Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 243, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 431
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Miscellen. Miscellen. Ventilator mit Dampfmaschine. Von der Firma W. H. Allen und Comp. in Lambeth bei London ist kürzlich für ein groſses Leichterfahrzeug ein Ventilator gebaut worden, dessen Welle nach Engineering, 1881 Bd. 32 * S. 654 direct durch ein kleines verticales Maschinchen angetrieben wird. Das Schaufelrad hat 1m,371 Durchmesser, ist aus 1mm,5 dickem Stahlblech hergestellt und genau ausbalancirt. Die Luft strömt nur von einer Seite zu. Auf jeder Seite des Rades ist, den Schaufeln möglichst nahe, ein besonderer Dichtungsring von 1m,2 Durchmesser angebracht. Die Schaufeln sind verzinnt, um das Rosten zu verhüten. – Der Cylinder der Dampfmaschine hat 95mm Durchmesser und wird von vier Säulchen getragen. Die Welle, 50mm dick, hat Lager von 250mm Länge, wie auch alle Zapfen ungewöhnlich lang ausgeführt sind, um die Abnutzung auf groſse Flächen zu vertheilen. Mit Ausnahme des Cylinders ist die ganze Maschine aus Stahl und Manganbronze hergestellt. Bei 4at,2 Dampfspannung und 500 Umdrehungen in der Minute lieferte dieselbe in der Stunde 5520cbm Luft mit einer Pressung von 76mm Wassersäule. Derartige gröſsere Ventilatoren werden jetzt vielfach auf Schiffen verwendet, theils für den Zug der Kesselfeuerungen, theils zur Ventilation der Säle und (auf Schiffen, die für Viehtransport bestimmt sind) besonders auch der Ställe. Whg. Neuerung an Montejus. Der Gedanke, Montejus nicht unmittelbar zu füllen, sondern in das Druckgefäſs einzelne Einsatzgefäſse zu stellen, welche die zu hebenden Flüssigkeiten enthalten, wurde von A. L. G. Dehne in Halle a. S. (* D. R. P. Kl. 89 Nr. 16428 vom 16. Juli 1881) in folgender Weise zur Ausführung gebracht. In jedes der Einsatzgefäſse wird ein bis zum Gefäſsboden reichendes Rohr oder ein Schlauch getaucht, welcher mit einer Leitung auſserhalb des Montejus in Verbindung steht. Der zwischen den Einsatzgefäſsen frei bleibende Raum des Druckgefäſses kann ebenfalls mit zu hebender Flüssigkeit angefüllt werden. Die Trennung von Druckgefäſs und Flüssigkeitsbehälter kann ähnliche Vortheile bieten, wie die Anwendung besonderer Einsatzgefäſse bei Centrifugen. (Vgl. O. H. Krause 1881 242 * 276.) Drehbank-Support zur Aufnahme mehrerer Werkzeuge. Um wie bei den Revolver-Drehbänken (vgl. 1877 226 * 136) auf leichte Weise mehrere Werkzeuge nach einander auf das eingespannte Werkstück einwirken lassen zu können, haben H. und W. Sutcliffe in Halifax, England (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 15968 vom 13. Mai 1881) einen Support construirt, welcher die Werkzeuge nicht, wie der Revolverkopf, in einem Kreise, sondern neben einander in derselben Ebene enthält. Derselbe wird in Schwalbenschwanznuthen quer vor dem Werkstück vorbeigeführt und in der Stellung, in welcher jedes Werkzeug zur Wirkung gelangen soll, durch eine Falle festgestellt. Die Werkzeuge selbst werden in Spindeln befestigt, welche durch starke Spiralfedern in ihre äuſserste Stellung vom Werkstück weg in den Support zurückgezogen sind; soll also ein gewisses Werkzeug zur Arbeit gelangen, so wird der Support erst vorgezogen, bis der Fallriegel einschnappt, und dann mittels einer Schraube die Spiralfeder zurückgedrückt, bis das Werkzeug zum Angriff gelangt. Es gestaltet sich die Verstellung hier also viel umständlicher wie bei der Revolverdrehbank. Der patentirte Support ist hauptsächlich zur Herstellung von Dampf- und Wasserhähnen bestimmt. Mg. Reinigung der Achslager und Schmierkissen von Eisenbahnwagen. Bisher werden in den Eisenbahn-Reparaturwerkstätten die Achslager der hochgenommenen Wagen durch Abbrennen von altem Oel und Staub gereinigt. Es zeigen sich hierbei verschiedene Uebelstände: Viele Achslager springen hauptsächlich im Winter durch zu schnelle Abkühlung, die Federn der Schmierdeckel werden durch Ausglühen verdorben und das Abbrennfeuer erzeugt einen starken, übelriechenden Qualm, der bei ungünstiger Windrichtung in die Werkstätten eindringt oder auch Beschwerden der Nachbarschaft verursacht. Diese Uebelstände sind nun nach Mittheilung von Eisenbahn-Maschinenmeister R. Garbe in Berlin (Glaser's Annalen, 1881 Bd. 9 * S. 175) durch ein seit etwa 1½ Jahren in verschiedenen Werkstätten der kgl. Eisenbahn-Direction erprobtes Verfahren, nämlich durch Auslaugen der Achslager, beseitigt. Dieselben werden mittels Haken in eiserne Gefäſse gehängt, so daſs sie mit der Unterkante etwa 100mm vom Gefäſsboden abstehen. Das Gefäſs wird zur Hälfte mit kaltem Wasser gefüllt und auf 1cbm Inhalt mit einem Zusatz von 5k Soda versehen. Mittels eines in das Gefäſs eingeleiteten Rohres von etwa 25mm lichtem Durchmesser wird directer Dampf eingeführt und das Wasser kochend mit starkem Wellenschlag erhalten. Ein Absperrventil dient zur Regulirung des einzuführenden Dampfes. Nachdem die Lager etwa 2 Stunden gekocht haben, werden dieselben aus dem Behälter herausgenommen und zeigen sich von Oel und Staubtheilen befreit. Jeden Tag wird der Zusatz von 5k Soda erneuert. Das aus den Achslagern ausgekochte Oel und Fett wird abgeschöpft, in besonderen Behältern gesammelt und an Seifenfabriken verkauft. Jeden 4. Tag wird das Auskochgefäſs gereinigt, indem das Wasser abgelassen und der auf dem Boden angesammelte Rückstand entfernt wird. Dieses Verfahren stellt sich um fast ⅓ billiger wie das frühere. Die Schmierkissen werden ähnlich behandelt und können sehr häufig noch benutzt werden. Zu bemerken ist noch, daſs andere Zusätze als Soda, z.B. Kalk, womit auch Proben angestellt wurden, keine guten Dienste geleistet haben. Holländer mit senkrechtem Stoffumlauf. Wie die Papierzeitung, 1882 * S. 144 mittheilt, hat es sich nachträglich herausgestellt, daſs auf den kürzlich in England patentirten, * S. 199 d. Bd. beschriebenen Holländer von W. Umpherston bereits im J. 1870 an den Papierfabrikanten Wrigley ein englisches Patent verliehen war, welcher die Sache nach längeren Versuchen fallen lieſs. Deckenputzmasse von H. Kahls in Chemnitz. H. Kahls in Chemnitz (D. R. P. Kl. 37 Nr. 16724 vom 28. Mai 1881) verwendet hierzu ein Gemisch von 35 Th. Sägespäne, 35 Th. Schlackensand, 10 Th. Gyps, 10 Th. Leim und 10 Th. Schlämmkreide. Phosphorbronze für Telegraphendraht. Ueber das Leitungsvermögen und das Gewicht ihres Phosphorbronzedrahtes hat die Fabrik von Lazare Weiller in Angoulème eine Tabelle ausgegeben, welcher die Elektrotechnische Zeitschrift, 1882 S. 83 folgende Angaben entnimmt, deren Bestätigung durch unabhängige Messungen aber noch abzuwarten bleibt: Durchmesser Widerstandauf 1km Gewicht      0,8mm         98,317 S-E.    4,241k 1,0 62,915   6,625 1,3 37,229 11,202 1,5 27,966 14,914 1,8 19,419 21,476 2,0 15,728 25,514 2,5 10,065 41,429 3,0   6,989 59,658. Der Preis ab Avricourt beträgt für 1k Draht bei 0,8 und 0mm,9 Durchmesser 4 M., bei 1,0 bis 1mm,2 3,60 M., bei 1,3 bis 1mm,9 3,40 M. und von 2,0 bis 3mm,0 blos 3,20 M. In L'Electricien, 1882 Bd. 2 S. 311 leitet L. Weiller aus der Mathiessen'schen Formel k=a-c\,t+c\,t^2 für die Abhängigkeit der Leitungsfähigkeit k von der Temperatur t in bekannter Weise die Temperatur t_0=\frac{b}{2\,c}, bei welcher das Minimum der Leitungsfähigkeit k_0=a-\frac{b^2}{4\,c} auftritt, ab und deutet darauf hin, daſs t0 eine ziemlich hohe Temperatur sei und k0 sehr nahe an a liege. Ueberdies wird zugefügt, daſs von jetzt ab die für jedes Land zu liefernde Phosphorbronze eine Beschaffenheit erhalten werde, daſs der mittlere Werth ihrer Leitungsfähigkeit bei der mittleren Temperatur eben dieses Landes auftrete. Tripolith. Zur Herstellung eines Ersatzmittels für Cement und Gyps will B. v. Schenk in Heidelberg (D. R. P. Kl. 80 Nr. 13613 vom 7. Juli 1880) 3 Th. des in untern Schichten der Gypssteinbrüche lagernden Gypssteins mit 1 Th. kieselsaurer Thonerde zusammen mahlen und 9 Th. dieses Pulvers mit 1 Th. Hochofenkoke innig mischen. Statt Hochofenkoke kann man auch Gaskoke nehmen; doch muſs man dann auf 10 Th. Koke 6 Th. Glühspan oder Hammerschlag zusetzen. Die Mischung wird langsam auf 120° erhitzt und nach beendeter Trocknung auf 260°, worauf man dieselbe durch ein Cylindersieb von 4mm Maschenweite gehen läſst, um sie rasch auf 25° abzukühlen. Diese Masse, Tripolith genannt, soll wie Gyps zur Herstellung plastischer Gegenstände, zu Verbandzwecken, wobei sie doppelt so fest sein soll als Gyps, sowie auch zum Verputz verwendet werden. Nach den Analysen von Treumann (Pharmaceutische Zeitschrift für Ruſsland, 1881 S. 414) und Petersen (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 2363) besteht der im Handel vorkommende Tripolith aus: Treumann Petersen Kieselsäure (Sand)   1,16     1,40 Kieselsäure, löslich     1,35 Schwefelsaurer Kalk 74,98   74,90 Schwefelsaure Magnesia   0,11 Kohlensaurer Kalk   0,44     4,61 Kohlensaure Magnesia   1,84     4,15 Eisenoxyd, einschl. etwas Eisen   0,55     0,54 Thonerde, Kali, Natron Spuren Spuren Kohle 11,60   11,44 Wasser   3,00     2,86 ––––––––––––––––––– 99,68 101,25. Petersen bemerkt noch, daſs im schwefelsauren Kalk eine kleine Menge einer anderen Schwefelcalciumverbindung einbegriffen ist (0,40 Proc. Schwefel waren nicht als Schwefelsäure vorhanden) und daſs die gefundene Magnesia als kohlensaure einbezogen wurde; im frisch gebrannten Material ist sie wohl theilweise kaustisch vorhanden. Nach Vorstehendem ist Tripolith entgegen der Patentschrift nichts Anderes, als ein durch etwas Kalk- und Magnesiacarbonat und Sand verunreinigter Gypsstein, welcher mit etwa 0,1 seines Gewichtes Kohle oder Koke mäſsig gebrannt worden ist. Seine Eigenschaften stimmen auch im Wesentlichen mit denen des gebrannten Gypses überein; für Wasser ist er nicht undurchdringlicher wie Gyps und seine gerühmte rasche Erhärtung je nach der Behandlungsweise und verwendeten Wassermenge wechselnd. Den Vortheil rascheren Erstarrens gewährt das mit Wasser angerührte Tripolithpulver nur, wenn das Wasser in einem bestimmten Verhältniſs zugegeben worden; nimmt man etwas reichlich Wasser, so kann die Erhärtung eines mit dem Brei angelegten Verbandes Stunden lang dauern; nimmt man dagegen weniger Wasser, so erstarrt die Masse vor Beendigung des Verbandes. Prof. Vogt (Deutsche medicinische Wochenschrift, 1881 Nr. 15), welcher vergleichende Versuche mit Tripolith und Gyps angestellt hat, hält danach ersteren nicht für geeignet, in allen Fällen den Gyps bei Verbänden zu ersetzen. Derselbe hebt als Nachtheil des Tripolith auch die unangenehme Schmutzerei hervor, welche durch das graublaue Pulver verursacht wird, vor welcher man Hände und Fingernägel einigermaſsen nur durch vorheriges sorgfältiges Einölen schützen kann. Herstellung von Pyoxylin haltigen Massen. Um die Nitrocellulose schwerer entzündbar zu machen, versetzt C. F. Claus in London (D. R. P. Kl. 39 Nr. 17026 vom 26. August 1881) derartige Gemische mit 10 bis 50 Proc. Zinkoxyd mit Chlorzink, Bleioxyd mit Chlorblei oder Magnesia mit Chlormagnesium. Verfahren, Metalle u.a. zu emailliren und zu verkitten. Nach E. J. Erichsen in Kopenhagen (D. R. P. Kl. 48 Nr. 16364 vom 5. Juni 1881) wird die zu emaillirende Fläche gereinigt, mit Wasserglas und dann mit einem Gemisch von Wasserglas und Asbest, welchem auch Kalk oder Gyps zugesetzt sein kann, überzogen, schlieſslich stark erhitzt. – Um einen Dampfkessel mit dieser Mischung zu überziehen, umgibt man denselben mit einem hölzernen Mantel und stampft den etwa 5cm weit gelassenen Zwischenraum mit Asbest und Wasserglas aus. Auch innen soll der mit verdünnter Schwefelsäure gereinigte Kessel mit dem Gemisch überkleidet werden. – Dieselbe Mischung kann auch als Kitt angewendet werden. Verfahren zum Uebertragen verschiedenfarbiger Bilder auf unedle, mit Feueremail gedeckte Metalle. Die mit widerstandsfähigen, schmelzbaren Farben hergestellten Bilder werden nach P. C. Turck Wwe. in Lüdenscheid (D. R. P. Kl. 48 Nr. 16491 vom 2. April 1881) mit der Farbenseite auf den glasirten Gegenstand geklebt, dieser in kaltes Wasser gelegt, bis sich das Papier abgelöst hat, während das Bild auf dem Email haftet. Nun wird der Gegenstand abgespült, an der Luft getrocknet und das Bild in einer Muffel eingebrannt. Zur Gewinnung von Kautschuk. Nach Gehe's Handelsbericht, September 1881 sind auf Veranlassung von C. R. Markham die vorzüglichsten Kautschuk liefernden Bäume jetzt auch auf Ceylon, bei Calcutta, Madras und Burma angepflanzt, z.B. Ficus elastica aus Indien, Castilloa elastica und Castilloa Markhammiana (Artocarpeae) aus dem äquatorialen Amerika, welche den Ulé-Kautschuk liefern, Siphonia elastica vom Amazonenstrom, welche Para-Kautschuk liefert, und Manihot Glaziovii, ebenfalls vom Amazonenstrom, die den Ceara-Kautschuk gibt. Die letztere Pflanze wurde erst bei dieser Gelegenheit von Cross, welcher mit der Herbeischaffung des Materials aus Südamerika betraut war, entdeckt. Die Bäume werden erst im Alter von 25 Jahren angeschnitten und wird diese Operation nur alle 3 bis 4 Jahre wiederholt. Nach ferneren Mittheilungen im Botanischen Centralblatt, 1881 Nr. 45 wird viel Kautschuk von ausgezeichneter Güte, welcher seiner Farbe wegen auch Caucho blanco genannt wird, gegenwärtig in Columbien von Excoecaria gigantea gewonnen. Ferner soll sich nach Angabe des englischen Viceconsuls in Paraiba die Kautschukgewinnung aus Hancornia speciosa sehr lohnen; eine ähnliche Mittheilung wird aus der Provinz Rio grande do Norte gemacht. Zur Herstellung von Seife. Zur Herstellung neutraler Kernseife bringt J. Weineck in Grafendorf, Niederösterreich (D. R. P. Kl. 23 Nr. 16350 vom 20. März 1881) das Fett in einem cylindrischen Gefäſse, welches in einem anderen Gefäſse mit Wasser steht, zum Schmelzen und mischt mit 20 Proc. Seifenlösung zur Emulsion. Die Verseifung der mit Aetzlauge versetzten Masse erfolgt nun rasch. Die Unterlauge enthält nur Aetznatron und Glycerin. Kernschwimmseife erhält man nach A. Osterberg-Gräter in Stuttgart (D. R. P. Kl. 23 Nr. 16480 vom 12. April 1881) durch Kochen von 210k Cocosöl, 15k gebleichtem Palmöl, 25k Harz, 50k Olivenöl und 60k Talg mit anfänglich schwacher, nach und nach stärkerer Lauge von 40° B., dem Gewicht von 180k entsprechend. Sobald sich der Leim gebildet, werden 200k Semen psyllii (Flohsamen) der Masse beigemischt und so lange gekocht, bis sich die Seife als fertiger Teig vom Kessel ablöst. Die Masse wird hierauf beliebig parfümirt und kurz vor dem Ausgieſsen derselben fein gepulvertes doppelt kohlensaures Natron zugesetzt. Die frei werdende Kohlensäure durchdringt die Seife und veranlaſst die Bildung von Hohlräumen, wodurch das specifische Gewicht der Seife verringert wird, so daſs sie auf dem Wasser schwimmt. Herstellung von Knochenleim. R. Hagen und F. Seltsam in Forchheim (D. R. P. Kl. 22 Nr. 16222 vom 18. Januar 1881) verwenden zur Herstellung von Knochenleim ungewaschene, bis zur Stecknadelkopfgröſse zerkleinerte Knochen oder entsprechende. Abfälle der Knochenschrotfabrikation. Durch diese Zerkleinerung soll einerseits die Einwirkung des Wassers auf das Leim bildende Gewebe beschleunigt, andererseits gleichzeitig ein Filter geschaffen werden, so daſs die Leimlösung klar abläuft. Die zerkleinerten Knochen werden mit einer Lösung von Oxalsäure oder einer anderen organischen Säure benetzt, auf Haufen geschaufelt und der freiwilligen Erwärmung überlassen. Dann werden sie in einen mit Wasserbrause und sehr feinem Siebboden sowie feiner Siebdampfbrause versehenen, cylindrisch gebauten Leimdämpfer gefüllt und bei offenem oberem Mannloch mittels der Dampf brause eine Zeit lang, je nach Beschaffenheit und Alter des Materials, angedämpft. Sind auf diese Weise die noch vorhandenen ammoniakalischen Verbindungen zerstört und ausgetrieben, so wird der Dämpfer geschlossen und mit Dampf ein Druck von 2 bis 3at gegeben. Nach einiger Zeit wird der Druck durch Oeffnen des Dampfhahnes aufgehoben und in Zwischenräumen so viel kochendes Wasser durch die Brause eingepumpt als zur Lösung des vollständig durch Dampf und Macerationsmittel in Gallerte umgewandelten Knochengewebes nöthig ist. Der Dämpfer mit seinem ganzen Inhalt bleibt nun eine Stunde unter einem Luftdruck von 1at ruhig stehen, worauf die concentrirte Leimlösung von 25 bis 30 Proc. Trockengehalt unter allmählich verstärktem Luftdruck in eine mit einem kupfernen Schlangenkochrohr versehene Holzpfanne abgedrückt wird und hier, je nach Belieben, in kurzer Frist weiter concentrirt werden kann, falls dies nicht bei der schon erlangten Concentration unnöthig ist. Zum Schluſs wird der Dämpfer und sein Inhalt mittels der Brause mit etwas kochendem Wasser nachgespült, um den noch etwa anhängenden Rest von Leim ebenfalls zu gewinnen. Die dunkelgelbe, aber ganz klare Leimlösung, welche rasch gelatinirt, wird vor dem Ausgieſsen in üblicher Weise bis zur blaſsgelben Wein färbe entfärbt. Das ganze Verfahren soll nur 5 bis 6 Stunden in Anspruch nehmen und 12 bis 20 Proc. Leim liefern. Zur Wiedergewinnung der Salzsäure bei der Knochenleimfabrikation will die Société Coignet in Paris (D. R. P. Kl. 22 Nr. 16506 vom 7. April 1881) bei der Behandlung der Knochen mit Salzsäure so viel Schwefelsäure zusetzen, daſs in der Lösung Phosphorsäure oder saures phosphorsaures Calcium neben Salzsäure enthalten ist, welche dann durch Kochen ausgetrieben und passend verdichtet wird. – Das Verfahren wird nur in wenigen Fällen vortheilhaft sein. Herstellung von Schwefelwasserstoff. Nach A. Lidoff (Chemisches Centralblatt, 1882 S. 23) erhitzt man in einem 250cc fassenden Kolben mit am Halse angesetzter Gasableitungsröhre Schwefel auf 350 bis 400° und läſst dann in der Minute 3 bis 5 Tropfen Oleonaphta einfallen. Die Entwicklung von Schwefelwasserstoff geht dann rasch und regelmäſsig von statten. Salicylsäure gegen das gelbe Fieber. W. White betrachtet mit der Mehrzahl der amerikanischen Aerzte das gelbe Fieber als eine endemische gährungsähnliche Krankheit, welche sehr wahrscheinlich durch mikroskopische Organismen hervorgerufen wird. Sie wird erzeugt durch längere Zeit andauernde hohe Temperatur, groſse Feuchtigkeit der Luft und die Gegenwart organischer, in Zersetzung begriffener Massen. White empfiehlt nun nach dem Archiv der Pharmacie, 1882 Bd. 220 S. 72 im Glasgow Medical Journal Salicylsäure als vorbeugendes und verhütendes Mittel. Er theilte dieses einem Schiffscapitän mit, welcher nach Brasilien segelte und 3 Wochen lang im Hafen von Rio de Janeiro blieb. Dort herrschte gerade das gelbe Fieber, so daſs unter den auf der Rhede liegenden 150 Schiffen es keines gab, das nicht fast täglich 2 bis 4 von der tödtlichen Krankheit Ergriffene hatte. Der Capitän gab jedem seiner Mannschaft täglich 0g,324 Salicylsäure in der gewöhnlichen Menge citronensaurer Limonade und erlangte hierdurch die besten Resultate. Ein anderes Schiff, welches White's Vorschriften befolgte, konnte in der Zeit, als eine Epidemie des gelben Fiebers herrschte, 7 Wochen lang einem ganz mit Kranken belegten Hospital gegenüber verweilen, ohne daſs ein einziger seiner Matrosen von der Krankheit ergriffen wurde. Diese kleinen Gaben von 0,19 bis 0g,65 Salicylsäure werden gern genommen, da sie den Geschmack der Limonade nicht ändern. Zur Kenntniſs des Aconitins. In Winschoten wurde dadurch eine tödtliche Vergiftung mit Aconitin veranlaſst, daſs der Apotheker statt des vom Arzt gemeinten salpetersauren Aconitins von Friedländer in Berlin das von Petit verabreicht hatte. Nach den Versuchen von P. C. Plugge (Archiv der Pharmacie, 1882 Bd. 220 S. 33) wirkt nun das salpetersaure Aconitin von Petit 8 mal so stark giftig als das von Merck und 170mal so stark als das von Friedländer, so daſs keineswegs alles, was unter dem Namen deutsches Aconitin im Handel vorkommt, auf eine Linie gestellt werden darf. Das Aconitin von Petit und das von Merck sind heftige Herzgifte, bei dem von Friedländer treten mehr die Lähmungserscheinungen hervor. Durch die Untersuchungen von Wright und Luff hat sich erwiesen, daſs in den Knollen des Aconitum Napellus auſser Aconitin (C33H43NO12) noch zwei andere Stoffe enthalten sind, das unwirksame bittere Picraconitin (C31H45NO10) und ein dritter noch nicht näher untersuchter Stoff. In Folge der mehr oder weniger sorgfältigen Bereitung, des verschiedenartigen Wachsbodens der Knollen u.s.w. können also die im Handel unter demselben Namen vorkommenden Präparate Mischungen sein, welche des giftigen Aconitins mehr oder weniger enthalten.