Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 240, Jahrgang 1881, Miszellen, S. 401
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Miscellen. Miscellen. Die Müller'schen Schieberdiagramme; von Alfr. Seemann. Diese im Verlag von Th. Achermann in München erschienene sehr belehrende Schrift behandelt in einheitlicher und vollständig erschöpfender Weise die einfachen und Doppelschieber-Steuerungen für stationäre Dampfmaschinen auf Grund graphischer Darstellung durch das von Professor Chr. Müller in Stuttgart herrührende Diagramm. Indem dasselbe für die Berücksichtigung der endlichen Schub- und Excenterstangenlänge leicht umzuformen ist, ergibt sich die Möglichkeit zu einem eingehenden Studium der verschiedenen Schieberbewegungen, wie es auſserdem nur an einem Modell durchführbar wäre. Speciell für den praktischen Constructeur bieten die zahlreichen bis in die kleinsten Einzelheiten durchgeführten Beispiele eine auſserordentliche Erleichterung für den Entwurf und die Durchführung aller vorkommenden Schiebersteuerungen. M-M. Neuerungen an Drahtseilbahnen. Bei den von Th. Obach in Wien (* D. R. P. Kl. 81 Nr. 11614 vom 8. Juli 1879) erbauten Drahtseilbahnen werden die Transportkarren nicht unmittelbar durch ein in Bewegung gesetztes endloses Tragseil mitgenommen, sondern es trägt das letztere zweiräderige Wagen, an denen je ein unten mit Haken versehener Tragbügel hängt. Diese Tragbügel sind durch eine Klemmvorrichtung mit' einem zweiten Seil – dem Zugseil – verbunden, an dessen Bewegung sie dadurch theil zu nehmen gezwungen sind. Die eigentlichen vierräderigen Transportkarren, welche gleichzeitig zur Materialbewegung auf Schienengel eisen dienen, werden auf eigene Bühnen geschoben, wo sie in den Bereich der Tragbügel kommen, von denen sie dann erfaſst und mitgenommen werden. Am Ende der Seilbahn laufen die Transportkarren auf einem ansteigenden Schienengeleise auf, werden dabei aus den Tragbügelhaken gehoben und rollen schlieſslich auf der in eine Neigung übergehenden Bahn ihrem Bestimmungsorte zu. – Bezüglich der Ausführungsdetails verweisen wir auf die Patentschrift. Spritze von W. Lippold in Chemnitz. W. Lippold (* D. R. P. Kl. 59 Nr. 13139 vom 3. August 1880) ordnet bei Spritzen zwei wechselweise einfach wirkende Cylinder an, von denen jeder mit zwei gleichzeitig gegen einander bewegten Kolben versehen ist. Die Ventilgehäuse setzen sich selbstverständlich in der Cylindermitte an. Die Anordnung bezweckt lediglich die Verdoppelung des Kolbenhubes bei gleichem Ausschlag des Spritzenhebels. Neuerung an Zählwerken für Flüssigkeitsmesser. Die hin- und hergehende Bewegung des Kolbens oder der Membran von Flüssigkeitsmessern will R. H. Gould in Battersea, England (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 10987 vom 9. Januar 1880) auf das Zählwerk mittels eines doppelarmigen Hebels übertragen, dessen Drehpunkt im Meſsgehäuse liegt und aus diesem zum Zählwerk durch ein dünnes biegsames Rohr tritt, welches einerseits dicht am Meſsgehäuse befestigt ist, am anderen freien Ende aber mit dem durchgeschobenen Hebel verlöthet ist. Das Rohr dichtet demnach die Austrittstelle des Hebels aus dem Meſsgehäuse ab und gestattet dabei dessen Schwingung. Der Gedanke ist keineswegs ein neuer, nachdem derselbe schon den Wasserstandszeigern von Chaudré (1878 229 * 132) zu Grunde liegt. Neuerung an Torfpressen. A. v. Anrep in Stockholm (* D. R. P. Kl. 80 Nr. 12322 vom 22. Februar 1880) richtet das Gehäuse der Schraubentorfpresse so ein, daſs es behufs der Reinigung bequem zur Hälfte zurückgeschlagen werden kann. Zu dem Ende ist zunächst der Einwurftrichter um zwei Zapfen zu kippen, worauf die obere Gehäusehälfte in zwei Theilen vermöge geeigneter Gelenke umgedreht werden. Zusammenlegbarer Kern für das Formen von Röhren aus Cement, Erden u.s.w. Der Mantel des hohlen Kernes ist bei dem Verfahren von Eugen Malgat in Burtzweiler bei Mülhausen (* D. R. P. Kl. 80 Nr. 12337 vom 20. Juni 1880) dreitheilig; die beiden gröſseren Theile desselben sind durch Gelenke mit einander verbunden und können mittels Gelenkspreizen in der für das Formen der Röhre geeigneten gegenseitigen Lage festgehalten werden. Der dritte Manteltheil wird sodann von innen in die vorhandene Lücke des Mantels geschoben und durch Vorreiber festgehalten. Nach dem Formen der Röhre entfernt man zunächst diesen dritten Theil und klappt alsdann die beiden anderen Manteltheile zusammen, so daſs sie leicht aus der Röhre gezogen werden können. Combinirter Ambos und Schraubstock. Eine höchst einfache Verbindung eines Ambosses mit einem Schraubstock entnehmen wir dem Scientific American, 1881 Bd. 43 * S. 162. Der Ambos ist aus einem hohlen Guſsstück in der üblichen Form hergestellt und hat an seiner flachen Seite eine Oeffnung, in welche in einfachster Weise die Schraubstockspindel geschoben wird, während der eine Arm des Schraubstockes mit Hilfe einer Schraube dort festgestellt wird. Der Ambos bildet so ein genügend kräftiges Fundament für den Schraubstock, während die ganze Oberfläche des Ambosses frei liegt, zudem es nur des Lösens bedarf, um den Schraubstock zu entfernen. Das untere Gelenk der Schraubstockarme wird durch einen Stift des beweglichen Armes gebildet, der in eine von zwei in derselben horizontalen Ebene liegenden Kerben des festen Armes eingelagert werden kann, so daſs bei gröſseren Stücken eine möglichst parallele Einspannung derselben erfolgt, wenn der Stift in die äuſsere Kerbe eingelegt wird. Diese Construction hat A. L. Adams in Cedar Rapids, Jowa, für Nordamerika patentirt. Mg. Härten und Anlassen von Stahldraht für Kratzenbeschläge. Nach dem Verfahren von J. und H. Law in Bleckheaton, England (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 13030 vom 7. August 1880) wird Stahldraht dadurch gehärtet, daſs man ihn zunächst durch ein Talgbad, dann durch ein aus geschmolzenem Blei oder durch ein aus einer Legirung aus Blei und Zinn gebildetes Bad hindurchzieht und daſs derselbe hierauf nach einander noch durch ein Oelbad und durch ein zweites Bleibad hindurchgezogen wird, wo das Anlassen desselben stattfindet. Den Bleibädern wird etwas Soda oder Potasche und etwas pulverisirte Holzkohle zur Verhinderung der Oxydation beigefügt. Combinirter Lüftungs- und Heizapparat E. Oehlmann in Berlin (* D. R. P. Kl. 27 Nr. 12520 vom 26. März 1880) verbindet die Reinigung bezieh. Netzung der frischen Luft, die Bewegung und Erwärmung derselben in folgender Weise. Die frische Luft tritt in den unteren Theil eines Blechmantels, indem sie durch ein um senkrechte Achse drehbares Windrädchen angesaugt und nach oben gedrückt wird. An der Welle des Windrädchens und zwar über diesem ist eine Stoſsturbine befestigt, gegen deren löffelartige Vorsprünge einzelne Wasser- oder Dampfstrahlen treffen und hierdurch die erforderliche Drehung bewirken. Das gebrauchte Wasser kann sofort abgeführt, aber auch – durch Sperrung des Abflusses – gezwungen werden, als Regen der emporsteigenden Luft entgegen zu fallen. Genügt dieser Regen seinem Zweck nicht, so kann ein weiterer Regenring gebildet werden, indem eine das Stoſsrad concentrisch umgebende, mit zahlreichen kleinen Oeffnungen versehene Röhre von der Wasserleitung aus gespeist wird. Das niederfallende Wasser soll unten auf mit Kork bekleidete Traufplatten fallen, um zu groſses Geräusch zu vermeiden. Ueber dem Stoſsrad sind endlich schraubenförmig gebogene Röhren angebracht, durch welche warmes Wasser oder Dampf strömt, so daſs sie geeignet sind, die Luft zu erwärmen. Signalapparat für scheintodt Begrabene. J. Dukas in Freiburg i. B. (* D. R. P. Kl. 74 Nr. 13100 vom 1. August 1880) will Hand, Fuſs und Mund der Beerdigten durch eine elektrische Leitung mit einem im Wächterhause aufgestellten Läuteapparat verbinden. – Wie völlig überflüssig ein solches Verfahren ist, wurde bereits früher (1877 223 642) gezeigt. Elektrische Uhr von J. Zimber in Furtwangen. In dieser Uhr (* D. R. P. Kl. 83 Nr. 12649 vom 4. Juli 1880) wird die Elektricität zum Aufziehen der Triebfeder benutzt. Dazu wirkt ein am unteren Ende des hängenden Ankerhebels des liegenden Elektromagnetes drehbar befestigter Sperrkegel auf ein Sperrrad auf der Federhauswelle, dreht dieses bei jeder Ankeranziehung um einen Zahn und spannt dadurch die Feder so viel, daſs die Uhr 10 Secunden im Gang erhalten wird; ein zweiter Sperrkegel verhütet die Rückwärtsdrehung des Sperrrades. Das Federhausrad greift in ein Trieb auf der Achse des Steigrades ein. Auf der Achse des Steigrades sitzt zugleich ein 6zähniges Rädchen, dessen Zähne der Reihe nach einen horizontalen Hebel abfallen lassen, so daſs derselbe eine horizontale Contactfeder auf eine Contactschraube herabdrückt und dadurch den elektrischen Strom durch den Elektromagnet schlieſst. Mittels eines zweiten Hebels können beim Ingangsetzen der Uhr die Stromschlieſsungen mit der Hand bewirkt werden. In der Sitzung des Elektrotechnischen Vereines am 26. April d. J. (vgl. Elektrotechnische Zeitschrift, 1881 S. 157) wurde eine ähnliche Uhr vorgeführt, welche i. J. 1867 von der Commanditgesellschaft Telegraph verfertigt worden war und sich von der patentirten wesentlich nur dadurch unterscheidet, daſs die treibende Kraft von einem kleinen Kugelgewichte geliefert wird, das durch den elektrischen Strom alle 30 Secunden wieder gehoben wird. Die Anwendung eines Triebgewichtes hat Zimber auch in sein Patent aufgenommen. Den Anlaſs zur Vorführung jener Uhr hat die Einreichung der Beschreibung und Zeichnung einer ähnlichen durch eine Feder getriebenen elektrischen Uhr beim Elektrotechnischen Verein seitens des Mechanikers H. Förster in Posen gegeben. E–e. Ueber das galvanische Verhalten der Kohle. Nach den Versuchen von H. Muraoka (Ueber das galvanische Verhalten der Kohle. Straſsburg 1881. Dissertation) sind die specifischen Leitungswiderstände der Kohlensorten sehr verschieden und hängen wahrscheinlich von der chemischen Zusammensetzung der Kohle und deren physikalischen Eigenschaften ab. Graphit hat den kleinsten galvanischen Widerstand, die gröſste Aenderung desselben mit der Temperatur, den gröſsten Ausdehnungscoefficienten, verhält sich in thermo-elektrischer Beziehung gegen alle anderen untersuchten Kohlensorten negativ und scheint auch unter allen Kohlenarten der beste Wärmeleiter zu sein. Bei allen untersuchten Kohlensorten nimmt der Leitungswiderstand mit steigender Temperatur ab, und zwar läſst sich für denselben eine Gleichung von der Form Wt – W0 (1 + α t + β t2) aufstellen, worin Wt und W0 den Leitungswiderstand bei der Temperatur t bezieh. 0°, α und β aber Coëfficienten darstellen, die für eine Kohlensorte constant sind. Bei den natürlichen Holzkohlen und Steinkohlen lieſs sich gar keine Leitung nachweisen. Die Kohlenflötze von Süd-Wales. Nach J. W. Thomas sind von dem Kohlenvorkommen im Nordwesten von Glamorgan die oberen 4 Fuſs in dem Neath-Thale Anthracit, dagegen im Südosten und Südwesten halbbituminöse oder Dampfkohle, während das 6 Fuſs-Flötz im Süden und Osten des Districtes Pechkohle ist. Auch das 6 Fuſs-Flötz im südlichen Theile des Districtes gibt bituminöse Kohle. Die Kohlen haben folgende Zusammensetzung: Rhondda-Thal Aber-gorki Oberes4Fuſs-Flötz 6Fuſs-Flötz 9Fuſs-Flötz a b Kohlenstoff 85,57 84,10 88,29 89,59 87,85 87,61 Wasserstoff   4,51   4,76   3,65   4,87   4,67   4,73 Sauerstoff und Stickstoff   3,11   3,79   2,47   3,35   3,77   3,55 Schwefel   1,57   1,28   0,77   0,56   1,07   1,07 Asche   4,54   5,43   3,63   1,06   2,00   2,38 Wasser   0,70   0,64   1,19   0,57   0,64   0,66 Kokes 80,23 76,12 92,13 81,57 79,72 79,90. Die gröſste Anzahl Kohlenschächte von Süd-Wales befindet sich im Rhonddathale. Sie liefern die beste Kohle der Welt, aber die Flötze haben nur 0,83, 1,22 bezieh. 1m,8 Mächtigkeit. (Nach dem Journal of the Iron and Steel Institute durch Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1881 S. 262.) Verfahren zum Schweiſsen von Eisen mit Nickel und Kobalt. Th. Fleitmann in Iserlohn (D. R. P. Kl. 40 Zusatz Nr. 13304 vom 8. Juni 1880) hat gefunden, daſs man nicht nur Eisen und Stahl mit reinem Nickel oder Kobalt oder eisenhaltigem Nickel zusammenschweiſsen und solcherweise nickelplattirte Bleche und Draht herstellen, sondern auch die Legirungen von Kupfer und Nickel, die sich in der Glühhitze walzen lassen, mit Nickel durch Schweiſsproceſs vereinigen kann, sei es unter dem Hammer oder durch kräftigen Walzendruck (vgl. 1879 234 490). Erforderlich ist, daſs man dabei die zu schweiſsenden Metalle in dünnes Metallblech, namentlich Eisenblech, einschlieſst, welches dann wieder abgebeizt wird, oder daſs man die Metalle in luftdicht verschlossenen Gefäſsen glüht. Ferner kann man die Metalle vor dem Zusammenbringen in einer Atmosphäre von Kohlenwasserstoffen oder Kohlenoxydgas glühen, worauf ein rasches Hämmern und Auswalzen folgen muſs. In gleicher Weise lassen sich auch Eisenbleche mit den Legirungen von Kupfer und Nickel mittels Schweiſsproceſs herstellen. Verfahren zur Verarbeitung von Weiſsblechabfällen. Nach A. Gutensohn in London (D. R. P. Kl. 7 Nr. 12883 vom 13. Juni 1880) wird das Weiſsblech zunächst in bekannter Weise mit Salzsäure behandelt, bis diese kein Zinn mehr auflöst. Aus dieser Chlorzinnlösung wird das Zinn nun in folgender Weise ausgeschieden: Man verbindet mit den Kohleelementen einer starken Bunsen'schen Batterie eine gewisse Menge Weiſsblechabfälle, welche in die vorhin erwähnte Chlorzinnlösung eintauchen, während der negative Pol in einer Kupferplatte endet, an welcher sich das Zinn metallisch ausscheidet, von den als positiven Pol eingetauchten Abfällen aber lost. Nach einiger Zeit wird die saure Flüssigkeit abdestillirt, um die freie Säure wieder zu gewinnen, die zurückbleibendezurückbleidende Zinnchlorürlösung aber als erregende Flüssigkeit für die Bunsen'sche Batterie zu verwenden, wobei sich das metallische Zinn an dem eingetauchten Kohlencylinder abscheidet, während die Zinkplatten wie gewöhnlich in verdünnter Schwefelsäure stehen. Nach einem anderen Vorschlage soll man zur Erzeugung der Elektricität Weiſsblechabfälle in starker Salzsäure verwenden, während in die durch Thonzellen davon getrennte Schwefelsäure das Zink eintaucht. Das nach dem Lösen des Zinns zurückbleibende Eisen soll nochmals mit Schwefelsäure übergössen werden, um die anhaftende dünne Schicht der Eisen-Zinnlegirung zu lösen, aus welcher durch elektrischen Strom das metallische Zinn gefällt wird, während die zurückbleibende Eisenvitriollösung abgedampft werden kann. Zur Herstellung von Schmirgelscheiben und anderen Schleifvorrichtungen. Nach J. Pearson, J. Whitestone und R. Gubbins in London (D. R. P. Kl. 80 Nr. 12924 vom 11. Mai 1880) wird Leim in gewöhnlicher Weise mit etwas Wasser zusammengeschmolzen, mit einer Lösung von Tannin in Methylalkohol versetzt und noch heiſs mit dem auf 1050 erwärmten Schmirgelpulver vermischt. Das Gemenge wird nun in eiserne Formen, welche vorher gleichfalls auf etwa 105° erwärmt waren, in einem Oefen längere Zeit bei 105 bis 150° erhalten, bis die Masse hart wird, sodann bei etwa derselben Temperatur völlig ausgetrocknet. Als Mischungsverhältniſs werden namentlich 77 Th. Leim, 23 Th. Tannin und 600 Th. Schmirgel empfohlen. Absorption der Sonnenstrahlen durch Ozon. Zur Bestimmung des Ozons läſst W. N. Hartley (Chemical News, 1881 Bd. 43 S. 142) dasselbe durch eine mit Jodkalium versetzte Lösung von Arsenigsäure absorbiren. Die überschüssige Arsenigsäure wird dann durch Jodlösung zurücktitrirt. Aus einer Reihe diesbezüglicher Bestimmungen ist zu schlieſsen, daſs sich das Ozon in höheren Luftschichten in noch gröſseren Mengen findet als an der Erdoberfläche und daſs seine Absorptionskraft völlig hinreicht, die Begrenzung des Sonnenspectrums zu erklären. Auch die blaue Farbe der Atmosphäre soll gröſstentheils von ihrem Ozongehalt herrühren. Platindruckverfahren. Nach einer Mittheilung im Photographischen Archiv, 1881 S. 2 wird gewöhnliches Zeichenpapier oder photographisches Rohpapier mit einem Ueberzug von Stärkekleister versehen und nach dem Trocknen auf einer Lösung von 100cc Wasser, 38 Kaliumplatinchlorid, 14g oxalsaures Eisen und soviel Oxalsäure, daſs das Eisensalz sich auflöst, schwimmen gelassen. Dieses Papier hält sich im trockenen Raum unbegrenzt lange und ist 3 mal so empfindlich wie gesilbertes Eiweiſspapier. Gekräftigt wird das Bild durch Schwimmenlassen auf einer Lösung von oxalsaurem Kali; dann wird der Abdruck in sehr verdünnter Salzsäure, schlieſslich in reinem Wasser gewaschen und getrocknet. Man erhält einen Abdruck in schwarzem, ins bläuliche spielenden Tone, ganz ohne Glanz, der bei Landschaften lebhaft an eine Radirung erinnert; die tiefsten Schatten sind reich sammtschwarz; die Lichter kommen äuſserst rein. Besonders eignet sich das Zeichenpapier zu Landschaften und Reproductionen, es liefert sehr kräftige und brillante Abdrücke; auch eignet es sich vortrefflich zur Ausführung in Kreide, Tusche oder Wasserfarben. Das zugerichtete Papier ist von hellgelber Farbe; beim Bleichen wird es graubraun und schlieſslich schmutzig gelb. Diese letztere Färbung zeigt an, daſs das Eisensalz gänzlich reducirt ist und daſs das Licht nicht weiter wirkt. Beim Drucken von kräftigen Negativen kommt es vor, daſs die tiefsten Schatten des Abdruckes im Copirrahmen heller erscheinen als die Halbtöne. Sofort nach dem Belichten legt man den Druck in einen, Behälter, in welchem sich etwas trockenes Chlorcalcium befindet, um ihn bis zum Entwickeln trocken zu halten. Das Entwickeln nimmt man bei gedämpftem weiſsem Lichte vor und kann gleich nach dem Belichten oder Abends geschehen. Um zu entwickeln, gieſst man eine genügende Menge einer Lösung von 100g oxalsaurem Kalium in 400cc Wasser in eine Porzellanschale, so daſs sie mindestens 6mm tief in der Schale steht. Man erwärmt auf 70 bis 80° und läſst den Abdruck einige Secunden auf der Lösung schwimmen. Er nimmt sofort eine tiefschwarze Färbung an. Zu kurz belichtete Drucke lassen sich durch heiſsere Entwicklung noch retten, zu lange belichtete durch Anwendung geringerer Wärme. Immerhin ist anzurathen, so zu belichten, daſs eine Wärme von etwa 70° ein gutes Resultat gibt; denn kalte Entwickler geben oft grieselige Töne. Nach beendigter Entwicklung gieſst man die Lösung in eine Flasche. Wenn sich darin mit der Zeit grüne Krystalle bilden, so gieſst man die Lösung davon ab und setzt so viel frische Lösung von oxalsaurem Kali zu, daſs das anfängliche Volumen wieder da ist. Groſse Abzüge entwickelt man durch Ueberziehen über einen schmalen Trog, worin sich der Entwickler befindet. Nach dem Entwickeln dürfen die Abzüge nicht in Wasser gelegt werden. Man mischt 10cc Salzsäure mit 800cc Wasser und legt die Abzüge, Bildseite nach unten, in diese Mischung und hält sie hier einige Minuten in Bewegung; nach höchstens 10 Minuten taucht man sie in frische Salzsäuremischung. Dieses zweite Bad muſs farblos bleiben; sowie es sich im geringsten färbt, muſs man es durch frisches ersetzen. Die Salzsäure entfernt das Eisensalz aus den Abzügen. Nach dem Säurebade werden die Abzüge flott abgespült und eine halbe Stunde in mehrmals gewechseltem frischem Wasser gewaschen. Man trocknet die gewaschenen Abzüge zwischen Saugpapier oder, wenn man sie hängen will, über Glasröhren oder Glasstäben aufgehängt, weil hölzerne Stäbe oder Schnüre nicht so gut rein gehalten werden können. Zur Herstellung von kohlensaurem Kalium. R. Engel (Comptes rendus, 1881 Bd. 92 S. 725) versetzt eine Lösung von Chlorkalium mit kohlensaurem Magnesium und sättigt dieselbe mit Kohlensäure. Nach der Gleichung 3MgCO3 + 2KCl + CO2 = 2MgKH(CO8)2 + MgCl2 scheidet sich die Doppelverbindung von Magnesium-Kaliumbicarbonat aus. Von der Chlormagnesiumlauge getrennt, wird dieser Niederschlag für sich oder mit Wasser erhitzt, wobei er in Magnesiumcarbonat und Kaliumcarbonat zerfällt: 2MgKH(CO3)2 = 2MgCO3 + K2CO3 + H2O + CO2. Das kohlensaure Kalium wird mit Wasser ausgelaugt, kohlensaures Magnesium und Kohlensäure gehen in den Proceſs zurück, welcher augenblicklich in Montpellier im Groſsen versucht wird. Verfahren zur Umwandlung von gewöhnlichem Achat in Onyx. Nach A. Dreher in Obertiefenbach, Birkenfeld (D. R. P. Kl. 80 Nr. 12767 vom 28. März 1879) werden die aus Südbrasilien eingeführten Achate zunächst in Form von Vasen und ähnlichen Kunstgegenständen geschnitten. Die Gegenstände werden dann in Salpetersäure gelegt, um Eisen und sonstige Unreinlichkeiten zu entfernen, dann getrocknet und so lange gebrannt, bis jede Spur Salpetersäure entfernt ist, da sonst die später angewendeten Basen nicht eindringen können. Nun werden die Steine in eine Lösung von 200g Aetzkali in 1l Wasser gelegt, bis sie völlig davon durchdrungen sind, dann mit reinem Wasser abgewaschen. Sollen sie völlig milchweiſs werden, so behandelt man sie in gleicher Weise mit einer Lösung von 200g Aetznotron in 1l Wasser. Die mit Alkalien behandelten Gegenstände werden nun in kalte Salpetersäure gelegt, gut abgewaschen, langsam getrocknet und dann gebrannt. Die Gegenstände haben dann eine rein weiſse Farbe und sind die Poren des Steines so geöffnet, daſs die äuſsere Schicht jede beliebige Farbe annimmt, wenn sie nach dem Verfahren von Cullmann und Lorenz (1879 234 78) behandelt werden, während die innere Schicht blendend weiſs bleibt. Nach einem anderen Vorschlage von A. Dreher (D. R. P. Kl. 80 Nr. 12787 vom 13. Juli 1879) werden die in besprochener Weise mit Alkalien und Salpetersäure behandelten und gebrannten Steine mittels Schablone oder durch die Hand mit beliebigen Verzierungen in Graphit oder gewöhnlichen Bleistift versehen und zwar so, daſs die gezeichneten Stellen die Abgrenzungslinien der Verzierungen bilden, zwischen denen mit einem Holzstäbchen Aetzkali oder Aetznatron aufgetragen wird. Sind dieselben genügend tief eingedrungen, so legt man die Steine in Salpetersäure, trocknet und brennt wie vorhin. Die um die Verzierung herumliegenden Theile können beliebig mit Farbstoff versehen werden; die mit Kali behandelten Verzierungen nehmen keine Farbe an. Herstellung von Propylnitrat. Gelegentlich ihrer Untersuchung über die Basen der Oxalsäurereihe geben O. Wallach und E. Schulze (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 420) folgende Vorschrift zur Herstellung von Propylnitrat. Die zu verwendende Salpetersäure von 1,4 sp. G. wird kurz vorher mit Harnstoff, etwa 6g auf 11, bis zum Aufkochen erhitzt und durch die heiſse Flüssigkeit einige Secunden ein starker Luftstrom getrieben. Ein mit absteigendem Kühler verbundener Destillationskolben von etwa 200cc Inhalt wird nun mit einem frisch bereiteten Gemenge von 25g dieser Säure mit 15g Normalpropylalkohol beschickt und nach Hinzufügen von 2,5 bis 3g Harnstoff und etwas Talk die Mischung erhitzt, bis das am Destillationsgefäſs befestigte, in die Flüssigkeit tauchende Thermometer 95° zeigt. Dann wird die Flamme entfernt und, ohne erkalten zu lassen, ein frisch bereitetes Gemenge gleicher Volumen Säure und Propylalkohol nachgegossen, schnell zum Sieden erhitzt, bis die Temperatur der Flüssigkeit auf 105° gestiegen ist, wieder, ohne erkalten zu lassen, das Gemisch von Säure und Alkohol nachgegossen u.s.w. Die Operation läſst sich 6 bis 12mal wiederholen. Die beim Erhitzen der Flüssigkeit übergegangenen, vereinigten Destillate werden nun mit Wasser gewaschen. Es scheidet sich das normale Propylnitrat dann als dünnflüssiges Oel unter dem Wasser ab. Die getrocknete und rectificirte Verbindung siedet ohne Zersetzung bei 110°,5, das Isopropylnitrat bei 101 bis 102°. Zur Umsetzung in Propylamin werden 10 Theile des Nitrates mit 19 Th. 10procentigem alkoholischem Ammoniak 2 bis 3 Stunden auf 100° erhitzt, der nicht verbrauchte Salpetersäureäther und AlkoholAlkohl abdestillirt und weiter in bekannter Weise verfahren. Zur Kenntniſs des Weinöles. Bei der technischen Darstellung des Aethers bleibt der Kessel, worin die Ueberführung des Alkohols in Aether vorgenommen wird, 4 Wochen ununterbrochen in Thätigkeit, während welcher Zeit gegen 800k Alkohol verarbeitet werden. Wird dann zur Erneuerung der Schwefelsäure der Kessel geöffnet, so finden sich schwarze, theerartige Massen auf der Oberfläche der Flüssigkeit, anscheinend sehr hohe Condensationsproducte des Weinöles. Der Rohäther wird mit Kalkmilch von Schwefelsäure befreit und dann der fractionirten Destillation unterworfen. Nachdem Aether und Alkohol abdestillirt sind, wird von 90 bis 120° noch ein mit Wasser sehr verdünnter Alkohol aufgefangen und in Glasballons für die Entwässerung und weitere Verwendung aufbewahrt. In diesen Gefäſsen scheidet sich das Weinöl an der Oberfläche ab, da der geringe Alkoholgehalt der Flüssigkeit zur Lösung nicht mehr ausreicht. Die Mengen des auftretenden Oeles sind sehr verschieden und schwanken bedeutend, wohl je nach der Reinheit des angewendeten Alkohols, zwischen 2 und 4k. Mit kaltem Wasser gewaschen und dann mit geschmolzenem Chlorcalcium getrocknet, bildet dieses Weinöl nach E. C. Hartwig (Journal für praktische Chemie, 1881 Bd. 23 S. 449) eine klare, gelblich gefärbte, etwas süſs riechende und neutral reagirende Flüssigkeit von 0,903 sp. G., welche durch Wasser und Alkalien nicht verändert wird und sich somit wesentlich von dem bis jetzt untersuchten Weinöl unterscheidet, welches durch Destillation von ätherschwefelsauren Salzen oder als Nebenproduct bei der Darstellung des Aethyläthers aus Alkohol und Schwefelsäure im Kleinen dargestellt wurde. Das Weinöl der Technik bildet ein Gemisch der verschiedenartigsten Verbindungen, namentlich Kohlenwasserstoffe, Aether und Ketone. Bestimmt konnten darin nachgewiesen werden: Diisoamilen, C10H20, Aethylamyläther, C7H16O, sowie Aethylamylketon und Methylexylketon. Zur Herstellung von Chloroform und Bromoform. Leitet man nach A. Damoiseau (Comptes rendus, 1881 Bd. 92 S. 42) Chlormethyl mit Chlor durch ein 250 bis 350° heiſses, mit Knochenkohle gefülltes Rohr, so erhält man je nach dem Mischungsverhältniſs CH2Cl2, CHCl3 und CCl4 nebst Chlorwasserstoff, nach dessen Absorption die Chloroformdämpfe leicht verflüssigt werden können. In derselben Weise gibt Chlor und Essigsäuredampf Chloroform, Brom und Essigsäuredampf Bromoform. Zur Kenntniſs der Benzoesäure. Erhitzt man nach O. Döbner (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 647) Benzoësäureanhydrid mit Benzoylchlorid und Chlorzink, so erhält man Benzoylbenzoësäure C6H5CO.C6H4OOH, deren Silbersalz der Formel AgC14H9O3 entspricht. Die reine Säure krystallisirt in kleinen farblosen Blättchen, welche bei 160° schmelzen. Ueber Cresolabkömmlinge. Läſst man eine Lösung von 2 Th. Cresol in der gleichen Menge Eisessig langsam und unter Abkühlung in eine Lösung eintropfen von 3 Th. Salpetersäure von 1,4 sp. G. in der doppelten Menge Eisessig, so fällt nach A. W. Hofmann und W. v. Miller (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 567) auf Zusatz von Wasser ein schweres Oel aus. Durch Destillation mit Wasserdampf wurden drei Mononitrocresole, C6H3.CH3.NO2.OH, erhalten und zwar ein bei 69,5°, ein bei 33° schmelzendes und ein flüssiges. Auſserdem konnte noch ein Dinitrocresol abgeschieden werden. Herstellung eines Klebmittels. Zur Herstellung eines Klebstoffes, welcher auch an Metallen und Glas fest haftet, rührt man nach F. O. Claus in Danzig (D. R. P. Kl. 22 Nr. 12827 vom 23. März 1880) 40g Stärke und 320g Schlemmkreide in 2l kaltem Wasser an und gieſst zu dieser Auflösung unter fortwährendem Rühren 250cc aufgelöstes, best gereinigtes, 20gradiges Natronhydrat. Zur Herstellung von Firniſs. Th. H. Gray in London (* D. R. P. Kl. 22 Nr. 12825 vom 10. Januar 1880) will durch Leinöl mittels eines Gebläses in Schlangenröhren erhitzte Luft hindurchpressen, um dasselbe in Firniſs überzuführen. L. J. Duroux in Paris (D. R. P. Kl. 22 Nr. 12497 vom 20. Januar 1880) schüttelt Terpentinöl mit gepulverter Bleiglätte oder Braunstein, damit derselbe Sauerstoff aufnehmen soll; ferner wird geschmolzener Copal mit Leinölfirniſs gekocht und dann mit der doppelten Menge des oxydirten Terpentinöles gemischt. E. Dupays' Verfahren zur Herrichtung von Papier, Geweben, Holztafeln u. dgl. für die Zwecke der Malerei. Nach E. Dupays in Nancy (D. R. P. Kl. 8 Nr. 13012 vom 7. September 1880) bringt man auf die betreffenden Flächen zunächst 1 bis 2 Lagen Leim, dann einen Teig von 200g Bleiweiſs und 500g gekochtem Oel und siebt nach etwa ½ Stunde feinen Baumwollen staub auf dieselbe. Hierauf läſst man das Papier 2 bis 3 Tage trocknen, streicht dasselbe mit einer Bürste aus Wollstoff, um die Baumwolllage etwas niederzudrücken, und bringt nun eine Mischung aus 8 Th. Bleiweiſs, 1 Th. Goldlack, 1 Th. Terpentingeist und 1 Th. Stärke auf. Man führt das so vorbereitete Papier zwischen zwei Walzen mit Kautschukhülle hindurch, bearbeitet hierauf dasselbe mit einer Bürste aus feinem Queckengras und bringt schlieſslich das Papier, nachdem es zuvor 2 bis 3 Tage getrocknet hat, in ein Bad von gleichen Theilen Weingeist und Wasser.