Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 245, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 229
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Tauereibetrieb in Europa und Nordamerika. Der gegenwärtige Umfang des Tauereibetriebes auf den wichtigsten europäischen bezieh. nordamerikanischen Wasserstraſsen ergibt sich aus nachstehender vom Centralverein für Hebung der deutschen Fluß- und Kanalschifffahrt veröffentlichten Uebersicht, aus deren wenn auch nur beiläufigen Angaben sich ein annähernd zutreffendes Bild über die gegenwärtige Ausdehnung der Ketten- und Seilschifffahrt gewinnen und folgern läſst, daſs beide Systeme trotz mannigfacher Mängel sich betriebsfähig erwiesen haben. Betrieb der Kettenschifffahrt. In Deutschland: Kettenlänge     Auf der Elbe, von der böhmischen Grenze bis Magdeburg     331km   „ Magdeburg bis Hamburg 298 Saale von Barby bis Kalbe   22 Brahe von der Brahemündung bis Bromberg   13 dem Neckar von Mannheim bis Heilbronn 113 In Oesterreich:     Auf der Elbe von Aussig bis zur böhmischen Grenze   39 Donau von Preſsburg bis Wien   80 Wien bis Stein   80 In Frankreich: Kettenlänge     Auf der Seine von Montereau bis Paris 105 Paris bis Conflans   72 Conflans bis Rouen 171 Yone von Laroche bis Montereau   93 In Ruſsland:     Auf der Wolga von Rybinsk bis Twer 375 Schecksna von der Wolga bis St. Petersburg 167 Betrieb der Seilschifffahrt. In Deutschland:     Auf dem Rheine von Bingen bis Obercassel 120 In Oesterreich:     Auf dem Donaukanale von Nuſsdorf bis Ebersdorf        17,55 In Nordamerika:     Auf dem Eriekanale von Buffalo bis Lockport und bis Rochester 593 Wegen starker Versandung ist die frühere Kettenschifffahrt auf der Strecke Rouen bis Havre, sowie wegen zu geringen Gefälles in einer Länge von 278km auf der Schecksna eingestellt worden. Bei der Seilschifffahrt dagegen war auf verschiedenen Strecken der Betrieb nur von geringer Dauer; auch wurde auf einzelnen das Seil wieder beseitigt, während es auf anderen noch unbenutzt liegt oder zur Kettenschifffahrt eingerichtet wurde. Von diesen auſser Betrieb gesetzten Theilstrecken mögen hier nur besonders hervorgehoben werden: Die Linien von Obercassel nach Köln, Köln-Emmerich, Ruhrort-Emmerich, Emmerich-Rotterdam, Cüstrin-Güstebiese, Spandau-Deetz, Preſsburg-Gonyo und Lüttich-Namur. Druckregulir- und Absperrventil mit Plattenfedern. Textabbildung Bd. 245, S. 230 Wilh. Ritter in Kalk (*D. R. P. Kl. 47 Nr. 17084 vom 25. Mai 1881) benutzt bei seinem Druckregulir- und Abschluſsventil die Elasticität gerollter Platten c zur Belastung des Ventiles a. Die Ventilspindel läſst sich durch eine Schraubenmutter verkürzen und verlängern; hierdurch und durch Auflegen von Gewichten auf den Teller d kann man den auf das Ventil geübten Druck, welcher der Druckdifferenz der beiderseits befindlichen Flüssigkeiten das Gleichgewicht hält, nach Bedarf verkleinern und vergröſsern. Neuerung an horizontalen Mutterpressen. Zur Bewegung des hinteren Mutterdornes behufs Zusammendrückung des Lochbutzens dient gewöhnlich ein Zahnrad, welches von derselben Welle bewegt wird, die auch das groſse Zahnrad zum Betrieb der Hauptwelle bethätigt. Bei dieser Anordnung ist ein Zahnbruch bei plötzlich auftretenden Stöſsen leicht möglich. Denselben zu vermeiden, wird von C. W. Hasenclever Söhne in Düsseldorf (*D. R. P. Kl. 49 Nr. 18403 vom 21. Oktober 1881) vorgeschlagen, den hinteren Mutterdorn an den einen Arm eines doppelarmigen Hebels anzuschlieſsen, dessen anderer Arm durch eine in Führungen gelagerte Stange von einem auf die Hauptwelle aufgekeilten Daumenrade vorgedrückt wird, während zur Rückbewegung Spiralfedern dienen. Mg. Elektricität in der Porzellanfabrikation. Die Schwierigkeit, die Porzellanerde von beigemengten Eisentheilchen zu befreien, wodurch es allein möglich ist, ein ganz weiſses, reines, fleckenloses Porzellan zu erhalten, haben – wie im Engineering, 1881 Bd. 32 S. 536 mitgetheilt wird – Pilliduyt und Söhne in Mehun-sur-Yèvre und Creil auf magnetischem Wege überwunden. Sie führen nämlich die sehr dünnflüssige Masse an den Polen zweier kräftiger Magnete vorbei, welche die Eisentheilchen anziehen. Es sind zu diesem Zwecke zwei kräftige Elektromagnete einander gegenüber angebracht und zwischen beiden befindet sich eine Art Trog oder trichterförmige Röhre mit einem Abzugsloch im tiefsten Punkte. Die flüssige Masse strömt an den Seiten des Troges entlang und ist dabei der Einwirkung der Magnete ausgesetzt, welche jedes Eisentheilchen anziehen. 2 mal des Tages wird der Trog von dem angesetzten Material gesäubert und kann auf diese Weise etwa 0t,5 Masse gereinigt werden. Die von den Magneten entfernten Theile bestehen hauptsächlich in Eisensilicaten und Spuren von Kohlen. Van Rysselberghe's Doppeltelegraphie mit Telephon und Morse. In der Lumière électrique, 1882 Bd. 6 S. 499 wird über neue Erfolge im Sprechen auf große Entfernungen (jetzt Paris-Brüssel) berichtet, welche Van Rysselberghe mit einem Telephon von neuer Einrichtung erzielt hat. Zugleich hat sich der Genannte bemüht, die Induktion auf einem neuen Wege zu bekämpfen, anscheinend nicht in dem Drahte, worin sie sich störend geltend macht, sondern in jenen Drähten, von denen sie ausgeht; auch diese Bemühungen haben die Versuche bereits als erfolgreich erkennen lassen. Endlich hat Van Rysselberghe mit dem verbesserten Telephon bei beseitigter Induktion die Doppeltelegraphie mit Telephon und Morse ermöglicht, indem am 16. Mai zu gleicher Zeit zwei Telegramme von Brüssel nach Paris gegeben wurden, das eine mittels des Telephons, das andere auf dem Morse. Die Beförderung beider fand früh 10 Minuten nach 8 Uhr statt, als das Arbeiten schon begonnen hatte und die Induktion bereits sehr kräftig war. In Bezug auf den letzten Punkt sei daran erinnert, daſs Versuche zur gleichzeitigen Benutzung des Morse und des Telephons in derselben Leitung schon vor langer Zeit angestellt worden sind. Was zunächst die Doppeltelegraphie mit dem Bell'schen Telephon und Morse betrifft, so ist mit derselben bereits am 17. December 1877 in Dresden ein Versuch auf einer Telegraphenleitung gemacht worden und, wenn dieser Versuch aus äuſseren Gründen nicht zur vollen Durchführung kam, so haben doch kurze Zeit später im Versuchszimmer angestellte weitere Proben die Durchführbarkeit dieser Art der Doppeltelegraphie auſser allen Zweifel gesetzt (vgl. 1879 231 143). Auch sind von der Reichstelegraphen-Verwaltung Anfang 1879 ausgedehnte Versuche mit dieser Art Doppeltelegraphie gemacht worden; desgleichen im J. 1881 auf den Leitungen der Buschtehrader Eisenbahn in einer 126km,4 langen Linie, in welche auſser den Telephonen noch 24 Telegraphenstationen eingeschaltet waren. Die Elektrotechnische Zeitschrift, 1882 S. 245 weist ferner noch auf die Versuche hin, welche E. Gray in den J. 1875 bis 1877 mit seinem ursprünglich zur telegraphischen Beförderung musikalischer Töne bestimmten Telephon oder elektroharmonischen Telegraph in seiner Einrichtung zur Wiedergabe von Morseschrift in einer gleichzeitig mit einem gewöhnlichen Morse-Telegraphen besetzten Leitung gemacht hat, und darauf, daſs der Gedanke, Ströme verschiedener Art oder verschiedenen Ursprunges für die Zwecke der gleichzeitigen Doppeltelepraphie zu verwerthen, in noch frühere Zeit zurückreicht (E. Highton 1850, W. Siemens 1856, Schefczik 1856, Varley 1870, E. Wenkebach 1873). Aufbewahrung von Kautschukgegenständen. E. Johanson bringt Kautschukgegenstände in luftdicht verschlossene Flaschen und legt dazu ein mit Ammoniakflüssigkeit gefülltes Glasrohr, dessen oberes Ende zu einer feinen Spitze ausgezogen ist. (Pharmaceutische Zeitschrift für Rußland, 1882 S. 328. Vgl. Mareck 1881 239 325.) Ueber Selen haltige Säuren. Nach P. Kienlen sammelt sich das Selen, welches beim Rösten der Pyrite als Selenigsäure entweicht, in der Säure des Gloverthurmes, welche nicht selten davon blutroth gefärbt ist und im Liter selbst 34mg Selen enthält. Wird diese Säure zur Herstellung von Salzsäure verwendet, so geht das Selen mit den ersten Salzsäuredämpfen über, bleibt in der Salzsäure theils gelöst, theils sammelt es sich mit theerigen Stoffen aus den Dichtungen der Apparate gemischt als Schlamm an, welcher 40 bis 45 Proc. Selen enthält. Zur Gewinnung dieses Selens wird der Schlamm in Wasser vertheilt und so lange Chlor eingeleitet, bis die rothe Farbe verschwunden ist. Die Lösung wird mit Salzsäure gekocht und das Selen durch Zusatz von Natriumdisulfit gefällt. (Bulletin de la Société chimique, 1882 Bd. 37 S. 440.) Der Siedepunkt des Zinkes. J. Violle hat den Siedepunkt des Zinkes neu bestimmt und zu 930° gefunden. (Comptes rendus, 1882 Bd. 94 S. 720.) Atomgewicht des Kohlenstoffes. H. E. Roscoe hat durch Verbrennen von Diamanten das Atomgewicht des Kohlenstoffes zu 11,97 gefunden, wenn Wasserstoff = 1, zu 12,002, wenn Sauerstoff = 16 gesetzt wird. (Comptes rendus, 1882 Bd. 94 S. 1180.) Zur Kenntniſs der Brauereiwässer. Das zur Erzeugung des Pilsener Bieres verwendete Quellwasser des bürgerlichen Brauhauses in Pilsen enthält nach F. Stolba (Listy Chemické, 1882 Bd. 6 S. 136) im Liter: Magnesiumcarbonat 48,89 mg Calciumcarbonat 56,67 Eisencarbonat 1,67 Calciumsulfat 23,53 Kaliumsulfat 8,17 Natriumsulfat 6,25 Chlornatrium 12,55 Calciumnitrat 1,29 Calciumphosphat 1,55 Kieselsäure 15,60 Organische Substanz 6,43 –––––––––– 182,60 mg. Ueber den Kohlensäuregehalt der atmosphärischen Luft. Dumas behauptet, daſs der Kohlensäuregehalt der Atmosphäre wesentlich aus dem Boden vulkanischer Gegenden stamme, gegen welche die durch physiologische Prozesse gebildete Kohlensäuremenge verschwindend klein sei. Andererseits würden bedeutende Kohlensäuremengen durch Ablagerung von kohlensaurem Kalk in den Weltmeeren der Atmosphäre entzogen. (Comptes rendus, 1882 Bd. 94 S. 589.) Rißler (Daselbst S. 1390) fand bei Nyon in der Schweiz, 420m über dem Meeresspiegel, im Mittel eines Jahres 3,035 Th. Kohlensäure in 10000 Luft und zwar schwankte der Kohlensäuregehalt nur zwischen 2,530 und 3,492 Th. Herstellung von Untersalpetrigsäure. Nach W. Zorn löst man 10 Th. Eisenvitriol in Wasser, versetzt bis zur neutralen Reaction mit dünner Kalkmilch und fügt zu dem erhaltenen Brei von Eisenoxydulhydrat und Gyps 1 Th. Natriumnitrit worauf man das Gemisch unter Kühlung der Ruhe überläſst. Die abgepreſste und filtrirte Lösung wird dann mit Essigsäure vorsichtig neutralisirt und mit salpetersaurem Silber versetzt, worauf sofort reines Nitrosylsilber ausfällt. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 1258.)