Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 238, Jahrgang 1880, Miszellen, S. 497
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Miscellen. Miscellen. Rad und Drehgestell für Straſsenbahnen; von J. Smith. Um zu ermöglichen, daſs Straſsenbahnwagen auch auſserhalb der Schienen wie gewöhnliches Fuhrwerk verkehren können, versieht Jos. Smith in Halifax (Engineer, 1880 Bd. 49 * S. 297) dieselben statt mit einem festen Spurkranz mit einem beweglichen Ring, welcher zwischen dem eigentlichen Laufkranz und einer aufgeschraubten Platte derart gehalten wird, daſs er sich gegen das Achsmittel zu verschieben kann. Um den Spurkranzring zu centriren, dient ein hinterlegter Kautschukring, so daſs er auf den Schienen allseitig gleich weit vorsteht und die Führung des Wagens besorgen kann. Wie jedoch der Wagen auf eine ebene Fläche kommt, schiebt sich der Ring an der Laufstelle nach einwärts und macht so bei jeder Umdrehung eine auf und nieder gehende Bewegung, – welche dem Kautschuk kaum besonders zuträglich sein dürfte. Das Smith'sche Drehgestell für Straſsenbahnwagen hat die Eigenthümlichkeit, daſs es ein Zahnkranzsegment trägt, durch welches das vordere und hintere Drehgestell eines Wagens derart verbunden sind, daſs sie sich in Curven radial einstellen. Um unruhigen Gang in der Geraden zu verhindern., dient eine vom Kutscher ein- oder auszulösende Sperrvorrichtung. Condensationstopf von C. Holste in London. Bei dieser als Neuerung an dem Haag'schen Condensationstopf (1880 236 * 14) patentirten Vorrichtung (* D. R. P. Kl. 13 Nr. 10555 vom 12. September 1879) sind mehrere Gefäſse mit ihren biegsamen Böden unter einander verbunden. Werden bei zu starker Erwärmung der die Gefäſse erfüllenden Flüssigkeit die Böden ausgebogen, so erfährt das an dem Boden des letzten Gefäſses befestigte Entwässerungsventil eine Verschiebung, welche der Summe der bezeichneten Durchbiegungen gleichkommt. Das Ventil erhält demnach einen bedeutend gröſseren Hub als beim Haag'schen Apparat, was hauptsächlich den Vortheil bieten soll, daſs statt des Tellerventiles ein Hülsenventil angewendet werden kann, auf dessen Abschluſs eine etwaige Ausdehnung des Gehäuses keinen schädlichen Einfluſs ausübt, und welches als entlastetes Ventil construirt sein kann. Die Vereinigung mehrerer Gefäſse mit federnden Böden wurde übrigens schon früher (z.B. 1876 221 * 223), wenn auch zu anderem Zwecke, in Anwendung gebracht. Eiserne Coulissen-Zugläden von F. Nietzschmann Söhne in Halle a. S. Ein im Wesentlichen mit der Maillard'schen und Chavinier'schen Construction (vgl. 1879 232 199. * 233 299) übereinstimmender Verschluſs an Thüren, Schaufenstern u. dgl. wird von der Firma F. Nietzschmann Söhne in Halle a. S. ausgeführt. Zum Heben der Laden dienen jedoch bei denselben lediglich kräftige Schnüre, eine Vereinfachung, welche namentlich bei kleineren Ausführungen in Betracht zu ziehen sein dürfte. Elektrische Kraftübertragung bei Eisenbahnen. Aus Anlaſs der Gewerbeausstellung in Wien 1880 hat die Telegraphenbauanstalt von B. Egger daselbst eine 300m lange Bahn als Ausstellungsgegenstand ausgeführt, welche in ihrer Anordnung jener von Siemens und Halske (1879 233 * 172) im Wesentlichen gleicht. Das Geleise von 0m,52 Spurweite ist aus Grubenschienen gebildet, welche etwa 9k das Meter wiegen. Die Räder der Locomotive und des angehängten Personenwagens sind auf der einen Seite durch Asbestpapier gegen die Achsen isolirt und unter einander leitend verbunden. Von den 3e,5 zum Treiben der Strom erzeugenden Dynamomaschine werden mittels der mit 900 Umdrehungen in der Minute laufenden Dynamomaschine auf der Locomotive etwa 2e,5 für das Fahren ausgenützt; der Nutzeffect wäre also etwas über 70 Proc. Bei genügender Länge der Bahn lieſse sich eine Fahrgeschwindigkeit von 8m erreichen. Synchrone elektrische Uebertragung der Bewegung von einer Welle auf eine andere. Marcel Deprez bringt auf der Welle A, deren Bewegung mittels der Elektricität auf eine zweite Welle B übertragen werden soll, zwei Commutatoren an, welche bei jeder Umdrehung zweimal den Strom umkehren, jedoch um 90° gegen einander verstellt sind. Man erhält daher bei Drehung der Welle A: vom ersten Commutator vom zweiten Commutator um     0° den Strom + a den Strom + b   90 + a – b 180 – a – b 270 – a + b; man hat also vier sich wiederholende Stromcombinationen. Im Empfänger liegen zwischen den Schenkeln eines Hufeisenmagnetes zwei Siemens'sche Inductionsspulen mit unter 90° gegen einander gestellten eisernen Kernen; die Achse, worauf die Spulen aufgesteckt sind, fällt mit der geometrischen Achse des Magnetes zusammen. Sendet man nun durch jede der Spulen durch Vermittelung von 2 Reibern einen Strom von der nämlichen Stärke und von beliebigem Vorzeichen, so stellt sich der 90°-Winkel stets so, daſs er von der Verbindungslinie der Pole des permanenten Magnetes halbirt wird; jeder der obigen vier Combinationen der Stromrichtungen entspricht aber eine ganz bestimmte Stellung jenes 900-Winkels. Deshalb vermögen die von der Welle A ausgehenden Stromsendungen der Welle B eine bezieh. der Geschwindigkeit und der Richtung ganz mit der Bewegung der Welle A übereinstimmende Drehung zu ertheilen. (Nach dem Bulletin de la Société d'Encouragement, 1880 Bd. 7 S. 497.) Elektrische Beleuchtung auf der Brüsseler Ausstellung. Eine sehr ausgedehnte Anwendung des elektrischen Lichtes ist bei der Beleuchtung der Gärten der Ausstellung in Brüssel 1880 gemacht worden. Es waren daselbst 40 Lampen angebracht, welche von 3 Stationen aus gespeist wurden. In der ersten Station trieb eine Dampfmaschine von 40e 15 Dynamomaschinen; in der zweiten waren eine Dampfmaschine von 70e und 20 Dynamomaschinen aufgestellt; in der letzten endlich befanden sich zwei Gasmotoren, welche 5 Maschinen trieben. Für jede Lampe war demgemäſs eine Dynamomaschine vorhanden; erstere waren von Jaspar (vgl. 1879 232 281. * D. R. P. Kl. 21 Nr. 7004 vom 11. Januar 1879) construirt, während letztere die bekannte Gramme'sche Construction hatten. Die Lampen waren in ziemlicher Höhe an Laternenpfählen befestigt, die ungefähr 2m über dem Boden ein Gelenk hatten, so daſs der Lampenwärter behufs Einschaltung frischer Kohlen den oberen Theil der Vorrichtung herunterklappen konnte und sehr bequemes Arbeiten hatte. Die Zuleitungen zu den Lampen waren z. Th. bis 400m lang und bestanden aus isolirten und in Bleiröhren gelegten Kupferdrahtseilen aus 12 Drähten von 1mm Dicke. Die Rückleitung erfolgte durch die Wasserleitungsröhren, Gasröhren u.s.w., so daſs nur eine Zuleitung für je eine Lampe nöthig war. (Nach der Revue industrielle, 1880 * S. 433.) Ueber die allmähliche Veränderung der Photographien durch längere Lichteinwirkung. Nach Mittheilung von J. Janssen in den Comptes rendus, 1880 S. 199 erscheint bei Einwirkung des directen Sonnenlichtes auf photographische Platten zuerst das gewöhnliche negative Bild; dann tritt ein neutraler Zustand ein, so daſs die Platte bei Einwirkung des Entwicklers gleichmäſsig dunkel wird. Bei weiterer Belichtung erscheint ein positives Bild- dann tritt ein zweiter neutraler Zustand ein, in welchem die Platte gleichmäſsig hell wird. Nun folgt ein zweites negative Bild, um schlieſslich durch einen dritten neutralen Zustand erhitzt zu werden durch Auftreten einer gleichmäſsigen dunkeln Färbung. Zur Untersuchung von Schriftstücken. Um die Fälschung einer Unterschrift, Zahl, eines Namens u. dgl. in Schriftstücken nachzuweisen, empfiehlt W. Thomson in der Chemical News, 1880 Bd. 42 S. 32, die Gleichartigkeit der Tinten zu prüfen. Zu diesem Zweck soll man die Schriftzüge nach einander behandeln mit verdünnter Schwefelsäure, starker Salzsäure, verdünnter Salpetersäure, einer wässerigen Lösung von Schwefligsaure, mit Natronlauge, einer kalt gesättigten Oxalsäurelösung, einer Lösung von Chlorkalk, von Zinnchlorür und Zinnchlorid. Das Spectrum des Wasserdampfes. Nach Beobachtungen von Huggins (Comptes rendus, 1880 Bd. 90 S. 1454) zeigt der sichtbare Theil des Spectrums der Wasserstoffflamme keine hellen Linien, auf der photographischen Platte wurde dagegen eine Gruppe heller, im ultravioletten Theile starker Linien erhalten, welche als das Spectrum des Wasserdampfes anzusehen sind. Die Gesammtzahl dieser hellen Linien, deren wenigst brechbare die Wellenlänge 3276 hat, beträgt 48. Eine Leuchtgasflamme zeigt auf der Photographie auſser dem Wasserspectrum eine starke Linie bei G, λ = 4310, eine weniger brechbare, neblige Bande, dann zwei Linien λ = 3872 und 3890, an die sich bis K eine Gruppe heller Linien schlieſst. Diese neuen Linien gehören dem Kohlenstoff an. Verhalten von Schimmelvegetationen im thierischen Körper. Bisher hielt man die weit verbreiteten Schimmelpilze allgemein als unschädlich für den thierischen Organismus, da sie, direct ins Blut lebender Thiere eingebracht, zu Grunde gingen (vgl. 1877 226 215). P. Grawitz (Virchow's Archiv, 1880 Bd. 81 S. 355) ging nun von der Erwägung aus, daſs die Schimmelpilze, weil sie für gewöhnlich auf säuerlichen, festen Stoffen bei 10 bis 20° zu vegetiren pflegen, erst durch entsprechende Züchtung an ein flüssiges, alkalisches, 390 warmes Nährmittel gewöhnt werden müssen, bevor sie im Blute lebender Thiere vermehrungsfähig sind. Es gelang ihm nun nachzuweisen, daſs die allerbekanntesten und überall verbreiteten Schimmelpilze Eurotium und Penicillium in zwei morphologisch vollkommen übereinstimmenden, physiologisch aber völlig verschiedenen Abarten vorkommen, deren eine sich in der Blutbahn höherer Thiere ganz indifferent verhält, deren andere der bösartigsten Gruppe der bisher bekannten krankmachenden Pilze an die Seite zu setzen ist. Aus einer beliebigen Stammform können bei fortgesetzter Züchtung beide Abarten entstehen- ebenso kann man aus jeder der beiden Spielarten durch systematische Cultur nach etwa 12 bis 20 Generationen die anderen erzielen. Die Bösartigkeit dieser krankmachenden Schimmelpilze besteht in den acuten Fällen darin, daſs ihre Sporen, sobald sie in die Blutbahn höherer Säugethiere gelangen, daselbst keimen, in die verschiedenen Körpertheile übertreten, in ihnen wuchern, locale Necrosen bewirken und den Tod des Thieres in etwa 3 Tagen herbeiführen. In den subacuten und chronischen Fällen tritt an jedem einzelnen der zahllosen metastatischen Pilzherde eine Entzündung auf, welche die Hyphen zum Absterben bringt und zu einer Heilung führen kann. Die meisten vom blosen Auge leicht erkennbaren Schimmelhäufchen in Nierenkapsel, Nieren, Leber, Muskeln, Retina sind mikroskopisch weder durch die Gröſse, noch durch anderweite anatomische Merkmale von Pilzen der gleichen Art, die auf beliebigen Nährstoffen gewachsen sind, zu unterscheiden, mit der Einschränkung, daſs sie nur rudimentäre Fruchtträger bilden und niemals zur Sporenabschnürung gedeihen. So ist es denn bewiesen, daſs eine und dieselbe Pilzart als harmloser Fäulniſsschmarotzer vegetiren und als bösartiger, krankmachender Parasit lebende thierische Organe zerstören kann, eine für die Beurtheilung der Desinfection höchst wichtige Thatsache (vgl. 1876 219 550). Preſsfutter für Pferde. Nach dem Vorschlag von A. v. Salm in Hamburg (D. R. P. Kl. 53 Nr. 10870 vom 23. November 1879) wird ein Gemisch von: Hafer- oder Maisschrot 4k Heuhäcksel 1,5 Bohnen schrot 0,5 Mehl 0,2 Viehsalz 10g mit Wasser angefeuchtet und in einer erwärmten Presse zu Kuchen gepreſst, welche nach dem Trocknen bei 30° mit einer feinen Säge in ganze, ½ oder ¼ Tagesrationen zerlegt werden. (Vgl. Dünkelberg 1879 232 485.) Herstellung von Dünger aus Melasseschlempe. E. Ernst in Beesenlaublingen, Prov. Sachsen (D. R. P. Kl. 16 Nr. 10894 vom 23. September 1879) macht den Vorschlag, Melasseschlempe mit einer concentrirten Salzlösung zu versetzen, um angeblich das Anbrennen und Aufschäumen bei dem nachfolgenden Eindicken zu verhüten. Die eingedampfte Masse wird dann mit 15 Proc. Holzkohlenpulver und 15 Proc. mit Schwefelsäure versetzter Knochenkohle gemischt. – Ob der Düngerwerth dieses Gemisches den Kosten entspricht, ist fraglich. Ueber die Bestandtheile der Kaffeefrüchte. Die Früchte des Kaffeebaumes von der Gröſse einer Vogelbeere sind im reifen Zustande roth; ihr gelbliches Fleisch hat einen leicht Zucker artigen Geschmack. Boussingault (Comptes rendus, 1880 Bd. 91 S. 639) hat in Spiritus conservirte Kaffeefrüchte aus Brasilien untersucht. Die 9k,03 mit Alkohol getränkten Früchte gaben 3k,8 Trockensubstanz und enthielten neben den 6k,4 Alkohol: Im Alkohol In den Beeren Zusammen Mannit   72,0g   20,0g   92,0g Invertzucker 233,3 131,1 364,4 Rohrzucker   65,9   32,7   98,6 Berechnet auf Trockensubstanz bestanden die Früchte demnach aus: Mannit 2,21 Invertzucker 8,73 Rohrzucker 2,37 Sonstige Stoffe 86,69 ––––––– 100,00. In der Alkohollösung wurden auſserdem Aepfelsäure und Caffeïn nachgewiesen. Frische Früchte eines Kaffeebaumes aus Venezuela gaben 30,4 Proc. nicht entschälte Kaffeebohnen und 66,6 Proc. Fruchtfleisch mit nur 5,6 Th. Trockensubstanz. Verglichen mit Kirschen und Zwetschen sind diese Früchte somit arm an Zucker, so daſs an ihre Verwerthung zur Gewinnung von Spiritus kaum zu denken ist. Ueber die Nachtheile des Kühlschiffes. Wie in sehr vielen anderen Brennereien, so konnte auch in der Versuchsbrennerei zu Biesdorf die Ausbeute an Alkohol in den heiſsen Sommermonaten nicht mehr auf der Höhe der vorhergehenden Monate erhalten werden. In den Monaten April bis Juni wurde ausschlieſslich Mais gebrannt, 550k auf 2300l Maischraum, unter Anwendung von 75k Grünmalz zur Maischung und 35k zur Hefebereitung. Dabei fiel der Alkoholgehalt, während der Säuregehalt der vergohrenen Maische stieg, so daſs auf Milchsäure berechnet 100cc Maische enthielten im Monate: April 0,405g Milchsäure 9,53cc Alkohol Mai 0,540 9,37 Juni 0,675 8,80 Es lag die Vermuthung nahe, daſs das lange Verweilen der Maische auf dem Kühlschiff die Hauptschuld an der stärkeren Säurebildung trug. Der Nachtheil der Kühlschiffe im Sommer, daſs man nicht genügend abkühlen kann und daher von einer höheren Anstellungstemperatur ausgehen muſs, läſst sich durch Einlegen von Kühlschlangen in die gährende Maische verhindern. Bedenklicher ist die langsame Abkühlung zwischen 40 und 25°, also bei der für die Entwicklung der Säurefermente günstigsten Temperatur in einer mit Fäulniſs- und Säurebacterien beladenen Luft und einem nur schwer völlig zu reinigenden Kühlschiffe. Es wurde nun von einer süſsen, eben fertig gestellten Maische, bevor dieselbe auf das Kühlschiff gebracht wurde, eine Probe entnommen und dieselbe durch Einsetzen in Wasser gekühlt. Von dieser Probe wurden alsdann 40cc mit 25cc Kunsthefe versetzt und in einer mit Stöpsel und aufgesetztem langem Glasrohre versehenen Flasche zur Gährung angestellt. Gleichzeitig hiermit wurde auch aus dem mit der auf dem Kühlschiff gekühlten Maische beschickten Bottiche, unmittelbar nachdem dieser angestellt war, eine gleich groſse Probe in einer ebensolchen verschlossenen Flasche zur Gährung angestellt. Die beiden Flaschen wurden in die an diesem Tage beschickten Gährbottiche gehängt und während der ganzen Gährzeit in denselben gelassen, so daſs sie möglichst denselben Bedingungen der Temperatur ausgesetzt waren wie die Hauptmasse der Maische in den Bottichen. Die Untersuchung der vergohrenen Maischen ergab nun folgende Resultate: Proben Saccharo-meter Säure:Normal-lauge AlkoholVol.-Proc. Maische ohne Kühlschiff   1,1cc 9,8      „         mit        „ 1,3 1,8 8,6 Bottichprobe a 1,2 1,5 8,2         „           b 1,4 1,7 8,3 Angenommen 1 Th. Zucker gebe auch 1 Th. Milchsäure, so würde zur Bildung von 38,15 Milchsäure im Liter, entsprechend der Differenz des Milchsäuregehaltes der ersten und zweiten Probe, ein gleiches Gewicht Zucker erforderlich sein, oder auf einem Bottich von 2300l 7k,25 Zucker, entsprechend einer Ausbeute von 467,2 Literprocent. Der Gesammtunterschied an Alkohol beträgt aber zwischen der ersten und zweiten Probe 1,2 Volumprocent der Maische, d.h. bei 2300l 2760 Literproc. Alkohohl. Die noch fehlenden 2292,5 Literproc. Alkohol erklären sich durch die schlechtere Vergährung der zweiten Probe, da offenbar die Milchsäure die Nachwirkung der Diastase gestört hatte. Der gröſsere Verlust der Bottichproben erklärt sich durch die Verdunstung. Ueber den Gehalt der Kartoffeln an Stärke und Phosphorsäure. Nach H. Pellet (Comptes rendus, 1880 Bd. 90 S. 1362) hatten zwei Sorten Kartoffeln, nämlich die Vander-Veer genannte, welche i. J. 1879 zu Chevrières (Oise) geerntet war, und eine rothe mehlige aus Verrières (Seine et Oise) vom J. 1877 folgende Zusammensetzung: Textabbildung Bd. 238, S. 502 Chevriéres; Verriéres; Gewicht der frischen Ernte; Trockensubstanz; Auf 1ha ergab sich; Phosphorsäure; Schwefelsäure; Kalk; Magnesia; Kali; Natron; Eisenoxyd; Kieselsäure; Gesammtasche; Dieselbe ohne Kieselsäure; Stickstoff; Trockensubstanz auf 100 Th. Kartoffeln; Stärke; Gesammtstärke auf; Knollen; Kraut; Gesammt; Auf Stärke; Schwefelsäure zur Sättigung der Basen Danach scheint ein bestimmtes Verhältniſs zwischen Stärke- und Phosphorsäuregehalt oder an Kieselsäure freier Asche der Kartoffeln, aber nicht zwischen Stärke, Alkalien und Kalk zu bestehen. Analyse des Kanizer- oder Kainzenbrunnens. Bei Partenkirchen im Partnachthaie des bayerischen Hochgebirges entspringen aus den Kalkfelsen und dolomitischen Gesteinen des Eselsrücken zwei Quellen, von 8°, welche den Kainzenbrunnen speisen. Nach F. Hulva (Journal für praktische Chemie, 1880 Bd. 22 S. 290) enthält 11 des Wassers an veränderlichen Bestandtheilen 12m8 organischen Rückstand, welcher 2mg,9 Sauerstoff zur Oxydation bedarf, Spuren von Schwefelwasserstoff und 1mg,85 salpetersaures Ammonium, welches ganz oder theilweise aus der Holzfassung des Brunnens stammen, ferner: mg mg Natron 31,303 Kupferoxyd     0,082 Kali   4,915 Kieselsäure   10,000 Lithion   0,023 Schwefelsäure   26,46 Kalk   5,230 Chlor     7,472 Magnesia   4,967 Brom     0,02 Strontian   0,042 Jod     0,045 Baryt unwägbare Spuren Gesammt-Kohlensäure 219,000 Eisenoxyd   0,75    davon halbgebundene in Manganoxyduloxyd   0,08    in Form von Bicarbonaten     3,700 Bleioxyd   0,05 Das Wasser ist demnach ausgezeichnet durch seinen Gehalt an einfach kohlensaurem Natrium. Gewinnung von Proteïnstoffen aus Kartoffelfruchtsaft. W. Kette in Jassen (D. R. P. Kl. 89 Zusatz Nr. 10836 vom 29. October 1879) will die im Abwasser der Kartoffelstärkefabriken enthaltenen Protein-Stoffe mit Salzsäure oder Schwefelsäure ausfällen. Es darf nicht zu wenig Säure genommen werden, da verdünnte Säuren lösend auf die Eiweiſsstoffe einwirken (vgl. 1879 234 494. 1880 238 138). Zusammensetzung amerikanischer Tantalite. W. J. Comstock (Chemical News, 1880 Bd. 41 S. 244) hat drei Tantalite untersucht, und zwar von Yancey-County (I), Northfield, Mass. (II) und von Branchville, Conn. (III): I II III Ta2O5 59,92 56,90 52,29 Nb2O5 23,63 26,81 30,16 FeO 12,86 10,05   0,43 MnO   3,06   5,88 15,58 MgO   0,34 CaO   0,37 –––––––––––––––––––––––– 99,81 99,64 98,83 Specifisches Gewicht   6,88   6,84   6,59. Sie entsprechen also der Formel (Fe, Mn) (Ta, Nb)2O6. Herstellung von Schmirgel aus Bauxit. Die chemische Zusammensetzung verschiedener Bauxite und des Gibbits nähert sich, wie folgende Analysen zeigen, der des natürlichen Schmirgels, sobald das Wasser ausgetrieben ist: I II III IV V VI VII Wasser und Kohlensäure 15,5 19,0 21,6 13,8 12,7 34,7 25,74 Kieselsäure 12,5 12,0 11,6   4,5   1,7   6,29 Thonerde 70,0 65,0 60,2 76,3 66,2 64,8 64,24 Eisenoxyd   1,5   1,5   4,8   5,4 19,4   2,40 Kalk   0,5   2,5   1,5   0,85 Magnesia   0,38 Nach Dürrschmidt in Lyon (D. R. P. Kl. 80 Nr. 10582 vom 1. October 1879) geben nur die Bauxite III und IV mit 2 bis 10 Proc. Eisenoxyd beim Glühen einen guten künstlichen Schmirgel, V gibt einen schlechten Schmirgel, während die Bauxite I und II hierzu untauglich sind. Nach der Analyse des Gibbits (VI) von Torrey und des Wocheinites (VII) von Dill können auch diese Mineralien durch heftiges Glühen in Schachtöfen, Flammöfen oder in Retorten in Schmirgel übergeführt, werden. Zur Kenntniſs der Manganoxyde. Fällt man eine Lösung von Manganchlorür mit Schwefelammonium, löst den Niederschlag in Essigsäure und leitet bei 52° Chlor hindurch, so fällt nach V. H. Veley (Chemical News, 1880 Bd. 41 S. 291) das schwarze Hydrat von MnO.5MnO2. Erhitzt man diesen Niederschlag in einem Luftstrome, so bildet er unter Wasserabgabe und Sauerstoffaufnahme verschiedene Hydrate und zwar bei 60 bis 100° Mn6O11.2H2O, bei 120 bis 130° Mn12O22.3H2O, bei 200° schlieſslich Mn12O23.H2O und beim Erwärmen in Sauerstoff Mn24O47; reines Mangansuperoxyd MnO2 konnte nicht erhalten werden. Ueber die Bildung von grünem Chromsesquichlorid. Läſst man nach A. Mengeot (Comptes rendus, 1880 Bd. 91 S. 389) eine Lösung von Kaliumdichromat mit Salzsäure gemischt langsam verdunsten, so entwickelt sich Chlor nach der Zersetzungsgleichung K2Cr2O7 + 14 HCl = Cr2Cl6 + 7 H2O + 2 KCl + 3 Cl2; schlieſslich bleiben dunkelviolette Krystalle von Chromchlorid Cr2Cl6 zurück, dem auch einige sehr kleine Krystalle des grünen Chlorides beigemengt sind, welches sich demnach entgegen der gewöhnlichen Annahme auch bei gewöhnlicher Temperatur bilden kann. Ueber die Fluorverbindungen des Urans. Wenn man nach A. Ditte (Comptes rendus, 1880 Bd. 91 S. 115 u. 166) grünes Uranoxyd mit überschüssiger Fluſssäure behandelt, so erhält man aus der gelben Lösung Krystalle von U2F6.8 HF, welche beim Erhitzen in U2F6 übergehen. Das ungelöste grüne Pulver ist Uranylfluorür U2O2F2, welches beim Erhitzen unter Verflüchtigung von Sauerstoff und Uranoxyfluorür U2OF4 schwarze glänzende Krystalle von Uranoxydul U2O2 gibt. Zur Herstellung von krystallisirtem Uranoxydul braucht man dennoch nur das durch Erhitzen des Sesquioxydes erhaltene grüne Oxyd mit einigen Tropfen Fluorwasserstoffsäure zu versetzen und dann zu glühen. Herstellung Ton Theerfirniſs. Nach E. Dreyſsig in Ravensburg, Württemberg (D. R. P. Kl. 22 Nr. 10685 vom 13. November 1879) wird Theer auf 70° erwärmt und nach der Vertreibung des Wassers unter Einhaltung der Temperatur mit gleichen Theilen Cement oder hydraulischen Kalk gemengt. Das Gemisch, warm aufgetragen, gibt einen Firniſs, der von Säuren und atmosphärischen Einflüssen nicht angegriffen wird. Ein neuer Kohlenwasserstoff aus dem Braunkohlentheer. Wird bei der Destillation des Braunkohlentheeres der Rückstand bis zur Trockne abgetrieben, so geht schlieſslich eine harzige, gelbe Substanz über, aus welcher O. Burg (Berichte der chemischen Gesellschaft, 1880 S. 1834) durch wiederholtes Umkrystallisiren einen neuen weiſsen Kohlenwasserstoff, Picen genannt, abgeschieden hat. Das Picen, C22H14, löst sich wenig in kochendem Eisessig, Benzol und Chloroform, leichter in Steinkohlentheerölen. Es schmilzt bei 337 bis 3390. In concentrirter Schwefelsäure löst es sich mit grüner Farbe, beim Erwärmen Sulfosäuren bildend. Mit Chromsäure und Eisessig erhält man ein ziegelroth gefärbtes Chinon, mit Brom und mit Chlor hübsch krystallisirte Substitutionsproducte.