Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 245, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 394
Download: XML
[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Eisenbahnwagen-Bremse ohne Benutzung der Radreifen. Der anerkannt schädliche Einfluſs, welchen das Bremsen der Radreifen auf den Erhaltungszustand und die Dienstdauer ausübt, veranlaſsten J. J. Heilmann in Mülhausen der Société industrielle de Mulhouse eine prinzipielle Aenderung des bisherigen Bremsensystemes vorzuschlagen, bei welcher die Radreifen und Lagerhälse weitaus mehr geschont werden. Es wird zu diesem Behufe beiderseits zwischen den Rädern je eine Reibungsscheibe auf die Achse aufgepreſst, zwischen denen zwei Muffe angeordnet sind, welche mit ihren Stirnflächen durch eine beliebige Hebelconstruction an die Reibungsscheiben angepreſst werden. Diese Muffe sind in unserer Quelle (Revue industrielle, 1882 * S. 273) als geschlossene Cylinder gezeichnet, können aber selbstverständlich ebenso gut zweitheilig hergestellt werden, um ohne Abpressen der Räder und Reibungsscheiben abgenommen und ausgewechselt werden zu können. Sie sind mittels seitlicher Nasen in Querverbindungen der Lagerführungen gehalten und müssen daher, da sie mit dem Gestell über der Achse auf- und abwärts federn, innen entsprechenden Spielraum gewähren. Der zum Anpressen der beiden Muffe an die Reibungsscheiben ausgeübte Druck hebt sich im Achsen Schaft vollständig auf, so daſs weder in den Lagerführungen, noch in den Lagerhälsen durch das Bremsen irgend eine vermehrte Beanspruchung eintritt. Zur Ausübung des Bremsdruckes eignet sich am besten ein Kniehebelsystem, welches sowohl von der Bremsspindel, als auch von dem Cylinder einer continuirlichen Bremse in einfachster Weise bethätigt werden kann. M-M. Herstellung von Metalllegirungen. Zur Herstellung Phosphor und Eisen enthaltenden Legirungen wird nach G. A. Dick in London (D. R. P. Kl. 40 Nr. 18603 vom 9. December 1881) das Eisen den Kupferzinn- oder Kupferzinklegirungen nur als 5 bis 50procentiges Phosphoreisen zugesetzt. Man schmilzt z.B. 1 Th. Eisen mit 1 bis 2 Th. Phosphorkupfer oder Phosphorzinn, oder 3 bis 20 Proc. Eisen enthaltenes Zink mit Phosphorkupfer oder Phosphorzinn zusammen und setzt diese Legirung zu 2 Th. Zink enthaltendes Kupfer. Der Eisengehalt der fertigen Legirung soll höchstens 10 Proc., der Phosphorgehalt nicht mehr als 3 Proc. betragen. Zur Herstellung von Lagermetallen werden obige Legirungen mit 2 bis 10 Proc. Blei zusammengeschmolzen (vgl. 1882 244 211). H. Vivian in Swansea (Englisches Patent Nr. 3308 vom 28. Juli 1881) empfiehlt als Bronzemischung 93,81 Th. Kupfer, 5,95 Th. Zinn und 0,24 Th. Antimon. Zur Herstellung von Lagermetall sollen 83 Th. Kupfer, 15,5 Th. Zinn und 1,5 Th. Antimon verwendet werden. Herstellung eines widerstandsfähigen Grundes für Glasverzierungen. Nach G. Rupprecht in Nürnberg (D. R. P. Kl. 32 Nr. 18306 vom 26. August 1881) macht man von der in Federmanier auf dem Stein ausgeführten Zeichnung auf Abzugspapier einen Druck mit einer Farbe aus Steindruckfirniſs, Kienruſs, flüssigem Kautschuk und etwas Trockenstoff, trocknet und reibt mit Federweiſs ein. Dann macht man von der Zeichnung mittels Punktur einen zweiten Abdruck auf dasselbe Abzugspapier mit einer zweiten Farbe aus Firniſs, Asphalt, Chromgelb und Wachs. Die Zeichnung wird nun von dem Abzugpapier, wenn der Druck noch frisch ist, auf das Glas abgezogen, der Abzug mit Wasser gewaschen und dann mit Federweiſs eingerieben, worauf er einem feinen Sandstrahl ausgesetzt wird. Für tiefere Gravirung, besonders für Ueberfangglas, wird die Glasplatte zunächst mit Spirituslack überzogen; dann macht man einen Abzug von einem Druck, den man auf Abzugspapier wie oben mit der ersten Farbe und ein oder mehreren Aufdrücken mit der zweiten Farbe erhalten hat, und bringt die Glasplatte einen Augenblick in Spiritus, wobei die nicht bedruckte Firniſsschicht gelöst wird. Der so hergestellte Deckgrund eignet sich auch für Aetzungen mit Fluſssäure. Anwendung von Chlorstrontium zur Scheidung und Reinigung der Zuckersäfte. Nach G. Kottmann in Berlin (D. R. P. Kl. 89 Nr. 18778 vom 29. November 1881) wird zu dem Diffusions- oder Preſssaft zunächst so viel Chlorcalcium gesetzt, daſs die unlösliche Kalksalze bildenden Säuren niedergeschlagen werden. Darauf wird der Saft mit Kalk behandelt, saturirt und filtrirt. Der von den Schlammpressen kommende Saft wird mit der genügenden Menge Chlorstrontium versetzt, wodurch unter Bildung von Chloralkalien alle diejenigen Säuren abgeschieden werden, welche wohl mit Strontium, nicht aber mit Calcium unlösliche Verbindung bilden. Nach der Trennung vom Niederschlag gelangt der Saft wie üblich zu weiterer Verarbeitung. Nach einem ferneren Vorschlage wird zunächst mit Chlorcalcium und nach der Beseitigung des Kalkniederschlages mit Chlorstrontium geschieden, worauf nach abermaliger Filtration zuletzt die Behandlung mit Kalk und Saturation erfolgt. Diese Reihenfolge soll den Vortheil haben, daſs vor der Anwendung des Kalkes nicht allein durch Chlorcalcium, sondern auch noch durch Chlorstrontium eine Reihe von Substanzen zur Abscheidung gelangen, auf welche der Kalk in Bezug auf Güte des Saftes von ungünstigem Einfluſs ist. Das Chlorstrontium vermag ferner in Syrupen, welche bei der Verarbeitung von mit Kalk geschiedenen Säften gewonnen werden, noch eine groſse Menge von Säuren aus ihrer Verbindung mit Alkalien niederzuschlagen und deshalb eine Verbesserung der genannten Fabrikationsprodukte herbeizuführen. Verfahren zur Gehaltsbestimmung von Chinarinden. J. Biel hat das von Prollius (vgl. Wagner's Jahresbericht, 1881 S. 454) vorgeschlagene Verfahren zur Gehaltsbestimmung von Chinarinden geprüft und gefunden, daſs dasselbe nur dann genaue Resultate ergibt, wenn es in folgender Weise abgeändert wird. Hiernach werden 20g der gepulverten Rinde mit einem Gemisch von 176g Aether, 16g Weingeist und 8g Ammoniakflüssigkeit 4 Stunden unter Umschütteln ausgezogen, die Lösung wird schnell durch ein mit einer Glasscheibe bedecktes Faltenfilter filtrirt und, wenn nöthig, durch 20g fein gepulvertes Kalkhydrat die Lösung entfärbt. 100g der Lösung werden im Becherglase im Wasserbade zur Trockne verdunstet, mit heiſsem Wasser und einigen Tropfen verdünnter Schwefelsäure aufgelöst, erkalten lassen und filtrirt. Nach genügendem Auswaschen des Filters werden die Flüssigkeiten (etwa 40cc) in einem engen Stöpselglase vereinigt, mit Ammoniak übersättigt und 4mal mit je 20cc Chloroform gründlich durchgeschüttelt. Das Chloroform wird im Scheidetrichter von der mitgerissenen wässerigen Lösung abstehen lassen, im gewogenen Becherglase verdunstet, der Rückstand bei 110° getrocknet und gewogen. Das mit 10 multiplicirte Gewicht ergibt den Procentgehalt der Rinde an Alkaloiden. Bei genaueren Bestimmungen werden die erhaltenen Alkaloide in verdünnter Essigsäure gelöst, durch ein gewogenes Filter filtrirt, das ausgeschiedene Harz bei 110° getrocknet und in Abzug gebracht. (Archiv der Pharmacie. 1882 Bd. 220 S. 350.) Ueber die Kolanuſs. Die Kolanuſs von Sterculia accuminata ist nach F. Schlagdenhauffen (Comptes rendus, 1882 Bd. 94 S. 802) weit verbreitet in Centralafrika, namentlich Guinea, Iberia, Sierra Leone, Gabon und an der ganzen Westküste von Afrika. Die Cotyledonen dieser Nuſs haben folgende Zusammensetzung: CaffeïnTheobrominTanninFett    2,348   0,023   0,027   0,585 LöslichinChloroform. TanninKolarothGlycoseSalze    1,591   1,290   2,875   0,070 LöslichinAlkohol. Stärke 33,754 Gummi    3,040 Farbstoff    2,561 Proteïnstoffe    6,761 Asche    3,325 Wasser 11,919 Cellulose 29,831 –––––– 100,000. Die Kolanuſs ist somit reicher an Caffeïn als die geschätztesten Kaffeesorten und zwar ist das Caffeïn frei, nicht an organische Säure gebunden wie im Kaffee.