Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 243, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 342
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Miscellen. Miscellen. Wachsende Bedeutung der deutschen Ausfuhr. Durch die starke Zunahme seiner Bevölkerung, zu deren Ernährung seine Bodenproduction bei Weitem nicht mehr ausreicht, sah sich Deutschland in den letzten Decennien auf die Förderung seiner Industrie und die Verwerthung ihrer Producte nach auſsen hingewiesen und ist ihm somit in der Hebung der Ausfuhr eine der wichtigsten Fragen für seine wirthschaftliche Entwicklung erwachsen. Erheblich steht der Ausdehnung der deutschen Ausfuhr die nicht nur auf den ausländischen Märkten, sondern auch in Deutschland selbst herrschende Unkenntniſs der Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie im Wege. In der That sind die Resultate der letzten Jahre höchst befriedigende, wofür die folgenden Mittheilungen sprechen. Während England bereits i. J. 1872 mit 5124 Mill. M. (256,2 Mill. Pfd. St.) den Höhepunkt erreichte, dann allmählich bis auf 3830 Mill. M. i. J. 1879 herabsank und erst im vorigen Jahre sich wieder auf 4460 Mill. M., genau die Ziffer vom J. 1871, erhob, erreichte die Ausfuhr Frankreichs in regelmäſsiger Steigerung i. J. 1874 den Werth von 3098 Mill. Mark (3872,6 Mill. Franken), fiel dann bis 1878 auf 2564 Mill. M. und hat i. J. 1879 wieder eine geringe Zunahme erfahren. Deutschlands Ausfuhr dagegen weist vom J. 1872 an eine stetige Zunahme auf (mit einziger Ausnahme von 1879, welches um ein Geringes hinter dem Vorjahre zurückgeblieben ist), und zwar von 2120,6 Mill. auf 3099,5 Mill. Mark im letzten Jahre. Ist auch die Vergleichbarkeit mit jenem Jahre wegen der in ihm eingeführten vollständigen Declarationspflicht nur eine beschränkte, so zeigen doch die Zahlen der vorhergehenden Jahre im Zusammenhalte mit den allgemeinen Geschäftsverhältnissen, daſs die Abweichung keine erhebliche sein kann. Hat sich doch die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten allein in der Zeit vom 1. October 1879 bis zum 30. September 1880 auf 53663436 Dollar gegen 31896825 Dollar in der gleichen Periode des Vorjahres gehoben. In hervorragendem Maſse hat sich die deutsche Eisen-Industrie entwickelt. Am 1. Januar 1880 betrug z.B. die Production Deutschlands an Stahlschienen 1443680t, diejenige Englands dagegen nur 1276000t. Allgemein anerkannt ist die Ueberlegenheit der deutschen Drahtfabrikation. Vorzügliches leistet die deutsche Industrie in Maschinen für Brauereien, Zuckerfabriken, Müllereianlagen, Spiritusfabriken, in allen Arten von Dampf- und Gasmaschinen, im Armaturenfache u.s.w. Ein groſses Absatzfeld bietet sich der deutschen Maschinen-Industrie in den spanischen und portugiesischen Ländern Südamerikas, in Australien, in den Cap-Colonien, wo überall die Verbreitung von Maschinen für die Landwirthschaft und die verwandten Industrien stark im Zunehmen begriffen ist – ein Vortheil, der bis heute noch nicht ausgenutzt worden, da Deutschland bei einer Gesammtproduction im Betrage von 48301000 M. nur für 4402000 M. nach den transatlantischen Ländern ausführte. (Nach Breymann und Hübner's illustrirtem Maschinen-Exportkatalog, 1881 Nr. 2.) Arbeitskosten der Dampfpflüge. Einem ganz vorzüglichen Bericht über die Dampfpflug-Wettarbeit zu Banteln 1881 von C. Boysen und A. Wüst entnehmen wir, daſs die Kosten für Kohle, Wasser, Oel und Löhne beim Pflügen und beim Versetzen 14 M. für 1ha beim Pflügen auf 35cm Tiefe betragen, wenn keine Störungen vorkommen, wie dies bei zwei Maschinen von Howard geschehen ist, in Folge welcher Störungen die obige Zahl sich auf 17 M. erhöhte. Zu dieser Post kommt an Verzinsung, Abschreibung und Unterhaltung der Maschine und des Pfluges hinzu: Bei dem 14e- Fowler-Pflug 10,68 M.   8 - „        „ 12,00 Bei dem Einmaschinensysteme und zwar: Mit   8e- Fowler-Pflug 12,34   6 - Howard- „ 18,00   8 - „        „ 14,53 12 - „        „ 15,85 während das gewöhnliche Pflügen auf 32cm Tiefe sich für 1ha mit einem Kostenbetrage ergab: Mit Pferden 28,53 M. Ochsen 26,24 Wechselochsen 24,41 G. S. Witte's hydraulischer Aufzug. Während sonst bei hydraulischen Aufzügen der Wasserdruck auf den Kolben zum Heben der Last benutzt wird, richtet F. Witte in Berlin (* D. R. P. Kl. 35 Nr. 15382 vom 5. April 1881) solche Aufzüge so ein, daſs die Last durch das Sinken eines entsprechend schweren Kolbens, welcher vorher durch Wasserdruck gehoben wurde, aufsteigt. Kolben und Last brauchen deshalb immer nur durch Ketten oder Seile mit einander verbunden zu sein, welche entweder nur über eine Leitrolle zu laufen haben, wenn Kolben- und Lasthub gleich sein können, oder auch über mehrere feste und lose Rollen geführt sein können, wenn der Kolbenhub kleiner als der Lasthub sein soll. Der Vortheil der Anordnung liegt darin, daſs das Kolbengewicht nutzbar gemacht ist, während es bei den älteren Anordnungen die Quelle eines Kraftverlustes ist. Der Vortheil, daſs ein solcher Aufzug nicht überlastet werden kann, ist auch bei anderen hydraulischen Aufzügen zu erreichen, wenn man dieselben mit einem Sicherheitsventil versieht, welches die Ueberschreitung eines bestimmten Druckes hindert. Verfahren zur Herstellung von Metallfolien. Das Verfahren von Theodor Schnitzlein in Hamburg (* D. R. P. Kl. 7 Nr. 15873 vom 30. Juli 1880) besteht darin, daſs das Metall in geschmolzenem Zustande zwischen ein Walzenpaar gegossen wird, welches aus zwei neben einander liegenden, gegen einander verstellbaren Eisen- oder Stahlwalzen besteht. Man kann die Walzen gleich so dicht gegen einander einstellen, daſs der Zwischenraum der verlangten Foliendicke entspricht. Indem man nun das Metall in geschmolzenem Zustande entweder von oben auf die in Umdrehung versetzten Walzen gieſst, oder dasselbe von einem Ofen her durch Rinnen zwischen die Walzen einleitet, entsteht eine Folie der verlangten Stärke, welche unterhalb der Walzen sofort aufgewickelt werden kann. Die Breite derselben wird durch zwei auf die Walzen gesetzte Holzklötze begrenzt. Die Walzen sind durch Zahnräder mit einander verbunden. Bei einem Walzendurchmesser von 30cm soll die Zahl der Umdrehungen für Zinn und Zink 20 bis 25, für Blei etwa 30 in der Minute betragen. Mittels dieses Verfahrens soll eine Folie von unbegrenzter Länge erzeugt werden können. S–r. Deutsches Normalprofil-Buch für Walzeisen. Auf Veranlassung des Vereines deutscher Ingenieure und des Verbandes deutscher Architekten und Ingenieure haben Prof. Dr. F. Heinzerling und Prof. I. Intze in Aachen (bei Jos. la Ruelle) ein Deutsches Normalprofil-Buch für Walzeisen (Preis 6 M.) herausgegeben, welches die Profilformen vorwiegend für die Bedürfnisse des Bauingenieurs, des Eisenbahnwagenbaues und des Hochbaues berücksichtigt. Der Constructeur findet da eine reiche Auswahl von Façoneisen, wie folgende Aufzählung des Inhaltes erkennen läſst. 1) Gleichschenklige Winkel mit 61 Profilen von 15 bis 160mm Schenkellänge. 2) Ungleichschenklige Winkel mit 28 Profilen von 30 bis 200mm groſser Schenkellänge. 3) ⊤-Eisen mit 24 Profilen von 20 bis 200mm Basis. 4) -Eisen (Belag-Eisen) in 5 Nummern von 50 bis 100mm Höhe und 120 bis 240mm Breite. 5) -Eisen in 9 Nummern von 30 bis 160mm Höhe und 38 bis 70mm Flanschenbreite. 6) ⊏-Eisen in 14 Nummern mit 30 bis 300mm Höhe und 33 bis 100mm Flanschenbreite. 7) ⌶-Eisen in 29 Nummern von 80 bis 500mm Höhe und 42 bis 185mm Flanschenbreite. 8) Quadrant-(-) Eisen in 10 Nummern mit 50 bis 150mm Radius und 4 bis 18mm Dicke. 9) Handleisten-Eisen in 5 Nummern mit 40 bis 120mm Breite und 18 bis 54mm Höhe. – Diesen 185 Normalprofilen sind noch 6 ältere, vorläufig beibehaltene, beim Eisenbahnwagenbau in Deutschland bisher verwendete ⊏-Eisen von 105 bis 300mm Höhe beigefügt. In einer Uebersicht sind die Namen der Eisenwerke, von welchen die Normalprofile jetzt oder in nächster Zeit bezogen werden können, namhaft gemacht. Nachdem bis nun die Regierungen der meisten deutschen Staaten beschlossen haben, die Normalprofile bei öffentlichen Bauten als solche anzuerkennen und einzuführen, so hat für die Constructeure und Eisenwerke Deutschlands das vorliegende Normalprofilbuch bereits groſse Wichtigkeit. Aber auch über die Grenzen Deutschlands hinaus hat dieses Buch hohen praktischen Werth, da demselben tabellarisch geordnete Daten beigegeben sind über Querschnittsflächen, Gewichte für Im Länge, Trägheits- und Widerstandsmomente für die wichtigsten Biegungsebenen für alle Normalprofile, sowie für je zwei zusammengesetzte Winkeleisen, ⊤-Eisen, -Eisen, ⊏-Eisen, -Eisen, endlich für vier in Kreuzform zusammengelegte Winkel eisen. Weitere Tabellen enthalten die Tragfähigkeit und Durchbiegung von ⌶-Eisen bei verschiedenen Längen von 1 bis 10m und bei einer Inanspruchnahme von 750 und von 1000k auf 1qc, dann die erforderlichen Widerstandsmomente beliebiger Profil eisen für eine gegebene Last and 1000k/qc Maximal-Biegungsspannung. Das deutsche Normalprofilbuch enthält weiter eine Anleitung zur Reduction verschiedenartiger Belastungen von Trägern auf gleichförmig vertheilte Belastung, ferner die Tragfähigkeit von Stützen bei Beanspruchung auf Zerknicken, eine Tabelle über erforderliche Querschnitte bei Stützen, endlich auf 18 Tafeln die Zeichnungen sämmtlicher Normalprofile in natürlicher Gröſse. Die Tabellen sind mit vielen Beispielen für den Gebrauch versehen. So wird dieses Buch bald in jedem gröſseren Constructionsbureau als ein äuſserst praktisches Nachschlage- und Hilfsbuch bei Querschnittsermittlungen verwendet werden. Feueranzünder. P. A. Robin in St. Amand, Frankreich (D. R. P. Kl. 10 Nr. 16747 vom 24. Juni 1881) verwendet zu diesem Zweck einen mit zahlreichen Löchern versehenen eisernen oder thönernen Cylinder, welcher mit Asbest gefüllt ist. Dieser wird nun mit Erdöl getränkt, so daſs nach dem Anzünden desselben die Flammen aus den Oeffnungen herausbrennen. Engert's Beschickungsvorrichtung für Feuerungen. Auf der Londoner Ausstellung von Apparaten und Einrichtungen zur Vermeidung von Rauch 1881/82 hat Engert Beschickungsvorrichtungen für Dampfkessel und Kaminfeuerungen vorgeführt, welche auf dem bekannten Vorgang beruhen, die Kohlen nach und nach einzuschieben (vgl. 1879 233 * 437). Textabbildung Bd. 243, S. 345 Bei einem verticalen Kessel sind nach Iron, 1881 Bd. 18 * S. 536 im unteren Theil desselben zwei Kasten angebracht, welche mit dem Feuerungsraum in Verbindung stehen. Diese Kasten werden von oben mit Kohlen gefüllt und letztere nach und nach zur Feuerstelle vorgerückt, indem eine Platte an der geschlossenen Seite des Beschickungkastens von Hand mit Hilfe eines Zahnstangen Vorgeleges nach einwärts bewegt wird. Hierbei verbrennen die der Feuerstelle zunächst liegenden Kohlenstücke, welche vorher durch die vorhandene Hitze verkokt worden sind und in Folge dessen rauchfrei verbrennen sollen. Die gleiche Zuführungsvorrichtung läſst sich auch auf Kaminfeuerungen anwenden, wie aus der beigegebenen Textfigur leicht zu erkennen ist. Verfahren zum Ueberziehen von Stahl und anderen Metallen mit einer schwer oxydirbaren Legirung. Nach P. de Villiers in St. Leonards-on-Sea, England (D. R. P. Kl. 48 Nr. 16348 vom 17. März 1881) wird der zu überziehende Gegenstand mit einer schwachen Säure, dann mit Wasser abgewaschen und bei 80° getrocknet. Nun wird er in eine flüssige Legirung aus 90 Th. Zinn, 9 Th. Blei und 1 Th. Silber getaucht, in kaltem Wasser gekühlt und polirt. Um die Oberfläche noch widerstandsfähiger gegen Säuren zu machen, wird sie mit einem Amalgam aus 60 Th. Quecksilber, 39 Th. Zinn und 1 Th. Silber überzogen und kann schlieſslich noch galvanisch versilbert oder vergoldet werden. Herstellung von künstlicher Elfenbeinmasse. J. Smith Hyatt in Paris (D. R. P. Kl. 39 Nr. 16413 vom 6. April 1881) mischt 40 Th. Zinkoxyd mit einer Lösung von 8 Th. Schellack in 32 Th. Ammoniakflüssigkeit, verdunstet diese und setzt die trockene Masse in erhitzten Formen einem Druck von etwa 150at aus. Abwaschbarer Ueberzug für Gypsabgüsse. Nach C. Puscher (Kunst und Gewerbe, 1882 S. 27) löst man 3 Th. Aetzkali in 36 Th. heiſsem Wasser, setzt 9 Th. Stearinsäure hinzu und verdünnt den erhaltenen Seifenleim mit der gleichen Menge Wasser und 95 procentigern Alkohol. Die warme Lösung wird auf dem erwärmten Gypsabgüsse aufgestrichen und dieser dann nach einigen Stunden mit nassem Schwamm abgewaschen. Noch schöner wird der Ueberzug, wenn man statt Kali eine entsprechende Menge Ammoniak anwendet. Alte Gypsabgüsse werden vorher mit 3 procentiger Aetzkalilösung gereinigt. Fledermausguano. Nach A. Karwowsky (Chemisches Centralblatt, 1882 S. 25) enthielten Fledermausexcremente (vgl. 1875 218 215): Wasser 16,08 Proc. Organische Stoffe 64,39 Stickstoff 8,60 Natrium- und Kaliumphosphat 2,14 Kieselsäure 3,55 Kalk 2,50 Proc. Magnesia 0,05 Phosphorsäure 2,45 Schwefelsäure 0,18 Kupfer Spuren. Pferdeschrotbrod. Nach F. W. Fischer in Berlin (D. R. P. Kl. 53 Nr. 14893 vom 14. November 1880) wird geschrotener Hafer, Gerste, Mais, Roggen und Weizen mit Häcksel und Sauerteig wie Commisbrod geformt und gebacken. Zur Untersuchung von Gewürzen. Als häufige Verfälschung von Piment hat H. Bornträger (Zeitschrift für Lebensmitteluntersuchung, 1881 S. 98) gemahlenes Campecheholz beobachtet. Ein solcher Zusatz läſst sich sofort auf mikroskopischem Wege erkennen, da solches Piment viele rothe Holzstückchen zeigt, welche in dem Piment niemals vorkommen. Auſserdem liefert dasselbe mit Alkohol eine braunrothe Lösung, während reines Piment einen grünbraunen Extract gibt. Ueber die Gefrierpunkte von Schwefelsäure. Nach Versuchen von G. Lunge (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 2649) erforderte beim Einsetzen von Schwefelsäure verschiedener Concentration in eine Eismischung die erste Abscheidung von Krystallen meist längere Abkühlung; war sie aber einmal eingetreten, so erfolgte sie viel leichter und stets bei derselben Temperatur, auch wenn die Krystalle vorher durch Erwärmen auf 30° vollständig geschmolzen worden waren. Als Gefrierpunkt wurde die Temperatur angesehen, bei der in mehrfach wiederholten Versuchen die ersten Krystalle auftraten. Während, mit Ausnahme des ersten Males, diese Temperatur in fast allen Fällen constant war, lieſs sich der Schmelzpunkt der Krystalle mehrfach nicht genau feststellen, da das Thermometer in regelmäſsigem Steigen blieb; wo derselbe also höher als der Gefrierpunkt ist, kann man den beobachteten Zahlen nicht dieselbe Genauigkeit beimessen. Die specifischen Gewichte wurden mit einer Mohr-Westphalschen Wage bestimmt, für 15° corrigirt und daraus die Baumégrade nach der Formel d=\frac{144,3}{144,3-n} berechnet. Die erhaltenen Resultate waren folgende: Sp. G. bei 15° Grad B. Gefrierpunkt Schmelzpunkt 1,671 58 flüssig bei – 20° 1,691 59 1,712      60,05 1,727      60,75   – 7,5°   – 7,5° 1,732    61,0 – 8,5 – 8,5 1,749    61,8 – 0,2 + 4,5 1,767      62,65 + 1,6 + 6,5 1,790      63,75 + 4,5 + 8,0 1,807      64,45   – 9,0 † – 6,0 1,822      65,15 flüssig bei – 20° 1,842 66 † In diesem Falle schwankten die verschiedenen Beobachtungen des Gefrierpunktes stark, zwischen – 12° und – 6°. Herstellung von Atropin. Nach Gerrard (Archiv der Pharmacie, 1882 Bd. 220 S. 62) wird 1k Belladonnablätter oder Wurzeln 24 Stunden lang mit 1k 84 procentigem Alkohol behandelt, dieser abgezogen und nun noch 4 mal mit je 250g Alkohol ausgezogen. Der Alkohol wird abdestillirt, der Rückstand mit Wasser ausgezogen und die Lösung auf 300cc eingeengt. Nun fügt man Ammoniak im Ueberschuſs zu, läſst diesen in flacher Schale abdunsten, schüttelt mit einem gleichen Volumen Aether, scheidet diesen ab und entzieht ihm das Atropin durch Schütteln mit einer kleinen Menge Wasser unter wiederholtem Zusatz von etwas Essigsäure. Die Lösung des essigsauren Atropins wird mit Thierkohle geschüttelt und durch Thierkohle filtrirt, abgedampft, wieder mit Ammoniak und Aether behandelt, bei dessen Verdunsten das Atropin in fadigen, fast weiſsen Krystallen zurückbleibt, welche nach 2maligem Umkrystallisiren völlig entfärbt werden. Nach Gerrard geben die Blätter mehr Atropin als die Wurzeln. Zur Analyse des Rohzinkes. Nach dem Vorschlage von O. Günther (Zeitschrift für analytische Chemie, 1881 S. 503) werden für die Probe einzelne beliebige Platten bestimmt und wird jede derselben an 2 oder 3 Stellen vollständig durchbohrt, wobei sämmtliche Spane zu sammeln sind. Für die Analyse übergieſst man von den gut gemischten Bohrspänen 100g (bei sehr unreinem Zink genügen schon 25g) in einem etwa 1l haltenden Kolben mit 100cc destillirtem Wasser und fügt in stets kleiner werdenden Mengen reine Salzsäure zu, um eine sehr ruhige Auflösung zu bewirken. Es darf nur so viel Salzsäure zugesetzt werden, daſs merkliche Mengen Zink Ungelöst bleiben, wodurch Blei, Kupfer, Cadmium verhindert werden, sich aufzulösen, oder wenigstens wieder ausgeschieden werden, wenn sie sich bei zu starkem Säurezusatz gelöst haben sollten. Der letzte Zusatz von Salzsäure wird bei gut geführter Auflösung am Ende des zweiten Tages geschehen. Man muſs nun mindestens weitere 2 Tage ruhig stehen lassen, um ganz sicher sein zu können, daſs sich nur Zink und Eisen in der Lösung befinden. Die Lösung wird filtrirt und der Rückstand 1 oder 2mal mit lauem Wasser umgeschwenkt, aber möglichst im Kolben zurückgelassen und das dem Filter Anhaftende nach 3maligem Auswaschen vorsichtig mit Salpetersäure gelöst, das Filter darauf gut ausgewaschen. Das hierbei entstehende Waschwasser und die Salpetersäurelösung kommen zu dem Lösungsrückstande, welcher jetzt alles Blei, Kupfer und Cadmium mit wenig Zink enthält. Das vor der Auflösung erhaltene Waschwasser gehört zu der abfiltrirten Salzsäurelösung (A), welche den gröſsten Theil Zink und etwas Eisen enthält. Der Lösungsrückstand wird mit von Schwefelsäure freier Salpetersäure völlig gelöst, die erhaltene Lösung zur Trockne eingedampft, der Verdampfungsrückstand mit Salpetersäure befeuchtet, mit Wasser aufgenommen, absetzen gelassen und abfiltrirt. Letzteres geschieht, um den Theil des Antimons, der nicht als Antimon Wasserstoff fortgegangen ist, mit dem Salpetersäure-Lösungsrückstande (Sand, Schlacke, Kokes u. dgl.) abzuscheiden. Der erhaltene Niederschlag ist natürlich auf Blei zu prüfen, dabei einem stark Schwefel haltigen Zink Bleisulfat ausgeschieden werden kann. Das Filtrat wird eingeengt, mit concentrirter Schwefelsäure in genügender Menge versetzt und so weit eingedampft, daſs alle Salpetersäure verjagt ist. Nach dem Erkalten wird Wasser zugegeben, stehen gelassen und das abgeschiedene schwefelsaure Blei direct zur Bestimmung des Bleies benutzt Aus dem Filtrate fällt man mit Schwefelwasserstoff Kupfer und Cadmium, trennt und bestimmt sie auf bekannte Weise. Das Filtrat vom Schwefelwasserstoffniederschlage wird durch Kochen vom Schwefelwasserstoff befreit und, nachdem es mit dem Filtrate A vereinigt wurde, mit Salpetersäure oder Brom versetzt, um das Eisen zu oxydiren. Der heiſsen Flüssigkeit werden langsam kleine Mengen Ammoniak zugegeben und wird nach jedem Zusatz aufgekocht, um zunächst vollständig zu neutralisiren. Geringe weitere Zusätze erzeugen weiſse Flocken, welche beim Kochen sich wieder lösen und dabei das Eisen ausscheiden. Es wird nun heiſs filtrirt Und mit heiſsem Wasser ausgewaschen. Das erste Filtrat ist sofort auf Eisen zu prüfen und nöthigenfalls zurückzugieſsen und nach erneutem Ammoniakzusatz zu kochen, um das letzte Eisen zu fällen; groſser Ammoniaküberschuſs ist zu verhüten, da derselbe eine Ausfällung von Zink bewirkt. Der Niederschlag wird in Salzsäure gelöst und die erhaltene Lösung mit Ammonial übersättigt, der Niederschlag aber zur Bestimmung des Eisens benutzt. Zur Bestimmung des Schwefels, Antimons und Arsens löst man in einer Gasentwickelungsflasche 100 bis 25g von dem Probegute vorsichtig in verdünnter Schwefelsäure vollständig auf, zuletzt unter Zusatz von chemisch reinem Zink. Das entwickelte Gas leitet man zunächst durch eine Lösung von Cyancadmium in Cyankalium, welche allen Schwefel zurückhält, so daſs er als Schwefelcadmium bestimmt werden kann. Das von Schwefelwasserstoff befreite Gas tritt in eine Lösung von salpetersaurem Silber; Arsenwasserstoff bewirkt hier eine Ausscheidung von metallischem Silber, Antimon Wasserstoff von Antimonsilber. Nach beendeter Auflösung wird unter leichtem Erwärmen des Lösungskolbens noch längere Zeit reiner Wasserstoff durchgeleitet, um alle zur Bestimmung nöthigen Gase in die Absorptionsflüssigkeiten zu treiben. Der Niederschlag in der Silberlösung wird in concentrirter Salpetersäure gelöst, zur Trockne eingedampft, der Rückstand in verdünnter Salpetersäure gelöst, das ausgeschiedene antimonsaure Antimonoxyd auf einem Filter gesammelt und im Filtrate das Silber bestimmt. Das durch Arsen gefällte Silber erhält man, wenn man das an Antimon gebundene vom Gesammtsilber abzieht. Neuere Anstrichmassen (Patentklasse 22.) Als Anstrichmasse zum Schutz von Dachziegeln u. dgl. empfehlen W. Thörner und G. O. Kramer in Osnabrück (D. R. P. Nr. 14372 vom 21. August 1880) mit Sägespänen bis zur Syrupzähigkeit eingekochten Theer. Eine waschbare Kalkanstrichfarbe erhält man nach J. Resenscheck in München (D. R. P. Nr. 16094 vom 20. October 1880) aus dem Pulver von 3 Th. Kiesel, 3 Th. Marmorbruch, 2 Th. gebrannter Porzellanerde, mit 2 Th. gelöschtem Kalk und entsprechenden Farbstoffen gemischt. Der Anstrich soll durch wiederholtes Begieſsen steinhart werden, ohne an Porosität zu verlieren. Zur Herstellung einer schwarzen Farbe will L. Krauſs-Glinz in Aalen, Württemberg (D. R. P. Nr. 16507 vom 28. April 1881) Scheideschlamm aus Zuckerfabriken unter Luftabschluſs in Retorten glühen. Läſst man in die glühende Masse Luft eintreten, so erhält man eine weiſse Farbe. Zur Herstellung von Buchdruckfarben soll nach H. Brackebusch in Berlin (D. R. P. Nr. 16227 vom 11. März 1881) der Leinölfirniſs durch eine Auflösung von 40 bis 45 Th. Colophonium in 25 Th. Paraffinöl ersetzt werden. Eine wasserundurchlässige Wichse erhält man nach G. Glafay in Nürnberg (D. R. P. Nr. 16114 vom 29. Januar 1881) durch Fällen einer Lösung von Seife und Carnaubawachs in Ammoniakflüssigkeit mit Alaun, Zink- oder Eisenvitriol und Versetzen des Niederschlages mit Farbstoffen. Eine Masse von G. Wolff in Frankfurt a. M. (D. R. P. Nr. 13864 vom 16. Mai 1880) zum Schlieſsen von Holzporen besteht aus 1k Terpentinöl, 1k,5 Leinölfirniſs, 1k Siccativ und 0k,5 fettem Lack, gemischt mit 4 bis 5k Stärke. Zur Herstellung einer Anstrichmasse für Schiffe versetzt G. Benedict in Viareggio, Italien (D. R. P. Nr. 14428 vom 19. December 1880) eine Lösung von 200k Kupfervitriol mit 60k Traubenzucker und 100k Potasche. Der beim Erhitzen auf 100° sich bildende Niederschlag von Kupferhydroxydul wird abfiltrirt, getrocknet und mit 4k 75procentiger Carbolsäure, dann noch unter Erwärmen mit 56l Leinöl gemischt. Die später noch mit Leinöl verdünnte und aufgetragene Masse soll das Ansetzen von Thieren und Pflanzen hindern. –––––––––– Berichtigung. In der Abhandlung von G. Lunge „Technisch-chemische Notizen“ ist S. 157 Z. 20 v. u. zu lesen Glauber i. J. 1648“ statt Glauber i. J. 1864“.