Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 239, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 241
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Miscellen. Miscellen. Lévy-Lambert's logarithmische Diagramme. Kunstmeister Bornemann hat schon i. J. 1854 im Civilingenieur, Bd. 1 S. 18 eine graphische Tabelle über die relative Festigkeit veröffentlicht und hiermit unseres Wissens zum ersten Male die vielfach verwendbare Methode der Diagramme mit logarithmischem Maſsstab zur Anwendung gebracht. Später finden wir von demselben Verfasser die gleiche Methode angewendet auf „Constructionselemente der Turbinen“ (Civilingenieur, 1858 S. 13) und „Diagramme zur Bestimmung der Windmenge“ (daselbst 1861 S. 115). Eine andere Art der Verwendung logarithmischer Diagramme hat Professor Gustav Schmidt i. J. 1875 im Prager Land- und Forstwirtschaftlichen Wochenblatt und i. J. 1879 in den Technischen Blättern veröffentlicht, in der Absicht, dem Auge ersichtlich zu machen, ob verwandte Gröſsen, wie z.B. Lebensmittelpreise, Frachten- und Personenverkehr, Geschäftsumsatz und Regie, Börsencurse u. dgl., mit der Zeit sich proportional ändern oder nicht. Neuerdings kommt Lévy-LambertTableaux qraphiques pour le calcul des ressorts in der Revue industrielle, 1880 * S. 469. auf diese Methode in demselben Sinne wie in Bornemann's erstem Artikel zurück, indem er logarithmische Diagramme zur Bestimmung der Dimensionirung der Trapezfedern construirt. Wenn nämlich die Breite b und Dicke a der anzuwendenden Federblätter gegeben ist, b variirend von 7,5 bis 9cm, a von 0,5 bis 1cm,5, ferner angegeben wird, wie groſs die Verminderung des Pfeiles für 1000k Druck in der Mitte sein darf, schwankend zwischen f=0,5 bis 1cm,2, so bestimmt sich die ganze Länge =2\,L der Feder und die Anzahl der Blätter = n aus dem gegebenen Druck =2\,P in der Mitte mittels der Formeln: L=\sqrt{0,4\,Paf} . . . . . (1)   und    n=\frac{250\,L^3}{EJf} . . . . . (2) in welch letzterer E der Elasticitätsmodulus = 2400000 bis 3 Millionen Kilogramm für 1qc und J = 1/12 ba3 das Trägheitsmoment eines Blattes ist. Wenn 2P, 2L, f und b gegeben sind, so folgt: a=\frac{5\,L^2}{2\,f\,P} . . . . . (3),     n=\frac{3\,f^2}{bE}\,\left(\frac{P}{L}\right)^3 . . . . . (4) Wenn nun Jemand sehr häufig mit derlei Bestimmungen zu thun hat, so verlohnt es sich der Mühe, logarithmische Diagramme zu construiren, mit deren Hilfe das Resultat sofort ohne Rechnung abgelesen werden kann. Betrachtet man in Formel (1) und (2) 2\,L=x als die eine Variable, 2\,P oder n=y als die andere, so haben diese Gleichungen die Form y=Ax^2 bezieh. y=Ax^3, allgemein y=Ax^m, wo m auch negativ oder ein Bruch sein kann. Es ist dann log\,y=2\ log\,A+m\ log\,x. Wird also log x als Abscisse und log y als Ordinate aufgetragen, so erhält man eine gerade Linie. Natürlich braucht man die Diagramme nicht mit x=1,\ y=1 beginnen zu lassen, sondern kann z.B. die Abscisse nur von 2\,L=50 bis 2\,L=250^{cm} logarithmisch theilen, wie es dem speciellen Zweck eben entspricht, und es kann für die logarithmischen Ordinaten ein anderer Maſsstab gewählt werden, wie für die logarithmischen Abscissen. In dieser Weise sind auch die Lévy-Lambert'schen Diagramme construirt. Wir machen aus diesem Anlaſs auf die vielseitige noch zu wenig beachtete Anwendbarkeit logarithmischer Diagramme aufmerksam. G. S. Ueber Fr. Krupp's Sicherheitsapparat für Dampfkessel. Die von F. Krupp (1879 233 425) patentirte Sicherheitsvorrichtung ist ein Black'scher Apparat, bei welchem der Black'sche Pfropfen ohne Ersatz stets im Gebrauch bleiben soll. Dies wäre eine wesentliche Ersparniſs; man muſs indeſs diese Einrichtung mit groſser Vorsicht aufnehmen, weil die Sicherheit eines solchen Apparates, bei welchem der Pfropfen wiederholt schmilzt, nach anderen Erfahrungen beim Umschmelzen von Legirungen durchaus in Frage zu stellen ist. – Bekanntlich ändert sich beim Umschmelzen leichtflüssiger Metalle deren Schmelzpunkt nicht unerheblich, weil die leichtflüchtigen Metalle, Wismuth und Cadmium, allmählich beim Schmelzen wieder verdunsten. Der Schmelzpunkt einer solchen Legirung erhöht sich; es kann also die beabsichtigte Schmelzung nicht mehr eintreten, wenn, wie es bei Black'schen Apparaten sein soll, Dampf von 1 bis 1at,5 zum Pfropfen tritt. Beim Umschmelzen von solchen Legirungen ist selbst mit äuſserster Vorsicht, unter Deckung mit feinem Kohlenstaub, eine solche Veränderung fast nicht zu vermeiden. R. Kieselguhr-Composition. W. Berkefeld in Celle mischt Kieselguhr mit etwas Kuhhaaren und 1 bis 2 Proc. Bindemitteln zum Ueberziehen von Dampfleitungsrohren, Stirnflächen von Dampfkesseln, Heiſswindrohre (Ilsederhütte) u. dgl. Die Masse wird als gutes Isolirmittel gelobt. Tunkrahmen für Zündhölzchen; von T. Popovic in Wien. In den gebräuchlichen Tunkrahmen findet bekanntlich das Festhalten der Hölzchen durch Zusammenpressen der Lättchen statt, in deren Kerbe die Hölzchen gelegt sind. Der Patentinhaber (* D. R. P. Kl. 78 Nr. 10458 vom 18. Januar 1880) will derartige Blättchen nicht verwenden, statt dessen zwei mit zahlreichen zur Aufnahme der Hölzchen bestimmten Lochern versehene Platten auf einander legen, und diese nach dem Einstecken der Hölzchen durch die beiden Löcher, gegen einander so viel verschieben, als zum Festklemmen der Hölzchen erforderlich ist. Herstellung von Korkteppich. K. Schwamkrug in Saalfeld a. S. (D. R. P. Kl. 8 Nr. 11464 vom 27. Januar 1880) überzieht zur Herstellung des sogen. Linoleum straff eingespanntes Leinen mit Firniſs, siebt feines Korkmehl auf und wiederholt nach dem Trocknen dieses Verfahren, bis die gewünschte Dicke erreicht ist. Zur Herstellung des genannten Firnisses wird 1k geschmolzenes Colophonium mit 0k,5 Leinölfirniſs gemischt, dann 3k,5 verdünnte Ammoniakflüssigkeit zugesetzt, aufgekocht und schlieſslich noch im Verhältniſs von 10 zu 8 dick eingekochter Leinölfirniſs zugesetzt. Barker's Signalapparat für Marinezwecke. Die Abgabe von Nebelhornsignalen, die aus verschiedenen bestimmten Folgen von langen und kurzen Tönen bestehen, ermöglicht W. B. Barker in Hoboken, Hudson, Nordamerika (* D. R. P. Kl. 74 Nr. 10402 vom 24. Juni 1879) dadurch, daſs er längere und kürzere Löcher – ähnlich wie Morseschrift – im Kreise in einer runden Scheibe anbringt und die Scheibe mit den Löchern unter der Austrittsöffnung der verdichteten Luft jedesmal um einen so groſsen Winkel dreht, als zur Abgabe eines Signales nöthig ist, z.B. um ⅛ Umfang. Die Scheibe schlieſst den Behälter der verdichteten Luft nach oben hin ab; an ihr sitzt nach unten ein Rohr mit zwei anfangs senkrecht laufenden, dann schraubengangförmig sich ebenfalls um ⅛ Umfang windenden Schlitzen, in welche zwei Rollen an einem Rohre von etwas kleinerem Durchmesser hineingreifen, um beim Heben des letztern Rohres mittels eines Handgriffes oder Fuſstrittes das weitere Rohr um den entsprechenden Betrag zu drehen. Ein Zapfen unter dem engeren Rohre befindet sich für gewöhnlich mit seinem dünnern, runden Theile in einem achteckigen Loche der Querstange, mittels welcher der Handgriff das Rohr und den die Luft zusammendrückenden Blasbalg hebt; dabei kann durch einen Zeiger oder Griff die Löcherscheibe so gedreht werden, daſs die Löcher des zu gebenden Signales unter die Nebelhornmündung zu stehen kommen. Beim Emporheben der Querstange kommt dann deren achteckiges Loch auf den achteckigen Theil des Zapfen und verhindert nun jede weitere Drehung des engern Rohres bei dessen Emporbewegung, die indeſs erst nach einiger Zeit, wenn die Luftverdichtung weit genug vorgeschritten ist, die Drehung des weitern Rohres sammt der Scheibe veranlaſst. – Eine verwandte Einrichtung bringt Barker auch für mit Dampf betriebene Nebelhörner im Vorschlag, bei denen er durch geeignete Vorsprünge, die mittels Hebelübersetzung auf ein Ventil wirken, dem Signal entsprechend den Dampf absperrt und austreten läſst. Kuhlo's elektro-magnetischer Radmotor. Der elektro-magnetische Radmotor (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 10027 vom 27. Juli 1879) besitzt 11 in gleichen Abständen von einander entfernte Eisenanker am Umfange eines auf horizontaler Achse liegenden Rades. Die Elektromagnete sind radial gegen das Rad und zwar so gestellt, daſs, wenn ein Anker eben an den Kern des ersten Elektromagnetes m1 herankommt, ein anderer Anker gerade mitten über dem Kerne des zweiten Elektromagnetes m2 steht und ein dritter Anker eben den Kern des dritten Elektromagnetes m3 verläſst. Auf der Achse des Rades sitzt ein Arm, der an seinem Ende eine Contactrolle trägt und mit dieser über einer in 33 Felder getheilten Vertheilerscheibe läuft, somit der Reihe nach den Strom den drei Elektromagneten zuführt; der Arm besteht aus zwei durch ein Gelenk mit einander verbundenen Theilen und es wird der vordere, die Rolle tragende Theil durch eine vom andern ausgehende Feder beständig auf die Vertheilerscheibe aufgedrückt. Der Arm ist ferner nicht fest auf die Achse aufgekeilt, sondern wird durch eine auf der Achse sitzende Nase mitgenommen, welche in einen Ausschnitt in der Nabe des Armes hineinragt; der Ausschnitt ist aber um so viel breiter wie die Nase, daſs sich der Arm gerade um ein Feld der Vertheilerscheibe hin und her schieben läſst, und je nachdem die eine oder die andere Stellung des Armes von Anfang an herbeigeführt wird, läuft das Rad links herum oder rechts herum. Die erste der drei Gruppen der isolirten Felder des Vertheilers ist mit den Spulen von m2, die zweite Gruppe mit den Spulen von m3, die dritte mit den Spulen von m1 verbunden. E–e. Ueber die mittlere Weglänge eines Molecüls. Nach Untersuchungen von C. Hodges (Beiblätter zu den Annalen der Physik, 1880 S. 699) ist die mittlere Weglänge des Wasserdampfes 0mm,0000024. Gefrierpunkt alkoholischer Flüssigkeiten. Nach F. M. Raoult (Comptes rendus, 1880 Bd. 90 S. 865) beginnt die Eisbildung in Gemischen von Alkohol und Wasser bei folgenden Temperaturen: Gefrierpunktder Mischung Alkohol auf100g Wasser Vol.-Proc.des Alkohols Gefrierpunktder Mischung Alkohol auf100g Wasser Vol.-Proc.des Alkohols – 0,5°    1,32g   1,6 – 9° 21,9g 21,9 – 1,0   2,65   3,2 – 10 23,6 23,3 – 1,5   3,97   4,8 – 12 27,6 26,4 – 2,0   5,50   6,3 – 14 31,3 29,1 – 2,5   6,62   7,8 – 16 35,1 31,3 – 3,0   7,95   9,2 – 18 39,0 33,8 – 3,5   9,27 10,6 – 20 42,8 36,1 – 4,0 10,60 11,8 – 22 46,6 38,3 – 4,5 11,90 13,1 – 24 50,6 40,0 – 5,0 13,00 14,2 – 26 54,8 41,6 – 6,0 15,30 16,4 – 28 59,2 43,7 – 7,0 17,80 18,7 – 30 64,6 46,2 – 8,0 19,80 20,4 – 32 70,0   47,9. Bis 10g Alkohol auf 100g Wasser wird demnach der Gefrierpunkt für je 1g Alkohol um je 0,377° erniedrigt. Gegohrene Flüssigkeiten haben einen niedrigeren Gefrierpunkt als ein Gemisch von Alkohol und Wasser bei gleichem Alkoholgehalt: AlkoholgehaltVol.-Proc. Gefrierpunkt Gefrierp. d. Gemischesvon Alkohol u. Wasser Apfelwein   4,8 –   2,0° – 1,5° Bier   6,3 –   2,8 – 2,0 Rothwein, gewöhnlicher   6,8 –   2,7 – 2,2 Weiſswein, gewöhnlicher   7,0 –   3,0 – 2,3 Beaujolais 10,3 –   4,4 – 3,4 Rother Bordeaux 11,8 –   5,2 – 4,0 Rother Burgunder 13,1 –   5,7 – 4,5 Rother Roussilon 15,2 –   6,9 – 5,5 Marsala 20,7 – 10,1   – 8,1. Neue Aufrahmverfahren. Nach C. Becker in Düsseldorf (D. R. P. Kl. 45 Nr. 11634 vom 2. April 1880) erhitzt man die frisch gemolkene Milch in einem geschlossenen Gefäſse im Wasserbade 2 bis 2½ Stunden lang auf 55 bis 650, um die darin befindlichen Organismen zu tödten, kühlt dann auf 15° ab und läſst in dem geschlossenen Gefäſs 24 bis 36 Stunden stehen, in welcher Zeit die Milch völlig aufgerahmt ist. A. Brendstrup in Hörsholm, Dänemark (D. R. P. Kl. 45 Nr. 11828 vom 13. Juni 1880) will die zur Butterbereitung bestimmte Milch mit „Schwefelsäuerlingwasser“ (anscheinend Schwefligsäure, Ref.), welches mit Nelkenöl und Zucker versetzt ist, ansäuren. – Die so erhaltene Butter dürfte wegen ihres starken Nelkengeschmackes nur wenig Beifall finden. Zur Behandlung von Mais. Nach F. Camus in Paris (D. R. P. Kl. 6 Nr. 11501 vom 12. März 1880) werden 100k Maiskörner mit 2k doppeltschwefligsaurem Natrium oder einer entsprechenden Menge derselben Calciumverbindung gemischt, dann wird so viel warmes Wasser zugegeben, daſs die Körner eben bedeckt sind und unter zeitweiligem Umarbeiten einen Tag bei 50° oder 4 bis 5 Tage bei gewöhnlicher TemperaturTemparatur quellen gelassen. Nun säuert man mit Salzsäure oder Schwefelsäure an, so daſs Schwefligsäure innerhalb der Körner frei wird. Dann läſst man die Körner durch Walzen oder Mühlsteine gehen und verwendet das mittels Wasser durch ein Sieb getriebene Mehl zur Herstellung von Stärke oder Spiritus (vgl. 1880 238 488). A. Manbré in Liverpool (Englisches Patent Nr. 3996 vom 4. October 1879) macht den Vorschlag, die Rückstände von der Maisstärkefabrikation mit verdünnter Schwefelsäure zu verzuckern, gähren zu lassen und die Destillationsrückstände zur Gewinnung des Oeles auszupressen. Zur Herstellung künstlicher Düngemittel. Um aus Guano, Knochenasche oder Phosphorit ein möglichst hochgradiges Superphosphat zu gewinnen, soll man nach W. Hasenbach in München (D. R. P. Kl. 16 Nr. 10 720 vom 16. Januar 1880) die gepulverten Rohstoffe mit so viel Salzsäure unter Druck behandeln, daſs Bicalciumphosphat entsteht, welches nach dem Auswaschen des Chlorcalciums und Trocknen unter 100° mit der erforderlichen Menge Schwefelsäure aufgeschlossen wird. Nach H. v. Liebig in Dinkelsbühl, Bayern (D. R. P. Kl. 16 Nr. 11547 vom 21. Februar 1880) werden Guano, Knochenmehl oder Phosphorit mit 1, 1,5 oder 2 Aequivalenten roher Salzsäure auf 1 Aeq. Tricalciumphosphat aufgeschlossen, sodann mit der äquivalenten Menge von schwefelsaurem Kalium oder Magnesium gemischt, getrocknet und gemahlen. Verarbeitung des Kainits auf Kalimagnesia und Carnallit. Statt aus der concentrirten Kainitlösung durch schwefelsaures Magnesium einen Theil der Kalimagnesia zu fällen, aus der Lauge mit Chlormagnesium das Chlornatrium auszuscheiden, das überschüssige Magnesiumsulfat durch Eindampfen niederzuschlagen, so daſs die letzten Laugen beim Erkalten Carnallit geben, kann man nach G. Borsche in Leopoldshall bei Staſsfurt (D. R. P. Kl. 75 Zusatz Nr. 11028 vom 4. December 1879) auch in folgender Weise verfahren. Statt des krystallisirten schwefelsauren Magnesiums kann man zur Fällung der Kalimagnesia auch krystallisirtes schwefelsaures Natrium verwenden, welches sich in der Siedhitze in Chlornatrium und schwefelsaures Magnesium umsetzt. Um die Fällung der Kalimagnesia ganz zu vermeiden, setzt man zu der heiſs gesättigten Kainitlösung Chlormagnesiumlauge, worauf sich der gröſste Theil des Chlornatriums ausscheidet. Die klar abgezogene Flüssigkeit wird bis zu 1,33 sp. G. abgedampft, wobei sich schwefelsaure Kalimagnesia abscheidet, während die Lauge beim Erkalten Carnallit gibt. Oder man scheidet aus der heiſs gesättigten Kainitlösung durch Chlormagnesium den gröſsten Theil des Chlornatriums aus, läſst dann aber erkalten, worauf sich ein Gemisch von Carnallit mit schwefelsaurem Magnesium ausscheidet, welches, mit wenig kaltem Wasser behandelt, Kalimagnesia gibt. Aus der Mutterlauge erhält man durch Eindampfen Carnallit. Zur Bestimmung der Phosphorsäure. Zur genauen Bestimmung der Phosphorsäure soll man nach F. Wagner (Zeitschrift für analytische Chemie, 1880 S. 444) in folgender Weise verfahren. 25 bis 50cc der zu untersuchenden Phosphatlösung, in welchen 100 bis 150mg P2O5 enthalten sind, werden in einer Porzellanschale mit 100 bis 150cc Molybdänlösung versetzt, unter öfterem Umrühren auf etwa 80° erwärmt, eine Stunde zur Seite gestellt und dann durch ein glattes Filter abfiltrirt. Der Niederschlag wird mit verdünnter Molybdänlösung abgewaschen, dann von dem durchstochenen Filter mit 2,5 procentiger Ammoniakflüssigkeit in die Schale zurückgespült, die erhaltene Lösung unter Nachspülen mit 2,5 procentiger Ammoniakflüssigkeit in ein Becherglas gegossen und noch so viel Ammoniakflüssigkeit hinzugefügt, daſs die Flüssigkeitsmenge etwa 100cc beträgt. Nun werden unter Umrühren etwa 15cc Chlormagnesiummixtur eingetröpfelt. Nach zweistündigem Stehen wird durch ein glattes Filter von bekanntem Aschengehalt filtrirt und der Niederschlag mit 2,5 procentigem Ammoniak so lange ausgewaschen, bis eine mit Salpetersäure angesäuerte und mit Silberlösung versetzte Probe des Filtrates nicht mehr auf Chlor reagirt. Den getrockneten Niederschlag trennt man vom Filter, bringt ihn in einen Platintiegel, verkohlt das zusammengeknäulte Filter für sich auf dem Tiegeldeckel (völliges Veraschen ist unpraktisch, weil die Asche leicht festklebt), bringt die Filterkohle in den Tiegel, erhitzt zuerst gelinde, darauf zum Glühen, hält den schief gelegten Tiegel etwa 10 Minuten lang in starker Glut (Bunsen'scher Gasbrenner), glüht darauf 5 Minuten lang im Gebläse, läſst im Exsiccator erkalten und wägt. Ueber Zuckercouleur. Für in Holland eingeführten Rohzucker wird bekanntlich ein um so geringerer Eingangszoll erhoben, je dunkler gefärbt derselbe ist, da das betreffende Gesetz von der irrigen Annahme ausging, daſs die Reinheit des Zuckers mit der Farbe steigt und fällt. Der für Holland bestimmte Zucker wird daher meist mit Zuckercouleur gefärbt. Da nun der Werth des Zuckers aus dessen Zucker- und Aschengehalt ermittelt wird, so ist bei sonst gleichen Verhältnissen dasjenige Färbemittel das bessere, welches bei gröſster Farbkraft den geringsten Aschengehalt und die höchste Polarisatiion besitzt. E. Mategczek (Zeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen, 1880 Bd. 5 S. 89) hat nun daraufhin folgende käufliche Zuckercouleure untersucht: Trauben-zuckerCouleur Trauben-zuckerCouleur Raffinad-Couleur Trauben-zuckerCouleur Specifisches Gewicht 1,3481 1,3666 1,3593 1,3741 Saccharometergrade 69,6 72,46 71,3 73,6 Beaumé nach Gerlach 37,9 39,3 38,8 39,9 Wasser 30,40 27,54 28,70 26,40 Sulfate 1,710 5,55 3,082 5,03 Sulfate abzügl. 10 Proc. = Achse 1,54 4,96 2,774 4,527 Polarisation, ausgedrückt als Rohr-    zucker 11,287 7,81 50,79 11,721 Glycose 28,34 29,05 37,558 Die Asche als kohlensaures Natron 1,27 4,14 2,30 3,75 Abgelesene Millim. am Farbenmaſs 6,0 12,5 40,0 8,0 Farbe 166,6 80 25 125 Der Aschengehalt wurde genau so bestimmt, wie dies bei der Rendementbestimmung üblich ist. Da die Asche jedoch vorwiegend aus schwefelsaurem Natron neben geringen Mengen von Gyps (aus dem Traubenzucker) besteht und 71 G.-Th. schwefelsauren Natrons = 53 G.-Th. kohlensaurem Natron, bezieh. 31 G.-Th. reinem Natron entsprechen, so erscheint der ermittelte Aschengehalt (Sulfat abzüglich 10 Proc.) um Vieles zu hoch und erleidet dadurch der Verkäufer einen Schaden, welcher mit der Menge der zur Zersetzung des Traubenzuckers verwendeten Soda, bezieh. mit der Menge des Färbemittels steigt. Einfluſs des Lichtes auf das Wachsthum der Zuckerrübe. Auf einem groſsen, freien Feldstücke, welches i. J. 1880 mit Rüben bebaut war, stand in der Mitte eine Gruppe alter Platanen. Nach H. Briem (Organ des Centralvereinesfür Rübenzuckerindustrie der ö.-u. Monarchie, 1880 S. 831) zeichneten sich die im Schatten der Bäume gewachsenen Pflanzen durch mächtige Blattentwicklung und ungemein zahlreiches Aufschieſsen der Rüben aus. Von Anfang October an, wurden nun häufig Proben der im Schatten und völlig im Freien gewachsenen Rüben genommen, deren Untersuchung folgendes ergab: Nummer Gewicht Grammfür 1 Stück Verhältniſsvon Wurzelzu Blätter Auf 100 Wurzelkommen Blätter Auf 100 Wurzelkommen Blätter Polarisation des Saftes Wurzel Blätter Zusammen Sacchari-meter Polarisirt. Zucker Nicht-zucker Quotient Unter der Baumgruppe gewachsene Rüben. 1 235 386 621 38 62 164 61 12,5 8,75 3,75 70,0 2 144 315 459 31 69 219 46 13,4 9,51 3,89 70,9 3 156 275 431 36 64 176 56 12,8 9,49 3,31 74,1 4 140 311 451 31 69 222 45 13,2 9,60 3,60 72,7 5 104 251 355 30 70 241 49 13,4 9,36 4,04 69,8 6 151 260 411 36 64 171 60 Mittel 155 299 454 34 66 193 52 13,06 9,34 3,62 71,5 Auſserhalb der Baumgruppe gewachsene Rüben. 1 494 271 765 64 36 55 182 12,9 9,25 2,65 71,7 2 324 114 438 74 26 35 284 13,2 10,34 2.86 78,3 3 301 189 490 61 39 62 159 13,0 10,05 2,95 77,3 4 430 233 663 65 35 54 184 14,2 11,11 3,09 72,7 5 269 210 479 56 44 77 128 14,0 10,30 3,70 73,4 6 239 108 347 60 40 46 221 Mittel 343 187 530 65 35 54 183 13,26 10,21 3,05 77,0 Auf 100 Zucker kommt Nichtzucker bei den im Schatten gezogenen Rüben 38,6, bei den andern 29,8. Rechnet man 1000 Rüben auf 1a und einen Saftgehalt von 93 Proc., so wurden unter freiem Himmel 32k,5, unter der Baumgruppe aber bei sonst gleichen Verhältnissen nur 13k,4 Zucker erzeugt. Charakteristisch für die Lichtwirkung ist auch das Verhältniſs zwischen Blatt- und Rübengewicht. Verfahren zur Herstellung kaustischer Magnesia. Festes Chlormagnesium wird zur Trockne gebracht und dann in passenden Brennöfen mit oxydirender Flamme und überhitztem Wasserdampf geglüht. Gebrüder Ramdohr in Wansleben bei Teutschenthal (D. R. P. Kl. 75 Nr. 11540 vom 9. October 1879) heben hervor, daſs man den Wasserdampf auch durch Anwendung nasser Kohlen erzeugen könne. Die entweichende Salzäure soll in entsprechender Weise condensirt werden (vgl. 1880 236 504). Ueber die Unterchlorsalpetersäure. H. Goldschmidt (Liebig's Annalen, 1880 Bd. 205 S. 372) findet, daſs eine Verbindung NOCl2 sich unter den Destillationsproducten des Königswassers nicht vorfindet. Was Gay-Lussac als Unterchlorsalpetersäure bezeichnete, ist lediglich Nitrosylchlorid, welches freies Chlor in wechselnden Mengen absorbirt enthält. Ueber Bleiglyceride und die quantitative Bestimmung des Glycerins. Im Anschluſs an seine früheren Mittheilungen (1880 235 213) berichtet Th. Morawski im Journal für praktische Chemie, 1880 Bd. 22 S. 401 über weitere Versuche, Bleiglyceride herzustellen. Es wurden z.B. 50g Bleizucker, auf 250cc gelöst, mit 25g Bleiglätte gekocht; das Filtrat wurde mit 75g Glycerin von 1,24 Dichte erwärmt und eine mit überschüssiger Bleiglätte erwärmte Lösung von 20g Aetzkali in 100cc Wasser hinzugefügt, worauf sich sofort ein groſser zäher Klumpen bildete. Im Filtrate hiervon entstand noch eine kleine Ausscheidung beim Abkühlen und beim Concentriren schieden sich feine Nadeln von Monoplumboglycerid, C3H6PbO3, aus, während die erste und zweite Ausscheidung als Sesquiplumboglycerid, (C3H5O3)2 Pb3, erkannt wurden. Ein drittes gummiartiges Bleiglycerid, aus Bleiessig, Glycerin und alkoholischer Kalilauge erhalten, entsprach der Formel C12H24Pb5O13 oder (C3H5O3)2 Pb3 + 2C3H6PbO3 + H2O. Ein Bleiglycerid, bei welchem im Glycerin nur 1 Atom Wasserstoff durch Metall vertreten ist, konnte nicht erhalten werden. Eine wässerige Lösung von Bleinitrat, mit Glycerin und Ammoniak erwärmt, gab ein Plumbonitratoglycerid C6H11Pb5N3O16 oder 2C3H5O3Pb2NO3 + PbOHNO3, aus welchem beim Kochen mit Wasser die Verbindung Pb5N3O15 erhalten wurde. Bildet sich beim Erwärmen von Glycerin mit überschüssigem Bleioxyd nur Monoplumboglycerid, so läſst sich darauf eine quantitative Bestimmung des Glycerins gründen. Diesbezügliche Versuche wurden in der Weise ausgeführt, daſs in einer Porzellanschale 50 bis 60g Bleioxyd, aus Bleiweiſs bereitet, bei 130 bis 150° getrocknet und dann das zu untersuchende Glycerin in Mengen von 2 bis 3g, nach der Wägung der Porzellanschale mit dem Bleioxyde, genau hinzugewogen wurde. Hierauf wurde mit einem Achatpistill sorgfältig gemischt, das Pistill so vollständig als möglich abgeputzt und die Schale sammt ihrem Inhalte etwa 6 Stunden im Exsiccator über Schwefelsäure aufgestellt. Nach dieser Zeit wurde in einem Trockenschranke erhitzt und zwar 1 Stunde auf 100° und zwei folgende Stunden auf 120 bis 130°; hierauf wurde gewogen. Wurde dann wieder erhitzt, so ergaben sich nur geringe Gewichtsschwankungen, welche, da mit 2 bis 3g gearbeitet wurde, wenig am Resultate ändern. Zieht man nun von den nach dem Abkühlen ermittelten Gewichte das Gewicht der Schale mit dem Bleioxyde ab, so gibt die Differenz, mit 1,3429\ \left(=\frac{C_3H_8O_3}{C_3H_6O_2}=\frac{92}{84}\right) multiplicirt, die Menge des im untersuchten Glycerin enthaltenen reinen Glycerins. Die auf diese Weise erhaltenen Resultate waren im Durchschnitt bis auf 0,7 Proc. genau. Herstellung schwarzer Buchdruckfarben. H. Günther in Berlin (D. R. P. Kl. 22 Zusatz Nr. 11930 vom 8. Mai 1880) will das bei der Anthracengewinnung als Nebenproduct abfallende Theerol zur Herstellung von Buchdruckfarbe (vgl. 1880 237 172) zunächst mit einer Lösung von 10 Proc. Kupferchlorid kochen und dann mit Methylviolett versetzen. Dingler's polytechn. Journal erscheint in Halbmonat-Heften. Alle Buchhandlungen und Postämter nehmen Bestellungen an, ebenso zu directer Versendung die J. G. Cotta'sche Verlagsexpedition in Augsburg. Abonnementspreis vierteljährlich M. 9 Direct franco bezogen für Deutschland und Oesterreich M. 9.60, für die das Ausland M. 10.50. Insertionspreis für die durchlaufende Colonelzeile 30 Rpf., für 1 Seite 21 Mark, für 1 Doppel- (Quart-) Seite 42 Mark. Bei mehrfacher Insertion Rabatt nach Uebereinkunft. Nähere Mittheilungen über das Journal wolle man auf dem Tafel-Ansetzblatt nachlesen. Zur Beachtung. Nachforderungen fehlender Textbogen und Figurentafeln können nur innerhalb drei Monaten nach Ausgabe des betreffenden Heftes unentgeltlich erledigt werden, soweit überhaupt die Vorräthe diess gestatten. Die Verlagshandlung. Textabbildung Bd. 239