinstimmend mit der Schwefelablagerung in Swoszowice (1878 227 289). Die Bohrversuche von O. Lucke haben jetzt nach der Breslauer Zeitung vom 19. Februar das Vorhandensein bedeutender Schwefelablagerungen in den Gyps- und Kalksteinschichten im Tertiärgebirge des Tegels bei Ratibor bestätigt. Westlich von dem Orte Pschower Dollen liegen drei Schwefelfunde in 36, 48 und 164m Tiefe, bezieh. 0,5, 1,25 und 4m,7 mächtig, deren Zusammenhang durch bekannte Gebirgsstörungen der unterliegenden Steinkohlenformation unterbrochen zu sein scheint. Viel regelmäſsiger und bedeutender ist das in geringer, durch Bergbau leicht erschlieſsbarer Tiefe bereits durch 9 Bohrlöcher nur 35 bis 54m unter Tage nachgewiesene Vorkommen bei Kokoschütz. Die Mächtigkeit der schwefelführenden Kalkmergel beträgt dort 3,33 bis 7m. Die Bohrproben enthalten neben dem Mergel eine solche Menge reiner derber Schwefelkörner, daſs daraus auf eine sehr reichhaltige, ausgedehnte Schwefellagerstätte geschlossen werden darf. Herstellung von Schmirgelscheiben. H. Wiechert in Berlin (D. R. P. Nr. 4693 vom 24. Mai 1878) mischt das Schmirgelpulver mit einem Glassatz, etwas Thon und Wasser, preſst die teigartige Masse in die betreffende Form und erhitzt bis zum Schmelzen des Glases. Herstellung einer wasserdichten Ueberzugsmasse. Zur Erzeugung einer wasserdichten, schreib- und schleiffesten Ueberzugsmasse für Dachpappe, Holz, Papier, Blech oder Leder lösen M. Borchardt und A. Rosenbach in Berlin (D. R. P. Nr. 4557 vom 9. August 1878) 3k Sandarach und 3k Schellack in 40l 90 proc. Alkohol und fügen dann 6k Diamantschmirgel, 1k,5 Ruſs und 0k,3 Ultramarin hinzu. Nach dem Auftragen der Farbe wird der brennbare Theil des Ueberzuges abgebrannt, um dadurch ein Zusammenschmelzen der Harze zu erreichen. Herstellung von Mostrich in fester Form. J. Brandt und G. W. v. Nawrocki in Berlin (D. R. P. Nr. 3570 vom 25. April 1878) machen den Vorschlag, den gewöhnlichen Mostrich oder Tafelsenf im Vacuum bei Temperaturen unter 40° zur Trockne abzudampfen und dann gepulvert in derselben Weise wie gemahlenen Pfeffer zum Würzen der Speisen zu verwenden. – Falls bei dieser Behandlung das ätherische Senföl nicht mit verdampfen sollte, ist der Vorschlag nicht übel. Ueber die Verfälschung der Milch. Gelegentlich der letzten Berliner Molkereiausstellung haben E. Sell, W. Kirchner, v. Klenze, P. Vieth, F. Soxhlet, Orth und Wittmack folgende in den Industrieblättern, 1879 S. 155 mitgetheilten Grundsätze zur Beurtheilung der Milch aufgestellt. 1) Die Bestimmung des specifischen Gewichtes der Milch mittels eines amtlich geprüften Aräometers mit möglichst weiter Scale (Ausdehnung der Scale 25 bis 36, Intervalle 5mm), unter Berücksichtigung der vorhandenen Temperatur-Correctionstabellen, bietet bis jetzt das einzige Mittel, rasch verdächtige Milch zu entdecken. Instrumente mit willkürlicher Scale sind nirgends zulässig. 2) Milch, deren specifisches Gewicht, welches nach allen bis jetzt vorliegenden Erfahrungen unter normalen Verhältnissen der Haltung und Fütterung des Viehes nur in den seltensten Fällen über die Grenze von 1,029 bis 1,033 hinausgeht, auſserhalb dieser Grenzen liegt, ist als verdächtig anzusehen und der chemischen Analyse zu unterwerfen, wobei der Chemiker die näheren Umstände, besonders die localen Verhältnisse eingehend zu prüfen hat. 3) Es erscheint als unbedingt nöthig, daſs der mit der Untersuchung betraute Chemiker sich eine möglichst genaue Kenntniſs der Haltung und Fütterung des Milchviehes, sowie der Verhältnisse des Milchhandels innerhalb des Bezirkes, auf welchen sich seine Thätigkeit erstreckt, verschaffe. Dadurch, daſs er über ein gröſseres Material derartiger Beobachtungen verfügt, wird sein Urtheil wesentlich an Sicherheit gewinnen. 4) Bei der Entnahme der zur Prüfung dienenden Milchquantitäten ist sorgfältigst darauf Rücksicht zu nehmen, daſs dieselben auch wirklich wahre Durchschnittsproben darstellen. Die Prüfung der Milch darf nicht bei Temperaturen über 25° vorgenommen werden. 5) Falls ein Instrument länger als 1 Jahr im Gebrauch bleiben sollte, ist dasselbe wiederholt auf seine Richtigkeit zu prüfen. 6) Ein einigermaſsen sicherer Rückschluſs auf den Fettgehalt der Milch aus der nach irgend welcher Methode ermittelten Rahmmenge ist unmöglich. 7) Wenn irgend thunlich, soll in zweifelhaften Fällen die Stallprobe gemacht werden; hierbei ist ganz besonders auf das Ausmelken der Kühe Gewicht zu legen. 8) Da die auf Undurchsichtigkeit der Milch beruhenden optischen Methoden im Princip falsch sind, erscheinen sie für die polizeiliche Controle als unbrauchbar. 9) Eine Verurtheilung kann nur dann stattfinden, wenn sämmtliche vorstehend angeführten Umstände (Probenahme, Benutzung der Instrumente) die gehörige Berücksichtigung fanden. 10) Abgesehen von der Untersuchung der Milch auf das specifische Gewicht ist dieselbe auch noch darauf hin zu prüfen, ob sie nicht nach anderer Richtung (abnormes Verhalten in Bezug auf Aussehen, Geruch, Geschmack u. dgl.) gegründeten Verdacht zur Beanstandung bietet. 11) Ergibt sich ein Verdacht, so hat der controlirende Beamte eine Durchschnittsprobe vorschriftsmäſsig zu entnehmen und dieselbe dem Chemiker zu überweisen. Da es unmöglich ist, die Verfälschung der Milch sofort festzustellen, so ist von der Confiscation Abstand zu nehmen, sofern die Milch nicht Erscheinungen zeigt, welche an reiner, normaler Milch nicht beobachtet werden. Bezüglich der Feststellung der Verfälschung einigte man sich über folgende Grundsätze. 1) Die Feststellung der Verfälschung kann durch chemische Analyse bezieh. durch Stallprobe erfolgen. 2) Es ist für den Sachverständigen unumgänglich nothwendig, sich an Minimalzahlen zu halten; für Fett soll als Minimalzahl 2,5 Proc. festgesetzt werden; es ist wünschenswerth, daſs auſserdem das Verhältniſs von Eiweiſs zu Fett Berücksichtigung finde; dieses Verhältniſs glauben wir vorläufig auf 100 Eiweiſs zu 80 Fett feststellen zu können. 3) Die Stallprobe bietet nur durch die vergleichende Feststellung des specifischen Gewichtes sichere Anhaltspunkte und ist möglichst am folgenden Tage, spätestens nach Verlauf von 48 Stunden, vorzunehmen und darf sich nur auf Milch beziehen, welche von gleichen Melkzeiten stammt. In den meisten Fällen wird es möglich sein, auf Grund des specifischen Gewichtes, sowie des Fettgehaltes der Milch oder auch auf Grund der Stallprobe ein definitives Urtheil abzugeben; im anderen Falle wird es nothwendig sein, auf eine weiter gehende analytische und mikroskopische Prüfung der Mich zurückzugreifen. Eine absolute Gewiſsheit in allen Fällen zu erlangen, ist nicht möglich, selbst nicht auf Grund einer vollständigen chemischen Analyse. Princip des Vorgehens muſs aber sein, die Fälschungen auf das möglichst geringe Maſs zurückzuführen und die Verurtheilung Unschuldiger mit möglichster Sicherheit auszuschlieſsen. – Magermilch muſs als solche bezeichnet sein. Ueber die Fleischpreise in Preuſsen. Nach einer Zusammenstellung der Statistischen Correspondenz vom 19. April 1879 kostete in Preuſsen 1k der genannten Fleischsorten Pfennige: Rind- Schweine- Kalb- Hammel- Speck Schweine- im fleisch fleisch fleisch fleisch (ger.) schmalz 1874 Januar 127 136 106 116 184 176 Juli 126 132 103 116 184 176 1875 Januar 113 124   94 102 184 184 Juli 113 126   94 108 184 182 1876 Januar 113 129   97 105 188 184 Juli 114 132   96 109 190 186 1877 Januar 114 131   98 107 191 187 Juli 116 128   99 109 188 183 1878 Januar 116 125 100 107 184 181 Juli 117 123 101 110 179 175 1879 Januar 117 118 101 108 172 168 Zur Herstellung von Superphosphat. Nach F. Vorster in Kalk bei Köln (D. R. P. Nr. 4685 vom 21. Juli 1878) werden die nassauischen, Thonerde und Eisenoxyd haltigen Phosphorite, um das Zurückgehen der löslichen Phosphorsäure nach dem Ausschlieſsen zu verhüten, zunächst mit fein gepulvertem Schwefelkies innig gemengt, falls sie wie einige westphälische denselben nicht schon in hinreichender Menge enthalten, dann in einem Röstofen einer sich steigernden Hitze ausgesetzt, bis nach 18 bis 24 Stunden beim Uebergieſsen mit Salzsäure kein Schwefelwasserstoff mehr entwickelt wird. Die beim Rösten des Schwefelkieses gebildete Schwefligsaure und Schwefelsäure haben nun auf die Phosphate der Thonerde und des Eisenoxydes in Gegenwart von kohlensaurem Kalk derartig eingewirkt, daſs unter Bildung von phosphorsaurem und schwefelsaurem Kalk Eisenoxyd und Thonerde frei und durch die Glühhitze in Säuren unlöslich wurden. Nach dem Erkalten wird in gewöhnlicher Weise mit Schwefelsäure behandelt. Das so erhaltene Superphosphat enthält gröſsere Mengen wasserlösliche Phosphorsäure, welche auſserdem nicht zurückgeht, als ohne diese Behandlung. Ueber Bernadinit, ein neues harzartiges Mineral. In San Bernardino in Californien wird ein harzartiges Mineral gefunden, welches nach J. M. Stillman (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 1879 S. 567) besteht aus: Kohlenstoff   67,14 Wasserstoff     9,12 Sauerstoff   23,74 ––––– 100,00. Herstellung gepreſster Gummituchplatten. Nach F. Clouth in Nippes (D. R. P. Nr. 4464 vom 14. Juni 1878) wird in einer eisernen, mittels Dampf von 5at geheizten Presse zwischen je einer glatten und einer durchlochten Metallplatte eine nicht vulcanisirte Gummiplatte mit oder ohne Stoffunterlage derartig eingelegt, daſs auf die durchlochte Platte wieder eine glatte, dann wieder eine Gummiplatte und die durchlochte Metallplatte kommen u.s.f. bis zu 12 Gummiplatten über einander. Dann wird festgeschraubt und vulcanisirt. Ueber farbiges Glas für Dunkelzimmer. Nach Versuchen von Abney (Photographic Journal, 15. März 1879) gibt es für Bromsilber kein völlig sicheres einfaches Glas. Rubinglas läſst etwas Gelb, Grün und Blau durch, rothes Ueberfangglas Orange, Kobaltglas einen tiefen Streifen Roth und einen schwachen Streifen Gelbgrün. Man muſs demnach mit dem Rubinglas gleichzeitig Ueberfangglas oder Kobaltglas verwenden. Empfehlenswerth ist auch eine Glasscheibe, welche auf einer Seite mit einer Lösung von Magneta in Collodium und auf der andern Seite mit Chrysoidincollodium überzogen ist. Für Jodbromsilber kann Rubinglas genommen werden. Schwefelsaures Chinin hält nur die ultravioletten Strahlen ab. Verfahren, um Harzlacke und Leinöl zu bleichen. E. Schrader und O. Dumcke in Königsberg (D. R. P. Nr. 4706 vom 7. September 1878) schlagen vor, Lacke, Terpentinöl, Leinöl u. dgl. dadurch zu bleichen, daſs man über die Oberfläche derselben oder durch dieselben Ozon reiche Luft saugt. Ueber die Herstellung des Ozons ist nichts angegeben. Färb- und Bleistifte mit Papierumhüllung. E. Mahla in Nürnberg (D. R. P. Nr. 4624 vom 22. September 1878) schlägt vor, die Blei- oder Farbstängelchen mit Papier, welches mit irgend einem Klebstoff bestrichen ist, zu umwickeln, als letzte Lage aber farbiges, mit der Firma bedrucktes Papier zu nehmen. Die noch feuchten Stifte werden in einer Form rund oder eckig gepreſst, dann getrocknet. – Da sich Papier weniger gut schneiden läſst als Holz, so sind die mit Holz eingefaſsten doch wohl bequemer zu spitzen. Ueber die Rolle des Metatoluidins bei der Fuchsinbildung. In Fortsetzung ihrer Untersuchung über Anilinfarben (1879 231 558) haben P. Monnet, F. Reverdin und E. Nölting nach den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 445 gefunden, daſs das im käuflichen Toluidin in kleinen Mengen enthaltene Metatoluidin auf die Beschaffenheit des Fuchsins durchaus ungünstig einwirkt. Ueber den Farbstoff des Sandelholzes und des Caliaturholzes. Sicherer hat aus Sandelholz mit siedendem Alkohol einen Farbstoff ausgezogen, der bei 104 bis 105° schmilzt, löslich im Alkohol, Essigsäure, ätzenden und kohlensauren Alkalien ist und aus der alkalischen Lösung durch Salzsäure wieder gefällt wird. Die Zusammensetzung desselben entspricht der Formel C17H16O6. Das Caliaturholz ergab bei gleicher Behandlung denselben Farbstoff. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 14.) Zur Constitution des Ultramarins. In der Abhandlung von Rickmann (S. 164 d. Bd.) ist ein starkes Miſsverständniſs unterlaufen. Nachdem darin gesagt ist, Ritter führe die Bildungsweise des Ultramarinblau aus den Muttersubstanzen auf einen Austritt von Natrium zurück, heiſst es weiter: „auch Knapp und Ebell haben sich dieser Ansicht angeschlossen.“ Das entschiedenste Gegentheil ist der Fall und steht gedruckt. Wir haben in dem veröffentlichten Theil unserer Untersuchung bis dahin und mit gutem Bedacht schlechterdings keine Ansicht über die Umwandlung der Ultramarinmutter in Blau ausgesprochen, ebenso wenig uns zu der von Ritter bekannt, noch irgend den Körper definirt, der durch Natriumentziehung Blau bilde. Wir haben vorläufig nichts weiter als die Thatsachen aufgezählt, welche bei der Umwandlung der Ultramarinmutter in Ultramarinblau beobachtet wurden, wie z.B. die Bildung von Chlornatrium oder Natriumsulfat. Damit ist doch nicht diese oder jene Ansicht angenommen, am wenigsten eine, welche man nicht theilt. Braunschweig, 13. Mai 1879. Knapp.