Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 237, Jahrgang 1880, Miszellen, S. 474
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Miscellen. Miscellen. Geschwindigkeit der Dampfmaschinen. Prof. H. v. Reiche empfiehlt in seinem ausgezeichneten „Dampfmaschinen-Constructeur“ als zweckmäſsigste Kolbengeschwindigkeit v = √p1, unter p1 die absolute Anfangsspannung in Atmosphären hinter dem Kolben verstanden. Der gewöhnlichst vorkommende Werth p1 = 4 gibt also schon v == 2m. Prof. R. Werner empfiehlt in der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1880 S. 353 dagegen für Auspuffmaschinen mit dem Kolbenweg s Meter v = 4,2 √s und für Condensationsmaschinen v = 3 √s. Wir erachten, daſs letztere Regel deshalb der ersteren vorzuziehen ist, weil die zweckmäſsigste Kolbengeschwindigkeit bei groſsen Maschinen unter allen Umständen gröſser ist als bei kleinen, auch wenn p1 genau denselben Werth hat. Mit dem Durchmesser wächst im Allgemeinen auch der Hub, so daſs nach Werner's Regel jedenfalls eine 100e-Maschine gröſsere Kolbengeschwindigkeit erhält als eine von 10e, wobei überdies einer 100e-Maschine mit sehr langem Hub eine gröſsere Kolbengeschwindigkeit zukommt als einer gleich starken Maschine mit kurzem Hub. Die Erörterung über diese Frage muſs als offen betrachtet werden; daher erlaube ich mir, auch den bisher von mir eingehaltenen Gesichtspunkt mitzutheilen, welcher vielleicht mit dem von Reiche und von Werner combinirt werden könnte. Die mittlere Kolbengeschwindigkeit v=\frac{n\,s}{30} kann von der Form angenommen werden: v = α (10 + √N), worin N die effective Pferdestärke bedeutet. Je nach dem Zwecke der Maschine läſst man dieselbe langsam oder schnell laufen, und nennt die Bewegung: sehr langsam, wenn α = 0,05 langsam, α = 0,07 normal, α = 0,09 schnell, α = 0,11 sehr schnell, α = 0,13 bis 0,20. Für eine 15e-Maschine wäre demnach v = 1m,25, dagegen für eine 150e-Maschine v = 2m die normale Geschwindigkeit. Es ist indessen ganz richtig, daſs man bei hoher Anfangsspannung und bei relativ langem Hube die Maschine schneller laufen lassen wird, so daſs also der Coefficient α noch irgendwie von p1 und von s abhängig gemacht werden könnte. Gustav Schmidt. Arbeitsleistung des Menschen am Druckhebel bei sehr kurzer Arbeitszeit; von Dr. E. Hartig. Bei Gelegenheit des 11. deutschen Feuerwehrtages (Dresden den 17. bis 19. Juli 1880) war auf den Vorschlag von Prof. Dr. E. Hartig die hier übliche technische Untersuchung von Feuerspritzen dahin vervollständigt worden, daſs auch unter Benutzung einer Locomobile als Motor und eines Rotationsdynamometers die zum normalen Betriebe jeder Spritze erforderliche Betriebsarbeit nach Meterkilogramm für die Secunde und Pferdestärke festgestellt wurde. Auſser mehreren anderen für die Beurtheilung der Spritzen erwünschten Resultaten hat sich hierbei eine Reihe von Zahlenwerthen für die effective Arbeitsleistung des Menschen am Schwengel bei ganz kurzer Arbeitszeit (2 Minuten mit sehr langen, zu vollständiger Erholung zureichenden Zwischenpausen) ergeben, welche nach dem Civilingenieur, 1880 S. 380 in nachfolgender Tabelle abgedruckt sind. Die Druckmannschaft bestand aus Infanteristen, die Versuche wurden auf einem freien Platze und in starker Sonnenhitze ausgeführt. Mittlere Höheder Griff-stangen überdem Boden Länge derbeidenDruckhebel Hubhöhe derGriffstangen(»Angriffs-bewegung«). Zahl derminutlichenDoppelhübe Mittleresecundl. Ge-schwindigkeitder Griff-stangen Secundl.Arbeits-leistungeinesMannes m m m m e 1,048 1,250 0,985 48 1,576 0,329 0,963 1,020 0,914 52 1,584 0,265 1,220 1,310 0,920 49 1,503 0,301 0,915 1,155 0,910 53 1,608 0,315 1,034 1,212 0,818    52,5 1,431 0,369 0,828 1,244 0,832 61 1,692 0,312 1,156 1,875 1,236    62,5 2,575 0,241 0,983 1,185 0,889 55 1,625 0,230 0,979 1.105 0,913 49 1,491 0,410 1,173 1,940 1,225 50 2,041 0,372 1,253 1,790 1,155 55 2,117 0,310 1,178 1,490 1,055 56 1,969 0,272 0,900 1,085 0,900 56 1,680 0,291 0,890 1,020 0,840    65,5 1,834 0,211 1,118 1,270 0,975    50,5 1,641 0,264 1,233 1,635 1,265 43 1,813 0,226 0,975 1,092 0,950 60 1,900 0,401 Als Mittelwerth der Griffstangen-Geschwindigkeit ergibt sich somit v = 1m,77 für 1 Secunde, als Mittelwerth der Arbeitsleistung für einen Mann L = 0e,301 = 22mk,58 in der Secunde, d. i. das 4,1fache von derjenigen Arbeitsleistung eines Menschen am Druckbaum, welche Morin und Weisbach für die 8stündige Arbeitszeit annehmen (5mk,50 in der Secunde). Wassersäulenpropeller von A. Heel in Bielefeld. Zum Fortbewegen von Schiffen durch Ansaugen und Ausstoſsen einer Wassersäule (vgl. 1880 235 * 180) hat A. Heel in Bielefeld (* D. R. P. Kl. 65 Nr. 8411 vom 30. Juli 1879) einen Propeller construirt, welcher es auf einfache Weise ermöglicht, Richtung und Geschwindigkeit der treibenden Wassersäule nach Bedürfniſs zu ändern. An beiden Seiten des Schiffes wird je ein solcher Apparat angebracht, welcher eine Wassersäule möglichst tief unter der Wasserlinie und parallel zur Schiffsachse entweder gegen den Bug, oder Stern des Schiffes treibt. Demgemäſs kann das Schiff bei gleichzeitiger und übereinstimmender Thätigkeit beider Apparate vorwärts oder rückwärts bewegt, bei entgegengesetztem Arbeiten der beiden Propeller oder mittels eines Apparates allein nach Belieben gesteuert werden. Jeden Propeller bildet eine direct und doppelt wirkende Dampf pumpe mit Glockenventilen, deren Saug- und Druckräume durch einen Zwischenkasten mit den seitlich aus dem Schiff tretenden Saug- und Druckrohren in Verbindung stehen. Die Mündungen dieser beiden Rohre sind einander entgegengesetzt gegen die Schiffsenden gerichtet. Mittels einer in den Verbindungskasten eingebauten Drehklappe lassen sich die Rohre wechselweise mit dem Saug- und Druckraum der Pumpe in Verbindung bringen, so daſs das Wasser entweder vorn am Schiff angesaugt und hinten ausgestoſsen wird, oder umgekehrt. Endlich sind die Rohrmündungen selbst mit Klappen versehen, mit deren Hilfe sich der Austrittsquerschnitt des Druckrohres verengen und die Austrittsgeschwindigkeit der Wassersäule entsprechend steigern läſst. Werden an die Steuerfähigkeit eines Schiffes besondere Anforderungen gestellt, so ist es zweckmäſsig, im hinteren Theil des Schiffes einen solchen Propeller quer einzubauen, so daſs die vom letzterem bewegte Wassersäule gegen die Schiffsachse einen rechten Winkel bildet. Das einseitige Ausstoſsen des Wassers durch diesen Propeller hat eine rasche Wendung des Schiffes zur Folge. Blechkolben zu Roots'schen Gebläsen. H. Meier zu Aerzen in Hannover (* D. R. P. Kl. 27 Nr. 8811 vom 22. Juli 1879) wendet bei Roots'schen Gebläsen Kolben aus Blech an, welche eine durchgehende Welle entbehrlich machen und die Anwendung längerer Kolben als sonst ermöglichen. Diese Kolben bestehen aus zwei Paar guſseiserner Rosetten mit aufgenietetem Dichtungscylinder und Flügelmantel aus Blech. Dem ersteren fällt namentlich die Aufgabe zu, die durchgehende Welle zu ersetzen. Statt dieser sind blos zwei kurze Wellenstücke im Kolben befestigt. Dieselben sind durch genau dem Wellendurchmesser entsprechende Bohrungen der beiden Endrosetten bis in die etwas erweiterten Bohrungen der zwei Zwischenrosetten geschoben, in welch letzteren sie mittels Keilen oder Stellschrauben so eingestellt werden, daſs der Kolben genau centrisch laufen muſs. Schlieſslich werden die Wellenstücke noch in den Endrosetten festgekeilt. Kohlenkasten von Jacob Hilgers in Rheinbrohl. In dem Kohlenkasten (* D. R. P. Kl. 34 Nr. 10144 vom 3. Januar 1880) ist eine schräge Einlage h angeordnet, welche den Druck auf die unteren Schichten abschwächt und veranlaſst, daſs das eingefüllte Material, auf den Boden fallend, hier eine der Oeffnung g zugekehrte Böschung bildet, wodurch das Füllen der Schaufel erleichtert wird. Der Kasten kann auch oben geschlossen und ohne Einlage sein; derselbe wird dann durch die Oeffnung g gefüllt, indem er über die hintere Kante geneigt wird. Textabbildung Bd. 237, S. 475 Speckschmiervorrichtung. E. G. Vonhof in Sachsenburg, Thüringen (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 9427 vom 28. September 1879) schmiert Lager und Leerscheiben mit Speckplatten, welche durch Federdruck gegen die Welle gedrückt werden. Die Stärke des Federdruckes ist mittels einer Stellschraube regulirbar. Selbach's Neuerung an Steinbrechmaschinen. Bei der von Jacob Selbach in Mannheim (* D. R. P. Kl. 34 Nr. 9052 vom 19. August 1879) angegebenen Steinbrechmaschine besteht eine nicht unzweckmäſsige Abweichung von der gewöhnlichen Construction, nach welcher zwischen die verticale Zugstange und die bewegliche Brechplatte einerseits sowie die Rückwand des Gestelles andererseits je ein Hebelarm eingelegt wird, darin, daſs zwei nach dem vorderen Theile des Steinbrechers gelegte Zugstangen a vorhanden sind, deren Länge sich durch Keile b regeln läſst, so daſs also der gesammte Druck lediglich von den beiden Brechbacken aufgenommen wird, ohne daſs eine Abladung desselben auf den Gestellrahmen stattfindet. Textabbildung Bd. 237, S. 476 S–l. Zurichttafeln aus Hartgummi. Nach W. Eitner (Gerber, 1880 S. 173) sind die L. Peter'schen Zurichttafeln aus mit Hartgummi überzogenem Eisenblech (1880 236 172) 175cm lang und 85cm breit. Da die Oberfläche glatt polirt ist, so legt sich das darauf zu bearbeitende Leder gut an und haftet gut, ein Vortheil, welcher namentlich beim Ausrecken der Felle in Betracht kommt. Vor Glastafeln haben sie den Vorzug der Unzerbrechlichkeit, nur ist der Preis von 80 M. noch reichlich hoch. Filterpresse mit schlauchförmigem Preſstuche. Dreht man ein schlauchförmiges, mit zu filtrirenden Stoffen angefülltes Gewebe um seine Längsachse, während man es an einem Ende festhält, so wird der anfängliche Innenraum vermindert und auf die zu filtrirende Masse ein die Filtration beschleunigender Druck ausgeübt. Auf diesem Grundgedanken beruht eine neue Filterpresse von J. R. Gigot in Paris (* D. R. P. Kl. 58 Nr. 9005 vom 18. September 1879). Der hierbei verwendete Schlauch ist oben und unten in Metallringen befestigt, von denen der obere an einer lothrechten Welle aufgehängt ist, während der untere durch seitlich angebrachte Büchsen in verticalen Stangen geführt und durch angehängte Gewichte nach abwärts gezogen wird. Auch ist im unteren Ring der durchlöcherte Boden des Filters befestigt, welcher kegelförmig und mit der Spitze nach oben gerichtet ist, was den Zweck hat, daſs sich beim Zusammenwinden des Schlauches der Druck auch gegen den Boden hin gleichförmig fortpflanzt. Das Schlauchgewebe kann zur Verstärkung noch mit einem Netz aus Hanf faden, Metalldraht oder einem Gerippe aus Kettchen umgeben werden. Vereinigte Holz'sche und Töpler'sche selbsterregende Influenzmaschinen; von Robert Voſs in Berlin. Nach jahrelangen Versuchen ist es mir nicht nur gelungen, diese Maschine zu construiren, sondern dieselbe auch in der Wirkung der Holz'schen Maschine gleichzubringen. Die erschwerte Erzeugung von Elektricität bei feuchter Witterung oder in Räumen, wo viele Menschen versammelt sind, hat mich auf den Gedanken gebracht, die Holz'sche Maschine mit dem Töpler'schen Apparat zu verbinden, um die bezeichneten Uebelstände zu beheben. Die Maschine ist in der Form die gewöhnliche Holz'sche geblieben. Anstatt der vier halben Scheiben (feststehende) habe ich eine ganze in Anwendung gebracht, welche ungefähr die Papierbelegung der Holz'schen feststehenden Scheiben hat. Ferner befinden sich auf dieser Scheibe 4 Staniolbelegungen, wovon zwei und zwei mit einander und auſserdem mit zwei am Rande der feststehenden Scheiben befestigten Messingstücken verbunden sind. Die Messingstücke am Rande der Scheibe dienen als Träger für die Gummibügel, in welchem die Metallbürsten befestigt werden. Die rotirende Scheibe hat 6 Staniolbelegungen, auf welcher ebenso viel Messingvorsprünge angebracht sind; an jenen Messingvorsprüngen reiben die Gummibügel mit den Metallbürsten, welche, wie erwähnt, in den am Rande der feststehenden Scheibe befindlichen Messingstücken angeschraubt sind. Der doppelte Einsauger der Maschine hat ebenfalls 2 Metallbürsten, welche ebenso an den Messingvorsprüngen reiben. Die Selbstladung der Maschine ist folgende: Die in der Luft befindliche freie Elektricität sammelt sich auf den Staniolbelegungen. In Folge der Umdrehung der rotirenden Scheibe und des Contactes der Metallbürsten an den Messingvorsprüngen wird die auf ihr befindliche Elektricität vermehrt und durch die Bügel zur Papierbelegung der feststehenden Scheibe geleitet, wodurch die Maschine ebenso geladen wird wie die gewöhnliche Holz'sche Influenzmaschine. Die Maschine ist so construirt, daſs, wenn die Scheiben des Systemes Holz sich in der Maschine befinden, man die bekannte Holz'sche Influenzmaschine vor sich hat. Will man diese Anordnung nicht benutzen, oder bekommt man wegen ungünstiger Luft o. dgl. keine Elektricitätserscheinungen, so vertausche man einfach die Scheiben des Systemes Holz mit denen des von mir construirten Systemes Töpler, bringt die rotirende Scheibe in Bewegung, und nach wenigen Drehungen wird die Maschine Elektricität in hinreichender Menge liefern, ohne daſs man solche vorher einzuführen hätte, mögen die Scheiben oder Luft feucht sein. Elektrische Adhäsion von Metallcontacten. In der am 14. April d. J. abgehaltenen Sitzung der Society of Telegraph Engineers in London hat A. Stroh über von ihm angestellte Versuche über das Anhaften zweier sich berührender Metalle während des Durchganges eines elektrischen Stromes berichtet, welche im Journal des Vereines (1880 Bd. 9 S. 182) ausführlicher beschrieben sind. Diese Adhäsion zeigt sich am stärksten, wenn sich die Metalle in zwei Schneiden kreuzweise berühren; sie wechselt mit der Natur der Metalle. So trugen beim Durchgange eines Stromes von zwei Chromsäure-Elementen Contacte aus: Kupfer 0,15g Blei   18g Silber   0,15 Neusilber   28 Aluminium   2,5 Platin   42 Bronze   8,5 Eisen   85 Zink 11,0 Weicher Stahl 100 Zinn 14 Harter Stahl 225 Gold 17 Stroh hält als Ursache dieses Anhaftens ein auch durch das Mikroskop nachweisbares oberflächliches Schmelzen und Zusammenschweiſsen der Metalle. Bei raschem Unterbrechen und Wiederschlieſsen des Stromes war übrigens ein Knackern zu hören. E–e. Verfahren zur Erzielung einer gleichmäſsigen Temperatur. Um Wasser oder anderen Flüssigkeiten eine gleichmäſsige Temperatur zu geben, wollen B. Latham und J. T. Way in London (* D. R. P. Kl. 85 Nr. 10 052 vom 16. Januar 1880) sie in Röhren oder Gefäſse tief unter die Erde leiten, das Rohr, in welchem die Flüssigkeit wieder aufsteigt, aber mit schlechten Wärmeleitern umgeben. Zur Verwerthung von Blut. E. H. Buch in Dresden (D. R. P. Kl. 53 Nr. 10031 vom 31. October 1879) will das frische Blut von Schlachtthieren mit gepulvertem, ungelöschtem Kalk sorgfältig mischen und nach Abscheidung des Niederschlages an der Luft oder durch künstliche Wärme – angeblich geruchlos – trocknen, den Rückstand aber zu Futterzwecken verwenden. Ueber den Nährungswerth der Erbsen und Bohnen. Im Anschluſs an die früheren Versuche (1879 234 486) berichtet M. Rubner in der Zeitschrift für Biologie, 1880 S. 121 über die Ausnützung der Erbsen im Darmkanale des Menschen. Ein Versuch mit täglich last 1k weich gekochter und dann durch ein feines Sieb geriebener Erbsen ergab einen Stickstoffverlust von fast 28 Proc., wohl wegen Ueberladung des Darmes. Ein ariderer zweitägiger Versuch mit täglich 600g Erbsen gab folgendes Resultat: Einnahme Erbsen frisch trocken N Fett Kohle-hydrate Asche Koch-salz Gesammt-trocken-substanz Summe     1200,0im Tag        600,0 1042,2  521,1 40,7520,37 14,07  7,03 714,0357,0 31,7915,89 28,414,2 1070,6  535,3 Ausgabe Koth frisch Kothtrocken N Fett Kohle-hydrate Asche Harn-menge Nim Harn Summe       520,3im Tag        260,1 97,148,5 7,143,57 8,994,49 25,812,9 16,31  8,15 2800 35,2117,60 Danach betrug also der Verlust im Kothe an: Trockensubstanz   9,1 Proc. Stickstoff 17,5 Fett 63,9 Kohlehydraten   3,6 Asche 32,5 Kochsalz   1,0 Die Kohlehydrate der Erbsen werden demnach weniger gut als die des Weizenmehles, aber besser als die von Kartoffeln, Schwarzbrod und Wirsing ausgenützt. Die Eiweiſsstoffe der Erbsen werden zwar fast ebenso gut ausgenützt als die des Weizens und konnte die kräftige Versuchsperson mit Erbsen völlig ernährt werden; unzweifelhaft würden sich aber beim längeren Genieſsen so groſser Mengen Verdauungsstörungen einstellen. Ein 2tägiger Versuch mit grünen Bohnen, welche mit Butter gedünstet waren, ergab folgendes Resultat: Bohnen frisch Bohnentrocken Butter Koch-salz Alle Einnahmen N Fett Kohle-hydrate Asche Trocken-substanz Summe 1080,5 80,17 106,7 15,3 2,83 92,43 50,98 23,70 202,2 im Tag   540,2 40,08   53,4   7,6 1,41 46,21 25,49 11,85 101,1 Ausgaben: Kothfrisch trocken N Fett Kohle-hydrate Asche Nim Harn Summe 114,9 30,4 1,44 7,87 7,85 5,41 21,39 im Tag   57,4 15,2 0,72 3,93 3,92 2,70 10,69 Danach stellt sich das Bohnengemüse etwa ebenso ungünstig als Wirsing. Zur Herstellung von Kunstbutter. J. Jaroslawski in Berlin (* D. R. P. KL 53 Nr. 9793 vom 14. März 1879) will das rasche Ranzigwerden der jetzt im Handel vorkommenden Kunstbutter (vgl. 1878 230 * 228) dadurch verhüten, daſs er die leicht zersetzlichen Bestandtheile des Fettes durch Erhitzen desselben mit Dampf auf 50 bis 100° zerstört. Um die Kunstbutter ferner der Naturbutter ähnlicher zu machen, soll das erhitzte Fett durch Schleudern sehr fein vertheilt und dabei einer dem Gefrierpunkt möglichst nahen Temperatur ausgesetzt werden. Die so erhaltenen Fettkügelchen sollen dann mit Sahne bei einer Temperatur von mindestens 20° verbuttert werden. Auf eine Anfrage des französischen Ministeriums des Innern, ob in den Küchen der ihm unterstehenden Anstalten die Butter durch Kunstbutter ersetzt werden könne, hat die medicinische Akademie eine Commission mit dem Studium dieser Frage betraut. Nach dem von Riche (Revue médecine durch Pharmaceutische Centralhalle, 1880 S. 253) erstatteten Bericht werden allein in Paris täglich über 20g Margarin hergestellt, welches oft mit Rüböl versetzt wird, weil es sonst leicht auf Geschirr, Gabel und sogar auf den Lippen erstarrt. Der Commissionsbericht kommt aber zu dem Schluſsurtheil, daſs selbst gutes Margarin die Butter keineswegs ersetze, aber wohl in sehr beschränktem Maſse benutzt werden könne, wie z.B. zur Bereitung gewisser Ragouts und Gemüse (Kartoffel ausgenommen), da aber die Ersparniſs dadurch nur eine geringfügige, es lieber völlig ausgeschieden werde. Die schädliche Wirkung des Margarins auf die Gesundheit erklärt sich durch den gröſseren Fettsäuregehalt desselben und der groſsen Schwierigkeit der Umwandlung in eine Emulsion, wodurch die Absorption des Fettes im Darme unvollkommen und die Gesundheit geschädigt werde. Ueber die verschiedenen Methoden der Bierbesteuerung. Aus einer eingehenden Besprechung sämmtlicher Besteuerungsarten von G. Holzner in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1880 S. 386 und 413 folgt, daſs für Deutschland die Malzbesteuerung nach Gewicht mit Zählapparaten und mit Verbot der Surrogatverwendung die wenigsten Nachtheile mit sich bringt. Ueber die Erwärmung der Milch in Schleudermaschinen. Entgegen der mehrfach gemachten Angabe, daſs die Milch in den Milchschleudern beträchtlich erwärmt werde, zeigt G. Dangers (Milchzeitung, 1880 S. 453), daſs die Milch im Lefeldt'schen Apparat sich um etwa 0,25° abkühlt, im Laval'schen Separator aber um etwa ebenso viel erwärmt. Desinfectionstafeln. W. Kubel in Holzminden (D. R. P. Kl. 30 Nr. 9520 vom 4. September 1879) macht den Vorschlag, poröse Platten oder Cylinder von Gyps oder Thon mit Phenol u. dgl. zu tränken und dann in Krankenzimmern, Aborten u.s.w. zum Zweck der Desinfection aufzustellen. – Für Desinfectionszwecke erscheint die mit Phenol getränkte Pappe doch wohl bequemer (vgl. 1879 233 174. 1880 236 261). Verwerthung von Kautschukabfällen. L. Heyer in Berlin (D. R. P. Kl. 22 Nr. 9910 vom 4. September 1879) schlieſst gebrauchten vulkanisirten Kautschuk und Kautschukabfälle zwischen Siebe ein, unter denen Wasserdampf entwickelt wird und über denen eine Feuerung angebracht ist, um den Kautschuk zu schmelzen und den Schwefel zu verflüchtigen. Die abflieſsende Kautschukmasse soll namentlich zur Herstellung wasserdichter Stoffe verwendet werden. Zur Kenntniſs der selteneren Erdmetalle. In einer Reihe von Abhandlungen zeigt L. F. Nilson (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 1430 bis 1465), daſs das bisher als Erbinerde angesehene Oxyd aus Scandin, Ytterbin, Thulin, Erbin, Terbin, Yttererde und der von Soret vorläufig mit x bezeichneten Erde besteht. Das Atomgewicht des Ytterbiums ist 173,01 das Oxyd derselben hat die Formel Yb2O3, das Sulfat Yb2(SO4)3. Das Atomgewicht des Scandiums ist 44,03, das weiſse Oxyd hat die Formel Sc2O3, das Sulfat Sc2(SO4)3. Das Atomgewicht des Berylliums ist 13,65, sein Oxyd Be2O3. Ueber Kryohydrate. F. Guthrie gelangte bei seinen Versuchen über die Gefrierpunkte verschiedener Salzlösungen zu eigenthümlichen Erstarrungsproducten, welche er mit dem Namen „Kryohydrate“ bezeichnete. – H. Offer zeigt in den Monatsheften für Chemie, 1880 S. 482 durch eine gröſsere Reihe von Versuchen, daſs diese Kryohydrate Gemenge von Salz und Eis sind. Verdickung von Mineralölen und Melasse mittels Lichenin. J. Cazet und A. Mathey in Paris (D. R. P. Kl. 12 Nr. 9984 vom 7. November * 1879) wollen Erdöl, andere Mineralöle und Melasse dadurch leichter transportirbar machen, daſs sie dieselben durch Zusatz einer Abkochung von japanesischem Moos in eine feste Masse verwandeln. Zur Abscheidung des Oeles erhitzt man die Masse unter Zusatz von Alkali, oder destillirt das Oel ab. Herstellung von Collodium in Tafeln. Schippang und Wehenkel in Berlin (D. R. P. Kl. 57 Nr. 9890 vom 12. September 1879) lösen Collodiumwolle in gewöhnlicher Weise in Aether und Alkohol, verdunsten das Lösungsmittel und pressen den Rückstand unter einem Druck von etwa 2at in Tafeln. Diese Platten, „Collodolith“ genannt, sind glasähnlich, brennen nur schwach, wenn sie in eine Flamme gehalten werden, und widerstehen allen atmosphärischen Einflüssen (vgl. Schering 1879 232 192). In gleicher Weise werden solche Platten aus mit Jod- und Bromsalzen versetztem Collodium hergestellt. Von diesen werden mehrere auf einander gelegt, dann mit Platten von reinem Collodium eingehüllt und dadurch gegen äuſsere Einflüsse geschützt. Dieses „Jodcollodolith“ soll für photographische Zwecke jederzeit verwendbar bleiben. Zur Herstellung von Gerbsäure. Das bisher in den Handel gebrachte pulverförmige Tannin geht beim Trocknen theilweise in Gallussäure über, löst sich daher nicht klar in Wasser, ist sehr hygroskopisch und bildet deshalb gern feste Klumpen, welche seine Lösung erschweren. Zur Vermeidung dieser Uebelstände bringt die Chemische Fabrik auf Actien, vormals E. Schering in Berlin (D. R. P. Kl. 12 Nr. 10 076 vom 10. December 1879) eine wässerige, alkoholische oder ätherische Lösung des Tannins, nachdem sie im Vacuum so weit eingedickt ist, daſs sie sich nach dem Erkalten brechen läſst, in einen doppelwandigen, mit Dampf geheizten Kessel, dessen Boden durchlöchert ist, so daſs das erweichte Tannin heraustritt. Die so gebildeten Tanninfäden fallen auf rasch rotirende Holz- oder Metallcylinder, welche etwa 5m tiefer aufgestellt sind, von denen man das fertige Präparat abnimmt und zerkleinert. Die so erhaltenen spröden, goldglänzenden Nadeln sind nicht hygroskopisch, ballen nicht zusammen, lösen sich leicht und klar auf und enthalten keine Zersetzungsproducte. Vorschlag zu einer neuen Extincteurfüllung. Um die Anwendung der Schwefelsäure bei der Füllung der kleinen Feuerspritzen zu umgehen, soll man nach dem Vorschlage von M. Burstyn in den Mittheilungen aus dem Gebiete des Seewesens, Pola 1880 S. 426, saures Natriumsulfat anwenden, welches sich mit dem Bicarbonat nach folgender Gleichung umsetzt: NaHCO3 + NaHSO4 = Na2SO4 + CO2 + H2O. Die löschende Wirkung der Flüssigkeit wird noch erhöht, wenn man statt des doppeltkohlensauren Natriums Ammoniumcarbonat verwendet.