Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 246, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 153
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Laubsägen aus façonnirtem Stahldraht. Die bisher in den Handel gebrachten Laubsägen waren durchschnittlich von keiner guten Beschaffenheit, da ihre Herstellung aus Bruchfedern oder gewalztem Stahlblech keine durchgehend gleiche Beschaffenheit ermöglichte. Im Gegensatz hierzu stellen nun J. N. Eberle und Comp. in Augsburg (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 18812 vom 15. November 1881) die Laubsägen aus Stahldraht her, welchem durch Walzen oder Ziehen durch passende Zieheisen eine besondere Querschnittsform gegeben wird. Dieser Querschnitt nähert sich der quadratischen oder der Rechteckform und charakterisirt sich dadurch, daſs die Säge nach dem Rücken zu verjüngt und dieser selbst sanft abgerundet ist. Eine derartige Säge mit einem durch Ziehen durch ein Zieheisen abgerundeten Rücken verläuft sich nie, wie dies bei bisher bekanntem Fabrikat so leicht vorkommt. Die durch das Ziehen hervorgebrachten, wenn auch nur unter dem Mikroskop sichtbaren Längsfurchen sind für die Arbeit nicht störend, wie es die beim Walzen o. dgl. auftretenden Querfurchen auf dem Rücken stets sind, weil jene mit der Bewegungsrichtung der Säge parallel liegen. Nachdem der so auf seinen richtigen Querschnitt gebrachte Stahldraht geglüht, gehärtet und angelassen worden, wird demselben auf Polirscheiben Hochglanz und sodann mittels zweiten Anlassens die gewünschte Anlauffarbe (gelb, roth oder blau) gegeben. Hierauf erfolgt die Zahnung der Säge, welche durch eine selbstthätig arbeitende Maschine vorgenommen wird. Röhr's Walzwerk mit veränderlichem Abstand der Walzen während des Durchganges des Walzgutes. Um einem Werkstück beim Durchgange zwischen zwei Walzen verschiedene Dicken geben zu können, schlägt L. Röhr in Hohenlimburg, Westfalen (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 18754 vom 20. December 1881) vor, den gegenseitigen Abstand der beiden Walzen durch eine dritte Walze zu verändern, welche über der oberen Arbeitswalze angeordnet ist. Diese dritte Walze besitzt einen excentrischen oder façonnirten Querschnitt und läuft in festen Lagern mit den Arbeitswalzen um, deren obere in beweglichen oder halb offenen Lagern liegt. Je nach der Form der dritten Walze wird nun, vorausgesetzt, daſs ein Werkstück zwischen den Walzen eingeführt ist, die obere Arbeitswalze gehoben oder gesenkt werden, je nachdem die vom Mittelpunkt näher oder entfernter liegenden Punkte des Umfanges der façonnirten Walze mit dem Umfange der darunter liegenden in Berührung kommen. R. H. Thompson's Herstellung von Packpapier. Das Papier, welches Rob. H. Thompson in Brooklyn (Nordamerikanisches Patent Nr. 252547, vgl. Papierzeitung, 1882 S. 760) zum Verpacken von leicht zerbrechlichen Gegenständen vorschlägt, besteht aus einer Lage glatten starken Papieres, auf welchem sich eine zweite Lage von gefaltetem Papier aufgeklebt befindet. Die Falten werden mit jeder Wellenspitze angeklebt, so daſs bei einigem Druck sich die Welle nicht zusammenlegen läſst, sondern wie ein kleines Gewölbe Widerstand leistet. Hierbei kommt noch die Elasticität des Papieres zur Geltung, welche einem Flachdrücken entgegenwirkt, so daſs dieses Material bei geringem Aufwand an Papier und groſser Leichtigkeit unter Umständen mehr am Platze sein kann als die üblichen Papierschnitzel. Textabbildung Bd. 246, S. 153 Die Herstellung des Packpapieres ist eine höchst einfache. Von der Rolle G ziehen zwei Walzen F das glatte Papier ab. Dasselbe gelangt über die Walzen D, welche von der im Troge befindlichen Bürste mit Klebstoff versehen werden und ihn unter dem Druck der Rolle E ans Papier abgeben. Ueber eine Leitrolle gelangt das Papier zur Walze C, wo eine Bürste den Klebstoff gleichmäſsig vertheilt und das gefaltete Papier auf das glatte gelangt. Die beiden geriffelten Walzen A und B bewirken das Falten. Die eigene Schwere des Papieres genügt, daſs die Falten sich mit ihrer unteren Seite auf das glatte Papier legen und in ihrer ganzen Länge festkleben. Auf dem Wege bis nach I wird die vereinte Papierbahn getrocknet und bei H zu einer Rolle gewickelt. Anwendung von Papier für eisernen Oberbau bei Eisenbahnen. Nach einem Vortrag von F. W. Webb (Engineering, 1882 Bd. 33 S. 156) hat die London and North-Western Railway in der letzten Zeit die Einführung eiserner Schwellen versucht. Die Schienenstühle waren von Stahl. Durch die mit dem Betrieb nothwendig verbundene Erschütterung und Reibung nutzten sich die gegen einander stoſsenden harten Metallflächen dermaſsen ab, daſs die ganze Einrichtung der Eisenschwellen als verfehlt galt und wieder aufgegeben werden sollte. Da kam man auf den Gedanken, zwischen die Schiene und den Stuhl, sowie zwischen letzteren und die Schwelle, vor der Vernietung ein Futter von Asphaltpapier (bitumenized brown paper) einzufügen. Der Seitenverschluſs wurde in der bei Stuhlschienen allgemein üblichen Weise mit einem hölzernen Keil bewirkt, welcher sich durch Anschwellen derart zwischen der Stuhlflansche und der Schiene festsetzt, daſs beim Betrieb keinerlei Lockerung eintritt und doch eine völlig elastische, hinreichend nachgiebige Lagerung erzielt wird. Ueber den Schwefelgehalt der Kohle. Um über die Schwefel Verbindungen in der Kohle Aufschluſs zu erhalten, hat Th. M. Drown (Journal of the Franklin Institute, 1882 Bd. 113 S. 201) den Schwefelgehalt der Kohle mittels Brom haltiger Salzsäure bestimmt, soweit derselbe als Schwefelmetall zugegen ist, ferner den Schwefel, welcher beim Verbrennen dieses Rückstandes im Sauerstoffstrom entwich und in einer Lösung von übermangansaurem Kalium absorbirt wurde, schlieſslich den in der Asche zurückbleibenden. Von den mitgetheilten Versuchen mögen nur die mit zwei sehr verschiedenen Kohlensorten A und B angegeben werden. Dieselben ergaben: A B Wasser 0,75 3,48 Flüchtige Stoffe 15,35 25,25 Asche freier Kokes   66,10 66,63 Asche 17,80 4,64 ––––– ––––– 100,00 100,00 Die Asche bestand aus: Kieselsäure 47,74 28,89 Thonerde, Eisenoxyd 34,17 65,92 Kalk 7,61 2,49 Magnesia 0,98 0,57 Schwefelsäure 5,30 2,02 ––––– ––––– 95,80   99,89. Die ausgeführten Schwefelbestimmungen in den Kohlen und deren Kokes ergaben folgende Resultate: MittelsBrom Durch Ver-brennen desRückstandesin Sauerst. In derAsche Ge-sammt Durch di-rektes Ver-brennen derKohle in O IndieserAsche Zu-sammen DurchSchmelzenmit Soda u.Salpeter A) Kohle 1,660 0,640 0,040 2,340 1,983 0,203 2,186 1,940      Kokes 1,073 0,747 0,065 1,885 1,287 0,477 1,764 B) Kohle 0,041 0,450 0,031 0,522 0,431 0,058 0,489 0,474      Kokes 0,034 0,406 0,060 0,500 0,429 0,087 0,516 0,495 Es ist demnach oft ein erheblicher Theil des Schwefels in organischer Verbindung zugegen. Brom-Amalgamations-Prozeſs. H. Arnold (Engineering and Mining Journal, 1882 Bd. 33 S. 236) will das an Schwefel, Antimon und Arsen gebundene Silber mit Brom in Bromsilber überführen (vgl. Rud. Wagner 1876 219 544). Zu diesem Zweck wird das in gewohnlicher Weise naſs gepochte Erz in geschlossenen Pfannen mittels Wasserdampf erhitzt und nach dem Zusatz von Brom noch einige Stunden hindurch damit behandelt, worauf das Gemisch zur Amalgamation durch den gewöhnlichen Pfannen- oder Faſsprozeſs geht. In Leadville ausgeführte Versuche ergaben ein Silberausbringen von 82 Proc., während die gewöhnliche Amalgamation nur 46 Proc. Ausbeute gab. Besonders gut soll sich dieses Verfahren für Erze eignen, welche Silber und Gold gleichzeitig enthalten. Bleichen mittels Elektricität. J. J. Dobbie und J. Hutcheson (Chemical News, 1882 Bd. 45 S. 275) haben versucht, Gewebe mittels durch Elektrolyse hergestellten Chlores zu bleichen. Zu diesem Zweck wurden die Stoffe zwischen in Seewasser eingetauchten, aus Kohle hergestellten Walzen hindurch geführt, welche mit den Polen einer galvanischen Säule verbunden waren. Um das hierdurch gebildete Hypochlorid zu zersetzen, würde das Gewebe dann durch verdünnte Säure hindurch geführt und so völlig gebleicht. Ueber weitere Anwendung des Aluminiumpalmitates; von Karl Lieber in Kaiserslautern. Das Aluminiumpalmitat, wenn es mehr Thonerde enthält, als zum neutralen Salze erforderlich, also basisch ist, besitzt die Eigenschaft des neutralen Salzes, ätherische oder fette Oele zu verdicken, in sehr erhöhtem Maſse; so werden beispielsweise 20 Th. Benzin von nur 1 Th. basischen Aluminiumpalmitats noch so verdickt, daſs die Lösung kaum mehr flieſst, und geschieht diese Verdickung in kurzer Zeit ohne Anwendung von Wärme. Auch fettere Oele wie das sogen. Vulkanöl u. dgl. werden mit sehr geringen Mengen von basischem Aluminiumpalmitat in feste Fette verwandelt. In Folge dieser Eigenschaft ist das basische Aluminiumpalmitat neuerdings für die sogen. chemische Wäsche und dann auch für die Schmiermittel-Fabrikation von groſser Bedeutung geworden. Im ersteren Falle erleichtert es die Anwendung des Benzins als Reinigungsmittel, verhindert aber seine schnelle Verflüchtigung und verringert die Feuergefährlichkeit. Im zweiten Falle gibt es ein vorzügliches Mittel ab, um leicht flüssige Schmieröle mit geringen Kosten und ohne jeglichen Nachtheil für ihre schmierenden Eigenschaften in feste Schmierstoffe zu verwandeln. Ueber das Rothwerden des Phenoles. Nach A. Sicha (Chemisches Centralblatt, 1882 S. 486) rührt das so häufig eintretende Rothwerden des Phenoles von einem geringen Kupfergehalte her. Aus Glasretorten destillirtes Phenol hielt sich auch im Sonnenlicht unverändert; es färbte sich aber bald roth, als auch nur Spuren von Kupfer dazu kamen. Darstellung von Bleisuperoxyd. Zu diesem Zweck versetzt man nach A. Fehrmann (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 1882) eine concentrirte, 50 bis 60° warme Lösung von Chlorblei mit einer Chlorkalklösung, bis sich kein Bleisuperoxyd mehr ausscheidet. Der Niederschlag wird abfiltrirt und unter Luftabschluſs gut ausgewaschen. Ueber die Gewinnung von Selen. Nach Billaudot (Chemical News, 1882 Bd. 46 S. 60) wird das 30 Proc. Selen enthaltende Selenbleierz Zorgit von La Plata fein gepulvert mit einem Gemisch aus 5 Th. Salzsäure und 1 Th. Salpetersäure behandelt. Die erhaltene Lösung wird zur Vertreibung der überschüssigen Säure verdunstet, mit Wasser aufgenommen, das ungelöste Chlorblei ausgewaschen, in die namentlich Kupferchlorid und Selenigsäure enthaltende Lösung aber Schwefligsäure eingeleitet. Das abgeschiedene, kastanienbraune Selen wird gewaschen, mit reiner Salzsäure behandelt, um die letzten Reste Blei zu entfernen, wieder mit Wasser gewaschen und dann geschmolzen. Glycerinborsaures Calcium und Natrium. Nach G. Le Bon (Comptes rendus, 1882 Bd. 95 S. 145) schmilzt man unter Umrühren gleiche Theile Glycerin und borsaures Calcium, bis ein herausgenommener Tropfen erstarrt, gieſst die Masse auf eine Metallplatte aus und bewahrt das glasartige, hygroskopische glycerinborsaure Calcium in gut schlieſsenden Gefäſsen. In gleicher Weise erhält man aus 100 Th. Wasser freiem Borax und 150 Th. Glycerin das glycerinborsaure Natrium. Beide sind leicht löslich in Wasser, sollen stark antiseptisch wirken und sich sehr gut zur Aufbewahrung von Nahrungsmitteln eignen. Ueber die Reduction von Eisenoxydlösungen. Nach T. E. Thorpe (Journal of the Chemical Society, 1882 S. 287) ist die Menge des Eisenoxydsalzes, welche in saurer Lösung durch Zink, Magnesium oder Eisen reducirt wird, namentlich von der Temperatur und der Menge freier Säure abhängig. Bei Anwendung von Zink wurden 22 bis 33,8 Procent des entwickelten Wasserstoffes zur Reduction benutzt; mit Magnesium werden nur 7,4 Procent des Wasserstoffes wirksam. Lösungen, welche weniger als 0,5 Proc. Eisen enthalten, werden durch Magnesium nicht reducirt. Die Reduction durch Eisen nimmt mit zunehmender Temperatur ab. Ueber das Arguzoïd. Wie H. Jüptner in der Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins, 1882 S. 161 mittheilt, kommt seit einiger Zeit von England eine zu verschiedenen Kunstgegenständen als Ersatz für Silber verwendete Legirung unter der Bezeichnung Arguzoïd in den Handel. Dasselbe hat das Ansehen von Altsilber (von mit Clorsilber in dünner Schicht überzogenem Silber), soll eine gröſsere Festigkeit und dieselbe Dehnbarkeit wie Messing besitzen und gibt nicht bloſs einen schönen dichten Guſs, sondern gestattet überhaupt eine leichte Verarbeitung. Die Analyse ergab: Zinn 4,035 Blei 3,544 Kupfer 55,780 Nickel 13,406 Zink 23,198 Eisen Spur –––––– 99,963. Ueber den Harzgehalt einiger Holzarten. Um über den Harzgehalt einiger wichtigen nordsteirischen Holzarten Aufschluſs zu erhalten, hat L. Hampel (Mittheilungen des technologischen Museums in Wien) 1882 S. 87) das geraspelte Holz mit 90procentigem Alkohol ausgezogen. Es lösten sich von: Taxus baccata L. 7,514 Proc. Abies excelsa D. C. 2,734 Larix europaea D. C. 1,807 Pinus sylvestris L. 1,744 Acer Pseudoplatanus L. 1,69 Fraxinus excelsior L. 1,47 Fagus sylvatica L. 1,44 Betula alba L. 1,167